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Short Cuts


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Terminator 2 : Judgement Day (Terminator 2 - Tag der Abrechnung) 1991 USA (James Cameron)


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Terminator 2 : Judgement Day (Terminator 2 - Tag der Abrechnung)

Mit Terminator 2 drehte James Cameron im Prinzip, seinen mittlerweile zum Kultstatus erhobenen ersten Teil nochmal.
Wir haben es hier mit fast exakt der gleichen Story zu tun wie im ersten Teil.
Mit einigen Veränderungen :

Das Budget :

Cameron hatte mit dem ersten Teil bewiesen, was er aus einem verhältnismäßig schmalen Budget alles rausholen kann und legte mit The Terminator einen extrem düsteren, stringenten Sci-Fi-Actioner hin.
7 Jahre später ("Aliens" & "The Abyss" folgten noch zwischendurch) stand ihm mit 100 Millionen Dollar ein, für damalige Verhältnisse, riesiges Budget zur Verfügung.
Dementsprechend zieht Cameron vor allem tricktechnisch hier alle Register.
Die von Industrial, Light and Magic entwickelte Morphing Technologie wird hier vollends für die Verwandlungen des neuen T-1000 eingesetzt.
Cameron ist nun endgültig im großen Blockbuster Familienkino der 90er angekommen und das präsentiert auch der Film, der oft wie ein Aufeinandertreffen des körperorientierten Action Kinos der 80er mit dem neuen Special Effects Kino der 90er wirkt.

Dies hat natürlich auch viel mit dem Part des mittlerweile zum Megastar avancierten Arnold Schwarzenegger zu tun.

Die Figuren :

Arnold Schwarzenegger übernimmt hier den Part des zum Guten umprogrammierten T 800 und ersetzt somit die Figur von Kyle Reese aus dem ersten Teil, indem er als Vaterersatz für den jungen John Connor fungiert.
Dies hat auch viel mit dem Imagewandel des Schauspielers zu tun. Schwarzenegger war einer der ersten Action Stars der 80er, die sich von ihrem Image lösten und vermehrt in Komödien spielten (Ivan Reitmans "Twins"). Sein letzter "harter" Action Film war Paul Verhoevens "Total Recall". Nach Terminator 2 brach er sein Image immer wieder in selbstironischen Darstellungen wie McTiernams "Last Action Hero" oder auch "True Lies" von Cameron.

Die wenigen One-Liner aus dem ersten Teil werden hier zum Running Gag stilisiert.
Überhaupt wird das aus dem ersten Teil noch oft angedeutete ironische, herausgeschält und hier zur treibenden Kraft. Beispielweise die Eingangssequenz im Bikerschuppen als bewußte Persilflage auf den ersten Teil.
Kann man das hier noch mit einem Augenzwinkern sehen, so wirkt es dann im dritten Teil der Serie schon lächerlich wenn der T800 dann im Stripclub bei den Chippendales landet.

Seinen Input erhält der T800 durch die Jugendsprache, die ihm der kleine John Connor beibringt.

Linda Hamilton als Sarah Connor ist hier nun endgültig die kämpferische Waffen-Amazone. Vom gejagten Opfer zur erfahrenen Einzelgängerin.
Ein Frauen Typus, den man schon aus Camerons Alien Sequel kennt.

Edward Furlong als kleiner John Connor ist der Part, der "Judgement Day" auch für ein jugendliches Publikum ansprechend machen soll.
Der kleine Rotzbengel, der seinen eigenen Terminator auf familientauglich trimmt und ihn schwören läßt niemanden zu töten, verstößt irgendwie vollkommen gegen das Bild welches man vom Anführer der Rebellion im Kampf gegen die Maschinen aus dem ersten Teil noch vage bekommen hat.

Robert Patrick in der Figur des T1000 ist als flüssiges Chamäleon Trickfutter und als Gegenpart zum T800 wie als ob das alte, archaische gegen die neue Trickschmiede ankämpft.

Effekte und Design

Die Morphing Szenen des T1000 waren damals bahnbrechend. Heute, 20 Jahre später, würde ich sagen, dass es nicht mehr unbedingt die stärksten Skills dieses auf Schauwert produzierten Films sind.

Die stärksten Szenen von T2 sind heute noch die Truck vs. Motorrad Verfolgung am Anfang des Films und Sarah Connors Apokalypse Traum in der Mitte. Sowie die vielen Shoot Out Szenen, die einen jeden Fan solcher Szenarien, freudig in die Hände klatschen lassen.

Der Look des Films ist im Gegensatz zum Vorgänger schon reinlich clean, ganz oft in stählernes blau gehalten.

Auch wenn sich Terminator 2 oft nicht so ernst nimmt wie der Vorgänger es getan hat. Am Ende drückt Cameron nochmal aufs ganz große Pathos, wenn er den T800 sich selbst zerstören läßt.

Im Grunde kann man sagen das T2 als genau das, was er damals auch schon war, ziemlich gut funktioniert.
Als handzahmer Action-Blockbuster für die ganze Familie. Der Jurassic Park des Sci-Fi-Action Kinos.
Als DAS macht er seine Sache immer noch erstaunlich gut.
Nicht mehr und auch nicht weniger.

8/10

Sequel James Cameron Edward Furlong Arnold Schwarzenegger Morphing ILM


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The Terminator (Terminator) 1984 USA/UK (James Cameron)


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The Terminator (Terminator)


"The Terminator" gilt definitiv als Klassiker des Sci-Fi-Films sowie auch des testosteron geladenen Action-Kinos der 80er Jahre.

Es ist schon wahrlich verblüffend was der ehemalige Roger Corman Schüler James Cameron aus seinem mit 6,4 Millionen Dollar relativ schmal budgetierten, 2. Spielfilm alles herausholt.

"The Terminator" ist im Prinzip ein 107 minütiger Showdown, der einem in nur wenigen Minuten Zeit für Pausen gönnt.
Die unglaublich dichte Inszenierung, mit schnellen Schnitten und einer höchst beweglichen Kameraführung kompensiert den im Vergleich zu späteren Cameron Filmen geringen Anteil an Special-Effects-Szenen.
Diese Effekt Szenen (das Stahlskelett, die Augen-OP, die Laser Shoot-Outs in der Zukunft) wirken auch heute noch ziemlich grandios, dennoch ist dies nicht das stärkste Merkmal dieses 1. Teils.

Das stärkste an "The Terminator" ist vor allem die unglaublich bedrohliche Atmosphäre.

Tech Noir

So heißt der Club in dem der Terminator (Arnold Schwarzenegger) zum ersten Mal auf Sarah Connor (Linda Hamilton) und Kyle Reece (Michael Biehn) trifft.

"Tech Noir", das trifft im Prinzip auf die gesamte Atmosphäre des Films zu.

Cameron zeigt die Zukunft des Jahres 2029 nur in 3 Szenen (Vor dem Vorspann, Flashback als Kyle den Wagen kurzschließt und als er Sarah von der Zukunft am Ende erzählt) und läßt die Gegenwart, das L.A. Des Jahres 1984, genauso trostlos und kalt aussehen indem das Setting des Films fast ausschließlich in Hinterhöfen, Park-Garagen und am Ende in einer Fabrik angesiedelt ist.

Verstärkt wird diese "kalte" Atmosphäre durch den druckvollen aber reduzierten Synthesizer Score von Brad Fiedel.

Die Story von "The Terminator" ist ein einziges Paradoxon, endet als Anti-Utopie und schafft durch seine Zeit-Paradoxien überhaupt die Vorlage für die nachfolgenden Teile.

John Connor, Anführer der Rebellen im Kampf gegen die Maschinen, schickt einen menschlichen Beschützer durch die Zeit um seine Mutter vor der Killermaschine, dem T-800, zu beschützen. Allein durch diese Zeitreise wird der Anführer in einer Liebesnacht zwischen Kyle und Sarah erst gezeugt werden.

Womit wir auch schon beim einzigen Knackpunkt des Films sind.

"Cameron" muß diese Liebesnacht zeigen, da sie immens wichtiger Bestandteil der Story ist. Wie er dies letztendlich in Szene setzt ist allerdings so grottig und unfreiwillig komisch, sowohl in der Inszenierung als auch in den Dialogen, das sich die Balken biegen.
Diese Szene ist allein dadurch entschuldbar, daß "The Terminator" in erster Linie ein Actionfilm ist und die zwei, genauso wie wohl Cameron, schlichtweg keine Zeit haben.
Dass Cameron sowas wesentlich besser kann, hat er dann 13 Jahre später mit "Titanic" bewiesen !

Mit Arnold Schwarzenegger in der Rolle des Terminator-Killers, hätte Cameron wahrlich niemand besseren besetzen können. Der österreichische Koloß ist mit seinen 17 Sätzen, die er im Film von sich gibt, kein Schauspieler sondern eine Naturgewalt.
Im Gegensatz zum zweiten teil der Serie ist die leichte Komik von One-Linern wie "I´ll be back" oft noch unfreiwillig. Im zweiten teil wird dies dann auch zum gewollten Running-Gag.
Was bleibt, ist ein wahnsinnig dichter und mitreißender Sci-Fi-Actioner, der seinen großen Einfluß auf nachfolgende Filme nicht leugnen kann und einen mit einem ziemlich mulmigen Gefühl zurückläßt, wenn Sarah am Ende gen Süden in die Zukunft fährt.

"The Terminator" fängt eben in seiner ganzen Bedrohlichkeit auch die omnipräsente Angst in den 80ern vor dem nuklearen Supergau ein.

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9/10

Arnold Schwarzenegger James Cameron Utopie Atomkrieg Maschinen Android Terminator


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Brazil (Terry Gilliam) UK 1985


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Brazil


"Ich wollte damals alles in diesen einen Film quetschen, was ich später in vielen anderen noch unterbringen konnte" Terry Gilliam

Bei dem Mateiral was Gilliam hatte, wäre "Brazil" auch ein 5 Stunden Werk geworden.
Es sollte dann auch noch zu einem langwierigen und schwierigen Kampf mit Universal Boss "Sid Sheinberg" kommen. Letztendlich floppte "Brazil" gewaltig an den Kinokassen und bekam, wie so oft, erst später die Huldigungen, die ihm definitiv zustehen.

Und dennoch :

Ein bißchen "too much" und "over the top", überfrachtet sagen die einen. Die anderen sagen ein "Meisterwerk".
Ich befinde mich nach der wohl 4. Sichtung dieses Films dazwischen in Richtung letztem Ausspruch.
Fest steht, dass Terry Gilliam mit Brazil einen der wohl eigenartigsten und interessantesten Science-Fiction Filme der 80er Jahre gedreht hat. Für mich ist Brazil auch immer noch Gilliams bester Film.

Diese Story vom kleinen Beamten Sam Lowry (Jonathan Pryce), der in die Mühlen eines kafkaesken und orwellschen Überwachungstaates und letztendlich dem bürokratisch organisierten Folterapparat zum Opfer fällt, ist eine schwer zu fassende Mixtur aus absurder, bitterböser Komik und düsterstem Alptraum.

Das Stedesign, die Ästhetik, der Soundtrack

Das Setdesign von "Brazil" weißt eine durchbürokratisierte aber ziemlich marode Welt auf.
"Gilliam" verstößt gegen eine übliche, glatte und futuristische Oberflächenästhetik.
Die Technik in diesem dystopischen Überwachungsstaat ist total veraltet und ziemlich fehleranfällig.
Das geht von Lowrys (Jonathan Pryce) futuristischer Küchenausstattung über den sinnlosen, wuchernden Kabelwald bis hin zu den Rohrsystemen, die alles mit allem verbinden.
Sogar die Computer sehen aus wie altertümliche Schreibmaschinen mit nem Spiegel als Monitor.

Dies alles verbindet "Gilliam" mit einem wahnsinnigen Crossover Mix aus der Filmgeschichte.

Die Ästhetik des deutschen Expressionismus (Schatten, verwinkelte Räume) geht über in die des Film-Noir (Kleidung im 40er Jahre Stil) und vermischt sich mit der Action-Dramartugie des Agenten und Action Films der 70er und 80er Jahre.
Gegen Ende gibt es noch eine kleine Reminiszenz an Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin".

Was die Tonspur angeht, so ist auch diese eine einzige Collage aus typischen Genreversatzstücken.
Besonders Musical, Liebes und Gangsterfilm der 40er und 50er Jahre werden hier mit themenähnlichen Stücken zu einem ganzen verarbeitet.

Figurenzeichnung

In "Brazil" ist fast jede Figur auf karikative Weise angelegt. "Gilliam" rechnet hier mit so ziemlich jeder Figur eines bürokrativen Gewerbes ab.
In einem früheren Interview sagte "Gilliam" einmal das "Brazil" für ihn auch die konsequente Verarbeitung seiner Erfahrungen in einem großen Werbebüro gewesen sei. "Es war die Hölle" !

Selbst Lowry´s Mutter, die in jeder Szene einen anderen Schuh auf dem Kopf trägt und nichts anderes zu tun hat, als ihren körper mit Hilfe der plastischen Chirurgie zu verjüngen, ist eine einzige , bösartige Karikatur auf ältere Frauen, die in heutiger Zeit wieder umso aktueller ist.

Sogar Sam Lowry (Jonathan Pryce) ist letztendlich Gefangener seiner selbst. Und Teil dieses Systems aus welchem er auszubrechen versucht.

Die EINZIGE, die in "Brazil" völlig normal und als vollwertiger Mensch und nicht nur als Figur agiert ist Jill Layton (Kim Greist).
Was insofern schon wieder bemerkenswert ist, denn wir lernen Jill zunächst als Bestandteil eines Traums kennen. Ein Traum, der Wirklichkeit wird.

Traumwelten

Die Verbindung von zwei Ebenen (Traum, Vision, erzähltes und filmischer Wirklichkeit) zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk von "Terry Gilliam". Evtl. Mit Ausnahme der frühen Monty Python Filme.
In Brazil verfließen die beiden Ebenen auch immer mehr ineinander bis es zum bitteren Ende kommt und unser kleiner Büroangestellte zum Schluß in der Folterarena seines Freundes "Jack Lint" (Michael Palin) sitzt.

In dieser Welt kann ein Mann wie "Sam Lowry" sich nur noch in sein Refugium zurückziehen. In das einzige was ihm nicht genommen werden kann.
Sein Innerstes.

Wenigstens dort in seiner Traumwelt gelingt es ihm zusammen mit dem Schwarzarbeiter-Terroristen "Harry Tuttle" (Robert De Niro) dem System einen kräftigen Schlag zu versetzen.
Wenigstens dort hat der kleine Mann gesiegt.


"He´s gotta away from us Jack"

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P.S. : Es gibt auch Stimmen, die "Brazil" als reinen "Traum" verstehen wollen.
"Gilliam" macht es einem damit auch nicht gerade einfach.
Für mich steht dies allerdings nicht zur Debatte.

10/10

Dystopie Science-Fiction Terry Gilliam Traum Michael Palin Jonathan Pryce Farce Satire Orwell Kafka Überwachung Bürokratie


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Blade Runner - The Directors Cut (Ridley Scott) 1982/1992


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Blade Runner - The Directors Cut


Der zweite Scott innerhalb unserer S/F Reihe.

Wie ich schon im Cine Club schrieb ist Blade Runner für mich einer DER Filme, die definitiv für die große Leinwand gemacht wurden. Allein, dass der Film ja fast ausschließlich NUR aus „Totalen“ besteht, prädestiniert ihn schon für das große Cineplex Erlebnis.
Ich selber habe den Film als er damals tatsächlich im DC nochmals in die Kinos kam, im Hochhaus-Lichtspiele, in der Spätvorstellung, in Hannover gesehen. Kann mich da noch sehr gut dran erinnern, nur war das defintiv später als ´92. Angefixt wurde ich damals durch eine Sat1-VHS-Aufzeichnung.

Die Kinoversion lies mich nicht mehr los und wie ich finde, jetzt wo es alle 4 Versionen zu bestaunen gibt, ist es schon erstaunlich, dass im Prinzip jede Version gerechtfertigt ist. Alle haben ihren Reiz und dennoch ist für mich der Directors Cut, der stimmigste.

Wie ich schon schrieb, verbinde ich mit Blade Runner einige Jahre und es ist der Film, den ich in den 90ern immer wieder gesehen habe. Meine letzte Betrachtung aller Versionen ist gar nicht so lange her, da ich mir erst letztes Jahr die BOX gekauft habe und den Film zum ersten Mal in Blue Ray Qualität sah, als Final Cut.

Über all die Jahre hat der Film nie nachgelassen, er blieb immer oben auf und das hat vor allem damit zu tun wie hier eine Formvollendung in Design, Sound und Licht erzeugt wird, die für mich der Inbegriff von ästhetischem Perfektionismus und Futurismus ist. Blade Runner hat es immer geschafft mich allein auf der Oberflächenebene zu kitzeln und sofort zu verschlingen.

Hinzu kommt, dass ich immer eine Schwäche für „Noir“ hatte und hier wird der „Noir“ in seiner Grundessenz und mit all seinen wunderbaren Klischees zum „Neo Noir“ hochstilisiert.
Überhaupt ist die Atmosphäre ein ganz klarer Hauptdarsteller des Films. Aber auch die Subtilität mit der Blade Runner von statten geht hat es in sich. Das fängt an bei den vielen verstreuten Hinweisen, die dann doch nicht beantwortet werden und hört mit einer Frage auf, die im Grunde den gesamten Plot in einem mehrdeutigem Licht erscheinen lässt.

„Ein Jammer das sie nicht leben wird, aber wer tut das schon“ ?

Genau, tut Deckard (Harrison Ford) das oder doch nicht ? „Wie kann ES nicht wissen, was es ist“ ? Warum hilft Roy (Rutger Hauer) seinem Peiniger in seinen letzten Lebenssekunden ?

Diese letzte Szene ist im Grunde so grandios, da sie den gesamten Film nochmals beleuchtet, ihn fokussiert. Das kurze Erschrecken und gleichsam befriedigende Nicken Deckards (Harrison Ford) darüber, dass seine Gedanken eventuell nicht wirklich sind ist einmal das gleichzeitige Erschrecken, dass er vielleicht auch ein Replikant sein könnte und es ist eine Reflektion darüber, was den Menschen zum Menschen macht und ihn vom Sklaven unterscheidet. Seine Erinnerungen und sein Handeln. Es ist diese Szene die man vielfach deuten kann, zutiefst humanistisch als auch pessimistisch.


Das Roy (Rutger Hauer) „William Blake“ zitierend sich wie in Frankenstein gegen seinen Schöpfer wendet, ihm die Seele in Form seiner Augen ausdrückt um zum Schluss in seinen letzten Sekunden Leben zu retten und „seine“ Erinnerungen mitzuteilen :

„I've seen things you people wouldn't believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I've watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser Gate. All those moments will be lost in time, like tears in rain. Time to die.“

zeugt von einer Verzweiflung, die ihn über seinen Jäger stellt. „More Human than Human“
Der Himmel öffnet sich zum einzigen Mal und man könnte meinen, dass seine Seele in Form der Taube davonfliegt.

Man könnte meinen, doch alles liegt im Gesicht von Harrison Ford, der seine Katharsis erst Minuten später erfahren wird.


Ja, Blade Runner ist und bleibt für mich ein rätselhafter und faszinierender Film.

Pures Eyecandy und der Film, den ich als ersten ausprobiert habe, als ich einen DVD Player mit HDMI Anschluss hatte. Nachdem ich den Film einmal auf Blue Ray gesehen habe, hat es mir fast die Netzhaut weggefetzt.
Insofern ist es dieser eine Film mit dem ich selber immerzu Upgrades betätige. Damals, dann auch letztendlich der Grund mir einen DVD Player zu kaufen (zusammen mit 2001 & Lawrence von Arabien & The Searchers)
Umso skeptischer steh ich dem Gegenüber was hierzu noch kommen mag. Neuesten Gerüchten zufolge soll Scott einer Fortsetzung nicht abgeneigt sein.

Um nochmal ganz kurz auf die Eingangs-Sequenz von Blade Runner zu kommen :

Ich meine, wie kann man cineastisches Ohnmachtsgefühl eindringlicher darstellen !?


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Dystopie Ridley Scott Rutger Hauer Sean Young Replikant Vangelis Künstliches Leben Neo Noir


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Alien (Ridley Scott) 1979


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Alien (Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt)


Nach "Close Encounters" sollte es sofort in das wohl zur damaligen Zeit schwärzeste Loch der Science Fiction gehen.
Alien steht im krassen Gegensatz zu Spielbergs harmonischen Himmelswesen.

Scott schuf hier in Zusammenarbeit mit H.R. Giger ein wahres Monstrum von einem Science Fiction Film. Vielmehr ein Schocker als einen reinen S/F Film. Zudem etabliert "Alien" das erste wirklich ernstzunehmende Monster im Science Fiction Bereich. Sowie eine Frauenfigur, die es bis dato so, in einem Genre Film, noch nicht gegeben hat.

Aber eins nach dem anderen.....

Das Set-Design innerhalb des Raumschiffes (Nostromo) wirkt so realistisch, abgesehen von den DOS Programmen der Computer, dass der Film auch heute noch, 30 Jahre später, null veraltet aussieht. Immer noch wie grad abgedreht. Die Gänge, die Schächte erinnern eher an das Innenleben eines U-Boots als an ein Raumschiff.
Im Gegensatz zu einigen anderen Vertetern des Genres nimmt Scott hier eine Crew, die aus stinknormalen Astronauten besteht, sprich Arbeitern. Bezeichnend hierfür die Rollen der Mechaniker (Harry Dean Stanton und Yaphet Kotto), die erstmal übers Geld reden wollen, bevor hier irgendwelche Hilfsaktionen vorgenommen werden.

Dieses Realismus Konzept geht soweit, dass es keine Identifikation zu einem typischen Weltraumhelden gibt. Zuerst wird der Fokus zwar auf den Captain (Tom Skerrit) gelegt doch spätestens als das Wesen an Bord ist, kristallisiert sich dies als Finte und erst wesentlich später wird mit Ripley (Sigourney Weaver) die eigentliche Heldin eingeführt. Dadurch das im Prinzip alle kammerspielartig gleichberechtigt agieren fehlt einem der bestimmte Halt und macht einen als Zuschauer umso angreifbarer.

Das Monster ist hier ein inneres Monster. Es wächst heran als Virus im Menschen, der es dann schlussendlich gebiert. Die aggressive, sexuelle Symbolik des Films tritt dabei nicht erst durch das Wissen um H.R. Gigers Bilderwelten zum Vorschein. Nein, sie springt einen doch regelrecht an.

Das Alien ist ein männlicher Vergewaltiger, der Konzern der es haben will, wird repräsentiert durch einen Boardcomputer der "Mutter" heißt, der Android Ash (Ian Holm) handelt im Auftrag des Konzerns als ebenso männlicher Aggressor indem er versucht Ripley mit einer zusammengerollten Zeitschrift zu ersticken, die so wirkt als würde er ihr einen Penis in den Mund schieben.

Sei noch gesagt, dass "Alien" einfach fabelhaft fotografiert ist. Der kühle und dokumentarische Look, sowie die Lichtgestaltung zeugen von einem besessenen Perfektionismus. Zudem kommt noch die Tongestaltung. Der "Goldsmith" Score vereint sich immer wieder mit den Geräuschen des Films bzw. den Geräuschen des Schiffes, dem Atmen der Crew oder einem dröhnenden Pulsschlag, der bis ins Unterbewusstsein geht.

Scott´s "Alien" ist und bleibt eine der dichtesten Erfahrungen im modernen Spannungskino der 70er Jahre.

Alien Ridley Scott Sigourney Weaver H.R. Giger Konzern biologische Waffen Android


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Close Encounters of the third Kind (Unheimliche Begegnung der dritten Art) (Steven Spielberg) 1977


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Close Encounters of the third Kind (Unheimliche Begegnung der dritten Art)


Directors Cut (2007)

Nachdem wir innerhalb unserer S/F Reihe zuvor einen dystopischen US-Klassiker sahen, konnte das Kontrastprogramm nicht besser ausfallen.

Spielbergs "Close Encounters" ist der erste S/F Film, der die "Besucher" aus dem All nicht als Bedrohung oder als Angst Projektion zeigt, wie zum großen Teil in den 50ern geschehen, sondern als globale Völkerverständiger mit friedlichen Absichten, die mittels sphärenharmonischer Musik kommunizieren können.

Dem Wunderkind des New-Hollywood standen 1977 nach dem Mega-Erfolg von "Jaws" alle Türen sperrangelweit offen. Er marschierte bei Columbia rein, hielt ihnen die Einspielergebnisse von "Jaws" unter die Nase und sagte "Ich bräuchte 12 Millionen Dollar".

Close Encounters stellt im Prinzip schon mal die Antennen für den noch größeren Blockbuster, 5 Jahre später : "E.T. - The Extra-Terrestrial" !

Aber nunmehr zum Film :

Spielberg inszeniert diesen, schauplatzwechselnden Film, durchweg spannend. Auf der einen Seite sind dort die Geschehnisse in den USA und auf der anderen die Geschehnisse weltweit, denen Claude Lacombe (Francois Truffaut) und sein Team hinterherhechten.
Die Szenen um Lacombe machen auch den "Thrilling Point" des Films zum großen Teil aus. Spielberg macht unter anderem durch die Figur von Francois Truffaut, als zuständigen Wissenschaftler innerhalb des militärischen Aufklärungteams, klar, dass es sich um ein internationales Phänomen handelt.

Im Fokus der Geschichte steht die Person von Roy Neary (Richard Dreyfuss).
Roy hat genauso wie der kleine Sohn von Jillian Guiller (Melinda Dillon) "nahen" Kontakt mit den Außerirdischen gehabt.
Ebenso viele andere US-Amerikanische Normalbürger haben die UFO´s gesehen und treffen sich allabendlich um die Erscheinungen am Himmel wiederzusehen.

Wie auch schon bei "Jaws" sowie vielen anderen Spielberg Filmen bildet der Kreis der Familie hier den Ausgangspunkt für das Geschehen.

Nearys Vision von dem Devils Tower und seine Suche nach dem "Outer There" gefährden die eh schon angekratzte Idylle der Famillie.
Sehr schön hierzu ist quasi die Einstiegsszene in der Roy versucht seinen Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, die lieber die "Zehn Gebote" von DeMille im TV sehen wollen und den Pinochio-Kino Besuch (Spielbergs Lieblingsfilm) links liegen lassen.

Die Kids lassen sich lieber durch "bodenständige" Zeichen und Wunder beglücken.
Für Fantasien wie UFO´s haben sie kein Verständnis ebensowenig wie Nearys Frau (Terri Garr).

Für Spielbergs Schaffen ist die Figur von Roy Neary beispielhaft, denn Roy verkörpert die Spielberg-typische Figur des Kind im Manne und er hält hier zum ersten Mal ein Thema bereit, welches soviele Spielberg Filme durchkreuzen wird. "Verlust" !

Als der kleine Barry in der Mitte des Films von den Außerirdischen entführt wird, so bedeutet dies ein Verlust für seine Mutter, die sich durch diese übernatürliche Situation wiederum auf einmal im Kontakt mit Neary befindet.
Denn beide haben seit ihrem "Kontakt", das Bild des "Devil Towers" vor Augen.
Am Ende als Barry aus dem Raumschiff steigt, wird das Kind durch den Erwachsenen Neary ersetzt.

Für Neary gibt es nicht einen einzigen Moment des Zögerns. Diese Reise, die ihm dort bevorsteht, bedeutet ja auch ein Abschied an seine Familie. Nicht ein einziger Gedanke wird hier an sie verschwendet. Dieser Mann wird seine Familie nie mehr wiedersehen.
Es ist schon faszinierend und eigentlich unfassbar, das diese Prämisse als selbstverständlich angesehen wird und macht nochmal deutlich, dass es in Spielbergs Welt und ganz besonders in Close Encounters, es sich lohnt an etwas zu glauben und daran festzuhalten.

Was das Thema Familie angeht, so wird Spielberg noch deutlicher in seinem nächsten Film "E.T." werden. Ansonsten gilt oft, zerrütette Verhältnisse schaffen es wieder zueinander zu finden bzw. Die Kraft der Familie wahrt vor dem Untergang.

Natürlich ist Close Encounters tricktechnisch ein wahres Fest für die Augen.
Nicht nur wie Spielberg und Trumbull hier die Raumschiffe als Lichterorgeln inszenieren, auch die Kameraarbeit ist sensationell. Besonders die Aufnahmen von sternenbedecktem Himmel mit kleinem Haus am Boden in der Totalen, sind sagenhaft.

Die Landung des Mutterraumschiffes am Ende, die Kontaktaufnahme mit Hilfe der Lichttonorgel und der Moment als die kleinen, friedlichen Aliens aus dem Raumschiff kommen um die Erdlinge zu begrüßen. Das alles mit John Williams ohrenbetäubenden Score im Hintergrund ist natürlich kitschig und fast einlullend und doch fühlt man sich ein wenig ertappt.
Denn mit den gleichen staunenden Augen Nearys (Richard Dreyfuss) oder Lacombes (Francois Truffaut) sitzen wir Zuschauer gebannt vor dem Bildschirm.

Die viel kritisierte "Spielbergsche" Manipulation von Emotionen geht auf.

Ähnlich wie bei Disney´s Pinochio gibt es auch hier einerseits atemloses Staunen, anderseits sieht es unter der Oberfläche ganz schön düster aus, wenn man es sich genau betrachtet.

Wie oben schon erwähnt :

"The Family Situation"

Der DC ist die von Spielberg autorisierte 3. und finale Fassung.
Nachdem der Film immens erfolgreich war, wollte die am Boden liegende Columbia den Film nochmals ins Kino bringen.
Spielberg willigte ein um noch eine Handvoll weiterer Szenen zu zeigen.
Das Studio verlangte allerdings, dass er ein neues Ende hinzufügen solle um dem Publikum, das innere des Raumschiffs zu zeigen.
Dieser Cut wurde als Special Edition nochmal aufgeführt.
Später strich Spielberg dieses Ende wieder und ließ die anderen Szenen drin.
Herausgekommen ist der Directors Cut.

U.F.O. Steven Spielberg New Hollywood Alien Richard Dreyfuss Francois Truffaut


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Soylent Green (...Jahr 2022...die überleben wollen) Richard Fleischer 1973


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Soylent Green (...Jahr 2022...die überleben wollen)


"What is the secret of Soylent Green" ?

Die Antwort auf diese Frage, kennen selbst Leute, die diesen Film gar nicht gesehen haben und dies zeigt auch nochmal wie sehr das "Kult-Phänomen" über diesen Film, bis hin zur Gegenwart besteht.
"Soylent Green" ist zu einem Synonym geworden welches für die Verbrechen der Nahrungsmittelindustrie steht.

Heutzutage im Prinzip wieder ein aktuelles Thema.

"Soylent Green is people" !

Damals, Anfang der 70´er, war die Angst vor Umweltkatastrophen, Überbevölkerung und versiegender Ressourcen groß und einige Filme dieser Ära projezierten diese Angst in gekonnter Art und Weise in sogenannten Endzeit und Öko-Dystopien wie zb. "Planet of the Apes", "Logan´s Run", "The Omega Man" oder auch "Phase IV".

Zwei dieser Filme übrigens auch mit Charlton Heston in der Hauptrolle.

Der Film beginnt auch damit, dass er genau diese Ängste in seiner Titelsequenz verarbeitet. Der Vorspann zeigt eine immer schneller werdende Aneinanderreihung von Bildern der sogenannten Vergangenheit. Angefangen mit Bildern von ersten Autos und Flugzeugen bis hin zu Fabriken, Müllbergen, Umweltkatastrophen und Kriegen.
Diese Bilder kulminieren dann in der überbevölkerten Metropole New York und wir erleben eine Welt im grünen Smog.


Richard Fleischer ist ein recht guter Genre-Regisseur und er spinnt einen sehr dichten Krimiplot um seine Figur, den Polizisten Thorn (Charlton Heston), der zunächst den Mord an einem Geschäftsmann (Joseph Cotten) aufklären soll und dann mit Hilfe seines "Books" Sol (Edward G. Robinson) dem fatalen Geheimnis des neuesten Supernahrungsmittel aus dem Hause Soylent auf die Schliche kommt.
Die Frage nach dem Geheimnis von Soylent Green taucht an mehreren Stellen im Film auf doch die Antwort wird immer wieder auf sehr typische Weise hinausgezögert bis zur allerletzten Minute !

Die Faszination dieses Science-Fiction Films liegt vor allem darin wie Fleischer seine beiden Figuren "Sol" und "Thorn" auftreten lässt.
Beide kämpfen hart für ihr Überleben in dieser Gesellschaft. Sie gehören nicht zu den Obdachlosen, die sich täglich vor ihrer Haustür stapeln dennoch gehören sie immer noch zum unteren Teil der Gesellschaftsschicht.


Als Thorn den Mord aufklären soll, lernt er zum ersten Mal Überfluss kennen. In dem im typischen Seventies-Futurismus gestylten Super Appartement läßt er sofort alles an natürlichen Nahrungsmitteln mitgehen, soviel er tragen kann.
Im Laufe seiner Ermittlungen lernt er Shirl (Leigh-Taylor Young) kennen, die als Liebesdienerin bzw. als Wohngegenstand ("Furniture") in dem Appartement mitvermietet wird.
Shirls Gefühle für Thorn gehen über die von Ihr sonst gehegten Zärtlichkeiten gegenüber ihrem Mieter, hinaus.
Sie sieht in Thorn jemanden, der ihr ebenbürtig ist und sie als menschliches Wesen wahrnimmt.
Für Thorn ist sie allerdings ein Teil des unerreichbaren Lebens in Chelsea Towers. Genauso wie natürliche Nahrung oder heißes Wasser stellt sie für ihn die Befriedigung eines Bedürfnisses dar.


Thorn ist vollkommen integriert in die kaputte Welt des 21. Jahrhunderts. Er weiß nicht, wie es früher einmal gewesen ist. Hat keine Ahnung, dass natürliche Lebensmittel einmal für jedermann zu haben waren.

Sol (Edward G. Robinson in seiner 101. und letzten Rolle) ein früher Universitätsprofessor und nun eine lebende Bibliothek, die einem Polizeibeamten bei der Ermittlung behilflich ist, weiß von dieser früheren Welt.
Als er und Thorn, die von ihm geklauten Lebensmittel verspeisen ist es für Thorn als würde die alte Zivilisation noch einmal vor seinen müden Augen auferstehen. Oder als Sol beim Anblick eines frischen Steaks in Tränen ausbricht spürt man besonders im Spiel von G. Robinson die ungemeine Menschlichkeit die diesen Film durchzieht.
Als Sol dann gegen Ende erschüttert von dem Ergebnis seiner Recherche um Soylent Green beschließt nach Hause ("goin Home") zu gehen, lässt er sich in einer Euthansieklinik einschläfern.

Sein Traum wird wahr indem er in Breitwand und Stereo noch einmal zu Naturaufnahmen und klassischen Klängen den Freitod aus dieser Welt wählt. Im wahrsten Sinne konsumiert. Thorn, der fassungslos, diesen Freitod mitansieht, begreift, dass es einmal eine Welt gab. "Ich hatte keine Ahnung, ich wußte nicht, dass es so schön ist."

Zum Schluss als Thorn schwer verletzt auf die Trage gehoben wird und die erschreckende Antwort hinausbrüllt "Die Menschheit muß es wissen, Soylent Grün ist Menschenfleisch" hört ihm eh niemand mehr zu.
Die Zivilisation frisst sich selbst auf ! Die Produktion wird weiter laufen und der Mensch ist endgültig zum Produkt geworden.


Soylent Green ist definitiv immer noch einer der pessimistischsten Höhepunkte des dystopischen 70er Jahre Films.


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The Artist (Michel Hazanavicius) 2011


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The Artist


Am Dienstag mit zwei Freunden im Kino gewesen und den Film gesehen, der dieses und letztes Jahr einen wahren Preisregen erhalten hat. Fünf Oscars, drei Golden Globes, sieben BAFTA´s und sechs Césars.

Als der Film zu Ende war, waren die beiden ganz erschrocken, dass ich nicht ihre euphorische Meinung über "The Artist" teilte. "Eine wunderbare und vor allem federleichte Hommage, die verzaubert." Solche Worte hatte ich für diesen Film leider nicht parat, ich fand ihn keineswegs schlecht, ich fand ihn nett aber irgendwie auch recht (vorsicht böses Wort) simpel.
Jedenfalls war ich ganz baff, dass um diesen Film solch ein Wirbel gemacht wird.

Mittlerweile sind einige Tage vergangen und ich stehe dem Film wesentlich gelassener gegenüber.

Ja,

"The Artist" ist eine mit unglaublich viel Liebe gemachte Hommage an die goldene Ära Hollywoods.
Eine Hommage an das Showbiz. An die Traumfabrik. Handwerklich perfekt umgesetzt mit den Mitteln des Stummfilms.
Die vielen Verbeugungen, die der Film durch Zitate aus anderen Filmen macht (u.a. Singing ´in the Rain, Sunset Boulevard, Citizen Kane bis hin zum Love Theme aus Vertigo) sind so sehr offensichtlich, dass der Film fast ständig einem sagen möchte "Schaut her, ich liebe das Kino".

Das ist ansich zwar großartig und besonders als Cineast sollte man das eigentlich toll finden, was ich persöhnlich, auch einerseits tue. Anderseits hat der Film außer dieser wirklich wunderschönen Hommage nicht wesentlich mehr zu bieten.
Zudem ist es mit Zitaten auch immer so eine Sache. Es ist die Art, wie man damit umgeht und hier wirkte es nicht besonders subtil.
Nun kann man natürlich sagen, dass besonders der Held des Popkulturellen Kinos auch nicht gerade subtil mit Zitaten umgeht. Ja, natürlich Tarantino ;) Dort ist es allerdings so, dass er durch diese Zitate, szenisch sowie musikalisch meist etwas ganz neues erfindet.

Die Story (Stummfilmstar erlebt persöhnlichen und beruflichen Niedergang, weil er am Stummfilm festhält, während die Frau, die ihn verehrt mit Einführung des Tonfilms, schnell Karriere macht. Am Ende stürzt er soweit ab, dass er sich das Leben nehmen will, wird gerettet und die beiden machen einen Karrieresprung, denn wenn er nicht sprechen will, dann tanzen sie eben im Musical) ist so einfach und vorhersehbar gestrickt, dass sie im Prinzip fast zweitrangig ist.

Dabei hat Hazanavicius Film einige wirklich gute Momente wie natürlich die Tonfilm-Traum Szene, das "Päng" durch die Zwischentitel sowie das immerwährende Film-im-Film Motiv.

Die Schauspieler, allen voran Jean Dujardin (die Douglas Fairbanks Variante) und Bérénice Bejo sind großartig. John Goodman als Produzent gibt fast die gleiche klasse Nummer wie damals in "Joe Dantes" Matinée.

"The Artist" ist eine nette und liebenswerte Hommage, nicht mehr und nicht weniger.
Kein Griffith, kein Chaplin, kein Keaton oder Lang oder Stroheim.
Er ist eine Hommage an das damalige Showbiz mit all dem Glanz und Glamour sowie den Schattenseiten davon.

Mach ich sonst zwar nie aber ich würd ihm ne 7/10 geben :-)

Oscar Stummfilm Retro Hommage Jean Dujardin Bérénice Bejo John Goodman


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THX 1138 Directors Cut (George Lucas) 1971/2004


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THX 1138


Der zweite Film innerhalb unserer Reihe ist der erste Film von George Lucas gewesen.

THX II38

Gesehen im von Lucas modifizierten Directors Cut von 2004.

Er basiert auf einem Kurzfilm den Lucas 1967 während seiner Filmstudienzeit drehte.
Zudem ist dies der zweite Film der bei "American Zoetrope" produziert wurde, dem New Hollywood Studio welches Francis Ford Coppola und Lucas 1969 gründeten.
Es brauchte einige Anläufe bis Warner Borthers das Geld für den Film gab.
Ein schmales Budget von einer Million Dollar gab letztendlich den Startschuss für die Dreharbeiten, die im neu gebauten U-Bahn System von San-Fransisco stattfanden.
Genaueres bitte unten bei "Schnittberichte" nachlesen ;)

THX ist immer noch ein recht schwer zu vereinnahmbarer Brocken.

Zuerst einmal entwirft der Film eine recht simple Zukunftsvision ala Orwell. In einem technokratischen Staat indem der freie Wille sowie das Individuum nichts zählt und nur noch zu wirtschaftlichen Zwecken gebraucht wird, finden zwei Individuen (männlich und weiblich) zueinander, indem sie ihre Drogen absetzen und ihre Menschlichkeit entdecken. Dies wird vom System entdeckt bzw. verraten durch SEN 5241 (Donald Pleasance), die beiden werden getrennt. THX (Robert Duvall) flieht um LUH (Maggie McOmie) zu helfen, merkt auf seiner Flucht, dass sie vernichtet wurde. Versucht weiter die Flucht nach draußen mit Hilfe eines materialisierten Hologramms.

Lucas´s THX ist in seiner gesamten Sterilität recht faszinierend anzuschauen.
Obwohl der Film in vielerlei Hinsicht wie ein Konstrukt aussieht, muß ich ihm eine gewisse Faszination zusprechen und dies geschieht vor allem dadurch das er gewollt wie ein Konstrukt aussieht. THX weiß nichts von der "Macht", dem System, welches hinter den Mechanismen steckt. Er wird immer zu beobachtet, seine gesamte Intimsphäre wird durch die Präsenz eines Apparates hinter der Kamera, durchdrungen.
Diese Macht wird später durch den ebenfalls inhaftierten und auch flüchtigen SEN 5241 entlarft, der zufällig die Gebetszelle als Fernsehstudio entlarft und erschrocken einen Priester niederschlägt.

Interessant ist bei THX II38 auch der Sound. Verantwortlich hierfür zeigt sich Walter Murch (Apocalypse Now) als Tontechniker. THX II38 ist von einem ständigen Soundteppich umhüllt, wir werden andauernd mit Kommentaren des Systems in Form von Lautsprecherdurchsagen zugekleistert.
Erst in den Gefängnisszenen, die in einem endlos weißen Raum, in einer distanzierten Totale gefilmt sind, bekommen wir richtiges Gehör zu den Personen, ohne Unterbrechung.
Die Perversion dieses Systems wird vor allem am Ende des Films deutlich als die Verfolgungsjagd nach THX abgeblasen wird, weil das Budget des Staates in dieser Funktion, keine weiteren Unternehmungen zuläßt.

Was die Handschrift George Lucas angeht, so kann man hier eindeutig feststellen, dass die Faszination für Autos hier an den Modellen für die Flucht schon gegeben war. Siehe 1973 "American Graffiti". Zudem sind die metallgesichtigen Gesetzeshüter eine Vorversion der Stormtroopers aus "Star Wars", ebenso die Priester in ihren Gewändern oder die Hologramm-TV-Show, die sich THX am Feierabend ansieht.



Die Tatsache, das Lucas seinen Film 2004 durch eine Vielzahl von Erneuerungen verändert hat, schmälert den Film zwar nicht, doch ist es oft nicht immer zur Zufriedenheit ausgefallen.
Besonders die High-Speed Szenen innerhalb der Verfolgungsjagd, sowie die digital veränderten Oberflächenbewohner sind zwar schick anzusehen, wirken aber dennoch etwas deplaziert innerhalb des Gesamtkonzepts des Films.
Haargenau kann man sich das hier vor Augen führen :

http://www.schnittbe...t.php?ID=541751

Insgesamt muß ich sagen, ist THX definitiv ein unglaublich interessanter Beitrag zum dystopischen Science-Fiction Kino der 70er Jahre. So sperrig er auch ist, umso faszinierender ist er als Gesamtkonzept.

Interessant bleibt er in seiner Vision, die Lucas zeigt.

"Stay calm, be friendly"

Eine verdammt unheimliche Plastik-Welt !


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2001 - A Space Odyssey (Stanley Kubrick) 1968


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2001 : A Space Odyssey (2001 : Odyssee im Weltraum)


Kubricks 2001 von 1968 ist der Beginn einer 13 Filme umfassenden Science-Fiction Reihe, die ich mit meinem Freund und Kollegen vor mir habe.

Das American Film Institute wählte ihn auf Platz 1 der besten Science-Fiction Filme aller Zeiten.
Innerhalb des Genres ist 2001 ein absoluter Film, der definitiv neue Standards sowohl im technischen als auch im ästhetischen gesetzt hat und diese nachwievor mit einer schon fast monolithischen Kraft verteidigt und das nach so vielen Jahren und all den tricktechnischen Neuerungen, die es seitdem in der Filmgeschichte und ganz besonders im Science Fiction Genre gegeben hat.

"Ich versuchte eine visuelle Erfahrung zu schaffen, eine, die sich der Verbalisierung entzieht und deren emotionaler und philosophischer Gehalt direkt ins Unterbewusstsein eindringt."
(Stanley Kubrick)

Über kaum einen Film wurde derart viel geschrieben, philosophiert, spekuliert und gestritten.
2001 ist zum Mythos geworden. Sogar über das Kino hinaus und es gibt übrigens auch keinen besseren Zeitpunkt der Entstehung dieses Films, als auf dem Höhepunkt der Pop-Art 1968.
Der damalige Hype um 2001 verband einmal den Aufbruch ins Weltall des damaligen NASA Raumfahrtprogramms mit den New Age Ideen der Hippie Ära.

Der Film wurde von dieser als eine Art Drogen Happening wahrgenommen, besonders Bowmans Reise am Ende durch den Klang und Farben Tunnel wurde durch den verstärkten Einsatz von Acid zum ultimativen Trip.

Heute, im Jahre 2012, steht Kubricks Film immer noch für einen derartigen Schauwert und speziell für mich für eine perfekte Symbiose aus Ton und Bild. Kein Wunder, denn es wird bei 143 Minuten Film, nur in 48 Minuten gesprochen.
Zudem muß ich sagen, dass es wenige Science-Fiction Filme gibt, die das Gefühl von Schwerelosigkeit und das Alleinsein im endlosen Raum, so erfahrbar werden lässt, wie 2001 es tut.

Aber nun von Anfang an :

Allein das Intro ist schon famos :

3 Minuten lang schwarze Leinwand, dann erscheint das MGM Logo, dann ertönt das Intro von "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss, Mond, Erde und Sonne befinden sich in Konjuktion und dann geht die Sonne auf.

Erster Akt :

"Der Morgen der Menschheit"


Genial, wie hier zum ersten Mal, bei den Szenen der Primaten, mit Frontprojektion gearbeitet wird, lange bevor es computergestützte Bluescreen gab.
Dann natürlich der berühmte "Matchcut". Definitiv einer der berühmtesten Schnitte der Filmgeschichte. In diesem harten Schnitt wird der in die Luft geschleuderte Knochen des Primaten, durch einen harten Schnitt, von einem die Erdumlaufbahn umkreisenden Sateliten ersetzt.
Dieser zurecht berühmte Schnitt, verbindet ganze Zeitalter miteinander.

Zweiter Akt :

"Mondstation Clavius"


In der nächsten Szene erleben wir den "Tanz im All", als das Raumschiff indem Dr. Floyd sitzt, durch das All fliegt und an der kreisförmigen Raumstation andockt. Dies alles zu "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss.
Als dieser dann auf der Raumstation auf die russischen Wissenschaftler trifft ist dies auch mit die einzige Szene, die uns futuristisch anmutendes Dekor im 60/70er Stil präsentiert.
Es folgt eine weitere Szene in der Floyd über ein Bildtelefon mit seiner kleinen Tochter spricht. Diese Szene ist insofern interessant da sich im Hintergrund der Mond die ganze Zeit dreht bzw. es so ausssieht, dabei dreht sich natürlich die Raumstation.

Weiterhin ist plottechnisch zu erwähnen, dass auch bei der nachfolgenden Konferenz sowie bei den Gesprächen, dem Zuschauer absolut kein Wissen über den Fund des Monolithen und dessen Wirken vermittelt wird. Erst Lichtjahre später erfahren wir per Videoübertragung was es mit der Mission auf sich hat.

"Die Reise zum Jupiter"

Ist bestimmt durch 3 Personen : Dave Bowman, Frank Poole und HAL 9000.
Die Maschine wird durch ihre synthetische Persönlichkeit zur dritten Figur.

Dieser dritte Akt des Films ist vor allem durch seine Suspense geprägt, die er durch die zuerst freundliche Figur des HAL aufbaut. Die Spannung besteht vor allem darin, dass die Präsenz von HAL allgegenwärtig ist und dies immer wieder durch Kameraperspektiven verdeutlicht wird, die seine Position, die der Maschine einnehmen.
Ganz beispielhaft natürlich die Szene in der Bowman und Floyd sich in die Raumkapsel zurückziehen, nachdem HAL eine Fehlfunktion in einem Teil des Schiffes genannt hat, welches sich als völlig funktionstüchtig herausstellt und die beiden erwägen HAL abzustellen, da sie sich im Falle eines Ernstfalls nicht mehr auf die perfekte Maschine verlassen können. Die beiden stellen die Lautsprecher ab doch sehen wir Zuschauer aus der Perspektive HAL´s, das Gespräch und wissen sofort, dass HAL anhand ihrer Lippenbewegung jedes Wort des Gesprächs verstanden hat.

Die darauffolgenden Szenen in denen HAL seinen Stand als Nummer 1 an Bord verteidigt, die weiteren noch schlafenden Crewmitglieder tötet und Poole im All umkommen lässt, verdeutlichen nochmals das, was ich zu Anfang schrieb. Die Angst und das Alleinsein im luftleeren, endlosen Raum. Die Rettungsaktion von Bowmann und sein letztendliches Aufgeben gegenüber der Technik indem er HAL menschliches Verhalten gegenüber stellt und sich in die Luftschleuse der Discovery ohne Raumanzug schleudern lässt, dies alles wird ohne jegliche Musikuntermalung gezeigt. Wir hören nur das Atmen und wenn die Kamera "draußen" ist, sprich die Szenen im All, so hören wir gar nichts. Kein Ton !

Als Bowmann HAL dann abschaltet, so ist diese Szene deshalb so berühmt, weil HAL als menschlich ebenbürtiges Wesen gezeigt wird. Je mehr Platinen Bowmann herauszieht desto mehr baut HAL ab. Genau wie ein menschliches Gehirn. Zum Schluss kommt man zum Ursprung, ist man wieder in der Kindheit angelangt. "Hänschen klein" oder im Original "Daisy Bell" !

"Wiedergeburt"

Dieser letzte Akt ist wohl definitiv der Auslöser der vielen Diskussionen um 2001 gewesen.
Ich möchte auch nicht viel dazu sagen, bis auf jenes :

Bevor Bowmann sich in dem barocken Raum befindet wird er durch einen psychedelischen Farbenrausch geschickt unterlegt von der Musik von Györgi Ligeti.
Dieser Farbenrausch ist ein absolutes Erlebnis und muß besonders im Kino eine fast schon halluzinogene Erfahrung sein.

Die Endszenen mit Bowmann werden aus verschiedenen Perspektiven gezeigt und machen nochmal bewusst wie hier das Gefühl von Zeit und Raum verdichtet bzw. entgegengestellt wird.

Die Deutung des Endes liegt mir mittlerweile, nach dreimaliger Betrachtung fern und vielleicht bin ich damit auf gar nicht so schlechtem Weg wenn ich diesbezüglich ein Zitat von "Arthur C. Clarke", dem Co. Autor Kubricks anbringe :

"Wenn Sie 2001 vollständig verstanden haben, haben wir versagt: Wir wollten viel mehr Fragen stellen, als wir beantwortet haben."

Abschließend möchte ich noch sagen, dass es ein Hochgenuss ist diesen so langsamen und dabei genauen Science-Fiction Film zu sehen, in all seiner Perfektion, 143 Minuten lang, um am Ende auf die Uhr zu schauen und erschrocken aufzublicken. Denn gefühlt war dies vielleicht eine Stunde :-)

Soviel zum Thema :

Raum-Zeit-Kontinuum ;)





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