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FakeShemp's Blog

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Happy End, Deutschland 2005 (Fantasy Filmfest 2005)



Im Zuge eines Festivals, bombardiert mit allerlei cineastischen Leckerlis, da mag doch schon so langsam Abstumpfung einsetzen. Man wird zunehmend empfindungsloser und hält das fälschlicherweise für gehobenen Anspruch. Deswegen ist es irgendwie auch schade, wenn so mancher kleinerer Film an der wachsenden Trunkenheit der Sinne zu scheitern droht. Und "Happy End" aus deutschen Landen, das kommt noch hinzu, macht es einem beileibe nicht einfach. Vergleichbares ist mir noch nie passiert, dass ich gewissermaßen durch ein Gefühlsdurcheinander taumeln musste, von anfänglich verständnislosem “inneren“ Kopfschütteln, bis zu einem halbwegs gewachsenen "Geht so" und dann beweist dieser Flickenteppich von Genreverwurstung sogar noch Eigenständigkeit im letzten Viertel und eine sichere Hand bei der Realisierung, dass man es kaum fassen möchte. Sich in der Tradition asiatischer Geisterfilme bewegend, versucht sich der junge Regisseur (Daniel Stieglitz) also an Suspense und Schocks der Mercedes-Klasse und da stellt er sich im Verlauf des Filmes mit wachsendem Erfolg gar nicht mal schlecht an, bis er letztendlich sogar richtiggehend “glänzt“, was man ihm in der ersten Hälfte absolut nicht zugetraut hätte. Doch gegen Schluss braucht er sich gar nicht mehr vor den gestandenen Profis seiner Zunft zu verstecken.
Dass er noch jung ist merkte man, mal abgesehen von seiner physischen Präsenz beim Festival, daran, dass ihm noch ein wenig der Sinn dafür fehlt, was dem Betrachter beim Zusehen Schmerzen bereitet. Also hölzern geschriebene und/oder vorgetragene Dialoge zum Beispiel, dramatisch überladene Gesten, die groß rüberkommen sollen, aber doch nur groß nerven, usw.. Nichtsdestotrotz wächst da glaube ich ein Talent heran, das seinen Weg machen könnte. Mag die Rahmenhandlung mit dem Schriftsteller erwartungsgemäß arg ausgelutscht sein, die Elemente allein rund um den Spuk, wie das alles dahingehend erdacht, ausgeschmückt und letztendlich immer besser etabliert wurde, bis hin zur unerwarteten Wende und dem "Showdown" in besonders gelungener Form, war sehr schön und entschädigte für viel unnötiges Leid in den ersten Akten. Ich würde sogar behaupten wollen, die Kernidee ist derart gut und originell, dass sie einen richtigen gestandenen Film wert wäre. Vielleicht macht der Regisseur das ja selbst irgendwann mal, in ein paar Jahren, wenn er seine Milchzähne verloren und eine richtige Filmproduktion an Land gezogen hat, mit ein paar Millionen im Sparschwein...


Anmerkungen:

Gekostet hat dieser Film 10.000 Euro. So billig sieht er wirklich nicht aus. Respekt!

Ferner sagte Stieglitz im Nachhinein, dass er mit „Happy End“ die Emotion Angst bearbeiten wollte, um sich in zukünftigen Projekten dann weiteren Emotionen zuzuwenden. Ich fand die Aussage ein wenig seltsam, denn schon hier hat er eindeutig versucht, auch Komisches, leider mit sehr magerem Erfolg, und Rührseliges, mit großem Erfolg zu integrieren.

Bleibt nur noch anzumerken, dass der kritischste Anwesende Herr Stieglitz selbst war, der die Sympathien im Sturm eroberte, indem er quasi seinen eigenen Film unbarmherzig zerpflückte und uns bat, ausschließlich zu sagen, was uns nicht gefallen habe. Am kritischsten war aber, wie schon gesagt, er selbst. Und das mit einer fröhlichen Selbstverständlichkeit, die wohl von Größe kündet, und von hoffentlich noch großen Taten…!

Ach ja, noch etwas. Eigentlich sei der Film ursprünglich nur als Fingerübung in Form eines Kurzfilmes angedacht gewesen. Stieglitz ist nämlich noch immer Student, also noch gar nicht fertig. Bezeichnend, dass es so jemand aufs Fantasy Filmfest schafft und all die fertigen “Profis“ von deutschen Filmhochschulen eher nicht…

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