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Meine Reise durch die unendlichen Weiten der Filmgeschichte





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Der Italiener (2006)



http://www.imdb.com/title/tt0429727/

Der einst erfolgreiche und mittlerweile finanziell arg in Bedrängnis stehende Trashfilmproduzent Bruno Bonomo (Silvio Orlandi) erhält von einer ambitionierten Jungregisseurin ein Drehbuch mit dem Titel "Il Caimano". Einen lukrativen Mafia-Actionfilm erwartend, sagt er - ohne das Drehbuch gelesen zu haben - zu. Womit der ganze Spaß so richtig beginnt, denn es handelt sich um keinen Actionfilm, sondern um einen Politfilm über niemand geringeren als Silvio Berlusconi. Der immer unpolitische und linke Politfilme belächelnde Bruno ist also nun selbst gezwungenermaßen dabei, einen linken Politfilm zu realisieren. Was aber speziell in Italien sehr schwierig ist, da sich an einem derartigen Thema kein Investor die Finger verbrennen möchte. Parallel dazu geht Brunos Ehe mehr und mehr in die Brüche, sein Filmteam springt nach und nach von dem Projekt ab, die Bank gibt ihm keinen Kredit mehr - sein Projekt ist also zum Scheitern verurteilt. Oder auch nicht ...

Ein wirklich grandioser Film, der mich förmlich weggeblasen hat. Kein überfrachteter Politfilm, sondern eine höchst unterhaltsame Komödie, in deren Mittelpunkt nicht die dubiosen Machenschaften von Berlusconi stehen, sondern eher die Nöte eines unpolitischen Trashfilmers, der in eine höchst politische Situation schlittert und Stellung beziehen muss. Eine Liebeserklärung an das Kino, und gelegentlich wird der Film untermalt von Spielszenen aus Berlusconis Biographie, so wie sich Bruno seinen Film in Gedanken ausmalt. Doch auch reale TV-Szenen mit dem echten Silvio Berlusconi und seinen denkwürdigsten Sagern (z. B. seine Attacke auf den deutschen EU-Parlamentarier Martin Schulz) werden öfter mal eingestreut, um so darzustellen, was es mit Silvio Berlusconi auf sich hat. Ich als Österreicher bin ja von den österreichischen Politikern schon einiges gewöhnt, und daher schockt mich persönlich die Person Silvio Berlusconi eher nicht mehr so besonders, aber dennoch finde ich diesen Film einfach grandios, höchst unterhaltsam und natürlich sehr, sehr wichtig.
Eigentlich ein Wunder, dass Nanni Moretti diesen Film in Italien finanzieren konnte, und ein außerordentlicher Glücksfall für das europäische Kino. Denn ein solches politisches Thema in eine unterhaltsame Komödie und einen Film-im-Film zu verpacken und dabei keine einzige Sekunde auch nur im geringsten irgendwie langatmig zu wirken, ist in der Tat ein ziemlich einzigartiges Kunststück, da gehört wirklich einiges dazu, sowas zu machen.
Nun noch ein paar Worte zur Besetzung: "Gomorrha"-Regisseur Matteo Garrone spielt in einer Nebenrolle als Produktionsleiter mit, und Michele Placido sowie Giuliano Montaldo (die ich jetzt zwar nicht genau zuordnen kann, aber deren Namen mir irgendwie bekannt vorkommen) sind auch mit dabei.
Ein ganz, ganz, ganz großer Film. Hut ab!




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