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Short Cuts





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Gattaca (Andrew Niccol) USA 1997



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Gattaca

Der Debutfilm des neuseeländischen Drehbuchautors und Regisseurs Andrew Niccol steht ganz in der Tradition solch enthumanisierter Anti-Utopien wie Aldous Huxleys "Brave New World" und George Orwells "1984".

Niccol erzählt die Geschichte des Gotteskindes Vincent (Ethan Hawke), der, in einer nahen High-Tech Zukunft, auf natürliche Weise gezeugt wurde. Vincent leidet an einer Herz und Sehschwäche und kann daher seinen großen Traum, an der Gattaca Akademie zum Weltraumpiloten ausgebildet zu werden, nicht verwirklichen.
Er tauscht seine Identität mit dem im Rollstuhl gefesselten und dem Alkohol zugetanen Spitzensportler Jerome (Jude Law). Dieser dient ihm als Rohstofflager für Blut und Urinproben.
Vincent bekommt Probleme als der, in der Kritik stehende, Direktor der Akademie erschlagen wird.
Jeder ist verdächtig und schon eine einzige Wimper könnte seine Tarnung auffliegen lassen.
Zudem verliebt er sich in die kühle Irene (Uma Thurman), die Zweifel an seiner Identität hegt.

Schon gleich im Vorspann von Gattaca wird gezeigt was das Hauptthema dieser Dystopie ist : Körperlichkeit

Körperlichkeit in einer technisch perfekten und sauberen Welt.

Niccol zeigt uns in tiefes blau eingetauchte, monströse Nahaufnahmen von Fingernägeln und Körperhaaren, die auf den Boden fallen.
Ähnliche Nahaufnahmen gab es auch in seinem dritten Film "Lord of War" zu sehen, wo wir im Vorspann, die Produktion einer Maschinengewehrkugel bis hin zum Einsatz miterleben.

Vincent muß sich tagtäglich dieser Prozedur unterziehen um die letzten Krümel seiner Identität zu entfernen.

Niccol zeigt uns eine klinisch reine Welt, die auf technischen Perfektionismus aufgebaut ist, in der echtes Vertrauen nur noch in die Technik gesetzt wird und man nur noch das "sieht" was geprüft ist. In dieser Welt wird der Speichel eines Partners vorab durchleuchtet und ein brutaler Mord wirkt wie ein Fremdkörper. Dementsprechend ist die Blutlache, die aus dem Kopf des Direktors quillt, auch in Szene gesetzt.

Interessant ist vor allem die Figur von Jerome. Vincents Doppelgänger.

Jeromes Genetik ist nahezu perfekt. Doch sein Leben, sein Dasein ist das Gegenteil. Im Rollstuhl gefesselt, ertränkt er sein Dasein im Alkohol.
Als Vincent sein Ziel erreicht und gleich einer U-Bahnfahrt ins All schießt, endet Jeromes Leben in einem Hochleistungsbrennofen.

Das stärkste an Gattaca ist seine Bildsprache. Ein ästhetischer, glasklar gefilmter Traum von einem Film.
Den Verdienst daran dürfte man vor allem seinem Kameramann zuschreiben, "Slawomir Idziak".
Wohl am bekanntesten durch seine Zusammenarbeit mit "Krzysztof Kieslowski", ganz besonders "Drei Farben Blau".

Die Bilder des Films zusammen mit dem traumhaften, melancholischen Score von "Michael Nyman" und der zutiefst menschlichen Botschaft, sind es, die Andrew NIccols Film zu einem der schönsten der 90er Jahre machen.

Nicht vergessen werden darf natürlich auch der großartige "Ernest Borgine" in einer kleine Nebenrolle !

10/10

Dystopie Anti-Utopie Gentechnik Raumfahrt Slawomir Idziak Michael Nyman Jude Law Andrew Niccol Identität



Das finde ich auch die größte Stärke des Filmes - das Hinterfragen der genetischen Heilsversprechen. Oh, wir lindern all die schlimmen Leiden, damit niemand mehr behindert sein muß. Dabei ist nur ein marginaler Anteil der Behinderten erblich geschädigt, die Mehrheit leidet unter Krankheiten mit keiner eindeutigen Zuordnung zu einem genetischen Defekt oder eben ist durch einen Unfall geschädigt.
Das Thema des Vorspanns ist Körperlichkeit? Ich habe in Erinnerung, daß hier vor allem auf die vier Nukleotide (G, A, T und C in der gängigen Abkürzung) abgehoben wird. Habe aber den Film schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, wirst ergo schon richtig die Sache beschrieben haben.
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Aha, da ist sie ja nun, die schon vor einiger Zeit angekündigte Besprechung. Ich bin ja auch ein großer Verehrer von Niccols Regiedebüt ("Lord of War" ist übrigens sein dritter Film, der zweite war "S1m0ne" - der nicht so stark wie "Gattaca", aber sehenswert ist), das eindrucksvoll die Mängel einer auf Perfektion getrimmten Welt führt. Wobei ich auch die Gegenüberstellung der Geschichten von Vincent und Jerome immer sehr mochte.
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Zitat

Das Thema des Vorspanns ist Körperlichkeit? Ich habe in Erinnerung, daß hier vor allem auf die vier Nukleotide (G, A, T und C in der gängigen Abkürzung) abgehoben wird.

Du hast wahrscheinlich eher auf die Buchstaben geachtet und nicht darauf, was da im BIld so runterfällt ;)
Wir haben natürlich beide Recht, die vier Nukleotide werden im Vorspann, durch "hervorsetzen" innerhalb der Credits, deutlich gemacht.

Zitat

Aha, da ist sie ja nun, die schon vor einiger Zeit angekündigte Besprechung.

Ja, ich hinke eigentlich immer ziemlich hinterher, diesmal noch stärker bedingt durch Umzug :(

Zitat

"Lord of War" ist übrigens sein dritter Film, der zweite war "S1m0ne" - der nicht so stark wie "Gattaca", aber sehenswert ist

Wird berichtigt :)
Hab übrigens erst nach dieser Rezension gesehen, dass der just erschienene "In Time" ja auch von Niccol ist. Kennst Du den ? Hab ihn mir gleich mal bestellt.

Zitat

Wobei ich auch die Gegenüberstellung der Geschichten von Vincent und Jerome immer sehr mochte.
:cheers:
Ja, offensichtlich berührt hat mich das immer erst in der Endszene. Wo es einem wie Schuppen von den Augen fällt.
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Short Cut sagte am 30. November 2012, 19:31:

.Ja, ich hinke eigentlich immer ziemlich hinterher, diesmal noch stärker bedingt durch Umzug

Umzüge sind natürlich immer total nervig und entschuldigen daher auch zeitliches Hinterherhinken. :)

Zitat

Hab übrigens erst nach dieser Rezension gesehen, dass der just erschienene "In Time" ja auch von Niccol ist. Kennst Du den ? Hab ihn mir gleich mal bestellt.

Nein, den kenne ich auch nicht, da habe ich eine nur Rezension gelesen, die eher reserviert ausgefallen ist.
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Da fehlt doch was, Short Cut. :) Noch mal überdacht oder als nicht diskussionswürdig eingeschätzt?

S1m0ne fand ich auch recht interessant, dennoch konzeptionell nicht so überzeugend.
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Zitat

Umzüge sind natürlich immer total nervig und entschuldigen daher auch zeitliches Hinterherhinken
Ja, allerdings hinke ich eigentlich immer hinterher.... ;)

Zitat

Da fehlt doch was, Short Cut. :) Noch mal überdacht oder als nicht diskussionswürdig eingeschätzt?
Gut beobachtet, Eagle Eye ;)
Wußte nicht genau wie ich

Zitat

Das finde ich auch die größte Stärke des Filmes - das Hinterfragen der genetischen Heilsversprechen
verstehen sollte, ironisch oder ernst gemeint und kam dann zu dem Schluß, das dies auch ein Thema, wenn auch nicht das Hauptthema von Gattaca ist. Demnach hab ich einen Short Cut gemacht ;)
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Sicherlich nicht das Hauptthema und auch meinem Hintergrund geschuldet, daß ich darauf eher anspringe als andere. Der Film thematisiert das natürlich nicht explizit, sondern impliziert dies mit seiner Handlungsentwicklung. Genetische Perfektion ist eine Illusion. Der sich die Eliten zur Zeit, wie schon anno 1920, aber gerne hingeben. Übrigens kein Molekularbiologe von Verstand würde das Konzept der idealen genetischen Ausstattung verteidigen.
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