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Short Cuts





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Von: Kurzkommentare 08 2013



Beitrag anzeigenShort Cut sagte am 08. August 2013, 22:42:

Body Heat
1981
(Lawrence Kasdan)
9/10

Lange nicht mehr gesehen und immer als einen guten Neo Noir abgetan. Diesmal ist mir bewusst geworden wie dermaßen gut Kasdans Debut eigentlich ist. Ich hab mich ja immer gewundert, warum der in jeder 80er Kanon Liste auftaucht, jetzt weiß ichs. Dabei würde ich ihn nochnichtmal unbedingt als Meisterwerk bezeichnen aber schon wesentlich mehr als ein bloßes 80er Jahre Double Indemnity Double. Kasdans Film ist die totale Verschmelzung des fiebrigen Noirs der 40er und der kalten Ästhetik der 80er. Kathleen Turner ist hier nicht nur Femme Fatale sondern sie ist Teil eines Systems an dem Willie Hurt nur zu gern dran verdienen würde. Das Gesetz des Geldes. Rourkes „Feel like a number“ Einlage ist da schon eine gute Vorlage. Meisterhaft auch die Szene in der Hurt im Nebel die Leiche wegfährt um dann später mit dem Anwalt und allen Beteiligten in einem Raum zusitzen und jeder sich gleichzeitig seine Kippe anzündet. Wie hier Postmodernismus und Zitatenspiel zusammenläuft ist meisterlich. Ganz, großer Film !

The Rules of Attraction
2002
(Roger Avary)
9/10
Zweitsichtung noch besser als die erste letztes Jahr. Avarys Film ist stilistisch so brillant, dass es zum niederknien ist. Schüttelt ganz locker, nebenbei eine der schönsten Split Screen Szenen neuerer Zeit aus dem Ärmel und läßt mich in vielen Szenen pure Poesie erkennen. Zum Soundtrack braucht man nix mehr sagen und dass die Zeitspanne der Vorlage verlegt wurde ist mir mittlerweile auch schnurzpiepe. Bis zum nächsten Mal :)

Ken Park
2002
(Larry Clark, Edward Lachman)
7-9/10

Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Hab mich lange nicht mehr mit einem Film so schwer getan. Zuletzt war das bei glaub ich Martyrs von Laughier. Nja..Clarks Film ist natürlich ne ganz andere Nummer. Was ich gut finde und das kann man dem Film auch vorwerfen, dass er nicht in s/w Malerei verfällt und die Eltern als Monster zeigt. Wobei ich mir auch da nicht ganz sicher bin. Es sind die Gegebenheiten, die Verhältnisse, die nicht vorhandene Kommunikation, wie als ob die Teenager auf nem ganz anderen Planeten wohnen als die Eltern und das ins Krasse gewandelt. Deshalb ist die Sex Szene am Ende auch so wichtig in diesem Film. Es gibt allerdings wiederum Szenen in denen es mir schwerfällt hier nicht von Voyeurismus zu sprechen, die wie, Close Up Shots im Splatter Film platziert sind und wiederum gewollte Provokation der reinen Provokation wegen hervorrufen. Ist jetzt zwei Wochen her und der Film grübelt immer noch in meinen Kopf. Wiederum auch ein gutes Zeichen.

How I won the war
1967
(Richard Lester)
9/10

Richard Lesters Frühwerk hat leider immer noch nicht den Stand, der ihm eigentlich gebührt und ist nur durch John Lennons Nebenrolle nicht komplett in Vergessenheit geraten. Zu sehr steht er im Schatten, der ihn überragenden, späteren Filme Mash & Catch 22. Dabei kann man einmal durchaus von einem Vorläufer sprechen. Weiterhin war diese Pop-Art Farce seiner Zeit komplett voraus. Man hat diese Böswilligkeit damals einfach nicht verstanden. Zu surreal und sich über alle britischen Idealvorstellungen, sowie Kriegsfilm-Klischees lustigmachend, konnte dieser Film nicht als Anti-Kriegsfilm gutgeheißen werden. Zugegeben, Lester treibt es auch arg bunt. Tote Soldaten erscheinen in knallbunten Uniformen wieder in der Truppe, Kaugummi-Sammelbildchen von Dünkirchen, Arnheim etc. werden von den Offizieren getauscht („i want school-bombings“), der Score von Lawrence von Arabien während die Truppe durch die Wüste zieht um das perfekte Cricket Feld zu errichten, ein Soldat im Clownskostüm, der zur Unterhaltung der Truppe dient, stützt den guten Ruf der britischen Armee während ein anderer seine Uniform nicht mehr anziehen will und beschimpft wird. Sympathiefiguren gibt es keine und immer wenn eine Szene emotional wird, wird sie gebrochen durch die zb. Herbeieilende Ehefrau des sterbenden Soldaten, die mit ihm schimpft oder die Kamera schwenkt aus dem Geschehen hinaus ins Kino hinein, wo zwei alte Damen sich über das Gesehene auslassen. Lesters Stil ist hier derselbe wie in seinen großartigen Beatles Filmen oder in „The Knack“, den ich auch lange nicht mehr gesehen habe. Was bleibt ist ein pazifistischer Film, der so böse ist, dass er schon fast keinen Spaß mehr macht. Irres, augenöffnendes Kino.


Quelle: Kurzkommentare 08 2013

Kurzkommentare Richard Lester Lawrence Kasdan Neo Noir Larry Clark Roger Avary



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