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FakeShemp's Blog

Buchstaben, Wörter und Sätze. Sogar Satzzeichen!

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Die You Zombie Bastards!, USA 2005 (gesehen auf dem WOF'06)


Ich darf keine Brezen mit Kakao mehr futtern, weil irgendwie vertrage ich das nicht. Ich schätze es liegt an der Milch. Von Blähungen schwer durchgerüttelt, leider auch von handfester Materie…, bekam ich von dem Streifen nicht mehr allzu viel mit. Ich erinnere mich aber doch, zeitweise recht gut unterhalten worden zu sein. Es handelt sich wohl um ein frivoles, gut gelauntes Trash-Bömbchen, das bestens in die 70er gepasst hätte. Irgendwo zwischen John Waters und Lloyd Kaufman beheimatet. Der Schluss fand ohne mich statt, weil da hockte ich auf der Schüssel - wie gemein! :yeahright:

Die You Zombie Bastards! USA 2005 (gesehen auf dem WOF'06) Trash-Hommage


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Bad Brains, Italien 2005 (gesehen auf dem WOF'06)


Oh Mann, ich müsste den Film noch einmal gucken, denn ich weiß nicht, ob mir sämtliche Elemente der Story einleuchteten. Ich bilde es mir zumindest ein. Ist das alles in sich schlüssig und macht es Sinn? Ist das bei einem kleinen italienischen Video-Filmchen überhaupt wichtig? Nun, in diesem Fall wäre es schön, weil stilistisch zog mich „Bad Brains“ nach anfänglichen Schwierigkeiten wegen Digitalästhetik und der sich zunächst aufdrängenden Furcht vor einem Reigen der Versatzstücke aus dem AkteX-Kosmos doch immer mehr in seinen Bann. Nach zwanzig Minuten hatte ich meine üblichen Probleme wegen des Looks überwunden, dank auch einer effektiven Kameraarbeit, die trotz der Umstände nicht mit schönen Bildern geizt. Die Inszenierung fand ich ausgesprochen gut, für ein positiv gemeintes „style over substance“ wäre die Angelegenheit schon mal in trockenen Tüchern. Mir reicht das oftmals bereits. Poesie hat ja auch nicht zwingend immer etwas mit Handlung zu tun. So ist es mehr die "Musik", als der "Text", die mich bisher auf seine Seite brachte. Kann natürlich auch sein, dass da purer Patriotismus in mir wütete, dass mir das italienische Odeur und meine Sehnsucht nach einer Wiederkehr des italienischen Horrorkinos meine Sinne vernebelte, aber während der Sichtung stellte sich doch Euphorie ein. Ein paar Momente sind nach meinem Ermessen schlicht wunderbar und der Rest wird sehr ordentlich über die Bühne gebracht. Also formal fand ich wenig auszusetzen. Wenn jetzt die Story auch noch so halbwegs funktionierte wäre das fein. Zuccon hat sich nach „The Shunned House“ deutlich weiterentwickelt und ich würde sagen, dass da ein viel versprechendes Mackaroni-Eisen im Feuer ist. Bin gespannt auf die Zukunft.

Aber wie ich mein Schicksal kenne, werde ich bald überall vernichtende Urteile hören und lesen. Die ersten empörten Meinungen durfte ich gleich nach der Vorstellung abgrasen.

Horror Weekend of Fear Italien


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The Hills Have Eyes, USA 2006


Aja ist der Mann fürs Gröbere. Nach wie vor ein junger Hüpfer zeigt er infolgedessen wenig Bedenken in der Wahl seiner Mittel. Die Jugend schert sich kaum um Fragen des guten Geschmacks oder der sittlichen Reife, im Gegenteil, gerade das Torpedieren jener, oftmals fragwürdiger, weil verlogener Attitüden in der Kunst, die mit dem Alter zunehmen und nicht zwangsläufig zu grundehrlichen Ergebnissen führen, bereitet ihnen scheinbar noch teuflisches Vergnügen. Die einen kleiden sich abstoßend, andere missachten ihre Lehrer und junge wilde Regisseure brennen ihre Rebellion auf Zelluloid. Soviel zur Gangart des Films. Dass er dabei aber auch noch als gelungen bezeichnet werden darf, das hat etwas mit Talent zu tun. Im Falle eines Terrorfilms neuester Generation, wie sie gerade so zahlreich aus dem Orkus sprudeln, kommen da Elemente zusammen, die nun mal gut harmonieren. Es waren ja schon junge Wilde, die sie uns einst bescherten und heute sind es ihre Enkel. Der alte Craven würde sich das heutzutage nicht mehr trauen. Schön, dass er aber dem Nachwuchs höchst selbst den blutigen Teppich hinrollt. Ein „THHE“-Remake zeigt einem erwartungsgemäß nichts Neues, war schon das Original von 1977 ein Abklatsch früherer Filme, aber Handwerk geht eben manchmal vor, die Idee steuert hier lediglich den Rahmen bei. Das nennt man dann wohl Genre. Lässt man sich von Dejavues nicht blenden und vom unangenehm hohen Gewaltgrad nicht verprellen, bekommt man ein handfestes Ticket in die Hölle und zurück. Ein paar Gliedmaßen müssen dabei allerdings auf der Strecke bleiben. Hinterher weiß man dann nicht, ob man ein Werk gesehen hat, das die Welt wirklich braucht, aber wer’s spannend mag und es schätzt, Grenzen auszuloten, um sich danach zumindest angenehm gerädert zu fühlen, ferner ein Faible für eine gute Inszenierung hegt und kontroverser Garnitur mehr zugetan ist, als abgeneigt, der hockt auf dem richtigen Folterstuhl.

Remake Horror Splatter Terror


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Hostel, USA 2005


So seicht wie der Film beginnt, rechnet man eigentlich nicht damit, in was für eine ausladende Blut- und Gewaltorgie er in der zweiten Hälfte urplötzlich umschlägt. Und besonders unangenehm dürfte er speziell für uns Europäer sein, denn in diesem Werk gibt es außer einem Darsteller kaum einen Nichtamerikaner, der den Abschaum der Menschheit nicht verkörpert. Man könnte den Film glatt als europafeindlich einstufen, hätte man es im Grunde nicht mit einem Metier zu tun, das schon seit jeher großzügig mit Klischees hantiert, seien es erbgutgeschädigte Backwood-Kannibalen oder dummgekiffte Teenies, die ihrem letzten Fick entgegensehen. Einen Großteil ihres Reizes beziehen diese Streifen ja gerade aus solchen eindimensionalen Denkschablonen. Die ferne Fremde als ultimativer Hort des Schreckens, Transilvanien ist heute überall, außer da, wo man wohnt. Dabei soll der Film sogar auf wahren Begebenheiten beruhen.... Wie dem auch sei, ein wenig gewollte "Old Europe"-Arschkickerei steckt da natürlich schon dahinter. Nur "ein wenig" deswegen, weil es in diesem herben Ausmaß lediglich als übler Scherz durchgehen kann und man mit etwas Abstand durchaus auch eine Kritik an Amerika und seiner momentanen Politik zu finden vermag. Das wird einem aber nicht so leicht gemacht, bei all dem hässlichen oder teuflischen europäischen Sondermüll, der die ahnungslosen Protagonisten in Empfang nimmt. Diese selbstkritische Perspektive musste zumindest ich erst woanders aufschnappen. Aber sie leuchtet ein.
"Hostel" ist keine bierernste Angelegenheit, trotz des herben Ekelfaktors. Im Prinzip handelt es sich um einen weiteren modernen Terrorfilm, ganz in der Tradition alter Vorbilder. Wie einst betont exzessiv, inkorrekt und ziemlich gnadenlos. Heute wird allerdings meist etwas schneller an der Humorschraube gedreht, als fehlte es den Machern in letzter Konsequenz doch an dem Mumm, der die jungen Wilden von damals auszeichnete, jene die noch auf keine Vorreiter zurückblicken konnten, weil sie selbst Teil der Entstehungsgeschichte dieser Sparte waren. In den höheren Kasten wird heute verstärkt auf Distanz gebaut. Diese reiche man bitte mit als solchen deutlicher zu erkennenden Humor ein. Nicht jeder kann ein Rob Zombie sein. Deshalb ist auch dieser Film allenfalls ein Abklatsch der ehrlicheren Zelluloidbastarde alter Schule. Auffällig finde ich aber eine Gemeinsamkeit trotzdem, kam die neue Welle dieser unangenehmen Machwerke doch wie Ende der 60er in durchaus mit den in jener Zeit vergleichbaren Begleitumständen auf. Damals Vietnam, heute der nahe Osten. Der Terrorfilm als ausgleichendes Moment gegen die sich um die unangenehmen Wahrheiten herumdrückenden Medien, die uns einen sauberen sterilen Krieg vormachen? Ach fragt doch nicht mich!

Terror Ekel Horror Splatter Torture Porn


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Caché, Frankreich/Österreich/Deutschland/Italien 2005


Lustig, denn heute morgen lud mich ein relativ sinnfreies Spiel auf Cinefacts dazu ein, zu posten, was gerade als Müll im Cache meines PCs vergammelt. Und trotzdem brauchte es am Abend noch die Bemerkung einer guten Freundin, die ich nach dem Film zufällig traf, die mir den rechten Denkanstoß dazu gab, was der Titel des Films denn bedeuten könnte, indem sie mich so quasi erstaunt fragte, wer denn bitteschön Filme über so Computerkram dreht. :P Ich wäre da gar nicht auf die Idee gekommen und hätte hinter französisch „Cascheeee“ eher was zu Essen vermutet, wenn ich drüber nachgedacht hätte, was ich gar nicht habe. Gut, vielleicht heißt Caché ja tatsächlich etwas völlig anderes, nämlich "verborgen" ;), aber passen würde es, handelt der Film ja sozusagen vom Müll, den man auf seiner eigenen Festplatte mit sich herumträgt und der keine Rolle mehr zu spielen scheint, bis er plötzlich wieder auflebt, wie ein Virus im Cache eben, um im Computerjargon zu bleiben. Dort landen ja gemeinhin Sachen, die eigentlich tot sind, aber blitzschnell wiederbelebt werden und von Bedeutung sein können. Die Vergangenheit ist nicht tot. Wir sind das Produkt dessen, was hinter uns liegt und nicht selten sind wir auch alte Zechpreller. Der Hauptdarsteller will sich den Leichen im Keller seines Lebens einfach nicht stellen, was ihm und der Handlung eigentlich keinerlei Entwicklung ermöglicht, sondern zuletzt vom Stillstand direkt in die Katastrophe führt, wo der Film dann auch kurz darauf unspektakulär endet. Mit Stillstand hat's der Regisseur irgendwie...
Haneke wird wohl nie einen handelsüblichen Film drehen, so sehr bemühte er sich wieder, mit den Konventionen des Kinos zu brechen. Keinerlei Filmmusik, elendlange Einstellungen, die jeden Rhythmus im Keim ersticken, und beliebig erscheinende Ereignisse. Selbst am Schluss - auf eine mal wieder ewig währende Einstellung folgt nichts anderes, als der Abspann -, muss ein gefühltes Ende konsequenterweise und um jeden Preis vermieden werden, der Film soll auch zuletzt bloß nicht konventionell sein. Dabei finde ich Hanekes Stil schon derart typisch, bzw. berechenbar mittlerweile, dass er seine ureigenste Konvention geworden ist. Und wo man schließlich doch Struktur erkennt, kann sich durchaus Gefallen einstellen. Mit jedem Werk gefällt mir der anstrengende Ösi besser, auch wenn mich seine lustfeindliche, intellektuell verquastete Attitüde früher total nervte.
Die Story ist im Grunde ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Für einen handelsüblichen Thriller wäre das Dargebotene zu dünn und unausgegoren. Haneke interessiert sich mehr für die Aussage dahinter und vor allem das Zwischenmenschliche, allein auf diesen beiden Bühnen findet alles statt, dessen halbgares Mystery-Drumherum allenfalls als Motor dient. Warum aber patout zum spannenden Mit- und Gegeneinander der Protagonisten nicht noch einen adäquaten Rahmen spendieren, den eines besser konstruierten Thrillers zum Beispiel? Ich werde das Gefühl nicht los, Haneke möchte das Kino in seiner unterhaltsamsten Daseinsform verhöhnen, weil er es einfach nicht mag. Eine noch so gute Plotkonstruktion scheint für ihn industrieller Traumfabrik-Müll zu sein. Für ihn ist im Kino alles Kokolores, außer der Kern seines Anliegens, um den es ihm einzig allein geht, der es wert ist, mit dem Skalpell seziert und angemessen gewürdigt zu werden. Dass er trotzdem gewisse Genreelemente verbrät scheint da tatsächlich nur blanker Hohn zu sein. Er benutzt sie, um sie dann absichtlich zu ignorieren. Sie sind die Steigeisen, die Trittbretter für etwas, in seinem Sinne Erhabeneres, mehr nicht. Eitler Ballast, den es stiefmütterlich auszunutzen und dann fallen zu lassen gilt. Haneke macht Filme gegen das Kino, aber glücklicherweise kann das einem piepegal sein, denn faszinierend sind sie trotzdem, gerade weil auch von Ungewohntem eine starke Kraft, ein unwiderstehlicher Sog ausgehen kann. Speziell diese langen, manchmal sinnlos scheinenden und auch mal marternden Einstellungen in seinen Filmen, in denen lange Zeit nichts oder bis zum Erbrechen dasselbe passiert, finde ich zunehmend irgendwie berauschend. Haneke ist wie eine Nervensäge, auf die man sich zunehmend freut, womöglich weil man irgendwo selbst leichte masochistische Züge hat, wer weiß. Und weil die Nervensäge trotzdem etwas kann. Werde mal nach weiteren Werken Hanekes Ausschau halten. Ach ja, die eigentliche Message des Films, bzw. das Drama, ließ mich ehrlich gesagt ziemlich kalt, zu aufgesetzt war mir das alles insgesamt. Vielleicht auch, weil mir nüchternes Betroffenheitskino nicht so liegt. Aber ich fand den Film trotzdem fesselnd, nicht zuletzt dank sehr starker Momente und dem guten Spiel der Darsteller.

Nachtrag:
Mittlerweile habe sogar ich endgültig herausgefunden, dass der Film auch einen deutschen Titel besitzt. Also wird "Caché" wohl echt "Versteckt" heißen. Der Gedanke mit dem Computer-Cache gefällt mir trotzdem. :D

Drama Haneke


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The Girl Who Knew Too Much, Italien 1963


So ein eleganter Giallo aber auch! Alles trifft den rechten Ton, nichts bereitete mir Schmerzen. Ich glaube, das wird mein Lieblings-Giallo für die nächste Zeit, denn erstens stammt er aus einer Epoche, wo das alles noch unverbraucht war und Italien mir persönlich cineastisch am besten gefällt - die Damen, die Mode, die Frisuren, die Art und Weise -, zweitens verblüffte mich die bereits erwähnte leichthändige Inszenierung ohne Verkrampfungen und gröbere Ausrutscher, und drittens bekam ich nach „Die Stunde, wenn Dracula kommt" eine weitere der leider leider raren Gelegenheiten, Bava beim Pinseln unvergleichlich stimmungsvoller Schwarzweißbilder zu erleben. Mich erinnerte viel an dessen Debüt, war ja auch noch nicht so lange her damals. Kann sein, dass alleine das Fehlen von Farbe daran Schuld trug, aber ich glaube, dass da noch etwas von Asa abfärbte, was die Inszenierung angeht. Selbst die Musik in den Momenten, in denen Bava die Spannungsschraube gewohnt virtuos anzieht, ließ mich immer wieder an moldawische Hexen denken. Kein Wunder, denn Roberto Nicolosi durfte auch hier aufspielen. So schwarzweiß, wie das Bild gemalt wird, so wechselstimmig geht es auch zu. Witzigleichte Momente werden urplötzlich in unheimliche Spannung getaucht und das ist es, was „TGWKTM" besonders auszeichnet. Kaum ein anderer hätte das so selbstverständlich und unbeschwert hinbekommen, als der Maestro der schaurigen Bilder. Heiterer Tag wandelt sich in einer Millisekunde in bedrückende Nacht und umgekehrt genauso. Was ganz was Feines hat Onkel Bava da gebacken, ich muss mir sofort einen Hut kaufen, damit ich ihn ziehen kann!
Bedauernswerterweise lag mir nur die französische DVD vor und so musste ich den italienischen Ton wählen, was so tragisch aber Gott sei Dank nicht ist. 70 Prozent verstehe ich. Es gibt zwar englische Untertitel, aber die tummeln sich zudem nur im unteren schwarzen Balken und so hätte ich das Bild gar nicht ordentlich 16:9 aufziehen können, wäre ich darauf komplett angewiesen gewesen. Aber zum Glück fließt da noch etwas Bolognese durch meine mit Schweinebraten und Kraut verklebten Venen. Und am schönsten ist das Flair im Original sowieso. Da der Film in anderer Hinsicht ein wenig zurückhaltender ist, immerhin bleibt der Horror auf atmosphärische Zutaten beschränkt, und alles sehr ordentlich und gut durchdacht vonstatten geht, dürfte auch der spießige Skeptiker hier eine Ahnung davon bekommen, was für ein Talent da am Werke war, das leider nie so richtig zu den Ehren gelangte, die ihm gebührt hätten. Das mag zwar schade sein, aber vielleicht ist es andererseits auch gut so, dass der Herr Regisseur nicht von Hollywood aufgesogen wurde und auch in Italien ein eher "Kleiner" bleiben musste. Die schönsten, lebendigsten Werke gibt es eh nur auf dem Jahrmarkt der verwegenen Zelluloidbelichter- und Vernichter, wie man weiß. Einen ewigen "Geheimtipp" umweht zudem immer etwas Verführerischeres und Erhabeneres, als altbekannte und ob der allseitigen Zustimmung irgendwie auf Dauer blasser werdende anerkannte Meister.

The Girl Who Knew Too Much Italien 1963 Giallo Klassiker Mario Bava Dario Argento John Saxon


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Killer sind unsere Gäste, Italien 1974


Giuseppe Castellano besitzt eine dieser dankbaren Visagen des italienischen Ganovenkinos, die einfach nur getragen werden müssen. Mehr braucht es fast nicht. Wo der mitspielt, lohnt sich die Investition meistens. Umso schöner, dass „KSUG“ auch noch äußerst nett daherkommt und mich ein kleines bisschen sogar an „Milano Kaliber 9“ denken ließ. Eine stimmige Inszenierung macht aus dem preiswerten Kammerspiel einen guten Cappuccino für verregnete Sonntage. Es geht eher ruhig zu, man wird kaum von Action durchgerüttelt und selbst die sonst gern genommenen wüsten Schießereien mit ordentlich Tomatensuppe sind diesmal zurückhaltend in der Darstellung, da oft nur außerhalb des Bildes als ein Knallen von Tonband als solche zu identifizieren. Ohne seine Mentalität zu verraten, eine Gangsterposse bleibt es zum Glück trotzdem, dringt durch die ansonsten üblichen Zutaten dazu noch ein Hauch von Poesie und Melancholie, ganz wie bei „Milano Kaliber 9“ eben, ohne aber dessen "Kaliber" zu erreichen. Überhaupt sind da ein paar Ähnlichkeiten, was Plottwist, Art und Einsatz der Musik und diverse Darsteller angeht. Letztere machen ihre Sache ebenfalls recht gut. Hat mich sehr gefreut, Arrivederci!

Thriller Gangster Euro Crime


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Funny Games, Österreich 1997


A Hund isser scho. Zum Glück nicht meiner! Haneke möchte mir die Augen öffnen, mir näher bringen, was ich mir sonst so unreflektiert reinziehe, nur zum Vergnügen. Stimmt, ab und zu genieße ich heftige Filme. Und? Soll ich deswegen in die Ecke, mich schämen? Die Unbeirrtheit, mit der mir der Regisseur durch seine Darsteller zu verstehen geben möchte, dass ich wohl ein verrohter Dumpfmuff sein muss, weil ich mir so was nur so zum Spaß ansehe, soll natürlich provozieren, zum Nachdenken anregen. Als wenn “krankhafter“ Spaß an unangenehmen Inhalten die einzig mögliche Motivation wäre, als wenn die Lust am Abseitigen nicht auch tiefere, vielleicht sogar heilsame Gründe irgendwo haben könnte. Nein, wir sind alles natürlich nur und ausschließlich blutrünstige Deppen, die lediglich auf den einen Gewaltfilm zuviel warten, und dann geht’s ab! Trotzdem machte mich der Film aber mal nicht wütend. Ganz einfach deshalb, weil mir „Funny Games“ trotzdem recht gut gefiel. Nicht unbedingt in beabsichtigt aufwühlender und damit “lehrreicher“ Hinsicht, sondern schlicht als kleine fiese Tour de Force, die ihren Terror wirklich gekonnt in Szene setzt. Zurückhaltend, aber maximal in der Wirkung. Eigentlich hätte er die Goldmedaille in Sachen Suspense verdient. Wie soll man bitteschön einen Film hassen können, was Haneke laut eigener Aussage ja gerne gehabt hätte, wenn er so gut gemacht ist? In dem auf der DVD enthaltenen Interview meinte er so quasi, dass er Angst habe, der Film finde “sein Publikum“, also auf gut deutsch, dass er doch ein paar "spezialisiertere" Fans um sich scharen könnte. Das Problem hierbei ist meiner Meinung nach, dass „Funny Games“ eigentlich schon zu sehr Genre ist, auch wenn man wieder merkt, dass derlei Konventionen, wo’s nur geht, vermieden werden sollten. Trotzdem ist er mir persönlich zu versiert, zu vertraut in “filmischer“ Hinsicht und ich konnte mich des Gefühles nicht erwehren, dass Haneke sogar selbst eigentlich einen richtigen Genrefilm drehen wollte, was er wahrscheinlich gar nicht wahrhaben will, wobei er am Inszenieren auch noch Spaß hatte, am Ausloten der inszenatorischen Möglichkeiten, hinsichtlich des Unerträglichen. Womöglich ist das aus diesen Gründen sogar ein schlechter Haneke-Film. Wahrscheinlich gefiel er mir deshalb so gut. Ebenfalls denkbar ist, dass er von der Zeit einfach zu schnell eingeholt wurde, was Haneke in dem Interview gleichfalls kurz ansprach, und dass das, was einst noch vielleicht kein Versatzstück war, mittlerweile endgültig zum Handwerkszeug eines guten Terrorfilms gehört. Um mich vor den Kopf zu stoßen, hätte der Regisseur mir jedenfalls mehr auf die Nüsse gehen, sprich einen weniger diabolischen Film drehen müssen. Die beiden Hauptdarsteller können einem wirklich Angst machen, und doch sind sie zu sehr Versatzstück oder Klischee, weil man nichts über ihre Motivation erfährt. Pappfiguren! Klar, das soll uns an diverse andere gesichtslose Filmschlitzer erinnern. Und wenn man solche Marionetten auch noch fachlich “gut“ aussehen lässt, dann entsteht daraus eben doch eher Unterhaltsames, wenn auch hart an der Schmerzgrenze, denn was anderes. Das Prädikat „besonders wertvoll“ verdient der Streifen nicht unbedingt. Aber „besonders sehenswert“ für Freunde spannender und gutgemachter Filmkost dann doch. Bezeichnenderweise beinhaltet für mich der Anfang von „Funny Games“ auch die stärkste Sequenz, die mich dem ganzen Film gegenüber wahrscheinlich wohl gesonnen stimmte. Man sieht eigentlich nur, wie einer der gestörten Jungs sich Eier von einem seiner zukünftigen Opfer leihen möchte und dabei etwas tollpatschig anstellt. So etwas Banales wird zu einem wirklich beunruhigenden, nicht recht fassbaren Gefühl der Bedrohung verdichtet, dass man den Hut vor Haneke ziehen muss, trotz allem. Was sich da an unterdrückten zwischenmenschlichen Qualen entfaltet, ist kaum auszuhalten. Der entlarvendste Moment hingegen stellt in meinen Augen derjenige dar, in dem der Anführer der beiden Sadisten den Film „Funny Games“ noch einmal kurz zurückspult, um den Handlungsverlauf zu seinen Gunsten umzubiegen. Das soll einmal mehr auf plakative Weise vorführen, wie sehr wir, Mörderazubis die wir alle ja sein müssen, das Morden lieben. Hier halt vermeintlich gerechtfertigt, um dann doch nur Rachegelüste zu befriedigen. Umso mehr reagieren wir dann natürlich empört, wenn man uns diese Blutwurst wieder wegnimmt. Geschenkt ist geschenkt, Wiederholen ist gestohlen! Das zeigt ein wenig, was Haneke für ein eindimensionales Konsumentenbild pflegt. Ein Könner ist er aber trotzdem, fast ist man geneigt zu sagen leider…

Funny Games Österreich 1997 Michael Haneke Terror Horror


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Das Blutgericht der Reitenden Leichen, Spanien 1973


Endlich kann ich die Quatrologie abschließen. Gesehen habe ich ihn inzwischen schon drei- oder viermal, aber erst jetzt treibt es mich vor das Tagebuch. Erklären kann ich das eigentlich nicht, denn gefallen hat er mir von Anfang an sehr. Ich glaube, er gefällt mir von den Vieren sogar am besten. Ossorio hat hier versucht, einen krönenden Abschluss zu finden und es ist ihm meiner Meinung nach geglückt. Immer vor Augen, dass es sich bei den Templer-Filmen um ambitionierte Miniproduktionen handelte, muss ich sagen, dass der letzte Teil ein besonders ansehnliches Sammelsurium hübscher romantischer Ideen und Einfälle ist, das so stimmig, wie in keinem der anderen Filme, harmoniert. Die preiswerte Geuselmär ist für meinen Geschmack vorzüglich ausgedacht und wie in keinem der vorherigen wurden Kulisse und Szenerie so schön belebt. Es gibt fast keine auflockernden Nebenhandlungen, die Stimmung ist durchgehend düster und unheimlich. Dabei gefallen so malerische Einfälle wie nächtliches Glockengeläut und Vogelgekreische, welche die templerischen Schandtaten ankündigen, die üblichen Zeitlupensequenzen der knöchernen Reiter hoch zu Ross, ein wunderschönes portugiesisches Fischerdorf mit maulfaulem Volk, mitternächtliche Opferprozessionen am Strand und wie gesagt eine Geschichte, die ganz gut funktioniert. Diesmal kommt tatsächlich sogar Spannung auf, nicht nur wohliger Grusel. Ossorio hat es endlich mal geschafft, wirklich bei der Handlung zu bleiben und Dramatik aus ihr zu fördern, der man, dank der relativ guten Ausarbeitung, folgen kann. Eine wunderbar düsterere Gruselschmonzette erster Güte ist das. So schön, dass mich die sonnendurchfluteten Nachtszenen ebenfalls nicht störten, im Gegenteil. Mit Filter und so wurde wohl versucht, die am Tage gedrehten Szenen etwas zu verfremden, was jedoch nur leidlich glückte. Aber das ist gar nicht mal schlimm, denn sie funktionieren, vorausgesetzt man ist kein dumpfer Billigfilmhasser, trotzdem und addieren sogar noch etwas an bizarrer Schönheit, so als ob der Fluch eben die Nacht zum Tage macht, oder ein besonders heller Mond scheint. In der letzten Einstellung des Werks wurde gar das gleißende Spiegeln der Sonne im Meerwasser eingefangen, für einen stimmungsvollen Abgang der knöchernen Bande. Und das, wo es doch eigentlich Nacht sein soll. Das hat schon surreale Qualitäten. Amando de Ossorio hat hier sein Meisterstück des hochwertigen Bahnhofskinos abgeliefert und ich meine Bahnhofskino als klare Auszeichnung. Rustikaler Horror gedieh dort irgendwie doch am ehrlichsten und besten!

Anmerkung: Nostalgische Gruselkost kommt am frühen Morgen zum Frühstück ziemlich gut! :teehee:

Ossorio Templer Horror Naschy


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19.01.06 – The Langoliers, USA 1995


Ich bin kein großer Fan von TV-Produktionen, wenn sie sich der Science Fiction oder dem Horror verschrieben haben und Stephen King-Filme interessieren mich sowieso nur am Rande. „Langoliers“ gilt allgemein zudem als formidable Schlaftablette und ich muss gestehen, dass ich das Werk zum ersten Mal als Mehrteiler im Fernsehen präsentiert bekam und schon da stellte ich schnell die Sitzlehne zurück und lümmelte mich in das Kissen, das die Stewardesse mir freundlicherweise reichte. Fragmente bekam ich aber durchaus noch mit, wenn ich ab und zu aufwachte, irgendwie blieb deswegen ein Restinteresse an dem Streifen erhalten. Ich habe so ein Faible für Filme, in denen gereist wird. Irgendwie bin ich da immer mit an Bord. Meine Couch fliegt mit. Das wirkt derart beruhigend auf mich, dass der Schlaf dann stets der beste überhaupt ist. „Star Trek – The Next Generation“ eignet sich ebenfalls gut zum Mitfliegen und Wegknacken, das meine ich also absolut nicht abwertend.
Vor einiger Zeit hatte ich mir den Film aus der Grabbelkiste gezerrt und gleich mal reingepfiffen, aber was soll ich sagen, am nächsten Morgen war ich wieder super ausgeschlafen. Diesmal allerdings, beim dritten Check-In, nahm ich gut ausgeruht auf meinem Nichtrauchersitz Platz, sprich gleich nach dem frühmorgendlichen Erwachen wanderte die DVD in den Flugschreiber, und diesmal hielt ich durch.
„Langoliers“ mochte ich schon immer irgendwie, weil die zugrundeliegende Idee ja doch recht spannend ist und wie gesagt, ich liebe "Reisefilme". Jetzt muss ich gestehen, dass ich möglicherweise einen Fehler habe. Ich kann langsamen Filmen durchaus etwas abgewinnen und obschon ich weiß, dass die ruhige, dahinkriechende Erzählweise die Meisten wohl zu Tode langweilt, ist es gerade diese Eigenschaft, die mir hier absolut angenehm und sehr willkommen ist, erst recht bei phantastischer Kost. Er dauert immerhin 3 Stunden - herrlich! Während dieser Zeit wird auch tunlichst nichts unternommen, um dem Unheimlichen seinen Stachel zu ziehen, indem man hektisch mit Actionsequenzen ablenkt, Nebenhandlungen einflechtet, so Kram, der dem ungeduldigen Zuschauer sonst womöglich fehlen würde. Ich finde das wunderbar, dem Unheimlichen so zu seinem altbewährten Recht zu verhelfen, weil das braucht in der Regel eigentlich gar keine Dreingaben. Die braucht nur das heutige Publikum, das keinen Sinn mehr für das Phantastische hat, für das Vergnügen an der bloßen Idee und seine Ausschmückung. Oh Gott, das hört sich jetzt an, als ob ich den Film spitzenmäßig finde und aus persönlichen Schwächen heraus ist das nicht ganz falsch. Objektiv betrachtet ist er aber eher schlecht als recht. Die deutsche Synchro schmerzt nicht selten im Ohr, Story und Inszenierung tun des Öfteren auch ganz schön weh und der CGI-Auftritt der Langoliers ist erstens ziemlich kindisch und zweitens gänzlich unnötig. Einen gewissen Spaßfaktor würde ich aber nicht absprechen wollen. 1995 musste man offensichtlich noch auf Teufel komm raus mit den neuen digitalen Möglichkeiten hantieren. Da ist die Technikverliebtheit dann mal wieder der Sand im Phantastikgetriebe. Man hätte die gefräßigen Aufräumer meines Erachtens preiswerter und überzeugender haben können. Ich hätte ihnen keine Körper gegeben, sondern nur gezeigt, was sie mit der abgehalfterten Vergangenheit anstellen, ein langsames Zerbröseln und Vergehen. Das hätte mir gereicht. King-typisch muss der Horror dann auch unbedingt immer an nebensächliche Familiendramen gekoppelt sein, die eigentlich nichts beisteuern, als Garnitur. Man kann das machen, aber dann muss es besser in Szene gesetzt werden, als hier. Na ja. Trotzdem gehört „The Langoliers“ (was soll das eigentlich heißen?) zu den wenigen TV-Geschichten der Phantastik, die ich alles in allem sehr schön finde und gar nicht mal so misslungen. Auf der billigen DVD hat man das ganze als einen einzigen langen Film. Einwerfen, hinlegen und geborgen einschlafen. Dann klappt’s notfalls auch mit dem Wiedereintauchen in die Gegenwart…

Stephen King Horror Science Fiction





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