Den härtesten Film wollten sie drehen, weg vom Slapstick mit mehr Ernst an die Sache herangehen, als sonst. Hab die Truppe vor einiger Zeit auf einem Festival belauscht, deswegen weiß ich das. Teilweise hat das hingehauen, leider nicht unbedingt zugunsten eines großartigen DVD-Abends. War „Premutos“, so ich mich denn noch einigermaßen erinnere, durchaus ein gut funktionierender Schmarren mit dem Potential zum echten Hit seiner Kategorie, sitzt „Beyond The Limits“ irgendwie zwischen den Stühlen, obschon er natürlich professionell wieder einen riesigen Schritt vorwärts bedeutet. Leider sind die Ansprüche aber auch gleich sehr viel höher, wenn der Schabernack keine Hauptrolle mehr spielt. Beeindruckend ist abermals jedoch der Ehrgeiz, der, wenn man noch an selige „Black Past“-Zeiten zurückdenkt, immer wieder aufs Neue Unglaubliches Realität werden lässt. Durfte man bei „Black Past“ noch über einen richtigen Krankenwagen mit Personal und bei „Premutos“ über einen waschechten Panzer staunen, der Zombies pulverisiert, gibt es jetzt sogar Mittelalter und das optisch durchaus ansprechend, mit allen Schikanen. Ittenbach sucht immerwährend nach Anerkennung und macht aufs Neue Dinge möglich, an die andere Amateure nicht mal zu denken wagen. Mittlerweile ist er aber beileibe kein Amateur mehr. Ein gutes Auge für alles Technische hatte er schon von Anfang an, „Black Past“ finde ich für einen Homemade-Splatter in der Hinsicht noch immer phänomenal. Was man Ittenbach heute vielleicht vorwerfen könnte ist, dass er sich nach wie vor zu sehr auf die Technik konzentriert, mit der er gute Erfahrungen gesammelt hat, aber sich anscheinend handlungstechnisch nichts wirklich Neues zu wagen traut. Etwas Neues hat er uns eh nie serviert, lediglich Altbekanntes immer und immer wieder, mit wachsender Versiertheit, neu angerührt, was die Filme, trotz des edler werdenden Scheins, doch nur ewige Fan-Projekte bleiben lässt. Dabei muss ich zugeben, dass „BTL“ noch nicht mal so sehr daran krankt, nichts Neues wenigstens zu versuchen. Immerhin verzichtet Ittenbach diesmal beinahe völlig auf besessene Dämonen, Zombies und so Kram. Selbst sein katholisches Brandsiegel - minutenlange Höllensequenzen in niederbayerischen Hinterzimmern - fällt diesmal eher kurz, aber dafür Oho aus! Ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas knapp am Hit vorbeischrammte. Die ehrgeizige, aber dennoch lahme Handlung, die auch noch von oftmals uninspiriertem Musikgedudel zusätzlich tot gewalzt wird, macht aus diesem Bonbon für die Augen einen Kaugummi fürs Gehirn. Es schmerzt, wenn so viel Schönes und gut Gemeintes trotzdem langweilen muss. Na, ich will nicht übertreiben, zeitweise unterhielt mich der Streifen sogar ein bisschen, aber das Erlebnis, das beinahe jedes Bild verspricht, ist er zu keinem Zeitpunkt. Das größte Hindernis sehe ich mal wieder im unbedingten Irrglauben an die Gleichung Splatter gleich Härte, oder Splatter gleich Hauptsache. Zum einen reduzieren Blutfontänen und ihr zu häufiger Gebrauch jede Härte, weil das im Grunde doch zum Slapstick gehört (bei jeder Watschen muss hier auch immer gleich der ganze Kopf bluten), zum anderen befriedigt es an der falschen Stelle Bedürfnisse, was die Kreativität anbelangt. Wenn man nicht immer gleich mit dem einen oder anderen coolen Effekt bei der Hand wäre, müsste man sich ja glatt mal anstrengen und sich überlegen, was unheimliche, gruselige oder harte Atmosphäre noch erzeugen könnte. „BTL“ ist somit sehr zwiespältig. Man möchte Ittenbach einen riesigen Schritt vorwärts bescheinigen, muss aber auch Stagnation in mancherlei Hinsicht attestieren, wo es langsam mal Zeit wäre, Positiveres zu berichten. Itti und seine Mitstreiter sollten vielleicht mal einen Film gänzlich ohne Effekte versuchen. Wenn ihnen dann nichts mehr einfällt, müssten wir zufrieden sein mit dem was ist. Trotzdem, ich freue mich auf sein neuestes Magnum Opus „Chain Reaction“, auch wenn der Trailer schon wieder mit besessenem Gesocks aufwartet und eigentlich lediglich noch besser aussehende olle Kamellen verspricht. Wollen wir hoffen, dass Handlung und Ideen mal ein wenig die Oberhand gewinnen!
Olaf Ittenbach Splatter Mittelalter Gangster
Olaf Ittenbach Splatter Mittelalter Gangster