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The Diarrhoea Diary


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Messer im Kopf


Messer im Kopf Deutschland 1978, Regie: Reinhard Hauff

Obwohl sie sich vor einiger Zeit getrennt haben, möchte der Biogenetiker Hoffmann eines Abends seine Frau bei ihrer Arbeit in einem Jugendzentrum abholen. Dort findet aber gerade eine Razzia statt, in deren Verlauf Hoffmann in den Kopf geschossen wird. Im Krankenhaus kann man sein Leben retten, doch sein Gehirn ist schwer beschädigt, er kann sich an wenig erinnern und muß vieles neu erlernen. Derweil versucht die Polizei, ihn als Terroristen zu überführen, während die Gruppe linker Aktivisten um seine Frau ihn zu einem Opfer der Staatsgewalt machen will...

Wie der Protagonist findet sich auch der Zuschauer hier zwischen zwei "Wahrheiten" und wie dieser bleibt er auch über den Abspann heraus im "Dazwischen". Der Film deutet vieles nur an, so scheint Hoffmann zu Beginn eine schockierende wissenschaftliche Entdeckung gemacht zu haben, durch den Kopfschuß ist diese aber wieder verloren gegangen. Auch der genaue Tathergang bei der Razzia läßt sich nicht mehr rekonstruieren, es gibt nur die etwas zweifelhafte offizielle Version der Polizei. Messer im Kopf ist ein äußerst cleveres Drama, das trotz des Themas politisch keine Seite ergreift und sich vielmehr auf den taumelnden Zustand seines Protagonisten konzentriert. Es gibt eine Menge bekannter Gesichter - Bruno Ganz in der Hauptrolle dreht mal wieder ziemlich auf, was aber hier durchaus angemessen erscheint, Angela Winkler versprüht kühle Erotik, dann gibt es da noch einen jungen Heinz Hoenig in voller Lockenpracht mit Lederjacke und Hans Brenner als seine bayrische Bullen-Nemesis. Am meisten im Gedächtnis bleiben aber die Aufnahmen des nächtlichen Münchens sowie Irmin Schmidts fabelhafter, melancholischer Score.

München Paranoia Bier


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Pulsar


Belgien 2010, Regie: Alex Stockman

Samuel betätigt sich als Fotokünstler, findet damit aber kaum Anerkennung und fährt zum Geld verdienen im Schichtdienst Medikamente aus. Seine Freundin Mireille hat es da besser und arbeitet seit einer Woche in einem angesehenem Architektenbüro in New York. Über Skype halten sie mehrmals täglich Kontakt, doch dann hackt sich jemand in Samuels Drahtlos-Netwerk, kurz darauf kann er sich gar nicht mehr anmelden...

Wenn auch an einigen Orten als Thriller kategorisiert, ist der Film dann doch eher ein Drama, da hier keinesfalls eine spannende Verschwörung aufgedeckt wird, sondern wir dem Protagonisten dabei zusehen, wie er immer weiter im Wahnsinn versinkt. Dies und auch die Thematisierung der "Angst vor den Nachbarn" erinnerte mich dann stark an Polanskis Der Mieter, der um das Thema moderne Kommunikation erweitert wurde. Nicht nur die Angst vor Hackerangriffen wird aufgegriffen, vielmehr geht es auch darum, inwiefern der moderne Mensch bereits auf die aktuelle Technik angewiesen und von ihr abhängig ist. Matthias Schoenaerts aus dem großartigen Linkeroever, der seit Rundskop/Bullhead endlich auch international zur Kenntnis genommen wird, ist perfekt in der Hauptrolle und spielt diese mit dem genau passendem Maß an Zurückhaltung. Score, Sounddesign und trostlose Bilder von Brüssel tragen optimal zur Stimmung bei, nur das Ende war mir dann doch ein Stück zu rätselhaft. Aber vielleicht bringen weitere Sichtungen da genauere Erkenntnisse.



Brüssel New York Paranoia


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Gore from outer space


(Chi wo sû uchû)
Japan 2001, Regie: Hirohisa Sasaki

Satomi rast zur Polizeiwache, um auf die Entführung ihrer Tochter hinzuweisen. Die Polizei stellt jedoch bald fest, daß sie nie eine Tochter hatte. Sie lässt sich aber nicht beirren und nimmt mit Hilfe eines Mediums die Fährte der Entführer auf, wobei sie in den Wahlkampf eines ruchlosen Präsidentschaftskandidaten gerät...

Der Nachfolger zu Crazy Lips ist leider eine ziemlich enttäuschende Angelegenheit geworden. Man konnte freilich nicht mehr mit dem aberwitzigen Genre-Zick-Zack des Vorgängers überraschen und setzte daher hier in erster Linie auf Comedy, die aber bis auf die von Hiroshi Abe gegebene Figur eines pragmatischen FBI-Agenten nicht wirklich witzig ausgefallen ist. Ansonsten wird der Mix aus Horror, Science-Fiction und Musical noch durch eine WIP-Episode incl. Sasori-Parodie erweitert, wobei der Sleaze-Anteil trotzdem extrem zurückgefahren wurde. (Gore gibt es trotz des englischen Titels auch kaum.) Gastauftritte von Kiyoshi Kurosawa und Hideo Nakata helfen da leider auch nicht mehr viel.



Tokyo Paranoia Kopflose Geister


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Children of Hiroshima


Children of Hiroshima (Gembaku no ko)
Japan 1952, Regie: Kaneto Shindô

Die junge Lehrerin Takako hat durch die Atombombe ihre Eltern und ihre jüngere Schwester verloren und lebt jetzt bei ihrem Onkel auf einer nahegelegenen Insel. Nach 4 Jahren entschließt sie sich, noch einmal in ihre Heimatstadt zurückzukehren, um alte Bekannte wiedertreffen zu können - zumindest die wenigen, die überlebt haben...

Da Kaneto Shindô gestern seinen 100. Geburtstag feierte (ja, der gute Mann lebt noch!) habe ich mir endlich mal dieses Frühwerk von ihm vorgenommen, das schon eine Weile bei mir herumlag. Wie es Plot und Zusammenhänge (Shindô ist ebenfalls in Hiroshima geboren) vermuten lassen, ist der Film ein elegisches und immens trauriges Drama, das vor allem die Nachwirkungen der radioaktiven Strahlung thematisiert, aber auch den Pragmatismus der Betroffenen, der sich meist in dem Satz äußert: "Wir können froh sein, daß wir überhaupt noch leben." Die Bilder der zu diesem Zeitpunkt nur minimal wieder aufgebauten Stadt haben hohen dokumentarischen Wert und da ist es auch zu verzeihen, daß der Score von Akira Ifukube teilweise etwas sehr melodramatisch-aufbrausend geraten ist. Anläßlich dieser enormen Tragödie kann man auch einfach nicht kalt bleiben. Wie schon in Naked Island zeigt der Regisseur, daß er abseits seines berühmten Horrortrips Onibaba auch ein Meister der leisen, tragischen Töne ist. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag!

Hiroshima Wasser Insel Literaturverfilmung


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[REC] 3 Genesis


([REC]³ Génesis)
Spanien 2012, Regie: Paco Plaza

Dufte Stimmung herrscht bei der Hochzeit von Koldo und Clara, daß einer der Onkel mit einer verbundenen Hand auftaucht, weil ihn ein Hund gebissen hat, ist ja auch nicht weiter schlimm. Wer aber die ersten beiden Filme kennt, weiß, was es bedeutet, und es dauert dann auch nicht lange, bis sich der Onkel unschön verändert und andere Hochzeitsgäste beißt. Dann geht zu allem Überfluß auch noch die Handkamera kaputt!

Da der Film diese Wendung bereits nach 10 Minuten preisgibt, bin ich jetzt auch nicht übervorsichtig mit Spoilern: Der Film verläßt das bisherige Konzept der Reihe mit subjektiver Kamera und ist nach dem Prolog eher konventionell gefilmt - auch ist er kein düsterer Schocker, sondern eine Splatterkomödie, die die meiste Zeit bei hellem Tageslicht spielt. Dabei gelingen einige Gags und die Figuren sind auch durchweg sympathisch, allerdings werden auch zahlreiche Funsplatterklischees (Stichwort Motorsäge) aufgehoben, die man wahrlich schon zu oft gesehen hat. So wird man ganz passabel unterhalten, der Film entfernt sich aber noch weiter von dem grandiosen ersten Teil, als die erste Fortsetzung mit ihrem Überangebot an Erklärungen, die eigentlich niemand gebraucht hat.



FFF Seuche


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T.M.A.


(Darkness)
Tschechische Republik 2009, Regie: Juraj Herz

Der Musiker Marek möchte vom anstrengenden Treiben in Prag Abstand nehmen und sich auf die Malerei konzentrieren, also fährt er in das entlegene Haus seiner Eltern, das seit Jahren leer steht. Abgesehen von den feindseligen Dorfbewohnern ist auch das Haus nicht sonderlich komfortabel; Marek bekommt Halluzinationen und wird zudem neugierig, was denn die SS damals im Keller des Hauses getrieben hat...

Juraj Herz' Leichenverbrenner war einer der eindrucksvollsten Filme der tschechischen Neue Welle, nun begab sich der Regisseur nach zahlreichen Arbeiten für u.a. das deutsche Fernsehen erneut in das Gebiet des Horrorfilms. Das Resultat ist allerdings leider sehr ernüchternd ausgefallen, man bekommt eine schon x-mal servierte Story über Kindheitserinnerungen in einem "bösen" Haus geboten, die kaum Überraschungen oder Innovationen bereit hält. Einzig die besonders tristen Locations heben den Film noch ein wenig über den Durchschnitt.



Bier Brüste Prag Nazis


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Walkabout


Australien 1971, Regie: Nicholas Roeg

Zwei Schulkinder fahren mit ihrem Vater zum Picknick ins Outback, doch der Vater erschießt sich und zündet das Auto an - das Teenager-Mädchen und ihr kleiner Bruder sind jetzt erst mal auf sich allein gestellt, aus der Wildnis zu entkommen und in ihr zu überleben. Das funktioniert zunächst mit einigen mitgebrachten Dosen und einer zufällig gefundenen Oase, doch auch diese ist wenige Tage später ausgetrocknet. Da begegnet ihnen ein Aborigine, der gerade auf seinem Initiationsritus ist und lernen muß, sich allein durch die Wildnis zu schlagen...

Ein flirrender, fiebriger Film, dessen Bilderwucht einen schlicht umhaut. Gäbe zusammen mit Picnic at Hanging Rock und Wake in Fright ein duftes Outback-Triple-Feature ab. Roeg begnügt sich freilich nicht nur damit, die atemberaubende australische Wildnis in tolle Bilder zu fassen, sondern illustriert in symbolischen Parallelmontagen auch den Zusammenprall zweier Kulturen, dessen Sieger von der Geschichte bereits festgelegt worden ist. Deren Kinder können für diese Ungerechtigkeit freilich nichts und werden hier als Ideal von Reinheit und Unschuld präsentiert - auf dieser Ebene wäre ein friedliches Zusammenleben sogar denkbar, aber die Sexualität kommt dazwischen und plötzlich sind die anerzogenen Traditionen wieder da, unvereinbar. Ein wundervoller Film, den man sich nicht nur als Jenny Agutter-Fan mehrfach anschauen kann.



Hitze Wasser Sydney Brüste Literaturverfilmung


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American Horror Story (Season 1)


USA 2011, Created by Ryan Murphy & Brad Falchuk

Um ihre Ehe nach einem Seitensprung mit einer Studentin zu retten und einen Neuanfang zu versuchen, zieht Ben mit seiner Frau Vivien und der Teenager-Tochter Violet von Boston nach Los Angeles. Dort konnten sie ein schönes altes Haus zu einem Spottpreis erwerben, stellen aber bald fest, warum es so billig war: Es hat nicht den besten Ruf und dort sind schon sehr viele Menschen gestorben...

Ihr denkt jetzt vielleicht, wie kann man mit so einer altbekannten Prämisse 12 Folgen à 50 Minuten unterhaltend vollkriegen? Nun, das habe ich auch gedacht, aber es gelingt der Serie tatsächlich, indem sie gleich einen ganzen Haufen Ideen aus der Horrorfilmgeschichte zusammenkratzt und diese noch mit bekannten wahren Fällen aus der amerikanischen Kriminalgeschichte kombiniert, von der schwarzen Dahlie bis zu Columbine. Das ist dann wohl auch das explizit "amerikanische" an dieser Horrorgeschichte, denn die Gruselszenen selbst kommen von der Inszenierung eher spanisch und japanisch daher. Daß dem ganzen die Luft nicht ausgeht, liegt wohl auch an der Figurenentwicklung - wirken diese in der ersten Folge noch arg klischeehaft, offenbaren sich mit der Zeit immer mehr Charaktertiefen und die Anzahl der Nebenfiguren und Subplots ist auch genau richtig gewählt - wobei freilich hier die von Jessica Lange gegebene schrullige Nachbarin heraussticht, mit der die Darstellerin wohl ein ähnliches Comeback vorlegt wie weiland Bette Davis in What Ever happened to Baby Jane. Doch, das habe ich sehr gerne gesehen und die zweite Staffel - bei der man wohl eine komplett neue Geschichte erzählt, was ich für die richtige Entscheidung halte - kann gerne kommen.



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Misfits (Season 3)


GB 2011, created by Howard Overman

Nathan ging in Las Vegas verschütt und wurde durch Rudy (Joseph Gilgun aus THIS IS ENGLAND) ersetzt, der sich in zwei Personen spalten kann. Fortan geht es weiter gegen andere Leute, die ihre Superkräfte nur zum eigenen Vorteil einsetzen, in eine Alternativwelt, in der die Nazis den 2. Weltkrieg gewonnen haben, und gegen Zombies...

Hmpf. Die dritte Staffel ist leider eine ziemliche Enttäuschung: Zeichnete sich die Serie vorher durch eine gekonnte Balance aus Drama und Comedy aus, scheint letztere und damit der anarchische Humor hier stark in den Hintergrund zu treten. Erst bei den Folgen 6 und 7 wird es wieder etwas lustiger und bei der achten und letzten Folge scheint mit einem "anything goes"-Skript auch wieder der Spirit der vorherigen Staffeln durch. Das Ende hat man freilich wieder geschickt so gewählt, daß es die Serie sowohl abschließen kann, aber auch Möglichkeiten zur Weiterführung offen lässt. Dann sollten die Verantwortlichen sich aber ein bißchen mehr einfallen lassen und über die Stränge schlagen, es sei denn, sie und ihr Konzept sind tatsächlich ausgebrannt. Wäre schade drum.



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Laddaland


(Soi-lát-daa-laen)
Thailand 2011, Regie: Sopon Sukdapisit

Thi hat sich den Traum eines eigenen Hauses in einer idyllischen Vorort-Siedlung von Bangkok erfüllt und das neue Heim für seine Familie liebevoll vorbereitet. Diese ist auch recht begeistert, bis auf die Teenager-Tochter, die eh in einem schwierigen Alter ist und ihre Freunde aus der Stadt vermißt. Die Idylle beginnt allerdings zu bröckeln, als ein paar Häuser weiter eine burmesische Putzfrau bestialisch ermordet aufgefunden wird. Thi hält aber an seinem Traum fest und glaubt erst recht nicht dem Geschwätz, daß die ganze Siedlung verflucht sei...

Nach einigen mediokren und durchwachsenen Genrebeiträgen endlich noch mal ein recht solider Horrorfilm aus Thailand. Laddaland bietet zwar nichts wirklich neues, variiert und vermischt bekannte Elemente aber durchaus geschickt, so daß es bis zum (leider etwas tief in die Kitschkiste greifendem) Ende recht spannend bleibt. Dazu gibt es auch einige durchaus gelungene unheimliche Momente. Der Film funktioniert wohl auch deshalb, weil er trotz einiger typischer Elemente und Szenen nie ganz die übliche Horrordramaturgie bedient: Die Horrorelemente selbst schwanken zwischen dem Übernatürlichen und realem Grauem wie häuslicher Gewalt und der Film legt so viel Wert auf die Entwicklung seiner Figuren, daß er zur Hälfte auch fast eher ein Familiendrama ist. Doch, das kann sich durchaus sehen lassen.



Bangkok Katze Schulmädchen





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