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FakeShemp's Blog

Buchstaben, Wörter und Sätze. Sogar Satzzeichen!

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Tetsuo: The Bullet Man, Japan 2009 (Fantasy Filmfest 2010)


Ich saß vorn in der dritten Reihe. Das heißt, ich habe nichts gesehen. Ich liebe ja die beiden Vorgänger und eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Man kann einen solchen Film visuell so weit Vorne nicht erfassen. Trotz dieses Handicaps hatte ich aber auch das Gefühl, dass "Tetsuo 3" tatsächlich nicht an die beiden Klassiker heran reicht. Irgendwie fehlte mir etwas. Gefallen hat er mir aber trotzdem. Ich liebe einfach nach wie vor diese clevere Ästhetik, die mit altmodischer Tricktechnik und einem genialen Sounddesign finanzielle Restriktionen gekonnt umschifft. Heute umso mehr, wo beinahe jeder Rotz schon mit polierter CGI aufwartet. Die Tetsuo-Filme sind Kunstwerke, weil ihre Schöpfer einfach zur Kreativität verdammt sind und es wahrscheinlich auch gar nicht anders wollen.

Tetsuo: The Bullet Man Japan 2009


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The Human Centipide (First Sequence), Holland 2009 (Fantasy Filmfest 2010)


Der Hype des Grauens, der diesem Kleinod vorauseilt, dürfte etwas hinderlich sein. Der Film ist viel zu billig und mit Logiklöchern gepflastert, als dass er wirklich tief in die Seele vordringen könnte, um dort richtiges Gift zu verspritzen, das für einen echten Kater sorgt. Brillant ist allein das Konzept und natürlich Herr Laser, der die windige Geisterbahn zusammenhält. Er ist sogar so verteufelt gut, er macht diesen Trash zum schillernden Ereignis auf der Leinwand. Der Film könnte eigentlich auch von Yuzna sein. Geschmacklosigkeiten diesen Schlages sind für den ja kein Problem und richtig gut inszenieren kann der auch nicht. Aber manchmal hat er einen Jeffrey Combs. Und Tom Six hat Dieter Laser. Laser ist unfassbar gruselig in dem Film. Egal, ob er gerade Böses tut, oder einfach nur ist. Existiert und atmet. Er hat eine natürliche dämonische Präsenz, die die Leinwand unterwirft. Karloff, Lee, Cushing..., sie alle hatten diese Qualität auch, was sie zu Ikonen machte. Sie konnten den größten Scheiß zum sehenswerten Film machen. Und Laser wertet "The Human Centipide" ungemein auf. Irgendeine unbekannte Flitzpiepe an seiner Stelle und wir hätten nie von dem Streifen gehört. So aber ist das ein Fest für die korrupten Sinne!

Tom Six Horror Holland 2009 Trash Groteske Dierter Laser


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Frozen, USA 2010 (Fantasy Filmfest 2010)


Ein Kammerspiel zog ich dann doch dem letzten Exorzismus vor. Ein Kammerspiel in luftigen Höhen. Der Film fängt für alte Säcke wie mich etwas beunruhigend an, weil er offenkundig gleich auf eine recht junge Zuschauerschaft abzielt. Der anfängliche jugendliche Frohsinn der drei Freunde wird aber recht schnell vom Ernst des Lebens eingeholt und es geht schließlich Schlag auf Schlag. Da darf man keinen Hitchcock erwarten. Mit der beherzten Unbekümmertheit der Jugend wird den Protagonisten ganz schön übel mitgespielt. Da dürfen keine offenen Brüche fehlen und hungrige Wölfe erst recht nicht, die mehrmals ihre Fütterungszeit erleben. "Frozen" ist kein Meisterwerk, aber er unterhält. Das Furchtbarste - gefangen zu sein in absoluter und eiskalter Freiheit, quasi zur Bewegungslosigkeit verdammt und mit der Aussicht darauf, wohl kaum eine Woche so überleben zu können - kommt zwar bei einem an, es wird aber nicht mehr Kapital daraus geschlagen. Das Klaustrophobische wird nicht groß ausformuliert. Aber man spürt es trotzdem noch, die Bilder sprechen für sich. Der Tatendrang der jungen Recken ist einfach zu stark und somit neigen sie schnell zum Löffelabgeben, bzw. lenkt das ein wenig von der Unerbittlichkeit der Situation als solcher ab. Und natürlich ist das alles auch immer ein wenig witzig, denn wie gesagt, "Frozen" soll den Jüngeren gefallen. Die Dinge die geschehen sind so unerhört schlimm, dass sie einen schon schmunzeln lassen, man kann gar nicht anders. Auch als gestandener Zuschauer schmunzelt man noch mit, aber so satt wie die Jugend wird man davon nicht mehr. Trotzdem, als Snack ganz nett.

Frozen Kammerspiel USA 2010


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Outrage, Japan 2010 (auf dem Fantasy Filmfest 2010)


Warum ist das nur immer so faszinierend, diesen japanischen Spitzbuben zuzugucken?! Diesem wohl sortierten, blitzblank gewienerten, bis ins letzte ritualisierten und hierarchisch reglementierten Schweinestall des Verbrechens. Kitano zeichnet ein ziemlich entlarvendes Bild von dieser düsteren Welt und mit dem ihm typischen lakonischen Augenzwinkern hie und da, bleibt einem das Schmunzeln zwar manchmal im Halse stecken, aber lustig ist es doch. Der Film ist keine Komödie, doch irgendwie ist das alles schon eine gewaltige Farce und Kitano macht keinen Hehl daraus. Die Ganoven fallen wie die Fliegen. Sie beißen reihenweise ins Gras (wenn sie denn noch beißen können) oder entledigen sich ihrer Fingerglieder, als wenn es eine Packung "Mon Cheri" nicht auch getan hätte. Faszinierend schrecklich und erschreckend amüsant bei Zeiten. Takeshi Kitano is back!

Farce Takeshi Kitano Japan 2010 Outrage Yakuza Gangster


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The Pack, F/B 2010 (auf dem Fantasy Filmfest 2010)


Mann was bin ich froh, diesmal das Programmheft kaum gelesen zu haben. Was ich vor Wochen las hatte ich mittlerweile schon vergessen gehabt. Ich wusste also nicht wirklich, was für ein Film mich erwartet. Den Opener des Fantasy Filmfests nehme ich aber immer mit, somit brauchte ich auch keine weiteren Informationen, um etwa überzeugt zu werden.
Der Film erinnert anfangs, und ich glaube der Vergleich wird im Programmheft des "FFF" schon gezogen, ein wenig an Fabrice Du Welzs "The Ordeal". Ich fühlte mich also in einem ähnlichen Kosmos und erwartete dann im Verlauf den üblichen Torture Porn, wie er in den letzten 10 Jahren vor allem mit den Franzosen Einzug gehalten hat. Also eine Mischung aus Realismus und endlosen Quälereien. Doch zum Glück lag das nicht in Franck Richards Interesse und der Film erwischte mich dann völlig kalt, als diese Kreaturen, so eine Mischung aus Vampir und Zombie, plötzlich aus der Erde krochen und das Werk auf die klassische Horrorfilm-Spur hievten, ohne es aber zu vorhersehbar werden zu lassen. "The Pack" schafft das ganz gut, ein wenig von beidem zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass mich Kreaturen noch einmal so begeistern könnten. Die Art und Weise, wie Richard sie in Szene setzt und vor allem, wie sie aussehen, das hat bei mir sehr gut funktioniert. Viel besser als z.B. in "30 Days Of Night", den ich zwar ganz gut fand, dessen Kreaturen mich aber schnell nervten mit ihrem prätentiösen Gekreische. Ein ziemlich kruder Vampir- oder Zombiefilm ist das, mit einer Brise Humor, der hinzufügt und nicht verwässert. Wenn ich sage, dass das kein Torture Porn ist, soll das nicht heißen, dass "The Pack" soft daherkommt. Für einen Horrorfilm ist er recht deftig, ohne aber das Frühstück zur Exkursion einzuladen.

Backwoods The Pack Frankreich Belgien 2010 Zombies Vamoire Horror Splatter


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Dark Night of the Scarecrow, USA 1981


Hübsches Rachemärchen, gedreht fürs TV, das ohne großes Blutvergießen auskommt und auch ohne postpubertäres Kanonenfutter. Die Darsteller sind weitestgehend allesamt Profis und meist jenseits des ersten Samenergusses. Drehbuch, sowie Inszenierung sind schnörkellos. Ein schön altmodisches, weil handwerklich ordentliches und doch modernes, weil mit dem Slasher verwandtes Schauermärchen. Vielleicht soll schon der Anfang mit seinem "Frankenstein"-Zitat die Präferenzen der Macher in Sachen Ästhetik klarstellen. Klein aber fein.

Dark Night of the Scarecrow USA 1981 Slasher Frankenstein


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PREDATORS, USA 2010


Adrien Brody wird langsam aber sicher der Mann fürs Grobe. Wenn man alles erreicht hat, was cineastische Weihen hergeben, kann man endlich seinem Herzen folgen und Filme drehen, die einem davor den Weg zu jenen Weihen eher auf immer verstellt hätten. "King Kong", "Giallo" und jetzt "Predators". "Der Pianist" ist auf Abwegen und das finde ich irgendwie sehr schön. Nach dem Ruhm die Kohle. Dem Holzmichel-Gesicht sei es wirklich vergönnt. Trotzdem sollte er ab und an noch einen Blick in jene Drehbücher werfen, die ihm unter der Tür durchgeschoben werden. Gut, für Argento würde auch ich noch immer eine Ausnahme machen, ganz gleich wie debil der Verhau anmutet, aber man muss nicht alles mitgemacht haben. Robert Rodriguez ist jetzt ebenfalls kein Niemand, doch er ist hier nicht Regisseur sondern nur Produzent. Der schraubt gerade an seinem "Citizen Kane" und soll bitteschön seine gesamte Kraft darauf konzentrieren. Regie führen durfte ein Ungar, nämlich Nimród Antal, welcher 2003 den sehr schönen "Kontroll" auf die Leinwand zauberte. Doch der war wohl auch etwas überfordert mit dem Projekt oder er hat das Beste aus etwas gemacht, das noch viel schlimmer hätte in die Hose gehen können.
"Predators" ist wild und atemlos aber leider auch ziemlich einfallslos. Ein paar geglückte Momente gibt es schon, aber Struktur ist kaum vorhanden. Man wird stattdessen zugeballert mit Action und dramaturgischen Kapriolen. Pate standen unübersehbar "The Cube", "Aliens" und selbst eine Brise "Cannibal Holocaust" wehte durch den Plastik-Dschungel meine ich. Das ist nun so originell nicht unbedingt. Aber irgendwie nimmt einen Brody noch mit und verleiht dem Unternehmen ein bisschen Glanz. Die anderen Gesichter sind auch nicht so schlecht, leider aber ebenso wie er schwer unterfordert. Trotz seiner Schwächen hatte "Predators" sein Herz aber am rechten Fleck irgendwie, so dass ich bei Verlassen des Kinos trotzdem relativ zufrieden war, wohl dank auch der noch schlechteren "Alien vs Predator"-Gurken im Hinterkopf. Leidenschaftlicher Trash von talentierten Leuten. Allein K.N.B. konnten wie immer überzeugen.

The Cube K.N.B. KNB Aliens Rodriguez Predators USA 2010 Brody Nimród Antal


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Die Stunde Der Grausamen Leichen, Spanien 1973


10 Print "Hier gibt's Leichen!"
20 Gotho 10
RUN

Lange hatte in diesen Hallen kein Spanier mehr verweilt, doch der Frühling lässt sein blaues Band nun endlich wieder flattern durch den Äther und mit dem nahenden Sommer verlangt bei mir der Appetit gewohnheitsbedingt wieder nach südländisch rustikaler Kost. Somit landete die Anolis-Scheibe in meinem Player und ich auf der Couch.
Naschy (R.I.P.), aus dessen Feder das Werk auch stammt, war der letzte europäische Schwippschwager der alten Universal-Monster und da verwundert es nicht so sehr, dass man, wenn Paule den Gesichtspelz im Schrank hängen lässt, Frankenstein serviert bekommt. Beziehungsweise eine recht wilde Variation von "Frankensteins Braut". Das Setting ist klassisch, wir befinden uns irgendwo in vermutlich bajuvarischen Gefielden, das versucht schon der Anfang mit entsprechenden Landschaftsaufnahmen und Ethnogedudel zu vermitteln, bzw. wird das Bier in den Wirtshäusern mindestens aus gläsernen Eimern gesoffen. Keine Ahnung ob das wirklich Bayern oder überhaupt Deutschland sein soll, aber vermutlich schon. Kann mich gerade nicht mehr an entsprechende Hinweise zur genaueren Verortung erinnern, jedoch die Tradition, in der dieser Film steht, legt es sehr nahe.
Der hauchdünne Plot kommt ganz schön gefühlsduselig daher. Gotho ist eine zart besaitete Gestalt tragischen Anstrichs und wenn er auch manchmal Köpfe abhackt, Gedärme purzeln lässt und anderweitig grausam tötet, kann er doch irgendwie zumindest keiner Fliege etwas zu Leide tun. Ratten schon. Arme Ratten! Aber dazu später. Gotho liebt die Frauen, besonders eine, und weil die sterben muss, wendet er sich an Frankenstein, welcher hier anders heißt, der eh schon an Leichen herumexperimentiert und einen unterbelichteten Buckligen gut gebrauchen kann. Der verspricht Gotho, dessen verstorbene große Liebe wieder ins Leben zurückzuholen. Im Gegenzug dafür muss Gotho ihm natürlich den Fritz machen und für Leichen sorgen. Der Doc hätte allerdings wissen müssen, dass man einen Gotho nicht verarscht...!
Der Film versteht es, auch dank eines rührseligen und unermüdlich bemühten Musikthemas, die Sympathien für den buckligen Haudegen und behänden Killer nicht erlöschen zu lassen. Naschy gelingt es in gewohnt lakonischer Art, seinen von der Welt gescholtenen Gotho glaubhaft zu verkaufen. Im krassen Gegensatz dazu dann die für ihre Zeit deftigen Gore-Einlagen, welche für so einen kleinen Film erstaunlich gelungen sind. So sehen abgetrennte Köpfe relativ echt aus und was da in einem Glasbehälter an zellulärem Urmatsch heranwuchert und gegen Ende zu einem menschenähnlichen Gedärmhomunkulus zusammenwächst, ist ganz schön kreativ irgendwie. Nicht gerade K.N.B., aber besser als vieles aus der Zeit. Das Machwerk ist zudem relativ homogen ausgefallen, der rote Faden zieht sich durch bis zum Schluss. Ich jedenfalls finde den Film, trotz seiner produktionstechnischen Umstände, rund und gelungen. Er hinterlässt durchaus einen Eindruck, was bei artverwandten Schnellschüssen dieser Zeit nicht immer der Fall ist. Passion und Hingabe täuschen über viele Schwächen erfolgreich hinweg.
Gestört haben mich lediglich die Szenen mit den Ratten, welche einige Male lichterloh brennend durch das Bild wuselten. Denen hat man bestimmt keine Asbestmäntelchen verpasst. Der Mensch ist der Ratte eine Ratte! Naja..., so hat man das damals halt gemacht. Schwamm drüber.

Frankenstein Paul Naschy


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James Cameron's AVATAR


Himmel Arsch, ich hasse diese IMAX-3D-Optik. Zumindest in Nürnberg. Die Kopfschmerzen lassen zwar allmählich nach, aber die Buchstaben auf dem Schirm sehe ich noch immer doppelt. :honk:

Viel fällt mir zu Camerons neuestem Film nicht ein. Die Story ist ausgelutscht und relativ dünn, aber das wusste ich schon davor. Meine Erwartungshaltung war also relativ niedrig, hinzu kamen die Qualen, die mir die Projektions-Technik bescherte. Jedoch, Cameron weiß noch wie's geht, wie man eine Geschichte, und sei sie noch so flach, erzählen muss. Jedenfalls wurde ich eines Besseren belehrt und ging irgendwann voll in dieser Fantasy-Welt auf, bzw. schmolz ich dahin wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Disney-Film sieht. Es war ein echtes Kinoerlebnis! Eines wie lange nicht mehr und ich rätsele noch immer, warum eigentlich? Vielleicht hat mich die Technik, trotz anklopfender Migräne, dann doch noch genug berauscht und den Anus der Seele zureichend mit Vaseline eingerieben? Der Film hat jedenfalls das geleistet, was gute Fantasy-Filme leisten müssen. Ich komme mir vor wie nach einem langen Südsee-Urlaub, Jet-Lag inklusive.

Trotzdem muss ich noch etwas loswerden. Ich habe nun schon des Öfteren gehört, dass Cameron den Ball der Handlung absichtlich so flach hielt, um das pure Kino-Erlebnis nicht zu behindern. Das verstehe ich nicht so ganz. Das hätte seine Richtigkeit, wäre ein Film ein einmaliges, nicht wiederholbares Ereignis. Aber einen guten Film sieht man in der Regel mindestens ein zweites Mal in seinem Leben. Somit hätte er ruhig etwas mehr bieten können. Dann guckt man sich eben beim ersten Mal nur die Bilder an und irgendwann, wenn das Erstaunen nachgelassen hat, wäre es doch schön, fände man noch ein wenig mehr unter der funkelnden Oberfläche. So schön ich "Avatar" fand, ich fürchte seine Halbwertszeit dürfte nicht die längste sein. Es werden andere Filmemacher kommen, die diese Technik benutzen und sie werden gehaltvollere Filme damit machen. Wenn man dann, in ein paar Jahren schon, den ollen "Avatar" wieder aus dem Regal zerrt, wird man ihn womöglich erstaunlich mau finden. Man gewöhnt sich an alles.


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Fog²- Revenge of the Executed, Deutschland 2007


Seit Jahren schon wollte ich dieses blasphemische Machwerk endlich einmal sehen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich ungläubig stutzte, als ich damals über diesen Titel irgendwo in einem Forum stolperte. Unfassbar. Der Krekel vergreift sich an Carpenter! Aber irgendwie wollte ich nie Geld dafür ausgeben und ich kannte niemanden, der das Werk besessen hätte, um es mir zu leihen. So zogen die Jahre und die Nebel dahin. Jetzt hat auf geheimnisvollen Pfaden der Film aber doch noch zu mir gefunden. Endlich konnte ich den Wissenshunger stillen. Was in Gottesnamen war Krekel in der Lage aus einer derartigen Vorlage zu machen? Ich drückte also Play und alles begann schon so, wie ich es mir schlimmer hätte nicht ausmalen können.
Wie üblich in einer billigen Videoproduktion blutigster Amateure wird man gleich zugedonnert mit Videoeffekten aus dem Standardkoffer und grimme Kapuzengeister, die sich auf dem Weg nach Spanien zu ihrem Templer-Orden wohl verlaufen und ihre Pferde gegessen haben, drohen fies mit dämonisierter Stimme in die Kamera, schwören Rache. So weit die Rückblende. In der Gegenwart bekommen wir es dann mit Krekel selbst und seiner Filmfamilie zu tun. Die möchten gern Urlaub am Nass machen und sind auf der Suche nach einem Ferienhaus in einem kleinen Küstenort. Aber irgendwie ist dort alles verlassen, womöglich zu viele Griechen in letzter Zeit und zu wenig Gyrosbuden? Jedenfalls zeigen sich die paar wenigen noch anwesenden Menschen nicht sonderlich hilfsbereit, von denen Schnaas noch der Netteste ist. Er haust in seinem Leuchtturm und säuft. So schlecht waren „Violent Shit 1 und 2" also. Wie bei Carpenter gibt es auch hier ein altes Tagebuch, das unseren Helden den Weg leuchtet und aussieht wie frisch aus dem Schreibwarengeschäft für Zwofufzich. So eines in rot mit festem Deckel. Macht was her. Mit dem Poesiealbum des Grauens gelingt es wie gesagt also den Protagonisten schließlich den Schatz der bösen Nazi-Templer zu heben und den Spuk zu beenden. Oder gehen sie drauf? Ich weiß es nicht mehr. Aber jetzt verstehe ich erst den dritten Teil der „Reitenden Leichen". Ich habe nie kapiert, was die auf dem Wasser zu suchen hatten. Dabei war alles ganz anders. De Ossorio hat uns die Carpenter-Untoten lediglich als Templer untergejubelt. Ein Schelm! Im Prinzip ist Krekels Film die Fortsetzung zu dessen „Geisterschiff".
Ein guter Horrorfilm braucht ja nicht unbedingt eine ausgefeilte Story. Carpenters „Fog" begnügte sich ja auch schon eher mit einem Minimum an Handlung. Für manche Gruselunternhemen ist gerade das recht und billig, wie man an seinem Film sehen kann. So will ich Krekels abgekupferte Handlungsstruktur gar nicht rügen. Das Setting ist sehr okay und ich mag ja so Storys um verlassene komische Orte. Nebel mag ich auch sehr. Tja, die Zutaten sind also, gemessen an der äußerst niedrigen Erwartungshaltung, mit der ich an den Film heranging, geradezu spitze. Und was soll ich sagen? Lässt man mal den total missglückten Anfang außer Acht und die völlig ungruseligen Nazi-Zombies mit ihren lustigen Masken aus dem Faschingssortiment von Obi, ist man ferner nicht weiter pingelig, was zuweilen schlecht ausgeleuchtete Sets angeht und auch sonst nicht in Erwartung eines absoluten Meisterwerks, dann kann man Gefallen an diesem Freizeitunternehmen finden. Die Synchronisation mit halbwegs guten Sprechern half natürlich sehr, aber sogar Krekel machte irgendwie und unerwartet einen ganz guten Job als Regisseur. So viele Dialoge, das kann schnell in die Hose gehen. Diese Szenen funktionieren jedoch in ihrem bescheidenen Rahmen, auch dank der Synchro eben, ganz gut. Zumindest des Öfteren. Krekel ist, von einigen derben Schnitzern abgesehen, alles in allem ein kohärentes Filmchen geglückt. Kohärent in aller Bescheidenheit der Mittel, aber „Fog²" hält über große Strecken seine gemütliche Gruselstimmung, passend zu Tee und Strudel am Sonntagnachmittag. Was seinen Film auszeichnet ist eigentlich die Zurückhaltung. Er versucht nicht wie andere Amateurfilmer Minderwertigkeitskomplexe und inhaltliche Leere mittels einer Überdosis von Schnickschnack zu kaschieren. Er bleibt auf weite Strecken seiner schmalen Handlung treu und versucht keine Sensationen. Mit einer Ladung mehr Sorgfalt, vor allem mit gruseligeren Zombies und dem Verzicht auf standardisierte Videoeffekte (ein paar davon sind ja ganz nett) und entsprechend billiger Bildverfremdungs-Verfahren, hätte Krekels „Fog im Quadrat" innerhalb seiner billigen Zunft richtig gut werden können. Und auch so, er hat mir irgendwie gefallen, ich glaube es kaum! Er gewinnt jedenfalls stark, wenn man es schafft die ersten 20 Minuten zu überstehen. Ich spreche aber absolut keine Empfehlung aus, weil den meisten Freunden des Gruselfilms dürfte er viel zu zahm und amateurhaft sein. Aber wenn man fair ist, sind gute Ansätze erkennbar und das ist schon mehr, als bei 95 Prozent aller semi-professionellen Horrorfilmer aus Deutschland.

Fog²- Revenge of the Executed Deutschland 2007 Oliver Krekel Andreas Schnaas Horror Carpenter Shock Waves Nazis





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