Das Blut der roten Python (1977)
Der wohl skurrilste Film, den die Shaw Brothers Studios jemals produziert haben; die Handlung des Films ist etwas schwer in Worte zu fassen, da die Verwandtschaftsverhältnisse der Protagonisten jetzt in nacherzählter Form ein bisschen verwirrend anmuten ... den Film sollte man einfach selbst sehen. However: Irgendwo in einem märchenhaften chinesischen Wald steht ein Haus, welches von einer schönen Frau bewohnt wird. Die hat gerade Sex, allerdings nicht mit ihrem Ehemann, sondern mit einem anderen Herrn. Und wie es der Zufall nun einmal so will, kommt just in diesem Moment der gehörnte Gatte nach Hause und geht bewaffnet auf den Nebenbuhler los. Was er besser hätte bleiben lassen sollen, denn der Nebenbuhler verfügt über Zauberkräfte, genaugenommen über irgendeinen geheimnisvollen Lichtstrahl, und trennt dem Mann mit diesen beide Beine ab. Daraufhin sucht dieser (wie auch immer) das Weite. Anschließend betritt ihrerseits die Gattin des anderen Mannes die Szenerie und erzählt der verdutzten Frau, dass sie die Gattin dieses Herrn ist, welcher außerdem der Kronprinz eines fernen Königreichs ist. Und das hat gesessen, denn nun kommt ein Schnitt, und wir landen im Königreich dieses Mannes, welcher mittlerweile zum König aufgestiegen ist und aus seiner Ehe einen mittlerweile schon fast erwachsenen Sohn hat. Dieser macht sich eines Tages - da er keinen Bock auf Kampfkunst-Unterricht hat, so wie es sein Vater von ihm verlangt - auf den Weg in die große weite Welt und trifft dort auf ein wunderschönes Mädchen, welches allerdings zu seinem Entsetzen eine Art Schlangenbeschwörerin ist, die ständig irgendwelche Schlangen hervorzaubert und diese auch als Waffe gegen Bösewichte einsetzt, indem sie sie (ebenfalls mithilfe von Zauberkräften) in die Körper der Bösewichte eindringen lässt, wo die Schlangen sich dann inwendig durch den ganzen Körper durchfressen. However, der Sohn des Prinzen (übrigens der Hauptprotagonist der ganzen Geschichte) möchte von der Dame Kampfkunst lernen (jetzt plötzlich doch!), was er aber so rein gar nicht drauf hat, weshalb die Dame auch das Handtuch wirft und ihm erzählt, dass seine einzige Möglichkeit, ein großer Kämpfer zu werden, jene ist, eine sagenumwobene rote Python, welche irgendwo hinter irgendwelchen Bergen in einem See haust, zu töten und deren Blut zu trinken. Und nun zurück zum einstigen One-Night-Stand des Königs: Die Frau von damals hat mittlerweile eine 20-jährige Tochter, welche aus dieser Liaison hervorging, und hat diese ihr ganzes Leben lang zur Kämpferin ausgebildet, um Rache zu üben und die Frau des Königs zu töten. Doch das ist jetzt nicht so lapidar, wie es klingt, denn die Tochter ist eine wahre Killermaschine, ihr Ruf eilt ihr im ganzen Land voraus. Und wie der Zufall es so will, treffen der Sohn des Königs und die Killerin aufeinander, ohne allerdings die Identität des Gegenübers zu kennen. Der gehörnte Gatte von damals kommt dann auch noch ins Spiel, und mittlerweile verfügt er über äußerst originelle Beinprothesen, nämlich ausfahrbare Krähenfüße. Und er trachtet seinerseits dem Sohn des Königs nach dem Leben, und zu diesem Zweck hat auch er übernatürliche Mittel, und zwar in der Gestalt eines merkwürdig aussehenden, zotteligen Mannes (keine Ahnung, wer das jetzt genau ist), welcher anstelle seiner Hände zwei Krabbenscheren hat. Ob der Protagonist auf die rote Python trifft, wie diese vertrackte Situation letztlich aufgelöst wird, was jetzt genau der hauptsächliche Handlungsstrang dieses Filmes ist - all diese Fragen werde bzw. kann ich an dieser Stelle nicht beantworten ...
Beim Durchlesen dieser Inhaltsangabe wird sich nun höchstwahrscheinlich so ziemlich jeder Leser denken: WHAT THE FUCK! Und in der Tat, so ähnlich ging es mir beim Betrachten dieses wirklich sehr, sehr außergewöhnlichen Filmes aus der Shaw-Brothers-Schmiede, ansonsten eher bekannt für opulente Eastern mit weniger experimentellen Plots. Opulent ist dieser Film hier eher nicht ausgefallen (was man speziell bei der titelgebenden Schlange bemerkt), dafür aber wunderschön ausgeleuchtet, was ja auch seit eh und je ein Markenzeichen der Shaw-Brothers-Produktionen ist. Welche Drogen bei den Machern dieses Films während der Dreharbeiten im Spiel waren, weiß ich leider nicht, aber es wäre nicht so uninteressant. Es handelt sich bei dem Film um eine sehr trashige, sehr krasse und absurde Mischung aus Eastern, Horror und Fantasy, mit einigen Anleihen bei "Alice in Wonderland". Doch auch Science-Fiction-Elemente sind hier mit eingeflossen, z. B. bei den Lichtgeschossen in der Anfangsszene. Dass die Story keinen Haupt-Handlungsstrang besitzt, sondern lediglich aus Nebenhandlungen besteht, welche letztendlich irgendwie alle miteinander verknüpft sind und irgendwie alle zusammenfinden, nimmt hier fast schon tarantinoeske Ausmaße an. Nur bin ich bei diesem Film unschlüssig, ob die Macher hier bewussten Trash fabriziert haben oder der Film eher im Ed-Wood-Stil ursprünglich ernst gemeint war.
Ein lustiges Detail am Rande ist vielleicht noch die Wahl des Hauptdarstellers, welcher später tatsächlich ein großer Star des HK-Kinos werden sollte, nämlich der damals noch sehr, sehr junge Danny Lee, bekannt als der Polizist aus dem John-Woo-Klassiker "The Killer". Hier habe ich ihn zunächst gar nicht wiedererkannt, erst das Internet brachte mir die Erleuchtung.
Mein Schluss-Statement: Ein Film, bei dem ich teilweise gelacht und teilweise gestaunt habe. Ein Film, der - wie bereits eingangs erwähnt - schwer in Worte zu fassen ist und den deshalb jeder selbst gesehen haben sollte. Ich finde den Film hervorragend, aber eines steht auf jeden Fall fest: Egal, ob man den Film gut oder schlecht findet - vergessen wird man ihn nicht mehr so schnell!