Zum Inhalt wechseln


Short Cuts


Foto

3x Shekhar Kapur


Eingefügtes Bild

Elizabeth (1998)

Der erste westliche Film des indischen Regisseurs Kapur, ist der britische Historienfilm über die große Elisabeth I..

"Elizabeth" ist (und das sage ich mal rein vorweg) ganz formidables, verdammt gut gemachtes Ausstattungskino made in UK.
Dass, der Film sich nicht ganz am histroischen Lauf der Geschichte festhält sei ihm verziehen und ist im Prinzip typisch und auch klassisch für ähnliche historische Intrigen und Ränkespiele ob nun im britischen, französischen oder amerikanischen Kino.

Kapur schafft es mit seiner lebhaften Regie die ikonenhafte Figur der Elizaebth begreifbar zu machen und stellt ihren Werdegang von der adligen Frau zur jungfräulichen Herscherin, die sich letztendlich all ihrer Widersacher entledigt und eine Ehe mit ihrem Königreich eingeht, als spannendes Historienspiel dar.

Mit viel Prunk und Pomp in der Ausstattung sowie in den Kostümen und in der Maske, ist es aber vor allem Cate Blanchett, die hier am Anfang ihrer Karriere, so überzeugend spielt, dass allein ihr Spiel dieser Rolle das geistreiche Leben einhaucht, welches es verdient.

Das Cate Blanchett eine wunderbare Schauspielerin ist, wissen wir mittlerweile aus etlichen Filmen. Dies war damals definitv ihr großer Durchbruch.

Wie kraftvoll und akzentuiert und mit welcher Schönheit, sie diese Rolle spielt und ausfüllt, ist schon wirklich bemerkenswert.

Bemerkenswert ist auch wie verdammt gut dieser Film in den Nebenrollen besetzt ist.
Geoffrey Rush als Walshingham ist der perfekte Geheimdienstler im Dienste der Königin, man weiß ihn nie so wirklich einzuschätzen. Der Schatten der königlichen Macht.

Joseph Fiennes gibt nach "Sakespeare in Love" die typische britische Lover Nummer ab. Die Rolle wird dann allerdings zum Schürzenjäger degradiert als sich rausstellt, dass er schon verheiratet ist.

Christopher Eccleston als Hauptintrigator gegen Elizabeth spielt astrein die Bösewichtsrolle wie immer.

Zu erwähnen noch die Altstars Richard Attenborough und Sir John Gielgud als Papst sowie Daniel Craig in der Rolle als böser und intriganter Jesuitenpriester.

Auf französicher Seite ein bi-sexueller Vincent Cassel als Herzog von Anjou und Fanny Ardant als Mutter Marie de Guise.

Elizabeth von 1998 darf natürlich auch als Hauptfutter für so aktuelle Serienhits wie "The Tudors" oder Neil Jordans "The Borgias" herhalten.
Defintiv einer der besten Historienfilme der 90er, zusammen mit dem französischen "Le Reine Margot" von Patrice Chéreau aus dem Jahr 1994 !




Eingefügtes Bild

The Four Feathers (2002)

Zwischen den beiden Elizabeth Filmen drehte Kapur "Die Vier Federn". Die mittlerweile siebte Verfilmung des gleichnamigen Romans von A. E. W. Mason.

"Four Feathers" hätte ein richtig schönes Epos werden können.

Leider ist Kapurs Film meilenweit davon entfernt und dies liegt vor allem in der unglaublich schlechten Dramaturgie des Films und seiner Figuren.
Nein, der Film drückt die imperalistische Ideologie des Empires zwar nicht so ausufernd deutlich aus, wie seine Vorgänger, doch er vergeht sich im nichtssagenden und vor allem uniteressanten Pathos.

Es gibt Regisseure, die können gekonnt Pathos inszenieren wie zb. David Lean oder auch Ridley Scott oder meinetwegen auch Spielberg oder Cameron.

Kapur tut es, aber es wirkt nicht, weil die Dramaturgie in diesem Film nix taugt !

Die Figuren sind so hölzern als hätte man sie aus einem Groschenroman direkt in den Film geschnipselt. Heath Ledgers Intention, es nicht seinen Hurra schreienden Freunden aus der British Army gleichzutun und in den Sudan zu ziehen, können wir im Prinzip nur erahnen. Er tut dies nicht nur weil er Schiss hat sondern wohl auch weil sein pazifistisches Herz es ihm verbietet.
Dies kann man zb. aber nur annehmen, wissen tut man es nicht.
Der Junge wird von seinem Vater verstoßen und als Zeichen seiner Feigheit erhält er drei Federn von seinen Kameraden. Die vierte bekommt er auch noch von seiner Angebeteten (Himmelhilf Kate Hudson) und dies wo sie doch bald heiraten wollen und seine Liebe für sie natürlich auch noch ein Grund für sein Austreten aus der Armee ist.

Als er erfährt, dass die glorreiche Armee im Sudan aufgerieben wird, packt er schnurstracks seine Sachen und versucht seinen Freunden zu helfen. Allerdings getarnt mit Turban und Rauschebart.
Er bekommt sobald einen Helfer an seine Seite. Einen Mahdi, gespielt von Abou Fatma (bekannt aus Gladiator von Scott). "Gott hat Dich mir auf den Weg geschickt, es ist meine Bestimmung Dir zu helfen"
Was dann folgt sind recht dramatische Szenen in denen Abou Fatma die arroganten englischen Freunde warnen will, sie ihm nicht glauben und ihn peinigen. Die Briten werden aufgerieben, Jack (Wes Bentley), der beste Freund von Harry (Heath Ledger) , verliert sein Augenlicht und darf nach Hause wo er dann, er hat ja tapfer im Krieg sein bestes gegeben, mit Ethne (Kate Hudson) zusammenkommt.
Harry hingegen führt die Suche nach den letzten Freunden in ein Mahdi Gefängnis aus dem er zum Schluss auch noch in Begleitung eines Freundes fliehen kann.

Wieder zuhause gibt es eine recht schwülstige und pazifistische Rede von Jack und ein Wiedersehen Harrys mit Ethne. Kate Hudson, die sich zwei Stunden keusch und verstohlen, durch den gesamten Film lächelt, darf jetzt auch endlich mal ein bißchen heulen. Sie hätte jetzt natürlich gerne ihren Harry wieder. Der ist allerdings doch nicht so dämlich und läßt ihr die Wahl zwischen ihm und Jack.
Damit ist zwar alles gesagt doch Kapur läßt natürlich ein Happy End bei dieser Szene durchscheinen.

Dieses Ende versetzt diesem spannungsarmen Film im Prinzip fast den Dolchstoß. Kapurs Film möchte so gerne ein waschechtes Epos sein. Ist aber nur ein Abziehbild von einem David Lean.

Das einzige wirklich sehenswerte an diesem Film ist die Kameraarbeit von Robert Richardson, der hier teilweise sehr beeindruckende Schlachtenszenen in der Wüste zeigt. Genauso wie die Farbgebung, die immer wieder die roten Uniformen im krassen Gegensatz zu ihrer Umgebung erscheinen läßt.





Eingefügtes Bild

Elizabeth : The Golden Age (2007)


Kapur inszenierte 2007 eine Fortsetzung seines erfolgreichen und ausgezeichneten Elizabeth Stoffes.

Wir sind im goldenen Zeitalter Englands angekommen und die immer noch nicht verheiratete Königin wird diesmal nicht von französischen sondern von spanischen Intrigen samt einer Flotte bedroht.

Der Film fungiert (leider) als typischer Sequel Stoff und wärmt inhaltlich, im Prinzip, die gleiche Intrigen Nummer aus dem ersten Film, nochmal auf.
Das ganze aber diesmal wesentlich reduzierter in der Story und vor allem wesentlich klischeereicher und noch pompöser. Die spanischen Widersacher wirken wie eine Mischung aus Al-Quaida und grenzdebilen Südländern. Elizabeth wird hier nun endgültig zur absoluten Lichtgestalt heraufinszeniert, die wiederum standhaft im Kampf gegen die spanischen Horden ihre Frau steht.

Als Love-Interest darf ihr diesmal Clive Owen als britisch/amerikanischer Pirat zur Seite stehen, der ihr Herz zwar nicht erobert, ihr aber dennoch sehr nahe steht und ihr in der pompösen Seeschlacht am Ende hilft, die Spanier zu versenken.

Elizabeth die Unberrührbare wird hier zwar auch, wie im Vorgänger, sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt, doch ist es der Pomp und das Spektakel, welches sich dieses Mal ihr entgegenstellt.

Was im ersten Film noch mit einer Mischung aus Genauigkeit, Strenge und aber auch Gelassenheit gedreht wurde, wird hier zum CGI Spektakel heraufbeschworen und das tut dem Film beileibe nicht gut.

Überfrachtet und überinszeniert an der Story vorbei gefilmt.

Cate Blanchett Heath Ledger Historienfilm Britischer Kolonialismus Elisabeth I.


Foto

The young Lions (Die jungen Löwen) Edward Dmytryk 1958


Eingefügtes Bild

The young Lions (Die jungen Löwen)


"The young Lions" darf zurecht als einer der ersten Anti-Kriegsfilme betitelt werden, die im zweiten Weltkrieg angesiedelt sind.

Bemerkenswert bei diesem Film Dmytryks ist, dass hier drei Soldaten-Schicksale während des zweiten Weltkriegs gezeigt werden. Zwei auf Alliierter, amerikanischer, Seite (Dean Martin und Montgomery Clift) und eins auf deutscher Seite (Marlon Brando). Für die damalige Zeit ist vor allem die Charakterisierung der Figur Brandos sehr weit voraus, denn hier wird mitnichten die Figur des Soldaten "Christian Diestl" zum typischen deutschen Reichssoldaten oder Bösewicht degradiert. Nein, die Figur des Diestl wird mehr und mehr desillusioniert und bekommt einen tragischen Heldenstatus zugeschrieben.

Der blondgefärbte Brando spielt die Figur dieses Diestl unglaublich souverän und ehrgeizig, besonders hervorzuheben ist der in der Originalversion extra von ihm zugelegte "deutsche" Akzent, oder das was Brando dafür gehalten hat.

Eine weitere tragische Hauptfigur, mit einem ebenbürtigen Schauspieler des Method Actings besetzt, ist die Rolle des jüdischen Soldaten Noah Ackerman.
Diese Rolle war für Clift die erste nach seinem schlimmen Autounfall, von dem er sich psychisch nie erholen sollte.
Bevor Ackerman seinen Dienst im Trainingscamp antritt, hält er noch um die Hand von Hope an, die er auf Dean Martins Party kennengelernt hat. Dabei macht er noch vor seinem Erlebnis in Europa zum ersten Mal Bekanntschaft mit Antisemitismus, in den USA, in Form von Hopes Vater, der "zuvor noch keine Juden kannte" und erstmal Bedenken gegen die Beziehung hat.

Als Ackerman in der Army dient wird er bestohlen und unter Mitwissen seines Captains immer wieder verprügelt unter anderem von einer der besten Halunken Visagen Lee van Cleef.
Er boxt sich durch und später im Kriegseinsatz wird er es sein, der sich als erster freiwillig meldet und seinen Kameraden in einer schwierigen Situation helfen wird.

Die andere Figur, gleich neben Ackerman, ist die von Dean Martin als Michael Whiteacre. Natürlich (!) Broadwaystar, meldet er sich nur freiwillig zur Armee weil er nicht will, dass seine Freundin ihn für einen Feigling hält obwohl er Beziehungen hat, die seine Einberufung leicht verhindern könnten. Später läßt er sich noch extra von London, wo er im Nachrichtendienst arbeitet, in die Normandie zu Noah versetzen, weil ihn sein Gewissen letzendlich doch plagt.

Der einzige ohne Gewissen ist Maximilian Schell als Diestls Vorgesetzer. Kalt und gewissenlos führt er seinen Krieg nach den Maßstäben, die ihm das Reich vorgibt.

Am Ende des Films, kommt Diestl (er hat sich von seiner Truppe abgesetzt) zu einem (fiktiven) KZ und bittet den Lagerkommandanten um Essen. Dieser erzählt ihm erstmal von den vielen Propblemen, die er hat und dass er gar nicht die Möglichkeiten hat alle Juden sofort zu vernichten.
Diestl wendet sich mit weit aufgerissenen Augen von ihm ab.

Die Menschlichkeit hat gesiegt aber das nutzt Diestl nun auch nichts mehr !

Wie ich schon schrieb ist "The young Lions" für seine Zeit ziemlich bemerkenswert.
Allein die Settings in Berlin (die Wohnung von Maximilian Schells Frau) wirken auch im ausgebombten Zustand ein wenig zu 50er Jahre. Das hat Sirk ein Jahr später mit "A time to love and a time to die" schon wesentlich besser gemacht.

Hervorzuheben ist auch noch die 1A Kameraarbeit von Joseph MacDonald, der hier wirklich hervorragende Arbeit geleistet hat.

Sehr bemerkensweter Film !


Foto

The Caine Mutiny (Die Caine war ihr Schicksal) Edward Dmytryk 1954


Eingefügtes Bild

The Caine Mutiny (Die Caine war ihr Schicksal)


„The Caine Mutiny“ gehört wohl einmal mit zu den erfolgreichsten sowie zu den beeindruckendsten Filmen von „Edward Dmytryk“. Zudem liefert Bogey in diesem Film, zusammen mit „Wylers“ Desperate Hours, eine seiner besten Leistungen als Charakterdarsteller ab.

Der Film, nach einem Roman von Pulitzer Preisträger Herman Wouk ist Kriegs/Militär Film, Charakterstudie und Court-Room Drama in einem.

Das großartige an diesem Film ist, dass er zeigt wie komplexe Charaktere innerhalb eines militärischen Systems agieren. Es gibt Wendungen und Verstrickungen, ein eindeutiges Verzicht auf Gut und Böse bzw. Schwarzweißmalerei.

Die vermeintlich kundigen Offiziere (allen voran Fred MacMurray, der diese „Meuterei“, quasi schürt und sich letzendlich als großer Hasenfuß entpuppt), die dem scheinbar unfähigen Cpt. Queeg (Humphrey Bogart) Paranoia attestieren, zweifeln alsbald an ihrer Handlungsweise, was dazu führt, dass ihre Beweise gegenüber ihrem ranghöheren auf sehr dünnem Eis gebaut sind.

Die Figur des Cpt. Queeg ist tragisch, psychisch vollkommen zerrissen und zutiefst menschlich.
Die Figur eines getriebenen und vom Krieg gezeichneten.

In einer der ersten Szenen, in der er seine Crew zusammenruft und seine Mannschafft mit einer Familie in Vertrauen vergleicht, wenden sich die Gesichter voll von Vorurteilen schon von ihm ab.

Genial vor allem auch wie der Film mit seinen komplexen Figuren innerhalb der Erwartungshaltung des Publikums umspringt.

Die Figur des Cpt. Queeg wird nämlich erst am Ende, durch die kongeniale Darstellung des Verteidigers, der drei Offiziere, gespielt von José Ferrer zum richtigen Märtyrer innerhalb der filmischen Wahrnehmung gemacht. Dieser Anwalt Barney Greenwald, schafft es in einer formidablen Argumentation das Kriegsgericht von Queegs tatsächlicher Paranoia und Schuld zu überzeugen und anschließend betrunken die kleine Siegesfeier der Offiziere zu sprengen und ihnen ihre Feigheit vorzuhalten, sowie eine moralische Standpauke zu geben.

„You don´t work with the captain because of his hairstyle, you work with him, cause he´s got the job, or you´re no good ! Well, the case is over. You are all safe ! It was like shooting fish in a barrel“!

Oder

„Here´s to the real author of the Caine Mutiny. Here´s to you.“

...und dann spritzt Anwalt Greenwald Lt. Keefer (Fred MacMurray) den Cocktail ins Gesicht !

Keine Frage, dass „Caine Mutiny“ durch seine scharfsinnigen und klugen Dialoge, Charakteristik, Dramaturgie, Psychologie sowie durch seine hervorragende Machart (die Szenen während des Taifuns wurden natürlich mit Modellen aufgenommen, was jedoch sehr autentisch wirkt) ein grandioser Film ist.


Foto

4x François Ozon


Hier nun der Rest der Ozon Filmreihe :

Angel (Angel – Ein Leben wie ein Traum)

Man sollte den Kommentaren von Monsieur Keitel, in meinem letzten „Ozon“ FTB durchaus glauben schenken !
Er hat definitiv Recht, wenn er „Angel“ als misslungen betrachtet.

Dieser 9. Film ist ein ziemliches Ärgernis !

Will sagen ein Totalausfall !

Ist natürlich auch ein Wagnis das Leben einer Kitschromanautorin genau wie einen Kitschroman zu verfilmen. Ein Wagnis, welches auch definitiv schief gehen kann, wenn man sich in dieser Kitsch Welt verliert und das ganze dann auch noch allzu ernst nimmt.
Genau das passiert bei diesem Film.
All das was Ozon hier hätte einbauen können und was auch wirklich gut gepasst hätte, diese Kitsch Überreizung und das Ad Absurdum führen von Klischees, all das fehlt und macht diesen Film zum echten Heuler.
Man möchte Ozon es schon fast übelnehmen, dass er für seine Hauptfigur soviel Mitleid empfindet, denn sie ist so ziemlich das schlimmste und nervigste am ganzen Film. Sam Neils Figur des Verlegers ist total unausgegoren und Michael Fassbender macht seine Sache zwar gut, bleibt aber wie die ganze Geschichte in ihren Klischees stecken.
Diese Klischee und Kitsch Elemente kennt man ja teilweise auch aus Ozon Filmen, warum er hier in einer Pilcher-artigen Sülze stecken bleibt ist mir ein echtes Rätsel.

Ricky (Ricky – Wunder geschehen)

Ja, was soll ich sagen. Da haben wir ihn wieder DEN Metapherfilm von Francois Ozon und wie ich finde einer seiner schönsten und poetischsten.
Man meint zu Beginn des Films eins der typischen Sozialdramen der belgischen Brüder Dardenne vor sich zu haben oder auch Mike Leigh, Ken Loach könnten hier herangezogen werden. Doch so einfach ist es nicht.
Der Ton des Films ist schon bevor Ricky zur Welt kommt,immer wieder komisch wobei man sagen könnte tragikomisch, denn das Leben der kleinen noch nicht ganz zu sich gefundenen Familie ist hart und steht auf dem Prüfstand.
Als dann Ricky, das geflügelte Kind, zur Welt kommt, zieht das groteske mit in die Geschichte ein und dann alsbald wird klar, dass es eigentlich gar nicht um das Baby geht, sondern um Familie.

Ricky ist eine Beziehungsmetapher, ein schwebendes Kind, welches man loslassen muß um zueinander zu finden, um etwas aufbauen zu können. Rickys Wunsch nach Freiheit erfüllt er sich selbst und in der Szene als Katie ins Wasser steigt wird ihr dies auch bewusst.
Ganz besonders spürbar wird dies auch durch eine der letzten Szenen, in der sich alle Umarmen und sich die Hände der Eltern hinter dem Rücken der Tochter zu Flügeln verschränken.

Ich war entzückt durch diese außerordentlich poetische Bildsprache dieses Films, vor allem mit was für einer Leichtigkeit Ozon seine Metapher hier verwebt ist erstaunlich.




Le Refuge (Rückkehr ans Meer)

„Das Refugium“ ist nach „Unter dem Sand“ und „Die Zeit die bleibt“, der letzte Teil der von Ozon sogenannten Trilogie der Trauer.

Stilistisch ist dieser Film auch komplett genauso zurückhaltend und bis aufs notwendigste inszeniert, wie die anderen beiden Filme. Ich würde sogar sagen noch eine Spur reduzierter, denn traumwandlerische Szenen oder Flashbacks gibt es hier nicht. Dieser Film ist total puristisch. Vielleicht auch einer der Gründe warum Ozon den Film in digitalem Video gedreht hat. Man könnte schon fast sagen, der Stil sei dokumentarisch, ist er aber nicht. Ozon filmt die Geschichte dieser einst drogenabhängigen und nun schwangeren Frau, die sich zurückzieht um Klarheit zu finden, mit sich und dem Baby, einen Mann kennenlernt, dem sie vertraut und einen Entschluss fasst, der ehrlich und für sie richtig ist, auf eine Art, die einen trägt aber immer auf totaler Distanz ist. Denn auf totaler Distanz ist auch seine Figur, die im Prinzip ein Rätsel ist und bleibt.
Ozon geht es um Ehrlichkeit, ungeschönt und ungeschminkt und vor allem sehr, sehr leise.

Im krassen Gegensatz dazu sein letzter Film :

Potiche (Das Schmuckstück)

Potiche steht ganz in der Tradition von 8 Frauen. Nicht nur wegen Catherine Deneuve.
Nein, natürlich wegen der Inszenierung. Man wartet eigentlich schier darauf, dass in jedem Moment dieses Films eine Musical Nummer entsteht.

Nunja, wir sind diesmal nicht in den 50ern sondern in den 70ern.

Emanzipation ist das große Schild dieses Films !

Doch wir haben es hier mit einer waschechten Komödie zu tun und natürlich wird dieses Schild einmal komplett durch den Wolf gedreht und von vorne bis hinten verulkt. Da gibt es vieles, was in Ozons Werk schon einmal zu finden war. Angedeuteter Inzest, der Sohn ist natürlich vermeintlich schwul und dann doch nicht der Sohn des linken Bürgermeisters sondern vom Anwalt etc.
Anfangs dachte ich Potiche läßt vieles von Ozons bisherigem Biss vermissen, allerdings gehört er hier auch nicht wirklich rein, denn der Film will gar nicht mehr sein als eine leichte, überkandidelte Komödie und im Prinzip ist das Ende hier auch schon ziemlich bitter, nur geht Ozon diesmal so weit und zeigt es uns nicht als das.
Für die Pujol (Catherine Deneuve) ist alles ziemlich easy und so endet es auch.
Emanzipation einmal durch den Kakao gerührt.
Alle hatten einen Riesen Spaß bei diesem Film und das merkt man ihm auch an.



Der nächste Ozon steht ja schon fast in den Startlöchern.
Diesmal mit Kristin Scott Thomas :-)


Foto

The Adventures of Tintin (Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn) Steven Spielberg 2011


Eingefügtes Bild

The Adventures of Tintin


Geradewegs aus dem Kino gekommen, dachte ich mir, schreib doch mal nen Eintrag.
Kurz überlegt ob ich dies in den Kurzkommentaren abhandeln soll und entschied mich dann doch für nen FTB Eintrag :)

Eingangs möchte ich sagen, das meine Erwartungen zwar nicht ganz erfüllt wurden aber meine Ängste vor diesem Film sich in digitalen Staub verwandelten.
Warum Ängste ?
Weil ich mit den Vorlagen, den Tim und Struppi Comics von Hergé, aufgewachsen bin, sie alle mehrfach gelesen habe und besonders "Das Geheimniss der Einhorn und Der Schatz Rackham des Roten" damals zu meinen Lieblingen erkoren habe.

Der Film umfasst im Großteil die Bände "Geheimnis der Einhorn" und "Die Krabbe mit den goldenen Scheren". Vieles ist verändert bzw. im Film verquickt worden. Die Figur des Sakharins ist zum absoluten Gegenspieler von Tim & Haddock geworden, die Opiumschmugglerbande um Alan, aus "die Krabbe", wurde zu Sakharins Komplizen gemacht und das Oberhaupt der Bande aus "die Krabbe" Omar Ben Sallad, ist in Marokko, der Besitzer des dritten und wichtigen Schiffs bzw. Puzzleteil im Film.
In Marokko wird dann noch ein weiterer Clou mit eingeführt und zwar die Sängerin Bianca Castafiore, die in den Comics erst wesentlich später in "Die Juwelen der Sängerin" ihren ersten Auftritt hat.

Man merkt es handelt sich um eine Melange aus dem Hergé Universum.

Hatte ich Anfangs noch so meine Skepsis und wunderte mich über viele Abänderungen, so muß ich im Endeffekt doch sagen, dass diese Melange wirklich aufgeht und dies hat in erster Linie damit zu tun wie gut Spielberg und Jackson es verstehen das Medium auszureizen.
Der Film ist im Prinzip auch eine Melange der sehr europäischen "Ligne Claire" innerhalb der frankobelgischen Comics und dem Aktionismus Kino der Attraktionen, von Spielberg.
Überhaupt erinnerte mich sehr viel an diesem Film an Spielberg. Zuallererst an "Indiana Jones", was durch den unbändigen Entdecker Willen des jungen Tim gefestigt wird. Genauso wie die exotischen Schauplätze und Verfolgungsjagden.
Dies liegt definitiv auf der Hand wenn man sich vergewissert, das Spielberg nach "Raiders of the lost Ark" zum ersten Mal in Berührung mit den "Tintin" Comics kam, Hergé kontaktierte, sich mit ihm austauschte und sogleich die Rechte bzw. Erlaubnis bekam die Comics zu verfilmen. Spielberg war zu der damaligen Zeit schon total angefixt von dem Stoff den Hergé ihm in so filmischen Maß darbot. Doch die Zeit und vor allem die Technik war noch nicht reif genug. Denn Spielbergs Vision sah eine Melange aus Comic und Realversion vor. Er wollte diesen filmischen Graphic Novels insofern auch gerecht werden und das ganze nicht als Realverfilmung aus dem Boden stampfen.

Zurück zum Film :

Wie ich schon schrieb, ist Spielberg einiges an Schauwerten gelungen und doch bleibt am Ende ein kleines Gefühl der Künstlichkeit. Am ehesten zu vergleichen mit den letzten Filmen von Robert Zemeckis, der das Motion Capture Verfahren besonders in seinen letzten drei Filmen ausgelotet hat und es beim letzten (Christmas Carol) auch zur Perfektion gebracht hat.
Und doch wünscht man sich, oder ich tu das jedenfalls, von ihm wieder einen "Real-Film", der die Augen weitet !

Worauf ich hinaus will ist, dass Spielberg zwar einen perfekten Film abgeliefert hat, sich dabei einige moderne Skills des Action KInos zunutze macht (der Kran Kampf im Hafen als Zerstörungsorgie a´la Michael Bay) und unglaublich spielerisch die Technik für den Begriff Comic-Verfilmung nutzt und dennoch seine Charaktere oftmals zu hölzern wirken lässt.
Spielberg ist zwar nah dran aber es gelingt ihm nicht die Seele seiner Charaktere in den Film zu transportieren.

Auch wenn es nur eine Comic-Verfilmung ist, sind die Charaktere doch sehr komplex und gerade dies ist natürlich auch die Schwierigkeit einer solchen Adaption.
Wer weiß, vielleicht wächst dies mit einem weiteren Teil, der ja im Prinzip definitiv ansteht und den Spielberg & Jackson auch schon imaginär auf ihre To Do Liste gesetzt haben.

"ich drücke jedenfalls ganz fest die Daumen, dass das Box Office einen zweiten Teil ermöglicht" !

Zu 3D :

Ja, der Film wirkte in seiner Plastizität und Künstlichkeit innerhalb des Raumes sehr gut im dreidimensionalen. Allerdings fehlten oft die dazugehörigen "3D-Effekte" (Dinge ragen aus der Leinwand heraus, fliegen auf einen zu, werden greifbar). Toll sind die wirklich guten szenischen Übergänge, welche aber genauso gut in 2D, also im normalen Filmformat gelöst sind bzw, so rüberkommen.
Sprich man kann sich diesen Film genauso gut in 2D (baldige DVD Veröffentlichung im März) anschauen.
Was ich defintiv auch tun werde ! :)


Foto

The Ghost Writer (Der Ghostwriter) 2010 Roman Polanski


Eingefügtes Bild

The Ghost Writer (Roman Polanski) 2010



Vor ca. 2 Monaten gesehen und mich ein wenig entäuscht zurückgelassen.

Zu unterkühlt, zu distanziert.
Polanski verliert sich in den von ihm gewählten und stilisierten Settings. Der Film braucht zu lange um in Fahrt zu kommen. Das waren meine sehr schnell gefällten Urteile.
Allerdings heben sie sich mittlerweile teilweise auf.

Nochmal gesehen und mir wurde die Präsenz eines bewusst unterkühlten Thrillers gewahr, wie nur Polanski ihn inszenieren kann.
Polanski versteht es verdammt gut Thriller-Atmosphäre zu schaffen.
Er weiß wie man Räume und einfache Situationen inszeniert, so dass sie bedrohlich erscheinen.

Besonders hervorzuheben ist hier die Szene in der der Ghost (Ewan McGregor ist einfach nur der Ghost sprich Ghostwriter) in dem Wald Anwesen auf Paul Emmet (Tom Wilkinson) trifft und ihn bezüglich des Fotos, auf dem Emmet mit Lang (Pierce Brosnam) zu sehen ist, ausfragt.
Hier werden wir in eine typische Polanski Szene geworfen, die dermaßen spannend und unterschwellig ist, obwohl nichts passiert.

Bevor ich zum Ende komme, muß ich allerdings doch ein wenig Kritik walten lassen.

Ich könnte jetzt sagen, der Plot in Robert Harris fantastischem Thriller kommt besser weg als in der filmischen Umsetzung, dies ist allerdings grober Unfug.
Ja, die Vorlage ist wesentlich spannender als der Film und ich bin auch nach der zweiten Sichtung der Meinung, dass die erste Hälfte sich zu sehr auf die Atmosphäre konzentriert und den Plot ein wenig außen vorlässt.
Trotz alledem muß man zugestehen, dass die Inszenierung mit samt der immer noch aktuellen politischen Thematik, in der Art und Weise gelungen ist wie Polanski es hier inszeniert hat.

Dieser gemächlichen, distanzierten Inszenierung dieses Ende zu verpassen hat schon seinen Stil.

Denn es ist so erschreckend wie zynisch, dass es fast an „Chinatown“ erinnert.

Da wird in der zuvor gezeigten Sequenz die Frau des Politikers als CIA Repräsentantin entlarft um in der darauffolgenden Szene nochmal Ewan McGregor zu zeigen, wie er samt Manuskript über die Straße läuft und dann „zack, bums“......

Ich konnte es erst gar nicht fassen aber Polanski lässt wirklich seinen Ghost überfahren und die Art wie dies inszeniert ist, läßt es einem doch kalt den Rücken runterlaufen.


Foto

Working Girl (Die Waffen der Frauen) 1988 Mike Nichols


Eingefügtes Bild


Working Girl (Mike Nichols 1988)


Als ich diesen Sommer zum ersten Mal Mike Nichols „Charlie Wilson“ Film sah fiel mir irgendwie dieser Film ein, den ich bis dato noch nicht gesehen hatte.
Den Charlie Wilson Film erlebte ich als gut gemachtes Hochglanz & Starkino mit einem wunderbaren Tom Hanks, der verdammt gut in diese Rolle passte und einer Julia Roberts, die für ihre Rolle ruhig ein wenig bissiger hätte sein können. Insgesamt hinterließ der Film durch seine Message am Schluß doch einen kleinen, nicht sonderlich guten Nachgeschmack.

Wie dem auch sei, kommen wir zu Mike Nichols Working Girl oder besser :

Frank Capra im Jahre 1988

Working Girl ist Hochglanzkino at its best, eingefangen in den für die damalige Zeit typischen Hochglanzbildern von Michael Ballhaus.
Um wieder auf Capra zu kommen, ist Working Girl in erster Linie ein Märchen. Eine beschwingt, ironisch-bissige Komödie über den Aufstieg eines kleinen Aschenputtels in Form einer Wall-Street Sekretärin.
Auch wenn es, wie Michael Ballhaus später einmal berichtete, massiv Probleme mit Melanie Griffith am Set gab. Sie gibt die Rolle der kleinen Sekretärin, die unbedingt sich in der brutalen Finanzwelt behaupten will, zum verlieben gut. Sigourney Weaver bleibt im Prinzip ganz ihrem bisherigen Rollen Image als Frau, die immer die die Hosen anhat, treu. Harrison Ford ist natürlich der Charmebolzen des Films um den sich die Frauen reißen.

Michael Ballhaus berühmte Eingangssequenz mit dem Umkreisen der Freiheitsstatue habe ich mir allerdings ein wenig eindringlicher vorgestellt. Umfliegt die Kamera aus Hubschrauberperspektive diese ein, zweimal und schwenkt rüber zur Skyline New Yorks.
Nunja, symbolisch für den Film ist dies allemal.
Wenigstens im Film funktioniert der Mythos von Amerikas Freiheit und den demokratischen Spielregeln der Macht. Um nach oben zu kommen braucht es Köpfchen, Gewitztheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Ähnlich wie bei Capra ist auch „Working Girl“ ein Loblieb auf die Demokratie und Freiheit des Individuums innerhalb eines großen machtvollen Systems.
Zudem ist es auch noch natürlich ein ziemlich guter Feel Good Movie und nicht nur Mike Nichols erfolgreichster Film in den 80ern sondern definitiv einer seiner seiner besten.


Foto

8x François Ozon


Nachdem ich mein FTB dieses Jahr mehr als genug vernachlässigt habe, gibt es nun seit langer, langer Zeit mal wieder ein kleines Update. Anlass ist die derzeitige Reihe in der ich zusammen mit einem Freund und Kollegen die Filme des von ihm sehr geschätzten französischen Regisseurs François Ozon sehe.

Sitcom (1998)

Der erste Ozon Film erinnerte mich zunächst an eine Mischung aus Bunuel, Fassbinder und dem frühen Almodovar.
Sitcom ist, wie der Titel schon sagt, die komplette Ad-Absurdum Führung einer in Anführungsstrichen „normalen“ Familiengeschichte. Ein einziger Inzest. Jede/r macht es mit jedem/r in diesem Film. Bis auf den Herrn des Hauses, der sich zum Schluss als Ratte entpuppt.
Diese Horror-Sequenz erinnerte mich dann auch unweigerlich an Zulawskis „Possession“.
Der Film ist wie man es möchte, ein großer Spaß. Everything goes in diesem kleinen Haus.
Interessant ist wie Ozon schon in seinem ersten Film einiges zeigt, was in seinem späteren Werk immer wieder auftauchen wird : Sexualität/Macht, Schein/Sein & das Spiel mit Metaphern.


Les Amants criminels (Ein kriminelles Paar 1999)

Vordergründig ist der zweite Film eine jugendliche Bonnie & Clyde Story sowie ein Coming Out Film, gepaart mit Motiven aus dem Backwood-Horror Genre und Grimms Hänsel und Gretel.
Hintergründig ist „les amants“ in erster Linie ein Film über das Entdecken der Sexualität und das einsetzen von Sexualität, Begierde als Machtinstrument. Ozons Spiel mit Metaphern ist ziemlich omnipräsent in diesem Film. Alles was wir sehen, erscheint ein wenig unwirklich und traumartig.
Allein die Szenen im Wald bzw. in der Hütte sind voll von Metaphern bzgl. der eigenen Sexualität.
Alice, die Freundin von Luc, ist im Grunde eine Weiterführung des Charakters von Sophie (aus Sitcom). Sie benutzt ihren Sex als Machtinstrument gegenüber Luc, der noch gar keinen Sex hat.
Dies tut sie indem sie über Luc verfügt und Said umbringen läßt, der über sie verfügen will.


Gouttes d'eau sur pierres brulantes (Tropfen auf heiße Steine 2000)

Ozons Version des Kammerspiels von Rainer Werner Fassbinder. Ein Vierakter. Vier Personen in vier Akten.
Es ist schon bewundernswert wie filmisch dieses Kammerspiel daherkommt. Ozon stellt nicht einfach die Kamera auf und lässt seine Darsteller machen. Nein. Immer wieder bricht er die strenge Atmosphäre auf. Durch verschiedene Perspektiven, Winkel, Einstellungen, Zooms. Er geht sehr bedacht dabei zur Sache inklusive seiner einmaligen Tanzeinlage kurz vor Schluß :




Und wieder ist es hier ein Spiel der Macht. Die Figur des Leopold ist einmal seiner Zeit entsprechend (60er/70er Jahre) der dominante Hausherr, der schnell sein Interesse an Beziehungen verliert wenn sie sein Ego nicht mehr füttern.
Der ihm untergebene heißt Franz. Franz ließt irgendwann in einer Szene „Liebe ist stärker als der Tod“ von Konsalik. Er wird nicht mehr heraußkommen aus diesem Gefängnis. Ebensowenig Vera, Leopolds ehemaliger Geliebte/r und in Anna (Die Freundin von Franz) hat er sein neues Spielzeug gefunden, die sofort mit ihm ins Bett springt als er sie dazu auffordert.
Das Fenster nach draußen, welches symbolisch immer wieder gezeigt wird, wird nie geöffnet werden. „Träume“ singt Francoise Hardy zum Schluss und die Kamera zoomt langsam zurück.


Sous le sable (Unter dem Sand 2000)

Sous le sable ist Ozons erster verdammt großer Film. Die erste Zusammenarbeit mit der großartigen Charlotte Rampling. Im Kino momentan in einem ihr gewidmeten Dokumentarfilm zu sehen, der „the look“ heißt.
Hier verzichtet Ozon komplett auf jegliche Spielereien und Ausbrüche und ihm gelingt ein unglaublich berührender Film über Trauer, Liebe und Schein & Sein.
Interessant ist vor allem, was die Inszenierung angeht, dass Ozon, nie die gezeigte Realitätsebene verläßt. Die Szenen in denen wir Ramplings totem Mann begegnen zeugen immer von einer absoluten realen Inszenierung. Bis auf eine Szene (wo Charlotte Rampling von oben gefilmt wird, wie sie sich den Händen ihres Mannes und ihres Liebhahbers hingibt) wandert Ozon nie ins traumwandlerische oder bricht die Szenerie auf. Wir sehen einfach mit den Augen der Rampling und für sie, ist ihr Mann nicht tot bzw. sie will es nicht wahrhaben.
Das Ende dieses Films ist wahrhaftig ein Phänomen !
Nachdem Marie (Charlotte Rampling) den stark verwesten Leichnam, der als ihr Mann identifiziert wurde, gesehen hat, sitzt sie an jenem Strand wo ihr Mann verschwand und gräbt ihre Hände (titelgebend) in den Sand. In weiter Ferne sieht sie einen Mann stehen, indem sie ihren Ehemann meint zu erkennen. Sie läuft auf ihn zu und läuft an ihm vorbei.
Endcredits !
Unter dem Sand ist mit einer unglaublichen Feinfühligkeit ausgezeichnet und dabei immer auf totaler Augenhöhe seiner Hauptdarstellerin, die diesen Film im kompletten Alleingang trägt.


8 Femmes (8 Frauen 2002)

Ursprünglich wollte Ozon „George Cukors“ Klassiker „The Women“ neu verfilmen. Bekam allerdings nicht die Rechte, da die schon an Meg Ryan und Julia Roberts vergeben waren.
Bei der Besetzung dieser Bühnenstückverfilmung ging Ozon dann auch ähnlich wie Cukor vor indem er die Rollen mit großen Stars des französischen Kinos besetzte. Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart und Fanny Ardant. Nicht nur in Deutschland Ozons kommerziell bislang erfolgreichster Film. Ein europäischer Film Hit.

Gleich die Anfangssequenz macht sofort klar womit wir es hier zu tun haben. Im verschneiten Garten vor beschlagenen Fenstern läuft ein Reh vorbei. Douglas Sirks „All that Heaven allows“ läßt grüßen.
8 Frauen ist ein wahnwitzige bunte Tüte voller Filmzitate und Reminiszenzen. Von den Komödien Cukors über zu den knallbunten Minnelli Musicals bis hin zu Sirks Melodramatik und nicht außer Acht lassend die Agatha Christie Verfilmungen. Die „Diven“ zitieren sich zum großen Teil selbst und eine fehlende Diva wird per Foto in den Film miteingebracht, Romy Schneider.
Ozons Melange aus Komödie, Krimi und Melodram angereichert mit einigen Musical bzw. Gesangsnummern jeder Darstellerin ist ein wahres Fest fürs Auge und Ohr. Nicht nur, dass diese Melange aufgeht und man mit allen Frauen in diesem Herrenhaus mitfiebert, nein. Ozon wäre wohl nicht Ozon, wenn es unter der Fassade nicht ordentlich brodeln würde und so kommt es zu einer ziemlich klugen Finte am Schluß die nicht nur die anwesenden Damen erschüttert.
Im Grunde hat er damit ein bißchen was von seiner Idee aus „Sitcom“, seinem Erstling, perfektioniert. Der Herr des Hauses und der Rest der Bagage.



Achja und Schein&Sein ist hier auch ein Faden, der sich innerhalb des Plots durch den Film schlängelt. Dies treibt Ozon dann noch zur Perfektion und zwar in seinem nächsten Film ;)



Swimming Pool (2003)

Ozons zweite Arbeit mit der wunderbaren Charlotte Rampling ist ein hinreißendes, fiebriges Verwirrspiel. Der Film konzentriert sich auch hier wieder komplett auf die, sich eine Auszeit im südlichen Frankreich nehmende, britische Kriminalautorin Sarah Morton. Zugeknöpft und ein wenig prüde wirkend dargestellt von Charlotte Rampling.
Als dann eines Nachts die Tochter ihres Verlegers, dessen Villa sie bewohnt, unangekündigt in die zuvor geschaffene, ruhige Idylle hereinplatzt, kommt mit Ludivine Sagnier die fiebrige und erotische Atmosphäre ins Spiel.
Zunächst in ihrer Ruhe gestört findet Sarah immer größeres Interesse am ausschweifenden Lebensstil Julies sowie ihrer Freizügigkeit und ihrem Sexualverhalten.

Dies hält Ozon in reichlich flirrenden, traumartigen Bildern fest. Sagniers Körper wird Zentimeter um Zentimeter erorscht und ihre Erotik zu einer treibenden Kraft des Films. Ebenso die Mischung aus Faszination und Abneigung, die Sarah für Julie empfindet beginnt den Film zu dominieren. Inspiriert durch ihr Tagebuch , welches Sarah aus Julies Zimmer klaut, fängt sie an ihren neuen Kriminalroman zu schreiben, bis es eines Nachts zur Eskalation kommt und die britische Lady meint einen Mordfall aufkären zu müssen.
Dies passiert allerdings nur ansatzweise denn sehr schnell merken wir, dass wenn die Fantasie erstmal auf Hochtouren läuft, nicht alles so ist wie es auf den ersten Blick scheint.


5x2 (2004)

Ozon erzählt die Geschichte eines Paares in umgekehrter Reihenfolge. Von der Scheidung bis zum ersten Treffen.

-Die Scheidung
-Die Krise
-Die Geburt ihres Kindes
-Die Hochzeit
-Die Begegnung

Die Inszenierung in dieser rückwärts erzählten, in Episoden verpackten, Beziehungsgeschichte ist sehr ruhig, bedächtig, zurückhaltend und sehr genau. Der Clou dieses Films, mit der Scheidung und praktisch des Zerfalls, dieser Beziehung anzufangen geht auf. Denn durch diese Sichtweise, die der Zuschauer erfährt, verdeutlicht Ozon wie fragil eine Beziehung ist, wie hart und schwierig es ist an ihr zu arbeiten, wie zerbrechlich Gefühle sind und wie leicht es ist sich der eigenen Lust hinzugeben.
Anders als in allen vorhergehenden Filmen und noch weniger als in „Sous le Sable“ ist Ozon hier einem vollkommen inszenatorischem Realismus verpflichtet.
Er zeigt wie es ist und ist dabei unangenehm genau. Er findet Bilder für etwas für das es eigentlich gar keine Bilder gibt. Dabei helfen vor allem die grandiosen Leistungen der beiden Hauptdarsteller (Stéphane Freiss & Valeria Bruni Tedeschi)

Und dennoch gibt es einen Punkt, der mich ein wenig achselzuckend zurückließ. Die vielen Sticheleien der beiden, die Unfähigkeit zur Kommunikation und die Tatsache, dass wir am Ende des Films sehen, dass diese Beziehung im Prinzip auf Betrug aufgebaut ist, ließen mich dann doch sehr ernüchternd zurück und ich dachte mir „das konnte ja gar nicht gutgehen“.
Auf ähnliche Art und Weise ist mir das dieses Jahr bei „Blue Valentine“ von Derek Cianfrance so gegangen, der auch zeigt wie eine Beziehung zerbricht, dort sind es allerdings die Umstände, die dazu führen.

Dennoch sind beides sehr starke Filme, die vor allem von der Darstellung leben.
Abschließend bleibt zu Ozons Film noch zu sagen, dass er ein verdammt, feinfühliger Beobachter ist, der es versteht ungeschminkt und sehr unsentimental Gefühle greifbar zu machen und diese in Szene zu setzen.


Le temps qui reste (Die Zeit die bleibt 2005)

Der nächste Film von Ozon ist im Prinzip auf gleicher Ebene wie 5x2 & Sous le sable anzusiedeln.

Ohne irgendwelche inszenatorischen Gimmicks erzählt Ozon die Geschichte eines jungen Modefotografen, der als er erfährt, dass er Krebs im fortgeschrittenen Stadium hat, jegliche Therapie in den Wind schlägt und „die Zeit, die ihm bleibt“ auf seine Art und Weise nutzt um sich aufs sterben vorzubereiten.

Dies schildert Ozon in wenigen 80 Minuten in denen er zeigt, wie dieser schöne, schwule und arrogante junge Mann sich zurückzieht, sich von seiner Arbeit, seinem Freund und seiner Familie trennt, ein letztes Mal die Orte seiner Kindheit aufsucht (Jeanne Moreau als seine Großmutter) und einem heterosexuellen Ehepaar zu einem Kind verhilft, welches sein Erbe für die Nachwelt ist.
Aufgebrochen wird dies durch Flashbacks aus seiner Kindheit in denen wir ihn als kleinen Jungen sehen.

Was auffällt in diesem kleinen Film, ist die Tatsache, dass die Figur des kranken Fotografen keine moralische Entwicklung durchmacht. Es gibt keinen AHA Effekt, keine Wendung innerhalb des Plots. Ozon zeigt einfach nur wie sich ein Mann zum sterben zurückzieht. Einzig die Fotos die er jetzt macht, willkürliche Momentaufnahmen, scheinen ihm etwas zu bedeuten.

Le temps qui reste ist ein sehr unaufgeregter, ruhiger Film, der einen am Schluss (am „rohmerschen Sandstrand“) mit einem fast wohligen Gefühl im Magen und einer kleinen Träne im Auge entläßt.


Foto

The Wrestler (Darren Aronofsky) 2008


Eingefügtes Bild

The Wrestler
  • Deutscher Titel The Wrestler
  • Originaltitel The Wrestler
  • Produktionsland USA
  • Originalsprache Englisch
  • Erscheinungsjahr 2008
  • Länge 105 Minuten
  • Regie Darren Aronofsky
  • Drehbuch Robert D. Siegel
  • Produktion Darren Aronofsky, Scott Franklin, Eric Watson
  • Musik Clint Mansell
  • Kamera Maryse Alberti
  • Schnitt Andrew Weisblum
  • Darsteller :
  • Mickey Rourke: Randy Robinson
  • Marisa Tomei: Cassidy
  • Evan Rachel Wood: Stephanie
  • Mark Margolis: Len
  • Todd Barry: Wayne
  • Wass Stevens: Nick Volpe
  • Judah Friedlander: Scott Brumberg
  • Ernest Miller: Ayatollah
  • Elizabeth Wood: Melissa
  • Gregg Bello: Larry Cohen
Der Wrestler Randy, the RAM, Robinson (Mickey Rourke) hat seine Glazzeiten hinter sich. In den 80´ern war er ein gefeierter Star, jetzt wohnt er in einem Trailer Park und tingelt durch kleine Turnhallen in denen er immer noch vom Seil springt.
Ein gefallener Star. White Trash.
Um seine Miete zu zahlen nimmt er einen Job im Supermarkt an und seine Abende verbringt er im Stripclub um die Ecke bei Cassidy (Marisa Tomei).
Nach einem Hardcore-Wrestling-Match erleidet Randy einen Herzinfarkt und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Arzt rät ihm vom weiterkämpfen ab. Randy versucht daraufhin sein kaputtes Leben zu ordnen. Er nimmt Kontakt zu seiner Tochter (Evan Rachel Wood) auf, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat und trifft sich immer häufiger mit Cassidy, die ihm zu helfen versucht und ins Gewissen redet.
Als er ein Treffen mit seiner Tochter "verschläft" wendet sie sich wieder von ihm ab.
Randy macht noch einmal das was er als einziges kann. Er steigt in den Ring und kämpft.


"Have you ever seen a one trick pony in the field so happy and free?
If you've ever seen a one trick pony then you've seen me
Have you ever seen a one-legged dog making its way down the street?
If you've ever seen a one-legged dog then you've seen me"


Es bedarf wohl keinerlei Worte um zu betonen, dass der 4. Aronofsky Film kein "Sportlerfilm" im herkömmlichen Sinne eines "Rocky" ist. Pathos gibt es in diesem Film nicht. Eventuell vielleicht könnte man noch Eastwoods "Million Dollar Baby" heranziehen, aber auch das funktioniert nicht wirklich.
Zuerst muß man sagen, dass viele Leute überrascht waren von Aronofsky einen so geradlinig erzählten und ohne jegliche technische Experimente, ja dokumentarischen Film gezeigt zu bekommen.
Die mitreißenden, oft verstörenden Bilder aus den Vorgänger Filmen sind hier komplett verschwunden. Aronofsky wählt einen sehr dezenten, leisen Stil welcher in den Kampfszenen aufbricht und dort seine volle Brutalität entfaltet. Aronofsky folgt Rourke und wir mit ihm Schritt für Schritt mit viel Handkamera Einsatz. Es gibt bis auf ein zwei Ausnahmen KEINE einzige Szene ohne Rourke in diesem Film.
Wir, die Zuschauer sind immer voll mit dabei ob im Trailer, im Stripclub oder im Ring.

Als Aronofsky und Rourke zum ersten Mal aufeinandertrafen sagte Aronofsky zu ihm :"I want you for the film, i have nobody else, you ruined your life and when we make this movie you do everything what i say and i can´t pay you!"
Genau das sieht man dem Film auch an. Dieser Film lebt in jeder Minute allein von Mickey Rourke, Rourke IST"The Ram" und das muß Aronofsky von Anfang an durchkalkuliert haben.
Lobeshymnen verdienen natürlich auch die anderen Darsteller allen voran Marisa Tomei !
Sie als Cassidy versteht als einzige was es heist seinen Körper zur Show zu stellen und ihn zu verkaufen.

Der Soundtrack von Clint Mansell ist dem Film entsprechend auch sehr dezent mit leisen Gitarren und Piano Klängen unterlegt sowie häufiger Einsatz von 80er Hard-Rock (AC/DC, Scorpions, Def Leppard, Guns ´N Roses etc.) bei den Kampfszenen oder wenn Randy mit seinem Bus unterwegs ist.
Ein echtes Unikum ist allerdings der Titelsong zu dem Film, der nur im Abspann erklingt.
Geschrieben und gesungen von Bruce Springsteen erzählt der Text des Songs haargenau von dem Wrack dessen Leben die Manege bzw. der Ring ist.
Ich bin kein Springsteen Fan aber es ist einfach toll zu hören wie dermaßen gut dieser Song zum Film passt.

Wie ich schon anfangs schrieb fällt "The Wrestler" auf den ersten flüchtigen Blick ein wenig raus aus dem bisherigen Schaffen Aronofskys. Aber nur was den Stil und die Inszenierung angeht !
Wobei eigentlich muß man sagen noch nicht mal das, denn er hat hier einfach nur eine andere Art der Inszenierung gewählt.
Durch den dokumentarisch anmutenden Stil wird auch hier wieder eine subjektive Sicht aufgebaut.
Aronofsky geht auch hier ganz nah ran und sogar noch näher indem er Rourke fast den kompletten Film ausfüllen läßt.
Ein anderer Faden, eher thematisch, führt auch hier, wenn man denn so will, wieder zu "PI" und "Requiem for a dream".
Genauso wie die Junkies in Requiem ist Randy in einer Schleife gefangen, er kann nicht anders als weiterzumachen und genauso wie für Max in PI, die Zahlen sein Leben bestimmen gibt es für Randy nur die eine Realität den "Ring", die "Arena" ! Das ist seine einzige Existenz, dort wird er respektiert. Anschaulich wird dies besonders in den Szenen im Supermarkt. Randys erster Tag an der Fleischtheke. Er geht den Gang entlang und im Hintergrund hören wir die jubelnde Menge, die verstummt als er den Vorhang durchquert und an der Theke steht, sozusagen "in the real world". Als er merkt das er in dieser Welt nicht so akzeptiert wird (Unfall bei der Arbeit, seine Hoffnungen bei Cassidy platzen) kehrt er dieser Welt sehr schnell den Rücken.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass dieser schwermütige und aufrichtige Film mich auch nach dem dritten Mal zutiefst berührt.

"Then you've seen me, I come and stand at every door
Then you've seen me, I always leave with less than I had before
Then you've seen me, bet I can make you smile when the blood, it hits the floor
Tell me, friend, can you ask for anything more?
Tell me can you ask for anything more?"




Foto

The Fountain (Darren Aronofsky) 2006


Eingefügtes Bild
    The Fountain
  • Deutscher Titel The Fountain
  • Produktionsland USA
  • Originalsprache Englisch
  • Erscheinungsjahr 2006
  • Länge 96 Minuten
  • Regie Darren Aronofsky
  • Drehbuch Darren Aronofsky, Ari Handel
  • Produktion Arnon Milchan, Iain Smith, Eric Watson
  • Musik Clint Mansell
  • Kamera Matthew Libatique
  • Schnitt Jay Rabinowitz
  • Darsteller :
    Tomás/Tommy/Dr. Tom Creo (Hugh Jackman),
    Queen Isabel/Izzi Creo (Rachel Weisz),
    Dr. Lillian Guzetti(Ellen Burstyn),
    Vater Avila (Mark Margolis),
    Captain Ariel (Cliff Curtis),
    Großinquisitor Silecio (Stephen McHattie)
    Antonio (Sean Patrick Thomas)
Ich bin mal so faul :


Der Film besteht aus drei ineinander verwobenen Handlungssträngen, die insgesamt eine Zeitspanne von 1000 Jahren umfassen: Im Jahr 1500 sucht der spanische Conquistador Tomás nach dem Baum des Lebens, der am Jungbrunnen im Reich der Maya wachsen soll, um dessen Saft seiner geliebten Königin Isabel zu bringen, um sie vor dem Tod zu bewahren. Im Jahr 2000 versucht der Wissenschaftler Tom Creo verzweifelt mit Hilfe von Pflanzenextrakten aus dem Regenwald Guatemalas ein Medikament zu entwickeln, um seine Frau Izzi vor dem Tod durch einen Hirntumor zu retten. Das Präparat entfaltet erstaunliche Wirkungen, ist aber noch nicht das erstrebte Heilmittel. Izzi hat mittlerweile ein Buch geschrieben, das die Geschichte des Conquistadors Tomás erzählt. Das Buch ist allerdings noch nicht fertig: Tom soll das letzte Kapitel ergänzen. Und im Jahr 2500 ist der Weltraumreisende Tom in einer großen Blase unterwegs, um einen darin wachsenden Baum (wieder eine Inkarnation Izzis) zu dem sterbenden Stern Xibalbá zu bringen, der nach den Vorstellungen der Maya ein Ort im Jenseits ist, an dem Tote wiedergeboren werden können. Im Laufe des Films werden diese drei Zeitwelten durch wiederkehrende Symbole (der Ehering, der Baum des Lebens, die Sternenkonstellation, der Nebel von Xibalbá, u.a.) miteinander verknüpft und erzählen so eine Geschichte der Suche nach dem ewigen Leben. Die Angst vor dem Tod und vor dem Verlust wiederholt sich in jeder Epoche, durch Reinkarnation entsteht eine neue Geschichte. Die Wiedergeburt ist dabei weniger eine neue Möglichkeit, das Schicksal zu verändern, sondern ein Drang, es wieder und wieder zu erleben, bis zur Erlösung. Die Quelle des ewigen Lebens liegt nicht im Finden eines Heilmittels (der Baum des ewigen Lebens), sondern im Akzeptieren des Sterbens, im Eingehen in die Kreisläufe der Natur.


Quelle : INHALT

Widersprechen muß ich der Inhaltsangabe trotzdem, denn eigentlich zeigt der Film nur eine Zeit. Die Gegenwart.
Die Vergangenheit ist Teil des Buches, welches in der Gegenwart von Izzi geschreiben wird und das was wir als Zukunft warnehmen ist bloß die Reinkarnationsfantasie des Doktors Tom. Indem er Izzy Glauben schenkt und das letzte Kapitel zu Ende schreibt findet er Frieden.

Wenn ich zuvor schrieb, dass Aronofskys Blick ein objektiver Blick auf etwas subjektives ist und er dies visuell bis zum letzten auslotet, so ist es bei "The Fountain" eher so, das er mit Libatique, seinem Stammkameramann ganz nah und in jede Pore vordringt um uns die Gefühle zu zeigen und entgegenzuschmettern.
Dies tut "The Fountain" auch in erstklassiger Weise. Der Film umhüllt einen wahrlich mit einem Fegefeuer an Gefühlen. Besonders der Soundtrack von Clint Mansell wirkt hier fast ohrenbetäubend und regt, wenn man es denn so will, zu Tränen.



Zu Tränen rührt mich der Film auch in seiner gesamten Wucht und ich bin jedesmal fasziniert von einigen Szenen.
(Tom irrt ohne Sound auf der Straße herum, die Kameraschwenks um 360 Grad, die Verquickung von Licht und Atmosphäre, die Verbindung der 3 Ebenen durch Lichter und andere Elemente (die Räume gleichen sich)

Darren Aronofsky hat ein sehr persönliches Werk zum Thema Leben und Tod geschaffen. Schwer zu greifen und hoch stilisiert und dennoch ganz dicht an seinen Charakteren. Einfach eine Geschichte von einem der nicht loslassen kann & will und noch einfacher eine Trauergeschichte über Tod und Werden.

Dabei schrammt Aronofsky häufig knapp am Kitsch Faktor vorbei, doch die Aufrichtigkeit mit der dieser Film vonstatten geht, rettet.

Aronofsky hatte wie ich gelesen hab große Schwierigkeiten den Film zu Ende zu bringen, dass er es doch noch geschafft hat ist genauso zu loben wie dass er hiermit einen sehr, sehr persönlichen Film geschaffen hat.
Einen Film den man entweder liebt oder kalt läßt.
Der Freund mit dem ich die Aronofsky Reihe bestritten hab konnte gar nichts damit anfangen. Fand Ihn zu verkitscht und zu verbrämt.

Interessant ist wie konsequent Aronofsky auch bei diesem Film den beiden Hauptcharakteren so nah wie möglich kommt und die Emotionalität in den absoluten Vordergrund rückt .

Das Subjektive ist und bleibt ein roter Faden, der sich in veränderter Form auch durch seine nächsten Werke zieht !

Man darf gespannt sein :-)

P.S. : Bin nicht so besonders glücklich mit diesem Eintrag, wer weiß, vielleicht schreib ich in wenigen Monaten wieder dran rum :rolleyes:

(REVISITED)





Neuste Kommentare

Kategorien

Letzte Besucher

Aktuelle Besucher

Mitglieder: 0, Gäste: 5, unsichtbare Mitglieder: 0

Filmtagebuch von...

Short Cut
  • Senior-Member
  • PIPPIPPIPPIP
  • 797 Beiträge