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FakeShemp's Blog

Buchstaben, Wörter und Sätze. Sogar Satzzeichen!

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Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia, Mexiko/USA 1974


Jetzt wird’s langsam mal Zeit, mir Peckinpah zur Brust zu nehmen. Die Sichtungen von „Convoy“ und „The Wild Bunch“ liegen schon so lange zurück, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann und so manch anderer Film von ihm wurde womöglich bereits von mir gesehen, ohne mir dessen bewusst zu sein. Der Name Peckinpah hatte bei mir aber schon immer einen guten Klang, was wohl auf vergessene positive Erfahrungen hindeutet. „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ hörte sich schließlich markig genug an, um als Startschuss zu taugen. Da ich gerne Sachen anfange und nicht beende, schon mal der Hinweis, dass das alles nun nicht heißen muss, dass noch viele “Peckinpahs“ folgen werden, aber ich bin zuversichtlich. „The Getaway“ liegt schon bereit. Doch nun endlich zu Garcias Kopf.
Der Film gefiel mir so was von gut, dass ich ihn mir gleich zweimal hintereinander angucken musste. Scheinbar hat Peckinpah hier den Vater aller schmierigen Mexiko-Schweiß-Blut und Tränen-Opern abgeliefert. Das Ogout ist recht streng, für Freunde deftigerer Kost also bestens geeignet. Der schleichende Wahnsinn seines Hauptprotagonisten, der einen Großteil der Zeit mit einem abgetrennten Kopf durch die flirrendheiße Weltgeschichte spazieren fährt und mit lästigen Fliegen kämpft, macht aus dem anfangs noch recht betulichen Film zunehmend ein wirklich deprimierend düsteres Thrillerdrama. Die Bilder die heraufbeschworen werden, mit den denkbar einfachsten Mitteln, sind so stark, dass sie keiner Überdramatisierung bedürfen. Peckinpah bringt sie beinahe leise und zurückhaltend zu ihrer stärksten Wirkung, so dass die paar wenigen Action-Sequenzen fast schon stören. Aber nur fast. In dem Filmpassiert beinahe nichts, man bekommt noch nicht einmal einen Blick auf den Kopf geboten, der die ganze Zeit verborgen in einem Sack oder Tuch vor sich hingammelt. Und trotzdem verfehlt das alles seine Wirkung nicht. Das moralische Rachedrama von einem Mann, der von Habgier getrieben das Wesentliche im Leben verliert und am Ende dem Wahnsinn nahe dafür sorgt, dass er nicht der Einzige Verlierer ist, bleibt so karg und pur, wie man es sich nur wünschen kann. Das war ein verdammt guter und beeindruckender Auftakt.

Peckinpah psychologisches Drama Thriller Mexiko


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Peter Jackson's King Kong, Neuseeland/USA 2005


So flauschig kann Unzucht mit Tieren sein...

Hut ab, Jackson hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen und mein Gehirn für drei Stunden erfolgreich verabschiedet. Ich war fort. Ich glaube irgendwo tief im Dschungel. Da war ein Affe und auch Insektenviehzeug. Eine blonde Frau zudem, New York und ganz ganz große Gefühle. Ich war Kong! Kürzlich bin ich ja schon mal kurz Godzilla gewesen, aber Kong bleibt einfach, was er ist: der König des Pflanzen- und Betondschungels! Peter Jackson ist eine Sissy, nach wie vor, und deswegen war er auch die einzig richtige Wahl für die zeitgemäße Wiederbelebung der gewichtigsten Liebeschmonzette der Filmgeschichte. Nicht weniger, als das bestmögliche Remake kam dabei rum. Ein Abenteuer, das mich Zeit und Probleme mit dem Steiß restlos vergessen machte. Man hätte mir dabei auch die Weißheitszähne durch die Ohren mit einer rostigen Wasserpumpenzangen ziehen können, ich hätte nichts gemerkt.

Anfangen tut der Film werkgetreu in einem bezaubernden New York der 30er und mir gingen da schon die Augen restlos über. Jackson kehrte wieder ein wenig zu ganz alter Form zurück, so leichthändig trifft er den nostalgischen Ton dabei. Dann die Totenkopfinsel mit ihren mannigfaltigen Gefahren prähistorischer Prägung und auch technischer Übertreibung hie und da, aber das tut dem mörderischen Spaß keinen Abbruch. Es gibt immer wieder große Momente zu bestaunen, die einfach Filmgeschichte schreiben müssen. Mein Favorit war hier die launige Hängematten-Partie mit Kong und zwei dumpfbackigen T-Rexen. Da kräuseln sich nicht nur die Haare am Arsch, es ist auch noch saukomisch. Wieder zurück in New York wird am Broadway der große Affe wie gehabt vorgeführt, zu einer Eingeborenen-Performance, die dem original "King Kong" entlehnt wurde, samt der Musik. Großartig! Das ist ein wenig Hommage an den alten Film und selbstbewusste Stichelei zugleich. Eine Standortbestimmung. Jackson tritt schließlich voll aufs Gas, wenn es um den wohlverdienten Zentner Schmalz geht. Das beginnt jungfreudig mit einem Blick in den Sonnenuntergang auf Skull Island, steigert sich mit einem markigen "Love Story" -Zitat, bei dem Kong im Central Park auf seinem felligen Arsch “Schlittschuh“ läuft und gipfelt in großer Melodramatik beim Showdown auf dem Empire State Building. Der Moment im Central Park gefiel mir besonders gut, nicht zuletzt weil ich vor kurzem höchst selbst an jenem Ort verweilte und von der kleinen CGI-Brücke aus, die da im Film zu sehen ist, die New Yorker Skyline ablichtete. Vertrautheit in computergenerierter Künstlichkeit, unbezahlbar! Da sah sogar der CGI-Broadway blass aus dagegen, an dem ich mich ebenso gleich wieder heimisch fühlte. Schön, wie der neue "Kong" all die klassischen Orte der 1933er Fassung abklapperte und neu “tapezierte“. Ein Remake ganz nah am Original und ähnlich mitreißend. Der Film hat mich erschlagen, ich fühle mich, als hätte sich der große zornige Affe auf mich gesetzt. Ich werde den Eintrag sicher noch ergänzen, aber für den Moment reicht das.

Remake CGI Peter Jackson


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Tim Burton’s CoRPSe BrIdE, England/USA 2005


Hat mich total zerrissen. :cry: Ich denke, einen weiteren Lieblings-Burton gefunden zu haben. Das hat wohl auch damit zu tun, dass er mit vielem aufwartet, was speziell mich anspricht. Deswegen Begeisterung auf ganzer Linie. Wenn einem Animationsfilme schon so nahe gehen können, sollte man vielleicht mal zum Nervenarzt gehen. Ich aber werde dazu stehen! Putziges, Lustiges, Liebreizendes und effektiv Schauriges in einer genialen Symbiose. Tim Burton, der große romantische Poet des abseitigen Kitsches. Da scheiß ich locker auf alle anderen Animationsfilme… :dj: (aber nur ein bisschen)

Tim Burton


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Godzilla: Final Wars, Japan/Australien/USA/China 2004


Müde lag ich darnieder und während die Magensäure nach einem tödlich üppigen Abendmahl im Magen zu einem ätzenden See zusammenlief, versuchte ich mir diesen Film anzutun. Leider kann ich überhaupt nicht sagen, ob das ein guter Godzilla-Beitrag ist oder nicht, denn ab der Hälfte nickte ich immer wieder ein und das folgende, bereits vertraute Spielchen nahm seinen Lauf: Aufwachen, ein Kapitel zurückspringen, vom Kampfgetümmel eingelullt werden, einnicken, aufwachen, ein Kapitel zurückspringen, vom Getöse eingelullt werden, einnicken, aufwachen, ein Kapitel zurückspringen, usw.. Der Film dauerte so etwa dreieinhalb Stunden. Ich weiß nicht, was das ist, aber im Halbschlaf werden wohl so körpereigene Drogen ausgeschüttet, die trotz Dämmerzustand irgendwie die Sinne äußerst schärfen. Ich empfand diese Odyssee, fernab jeden Zeitgefühls und Durchblicks, als sehr berauschend. Materialschlachten und die Musik bohrten sich immer tiefer in meinen gedopten Geist, wie siedende Metallschwerter. Ich genoss diesen Trip zwischen Wachen und Dämmern immens, „Godzilla – Final Wars“ brachte mich zum Fliegen. Ich glaube ich war zeitweise wirklich da..., also dort. Eines von diesen Monstern und manchmal war ich Godzilla. Beim Abspann fühlte ich mich total glücklich. Um was es in dem Film ging? Weiß Godzilla, um was es ging? Also!

Godzilla: Final Wars Japan/Australien/USA/China 2004


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Der Exorzismus von Emily Rose, USA 2005


Was manifesten Horror angeht, wird zurzeit ja einiges geboten. Entweder kauen einem blinde Menschenlurche in finsteren Höhlensystemen den Steiß weg, oder der Teufel gibt sich höchstpersönlich ein Stelldichein. Was Harlin und Schrader zuletzt zum altbekannten Thema ausschieden war da ja leider nicht so prickelnd. Mit gemischten Gefühlen pilgerte ich dann auch in diesen Film. Kurz, diese Neuauflage nähert sich von einer brauchbaren Seite dem Thema, der Schrecken wird sensibel, also gekonnt etabliert und in Szene gesetzt, mit jenen Zutaten, die Zartbesaitete schlechter schlafen lassen. Die kontroversen Fragen, die er aufwirft, so als Mehrwert, sind zudem eine interessante Dreingabe, die man nicht akzeptieren muss, aber kann, was ich dann aber noch erschreckender fände, als den Film. :D Ich persönlich interessierte mich vornehmlich für den Schrecken und der findet ein maßgeschneidertes Gefäß in der Hauptdarstellerin, welche einem irgendwie nicht wirklich nahe gebracht wird und damit eine Fremde für den Zuschauer bleibt. So gelingt es einem auch nicht, ihre wechselnden Launen einzuschätzen, sie ist einem unheimlich von Beginn an. Es wird nichts getan, um sie ein wenig sympathisch finden zu können, man empfindet lediglich Mitleid für eine Fremde und gleichzeitig Unbehagen, denn man möchte das alles gar nicht mit ihr durchstehen. Das Schreckliche bleibt ungefiltert schrecklich. Obgleich dieser Ansatz ein bisschen anders ist, als beim Original, macht dieses Quasiremake einem vielleicht wieder ein wenig begreifbarer, wie sehr "Der Exorzist" einst die Massen verstört haben mag. Genau jenen Schrecken lässt er aufleben. Die nüchterne Rahmenhandlung bietet regelmäßig genug Gelegenheit, sich von dem Unfasslichen zu erholen, ehe man kopfüber wieder hineingeworfen wird. Ein Kunstkniff, von dem die meisten Horrorregisseure heutzutage leider nichts mehr wissen. Natürlich ist alles aber auch reine Geschmackssache. Bestimmt gibt es Leute, die sich bei diesem Film zu Tode langweilen oder sich ob seiner Verwurstung von realen Fakten durch den mittelalterlichen Fleischwolf aufregen. Das finde ich gut. Vielleicht kann man es so ausdrücken: der Film ist ein Arschloch, aber als Horrorfilm ganz effektiv. Zu den besonders lauten Kritikern sei gesagt, dass "der Exorzist" ja wohl auch alles andere als ein aufgeklärtes Werk ist. "Emily" also mit "Requiem" zu vergleichen, aber dabei den "Exorzisten" weiterhin hoch zu halten, ist nicht so ganz aufrichtig, sagen wir's mal so.

Der Exorzismus von Emily Rose USA 2005 Der Exorzist Requiem


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The Brothers Grimm, Tschechien/USA 2005


Zeitgenössische Exploitation kann ja so öde sein, oder aber einem die Sinne beschwipsen. Letzteres ist Voraussetzung für eine angenehme Auszeit hinterm Regenbogen. Gilliam und seine Leute galoppieren süffisant über altbekannte Märchenmotive hinweg, wirbeln dabei eine Menge Glitzerstaub auf und erheben dieses diebische Unterfangen gar zum Thema selbst, indem sie so quasi die Gebrüder Grimm zu den Pionieren der Exploitation machen. Eine Geschichtsstunde darf man da nicht erwarten. Die Idee aber ist reizvoll, so dass sich großartiger Kintopp draus zwirbeln lässt und der verdienstvolle Regisseur hat hier nicht total versagt, meine ich. Ich vergaß die Zeit restlos, was immer seltener der Fall ist, berauschte mich an dem ruchlosen Gesöff, das süß war und nicht unbedingt zu edel anmutete. Es hat gemundet. In anderen Händen wäre dieses Werk unter Umständen zu steif geraten, oder aber zu nichtig. Gilliam jedoch belebt ein paar alte Python-Gene noch einmal, ihm gelingt es, die richtige Mischung aus schrulligem Witz und Liebe zur Idee anzurühren, so dass ausreichend Bouquet entströmen kann. Das Etikett dieses preisgünstigeren Absinth spottet nicht seinem Inhalt, noch macht es zu große Versprechungen.

Ein geheimnisvoller Impuls befahl mir am Ende noch, beim Abspann sitzen zu bleiben. Ich sollte etwas sehen, irgendetwas oder irgendjemand wollte, dass ich nicht allzu dumm sterbe. Und tatsächlich, da tauchte ein Name auf, der leider nur noch selten seinen Weg auf die große Leinwand findet. Gilliam hat seinen alten Kumpel Michele Soavi wieder ausgebuddelt und ein weiteres Mal vor den zweiten Karren gespannt. Das gab mir zum Schluss einen letzten angenehmen Kick für den Heimweg.

Gilliam Monty Python Märchen Grimm Soavi


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The Descent, England 2005


Argh…!

Das ist mal wieder typisch…! Zu viele Filme können einem die Sinne verkleben, so wie Kaugummi angeblich den Magen, was aber nur eine Legende ist. Man kann Kaugummi ruhig hinunterschlucken. Glaube ich zumindest…. ;) Schlucken jedoch kann ich meinen alten Tagebucheintrag zu „Descent“ nicht mehr. Losgelöst vom FFF’05 war meine Erfahrung diesmal eine ganz andere. Ein paar kleinere Schönheitsfehler bleiben, doch nun meine ich einen der besten und schneidigsten Horrorfilme der letzten Jahre gesehen zu haben. So viele schöne verstörende Ideen und Bilder, bis auf ein wenig missglückte CGI-Kacke, aber na schön. Dass die erste Hälfte schon sehr stark ist, das empfand ich ja damals beim FFF’05 bereits so. Das von mir so betitelte und damit herabgewürdigte “Monsterschlammcatchen“ im zweiten Abschnitt hatte sich in meiner Erinnerung allerdings nur zu einem solchen aufgebläht, als ich den ersten Eintag verfasste. Jetzt empfand ich das alles nämlich gar nicht mehr so, sondern als sehr ansehnlich und vor allem, es machte Sinn. Im Prinzip, so meine bescheidene Sichtweise von sicherlich unzähligen Interpretationsmöglichkeiten, begeben sich die “Tunnelforscherinnen“ im Film natürlich nicht nur hinab in die Dunkelheit eines unbekannten Höhlensystems, um eine Dosis Horror von der Stange zu erleben, sondern selbstverständlich steht das alles auch für eine Konfrontation mit dem vorzivilisatorischen Selbst, das da tief verschüttet in ihnen schlummert. Oder so in der Art. :D Um so tiefer sie “schürfen“, bzw. kriechen, desto mehr schauen sie letztendlich in einen Spiegel, und was ihnen entgegen blickt, roh und blind, sieht gar nicht mehr so ansehnlich aus. Der Blick geht sozusagen nach innen. Aber es wäre ja langweilig, wenn man dazu nur einen zähen Vortrag von der Kanzel hören würde. Viel besser ist es doch da, dass es den Horrorfilm gibt. Da hat man einfach mehr davon! :honk: Im Prinzip ist „Descent“ eine sehr rohe und düstere Variante von Boormans „Deliverance“. Doch trotz seiner Rohheit ist es Marshall geglückt, den rechten poetischen Ton anzuschlagen, der auch Filme wie „Texas Chainsaw Massacre“ oder eben „Deliverance“ zu mehr machte, als bloßes Angstkino. Ein wildes und irgendwie anregendes, grausiges Kinoerlebnis. Genial!

Sein größter Horror ist und bleibt allerdings das Spiel mit der Klaustrophobie zu Beginn. Ich konnte es wieder kaum ertragen und entwickelte geradezu einen Wahn, mich geistig in eine solche Situation zu versetzen. Das ist so unaussprechlich monströs grauenhaft, dass ich mich jetzt richtiggehend vor entsprechenden Albträumen fürchte… :cry:

Den Schluss fand ich diesmal auch sehr schön. Tja, so kann’s gehen.

Der Aufrichtigkeit halber aber unten noch der veraltete Tagebucheintrag. Da hatte ich nicht alle Höhlen beisammen…


09.08.05 – The Descent, England 2005 - gesehen auf dem FFF'05

Argh...!

Das ist mal wieder typisch! Ein in Sachen Horror guter Anfang wird dem geopfert, was guter Horror nicht ist: Action. Action und zugegebenermaßen deftige Splattereinlagen. Aus dem Motiv Platzangst zum Beispiel hätte man sehr viel mehr herausholen können. Einen Film, den man wirklich kaum noch ertragen kann. Und auf dieser Grundlage dann aufbauend eine lange Zeit ungewisse Bedrohung der monströsen Art, als ultimativer Verstärker des klaustrophobischen Horrors, aber letztendlich auch Antrieb, plötzlich doch dem einen oder anderen Engpass zu entschlüpfen. Jedoch nein, nach anfänglichem Gang in die exakt richtige Richtung - das Steckenbleiben der einen Dame in dem engen Felsendurchgang brachte mich beinahe an den Rand eines autosuggestiven Erstickungsanfalls - geht das altbekannte Haudrauf-Schema wieder los. Aus ist's mit dem echten Horror, willkommen beim Monsterschlammcatchen. Und das selten dämliche Ende rundet den Absturz in die Belanglosigkeit noch perfekt ab. Da bin ich ja richtig froh, dass Tolstoy nicht mit ist, weil sonst hätte ich mir dessen triumphverzerrte Visage auch noch zumuten müssen und - das - ist der König allen Horrors…!

Ein Happening der vertanen Chancen. Ich will mal ein wenig träumen:
Endlose Kriechereien durch engste Passagen; Atemnöte; Panikanfälle; Verzweiflung; Resignation und immer mal wieder das drohende Feststecken in irgendwelchen winzigen Spalten. Man hätte sich da wunderbar ausspinnen können. Erlösende Bewusstlosigkeit am Rande des Wahnsinns mit einem Traum von großer Freiheit, der jäh wieder zurück in die Hölle “morpht“. Tausend Sachen fielen mir da ein…

Aber kaum tauchen die Gollum-Kreuzungen auf, werden aus den Mädels abgebrühte Lara Crofts mit Superkräften, die noch lange im Heim der kahlen Monstren aus der Tiefe für Albträume sorgen dürften. Dann gibt es auch keine engen Passagen mehr, oder auch nur irgendetwas, das fühlbar beängstigend wäre. Natürlich aber darf sich einmal mehr der Genre-Neuling auf einiges gefasst machen. Fortgeschrittene Zuschauer sollten nach der viel versprechenden ersten Hälfte aber besser gehen.

Trotzdem: Solider Monsterreißer, mit unglaublich kruden Effekten, der nur gemessen an dem, was er wirklich hätte sein können, armselig wirkt.

The Descent England 2005 Horror Splatter Klaustrophobie


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Charlie und die Schokoladenfabrik, USA/England/Australien 2005


Nachtvorstellungen sind bei Blähungen vorzuziehen, weil da hockt man meist allein in guten Filmen. Bei schlechten Filmen sind ja oftmals doch irgendwelche Störenfriede zugegen. Und Burtons Neuer ist sozusagen besonders flatulenzfreundlich, weil den schaut sich außer mir bestimmt keiner um 2:00 Uhr nachts an.
Mir gefiel der Film sehr gut, vor allem wegen seiner Äußerlichkeiten, also die Bilder und die schrägen Gesangseinlagen, die der blassen Story gehörig Farbe einverleiben. Für diese Art von Märchen erreicht der Film zwar nur eine geringe Tiefe, da einfach zu viel Drumherum stattfindet, aber gerade diesen, nicht zu angestrengten Ernst, fand ich gut, so dass ich „Charlie“ mehr als schrulligen Musikfilm verbuche, denn als zu Herzen gehendes Weihnachtsmärchen mit großer Botschaft.

In letzter Zeit gucke ich ja „Fawlty Towers“ rauf und runter und da ist mir David Kelly in der Rolle des O'Reilly sehr positiv aufgefallen. Und da riss es mich vergangene Nacht geradezu aus dem Sitz, als ich ihn im Großvater Charlies wiedererkannte. Ein bisschen älter, aber eigentlich hat er sich nicht verändert! ;)

Burton David Kelly Depp


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The Card Player, Italien 2004


Muss man sich denn immer gleich so reinsteigern überall? Nach den vielen Vorschussscheißbeeren, die dieser Film eingeheimst hat, erwartete ich wirklich eine Katastrophe monströsen Ausmaßes. Und womöglich lag es an dieser unterirdischen Erwartungshaltung, dass mir der Film dann sogar taugte. Danke also schon mal an all die Flamer und Dreckschleudern! ;)

Gut, was ist „The Card Player“ aber denn nun? Nett. Nicht unspannend. Ohne Finesse, aber ganz witzig. Schlechte Dialoge, oh ja. Haarsträubend! Die hatten laut IMDb sogar zwei Leute für Dialoge am Set. Hat nicht viel genützt. Einige größere Schlampereien – Pfählszene zum Beispiel - und absurd anmutendes Verhalten der Figuren hie und da, letzteres kennt man ja schon vom Meister. Kinotauglich ist so etwas in dem Ausmaß aber beileibe nicht mehr. Dennoch, gerade das überdramatische Ende auf den Bahngleisen hatte doch ein wenig absurden Charme zu bieten, dem ich nicht unbedingt Unfreiwilligkeit unterstellen möchte. Manchmal kam mir der Film fast schon wie eine verkappte Giallo-Komödie vor. Oftmals unfreiwillig (ja ja!) und manchmal sogar ein klitzekleines bisschen beabsichtigt. Komödie ist sicher ein viel zu starker Begriff. Farce trifft es vielleicht besser. Ein Humoreinschlag, der unter Umständen einem gewissen „Leck mich am Arsch“-Gefühl des nicht ganz mit Herzblut bei der Sache seienden Regisseurs geschuldet ist. Wenn man jedenfalls keinen großen Wurf erwartet, dann darf man sich durchaus auf dieses Wiedersehen mit einem lockereren Argento in zerschlissenen Hausschuhen freuen, dem hinten das Hemd heraushängt. Ja genau, das ist es einfach, ein Sonntags-Giallo!
Aufgrund diverser Fehler und so weiter hatte ich zudem den Eindruck, dass der Film nicht so richtig fertig gestellt worden ist, es sich also rundherum um einen Schnellschuss handelt.
Ich habe mit dem “Kartenspieler“ jedenfalls kein Problem und werde ihn mir auch kaufen. Der Römer hat dieses Werk wohl eher so aus dem Ärmel geschüttelt und mehr geschlampt, als sonst. Was ein Filmemacher ist, der etwas auf sich hält, scheißt eh auf überdramatisierende Kritiker, die von einem Ende der Karriere philosophieren, und dreht einfach unverhofft mal wieder einen richtigen Knaller. Ich wäre bereit!


Nachtrag:

16.06.2006 - The Card Player

Vergangene Nacht gab es ein Wiedersehen. Also ich muss sagen, dass er mir sogar richtig gut gefällt, mittlerweile sogar besser als der wahrscheinlich rein inhaltlich rundere und etwas ordentlichere "Sleepless". Zum einen gibt es einige wirklich argentoesque Augenblicke der Güteklasse A und zum anderen sind die Absurditäten diesmal von einer Pracht, als hätte Dario doppelt so viel von dem Zeug geraucht, das er sonst immer konsumiert. Ich glaube, daran wird es wohl liegen, denn nichtsdestotrotz ist alles letztendlich immer eine Frage der Haltung. Filme sind nicht nur eine Ansammlung von Gelungenem und Schlechtem, und am Ende dominiert das, was unterm Strich übrig bleibt..., sondern erst durch den inneren Kosmos des Betrachters entsteht am Ende ein Ganzes, das für Entzücken sorgt, oder eben nicht. Und was da an den vielen internen Reglern des Empfindens dreht, natürlich nicht ganz ohne Einfluss von Außen, hat trotzdem meist mehr mit uns selbst zu tun, als allein mit dem Werk, dem wir das dann zuschreiben. An anderer Stelle habe ich ja schon mal ausgeführt, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass letzteres bei den meisten Leuten die Obergeige spielt, auch wenn sie darauf beharren würden, hauptsächlich von rationalen Aspekten in ihrem Urteil geleitet zu werden. Jemand, der dezidiert aufzählen kann, warum ihm ein Film gefällt oder nicht, rast womöglich längst auf dem Holzweg dahin. Ob empfundener Genuss oder erlittene Pein hängt vom diffusen Widerschein aus den Tiefen unserer Persönlichkeit ab, wo das ureigene Gerümpel sonst verborgen im Dunkeln verstaubt und den Lichtstrahl des Projektors dann tausendfach bricht, reflektiert und Teile davon verschluckt. Wir haben da nur die Möglichkeit, den Einfallswinkel etwas zu beeinflussen. Das ist es, was ich mit Haltung meine. Mit dem richtigen Winkel, der richtigen Herangehensweise, ist jedoch sogar „Il Cartaio“ ein recht brauchbarer Argento. Ein Sonntags-Giallo, wie ich in meinem alten Eintrag meinte, aber es gibt ja auch noch den Montag. Und der Tag ist, wie man weiß, richtig scheiße.

Wenn man Argento-Filme liebt, dann gehört da jedenfalls auch der Makel dazu, der für mich längst eines seiner Markenzeichen geworden ist. Dieses Werk hier ist schon ein regelrechtes Feuerwerk, was das angeht. Und der irrsinnige Schluss kann sogar entzücken, wenn man den vermeintlichen Makel endlich als Eigenart eines verschrobenen Künstlers akzeptiert hat. Ich finde mittlerweile, diese Unzulänglichkeiten im Angesicht seiner Stärken machen Argento erst aus. Ganz ehrlich, wenn er einen total runden, makellosen Film ablieferte, dann wäre der bestimmt auf irgendwie komische Weise belangloser.

Argento Giallo Thriller


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Dear Wendy, Dänemark/Frankreich/Deutschland/England 2005 - (gesehen auf dem FFF'05)


Als Abschlussfilm wohl eher ungeeignet. Nach einer Woche Zuckerschlecken für die Sinne halte ich es für taktisch ungeschickt, einen anspruchsvolleren Film auf die geschaffte Meute loszulassen, der, sagen wir es mal so, sinnlich unspektakulär und handlungstechnisch allein seiner Idee verpflichtet bleibt. Kann sein, dass der Streifen unterm Jahr, losgelöst von einem Festival, rockt wie Sau und denn Intellekt vögelt, bis das Hirn stockt, aber als Abschluss des FFF'05 wirkte er auf mich gelinde gesagt null bis gar nicht. "Kiss Kiss - Bang Bang" wäre als Rausschmeißer optimal gewesen. Jetzt fühle ich mich nur leer. Ein Steak muss her!

Dear Wendy Dänemark/Frankreich/Deutschland/England 2005 Lars von Trier Thomas Vinterberg





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