Vieles dreht sich um den Sound. Carpenter gehört zu den paar Hanseln im Horrorgeschäft, die gerade das am besten verinnerlicht zu haben scheinen. Nicht nur Musik, auch Geräusche oder bizarre Klangkollagen wurden hier mal wieder sorgfältig konstruiert und überflügeln sogar manch visuelle Spielerei. Die Story von „The Fog" ist handelsübliche Horrorware der gehobeneren Lagerfeuerklasse und bietet eine tolle Kulisse, damit ein (ehemaliges) Genie wie Carpenter gewohnt ökonomisch punkten kann. Logiklöcher fallen da nicht mal so ins Gewicht, beziehungsweise vermag das Wohlwollen sie selbst einigermaßen schlüssig zu schließen. Absolut begeistert bin ich nach wie vor von dem, was man auf die Ohrmuscheln bekommt. Wie Carpenter in Stimmungen schwelgt, indem er Elemente zusammenbringt, die man, wenn man es nicht selbst ausprobierte, wohl nicht als adäquate Komposition erahnen würde, ist toll. Wer hätte je gedacht, dass gewöhnliches Radiogewäsch im Hintergrund dem Grusel so gut auf die Beine hilft?
Nach der hübschen Einleitung durch den alten Seebären am Lagerfeuer, der große Kinderaugen gebannt folgen, wie das nun mal zu sein hat, bekommt man Eindrücke einer schlafenden kleinen amerikanischen Küstenstadt geboten, in der sich erste zarte Absonderlichkeiten ereignen, schließlich feiert man seit Mitternacht ein denkwürdiges Ereignis. Leere Straßen, vereinzeltes noch arbeitendes Volk und ständiges Radiogedudel ziehen den Zuschauer in ihren Bann. Schwer zu sagen, warum das so exzellent funktioniert, aber das tut es. Man kennt diese spezielle Stimmung vielleicht. In der Nacht spielen keine Orchester gruselige Stücke auf, wenn man mit dem Auto müde zum Zigarettenautomaten fährt, es dudelt allenfalls das Radio schlaftrunken vor sich hin. Als Zuschauer weiß man aber, dass da etwas echt Fieses im Dunkeln erwacht, somit vermischen sich vertraute Gemütszustände rasch mit bösen Vorahnungen. Man braucht eben einen Link zum Geschehen und das erfüllt der Geistesblitz mit der Radio-Geräuschkulisse.
Nebel ist ein feiner Stoff, der Film hantiert ganz geschickt damit. Generell gibt es wieder Momente, die ein guter Grusler einfach braucht. Raum und Zeit erhalten mit der Radiofrau im Leuchtturm eine nachvollziehbare Dimension. Mit ihr überblicken wir die Situation, oder glauben es zumindest, was ja schon reicht. Das ist schlicht und ergreifend ein guter Winkelzug. Viele Filme verlieren in meinen Augen genau dann, wenn sie schlampig mit den Dimensionen umgehen oder sie ganz vernachlässigen. Als Zuschauer sollte man schon eine Vorstellung vom Ort des Geschehens bekommen, sonst kann man da schlecht mit seiner Schrankwand einziehen. Dann ist Carpenter ein wirklich exzellenter Erzähler. Absolut super ist für mich nach wie vor die Sequenz, wenn Father Malone der Bürgermeisterin (?) und ihrer Tippse aus dem Logbuch der grimmen Verschwörer vorliest, während wir zeitgleich erfahren, wie es Curtis und Atkins auf der Suche nach den vermissten Saufkumpanen auf hoher See ergeht. Wie sich das gegenseitig trägt und verstärkt, schließlich in einem netten Schock entlädt, ist schon fantastisch gemacht.
Trotz des beinahe ständigen Radiogejingles und -gedudels gibt es natürlich einen typischen Soundtrack, der wunderbar minimalistisch, wie man das von Carpenter ja gewohnt ist, die kalte depressive Stimmung perfekt einrahmt. Man kann das Salz des kalten Meeres und des Windes irgendwie andauernd schmecken. Wohliges Frösteln lässt einen schon mal an einen dickeren Pullover denken, oder an eine gelbe Regenjacke, damit einen Gischt oder Nebel nicht nass machen.
Alles gipfelt in einen schönen klassischen Showdown in einer Kirche und auf dem Leuchtturm. Auch hier sollte man wieder auf die feine Geräuschkulisse achten. Visuelles erfährt seinen Ritterschlag erst durch den Sound. Eine runde Sache. Der Nebel zieht schließlich davon und man spürt selbst das nahende Morgengrauen, fühlt das Frösteln und den Raureif in den Wiesen. Morgenstund hat ihren eigenen Charakter. Man kann das schlecht beschreiben, aber Carpenter braucht das nicht, er lässt ihn uns einfach spüren. Oder tiefe Nacht, oder melancholische Nachmittage.
„The Fog" ist ein unheimlicher Film, der mit seiner netten kleinen Horrormär einen perfekten Evergreen für Halloween bereitstellt. Ich würde ihn als glitzerndes Gruselbonbon bezeichnen. Er vereint Pulp mit inszenatorischer Finesse. Was dabei herausspringt gehört eben meistens mit zum Besten, was der alte Horroronkel im Schrank hat. Nichts für verquastete Gehirnjogger, aber ordentliche Hausmannskost für Testikel-Cineasten.
Geister Horror John Carpenter USA 1980 The Fog
Nach der hübschen Einleitung durch den alten Seebären am Lagerfeuer, der große Kinderaugen gebannt folgen, wie das nun mal zu sein hat, bekommt man Eindrücke einer schlafenden kleinen amerikanischen Küstenstadt geboten, in der sich erste zarte Absonderlichkeiten ereignen, schließlich feiert man seit Mitternacht ein denkwürdiges Ereignis. Leere Straßen, vereinzeltes noch arbeitendes Volk und ständiges Radiogedudel ziehen den Zuschauer in ihren Bann. Schwer zu sagen, warum das so exzellent funktioniert, aber das tut es. Man kennt diese spezielle Stimmung vielleicht. In der Nacht spielen keine Orchester gruselige Stücke auf, wenn man mit dem Auto müde zum Zigarettenautomaten fährt, es dudelt allenfalls das Radio schlaftrunken vor sich hin. Als Zuschauer weiß man aber, dass da etwas echt Fieses im Dunkeln erwacht, somit vermischen sich vertraute Gemütszustände rasch mit bösen Vorahnungen. Man braucht eben einen Link zum Geschehen und das erfüllt der Geistesblitz mit der Radio-Geräuschkulisse.
Nebel ist ein feiner Stoff, der Film hantiert ganz geschickt damit. Generell gibt es wieder Momente, die ein guter Grusler einfach braucht. Raum und Zeit erhalten mit der Radiofrau im Leuchtturm eine nachvollziehbare Dimension. Mit ihr überblicken wir die Situation, oder glauben es zumindest, was ja schon reicht. Das ist schlicht und ergreifend ein guter Winkelzug. Viele Filme verlieren in meinen Augen genau dann, wenn sie schlampig mit den Dimensionen umgehen oder sie ganz vernachlässigen. Als Zuschauer sollte man schon eine Vorstellung vom Ort des Geschehens bekommen, sonst kann man da schlecht mit seiner Schrankwand einziehen. Dann ist Carpenter ein wirklich exzellenter Erzähler. Absolut super ist für mich nach wie vor die Sequenz, wenn Father Malone der Bürgermeisterin (?) und ihrer Tippse aus dem Logbuch der grimmen Verschwörer vorliest, während wir zeitgleich erfahren, wie es Curtis und Atkins auf der Suche nach den vermissten Saufkumpanen auf hoher See ergeht. Wie sich das gegenseitig trägt und verstärkt, schließlich in einem netten Schock entlädt, ist schon fantastisch gemacht.
Trotz des beinahe ständigen Radiogejingles und -gedudels gibt es natürlich einen typischen Soundtrack, der wunderbar minimalistisch, wie man das von Carpenter ja gewohnt ist, die kalte depressive Stimmung perfekt einrahmt. Man kann das Salz des kalten Meeres und des Windes irgendwie andauernd schmecken. Wohliges Frösteln lässt einen schon mal an einen dickeren Pullover denken, oder an eine gelbe Regenjacke, damit einen Gischt oder Nebel nicht nass machen.
Alles gipfelt in einen schönen klassischen Showdown in einer Kirche und auf dem Leuchtturm. Auch hier sollte man wieder auf die feine Geräuschkulisse achten. Visuelles erfährt seinen Ritterschlag erst durch den Sound. Eine runde Sache. Der Nebel zieht schließlich davon und man spürt selbst das nahende Morgengrauen, fühlt das Frösteln und den Raureif in den Wiesen. Morgenstund hat ihren eigenen Charakter. Man kann das schlecht beschreiben, aber Carpenter braucht das nicht, er lässt ihn uns einfach spüren. Oder tiefe Nacht, oder melancholische Nachmittage.
„The Fog" ist ein unheimlicher Film, der mit seiner netten kleinen Horrormär einen perfekten Evergreen für Halloween bereitstellt. Ich würde ihn als glitzerndes Gruselbonbon bezeichnen. Er vereint Pulp mit inszenatorischer Finesse. Was dabei herausspringt gehört eben meistens mit zum Besten, was der alte Horroronkel im Schrank hat. Nichts für verquastete Gehirnjogger, aber ordentliche Hausmannskost für Testikel-Cineasten.
Geister Horror John Carpenter USA 1980 The Fog