Gattaca
Der Debutfilm des neuseeländischen Drehbuchautors und Regisseurs Andrew Niccol steht ganz in der Tradition solch enthumanisierter Anti-Utopien wie Aldous Huxleys "Brave New World" und George Orwells "1984".
Niccol erzählt die Geschichte des Gotteskindes Vincent (Ethan Hawke), der, in einer nahen High-Tech Zukunft, auf natürliche Weise gezeugt wurde. Vincent leidet an einer Herz und Sehschwäche und kann daher seinen großen Traum, an der Gattaca Akademie zum Weltraumpiloten ausgebildet zu werden, nicht verwirklichen.
Er tauscht seine Identität mit dem im Rollstuhl gefesselten und dem Alkohol zugetanen Spitzensportler Jerome (Jude Law). Dieser dient ihm als Rohstofflager für Blut und Urinproben.
Vincent bekommt Probleme als der, in der Kritik stehende, Direktor der Akademie erschlagen wird.
Jeder ist verdächtig und schon eine einzige Wimper könnte seine Tarnung auffliegen lassen.
Zudem verliebt er sich in die kühle Irene (Uma Thurman), die Zweifel an seiner Identität hegt.
Schon gleich im Vorspann von Gattaca wird gezeigt was das Hauptthema dieser Dystopie ist : Körperlichkeit
Körperlichkeit in einer technisch perfekten und sauberen Welt.
Niccol zeigt uns in tiefes blau eingetauchte, monströse Nahaufnahmen von Fingernägeln und Körperhaaren, die auf den Boden fallen.
Ähnliche Nahaufnahmen gab es auch in seinem dritten Film "Lord of War" zu sehen, wo wir im Vorspann, die Produktion einer Maschinengewehrkugel bis hin zum Einsatz miterleben.
Vincent muß sich tagtäglich dieser Prozedur unterziehen um die letzten Krümel seiner Identität zu entfernen.
Niccol zeigt uns eine klinisch reine Welt, die auf technischen Perfektionismus aufgebaut ist, in der echtes Vertrauen nur noch in die Technik gesetzt wird und man nur noch das "sieht" was geprüft ist. In dieser Welt wird der Speichel eines Partners vorab durchleuchtet und ein brutaler Mord wirkt wie ein Fremdkörper. Dementsprechend ist die Blutlache, die aus dem Kopf des Direktors quillt, auch in Szene gesetzt.
Interessant ist vor allem die Figur von Jerome. Vincents Doppelgänger.
Jeromes Genetik ist nahezu perfekt. Doch sein Leben, sein Dasein ist das Gegenteil. Im Rollstuhl gefesselt, ertränkt er sein Dasein im Alkohol.
Als Vincent sein Ziel erreicht und gleich einer U-Bahnfahrt ins All schießt, endet Jeromes Leben in einem Hochleistungsbrennofen.
Das stärkste an Gattaca ist seine Bildsprache. Ein ästhetischer, glasklar gefilmter Traum von einem Film.
Den Verdienst daran dürfte man vor allem seinem Kameramann zuschreiben, "Slawomir Idziak".
Wohl am bekanntesten durch seine Zusammenarbeit mit "Krzysztof Kieslowski", ganz besonders "Drei Farben Blau".
Die Bilder des Films zusammen mit dem traumhaften, melancholischen Score von "Michael Nyman" und der zutiefst menschlichen Botschaft, sind es, die Andrew NIccols Film zu einem der schönsten der 90er Jahre machen.
Nicht vergessen werden darf natürlich auch der großartige "Ernest Borgine" in einer kleine Nebenrolle !
10/10
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Das Thema des Vorspanns ist Körperlichkeit? Ich habe in Erinnerung, daß hier vor allem auf die vier Nukleotide (G, A, T und C in der gängigen Abkürzung) abgehoben wird. Habe aber den Film schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, wirst ergo schon richtig die Sache beschrieben haben.