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The Diarrhoea Diary


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Red Hill


Australien 2010, Regie: Patrick Hughes

Um die Gesundheit seiner schwangeren Frau nicht zu gefährden, läßt sich der junge Polizist Shane von der Stadt in ein kleines Provinznest vesetzen. Bereits sein erster Arbeitstag hat es aber in sich, bricht doch aus einem nahegelegenen Hochsicherheitsgefängnis ein Doppelmörder aus, der scheinbar in Red Hill noch etwas zu erledigen hat...

Der besondere Clou dieses Kriminalthrillers liegt darin, daß er wie ein Western aussieht. Das geht von der Musik über zahlreiche Panorama-Aufnahmen reitender Menschen in überwältigender Landschaft bis zum langen Ledermantel des Rächers. Das paßt alles ziemlich gut zusammen und sorgt so für unterhaltsame 90 Minuten, in denen vor allem der Aborigine-Darstellerveteran Tommy Lewis einen bleibenden Eindruck hinterläßt.

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The Disappearance of Alice Creed


GB 2009, Regie: J Blakeson

Nach detaillierter Planung kidnappen zwei Kriminelle die Tochter eines reichen Mannes, um Lösegeld zu erpressen. Die Entführung und Lösegeld-Übergabe scheint auch ganz nach Plan zu verlaufen, bis sich die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander mit und mit offenbaren...

Was ich an britischen Filmen und TV-Serien mit am meisten mag, sind die ungehobelten Charakterfressen, die in ziemlicher Diskrepanz zu den Hollywood-Schönlingen stehen. Eddie Marsan ist eine davon, die mir in der letzten Zeit immer wieder wohlwollend aufgefallen ist und einen starken Wiedererkennungswert besitzt. Kann schon gut sein, daß der Bursche meinen bisherigen Favoriten in dieser Richtung, Robert Carlyle, der kaum noch in interessanten Produktionen präsent zu sein scheint, bald vom Thron stürzt. Und mit Leuten wie ihm ist es auch kein Wunder, daß ein kammerspielartiger Entführungs-Thriller wie dieser hier so prächtig funktionieren kann. Grundsätzlich betritt der Film kaum neues Terrain, die Ingredienzen kennt man alle schon anderswo her, aber er ist so grundsolide geschrieben, gefilmt und gespielt, daß man sich bestens unterhalten fühlt und nichts zu meckern hat.

FFF Isle of Man Eddie Marsan Klospülung


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The Silent House


(La casa muda)
Uruguay 2010, Regie: Gustavo Hernández

Laura und ihr Vater sollen ein abgelegenes Haus entrümpeln, damit dieses verkauft werden kann. Der Effizienz wegen übernachten sie auch dort, aber bereits in der ersten Nacht kommt es zu unheimlichen Zwischenfällen...

Blieb das Fantasy Filmfest in Köln auch gänzlich von Stargästen verschont, so war es immerhin die erste Festivalstadt, auf der man eine Kopie dieses Films mit korrekt laufenden Untertiteln und ohne Tonaussetzer sehen konnte. Der Film selbst folgte der Tradition der Exemplare ohne sichtbaren Schnitt ala Rope, da es aber zahlreiche Momente mit z.B. einem komplett schwarzem Bild gab, wage ich zu beweifeln, daß er auch wirklich in einem Take gedreht wurde. Nichtsdestotrotz muß man vor der Inszenierung und vor allem der weiblichen Hauptdarstellerin seinen Hut ziehen, denn das wirkte schon alles sehr authentisch und war auch streckenweise richtig unheimlich. Nur der schlußendliche Twist ging mir auf den Senkel – zum einen, weil ich dachte, daß das jetzt irgendwie zur Pflichtübung wird (der zuvor gesehene Zwart Water ging ähnlich vor), zum anderen, weil die erste Hälfte des Films nach Offenbarung der Pointe überhaupt keinen Sinn mehr ergab. Vielleicht habe ich aber auch irgendwas nicht kapiert oder irgendwelche Details übersehen. Rein formal gibt es an dieser Mischung aus Blair Witch Project und [REC] jedenfalls nichts auszusetzen.

FFF Transistorradio Spiegel Hitze


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The Loved Ones


Australien 2009, Regie: Sean Byrne

Seitdem Brent einen Autounfall verursacht hat, bei dem sein Vater starb, säuft und kifft er ein wenig viel und fügt sich mit der Rasierklinge Wunden am Unterarm zu. Klassenkameradin Holly mag ihn trotzdem und deswegen geht er auch mit ihr zum Abschlußball, und erteilt der Außenseiterin Lola eine Abfuhr. Diese ist davon nicht begeistert, und läßt Brent von ihrem sie abgöttisch liebenden Vater für ein privates Stelldichein entführen...

In den letzten Jahren habe ich australische Genrefilme wirklich schätzen gelernt, wenn auch nicht jeder ein Knüller ist, so liegen sie doch meistens sehr eigen etwas abseits der von britischen oder amerikanischen Vertretern gelegten Spur und knallen dabei immer noch ein paar geile Landschaftsaufnahmen hinein, und das schon seit den späten 60ern. Was hier wie eine nette Highschool/Coming of Age-Geschichte beginnt, wandelt sich bald zur schwarzen Komödie mit Folterelementen. Dank dem Ensemble und einem Drehbuch, das genau das richtige Maß an Spannungsszenen und Wendungen bereithält, funktioniert das auch alles recht prächtig. Nur der Cosmic Psychos-Hit „Lost Cause“ hätte ruhig etwas prominenter integriert werden können.



FFF Hitze Kadaver


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Four Lions


GB 2010, Regie: Christopher Morris

Eine Gruppe Muslime aus Sheffield planen einen terroristischen Anschlag. Während zwei von ihnen ins Trainingslager nach Pakistan fliegen, sich dort aber so dämlich anstellen, daß sie schon bald wieder zurück kommen, ist Konvertit Barry von der Idee überzeugt, eine Moschee wäre das beste Ziel für einen Anschlag, um so den ultimativen Jihad auszulösen. Aber bereits bei der Planung ist die aus verschiedensten Versagern zusammengewürfelte Gruppe sich nicht wirklich einig und es geht so ziemlich alles schief...

Es fällt mir immer ein wenig schwer, über Komödien längere Texte zu schreiben, ohne dabei irgendwelche Lieblingswitze aneinanderzureihen. Four Lions ist auf jeden Fall ein gelungenes Exemplar, da der Film sich nicht damit begnügt, ein sensibles Thema nur durch die Dummheit seiner Protagonisten auf lustig zu trimmen, sondern diesen schon individuelle Charaktermerkmale verpasst und dabei breitgefächert Slapstick und Situationskomik mit sozialkritischer Satire mischt. (Gebt mir ein S!) Falls sich ein deutscher Verleiher an diesen Film herantraut, dürfte diesem – trotz der teilweise explizit auf englische Verhältnisse ausgerichteten Gags – ein veritabler Hit beschert sein. Zumindest in einer gerechten Welt.

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Black Death


Deutschland/GB 2010, Regie: Christopher Smith

England, im 14. Jahrhundert: Der schwarze Tod zieht über das Land und in einem entlegenem Kloster tauchen plötzlich vom Bischof beauftragte Soldaten auf, um nach einem ortskundigen Führer zu fragen, soll es doch ganz in der Nähe ein Dorf geben, das auf wundersame Weise von der Pest verschont geblieben ist. Der Novize Osmund bietet sich als Freiwilliger an – nicht ganz ohne Hintergedanken, hat er doch in den Wäldern eine geheime Liebschaft versteckt. Ob er diese jedoch wirklich noch einmal wiedersehen kann, wird von Tag zu Tag der beschwerlichen Reise immer unwahrscheinlicher…

Seitdem ich auf einer Klassenfahrt Richtung London anno 1984 das erste mal im „London Dungeon“ war, übte die Pest in England eine gewisse Faszination auf mich aus. Nun also der Film zur Seuche, die in früheren Filmen eher nebenbei erwähnt wurde. Das Grauen wird dabei recht akkurat eingefangen, der damit einhergehende Plot geht aber nur als gerade so OK durch. Ich fühlte mich stark an den wesentlich originelleren und zu Unrecht untergegangenen Sauna erinnert, in dem auch in einer weit zurücklegenden Vergangenheit ein mysteriöses Dorf entdeckt wird, zudem steckten in der heidnischen Dorfgemeinschaft auch einige Parallelen zum Wicker Man, ohne daß jedoch die dort vorhandene Ambivalenz ausreichend transportiert wird. Ganz gut unterhalten konnte der Film aber doch – immerhin sieht der englische Mittelalterwald, obwohl in Sachsen-Anhalt gedreht, recht hübsch aus, was man von Carice van Houten als Kräuterhexe ebenfalls behaupten kann.

Nebel Seuche FFF


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Chatroom


GB 2010, Regie: Hideo Nakata

William eröffnet einen neuen Chatroom, zu dem bald vier weitere Teilnehmer stoßen. Zunächst hat es den Anschein, er wolle sie einfach nur kennenlernen und neue Freunde finden, doch in Wirklichkeit hat er ganz andere Sachen vor…

Die Idee, einen Internet-Chat zu verfilmen, also es so aussehen zu lassen, als würden die Teilnehmer sich wirklich treffen und unterhalten, ist ja an sich gar nicht mal uninteressant. Dann wären aber vielleicht auch interessante Figuren und ein interessanter Plot ganz nützlich, und das kann der Film leider beides nicht aufbieten. Hier und da blitzt mal eine interessante Idee auf, aber die Geschehnisse verbleiben trotzdem oberflächlich und egal, während die Inszenierung auch etwas unbeholfen zu kaschieren versucht, daß es sich um die Verfilmung eines Theaterstückes handelt. Das echte Leben ist grau, das virtuelle bunt, ja, ja, ist ja gut, ich hab’s verstanden.

FFF London


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Tucker & Dale vs. Evil


Kanada 2010, Regie: Eli Craig

Tucker und Dale sind zwei gemütliche und gutmütige Hillbillies, die in ihrem Urlaub ein Ferienhaus mitten im Wald wieder herrichten wollen. Zur gleichen Zeit campen jedoch einige Collegekids in der Nähe und als es zu einer Reihe von unglücklichen Unfällen kommt, machen die Studenten die Hinterwäldler dafür verantwortlich…

Glücklicherweise verfügt der Film nicht nur über die originelle Prämisse des umgedrehten Backwoods-Films: Statt einen Witz zu Tode zu reiten und hier und da einen Insidergag zu setzen, gibt es hier mit den Titelhelden liebenswert ausgearbeitete Figuren, unvorhersehbare Wendungen und einige starke Dialoge. So kann auch das in den letzten Jahren zunehmend langweilende Funsplatter-Subgenre noch mal richtig Spaß machen.

Bier Hund FFF


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El Séptimo Día


(The Seventh Day)
Spanien 2004, Regie: Carlos Saura

Es fing alles an mit einem Streit um eine bestimmte Parzelle zwischen den Familien Fuentes und Jiminez. Die erste Eskalation erfolgte, als einer der Jiminez ein Mädchen der Fuentes verführte und danach wieder fallen liess. Ihr Bruder besuchte ihn auf dem Feld, stach den Stecher ab, und bekam dafür 30 Jahre Gefängnis. Kurze Zeit darauf brennt der Hof der Fuentes ab und sorgt für den Tod der bettlägerigen Mutter. Die Familie verläßt das Dorf und zieht in einen einsamen Bauernhof. Dort trägt ihr Wahnsinn prächtige Früchte...

Nach seiner Abschweifung in Flamenco-Bereiche präsentiert Saura hier wieder einen ungeschönten Rachefilm in der Tradition seiner Werke aus den 70ern. Basierend auf einer wahren Begebenheit, die 1992 in der Provinz Extremadura stattfand, erleben wir die Geschichte aus der Erinnerung der jungen Isabel und man fragt sich bald, wenn sowohl sie, als auch ihr Vater und ihre Mutter die Tragödie überlebt zu haben scheinen, was denn genau passiert ist? Das präsentiert der Film in schönen, langsamen Bildern, bis es zu einem – wie von Saura gewohnt – äußerst nüchtern inszeniertem, aber durchaus bitterem Finale kommt. Und wer danach keinen Kloß im Hals hat, fühlt wohl auch sonst nicht mehr viel.

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Inzest Zwerg Schulmädchen True Crime


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Atomic War Bride


(Rat)
Jugoslawien 1960, Regie: Veljko Bulajic

Ausgerechnet am Hochzeitstag von John und Maria bricht der Krieg aus. Die beiden kommen nicht mal dazu, sich das Ja-Wort zu geben, da bereits Bomben auf die Kirche fallen. Zunächst können sie sich ins Freie retten, doch kurze Zeit später wird John von der Straße weg zwangsrekrutiert. Er versucht, seine Geliebte noch zu beruhigen, der Krieg werde bestimmt nur mit konventionellen Waffen geführt, denn Atomraketen einzusetzen, wäre ja Wahnsinn. Leider hat er damit nicht die Geistesverfassung der Regierenden berücksichtigt...

Recht düsteres Drama, das auf Schaueffekte weitestgehend verzichtet, dafür aber ein paar merkwürdig unpassende Slapstick-Elemente, z.B. bei der Massenhysterie bei Kriegsausbruch oder Johns Grundausbildung einbindet. Für eine schwarze Komödie ala Dr. Strangelove, zu dem es hier einige Parallelen gibt, ist der Ton, vor allem im letzten Drittel, jedenfalls viel zu ernst. Bemerkenswert auf jeden Fall, daß der Film während des kalten Krieges auch in der USA zur Aufführung kam, obwohl er von der „anderen Seite“ stammte. Da war wohl jemand ziemlich weitsichtig und erkannte, daß die Ängste der Bevölkerung hüben wie drüben die gleichen sind. Bei der Erstellung der engl. Synchronisation war man allerdings nicht sonderlich originell, denn daß die Figuren hier alle John Johnson, Jack Jackson, Andy Anderson, Pete Peters etc. heißen, trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit bei. Ansonsten aber ein sehr interessanter, teilweise sehr trauriger Film, wenn man sich nicht von der reißerischen Werbung irreführen läßt.

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Apokalypse Zagreb Kadaver





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