Casino Royale (1966)
Der legendäre britische Geheimagent Sir James Bond (David Niven) ist aus altersbedingten Gründen mittlerweile in den Ruhestand gewechselt, wird aber von einigen Geheimdienst-Chefs (u. a. William Holden) aus Russland, Frankreich und den USA in seinem Anwesen besucht und um Hilfe gebeten, denn die Organisation SMERSH killt - warum auch immer - einen Agenten nach dem anderen. Bond ist zunächst nicht sehr angetan von der Idee, wieder in den Agentenberuf zurückzukehren, aber letztlich sagt er zu. Da wird auch schon sein Haus von einigen Soldaten äußerst spektakulär beschossen und in die Luft gejagt - warum, wieso, in wessen Auftrag, das bleibt im Unklaren. Jedenfalls hat Bond auch schon einen Plan, und zwar sämtliche britische Agenten in "James Bond 007" umzubenennen, um somit den Gegner ordentlich zu verwirren - wie damit das Problem von Russland, Frankreich und den USA geklärt werden soll, wird nicht näher erläutert. Dann gibt es noch einige Nebenplots um Bonds uneheliche Tochter Mata Bond(Joanna Pettet), die in Berlin einen Auftrag zu erledigen hat; den Glücksspiel-Experten Evelyn Tremble (Peter Sellers), der ebenfalls Bonds Identität annimmt und gemeinsam mit Vesper Lynd (Ursula Andress) im Casino Royale den Oberbösewicht Le Chiffre (Orson Welles) ordentlich abzocken soll; und Bonds Neffen Jimmy Bond (Woody Allen), der bei einem Auftrag in Südamerika gefangen genommen wird ...
Ein ziemlich wirres Durcheinander, diese Inhaltsangabe, und genauso ein wirres Durcheinander ist auch der Film, denn die Dreharbeiten verliefen damals äußerst chaotisch, Streitereien innerhalb der Crew (speziell zwischen Peter Sellers und Orson Welles dürften damals ordentlich die Fezten geflogen sein), mehrmaliger Regisseurswechsel (insgesamt waren sechs (!) Regisseure hier am Werk), Kostenexplosion (der Film kostete letztlich doppelt so viel als geplant). Und irgendwie mussten die Produzenten aus dem ganzen einen storytechnisch halbwegs nachvollziehbaren Film zusammenschneiden, was einer Sisyphosaufgabe gleicht und dementsprechend nicht möglich war, was dem fertigen Film aber einen äußerst experimentellen und surrealen Charakter verleiht, speziell im Finale. Am Regiestuhl nahm unter anderem John Huston (der hier auch als Schauspieler tätig ist und James Bonds Chef "M" mimt) Platz, ebenso wie Val Guest, Ken Hughes, Joseph McGrath, Robert Parrish und Richard Talmadge. (Und wenn man der IMDB Glauben schenken darf, hat sogar der große Billy Wilder uncredited eine Szene inszeniert, so quasi als Gastregisseur; wobei diese Formulierung im Fall von "Casino Royale" ein bisschen ungeeignet erscheint, denn ein Hauptregisseur ist hier gar nicht auszumachen).
Tja, der Film war ursprünglich als Konkurrenzproduktion zur eigentlichen James-Bond-Reihe gedacht, erinnert aber letztlich eher an eine Big-Budget-Variation von Maxwell Smart. Bei den Actionszenen hat man hier wirklich nicht gespart, und schon am Anfang des Films bekommt man einiges geboten, sowohl von der Action her als auch vom Humor. Die Episode mit Peter Sellers und Ursula Andress ist ein bisschen zu langatmig geraten, findet aber letztlich einen fulminanten Abschluss. Genau so, wie auch der ganze Film mit einem extremst fulminanten Abschluss aufwartet, den ich jetzt in seinen Einzelheiten gar nicht verraten will, nur so viel: Es ist eine sehr, sehr surreale Angelegenheit, die mich in ihrer epischen Pracht maßlos verblüfft hat. Und dass bei den atemberaubenden Action-Sequenzen auch noch genug Geld da war, um eine derartige Starbesetzung zu engagieren, ist auch beachtlich: David Niven macht seine Sache grandios, Orson Welles ebenfalls (hat aber - so viel sei verraten - nicht gerade die größte Rolle), Woody Allen ist hier unglaublich. Peter Sellers hingegen merkt man hier seine Demotivation sichtlich an, und verglichen mit seinen sagenhaften Performances als Inspektor Clouseau ist das hier eher weniger spektakulär. Die Damen in diesem Film sind auch hervorragend besetzt: Deborah Kerr, Ursula Andress, Daliah Lavi und Joanna Pettet. In kleineren Nebenrollen sind noch William Holden und Jean-Paul Belmondo dabei, sowie - wie bereits erwähnt - Regie-Legende John Huston als "M".
Wie gut der Film wohl geworden wäre, wenn ein einziger Regisseur unter normalen Umständen die Story verfilmt hätte, das werden wir wohl nie erfahren, aber so, wie "Casino Royale" geworden ist, ist er ein interessantes cineastisches Erlebnis, welches zwar damals für die Produzenten zum Fiasko geraten ist, aber aus heutiger Sicht ein hochinteressantes (wenn auch unfreiwilliges) surreales Leinwand-Experiment darstellt. Ein Film, der für einige Überraschungen gut ist, und somit ist der guten Gewissens zu empfehlen.
Der legendäre britische Geheimagent Sir James Bond (David Niven) ist aus altersbedingten Gründen mittlerweile in den Ruhestand gewechselt, wird aber von einigen Geheimdienst-Chefs (u. a. William Holden) aus Russland, Frankreich und den USA in seinem Anwesen besucht und um Hilfe gebeten, denn die Organisation SMERSH killt - warum auch immer - einen Agenten nach dem anderen. Bond ist zunächst nicht sehr angetan von der Idee, wieder in den Agentenberuf zurückzukehren, aber letztlich sagt er zu. Da wird auch schon sein Haus von einigen Soldaten äußerst spektakulär beschossen und in die Luft gejagt - warum, wieso, in wessen Auftrag, das bleibt im Unklaren. Jedenfalls hat Bond auch schon einen Plan, und zwar sämtliche britische Agenten in "James Bond 007" umzubenennen, um somit den Gegner ordentlich zu verwirren - wie damit das Problem von Russland, Frankreich und den USA geklärt werden soll, wird nicht näher erläutert. Dann gibt es noch einige Nebenplots um Bonds uneheliche Tochter Mata Bond(Joanna Pettet), die in Berlin einen Auftrag zu erledigen hat; den Glücksspiel-Experten Evelyn Tremble (Peter Sellers), der ebenfalls Bonds Identität annimmt und gemeinsam mit Vesper Lynd (Ursula Andress) im Casino Royale den Oberbösewicht Le Chiffre (Orson Welles) ordentlich abzocken soll; und Bonds Neffen Jimmy Bond (Woody Allen), der bei einem Auftrag in Südamerika gefangen genommen wird ...
Ein ziemlich wirres Durcheinander, diese Inhaltsangabe, und genauso ein wirres Durcheinander ist auch der Film, denn die Dreharbeiten verliefen damals äußerst chaotisch, Streitereien innerhalb der Crew (speziell zwischen Peter Sellers und Orson Welles dürften damals ordentlich die Fezten geflogen sein), mehrmaliger Regisseurswechsel (insgesamt waren sechs (!) Regisseure hier am Werk), Kostenexplosion (der Film kostete letztlich doppelt so viel als geplant). Und irgendwie mussten die Produzenten aus dem ganzen einen storytechnisch halbwegs nachvollziehbaren Film zusammenschneiden, was einer Sisyphosaufgabe gleicht und dementsprechend nicht möglich war, was dem fertigen Film aber einen äußerst experimentellen und surrealen Charakter verleiht, speziell im Finale. Am Regiestuhl nahm unter anderem John Huston (der hier auch als Schauspieler tätig ist und James Bonds Chef "M" mimt) Platz, ebenso wie Val Guest, Ken Hughes, Joseph McGrath, Robert Parrish und Richard Talmadge. (Und wenn man der IMDB Glauben schenken darf, hat sogar der große Billy Wilder uncredited eine Szene inszeniert, so quasi als Gastregisseur; wobei diese Formulierung im Fall von "Casino Royale" ein bisschen ungeeignet erscheint, denn ein Hauptregisseur ist hier gar nicht auszumachen).
Tja, der Film war ursprünglich als Konkurrenzproduktion zur eigentlichen James-Bond-Reihe gedacht, erinnert aber letztlich eher an eine Big-Budget-Variation von Maxwell Smart. Bei den Actionszenen hat man hier wirklich nicht gespart, und schon am Anfang des Films bekommt man einiges geboten, sowohl von der Action her als auch vom Humor. Die Episode mit Peter Sellers und Ursula Andress ist ein bisschen zu langatmig geraten, findet aber letztlich einen fulminanten Abschluss. Genau so, wie auch der ganze Film mit einem extremst fulminanten Abschluss aufwartet, den ich jetzt in seinen Einzelheiten gar nicht verraten will, nur so viel: Es ist eine sehr, sehr surreale Angelegenheit, die mich in ihrer epischen Pracht maßlos verblüfft hat. Und dass bei den atemberaubenden Action-Sequenzen auch noch genug Geld da war, um eine derartige Starbesetzung zu engagieren, ist auch beachtlich: David Niven macht seine Sache grandios, Orson Welles ebenfalls (hat aber - so viel sei verraten - nicht gerade die größte Rolle), Woody Allen ist hier unglaublich. Peter Sellers hingegen merkt man hier seine Demotivation sichtlich an, und verglichen mit seinen sagenhaften Performances als Inspektor Clouseau ist das hier eher weniger spektakulär. Die Damen in diesem Film sind auch hervorragend besetzt: Deborah Kerr, Ursula Andress, Daliah Lavi und Joanna Pettet. In kleineren Nebenrollen sind noch William Holden und Jean-Paul Belmondo dabei, sowie - wie bereits erwähnt - Regie-Legende John Huston als "M".
Wie gut der Film wohl geworden wäre, wenn ein einziger Regisseur unter normalen Umständen die Story verfilmt hätte, das werden wir wohl nie erfahren, aber so, wie "Casino Royale" geworden ist, ist er ein interessantes cineastisches Erlebnis, welches zwar damals für die Produzenten zum Fiasko geraten ist, aber aus heutiger Sicht ein hochinteressantes (wenn auch unfreiwilliges) surreales Leinwand-Experiment darstellt. Ein Film, der für einige Überraschungen gut ist, und somit ist der guten Gewissens zu empfehlen.