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Short Cuts





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2001 - A Space Odyssey (Stanley Kubrick) 1968



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2001 : A Space Odyssey (2001 : Odyssee im Weltraum)


Kubricks 2001 von 1968 ist der Beginn einer 13 Filme umfassenden Science-Fiction Reihe, die ich mit meinem Freund und Kollegen vor mir habe.

Das American Film Institute wählte ihn auf Platz 1 der besten Science-Fiction Filme aller Zeiten.
Innerhalb des Genres ist 2001 ein absoluter Film, der definitiv neue Standards sowohl im technischen als auch im ästhetischen gesetzt hat und diese nachwievor mit einer schon fast monolithischen Kraft verteidigt und das nach so vielen Jahren und all den tricktechnischen Neuerungen, die es seitdem in der Filmgeschichte und ganz besonders im Science Fiction Genre gegeben hat.

"Ich versuchte eine visuelle Erfahrung zu schaffen, eine, die sich der Verbalisierung entzieht und deren emotionaler und philosophischer Gehalt direkt ins Unterbewusstsein eindringt."
(Stanley Kubrick)

Über kaum einen Film wurde derart viel geschrieben, philosophiert, spekuliert und gestritten.
2001 ist zum Mythos geworden. Sogar über das Kino hinaus und es gibt übrigens auch keinen besseren Zeitpunkt der Entstehung dieses Films, als auf dem Höhepunkt der Pop-Art 1968.
Der damalige Hype um 2001 verband einmal den Aufbruch ins Weltall des damaligen NASA Raumfahrtprogramms mit den New Age Ideen der Hippie Ära.

Der Film wurde von dieser als eine Art Drogen Happening wahrgenommen, besonders Bowmans Reise am Ende durch den Klang und Farben Tunnel wurde durch den verstärkten Einsatz von Acid zum ultimativen Trip.

Heute, im Jahre 2012, steht Kubricks Film immer noch für einen derartigen Schauwert und speziell für mich für eine perfekte Symbiose aus Ton und Bild. Kein Wunder, denn es wird bei 143 Minuten Film, nur in 48 Minuten gesprochen.
Zudem muß ich sagen, dass es wenige Science-Fiction Filme gibt, die das Gefühl von Schwerelosigkeit und das Alleinsein im endlosen Raum, so erfahrbar werden lässt, wie 2001 es tut.

Aber nun von Anfang an :

Allein das Intro ist schon famos :

3 Minuten lang schwarze Leinwand, dann erscheint das MGM Logo, dann ertönt das Intro von "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss, Mond, Erde und Sonne befinden sich in Konjuktion und dann geht die Sonne auf.

Erster Akt :

"Der Morgen der Menschheit"


Genial, wie hier zum ersten Mal, bei den Szenen der Primaten, mit Frontprojektion gearbeitet wird, lange bevor es computergestützte Bluescreen gab.
Dann natürlich der berühmte "Matchcut". Definitiv einer der berühmtesten Schnitte der Filmgeschichte. In diesem harten Schnitt wird der in die Luft geschleuderte Knochen des Primaten, durch einen harten Schnitt, von einem die Erdumlaufbahn umkreisenden Sateliten ersetzt.
Dieser zurecht berühmte Schnitt, verbindet ganze Zeitalter miteinander.

Zweiter Akt :

"Mondstation Clavius"


In der nächsten Szene erleben wir den "Tanz im All", als das Raumschiff indem Dr. Floyd sitzt, durch das All fliegt und an der kreisförmigen Raumstation andockt. Dies alles zu "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss.
Als dieser dann auf der Raumstation auf die russischen Wissenschaftler trifft ist dies auch mit die einzige Szene, die uns futuristisch anmutendes Dekor im 60/70er Stil präsentiert.
Es folgt eine weitere Szene in der Floyd über ein Bildtelefon mit seiner kleinen Tochter spricht. Diese Szene ist insofern interessant da sich im Hintergrund der Mond die ganze Zeit dreht bzw. es so ausssieht, dabei dreht sich natürlich die Raumstation.

Weiterhin ist plottechnisch zu erwähnen, dass auch bei der nachfolgenden Konferenz sowie bei den Gesprächen, dem Zuschauer absolut kein Wissen über den Fund des Monolithen und dessen Wirken vermittelt wird. Erst Lichtjahre später erfahren wir per Videoübertragung was es mit der Mission auf sich hat.

"Die Reise zum Jupiter"

Ist bestimmt durch 3 Personen : Dave Bowman, Frank Poole und HAL 9000.
Die Maschine wird durch ihre synthetische Persönlichkeit zur dritten Figur.

Dieser dritte Akt des Films ist vor allem durch seine Suspense geprägt, die er durch die zuerst freundliche Figur des HAL aufbaut. Die Spannung besteht vor allem darin, dass die Präsenz von HAL allgegenwärtig ist und dies immer wieder durch Kameraperspektiven verdeutlicht wird, die seine Position, die der Maschine einnehmen.
Ganz beispielhaft natürlich die Szene in der Bowman und Floyd sich in die Raumkapsel zurückziehen, nachdem HAL eine Fehlfunktion in einem Teil des Schiffes genannt hat, welches sich als völlig funktionstüchtig herausstellt und die beiden erwägen HAL abzustellen, da sie sich im Falle eines Ernstfalls nicht mehr auf die perfekte Maschine verlassen können. Die beiden stellen die Lautsprecher ab doch sehen wir Zuschauer aus der Perspektive HAL´s, das Gespräch und wissen sofort, dass HAL anhand ihrer Lippenbewegung jedes Wort des Gesprächs verstanden hat.

Die darauffolgenden Szenen in denen HAL seinen Stand als Nummer 1 an Bord verteidigt, die weiteren noch schlafenden Crewmitglieder tötet und Poole im All umkommen lässt, verdeutlichen nochmals das, was ich zu Anfang schrieb. Die Angst und das Alleinsein im luftleeren, endlosen Raum. Die Rettungsaktion von Bowmann und sein letztendliches Aufgeben gegenüber der Technik indem er HAL menschliches Verhalten gegenüber stellt und sich in die Luftschleuse der Discovery ohne Raumanzug schleudern lässt, dies alles wird ohne jegliche Musikuntermalung gezeigt. Wir hören nur das Atmen und wenn die Kamera "draußen" ist, sprich die Szenen im All, so hören wir gar nichts. Kein Ton !

Als Bowmann HAL dann abschaltet, so ist diese Szene deshalb so berühmt, weil HAL als menschlich ebenbürtiges Wesen gezeigt wird. Je mehr Platinen Bowmann herauszieht desto mehr baut HAL ab. Genau wie ein menschliches Gehirn. Zum Schluss kommt man zum Ursprung, ist man wieder in der Kindheit angelangt. "Hänschen klein" oder im Original "Daisy Bell" !

"Wiedergeburt"

Dieser letzte Akt ist wohl definitiv der Auslöser der vielen Diskussionen um 2001 gewesen.
Ich möchte auch nicht viel dazu sagen, bis auf jenes :

Bevor Bowmann sich in dem barocken Raum befindet wird er durch einen psychedelischen Farbenrausch geschickt unterlegt von der Musik von Györgi Ligeti.
Dieser Farbenrausch ist ein absolutes Erlebnis und muß besonders im Kino eine fast schon halluzinogene Erfahrung sein.

Die Endszenen mit Bowmann werden aus verschiedenen Perspektiven gezeigt und machen nochmal bewusst wie hier das Gefühl von Zeit und Raum verdichtet bzw. entgegengestellt wird.

Die Deutung des Endes liegt mir mittlerweile, nach dreimaliger Betrachtung fern und vielleicht bin ich damit auf gar nicht so schlechtem Weg wenn ich diesbezüglich ein Zitat von "Arthur C. Clarke", dem Co. Autor Kubricks anbringe :

"Wenn Sie 2001 vollständig verstanden haben, haben wir versagt: Wir wollten viel mehr Fragen stellen, als wir beantwortet haben."

Abschließend möchte ich noch sagen, dass es ein Hochgenuss ist diesen so langsamen und dabei genauen Science-Fiction Film zu sehen, in all seiner Perfektion, 143 Minuten lang, um am Ende auf die Uhr zu schauen und erschrocken aufzublicken. Denn gefühlt war dies vielleicht eine Stunde :-)

Soviel zum Thema :

Raum-Zeit-Kontinuum ;)




Das ist, dies nur nebenbei, der Film, an dessen Besprechung ich mich nie wagen würde. Du tust es, und zwar höchst erfolgreich. :cheers:
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Ganz hervorragende Review, ja.
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Danke, danke :cheers:

Bin komischerweise selbst ganz zufrieden mit dem Text und das ist echt (!) selten !
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Ich hatte diesen guten Text schon vor einigen Tagen gelesen, aber noch keine Antwort geschrieben, da ich zuletzt generell nur wenig Zeit vor dem Rechner verbracht habe (ich war dann eher in den Katakomben von Buchhaim unterwegs...).

2001 stellt für mich eine wesentliche Zäsur im Science-Fiction-Genre dar, man kann im Grunde genommen von Science-Fiction-Filmen davor und danach sprechen (und einen solchen Einschnitt gibt es in kaum einem anderen Genre). Der beste und vieldeutigste Film Kubricks ist es natürlich auch noch, nicht umsonst habe ich ihn bereits sechsmal gesehen, wobei er mir bei den letzten Sichtungen deutlich kälter und pessimistischer vorkam, als das früher der Fall war. Nicht umsonst ist der Akt der Menschwerdung im ersten Teil der Akt des Tötens, so daß man sagen kann, daß auch HAL sich in dem Moment wirklich wie ein Mensch verhält, in dem er - tötet.

(Andernorts habe ich mal meine mit diesem Film verbundene persönliche Evolutionsgeschichte zusammengefaßt, nur als Hinweis, falls Interesse daran besteht.)
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Zitat

Nicht umsonst ist der Akt der Menschwerdung im ersten Teil der Akt des Tötens, so daß man sagen kann, daß auch HAL sich in dem Moment wirklich wie ein Mensch verhält, in dem er - tötet.

Interessante Anmerkung mit der Du natürlich vollkommen Recht hast ! Diese Parallele ist definitiv vorhanden :)
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Sehr schöner Text zu einem grandiosen Film.

Ich habe den Film zuletzt im Rahmen einer Science-Fiction
Retrospektive im Ö. Filmmuseum vor einem Jahr gesehen. Für meine Freundin war diese Vorführung die reinste Qual. Für ein
heutiges Mainstreampublikum ist dieser Film viel zu langsam und
ereignislos, was aber natürlich nichts an dessen Qualität ändert

Für mich ist das ein Film über den Raum und das Nichts. Hal ist der einzige Mensch darin.

Barry Lyndon gefällt mir aber trotzdem besser.
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