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Short Cuts





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Magical History Tour : The Spiral Staircase (Robert Siodmak) USA 1945



Magical History Tour presents :

The Spiral Staircase (Die Wendeltreppe)


In the Director´s Eye


Während einer Kinovorführung wird im Raum darüber eine junge Frau ermordet. Im Publikum sitzt die junge Helen (Dorothy McGuire) , die seit ihrer Kindheit durch ein Trauma ausgelöst, stumm ist. Ein Schock, der tief in ihr sitzt. Sie wird von Dr. Parry (Kent Smith) zum Landhaus der Familie Warren gebracht, wo sie als Hausmädchen arbeitet. Als sie sich zum Haus aufmacht wird sie von einem Mann beobachtet, der der Mörder sein könnte. Im Haus erwarten sie neben Professor Warren (George Brent), sein Bruder Steve (Gordon Oliver), die Sekretärin Blanche (Rhonda Fleming), das Haushälterpaar Mr. und Mrs. Oates (Rhys Williams & Elsa Lanchester) sowie eine Krankenschwester (Sara Allgood), die die alte Mrs. Warren pflegen soll. Ein Gewitter durchzieht die Nacht und der Mörder könnte jeder sein. Der Film wird das Haus von nun an nicht mehr verlassen.


Robert Siodmaks Spiral Staircase ist ein früher Prototyp des „Thrillers“. Er entstand zwischen seinen Noir Klassikern „The Phantom Lady“ und „The Killers“ sowie „Dark Mirror“. Die Noir Stilistiken treten hier ein wenig in den Hintergrund. Nicht aber das expressionistische, was ja auch in den Noir Filmen zum tragen kommt, hier aber mehr in einer „Gothic“ artigen „Haunted-House“ Atmosphäre verwoben ist. Das Haus wurde übrigens von Orson Welles „Magnificent Ambersons“, der ebenfalls für RKO gemacht wurde, übernommen. Als Kameramann fungierte hier kein anderer als Nicholas Musuraca, der 3 Jahre zuvor „Cat People“ für Tourneur filmte und ebenso wie Siodmak viel Expressionismus in seine Arbeiten fließen ließ.
Nicht nur die expressionistischen Schatten stehen hier im Vordergrund, es ist vor allem auch die Perspektive des Mörders, die hier kongenial veranschaulicht wird. Die rein subjektive Perspektive des Wahns. Es ist auch kein Zufall, dass unsere stumme Heldin am Anfang des Films einer Vorführung des Stummfilm-Hits „The Kiss“ beiwohnt. Ähnlich wie die Protagonisten der Stummfilmära kann sie sich nur ihrer Gestik und Mimik bedienen um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Nochmals mehr zur Perspektive : In einer kurzen Sequenz am Anfang des Films sehen wir, wie der Portier zusammen mit zwei Kindern durch den Vorhang lugt um einen Blick auf den Film zu erhaschen.

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Das Motiv des voyeuristischen Blicks wird sogleich vorweg genommen und im Anschluß, nachdem die Kamera durch den Saal in den oberen Raum geglitten ist, pervertiert als wir das Auge des Mörders im Wandschrank sehen, welches übrigens Robert Siodmaks ist.

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Der voyeuristische Blick des Zuschauers verbunden mit dem Blick des Mörders.
Als nach dem Mord der Portier den Kommissar fragt wer denn der Mörder sein könnte, gibt dieser schon die Richtung des folgenden Spannungsbogens vor :“Somebody we all know. Somebody we see every day. Might be me, might be you.“
So legt der Film in der folgenden Nacht geschickt falsche Fährten aus, die jeden verdächtig machen, selbst der gute Dr. Warren könnte der Mörder sein.
Der Mörder hat es angeblich auf junge, behinderte Frauen abgesehen. Schon bald verdeutlicht sich diese krankhafte Passion in dieser Szene auf der Treppe als Helen vom Mörder beobachtet wird, während sie sich im Spiegel ansieht. Der zweite subjektive Shot ins Auge des Mörders. In den Augen des Killers ist ihr Mund ausradiert.

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Siodmaks Gothic-Thriller, der in den 70er Jahren auch ein Remake nach sich zog, hat mich als ich klein war enorm gegruselt. Schlafen konnte ich diesmal aber doch ganz gut, dennoch muß man sagen, dass es erstaunlich ist wie sehr Siodmak und Musuraca es verstehen eine permanent bedrohliche und angsterfüllte Atmosphäre zu schaffen, die auch komplett über einzelne Drehbuchschwächen steigt und diese glattbügelt. Toller Film mit sensationellen, inszenatorischen Einfällen und einer äußerst gruseligen Atmosphäre.

9/10

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Sehr schön :)

Da hast du (neben filmgeschichtlichen Aspekten) einige wichtige Sachen herausgearbeitet, etwa den Zusammenhang des Stummfilms am Anfang mit der Situation der Protagonistin. Das war mir so beim Sehen gar nicht bewusst.

Nur eine kleine inhaltliche Anmerkung (achtung spoiler): Die Person, welche Helen im Garten während des Unwetters vor dem Haus von hinter den Bäumen aus beobachtet, ist nicht der Mörder, vielmehr der vermeintliche Täter (natürlich beruht der Spannungsaufbau auf dieser Annahme). In Wahrheit war es aber diejenige Person mit den schlammigen Schuhen, wie später im Gespräch mit dem Polizisten klar wird.
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Die Person, welche Helen im Garten während des Unwetters vor dem Haus von hinter den Bäumen aus beobachtet, ist nicht der Mörder, vielmehr der vermeintliche Täter (natürlich beruht der Spannungsaufbau auf dieser Annahme). In Wahrheit war es aber diejenige Person mit den schlammigen Schuhen, wie später im Gespräch mit dem Polizisten klar wird.

Ups ! Diese Ungereimtheit hab ich doch gleich mal berichtigt. Danke ! :)
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