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Bad Timing (Black out-Anatomie einer Leidenschaft) 1979 Nicolas Roeg
von Short Cut ·
28 Juli 2010
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- Bad Timing
- Deutscher Titel Black out – Anatomie einer Leidenschaft
- Originaltitel Bad Timing
- Produktionsland Großbritannien
- Originalsprache Englisch, Deutsch
- Erscheinungsjahr 1980
- Länge 122 Minuten
- Altersfreigabe FSK 18
- Regie Nicolas Roeg
- Drehbuch Yale Udoff
- Produktion Jeremy Thomas
- Musik Richard Hartley
- Kamera Anthony B. Richmond
- Schnitt Tony Lawson
- Darsteller :
Art Garfunkel (Alex Linden),
Theresa Russell (Milena Flaherty),
Harvey Keitel (Inspektor Netusil),
Denholm Elliott (Stefan Vognic)
"Well she's up against the register with an apron and a spatula,
Yesterday's deliveries, tickets for the bachelors
She's a moving violation from her conk down to her shoes,
Well, it's just an invitation to the blues"
Tom Waits - Invitation to the Blues
Mit diesem Song leitet Nicolas Roeg seinen 5. Spielfilm ein. Während wir den traurigen Song von Waits hören, folgen wir den beiden Hauptdarstellern "Art Garfunkel" und "Theresa Russel" durch ein Museum in Wien. An den Wänden : Die bekannten "goldenen" Gemälde von Gustav Klimt inkl. "der Kuss". Die Credits laufen und enden bei einem anderen Gemälde von Klimts Schüler "Egon Schiele". Schieles "Kuss" ist ein anderer als bei Klimt. Das Bild ist düster und bizarr.
Allein dieses Intro erzählt schon viel von dem folgenden verschachtelten Melodram.
Der amerikanische Psychoanalytiker Alex Linden (Art Garfunkel) wartet in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Wien auf eine Nachricht über den Gesundheitszustand seiner soeben eingelieferten Geliebten Milena (Theresa Russel), die sich mit Schlaftabletten das Leben nehmen wollte.
In harten Schnitten schwenkt der Film von der OP zur polizeilichen Befragung von Alex Linden durch den akzentfreies Englisch sprechenden Inspektor Netusil (Harvey Keitel). Alex Lindens Gedanken schweifen zurück und wir sehen einzelne Fragmente seiner Beziehung zu Milena als nichtchronologisch erzählte Rückblicke.
Milena ausufernd extrovertiert, freiheits und exzess liebend ist verheiratet mit einem Mann (Denholm Elliott) in der Tschecheslowakei, den sie immer noch sieht und liebt.
Alex der intelektuelle Psychoanalytiker ist voller Eifersucht und schon bald ermüdet er auch an der exzessiven Sexualität Milenas.
Wir werden Teil einer triebhaften Beziehung, deren Grenzen überschritten werden bis zur Selbstaufgabe Milenas.
Nicolas Roegs verschachteltes Melodram ist der erste Film mit seiner späteren Ehefrau "Theresa Russel", die danach in einigen weiteren Filmen Roegs immer dabei sein wird.
Roeg hat wie auch in seinem Vorgänger "The Man who fell to Earth" die Hauptrolle mit einem Popstar besetzt.
Für Theresa Russel bedeutete der Film einen Durchbruch. Spielt sie diese borderline ähnliche Rolle doch von der ersten bis zur letzten Einstellung perfekt. Bis ins Mark möchte man fast sagen.
Interessant bei "Bad Timing" und noch mehr als bei seinen Vorgängern ist die komplette nichtlineare Erzählstruktur des Films.
Die Struktur des Films wirkt wie eine Psychoanalyse.
Depression und Freude sind nur einen Schnitt voneinander entfernt, Anfang und Ende verlieren sich, Gedankensplitter wirken als Parallelmontage etc.
Wie in Roegs Vorgängern nehmen Spiegel einen wichtigen Platz für metaphorische Elemente des Erzählens ein sowie Bilder und Symbole in der Inszenierung.
Roegs "Bad Timing" ist ein komplizierter Film über eine komplizierte Beziehung. Bitter und leicht verstörend. Theresa Russel vergisst man nie !