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Short Cuts


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Scener ur ett äktenskapp (Szenen einer Ehe) (Ingmar Bergman) SE 1973


Scener ur ett äktenskapp (Szenen einer Ehe) TV-Fassung


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Folge 1 (Unschuld und Panik)

Marianne (Liv Ullmann) und Johan (Erland Josephson) sind seit 10 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie ist 35 und Scheidungsanwältin und er ist 42 und im Naturwissenschaftlichen Bereich tätig. Zu Beginn der ersten Episode werden sie von einer Journalistin interviewt, die für eine Zeitschrift eine Story über "Muster-Ehen" schreibt. Innerhalb dieses Interviews gibt Marianne den grüblerischen Part, während Johan das Verhältnis der beiden zueinander als exzellent beschreibt und das Interview mit seiner dominanten Art bestimmt. Kurz darauf laden sie das befreundete Ehepaar Peter (Jan Malmsjö) und Katarina (Bibi Andersson) zum Essen ein. Im Laufe des Abends wird Peter immer betrunkener und das Gespräch läuft aus dem Ruder. Zwischen Peter und Katarina kommt es zu einem hässlichen Streit, dem Johan und Marianne besorgniserregt beiwohnen. Als die Gäste gegangen sind meint Johan, dass in ihrer Ehe so etwas nicht möglich wäre, worauf Marianne entgegnet, es komme darauf an, die selbe Sprache innerhalb einer Ehe zu sprechen. Abends im Bett fragt Marianne was Johan von einem dritten Kind halten würde, worauf er eher zurückhaltend reagiert. Als sie ihm sagt, dass sie wohl schwanger sei, fangen sie an zu diskuttieren. Der Abend endet mit der Entscheidung, dass sie das Baby behalten wollen und sich Johan mit der Idee eines dritten Kindes anfreunden könnte. In der nächsten Szene sehen wir, wie Johan Marianne im Krankenhaus besucht. Sie hat das Kind abgetrieben und nun plagen sie Schuldgefühle.

Folge 2 (Die Kunst, unter den Teppich zu kehren)

In den nächsten Tagen, wieder zu Hause, versucht Marianne den Sonntagsbesuch bei ihren Eltern abzusagen um mehr Zeit mit Johan zu verbringen, kann sich aber nicht durchsetzen, was auch daran liegt, dass Johan eher verwundert ist über diese kleine Rebellion und sie nicht wirklich unterstützt. Sie fahren gemeinsam zur Arbeit. Johan hat ein Gespräch mit seiner Kollegin Eva (Gunnel Lindblom). Sie kennen sich seit dem Studium und Eva bewunderte Johan seit jeher. Dennoch hatten die beiden nie ein Verhältnis miteinander. Eva ist auch die einzige, der Johan seine Gedichte zum Lesen anvertraut hat. Als er eine objektive Meinung von ihr hören will, ist Johan tief enttäuscht, da sie seine Gedichte als mittelmäßig und kindisch abtut. Marianne hat auf der Arbeit ein Gespräch mit einer Mandantin, Frau Jacobi (Barbro Hiort af Ornäs). Frau Jacobi möchte sich nach 20 Jahren Ehe von ihrem Mann scheiden lassen. Sie habe das Gefühl es sei eine "Ehe ohne Liebe". Sie liebe weder ihren Mann noch ihre drei Kinder und jetzt wo diese groß und aus dem Haus sind könne sie ihren Vorsatz, den sie vor 15 jahren ihrem Mann schoneinmal offenbart habe, durchsetzen. Nach der Arbeit treffen sich Johan und Marianne in der Stadt. Marianne schlägt Johan exotische Reiseziele für den Urlaub vor, der darauf nicht besonders interessiert reagiert. Nachdem sie am Abend in Ibsens "Nora" waren, kommt es danach, beim späten Absacker, zu einer Diskussion. Marianne würde sich im Bett keine richtige Mühe geben und ihre Ehe wäre mittlerweile leidenschaftslos. Als Marianne ihren Standpunkt klarmacht, macht Johan einen Rückzieher und beide vertragen sich.

Folge 3 (Paula)

Als Johan von einer Dienstreise einen Tag früher in ihr Landhaus kommt, freut sich Marianne zunächst, doch die Freude wird schon bald getrübt. Johan gesteht, dass er sich vor knapp einem halben Jahr in die 23jährige Studentin Paula verliebt habe und sie zusammen, am nächsten Tag für 7 Monate nach Paris reisen werden. Marianne nimmt dies zunächst mit Fassung auf, doch muss sie sich im Verlauf des Abends immer mehr unter Kontrolle halten. Johan redet sich immer mehr in Rage. Die Affäre wäre nur der Anstoß um sich endlich aus dieser Ehe freizumachen. Die Beziehung zu Marianne und zu seinen Töchtern sei wie ein Gefängnis für ihn und er wolle sie schon seit 4 Jahren verlassen. Die Beziehung mit Paula sei nur ein Vorwand über die er sich eigentlich auch keine ernsthaften Gedanken machen würde. Am nächsten Morgen fleht Marianne um einen Aufschub und klammert sich an Johan, der sich aber losreißt und davon fährt. Verärgert stellt sie beim Telefonat mit Freunden fest, dass die, sowie auch andere, von Johans Affäre gewusst haben.

Folge 4 (Das Tal der Tränen)

Ein halbes Jahr ist vergangen, da besucht Johan Marianne. Die beiden fühlen sich sichtlich zueiander hingezogen, dennoch liegt eine Kluft zwischen ihnen. Beim Essen erzählt Johan, dass er mit der eifersüchtigen Paula nicht besonders glücklich ist und dass er vorhat ein Angebot in den USA für eine Professur anzunehmen. Marianne erzählt kurz von ihrem Geliebten David. Sie will Johan aus ihren privaten Aufzeichnungen vorlesen. Der widerum möchte lieber mit ihr schlafen und versucht sie auf dem Boden zu nehmen. Marianne wehrt dies ab. Sie beginnt ihm vorzulesen, doch er ist viel zu müde um ihr zuzuhören und schläft ein. Sie telefoniert kurz mit ihrem Liebhaber und versichert ihm, dass alles ok ist. Als Johan aufwacht will ihn Marianne nach Hause schicken. An der Tür sagt Marianne ganz nüchtern, dass sie zu einem Entschluß kommen müssen und die Scheidung durchführen sollen. Kurz darauf kommt Johan wieder in die Wohnung und sie schlafen miteinander. Als das Telefon zwischendurch klingelt erklärt Marianne ihrem Freund David, dass sie mit ihm nie mehr sprechen wolle und legt auf. Es kommt zu einer weiteren Diskussion. Mitten in der Nacht steht Johan auf und geht. Er erklärt Marianne, dass er es nicht aushalte.

Folge 5 (Die Analphabeten)

Marianne besucht Johan in seinem Büro damit er die Scheidungspapiere unterzeichnet, die sie schon vollständig ausgearbeitet und vorbereitet hat. Sie ist sehr gut gelaunt. Er hingegen ist erkältet und deprimiert, wie er sagt. Marianne übernimmt in diesem Wechselspiel der Gefühle den dominanten Part. Sie genießt die neue Freiheit, die sie gewonnen hat und erklärt ihm, dass sie sich nun vollends von ihm befreit habe. Dabei versucht sie ihn ganz offensichtlich zu verführen. Johan bekennt, dass seine Karriere gescheitert ist und seine Beziehung zu Paula sich auf dem Tiefpunkt befindet. Die beiden lieben sich auf dem Fußboden. Danach verlangt Marianne von Johan, dass er nun endlich die Papiere unterzeichnen soll. Johan will die Unterschrift unter einem Vorwand aufschieben. Es kommt erneut zu Diskussionen, die nach ein paar Gläsern Cognac im Streit enden, der diesmal in Gewalt endet als Johan Marianne nicht gehen läßt. Nachdem Johan auf Marianne eingeschlagen und getreten hat, unterzeichnet er unter Tränen die Papiere worauf Marianne diese gegenzeichnet.

Folge 6 (Mitten in der Nacht in einem dunklen Haus irgendwo in der Welt)

Nach einigen Jahren besucht Marianne ihre Mutter. Es kommt zu einer längeren Aussprache zwischen Mutter und Tochter. Ein Gespräch über die Ehe was Mutter und Tochter näher bringt. Johan wird kurz bei der Arbeit gezeigt wie er eine Einladung von Eva zu einer Party ausschlägt und danach mit einem Satz ihre Affäre, die sie nun endlich haben, beendet. Johan versucht zu telefonieren und wird aber einmal von einem Kollegen und dann wieder von Eva, die sich nicht so einfach abschieben läßt, unterbrochen. Nachdem er Eva damit befriedigt, dass er eine Affäre mit einer jungen Sekretärin hat und sie ihm verzeiht, greift er zum Telefon um sich mit Marianne zu verabreden. Nun fahren beide gemeinsam übers Wochenende zu ihrem alten Landhaus. Beide sind wieder verheiratet und ihre Partner zur Zeit im Ausland. Das Landhaus weckt zu viele Erinnerungen an damalige Zeiten und so ruft Johan seinen Freund an um ihn zu bitten in dessen Angelhaus zu übernachten. Nach etlichen Jahren sprechen sie sich einmal ohne Diskussionen und Streit aus. Sie verbringen die Nacht miteinander. Später im Bett setzen sie die Gespräche über sich, ihre Partner und die Vergangenheit fort. Nachdem sie eingeschlafen sind, wacht Marianne aus einem Alptraum auf. Sie erzählt Johan von ihrem Traum und er versucht sie zärtlich zu trösten. Sie kuscheln sich zusammen und machen das Kerzenlicht aus, während draußen die Sonne aufgeht.


Bergman drehte seinen Tv-Mehrteiler auf 16 mm mit einem kleinen Stab und nur wenigen Schauspielern auf der Insel Fårö und auf Djursholm bei Stockholm. Von seiner eigenen Firma Cinematograph produziert kostete das gesamte Werk 300.000 €. Obwohl Bergman Szenen einer Ehe nie als Kinofassung geplant hatte, wurde das Material nach dem unglaublichen weltweiten Erfolg der Fernsehserie, aufgeblasen und aus der 5stündigen TV-Fassung ein knapp dreistündiger Kinofilm zusammengeschnitten, der ein Jahr später in die schwedischen Kinos kam und zu seinem erfolgreichsten Kinofilm seit Das Schweigen wurde.
Was die TV-Fassung angeht so bedeutete dies einen Durchbruch in Bergmans Werk, der den, in Kino-Kreisen weltberühmten und angesehen Regisseur, nun einem Millionen zählenden Publikum näher brachte. Allein in Schweden soll über die Hälfte der Bevölkerung diese Serie gesehen haben. In Europa und den USA schlug Szenen einer Ehe ebenso wie eine Bombe ein. Ein echter Straßenfeger. Während der Ausstrahlung in Schweden gab es von der Boulevardpresse sog. "Leseraktionen" in denen die Zuschauer schreiben konnten was sie Johan und Marianne raten oder tun würden.
All dieser Trubel brachte Bergman nebenbei auch den Vorwurf ein, er hätte eine Soap Opera gedreht. Besonders das im Film von beiden dargestellte bürgerliche Mittelschichtsehepaar fühlte sich angesprochen und betroffen. Darüber hinaus aber auch Millionen andere, die ihr Leben wie in einem Spiegel vor sich sahen. In der Tat war Szenen einer Ehe was die aufgeklärte und zugleich unsichere Paarbeziehung in den 70er Jahren angeht, modern und geradezu prophetisch. Heute kann und muß man seinen Hut davor ziehen und sagen, dass die große Kunst des Werkes vor allem darin liegt, dass es so universell ist.

Das Thema ist vielleicht nie so ehrlich und ungeschminkt verhandelt worden, wie hier. Da steckt wie immer bei Bergman einfach sehr, sehr viel Wahrheit drin. Für mich war es die erste Erfahrung mit der TV-Fassung, obwohl ich die Kinofassung vor Jahren mal sah, war es wie zum ersten Mal. Ein Werk, das einem persönlich sehr viel abverlangt und mich gleichzeitig angeht.

Bergman geht an sein Thema mit einem Seziermesser ran. Er befreit die Ehe vom Mythologischen. Er bricht das Thema runter, komplett auf das Essentielle. Man könnte sogar von der Ehe als Vertrag sprechen, streift dabei aber wiederum nur, da es doch vielschichtiger ist und Bergman im Laufe des Films Gefühle für beide Seiten evoziert. Etwas, das sowieso auf viele Bergman Filme zutrifft. Schwarz/Weiß Malerei ist hier nun wirklich nicht zu erwarten.
Interessant ist die Tatsache, dass die Kinder von Johan und Marianne nur in einer kurzen Szene am Anfang gezeigt werden und sonst gar keine Rolle spielen, nur in Nebensätzen erwähnt werden. Ansonsten ist das gesamte Szenario fast kammerspielartig auf diese zwei unglaublichen Schauspieler komprimiert. Nur um die Zwei geht es. Mann und Frau. Wir sehen nicht Szenen einer Familie sondern Szenen einer Ehe.

Nach dem großartigen Einstieg der perfekten Ehe im Interview gibt es die Szene mit Peter und Katharina, dem befreundeten Ehepaar.
Hier wird schon gleich am Anfang all das vorweg genommen, was sich später in voller Wucht, mit all dem Hass und der Aggression zwischen beiden in seinem Arbeitszimmer abspielt. In geraffter konzentrierter Form wird die Hölle in der sie sich später finden hier vorgeführt.

Katharina : „Ich empfinde einen so ungeheuren Ekel vor dir, mein Lieber, ich meine physisch, dass ich mir sonst wo einen Beischlaf kaufen würde, nur um dich aus meinen Geschlechtsorganen raus zu waschen.”

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Als Johan und Marianne nach diesem Abend beim Abwasch den Streit beurteilen zeigen sich schon die Risse im Fundament der Bilderbuch-Ehe. Während er der Meinung ist, das allein die materiellen Verhältnisse die Entwicklung einer Ehe entscheiden, sieht Marianne eine Lösung darin, dass wenn beide auf derselben Ebene kommunizieren ein Krieg vermieden werden kann.
Als sie später im Bett liegen und Marianne fragt, was er denn von einem weiteren Kind halten würde mündet die Frage sogleich in einer Diskussion in der man schon, obwohl wir es noh nicht wissen, spüren kann, wie sehr ihn dieser Kreislauf der Ehe und Familie einengt und dennoch möchte er das Kind am Ende haben. Ob er es ehrlich haben möchte erfahren wir nicht, nur das aus der späteren Abtreibung Schuldgefühle ihrerseits resultieren. Beide sind bürgerlich, intelektuell und sehr verkopft. Sie vielleicht noch mehr als er. Als es dann in der 3. Folge zur Aussprache kommt ist immer die Ambivalenz von seiner Seite zu spüren. Ihm missfällt nicht nur etwas in seiner Beziehung zu seiner Frau, er will komplett raus. Die totale Emanzipation von seiner Frau, den Kindern und der Ehe. So wie sie die Situation aufnimmt zeigt die selbstständige, arbeitende, kluge Ehefrau ihre Strategie die Dinge zu ersticken mit einer gewissen Unterwürfigkeit. Mit einer selbstzerstörerischen Hinnahme und Selbstaufgabe.


Von Beginn an wird Marianne als eine Frau eingeführt die bei allem was sie sagt und tut weniger als er ein Bewusstsein ihrer Wünsche und Hoffnungen hat.

Eine Schlüsselszene für Marianne innerhalb des Films und für den Zuschauer stellt diese Szene in der 2. Folge dar. Das Gespräch mit ihrer Klientin Frau Jacobi. Eine Szene, die bestimmt nicht zufällig an Dreyers "Gertrud" gemahnt.

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Frau Jacobi : "Ich laufe mit einem geistigen Bild von mir herum, was in keinem Punkt der Wirklichkeit entspricht."

Mariannes Reaktion :

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Hier sieht man in voller Klarheit und Deutlichkeit, das was in Marianne zu arbeiten beginnt und in einer weiteren zentralen Szene ausgesprochen wird. Die Szene im 4. Teil, in der Marianne ihre Notizen vorliest und während sie liest bekommen wir ein Bild von einem Menschen, der von Anfang an selbstentfremdet wurde bzw. wir sehen das, was diese Selbstentfremdung mit einem Menschen macht.
Dabei wird der Monolog mit Fotografien aus ihrer und seiner Kindheit chronologisch hinterlegt bis zum Erwachsenenalter.

Marianne : "Soweit ich zurückdenken kann war ich immer gehorsam, anpassungsfähig, ja fast demütig. Jetzt wo ich daran denke fällt mir ein, dass ich als kleines Mädchen ein oder zweimal wilde Ausbrüche von Geltungsbedürfnis hatte. Ich erinnere mich aber auch, dass Mutter solche Abweichungen von der Konvention mit exemplarischer Härte bestrafte. Für mich und meine Schwester ziehlte die ganze Erziehung nur darauf ab liebenswürdig zu sein."

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Hier kommen wir an einen Punkt innerhalb des Lebens, den ein jeder vielleicht schoneinmal so erlebt hat. Ein Punkt an dem man sagt "Ich weiß eigentlich gar nicht wer ich bin" "Wer bin ich eigentlich und was macht mich aus ? Was ist meine Vergangenheit ?"
Bergman rührt hier am tiefsten, Innersten und zeigt die Reflektion einer Frau, die ihr Leben als Erfüllerin des Mannes hinterfragt. Ein Erziehungsmodell wird hier hinterfragt, was darauf baut sich nicht zu fragen :"Was gut für mich, sondern was gut gut für den anderen ist."

Szenen einer Ehe bedeutet auch sich von dem "Machtmodell" Ehe zu lösen, welches schon bald für eindeutige Fronten sorgt. In seiner bewegenden, persönlichen Art zeigt der Film wie sie die gesellschaftlichen Werte auf die man gepolt wurde hinterfragen und wie sie sich von diesen befreien.

Johan : "Wir haben alles gelernt. Aber was unsere Psyche betrifft, sind wir Analphabeten"

Geschlossene Räume.

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Es beginnt mit einem erkälteten, niedergeschlagenen, frustrierten, deprimierten Johan und einer aufgekratzten gut, fast zu gut gelaunten Marianne. Beide sind sich ihrer Unabhängigkeit äußerst sicher und es endet in totaler Kapitulation auf beiden Seiten. Völlige Hilflosigkeit. Nach Sex folgt Gewalt.
Der 5. Teil, der sich praktisch nur innerhalb des Arbeitszimmers, abspielt, ist so dermaßen aufregend, weil er physisch spürbar ist. Hass und Begehren sind auf einer Schwelle. Alle gegensätzlichen Gefühle, die sich permanent abwechseln von Hass, Ekel, Schadenfreude hin zu Nähe, Zärtlichkeit und Fürsorge werden hier in geballter Form in 4 Wänden verhandelt. Die Analphabeten stoßen sich ab und ziehen sich gleichzeitig an. Sie wissen alles, doch wie Zweisamkeit funktioniert wissen sie nicht.
Überhaupt ist es sehr interessant die Räumlichkeit in Bergmans Kammerspiel zu beobachten. Es wird immer enger. Der karge Schlussstrich wird hier gezogen in einem Arbeitszimmer, welches von Johan auch noch abgeschlossen wird.

Bevor sich die beiden am Ende wiederbegegnen gibt es noch ein langes Gespräch zwischen Marianne und ihrer Mutter. Ein erstmaliges Mutter und Tochter Gespräch über sich und ihre vergangenen Ehen. Obwohl hier unterschiedliche Werte und Zeiten aufeinander treffen können beide nun im Gleichgewicht nebeneinander stehen.
Am Ende, die Jahre sind vergangen, gibt es auf beiden Seiten Einsicht. Wir begegnen zwei freien Menschen, die sich in offener Landschaft, in der Natur treffen und die größtenteils ihre Regeln abgelegt haben. Sie genießen den Moment und für diesen Moment ist die Einsicht auf beiden Seiten wahrhaftig auch wenn es Stunden später vielleicht anders sein wird.

"Meine Liebe ist irdisch aber sie ist unvollkommen" sagt Johan zu Marianne.

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Sie löschen das Licht, von draußen sehen wir, wie es hell wird und ein neuer Tag beginnt. Wir wissen, das es nur ein Stück, ein Bruchteil ihres Lebens gewesen ist aber es gehört zu ihrer Beziehung.
Hoffnungsvoll und Hoffnungslos ist hier eins. Auch hier begegnen sich beide nach langer Zeit im Gleichgewicht wieder.

Bergmans große Kunst zeigt sich in Szenen einer Ehe darin, dass er das Thema so universell verpackte. Ein jeder kann und konnte sich darin wiederfinden. Hier findet sich eine große Wahrheit wieder und das in einer erbarmungslosen Offenheit. Das Aussprechen von Dingen. Ungeschönt, konzentriert in der Bergmanschen Form mit den Dialogen, die in ihrer theaterhaften Form punktgenau die Wahrheit sprechen und dabei nie gestelzt wirken. Etwas, das sich natürlich von Anfang an in Bergmans Werk wiederfindet, wie bei keinem anderen Regisseur. In dem Extrem der Aussprache wird so offen wie es nur geht gesprochen. Das was gesagt wird hat immer Bestand. Dieses Offene hat damals schockiert und tut es heute immer noch. Das, was hier nicht gesprochen wird zeigt uns Bergmans Kino der Blicke. Erland Jospehson und Liv Ullman intensivieren das Erlebnis mit ihrer bloßen Haltung.
Anbei ist Szenen einer Ehe auch ein äußerst eindrucksvolles Beispiel dafür, dass sich Bergman und Nykvist hier sehr gut überlegt haben, wofür TV gut ist und dann ein Format für die Nähe und das Kammerspiel fanden. Das eingeschränkte 4:3 TV Format gerät hier zum absoluten Vorteil der Geschichte und Bergman hat dies vollends genutzt. Obwohl Szenen einer Ehe mehrere Jahre abhandelt, läßt Bergman einiges aus. Es ist ihm nicht daran gelegen ausführlich zu sein sondern genau und prägnant. Was den Vorwurf einer Soap auch vollkommen irrelevant macht.
Man könnte jetzt noch wesentlich mehr schreiben zb. über Johan und seine egozentrische, analytische Art, wie seine Selbstverwirklichung nicht enst genommen wird, wie wichtig ihm die Macht des Wortes ist oder den Hype und den soziologischen Aspekt den die Serie auslöste aber man kann auch einfach sagen, das dies ganz großartiges Beziehungskino ist, was immer noch wichtigsten Bestand hat und darüber hinaus einem Jeden den Spiegel vorhält.
Gestern wie Heute.

10/10

Zum Schluß möchte ich noch hinzufügen, dass es Szenen einer Ehe zwar mittlerweile auch auf BR gibt aber leider nur in der Kinoversion. Die Bildqualität der TV-Serie ist leider nicht anamorph und nur mäßig.

Ingmar Bergman Liv Ullman Erland Josephson Sven Nykvist Ehe Kammerspiel Drama Dialog Mehrteiler Erziehung Scheidung Beziehung Werte Reflektion


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Mai 2014 Alle Filme


Hier wieder, frei nach Bastro und Pasheko, alle Sichtungen des Monats Mai :)

* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille


10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll


Bedhead (Short) 1991 (Robert Rodriguez) 7/10
El Mariachi 1992 (Robert Rodriguez) 8/10
Desperado 1995 (Robert Rodriguez) 5/10 *
Once upon a Time in Mexico 2003 (Robert Rodriguez) 4-5/10 *
The Three Burials of Melquiades Estrada 2005 (Tommy Lee Jones) 9-10/10
The Long Riders 1980 (Walter Hill) 9/10
Wild Bill 1995 (Walter Hill) 8/10
Sorry, Wrong Number 1948 (Anatole Litvak) 9/10
The Snake Pit 1948 (Anatole Litvak) 7/10
Wait until Dark 1967 (Terence Young) 8/10 *
Man of Steel 2013 (Zack Snyder) 7-8/10
Starman 1984 (John Carpenter) 4/10
The Day the Earth stood still 1951 (Robert Wise) 9/10
Freaks (Kino) 1932 (Tod Browning) 9/10 *
White Zombie 1932 (Victor Halperin) 8/10
House on Haunted Hill 1959 (William Castle) 7/10
Prince of Darkness 1987 (John Carpenter) 8-9/10 *
Star Wars : Episode I – The Phantom Menace 1999 (George Lucas) 5/10 *
Star Wars : Episode II – Attack of the Clones 2002 (George Lucas) 5-6/10 *
Things to Come 1936 (William Cameron Menzies) 7/10
Logan´s Run 1976 (Michael Anderson) 6/10 *
Zardoz 1974 (John Boorman) 8-9/10
A torinói ló (Das Turiner Pferd) 2011 (Béla Tarr) 10/10
Star Wars : Episode III – Revenge of the Sith 2005 (George Lucas) 7/10 *
The Exorcist (Dc) 1973 (William Friedkin) 9/10 (Film = 10/10 / Dc = 7/10)
Matka Joanna od aniolów (Mutter Johanna von den Engeln) 1961 (Jerzy Kawalerowicz) 9/10
The Devils (Tv-Rip/Cut) 1971 (Ken Russell) 8/10
Nymphomaniac Vol. 1 (Kino) 2013 (Lars von Trier) 7-8/10
Nymphomaniac Vol. 2 (Kino) 2013 (Lars von Trier) 8-9/10
Carne (short) 1991 (Gaspar Noé) 8/10
Seul contre tous (Menschenfeind) 1998 (Gaspar Noé) 7-9/10
Irréversible 2002 (Gaspar Noé) 9-10/10 *
Fear City 1984 (Abel Ferrara) 6-7/10
MS 45 1981 (Abel Ferrara) 8/10
Lo squartatore di New York (Der New York Ripper) (Lucio Fulci) 5/10
Star Wars : Episode IV - A new Hope 1977 (George Lucas) 8/10 *
Angustia (Im Augenblick der Angst) 1987 (Bigas Luna) 8-9/10
The Long Goodbye 1973 (Robert Altman) 10/10 *
The Lady in the Lake 1947 (Robert Montgomery) 4/10
Enter the Void 2009 (Gaspar Noé) 7-8/10 *

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Magical History Tour : 2x Anatole Litvak USA 1948


In der Lektüre des letzten Bandes, der herrvoragenden Reihe Filmgenres des Reclam Verlags, Thriller, stieß ich auf einen Film, des mir relativ unbekannten ukrainischen Exil-Regisseurs Anatole Litvak, der mir persönlich nur durch seine Spätwerke, wie Die Nacht der Generäle, Die dritte Dimension oder Lieben sie Brahms ?, bekannt war. Ende der 40er Jahre drehte dieser 2 Filme, die beide relativ düster und kompromisslos zur Sache gehen. Der eine wesentlich mehr als der andere. Beide befassen sie sich mit der Psyche. Der erste in Form eines Thrillers, der andere in Form eines (Melo)Dramas.

Sorry, Wrong Number (Du lebst noch 105 Minuten)


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Leona Stevenson (Barbara Stanwyck) ist durch ein Herzbeschwerden krank ans Bett gefesselt und bekommt durch eine falsche Vermittlung einen Mordplan mit, der die ohnehin schon neurotische Frau hysterisch werden lässt. Ihre Versuche die Polizei zu alarmieren schlagen fehl. Bald bekommt sie am Telefon heraus, dass ihr Mann (Burt Lancaster), sie die schwerreiche Tochter aus gutem Hause umbringen lassen will um die Lebensversicherung einzukassieren um damit die Schulden zu tilgen, die er mit zwielichtigen Geschäften in der Unterwelt hinterlassen hat.
Doch so einfach sich die Fronten anhören ist der Film bei weitem nicht.

Entstanden nach einem Hörspiel erhält hier im Film das Telefon auch eine übergewichtige Note, die äußerst intelligent eingebunden wird. Es funktioniert nicht nur als MacGuffin, der die Story am laufen hält sondern auch, wie im Vorspann schon erzählt als "Bote", der auch den Tod bringen kann. Weiterhin fungiert das Medium hier als szenisches Stilmittel. Es überbrückt und verbindet nicht nur Handlungsräume, es öffnet auch die Türen in die Vergangenheit. Der Film, der sich in der Rahmenhandlung fast ausschließlich in Barbara Stanwycks Bett abspielt, entblößt eine Rückblende, die in die nächste Rückblende übergeht. Zudem kommt noch die subjektive Kameraperspektive der Stanwyck, die den Raum immer enger werden läßt. So gewinnt die Story in ihrer verschachtelten Form an enormer Spannung, da in 90 Minuten Spielzeit ein ganzes existenzielles Drama ausgebreitet wird, welches es wirklich in sich hat.

In den Rückblenden sieht man sie als Tochter reicher Eltern, die auf einem Ball den gutaussehenden aber einfachen Mann seiner Freundin wegnimmt und er, angetan von ihr, sie bald darauf heiratet. Schon bald macht ihm die Position, die sie ihm in der Firma ihres Vaters besorgt hat, Kummer, da er nichts eigenes schaffen kann. Er ist vollkommen abhängig von seiner Frau, die ihn darauf sogar mit ihrer Krankheit versucht zu kontrollieren. Der Proletarier versucht sich von seiner Frau zu emanzipieren, er muß nur genügend Geld heranschaffen um sich freizukaufen. Das dies mitunter in die Fänge der Mafia führt, die ihn erpresst, muß er billigend in Kauf nehmen.

Es ist schwer hier auf den ersten Blick Partei zu ergreifen. Die Stanwyck spielt ihre Opferrolle mit großer Hysterie und Gehässigkeit, die ihre Figur schwer erträglich macht, so wie sie auch viele andere ihrer egozentrischen Rollen auszeichneten. Die Sympathien liegen schon mehr auf Lancasters Seite, dem man in seinem tumben, hilflosen Aufbegehren aber dennoch skrupellosen Vorhaben fast bemitleiden könnte. Die klassichen Sympathievorgaben sind hier jedenfalls verkehrt rum bzw. eigentlich sogar ausgehebelt, denn in der Tat gibt es hier keine sympathische Figur. Dies ist obwohl man von der Inszenierung nicht unbedingt von sprechen kann, ganz Noir verhaftet.

Richtig ungemütlich wird der Film wenn es über das Telefonat zur Figur des Vaters kommt. In der ersten Szene wird er in seinem Zimmer gezeigt während im Hintergrund eine Party stattfindet und die Kamera an der Tür langfährt. Man sieht den Rücken einer großen Blonden und dann sieht man die Bilder, die in diesem Raum verteilt sind zwischen ausgestopften Raubtieren. Überlebensgroß hängt über dem Kamin ein Porträt seiner Tochter aus Kindheitstagen, Fotos, wie sie sich auf einem Sofa räkelt zwischen typischen Familienbildern. Sugardaddy nimmt es nur schwer in Kauf, dass sein Goldstück überhaupt einen anderen Mann heiratet und dann noch einen ehrgeizigen aus der Unterschicht. Über ihrem Kamin hängt auch ein großes Bild ihres Vaters dem sie sprichwörtlich alles verdankt, selbst ihre Krankheit und ihren Kontrollwahn. Man könnte meinen, dass es sich hier nur um eine erstickende Vaterliebe handelt, die man auch als unterschwelligen Missbrauch deuten könnte. Später gibt es eine Szene zwischen ihr und ihrem Papa, in der sie ihm erzählt, dass sie heiraten wolle, dieser förmlich durchdreht und sie bekniet es nicht zu tun. "Rühr mich nicht an"

Die Hilferufe in den Telefonaten, die sie führt, führen alle ins Leere und zeigen, dass das Medium der Kommunikation ausnamslos in einer Sackgasse endet. Am Schluss ist die Leitung dann endgültig unterbrochen.

"Sorry Wrong Number"

9/10


The Snake Pit (Die Schlangengrube)


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Virgina (Olivia De Havilland) lebt mit ihrem Mann Robert (Mark Stevens) eine scheinbar glückliche Ehe, die bald durch ihr gestörtes Innenleben getrübt wird. Nachdem sie einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, wird sie in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Robert erzählt dem zuständigen Arzt Dr. Kik (Leo Genn) von ihrer gemeinsamen Ehe. Doch das Problem um Virgina liegt tiefer verborgen. Mit Hilfe verschiedenster Therapien (Elektroschock, Hypnose) versucht Kik sie zu heilen. Nach ersten Genesungserscheinungen erleidet sie einen Rückfall und wird in die geschlossene Abteilung verlegt. Kik muss nun tiefer in ihrer Vergangenheit graben.

Und schon wieder Rückblenden sowie Psychologische Themen, hier aber ganz offen dargelegt in der Form eines Dramas, dem eine autobiografische Vorlage zugrunde lag.
Das Thema Psychoanalyse ist im amerikanischen Film der 40er Jahre en vogue gewesen. Als einer der ersten US-Filme, die sich ernsthaft mit dem Thema der Psychotherapie auseinandersetzen kann man Litvaks Film als interessantes Dokument sehen. Litvak recherchierte enorm für seinen Film und die Dreharbeiten dauerten wohl auch für damalige Verhältnisse sehr lange. Man sieht dem Film in der Umsetzung seiner Thematik recht deutlich sein Alter an aber sollte man hier auch Milde wallten lassen, da es der lobenswerte Versuch der Traumfabrik war, sich einem solchen Thema, das Schizophrenie und Ödipus-Komplex offen thematisiert anzunehmen. Dank Litvaks Inszenierung und dem doch recht intensiven Spiel von De Havilland ist dies auch gelungen, wobei man auch Abstriche machen muss. Da wäre einmal der liebe Doktor zu nennen, der eine Spur zu gütig und sanft agiert. Auch an anderen Stellen wirkt der Film ein wenig prüde und rührsehlig, besonders zum Ende hin, wo auf einer Tanzveranstaltung in der Anstalt ein Lied angestimmt wird, was wohl nicht nur die Herzen der Insassen sondern auch die der Zuschauer rühren soll. Dennoch : Bietet The Snake Pit äußerst kraftvolle Bilder vom Innenleben der Psychiatrie, die grandiose Visualisierung der Geschlossenen Anstalt als Schlangengrube, die Schwestern, denen die Leiden ihrer Patienten egal sind, Ärzte, die sich nicht untereinander absprechen, die inneren Stimmen als Off-Stimme zusammen mit der Zerrissenheit De Havillands.

Insgesamt also ein recht gut gemachtes, in den besten Momenten, sogar sehr harsches Drama, welches ein wenig unter seiner Melodramatik leidet und ein bißchen zu gut gemeint ist.

7/10

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April 2014 Alle Filme


Schon wieder ein Monat rum, frei nach Bastro hier nun alle Sichtungen des Monats April :


* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille


10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll


The Tree of Life 2011 (Terrence Malick) 8/10 *
To the Wonder 2012 (Terence Malick) 7-8/10
Ondine 2009 (Neil Jordan) 8/10
Immortals 2011 (Tarsem Singh) 7/10
Magic Mike 2012 (Steven Soderbergh) 4-5/10
Grown Ups 2 2013 (Dennis Dugan) 7/10
Thief 1981 (Michael Mann) 10/10 *
The French Connection 1971 (William Friedkin) 10/10 *
French Connection II 1975 (John Frankenheimer) 8-9/10 *
The Seven-Ups 1973 (Philip D´Antoni) 8/10
The Laughing Policeman 1973 (Stuart Rosenberg) 7/10
Vanishing Point 1971 (Richard C. Sarafian) 9/10
Two-Lane Blacktop 1971 (Monte Hellman) 10/10
The Straight Story 1999 (David Lynch) 9/10
U Turn 1997 (Oliver Stone) 8/10 *
El laberinto del fauno (Pans Labyrinth) 2006 (Guillermo del Toro) 10/10 *
Life of Brian 1979 (Terry Jones) 9/10 *
En kärlekshistoria (Eine schwedische Liebesgeschichte) 1970 (Roy Andersson) 9/10
Viskningar och rop (Schreie und Flüstern) 1972 (Ingmar Bergman) 10/10 *
Liv & Ingmar 2012 (Dheeraj Akolkar) 8/10
Werckmeister Harmóniák (Die Werckmeisterschen Harmonien) 2000 (Béla Tarr) 8-9/10
Krótki Film o zabijaniu (Ein kurzer Film über das Töten) 1988 (Krzysztof Kieslowski) 10/10 *
Krótki Film o milosci (Ein kurzer Film über die Liebe) 1988 (Krzysztof Kieslowski) 8/10 *
Tron Legacy (3D) 2010 (Joseph Kosinski) 5/10
Tron 1982 (Steven Lisberger) 7-8/10 *
House of 1000 Corpses 2003 (Rob Zombie) 7/10
La Notte 1961 (Michelangelo Antonioni) 9/10
The Shooting 1966 (Monte Hellman) 8-9/10
Noah (3D) (Kino) 2014 (Darren Aronofsky) 7/10
The Haunted World of El Superbeasto 2009 (Rob Zombie) 6/10
Planet Terror 2007 (Robert Rodriguez) 8/10

Listen Bewertungen


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Noah (Darren Aronofsky) USA 2014


Noah (3D)
2014
(Darren Aronofsky)
7/10

Es ist immer gut mit niederen Erwartungen ins Kino zu gehen. Mehr als enttäuscht werden kann man dann nicht und es tut vor allem nicht so weh. Perfekt, wenn man dann aus dem Film kommt und feststellt, dass der weit über den schlechten Erwartungen liegt, die man so hatte und bei weitem gar nicht so blöd ist, wie einem hiesige Kritiker weismachen wollen. Wobei der Film ja in Europa noch relativ gut weggekommen ist.

Jedenfalls ist Aronofskys Bibelfilm mitnichten der christlich-konservative Hollywood Blockbuster als den man ihn einerseits bezeichnet und gleichzeitig, besonders in den USA, ihm ankreidet, dass der das nicht geworden ist.
Jedenfalls verwundert es nicht, dass der Film einerseits von christlich-westlicher Seite kritisiert wird und von islamischer Seite verdammt wird.

Aronofsky streut nicht nur harsche Zivilisationskritik in seinen Film auch fanatische Gottgläubigkeit wird gescholten. Die Menschheit frisst sich selber auf, beutet die Erde aus, die ihnen gegeben wurde. Hat diese Menschheit es verdient zu leben ? Oder ist es nicht besser sich in den Kosmos einzufügen und mit der Natur zu leben, wie Noah und seine Familie es tut. Schwarz und weiße Seiten tun sich auf. Russel Crowe auf der einen, Ray Winstone auf der anderen. Genauer betrachtet sind diese Seiten dann aber doch eins, da der Film doch wesentlich komplexer ist, als man meinen möchte. Noah ist nämlich grausam in dem was er tut. Einem blinden Gott-Gehorsam folgend gibt er Befehle um die Tiere-die Unschuldigen vor der Apokalypse, der Strafe Gottes zu retten und die Arche zu bauen. Dabei ordnet er nicht nur sich sondern auch seine Familie totalitär dem Willen des, im Film, als Schöper betitelten, unter. Kurz vor dem Ende, als die Flut alles Leben von der Erde gefegt hat, kommt es zur Klimax zwischen ihm und seinem zuvor 2stündigen Gehorsam. Er widersetzt sich und tötet nicht seine neugeborenen Enkelkinder, die den Plan Gottes vom Leben ohne Menschen durchkreuzen. Was man als Prüfung Gottes deuten könnte ist hier die Menschwerdung: Freien Willen zu lernen und Barmherzigkeit. Letzteres, ein großes Thema im Neuen Testament.

Das alles ist äußerst archetypisch inszeniert. Was aber dem bombastischen Thema vollkommen angemessen ist. Aronofsky macht Zugeständnisse dem Fantasy Blockbuster-Publikum gegenüber, was man verschmerzen kann. Da gibt es gefallene Engel aus Stein, die über die Menschen wachen sollen, sog. "Wächter" und beim Arche-Bau helfen und am Ende diese auch verteidigen. Das sind dann (Schlachten)szenen wie man sie aus heutigen Fantasy-Blockbustern kennt. Jedenfalls ist das wesentlich rarer als ich, vor allem nach dem Trailer, erwartet habe und es ist auch nicht der Fantasy-Actioner, den man auch daraus machen könnte.
Ein anderer Kritikpunkt ist der, dass über dem Film ein Hauch des guten Veganers schwebt. Selbst wenn man nicht wüsste, dass der Mann (Aronofsky) mit seiner Familie autark vegan lebt und davon vollkommen überzeugt ist, fiel jedenfalls mir die Kritk am verdorbenen Menschen, der sich von Fleisch ernährt und die Zivilisation mit Füßen tritt, als ein wenig zu plakativ auf. Zudem kommt zu guter Letzt, dass Clint Mansells Score zwar passt aber dennoch nichts mehr als epische Klangmalung bietet, die man mittlerweile in jedem 2. Blockbuster Marke Hollywood zu hören bekommt. Das ist auch weit weg von den überbordernden Klängen eines The Fountain sondern leider doch recht konventionell aber auch nicht schlecht. 3D hätte es hier übrigens auch nicht gebraucht und das sage ich nicht weil ich mich dagegen stelle, sondern weil es hier absolut keinen Nutzen hat und wirklich nur ein weiteres Zugeständnis an mehr Publikumstauglichkeit ist.

Neben diesen Kritikpunkten ist es dennoch interessant dass der Film obwohl er als Big-Major-Production und Studio-Prestige-Produkt klar aus dem bisherigen Schaffen rausfällt, dann doch seine Linie zu den anderen Filmen aufrecht erhalten kann. Ich schrieb in unser damaligen Aronofsky Reihe von der "subjektiven Kamera" in seinen Filmen, was eher metaphorisch als technisch zu verstehen ist. In all seinen Filmen geht es um Versinnbildlichungen subjektiver Wahrnehmung (The Fountain, The Wrestler), oft Wahrnehmungsstörungen (Pi, Requiem for a Dream, Black Swan). Diese Linie zieht sich auch durch Noah, denn interessanterweise sind es seine nicht erklärten Visionen, die ihn antreiben, aufgetragen von einem Gott ohne Stimme, welche nebenbei ein echter Hingucker sind. Visuell hat der Film einiges zu bieten. Besonders abseits des Geschehens. Die Schöpfungsgeschichte im 2 minütigen Zeitraffer zb. ist großartig ! Aber auch sonst hat das auf Island und in Mexiko gedrehte Endzeit Szenario seinen Reiz.

Fazit : Insgesamt kann ich sagen, dass der Film mir ohne die Kritikpunkte noch besser gefallen hätte. Dennoch lohnte sich der Kinobesuch allemal. Aronofskys Noah ist gnadenlos unterbewertet, was wirklich schade ist, da er dann doch einen recht intelligenten Film gemacht hat und man in der Tat von einer Modernisierung des Bibelfilms sprechen kann und damit meine ich nicht nur die visuelle Ebene und kämpfende Stein-Riesen !

Darren Aronofsky Bibel Altes Testament Fanatismus Visionen Zivilisationskritik Clint Mansell Matthew Libatique


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Viskningar och Rop (Schreie und Flüstern) (Ingmar Bergman) SE 1972


Viskningar och Rop (Schreie und Flüstern)


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Ein Herrenhaus in Schweden, Ende des 19. Jahrhunderts. Agnes (Harriet Andersson) hat Krebs und liegt im Sterben. Ihre zwei Schwestern Maria (Liv Ullmann) und Karin (Ingrid Thulin) sind mit ihren Männern angereist um bei ihr zu verweilen. Beide sind äußerst distanziert in ihrem Verhältnis zu Agnes. Karin ist absolut gefühlskalt und Maria falsch und aufgesetzt in ihrer oberflächlichen Wärme. Allein die Magd Anna (Kari Sylwan) pflegt sie geduldig und kann Agnes Liebe, Trost und Zärtlichkeit spenden. In Rückblicken, denkt sie an ihre Mutter (ebenfalls Liv Ullmann) . Als der Arzt David (Erland Josephsson) kommt, versucht Maria ihre einstige Affäre mit ihm wieder aufleben zu lassen, doch er weißt sie ab. In einer weiteren Rückblende, mit Erzählerkommentar versehen, werden Szenen aus dieser Affäre gezeigt, die zum Selbstmordversuch ihres Mannes Joakim (Henning Moritzen) führte. In einer Rückblende aus Karins Vergangenheit sehen wir ihr Verhältnis zu ihrem verhassten Ehemann Fredrik (Georg Årlin), den sie schockiert, in dem sie sich im Intimbereich mit einer Glasscherbe verletzt. Als Agnes stirbt und der Pfarrer Isak (Anders Ek) ihr die letzte Weihe gibt wird dies zu einem erschütternden Bekenntnis seiner Glaubensunfähigkeit. Als die Schwestern nun den Nachlass ordnen, kommt es zwischen Maria und Karin zu einer Annäherung, die aber bald an ihre Grenzen stößt. Als Anna eine Vision hat, in der die tote Agnes sie anfleht, sie nicht allein zu lassen, ist sie die einzige die fähig ist Agnes in die Arme zu schließen. Alle anderen fliehen entsetzt aus dem Raum. Anna liest in Agnes Tagebuch ihre Erinnerungen in der die Schwestern glücklich durch den Schlosspark wandeln.


Nach Passion ist dies der erste Bergman Film der 70er innerhalb unser chronologischen Reihe. Die US/Schwedische Co-Produktion The Touch, stand uns leider nicht zur Verfügung und so sind wir jetzt schon im Jahre 1972 angelangt.

Bergman hatte eine Vision :"Ich sehe ein Mädchen auf dem Weg zu einem großen, herrschaftlichen Haus. In dem Haus gibt es einen roten, großen Raum, in dem drei Schwestern in weißen Kleidern sitzen und miteinander flüstern. Meinst Du das könnte ein Film werden ?", fragte er seinen Kameramann Sven Nykvist. Als er das Drehbuch entwickelte stand für ihn fest, dass er Liv Ullmann, Ingrid Thulin, Harriet Andersson und vielleicht auch Mia Farrow bekommen muß. Mit Mia Farrow klappte es nicht dafür sagten alle anderen selbstverständlich zu. Den Titel entlieh Bergman einem Musikkritiker, der über Mozarts Klavierkonzert Nr. 24 schrieb es klinge wie "Schreie und Flüstern". Bergman und Nykvist tüftelten sehr lange vor Drehbeginn über die Farbgestaltung des Films, besonders die verschiedenen Nuancen der Farbe "rot". Laut Bergman hat er sich seit seiner Kindheit die menschliche Seele immer als rötliche Haut vorgestellt, ähnlich wie Schleimhäute. Die Produktionsgeschichte des Films ist keine einfache. Seiner Haus und Hof Firma Svensk Filmindustri war das Thema zu schwierig. Auch internationale Produzenten, zu denen er seit The Touch Kontakt hatte lehnten ab. So drehte Bergman diese nicht gerade günstige Produktion mit seiner eigenen Firma Cinematograph, ein bißchen Geld vom Filminstitut und einem Teil der Darsteller und Technikergagen. Der Film, uraufgeführt in New York, wurde ein weltweiter Erfolg sowohl bei Publikum als auch bei Kritikern. Sein erster seit "Das Schweigen". Sven Nykvist erhielt für seine Kameraarbeit einen Oscar.

Soweit die Produktionsnotizen. Francois Truffaut und Woody Allen nennen ihn ein absolutes Meisterwerk. Aber erst eins nach dem anderen.

Ersteinmal ist es ein äußerst faszinierendes Unterfangen diesen Film zu sehen, allein was die Farbgestaltung, Kameraarbeit und Lichtinszenierung angeht. Wenn man zuvor Passion noch das Suchen und experimentieren ansieht, ist dies hier schlichtweg ein Hammer. Die Überblendungen ins rote, bei denen sich die Leinwand färbt sind grandios. Die enorm große Stärke des Films abgesehen von dem, wie immer glänzend spielenden Bergman-Ensemble, ist, dass hier ähnlich wie in Persona Ästhetik und Inhalt hier eine Linie ergeben. Bergman findet für seine Vision diese extrem krassen Farben und Bilder, die das Innerste nach Außen kehren, das sichtbar machen, was sonst nicht sichtbar gemacht werden kann.

Kammerspiel

Ausgewogenheit, Konzentration, die blutroten Räumlichkeiten. Die Beziehung der Schwestern zueinander oder zu ihren Männern wird fast ausschließlich in Nahen oder Halbnahen Einstellungen eingefangen. Dazu kommt, dass die Atmosphäre des Films von Beginn an zum Bersten ist. In den einzelnen Gesprächen hat man wieder die berühmten, choreographierten Bergman-Bilder, die die 4. Wand zu sprengen scheinen. Ein Punkt, den man übrigens bei Bergman noch näher durchleuchten könnte. Episodisch wird das Ganze aufbereitet. Der Prozess des Sterbens von Agnes in der Gegenwart ist das Gerüst, die Rahmenhandlung in der innerhalb des Films episodische Einschübe gemacht werden. Für jede der 3 Schwestern wird in Rückblenden eine Situation gezeigt, die ihr Wesen und ihr Handeln verständlich macht bzw. veranschaulicht. Aus der belasteten Beziehung von Agnes zu ihrer Mutter ergibt sich fast symbolisch die Beziehung zur Magd Anna, die ihre Tochter verloren hat. Marias Beziehung zum Arzt David scheitert und die Ehe von Karin ist schon längst gescheitert. Diese Rückblenden werden durch das Blenden ins Rot ein und ausgeleitet. Auch das titelgebende "Flüstern" kommt hier zum Einsatz. Nicht nur die Rückblenden verzahnen sich durch das Rot mit der Gegenwart, auch die Vision von Agnes am Ende des Films wird so ein und ausgeleitet.
Rotblenden :
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3 Schwestern

Maria ist im Grunde kalt. Immer sehr distanziert in ihrer Form, läßt sie keine richtige Nähe zu und es kommt ihr auch nichts nah. Ihre Figur wird auch schon früh in der Szene mit David beschrieben, als er ihr sagt :"Dein Teint ist matt und blass. Du schminkst dich. Diese feine, breite Stirn hat nun 4 Falten über jeder Augenbraue. Weißt Du wie sie dorthin kamen ? Gleichgültigkeit, Maria. Und diese feine Kontur vom Ohr zum Kinn ist nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Selbstzufriedenheit und Trägheit haben sich dort eingenistet. Warum lächelst Du immer so höhnisch Maria ? Siehst Du das ? Das machst Du zu oft. Unter den Augen, diese scharfen, kaum sichtbaren Falten der Langeweile und Ungeduld."
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Karin hat diesen Schutz mit dem sich Maria auf Distanz hält nicht. Sie kann sich nur mit großer Anstrengung zusammennehmen. Dabei kann sie nach außen auch nicht so souverän wirken, wie Maria sondern wirkt immer verbissen. Sie verdrängt ihr innerstes mit größter Anstrengungskraft, ist immer der Vulkan kurz vor dem Ausbruch und steht unter einem innerem Druck, der durch die Ehe mit einem alten, zynischen Diplomaten nur verstärkt wird. Dieser Druck wird wunderbar in der Essensszene zwischen ihr und ihrem Gatten gezeigt, die quälend diesen Ekel veranschaulicht.
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Im Gegensatz zu ihrer Schwester ist sie ein heißer und gefühlvoller Mensch, der umsomehr vom Frust zerfressen wird. Besonders auch auf sexueller Ebene. Sie will etwas fühlen und empfinden können und fügt sich dort Schmerzen zu, wo sie auch am stärksten empfindet, im Genitalbereich. Zuvor wird in einer faszinierenden Montage gezeigt, wie sie von Anna entkleidet wird, so als ob ihr das Korsett vom Leib gerissen wird. Als sie sich dann in der darauffolgenden Szene mit einer Scherbe zwischen den Beinen verletzt wirft sie ihr Leid ihrem schockierten Gatten in extremstem Ausmass entegen.
Eine Szene, die Lars von Trier fast 40 Jahre später in "Antichrist" abwandelt.
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Am Ende ist auch Karin diejenige, die sich der Liebe ihrer Schwester vergewissern möchte, dann aber an Marias Kälte scheitert.

Agnes hat durch ihre jahrelange Krankheit am meisten gelitten ist aber auch von allen dreien am unverstelltesten und natürlichsten. Sie sucht nicht nur Wärme sondern findet sie auch. Einmal in der erlösenden Schlussszene am Ende und auch in den Szenen mit Anna, wo sie Geborgenheit und Mütterlichkeit spürt. Annas Rolle als Ersatzmutter für Agnes wird besonders in ihrer Vision am Ende deutlich als Agnes nach ihrem Tod erwacht und die Schwestern zu sich bittet. Beide wenden sich unter Vorwänden und Ekel von ihr ab. Nur Anna kann sich ihr annehmen. Diese Mütterlichkeit hält Bergman in dieser bemerkenswerten Szene fest, die an eine Pietà Michelangelos erinnert :
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Bergmans Themen sind hier wieder alle parat : Bewusstsein, Sterben, Tod, Beziehung zwischen Mann und Frau und nebenbei läßt er nicht nur was die Bildsymbolik angeht religiöses miteinfließen. Die letzte Weihe, die der Pfarrer Agnes gibt wird zu einem Selbstbekenntnis der Unfähigkeit seines Glaubens. Hier schwingt die ganze Lebensfeindlichkeit des Geistlichen mit, der unter Tränen gesteht, dass ihr Glaube stets größer als seiner gewesen ist. Eine Szene, die nicht nur in der Bildkomposition an Dreyers Ordet gemahnt.

Als ich den Film das erste Mal sah habe ich ihm zwar die meisterliche Bild und Farbkomposition zugestanden aber inhaltlich ließ er mich doch relativ distanziert zurück. Ich hatte große Probleme die Ebenen innerhalb des Films, besonders die Rückblenden, die durch das Rot auf und abgeblendet werden, einzuordnen. Dies änderte sich nun beim zweiten Sehen. Nun konnte ich mich nicht nur an den statischen Bildern erfreuen, er wühlte mich auch emotional auf und entließ mich mit einem erhabenen Gefühl der Befreiung.
Diese Erlösung am Ende, nach all den tiefen, roten Abgründen in die man blickt, gehört genauso zur Wahrhaftigkeit des Films, wie auch die erschütternden Szenen um Agnes und Karin. Im Grunde eine Erlösung, die auch an das Ende von Wilde Erdbeeren erinnert.

Und somit legen sich die Schreie und das Flüstern

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10/10

Ingmar Bergman Sven Nykvist Sterben Vision Seele Psyche Krankheit Rot Blende Schwestern Glaube Sehnsucht Liv Ullmann Harriet Andersson Ingrid Thulin


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März 2014 Alle Filme


.....und hier nun Filmmonat Numero 3......


* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille


10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll


L´avventura (Die mit der Liebe spielen/Das Abenteuer) 1960 (Michelangelo Antonioni) 7-8/10
Salon Kitty 1976 (Tinto Brass) 8/10 *
Professione : Reporter 1975 (Michelangelo Antonioni) 10/10
Philadelphia 1993 (Jonathan Demme) 7/10
Something Wild 1986 (Jonathan Demme) 8-9/10
The Pelican Brief 1993 (Alan J. Pakula) 4/10
The Manchurian Candidate 2004 (Jonathan Demme) 7/10
The Manchurian Candidate 1962 (John Frankenheimer) 10/10 *
Seven Days in May 1964 (John Frankenheimer) 8-9/10
Forbidden Planet 1956 (Fred M. Wilcox) 10/10
Gravity (3D) 2013 (Alfonso Cuarón) 6-7/10
Operation Ganymed 1977 (Rainer Erler) 9/10
Die Fälschung 1981 (Volker Schlöndorff) 8/10
Hong gao liang (Rotes Kornfeld) 1987 (Zhang Yimou) 9/10
Da hong deng long gao gao gua (Rote Laterne / Raise the Red Lantern) 1991 (Zhang Yimou) 10/10 *
Da zui xia (Come drink with me / Das Schwert der gelben Tigerin) 1966 (King Hu) 8/10
Shao Lin san shi liu fang (Die 36 Kammern der Shaolin) 197(Chia-Liang Liu) 8/10
Shao Lin da peng da shi (Rückkehr zu den 36 Kammern der Shaolin) 1980 (Chia-Liang Liu) 6/10
Pi li shi jie (Die Erben der 36 Kammern der Shaolin) 1985 (Chia-Liang Liu) 5/10
Dai-bosatsu tôge (Sword of Doom) 1966 (Kihachi Okamoto) 9/10
The Spiral Staircase 1945 (Robert Siodmak) 9/10 *
The Magnificent Ambersons 1942 (Orson Welles) 9/10
The Stranger 1946 (Orson Welles) 7/10
Dark Passage 1947 (Delmer Daves) 8/10 *
3:10 to Yuma 1957 (Delmer Daves) 9/10 *
3:10 to Yuma 2007 (James Mangold) 7/10
Seven Men from Now 1956 (Budd Boetticher) 9/10
Winchester ´73 1950 (Anthony Mann) 10/10 *
The Jack Bull 1999 (John Badham) 4-5/10
Point of No Return / The Assassin 1993 (John Badham) 4/10
La femme Nikita 1990 (Luc Besson) 8-9/10 *
Ying hung boon sik (A Better Tomorrow / City Wolf) 1986 (John Woo) 8-9/10 *
Ying hung boon sik II (A Better Tomorrow II / City Wolf II) 1987 (John Woo) 7/10 *
Die Reise ins Glück (Kino) 2004 (Wenzel Storch) 8/10
The Perks of Being a Wallflower 2012 (Stephen Chbosky) 7/10
Le soufflé au Coeur (Herzflimmern) 1971 (Louis Malle) 10/10 *
Scener ur ett äktenskap (TV-Fassung) (Szenen einer Ehe) 1973 (Ingmar Bergman) 10/10
Her (Kino) 2013 (Spike Jonze) 8/10
Angel-A 2005 (Luc Besson) 5/10
The Delta Force 1986 (Menahem Golan) 7/10
Delta Force 2 – The Colombian Connection 1990 (Aaron Norris) 5/10
Le dernier combat (Der letzte Kampf) 1983 (Luc Besson) 6-7/10
Tchao Pantin (Am Rande der Nacht) 1983 (Claude Berri) 8/10 *
À bout portant (Point Blank – Auf kurze Distanz) 2010 (Fred Cavayé) 7/10
Emmanuelle 1974 (Just Jaeckin) 7/10
Emmanuelle : L´antivierge (Emmanuelle 2 – Garten der Liebe) 1975 (Francis Giacobetti) 5/10 *
Trollflöjten (Die Zauberflöte) 1975 (Ingmar Bergman) 8-9/10
Vie privée (Privatleben) 1962 (Louis Malle) 7-8/10
Le mépris (Die Verachtung) 1963 (Jean-Luc Godard) 10/10 *
La Ronde (Der Reigen) 1950 (Max Ophüls) 9/10 *
Liebelei 1933 (Max Ophüls) 8-9/10

Listen Bewertungen Monatsspiegel


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Magical History Tour : The Spiral Staircase (Robert Siodmak) USA 1945


Magical History Tour presents :

The Spiral Staircase (Die Wendeltreppe)


In the Director´s Eye


Während einer Kinovorführung wird im Raum darüber eine junge Frau ermordet. Im Publikum sitzt die junge Helen (Dorothy McGuire) , die seit ihrer Kindheit durch ein Trauma ausgelöst, stumm ist. Ein Schock, der tief in ihr sitzt. Sie wird von Dr. Parry (Kent Smith) zum Landhaus der Familie Warren gebracht, wo sie als Hausmädchen arbeitet. Als sie sich zum Haus aufmacht wird sie von einem Mann beobachtet, der der Mörder sein könnte. Im Haus erwarten sie neben Professor Warren (George Brent), sein Bruder Steve (Gordon Oliver), die Sekretärin Blanche (Rhonda Fleming), das Haushälterpaar Mr. und Mrs. Oates (Rhys Williams & Elsa Lanchester) sowie eine Krankenschwester (Sara Allgood), die die alte Mrs. Warren pflegen soll. Ein Gewitter durchzieht die Nacht und der Mörder könnte jeder sein. Der Film wird das Haus von nun an nicht mehr verlassen.


Robert Siodmaks Spiral Staircase ist ein früher Prototyp des „Thrillers“. Er entstand zwischen seinen Noir Klassikern „The Phantom Lady“ und „The Killers“ sowie „Dark Mirror“. Die Noir Stilistiken treten hier ein wenig in den Hintergrund. Nicht aber das expressionistische, was ja auch in den Noir Filmen zum tragen kommt, hier aber mehr in einer „Gothic“ artigen „Haunted-House“ Atmosphäre verwoben ist. Das Haus wurde übrigens von Orson Welles „Magnificent Ambersons“, der ebenfalls für RKO gemacht wurde, übernommen. Als Kameramann fungierte hier kein anderer als Nicholas Musuraca, der 3 Jahre zuvor „Cat People“ für Tourneur filmte und ebenso wie Siodmak viel Expressionismus in seine Arbeiten fließen ließ.
Nicht nur die expressionistischen Schatten stehen hier im Vordergrund, es ist vor allem auch die Perspektive des Mörders, die hier kongenial veranschaulicht wird. Die rein subjektive Perspektive des Wahns. Es ist auch kein Zufall, dass unsere stumme Heldin am Anfang des Films einer Vorführung des Stummfilm-Hits „The Kiss“ beiwohnt. Ähnlich wie die Protagonisten der Stummfilmära kann sie sich nur ihrer Gestik und Mimik bedienen um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Nochmals mehr zur Perspektive : In einer kurzen Sequenz am Anfang des Films sehen wir, wie der Portier zusammen mit zwei Kindern durch den Vorhang lugt um einen Blick auf den Film zu erhaschen.

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Das Motiv des voyeuristischen Blicks wird sogleich vorweg genommen und im Anschluß, nachdem die Kamera durch den Saal in den oberen Raum geglitten ist, pervertiert als wir das Auge des Mörders im Wandschrank sehen, welches übrigens Robert Siodmaks ist.

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Der voyeuristische Blick des Zuschauers verbunden mit dem Blick des Mörders.
Als nach dem Mord der Portier den Kommissar fragt wer denn der Mörder sein könnte, gibt dieser schon die Richtung des folgenden Spannungsbogens vor :“Somebody we all know. Somebody we see every day. Might be me, might be you.“
So legt der Film in der folgenden Nacht geschickt falsche Fährten aus, die jeden verdächtig machen, selbst der gute Dr. Warren könnte der Mörder sein.
Der Mörder hat es angeblich auf junge, behinderte Frauen abgesehen. Schon bald verdeutlicht sich diese krankhafte Passion in dieser Szene auf der Treppe als Helen vom Mörder beobachtet wird, während sie sich im Spiegel ansieht. Der zweite subjektive Shot ins Auge des Mörders. In den Augen des Killers ist ihr Mund ausradiert.

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Siodmaks Gothic-Thriller, der in den 70er Jahren auch ein Remake nach sich zog, hat mich als ich klein war enorm gegruselt. Schlafen konnte ich diesmal aber doch ganz gut, dennoch muß man sagen, dass es erstaunlich ist wie sehr Siodmak und Musuraca es verstehen eine permanent bedrohliche und angsterfüllte Atmosphäre zu schaffen, die auch komplett über einzelne Drehbuchschwächen steigt und diese glattbügelt. Toller Film mit sensationellen, inszenatorischen Einfällen und einer äußerst gruseligen Atmosphäre.

9/10

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Februar 2014 Alle Filme


Frei nach Bastro hier nun Filmmonat Numero 2 !

In der Wertung habe ich die fette 10/10 Bewertung wieder gestrichen, da sie eigentlich quatsch ist. Höher als 10/10 geht nicht :)

* = keine Erstsichtung
(DC) = Directors Cut
(3D) = Mit Brille
Fett : Berlinale 2014

10/10 Große Liebe, Meisterwerk, mindblowing, Sternstunde
9/10 sehr, sehr gut, fabelhaft, exzellent
8/10 gut - richtig gut, nix zu meckern
7/10 gut, mit einigen Abstrichen
6/10 nja, ok, abgenickt, so lala
5/10 mittelmäßig mit einigen Momenten
4/10 mies mit wenigen Momenten
3/10 mies ohne Momente
2/10 Beschissen
1/10 Richtig beschissen
0/10 Sondermüll

Byzantium 2012 (Neil Jordan) 7/10
Mary Reilly 1996 (Stephen Frears) 3/10
Portrait of a Lady 1996 (Jane Campion) 8-9/10
Point Break 1991 (Kathryn Bigelow) 6/10 *
Single White Female 1992 (Barbet Schroeder) 5/10
Chugyeogja (The Chaser) 2008 (Hong-jin Na) 6-7/10
Viskningar och rop (Schreie und Flüstern) 1972 (Ingmar Bergman) 9/10
Srpski Film (A Serbian Film) 2010 (Srdjan Spasojevic) 7-8/10
Seconds 1966 (John Frankenheimer) 9/10
The Lords of Salem 2012 (Rob Zombie) 8/10
The Devils Rejects (DC) 2005 (Rob Zombie) 8-9/10
Kurutta ippêji (A page of madness) 1926 (Teinosuke Kinugasa) 8-9/10
Air Force 1943 (Howard Hawks) 8/10
Güeros 2014 (Alonso Ruizpalacios) 6/10
Le quai des brumes (Hafen im Nebel) 1938 (Marcel Carné) 10/10 *
The Midnight After 2014 (Fruit Chan) 5/10
Things people do 2014 (Saar Klein) 6-7/10
The better Angels 2014 (A.J. Edwards) 7-8/10
Shanghai Express 1932 (Josef von Sternberg) 8/10 *
Bai ri yan huo (Black Coal Thin Ice) 2014 (Yi´nan Diao) -/10
Aloft 2014 (Claudia Llosa) 4/10
Kes 1969 (Ken Loach) 10/10
Hævnens Nat (Nacht der Rache) 1916 (Benjamin Christensen) 8/10
La tercerra orilla (The Third Side oft he River) 2014 (Celina Murga) 8/10
Boyhood 2014 (Richard Linklater) 10/10
Rebel without a cause 1955 (Nicholas Ray) 10/10 *
Wu ren qu (No Man´s Land) 2014 (Hao Ning) 5-6/10
Hotaru no haka (Die letzten Glühwürmchen) 1988 (Isao Takahata) 9/10
Mou gaan dou (Infernal Affairs) 2002 (Wai-Keung Lau & Alan Mak) 7/10
127 Hours 2010 (Danny Boyle) 7-8/10
Trance 2013 (Danny Boyle) 6-7/10
Dai si gin (Breaking News) 2004 (Johnnie To) 8/10
PTU 2003 (Johnnie To) 8-9/10
L´armée des ombres (Armee im Schatten) 1969 (Jean-Pierre Melville) 8/10 *
Il Conformista (Der Konformist/Der große Irrtum) 1970 (Bernardo Bertolucci) 10/10 *
Another Year 2010 (Mike Leigh) 8/10
The Knack….and how to get it 1965 (Richard Lester) 8-9/10 *
Robin and Marian 1976 (Richard Lester) 8/10
The Haunted Palace 1963 (Roger Corman) 8/10
Premature Burial 1962 (Roger Corman) 9/10
Eye of the Devil 1966 (J. Lee Thompson) 5-6/10

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4x Bergman


Vargtimmen (Die Stunde des Wolfs)


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Regisseur Bergman redet, noch während des Vorspanns, mit den Mitarbeitern seines Teams. In der ersten Szene erzählt Alma Borg (Liv Ullmann) in einem Interview vom Verschwinden ihres Mannes, dem Maler Johan Borg (Max von Sydow). In einer Rückblende erzählt der Film, wie Johan zusammen mit seiner Frau Alma, zurückgezogen auf einer Insel lebt. Johan wird geplagt von Visionen. Personen verfolgen ihn, die er Dämonen nennt. "Die Frau mit dem Hut" oder "der Vogelmensch". Als eine alte Frau Alma von Johans Tagebuch erzählt, liest sie, dass Johan nicht nur von merkwürdigen Personen sondern auch von Erinnerungen an seine damalige Geliebte Veronica (Ingrid Thulin) verfolgt wird. Alsbald erhalten die beiden eine Einladung auf das Schloss von Baron Merkens (Erland Josephson). Auf dem Schloss nehmen sie an einer Puppentheaterszenerie aus Mozarts Zauberflöte- Ewige Nacht teil. Borg wird bald von den Herrschaften mit Fragen über seine Vergangenheit und sein Künstlerdasein traktiert. Als die beiden nach Hause gehen, versichert Alma, dass sie zu Johan halten werde auch wenn die Dämonen versuchen, sie auseinanderzubringen.
Nach einer erneuten Titeleinblendung befinden wir uns im Haus der beiden. Es ist Nacht und Johan erzählt Alma von der Stunde des Wolfs. Die Kritischste Stunde, in der die meisten Menschen geboren werden und auch sterben. Johan erzählt wie er als Kind im Schrank eingeschlossen wurde und von einer Begebenheit mit einem Jungen, den er umgebracht habe, weil er glaubte, er sei ein Dämon. Sie erhalten wieder eine Einladung von Baron Merkens. Johan erhält eine Pistole zum Schutz vor Kleinwild. Als die beiden anschließend eine Auseinandersetzung haben, schießt Johan auf Alma und flüchtet in das Schloss. Er trifft dort auf Veronica sowie auf die Gesellschaft, die sich in Vogelwesen verwandeln oder sich die Gesichtshaut runter reißen. Als Johan in den Wald flieht sieht man Alma wieder, die auch die Vogelwesen sieht, die nun Johan attackieren. Als diese verschwunden sind, bleibt Alma allein zurück.
In der letzten Einstellung sieht man wie Alma wieder vom Team interviewt wird und sich Vorwürfe macht. Sie fragt sich ob sie Johan genug oder zuwenig Liebe gegeben hat und ob sie sich zuviel oder zuwenig mit seinen Visionen befasst hat. Ist es nicht so, dass man im Laufe der Jahre dem Mann den man liebt immer ähnlicher wird ?


Vargtimmen habe ich das letzte Mal vor 4-5 Jahren gesehen und nun gemerkt wie gut und intensiv ich den Film noch in Erinnerung hatte. Ich weiß noch, dass ich den Film damals als wahnsinnig verstörend empfand. Das kann ich nun nicht unbedingt wiederholen, was aber nicht die Intensität des Seherlebnisses getrübt hat.
Was ich nachwievor als sehr gelungen und immer noch aufregend empfinde, sind die Schocksequenzen im Zusammenspiel mit Ton. Das Quietschen und Grollen beispielsweise in der Szene wo Sydow den Jungen ertränkt oder am Ende als die Gesellschaft sich in Vögel verwandelt, ist äußerst wirkungsvoll und man zuckt immer noch zusammen.
Interessant ist auch was die Lichtinszenierung angeht, dass im Gegensatz zu Persona, der Fokus eindeutig auf Schatten und Dunkel liegt. Oftmals sieht man hier nur zwei Köpfe umhüllt von Schwarz. Oder ein stechender Kontrast von Hell und Dunkel tritt auf.

Ansonsten gibt es gar nicht sooo viel über den Film zu schreiben. Vargtimmen ist eine Gespenstergeschichte mit surrealen Mitteln erzählt. Die Form ist hier verknüpft mit der Schwarzen Romantik, stilistisch aufbereitet mit den Mitteln des Horrorfilms.

Stichwort Schwarze Romantik

Nach Lermontow in Persona, der zur russischen Romantik gehört, ist hier die deutsche Romantik und ganz eindeutig, um einen Namen zu nennen, E.T.A. Hoffmann als Inspirationsquelle zu finden. Die Namen die er den Kreaturen gibt wie zb. "Der Greifer" finden sich zb. in Hoffmanns Kater Murr. Der Film fängt auch angelehnt an Hoffmann an indem es heißt "Ich habe hier Dokumente gefunden, die ich hier wiedergeben möchte." Dokumente, die der Protagonist gefunden hat und sie nun veröffentlicht sind ein häufiges Motiv in der Romantik. Hinzu kommt, dass sich die Alma an den Mitfilmer zu Beginn wendet, der quasi als Herausgeber fungiert. Dann erzählt sie quasi die Geschichte innerhalb einer Geschichte, auch ein Stilmittel der Romantik.
Das was sie erzählt ist wiederum ein typischer Bergman Film. Der Künstler, die Dämonen, die ihn verfolgen, der Aussenseiter,die Psyche, das Unterbewusstsein. Das Unterbewusstsein spielt hier eine zentrale Rolle. Alma plagt sich mit der Frage inwiefern das Unterbewusstsein sich auf das partnerschaftliche Leben auswirkt, Besitz davon ergreift und einen selber auch verändern läßt. Die Grenze zwischen Wach und Tagtraum gibt es nicht. Genau wie bei E.T.A. Hoffmann. Der Film geht in Grenzbereiche, in einen schwarzen Teil. Traum und Nacht sind wie bei Hoffmann symbolisisert und hier visualisiert. Die dunkle Welt tritt zum Vorschein.

In der zweiten Hälfte des Films, die explizit durch Zwischentitel als "Die Stunde des Wolfs" eingeleitet und bebildert wird, verläßt der Film ähnlich wie Persona, die narrative Struktur und wird zum Alptraum in dem es auch keine Zeitverankerung mehr gibt. Alles hebt sich auf und die Schrecken von denen berichtet wurde, brechen hervor. Die Kraft und Wirkungsweise der Dämonen, die ihn beherschen, werden gezeigt. Wir bekommen auch Hinweise auf die Ursachen für die Visionen, wie zb. das Bestrafungsritual aus der Kindheit, von dem Johan erzählt. Erniedrigung, Angst, Demütigung und der Künstler, der das für uns erlebt und verarbeitet. Alles Bergman Themen, die immer wieder in seinem Schaffen zu finden sind und auch biografisch verankert sind.

Was Vargtimmen außer seinen wirkungsvollen Effekten auszeichnet, ist die permanent angespannte Atmosphäre. Alles wirkt symbolträchtig und doppeldeutig. Da ist die Gesellschaft in ihrem Schloss, die hohl und dumm ist und gleichzeitig sehr gefährlich wirkt oder die Szene mit dem Ausschnitt aus Mozarts Zauberflöte, die schön und gleichzeitig unheimlich ist. Dennoch erreicht er nicht die formale Ästhetik eines Persona, wirkt im Vergelich fast harmloser, typischer und fast schon gefälliger. Obwohl alles da und auch faszinierend ist, hat es nicht die Intensität und Überzeugung. Insgesamt aber natürlich ein guter Bergman, den ich mir gerne noch ein drittes Mal ansehe.

8/10


Skammen (Schande)


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Das Ehepaar Jan und Eva Rosenberg (Max von Sydow & Liv Ullmann), beides Musiker, leben zurückgezogen auf einer kleinen Insel. Auf dem Festland herrscht Krieg, der noch nicht auf die Insel übergegriffen hat. Feindliche Fallschirmjäger landen des Nachts auf ihrem Hof. Sie werden vor laufender Kamera über ihre politische Gesinnung ausgefragt. Schon bald werden sie von den eigenen Machthabern gefangen genommen. Das Interview, welches verändert wurde, läßt sie als Kollaborateure dastehen. Mit Hilfe von Oberst Jacobi (Gunnar Björnstrand) kommen sie allerdings frei. Sie versuchen zu fliehen kommen allerdings nicht sehr weit und müssen umkehren. Jacobi nutzt nun seine Macht um die vorher freundschaftliche Beziehung zu den beiden auszuweiten. Besonders auf Eva hat er es abgesehen. Er treibt sie in körperliche Abhängigkeit und bezahlt sie für ihre Dienste. Eva läßt dies mit sich geschehen und prostituiert sich teils vor Jans Augen, den sie wegen seiner Feigheit undWeichheit verachtet. Jacobi bittet Eva Geld aufzubewahren. Als Jan das Geld sieht nimmt er es an sich. Wenig später überfallen Partisanen das Haus. Jacobi wird wegen Korruption angeklagt. Jan leugnet das er das Geld genommen hat und soll Jacobi erschießen. Er richtet ihn vor dem Haus hin. Die Partisanen brennen alles nieder und Jan, den das Geschehene verändert hat, ist von jetzt an rücksichtslos auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Sie fliehen zu Fuß an die Küste. Auf dem Weg treffen sie auf einen jungen Soldaten, den Jan in einem Wutanfall erschießt. Mit dem gestohlenen Geld erkaufen sie sich einen Platz auf einem Boot. Zusammen mit anderen Flüchtlingen sind sie nun draußen auf dem Wasser als die Vorräte ausgehen. Eva erzählt von einem Traum und um das Boot herum treiben Soldatenleichen.


Skammen ist ein ziemlich harter Brocken von Film. Ein absolut deprimierendes Erlebnis. Ein Alptraum. In der Mitte des Films sagt Eva "Das kommt mir alles vor wie ein Traum, den ein anderer träumt und ich bin gezwungen diesen Traum weiterzuträumen."

Das dieser Film ein schwer auszuhaltendes Gefühl vermittelt, hat auch viel mit dem dokumentarisch, realistischen Cinema Verité Stil zu tun, den Bergman hier vielfach anwendet. Zum ersten mal sieht man bewußt Handkamera Einsatz in einem Bergman Film, besonders in den Angriffsszenarien ist die Kamera auffallend schnell in Bewegung. Die stilisierten s/w Abgrenzungen stehen hier nicht im Vordergrund. Skammen ist der letzte in s/w gedrehte Kinofilm gewesen, der nachfolgende Riten war fürs Fernsehen konzipiert. Surrealistische Elemente fehlen hier auch komplett, das Szenario ist ganz dem Realismus unterworfen und hat dennoch etwas traum, etwas alptraumhaftes.

Kommen wir zu dem was hier erzählt wird :
Abgesehen davon, dass Krieg herscht ist ersteinmal die Tatsache interessant, dass sich die 2 Hauptfiguren verändern und das Verhältnis der beiden zueinander sich fast umkehrt. Während Eva am Anfang den dominierenden, tatkräftigen, realistischen, energischen Part einnimmt, verliert sich zum Ende hin Jans zögerliches, empfindliches, wehleidiges, passives Verhalten hin zu einer undifferenzierten, brutalen, rücksichtslos-inhumanen Verhaltensweise. Sie kann ihre starke Art nicht mehr entfaltetn und wird zur hilflosen Person, als hätte man ihr das Leben genommen. Anfangs verstecken sie sich vor dem Krieg, nehmen passiv daran Teil und haben keinerlei Stellung zu dem was um sie herum geschieht. Selbst die Nacht in der die Fallschirmspringer vor ihrem Haus landen lässt nichts an ihrer Passivität zerbröckeln. Der Wendepunkt ist dann die Szene in der sie gefangen genommen werden und ihre Persönlichkeit als auch ihre Beziehung langsam durch den Bürgermeister/Oberst Jacobi beschnitten wird. Nun herscht Terror. Sie beginnt sich vor Jans Augen zu prostituieren, wird zunehmend aggressiver, während Jan noch sein passives, teilnahmsloses Verhalten inne hat. Ab dem Moment wo die Partisanen kommen und Jan Jacobi erschießt, ab diesem Punkt schlägt das Zögern vollkommen in Aggression um und Eva ist ihm ausgeliefert.

Das Geld, welches Jacobi Eva gibt, ist ein Symbol für Prostitution und für Evas Scham, die sie empfindet. Als Jan dieses Geldbündel unterschlägt bekommt es für deren Schande einen symbolhaften Charakter. Die Angst macht den Feigling schlussendlich zum Mörder.
Interessant ist auch, dass der Krieg, der vollkommen austauschbar bleibt und immer präsent, ob gesprochen oder gezeigt, ist, zwar in die Beziehung eingreift, sie aber nicht dominiert. Die Beziehung steht immer im Vordergrund.

Sicherlich ist dieser Film unterschwellig auch ein Kommentar zum Vietnamkrieg gewesen. Von der politischen Seite wurde Bergman angegriffen, er würde in seinen Filmen keine Stellung beziehen. An Politik war Bergman auch nie interessiert. Was Skammen heute noch auszeichnet ist die Tatsache, dass er seine Themen um Erniedrigung, Schuld, Scham, Schande hier in einen gewissermaßen zeitlosen Kontext einbaut. Der Film wirkt in seinem schwer verdaulichen Szenario immer noch nach.

8/10


Riten (Der Ritus)


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Eine Künstlergruppe, bestehend aus Hans Winkelmann (Gunnar Björnstrand), seiner Frau Thea (Ingrid Thulin) und Sebastian Fisher (Anders Ek), werden wegen einer angeblich obszönen Pantominenaufführung von dem Untersuchungsrichter Abrahamson (Erik Hell) verhört. Winkelmann ist seiner Frau, die ein Alkoholproblem und mit Sebastian ein Verhältnis hat, überdrüssig. Er spielt mit dem Gedanken die Gruppe endgültig aufzulösen, denn auch sein Kollege Sebastian hängt ihm mit seinen Geldproblemen zum Halse raus. Der Richter vernimmt die Gruppe zuerst zusammen, dann jeden einzeln. Dabei werden seine Fragen sehr schnell persönlich und indiskret. Als er Thea befragt, verliert er die Beherschung und versucht sie zu vergewaltigen. Nun bietet das Trio Abrahamson eine Privatvorstellung der beanstandeten Performance an. Am Ende des sogenannten Ritus stirbt Abrahamson an einem Herzinfarkt, nachdem er von den Schauspielern gedemütigt wurde.

Riten ist ein reines Dialogstück, welches eigentlich fürs Theater gedacht war, dann aber fürs Fernsehen aufbereitet wurde. Bergman schrieb das Stück vor den Dreharbeiten zu Skammen, realisierte es dann hinterher und wurde von seiner eigenen Firma "Cinematograph" produziert. Herausgekommen ist ein absurdes, kafkaeskes, witziges und böses Kammerspiel, welches der Geschichte von Ansiktet nicht unähnlich ist. Obwohl man dem Film den Theaterursprung anmerkt (Szenenauf und abgang, Einleitung, nur Dialoge) ist das ganze kameratechnisch sehr gut gelöst. Der Film besteht fast nur aus Halbnahen, Nah und Großaufnahmen. Bergman wollte damit sich dem Medium TV anpassen und fand, dass dies dem Rhythmus des Mediums entspreche. Weiter hat der Film ein gutes Tempo, ist durchgehend spannend sowie einige großartige Dialoge zu bieten.

Eigentlich weiß man in Riten gar nicht so wirklich worum es geht. Die Verhöre der Schauspieler bilden die Rahmenhandlung. Die Künstler, untereinander, befinden sich in einer merkwürdigen Mischung aus Abhängigkeiten, Hilflosigkeiten, Demütigungen und aber auch Liebe. Ganz typisch Bergman auch die Tatsache, dass dies trotzdem in Frage gestellt wird. Sie kommen nicht voneinander los und gleichzeitig können sie sich nicht ertragen und möchten am liebsten fliehen. Das Leben der Schauspieler auf der einen und das Publikum in Form des Richters auf der anderen Seite. Im Grunde ist der Richter Zuschauer, der am Leben der Schauspieler teil hat bzw. haben will. Der Richter betont, dass sei alles eine reine Formsache, ist aber gleichzeitig mit seinen Fragen indiskret bohrend und fragt Dinge, die mit der Sache ansich nichts zu tun haben. Absurd ist auch die Tatsache, dass dies von den Schauspielern als ganz normal gesehen wird. Dem Aggressiven gegenüber ist er defensiv, dem freundlich-souveränen ist er abweisend und gnadenlos und bei der Frau Thea wird er physisch zudränglich und versucht sie zu vergewaltigen. Als ihm die Nummer am Ende vorgeführt wird, stirbt er, was wie man auf einer Texttafel am Ende erfährt, keine großen Konsequenzen hat. "Verurteilt wurden sie aber dies ist nur reine Formsache", heißt es da.

Laut Bergman ist "der Ritus" das Spiel zwischen dem Künstler und seinem Publikum und der Gesellschaft. Diese beiderseitige Mischung von Demütigung und gemeinsamem Bedürfnis. Das ist das Rituelle.

Dies hat er hier auf absurd-witzige und bösartige Weise auf die Spitze getrieben.
Wie in vielen anderen Bergman Filmen auch, wird hier herausgeschält, dass das Künstler und Schauspielerdasein auch immer etwas erniedrigendes mit sich trägt. Ein immer wiederkehrendes Motiv.


Schön auch diese Szene, als der Richter beichten geht um sein Gewissen zu erleichtern, sieht man Bergman selbst als Priester.
Natürlich ist dies ein Hommage an das Siebente Siegel.
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8/10


En Passion (Passion)


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Auf einer kleinen Insel lebt Andreas Winkelmann (Max von Sydow) zurückgezogen, abseits eines Dorfes. Als eines Tages Anna Fromm (Liv Ullmann) sein Telefon nutzen möchte, vergisst sie ihre Handtasche bei ihm. In dieser liegt ein Brief, den Andreas liest und in dem steht, dass sie ihren Mann, der auch Andreas heißt, um die Scheidung bittet. Anna wohnt bei dem Ehepaar Elis und Eva Vergerus (Erland Josephson & Bibi Andersson). Als Andreas die Tasche zurückbringt, bleibt er über Nacht bei ihnen. Nachts hört man Anna schreien. Andreas erfährt, dass sie ihren Mann und ihr Kind bei einem Autounfall verloren hat, als sie am Steuer saß. In den nächsten Tagen verbringt Andreas einige Zeit mit Elis, der ein erfolgreicher Architekt ist und eine merkwürdige Passion für die Porträtfotografie entwickelt hat. Andreas läßt sich auf eine kurze Affäre mit Eva ein, die auch eine mit Annas verstorbenem Mann hatte. Derweil geht auf der Insel ein Tiermörder um. Die Bewohner verdächtigen den alten Andersson (Erik Hell), zu dem Andreas eine freundschaftliche Beziehung hat und bedrohen ihn in anonymen Briefen. Andreas und Anna gehen eine Liebesbeziehung ein. Anna zieht in seine Hütte, doch währt die Beziehung nicht lange. Beide halten an ihrer Vergangenheit fest und können nicht loslassen. Nachdem Andersson Selbstmord begangen hat, eskaliert auch die Situation zwischen Anna und Andreas. Es kommt zum Streit in dem Andreas auf Anna einschlägt. Kurz darauf wird ein Stall in Brand gesteckt. Andreas und Anna besuchen den Tatort und fahren gemeinsam wieder zurück. Im Wagen sagt Andreas zu Anna, dass er eine Trennung für das Beste hält, worauf Anna schneller fährt. Darauf reagiert Andreas mit der Frage ob sie ihn auch umbringen wolle, wie zuvor ihren Mann. Andreas springt aus dem Auto während Anna weiterfährt. Er bewegt sich ziellos im Kreis. Der Film endet mit den Worten des Erzählers "Diesmal war sein Name Andreas Winkelmann"
Anzumerken sind noch die kurzen Einschübe während des Films, in denen die Schauspieler über ihre Rolle befragt werden.


Passion ist ein merkwürdiger, ziemlich sperriger Film.
Merkwürdig weil er sehr ungleichmäßig ist. Schnitt/Tempo halten sich hier nicht die Waage. Hinzu kommt eine elliptische Erzählweise, die mit der Montage einhergeht, sowie die merkwürdige Erzählerstimme aus dem Off und die 4 Zwischenschnitte in denen die Schauspieler ihre Rollen in geskripteten Dialogen reflektieren. Irritierend ist auch, dass ab dem Zeitpunkt wo Andreas und Anna eine Beziehung eingehen, der Film auf einmal eine ungeheure Dynamik entwickelt, ja sich geradezu aufbäumt. Die Schnittfolge beschleunigt sich und der Film rast geradezu auf sein Ende hin.
Man merkt, dass Bergman hier viel ausprobiert hat. Mit Erzählstrukturen und experimentiert hat. Allerdings ist das nicht wirklich konsequent. Der Film wirkt sehr experimentell inkl. einer äußerst ehrgeizigen Fotografie, die aber nicht immer mit der Geschichte konform geht. Das Experimentieren mit Farbe, Licht und Schatten steht oftmals sehr im Vordergrund und fügt sich nicht in einen durchgehenden Fluss sondern wirkt eher wie aneinandergereihte Szenen. Im Vergleich mit Persona, Vargtimmen oder Nattvardsgästerna, wo die Lichtgestaltung eine weitere Figur des Films darstellt und psychologisch in den Film und die Figuren einwirkt, wirkt es bei Passion nicht als Mittel diese Geschichte zu erzählen.
Dies ist Bergmans erster "richtiger" Farbfilm und er war mit dem Ergebnis auch durchaus zufrieden. Folgende Filme sind von jetzt an alle in Farbe. Man merkt Passion an, dass Bergman und Nykvist hier viel experimentiert und ausprobiert haben.

Die Figuren in Passion sind sehr fragmentarisch und sind völlig entwurzelte, leere Menschen, die sich alle auf einer Insel zusammenfinden und obwohl vieles wirkt als hätte es kein richtiges Konzept gegeben, geht von ihnen dennoch eine gewisse Faszination aus. Die Atmosphäre auf der Insel wirkt bedrohlich. Während in Skammen die Bedrohung von Außen kam und visualisiert wurde, kommt sie hier, abgesehen von den Tiermorden, von Innen. Sie sitzt hier in den Menschen. Skammen und Passion gehören auch explizit zusammen. Passion zitiert Skammen dann auch wortwörtlich in der Traumszene von Anna, die eine Fortführung von Skammen darstellt. Das Ende wird hier weitererzählt.


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Passion ist wie ein Steinbruch. Der Film überzeugt nicht wirklich und dennoch gibt es hier ganz grandiose Szenen zu finden. Seien es einzelne Szenen in denen die Farbdramaturgie eine Rolle spielt oder auch die obige Traumszene oder diese hier, die man leicht übersehen könnte. Es ist die Frühstücksszene schon knapp am Ende, bevor sich der Film, wie ich oben schrieb, aufbäumt.
Eine wahre Musterszene. In dieser Szene passiert nichts weiter als das sich Sydow und Ullmann am Tisch gegenüber sitzen und essen. Nichts weiter ? Doch, denn hier ist eine unterschwellige Spannung enthalten, die zum bersten ist, so dass man in jeder Sekunde das Gefühl hat, der Salzstreuer würde gleich aus der Leinwand fliegen. Jede einzelne Bewegung ist mit unterdrückter Wut gespielt.


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Als Spiegelung dieser Szene folgt darauf die Holzhackszene, die logische Konsequenz. Die Schnittfolge steigt auf einmal rasant da nun alles rausbricht und sich die ganze angestaute Wut in Schlägen entlädt. Am Ende dieser Szene sieht man Annas rotes Kopftuch im Schnee liegen.

En Passion mag im Vergleich mit anderen Filmen Bergmans ein wenig abfallen doch allein diese Szene ist pure Magie, in der Bergman sein ganz großes Können unter Beweis stellt.

Passion ist der abschließende Teil von Bergmans Fårö-Trilogie. Von nun an dreht er in Farbe und mit dem nächsten Film sind wir dann auch schon in den 70ern :)

6-7/10

Ingmar Bergman Sven Nykvist Max von Sydow Liv Ullmann Fårö-Trilogie Licht Schatten Farbe Romantik E.T.A. Hoffmann Theater Krieg Traum Angst





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