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The Diarrhoea Diary


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The House of Seven Corpses


(Beschwörung)
USA 1974 Regie: Paul Harrison

"Es klingt alles so glaubwürdig - so wirklich! Ich hasse es." Meta-Dialogzeile

In einem Haus, deren Besitzer alle auf merkwürdige Art und Weise zu Tode gekommen sind und das jetzt vom Butler Edgar Price (John Carradine) verwaltet wird, dreht eine Filmcrew einen Horrorfilm. Es gibt viel Streit, aber die Arbeit geht ganz gut voran, bis einer auf die Idee kommt, bei einer Beschwörungsszene ein zufällig im Haus gefundenes „Tibetanisches Todesbuch“ (sic!) zu verwenden...

Wie bei Film-im-Film-Geschichten so üblich, kommt dieser Schocker ziemlich tongue-in-cheek daher, kann aber in der deutschen Synchro (den Regisseur spricht Norbert Gastell) ganz gut unterhalten. Zudem gelingen für eine Fernsehproduktion teilweise ein paar ganz gute Bilder. Der gute John Carradine wird mal wieder hauptsächlich finster von unten angeleuchtet, und bei einer viel zu langen und unnötig oft wiederholten Szene, in der er in einem Sessel sitzt, ein Buch liest und ab und zu aus dem Fenster kuckt, mußte ich an ähnliches Material in den Jerry Warren-Filmen denken. Besser als diese ist der hier dann aber doch geraten, ganz am Schluß gelingt sogar noch eine richtig poetische Sequenz.

Eingefügtes Bild

John Carradine Katze Kadaver


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The Wolfman


GB/USA 2010 Regie: Joe Johnston

Lawrence Talbot ist ein gefragter Schauspieler und tingelt gerade als Hamlet durchs Land, als eines morgens der liebe Gott in seiner Garderobe erscheint und ihm den Auftrag erteilt, er müsse das „geheiligte Wurstbrot“ auffinden, das der liebe Gott irgendwann mal in Wuppertal-Elberfeld verloren hatte. Lawrence begibt sich auf den Weg, wird aber von den Einheimischen nicht besonders freundlich empfangen und an einer Fabriktür festgenagelt. Dort lernt er ein bezauberndes Mädchen kennen, die aber mit ihrer lesbischen Partnerin am nächsten Tag nach Ruppichteroth umziehen will...

Die Zusammenfassung war jetzt natürlich Quatsch, aber die Geschichte sollte eh bekannt sein. Das Remake hält sich ziemlich ans Original, fügt aber noch einen nicht sonderlich originellen Subplot mit ein, wahrscheinlich, um das Ganze irgendwie auf 120 Minuten zu bringen. Das mußte wohl so sein, genauso wie der ein oder andere überflüssige Klischee-Schock, aber ansonsten kommt der Film schon erfrischend Old School-mäßig daher mit einer Menge Nebel und Ruinen. Manchmal wird es schon etwas gigantomanisch mit den CGI-Hintergründen, aber auch die sehen meistens gut aus, wie der ganze Film überhaupt sehr ansprechend durchgestylt ist. Gegen die Darsteller gibt es auch nichts einzuwenden, und daß man für die Effekte auf Rick Bakers Handarbeit zurückgriff, ist ebenfalls ein sympathischer Zug. Die Rückblenden sind allerdings ein wenig emotionsüberladen, wie auch Danny Elfmans Score zu oft auf die sentimentale Tube drückt. Auf jeden Fall geht die Universal hier würdevoller mit ihrem eigenen Erbe um als in dem scheußlichen Van Helsing-Kappes. Können gerne so weitermachen, denn das hier lief schon ganz gut rein.

Nebel Werwolf Wuppertal


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Triangle


Australien/GB 2009 Regie: Christopher Smith

Jess ist alleinerziehende Mutter eines behinderten Sohnes und wird von einem Freund zu einem Bootsausflug eingeladen. Irgendetwas scheint mit ihr nicht zu stimmen und so schließt sie sich nicht ganz der jovialen Stimmung der anderen Teilnehmer an. Mit Witzen ist aber eh vorbei, als man auf offener See plötzlich und unerwartet auf eine äußerst düster wirkende Schlechtwetterfront trifft. Schnell durchgeführte Notfallaktionen helfen nicht viel, das Boot kentert und einer der Fahrgäste ward nicht mehr gesehen. Auf dem Rumpf treibend, macht sich unter den Überlebenden langsam Hysterie breit, bis sie auf einen riesigen Dampfer stoßen, der ihren Weg kreuzt...

Ich wußte ja überhaupt nichts über diesen Film und habe ihn mir nur spontan angesehen, weil mein Bruder meinte, der wär gut. Das ist wohl auch die beste Ausgangssituation und deswegen werde ich hier vom Inhalt nicht viel mehr verraten. In der ersten halben Stunde hatte ich nämlich überhaupt keinen Schimmer, wo die Reise hingeht und malte mir schon den ein oder anderen konventionellen Fortgang der Geschichte aus, fand mich dann aber doch sehr überrascht von der Richtung, die der Film einschlägt und auch recht konsequent bis zum Ende durchzieht. Zwischendurch kratzt man sich zwar ein paar Mal an den Kopf, aber ansonsten bekommt man hier eine originelle Variation mehrerer zwar bereits bekannter Ideen, die man aber in diesem Zusammenhang nicht unbedingt erwartet hätte. Durchaus sehenswert.

Schiff Spiegel


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The Human Centipede (First Sequence)


Niederlande 2009 Regie: Tom Six

"Für Kaffee habe ich keine Zeit."

Zwei amerikanische Touristinnen auf Eurotrip verfahren sich auf dem Weg in die Disko in einem deutschen Wald, zu allem Überfluß platzt auch noch ein Autoreifen. Wie das so ist, gibt es auch keinen Handyempfang und nach einer unerfreulichen Begegnung mit einem sabbernden Kölner machen sich die Mädchen auf den Weg durch den Wald. Zum Glück finden sie auch bald ein Haus, dumm nur, daß dort Dr. Heiter wohnt, der sich vorgenommen hat, einen „menschlichen Hundertfüßer“ zu erschaffen, indem er mehrere Personen an Mund und Anus zusammennäht...

Ich war ein wenig erstaunt, daß der Film trotz seiner, äh, außergewöhnlichen Grundidee relativ ruhig und zurückhaltend daherkommt. Das ist zwar einerseits zu begrüßen, führt aber auch dazu, daß der groteske Grand Guignol-Charakter des Ganzen ab und zu ins Leere läuft. Nichtsdestotrotz gibt es hier einige tolle Ideen (der Grabstein im Garten!) und vor allem Dieter Laser als Mad Scientist ist streckenweise richtig verstörend. Alles in allem bleibt der Film ein wenig unausgegoren, ist aber eigenwillig genug, um aus dem Durchschnittssumpf der Folterfilmchen der letzten Zeit herauszustechen.

Anus Köln Kadaver Frankenstein Grand Guignol


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Verwehte Spuren


Deutschland 1938 Regie: Veit Harlan

Zusammen mit ihrer Mutter besucht die junge Engländerin Séraphine die Pariser Weltausstellung 1867. Wegen des großen Andrangs müssen sie in verschiedenen Hotels übernachten. Als die junge Frau am nächsten Morgen ihre Mutter aufsucht, ist sie verschwunden – mehr noch, sämtliche Personen, die sie am Vortag getroffen hatte, beteuern, daß sie nie dagewesen wäre...

Meines Wissens die erste Verfilmung einer bekannten Wandersage, im selben Jahr variierte ein gewisser Herr Hitchcock das Thema bereits ein wenig in The Lady Vanishes. Erstaunlich an dieser Version ist, daß schon bald klar wird, daß vor der jungen Frau von hoher offizieller Stelle etwas geheimgehalten wird, wenn auch erst am Ende herauskommt, was. Aber der Film scheint in erster Linie auch nicht unbedingt auf Spannung ausgelegt zu sein, sondern eher darauf, Kristina Söderbaum möglichst oft zum Heulen zu bringen. Da konnte die später entstandene Version So Long at the Fair wesentlich mehr mitreißen. Aber die Simmons ist auch eher mein Typ als die Söderbaum. Den Eiffelturm gibt es hier übrigens nicht zu sehen, dafür aber putzige Studiobauten und bei der Parade zu Beginn erstaunlich viele nackte Brüste.

Brüste Wandersage Paranoia


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El esqueleto de la señora Morales


(The Skeleton of Mrs. Morales)
Mexiko 1960 Regie: Rogelio A. González

Der freundliche Taxidermist Dr. Morales hat es nicht leicht: Seine extrem gläubige Ehefrau Gloria will ihm nämlich alles verbieten, was Spaß macht: Bier, Sex und Steaks. Zudem verbreitet sie in der Nachbarschaft Gerüchte, er sei ständig besoffen, würde sie schlagen und mit dem Dienstmädchen betrügen. Als sie seinen Vorschlag der Scheidung auf eine Art und Weise dreht, die ihn wie ein Monstrum und sie wie eine Heilige aussehen läßt, ist selbst für den ausgeglichenen Ausstopfer das Maß langsam voll...

Hatte ich zunächst aufgrund des Regisseurs, der auch El Nave de los Monstruos und Dr. Satán y la magia negra drehte, einen Gothic Horror-Film der veritablen mexikanischen Schule erwartet, erwies sich der Film dann eher als Kriminalkomödie, die mich teilweise an Ensayo de un crimen von Buñuel erinnerte. Auch nicht schlecht! Vor allem sind die Komödienelemente auch heute noch wirklich witzig, und die Figuren hervorragend ausgearbeitet. Leider die einzige mir bekannte Verfilmung eines Stoffes von Arthur Machen, dabei hätte z.B. „The Novel of the White Powder“ so einiges an Potenzial.

Skelett Pfaffe Bier Literaturverfilmung


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Im Schloß der blutigen Begierde


(Castle of the Creeping Flesh)
Deutschland 1968, Regie: Adrian Hoven

Dekadent vergnügt sich der junge Landadel mit Sex und Saufen. Der junge Baron findet vor allem Gefallen an dem, was er nicht direkt haben kann, und so vergewaltigt er die Schwester eines Freundes. Diese reitet danach in den Wald. Als die Gesellschaft ihr Verschwinden bemerkt, setzt man ihr nach, und findet sie schließlich im Schloß eines in der Nähe in aller Abgeschiedenheit lebenden Grafen. Dessen Tochter ist vor einigen Tagen vergewaltigt und ermordet worden und es scheint so, als ob ein Fluch auf dessen Haus liegt, ist einem Vorfahren von ihm doch einst genau das gleiche widerfahren...

Mit dem Gothic Horror im Nachkriegsdeutschland bekam man das scheinbar nie so ganz hin, Die Schlangengrube und das Pendel bemühte sich zwar, eine angemessene Atmosphäre zu schaffen, aber so ganz funktionieren wollte es nicht. Die Macher dieses Films hatten das wohl auch weniger im Sinn, sondern wollten dem Zuschauer wohl eher die Brust geben. Das Resultat ist von vorne bis hinten ziemlich zerfahren, aber aufgrund seiner Wunderlichkeit auch wieder interessant. Das Kernstück des Film macht eine Parallelmontage aus, in der wir ca. eine halbe Stunde lang abwechselnd folgendes zu sehen bekommen:
- Janine Reynaud, zunächst masturbierend, später kopulierend im Bett
- Eine Rückblende von der Vergewaltigung der Tochter des Ahnen
- Authentisches Footage einer offenen Herzoperation
Meine Lieblingsszene bleibt aber der äußerst kurze Auftritt eines Bären, der dem Baron die Fresse zerkratzt. Zudem sind mit Michel Lemoine und Howard Vernon zwei Meister des eindringlichen Blicks vertreten, die diesen auch konsequent einsetzen. Nun, wenn ich es mir recht überlege, ist das eigentlich schon ein ziemlicher Superfilm.

Howard Vernon Bärenkostüm Brüste


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Den enfaldige mördaren


(The Simple-Minded Murderer)
Schweden 1982, Regie: Hans Alfredson

Zusammen mit der gehbehinderten Anna versteckt sich der einfältige Sven in einer Hütte und läßt in einem Brunnen eine blutige Säge verschwinden. Was war geschehen? In Rückblenden erfahren wir mehr aus Svens Leben, wie er nach dem Tod seiner Mutter gezwungen wird, für den lokalen Großgrundbesitzer Höglund zu arbeiten, sein einziger Lohn ist Verpflegung und ein Schlafplatz im Kuhstall. Dort liest er nachts in der Bibel, die er von seiner Schwester, die als Hostess nach Malmö gegangen ist, geschenkt bekommen hat, hauptsächlich in der Apokalypse. Mit dem Arbeitskollegen Bengt hat er immerhin so etwas wie einen Freund, und als er die Familie Andersson und deren Tochter Anna kennenlernt, wird er zum ersten Mal nicht als Idiot verspottet, sondern wie ein richtiger Mensch behandelt. Die Welt dreht sich aber weiter nach dem Willen der Höglunds...

Vor allem das Motiv des zurückgebliebenen Landarbeiters hat mich ja stark an Of Mice and Men erinnert, anders als Lenny ist Sven jedoch mehr auf sich allein gestellt. Etwas störend fand ich, daß der Film teilweise schon ziemlich dick aufträgt – dieser Höglund ist schon ein larger-than-life-Arschloch, der nicht nur Angestellte, Ehefrau und arme Pächter demütigt, sondern auch noch mit den Nazis kollaboriert, während die Familie Andersson so „gut“ ist, daß es auch fast schon weh tut. Aber egal, der Film ist prächtig fotografiert und hat einige äußerst eigenwillige Inszenierungseinfälle. Sehenswert ist er alleine schon wegen der wirklich umwerfenden Performance von Stellan Skarsgård in der Titelrolle.

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Motorrad Nazis Apokalypse


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De helaasheid der dingen


(Die Beschissenheit der Dinge ; The Misfortunates)
Belgien/Niederlande 2009 Regie: Felix Van Groeningen

Gunther Strobbe ist ein erfolgloser Schriftsteller, der sich mit Jobs als Pizzabote oder ähnlichem so gerade über Wasser hält. Als zu allem Überfluß auch noch seine Freundin schwanger wird, denkt er an seine eigene Kindheit zurück, die geprägt war vom Alkoholismus seines Vaters und seiner Onkel, die alle noch oder wieder bei der Mutter wohnten und im Leben kaum Erfolge verpachten können, es sei denn, der lokale Wirt veranstaltet einen Wettbewerb im Dauer-Biertrinken...

Was der Beschreibung nach vielleicht wie ein düsteres Drama klingen mag, ist gleichzeitig auch ein sehr witziger Film. Komische Szenen driften des öfteren ins Tragische ab, oder auch andersherum. Die Strobbes sind schon ein Haufen gewaltbereiter Asis, aber irgendwie auch liebenswert. Das unterscheidet den Film wohl auch vom vergleichbaren Ex Drummer, der kaum Empathie für seine Figuren aufkommen lässt, aber die Asis in der Stadt sind wohl auch schlimmere Asis als die auf dem Land. Zum Ende hin gibt es sogar eine richtig rührende Szene, die keineswegs aufgesetzt erscheint, und der an vergilbte Photographien erinnernde Look der Rückblenden hat auch was.

Bier Flandern Zwerg Literaturverfilmung Roy Orbison


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De laatste dagen van Emma Blank


(The Last Days of Emma Blank)
Niederlande 2009 Regie: Alex van Warmerdam

Emma Blank wacht über ihre Villa in Bloemendaal und tyrannisiert ihre Angestellten nach allen Regeln der Kunst. Doch halt, das sind gar nicht ihre Dienstboten, das ist ihre Familie, die, um einen Teil der Erbschaft der kränkelnden Emma absahnen zu können, die gewünschten Rollen einzunehmen haben. Bruder Theo (Warmerdam selbst in seiner großartig stoischen Art) spielt sogar den Hund und muß zum Kacken in den Wald – wenn ihn denn jemand rausläßt. Die Frage ist, wie lange das alle noch aushalten...

Fein, ein neuer Warmerdam! Auch wenn ich diesen auf Anhieb nicht zu seinen Besten zählen würde, auf einige Sachen kann man sich bei diesem Mann verlassen – man weiß nie, wo die Reise hingeht, ob der groteske makabre Humor nicht doch noch ins Tragische umkippt, und: Einige großartige Scherze, des öfteren jenseits allen guten Geschmacks sind auch immer dabei. So mußte ich auch hier mehrmals laut aufbrüllen. Ansonsten sind auch neben dem Regisseur selbst alle Darsteller tadellos und die Dünenlandschaft Nordhollands wird auch recht schmuck eingefangen. Daß Warmerdam mit seinem eigenwilligen Œuvre voller interessanter Filme international so wenig Anerkennung genießt, ist eigentlich eine Unverschämtheit – seine letzten Filme sind noch nicht mal hier im direkten Nachbarland erschienen.

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Aal Dünen Inzest Kadaver





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