Zum Inhalt wechseln


The Diarrhoea Diary


Foto

Fish Story


(Fisshu sutôrî)
Japan 2009, Regie: Yoshihiri Nakamura

Im Jahr 2012 droht ein Komet ins Meer zu stürzen und ganz Japan unter einer Flutwelle zu begraben. Einsam zieht ein Zyniker durchs menschenverlassene Tokyo, deren Einwohner sich in vager Hoffnung auf den Fuji begeben haben. Er staunt allerdings nicht schlecht, als er plötzlich vor einem geöffneten Schallplattengeschäft steht. Besitzer wie anwesender Stammkunde scheinen sich nicht groß um die Katastrophe zu kümmern, vielleicht wird sie ja noch von den Go-Rangers, Gundam oder Godzilla abgewehrt und so gehen sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Musik hören. Die beiden ahnen aber kaum, daß ein Song der japanischen Punkband Gekiri, die sich bereits 1975 ein Jahr vor den Sex Pistols gegründet hatten, deren Musik aber damals niemand hören wollte, schlußendlich für die Rettung der Welt verantwortlich sein wird...

Äußerst witziger und liebenswerter Episodenfilm, dessen in verschiedenen Dekaden spielenden einzelne Geschichten am Schluß auf hübsche Art und Weise zusammengeführt werden, aber auch für sich allein genügend Unterhaltungswert besitzen und den ein oder anderen herzerwärmenden Moment bieten können. Der Titelsong ist dann auch so gut, daß es nichts ausmacht, wenn man ihn recht oft zu hören bekommt, und erinnert ein wenig an das erste Album der DAMNED, welches schließlich auch ein Jahr vor dem Pistols-Langspieler erschien.



Apokalypse Bier Punkrock Tokyo Schulmädchen


Foto

Una rata en la oscuridad


(A Rat in the Darkness)
Mexiko 1979, Regie: Alfredo Salazar

Zwei Schwestern erwerben zu einem Spottpreis ein altes Haus und müssen bald feststellen, warum es so billig war: Abgesehen vom desolaten Zustand scheint es dort auch zu spuken! Nächtens sucht eine frühere Bewohnerin die jüngere der Schwestern in Begleitung ihrer Lieblingsratte heim, um sie zu befummeln, was Auswirkungen auf den Charakter der jungen Dame hat...

Eingefügtes Bild

Schmieriger kleiner Schocker, der zwar eher selten eine unheimliche Atmosphäre aufbaut, aber dafür in anderen Belangen punkten kann. Zu den zahlreichen Nacktszenen gesellt sich ein interessanter Score, der aus einer Mischung von Elektronikgeräuschen und psychedelischen Krautrock besteht. In der Mitte des Films hätte man das ganze Poltergeistgerümpel vielleicht besser um ca. 10 Minuten gekürzt, da sich vieles wiederholt, dafür ist aber wiederum das Ende erfrischend derbe und konsequent. Hier und da wirkt das Team nicht besonders begabt, aber dafür trauen sie sich immerhin zu einigen Experimenten, die man auch nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Brüste Aquarium


Foto

Variola Vera


Jugoslawien 1982, Regie: Goran Markovic

Von einer Reise nach Mekka bringt ein muslimischer Pilger den Pockenvirus nach Belgrad. Seine Erkrankung wird zunächst falsch diagnostiziert, als man der wahren Ursache auf die Schliche kommt, ist es fast schon zu spät und zahlreiche Menschen sind angesteckt. Die Behörden reagieren mit einer kompletten Nachrichtensperre und einer knallharten Isolation des Krankenhauses. Die Stimmung in der Quarantänezone droht jederzeit, gefährlich umzukippen...

Eingefügtes Bild

Nach Sichtung des tollen Vec Vidjeno hätte ich eigentlich schon früher auf die Idee kommen können, nach weiteren Filmen des Regisseurs zu forschen. Basierend auf einen wahren Fall aus dem Jahr 1972, der insgesamt 35 Todesopfer forderte, ist auch dieser Film streckenweise arg düster und spart auch nicht mit dezenten Seitenhieben auf das System. Für einige Jugoslawen, die den Film in jungen Jahren im Fernsehen gesehen haben, hatte er wohl eine ähnlich traumatisierende Wirkung wie auf mich Die Hamburger Krankheit. Das ist vollkommen nachzuvollziehen, neben der beklemmenden Atmosphäre gehen auch die Effekte ziemlich, äh, unter die Haut.

Eingefügtes Bild

Belgrad Seuche


Foto

Hong Kong Butcher


Hong Kong 1985 Regie: Jeffrey Lau

Ein Taxifahrer hat so seine Probleme mit dem schönen Geschlecht: Seit er seine Freundin aufgrund eines Angebots von Bekannten zu obszönen Fotos überredet hatte und dabei über den Tisch gezogen wurde, kann er bei keiner Frau mehr so richtig landen. Die ständigen Abweisungen steigern sich zu Hass, und als ein weiblicher Fahrgast ihm auf den Rücksitz kotzt, erwürgt er sie, vergewaltigt die Leiche und wirft die meisten Körperteile später in den Fluß. Die Geschlechtsmerkmale behält er aber erst mal, fein in Glasbehältern in seiner Wohnung konserviert...

Wenn die in Hong Kong nicht immer so übertreiben würden, wäre dieser sleazige Schocker wohl eine ziemlich ungemütliche Angelegenheit geworden. Die reißerische Darstellung von Perversionen steht – obwohl an vielen Stellen weggeblendet wird – deutlich im Vordergrund, aber übrig bleibt immer noch ein recht wunderliches Ding. Zu Beginn wähnt man sich in einem Mondo-Film: Zu einem schmissigen Funk-Rock-Score erzählt (leider nicht untertitelt) ein Sprecher irgendwas, während wir skizzenhaft einige Freaks vorgestellt bekommen, die sich so auf den Straßen von Hong Kong herumtreiben. Unser Taxifahrer ist freilich der schlimmste Freak und einige Kamerafahrten über den „Abschaum“ auf den Straßen, Monologe sowie seine unbeholfene Art bei einem Date legen nahe, daß man hier wohl eine Variation von Taxi Driver fabrizieren wollte, während das Resultat eher an New York Ripper erinnert, wobei die zahlreichen Sex- und Gore-Szenen nicht ganz so deftig ausgefallen sind. Äußerst schmutzig kommt das alles – basierend auf dem wahren Fall des Serienmörders Lam Kor-wan - schon daher, nur gingen unsere chinesischen Freunde mal wieder ziemlich over the top, und so fand ich mich nach der Sichtung weder bestürzt noch deprimiert vor, sondern eher fasziniert und öffnete grinsend und kopfschüttelnd noch ein Bier, statt mich via Dusche von all dem Dreck reinzuwaschen.

Brüste Hong Kong Kadaver True Crime


Foto

Kansen rettô


(Pandemic)
Japan 2009, Regie: Takahisa Zeze

Am Neujahrstag 2011 wird ein Patient mit einer unbekannten Krankheit blutspuckend in ein Hospital in Tokyo eingeliefert. Man vermutet bald eine Variation der Hühnergrippe, hat es aber scheinbar mit einem gänzlich anderen und viel gefährlicherem Virus zu tun. Noch bevor es zur Isolation des Erregers kommt, geschweige denn zur Findung eines Gegenmittels, sind bereits eine Million Japaner tot, und auf den Straßen herrscht Hysterie...

Ich habe da wohl etwas verpasst, hatte ich Regisseur Zeze immer transgressiven Werken wie Tokyo X Erotica zugeordnet. Nun also ein Big Budget-Seuchendrama, hochgradig gelackt und an vielen Stellen übelst von Sentimentalität triefend. So ein kaputtes Tokyo kriegen die Japaner aber immer sehr hübsch hin, und auch wissen sie, wie und wann man Schneefall am effektivsten einsetzt. Ich mag ja Katastrophenfilme und fand das alles immerhin recht unterhaltsam, wenn auch teilweise recht blöde Logikfehler auftauchen und einige Nebenfiguren wohl auch nur vorhanden sind, um mit dem Baseballschläger direkt auf die Tränendrüse zu kloppen.

Eingefügtes Bild

Tokyo Schnee Apokalypse Insel Seuche


Foto

Le Sadique aux dents rouge


(The Sadist has red teeth)
Frankreich 1971 Regie: Jean-Louis van Belle

Durch einen Autounfall, bei dem sein bester Freund starb, stark traumatisiert, wird Daniel in die Psychiatrie eingeliefert. Er ist der festen Überzeugung, zu einem Vampir zu werden – was er nicht weiß, ist das sein behandelnder Arzt ihn gerade dafür als Versuchskaninchen mißbraucht...

Reichlich bizarre Mischung aus Bahnhofskino-Sleaze und experimentellem Studentenkino, die sich selbst nicht immer ernst nimmt und gerne auch mal die ein oder andere blödsinnig-bekiffte Idee verfolgt, just for the hell of it. Insofern ein recht interessantes Einzelstück, auch wenn der Film weder als Horror, noch als Sleaze oder Komödie so richtig zu überzeugen vermag und streckenweise ein wenig anstrengend ist. Mangelnde Originalität kann man ihm aber keinesfalls vorwerfen und einige brauchbare Ideen (der Rückwärtsgang oder der ständig zuckende Assistent des bösen Doktors) sind ebenfalls enthalten.

Paris Vampir Brüste Grand Guignol


Foto

Hadaka no shima


(Die nackte Insel ; Naked Island)
Japan 1960 Regie: Kaneto Shindô

Eine Familie bewirtschaftet alleine ein abgelegene kleine Insel. Was zunächst wie eine romantische Idylle erscheint, entpuppt sich bald als ein Leben voller nicht enden wollender, harter Arbeit. Vor allem die Bewässerung im Sommer macht zu schaffen, muß das Wasser doch mühselig von einer entfernten anderen Insel herangeschafft werden...

Eingefügtes Bild

Eigentlich sollten Kuroneko und Onibaba Grund genug sein, weitere Filme des Regisseurs schauen zu wollen, auch wenn diese in eine vollkommen andere Richtung gehen. Dieser hier ist garantiert kein Film für Ungeduldige, Dialoge gibt es so gut wie keine, dafür aber immer wieder sich ähnelnde Sequenzen, ständig Wassereimer. Daß dies alles andere als langweilig wirkt, liegt an einer famosen Mischung aus einer schlichten, aber ergreifenden Story, einem einprägsamen Score, tollen Darstellern wie Nobuko Otowa und vor allem einer Fotografie von Gottes Gnaden – kaum zu glauben, daß dies der erste Langfilm des Kameramannes Kiyomi Kuroda war, ist das Resultat doch wieder so ein Fall, bei dem man sich fast jeden einzelnen Frame einrahmen und an die Wand hängen möchte. Hinzu kommen einige der bewegendsten und traurigsten Szenen, die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Beeindruckend und meisterhaft. Möglicherweise habe ich als Sohn eines Gemüsegärtners, der auch beim letzten Dreckswetter den Rhabarber schneiden mußte, eine besondere Affinität zum Thema, aber eigentlich sollten alle geduldige Menschen den Film toll finden.

Eingefügtes Bild

Insel Wasser Hitze Feuerwerk


Foto

Heatwave


(In der Hitze des Zorns)
Australien 1982, Regie: Phillip Noyce

Ausgerechnet zur Weihnachtszeit schwappt eine Hitzewelle über Sydney, die Gemüter sind zusätzlich erhitzt durch den geplanten Bau eines riesigen Gebäudekomplexes, dem mehrere alte Häuser weichen müssen, was deren Bewohner nicht ohne Widerstand hinnehmen wollen. Der junge Architekt Steven ist zwar hoch erfreut darüber, einen Geldgeber für sein ehrgeiziges Projekt „Eden“ gefunden zu haben, bekommt aber auch Gewissensbisse, sieht er sich doch auf der Gegenseite vielen alten Freunden gegenüber. Vor allem die Hausbesetzerin Kate übt eine starke Faszination auf ihn aus...

In der richtig prallen Hitze ist man träge und vermeidet schnelle Bewegungen. So bewegt sich auch der Film, dessen Protagonisten auch nachts Schweißtropfen auf der Stirn haben, nur langsam voran, langsam, aber unerbittlich. Was wie ein sozialkritisches Politdrama beginnt, steigert sich immer mehr in einen äußerst düsteren, blutigen Thriller, der einen träge und schwitzend nach ganz unten zieht. So weit hinunter, wie ich es zu Beginn des Films kaum für möglich gehalten hätte. Toll.

Sydney Nachtclub Hitze


Foto

L'Amante del Demonio


(The Devil's Lover ; Lucifera: Demon Lover)
Italien 1972 Regie: Paolo Lombardo

"Stop bothering me, Helmut!"

Helga (Rosalba Neri) und ihre zwei scharfen Freundinnen wollen ein Schloß besichtigen, das der Legende nach dem Teufel gehören soll. Sie finden dort aber nur einen Verwalter vor, der zu Abendessen und Übernachtung einlädt. Im Schloß findet Helga das Porträt einer Frau, die ihr verblüffend ähnlich sieht und in der Nacht träumt sie, sie wäre eine bald vermählte Dorfschönheit aus einem früheren Jahrhundert, auf deren Brautkleid jedoch ein Fluch liegt...

Eher mittelprächtiger Vertreter des Italo-Gothic, der zwar hübsche Damen und das ein oder andere Sleaze-Element aufweisen kann, aber ziemlich versagt, wenn es darum geht, die dazugehörige Atmosphäre zu schaffen. Die Verwendung eines Synthie-Scores im 17. Jahrhundert ist bereits etwas problematisch, vor allem aber das mittlere Drittel, in dem es dialoglastig hauptsächlich darum geht, welche Dorfbraut jetzt wen liebt und wen heiraten sollte, ist äußerst fad geraten. Ein paar hübsche Momente hat der Film zwar schon zu bieten, aber da gibt es schon bessere und kurzweilige Vertreter diese Spielrichtung, Il Plenilunio delle Vergini z.B., ebenfalls mit Frau Neri.

Eingefügtes Bild

Brüste Satan Grand Guignol


Foto

Heartless


GB 2009 Regie: Philip Ridley

Wegen eines übergroßen Muttermals im Gesicht fühlt sich Jamie von der Gesellschaft ausgestoßen. Sein Hobby ist es, verfallene Winkel im Osten Londons zu fotografieren. Bei einem dieser Streifzüge wird er Zeuge eines Mordes, der scheinbar von übernatürlichen Wesen begangen wurde...

Ich hatte ja aus einigen Kurzreviews eher verhaltene Reaktionen herausgelesen, wobei ich mich absichtlich nicht über die Story des Films informiert hatte. Wer ein Erstlingswerk vom Kaliber eines The Reflecting Skin hinlegt, hat es freilich auch schwer, damit Schritt zu halten. Um so erstaunter war ich, im ersten Drittel einen Film zu sehen, den ich so eigentlich schon immer sehen wollte: Eine Verbildlichung des urbanen Grauens, wie es in Texten von Ramsey Campbell und Thomas Ligotti vorkommt, in dem die morbide Atmosphäre im Vordergrund steht und statt der üblichen Horror-Archetypen eher vage Metaphern im Hintergrund agieren. Allein, so sollte es nicht bleiben, und der Film wendete sich zu einer fast schon klassisch zu nennenden Teufelspakt-Geschichte, deren groteske Details aber auch noch auf originelle Art und Weise unterhalten können. Zum Schluß wird es dann aber leider zu sentimental verquast – evtl. sind mehrere Sichtungen notwendig, um hier und da noch einen Hinweis und ein Puzzleteil zu finden, bei der Erstsichtung bleibt zu konstatieren, daß der Film nach einem unheimlich starken Anfang kontinuierlich abbaut. Schad.

Fotografie London Inferno Satan Eddie Marsan





Neuste Einträge

Neuste Kommentare

Letzte Besucher