Religion, Patent No. 41987667399
von djmacbest ·
26. Juni 2011, 22:18
Kategorie:
Film
Aufrufe: 4.495
THE INVENTION OF LYING
(Ricky Gervais, Matthew Robinson, 2009)
Als Geschichte ist das ziemlich toll, was u.A. Ricky Gervais hier präsentiert. Die Idee, dass es eine Welt gibt, in der das Konzept der Lüge nicht nur nicht existiert, sondern sogar so undenkbar ist, dass im Umkehrschluss jegliche Kreativität zur Unmöglichkeit wird, ist ganz fantastisch. Der Held darf schließlich der einzige Mensch sein, der ganz plötzlich, ganz versehentlich, das Lügen entdeckt, und im nächsten Atemzug sowohl Fiktion als auch Religion erfindet. Im Ergebnis ist THE INVENTION OF LYING eine großartig humanistische Komödie, die anstelle einer moralischen Botschaft tatsächlich die Lüge als unverzichtbare Errungenschaft der Geistesgeschichte abfeiert, obwohl ihr auch solch Unbill wie Religion oder Werbung zuzuschreiben ist. Im Film wimmelt es vor kleinen skurrilen Einfällen, und einen kleinen Meta-Sideplot erlaubt er sich sogar, wenn er von einem Drehbuchautor erzählt, der im Grunde nichts anderes machen darf, als historische Fakten in Vorlesetexte zu übertragen – selbst Schauspieler existieren in dieser Welt nicht –, und dessen Karriere dabei auf Gedeih und Verderb dem Spektakel-Gehalt der Vorlage ausgeliefert ist.
Warum die Einschränkung im ersten Satz? Ganz einfach: THE INVENTION OF LYING ist kein Film. Das Medium ist für den Transport der Geschichte komplett egal. Selbst die wenigen Gags und Ideen, die sich in Bildern manifestieren, sind im Grunde nicht mehr als abgefilmte Schrift. Das schmälert das Vergnügen zwar keineswegs, aber ein wenig billig ist es schon. Gerade, wo sich INVENTION OF LYING als große Laudatio auf die Kreativität versteht, fällt diese Uninspiriertheit auf: Seine Macher sind leider nichts außer Schriftsteller, aber keine Filmemacher. Insofern ist die Spiegelung an den bizarren History-Schinken schon vielleicht wieder ein kleiner, selbstreflexiver Geniestreich. Nächstes Mal jedenfalls gerne auch als Hörbuch.
Ricky Gervais
(Ricky Gervais, Matthew Robinson, 2009)
Als Geschichte ist das ziemlich toll, was u.A. Ricky Gervais hier präsentiert. Die Idee, dass es eine Welt gibt, in der das Konzept der Lüge nicht nur nicht existiert, sondern sogar so undenkbar ist, dass im Umkehrschluss jegliche Kreativität zur Unmöglichkeit wird, ist ganz fantastisch. Der Held darf schließlich der einzige Mensch sein, der ganz plötzlich, ganz versehentlich, das Lügen entdeckt, und im nächsten Atemzug sowohl Fiktion als auch Religion erfindet. Im Ergebnis ist THE INVENTION OF LYING eine großartig humanistische Komödie, die anstelle einer moralischen Botschaft tatsächlich die Lüge als unverzichtbare Errungenschaft der Geistesgeschichte abfeiert, obwohl ihr auch solch Unbill wie Religion oder Werbung zuzuschreiben ist. Im Film wimmelt es vor kleinen skurrilen Einfällen, und einen kleinen Meta-Sideplot erlaubt er sich sogar, wenn er von einem Drehbuchautor erzählt, der im Grunde nichts anderes machen darf, als historische Fakten in Vorlesetexte zu übertragen – selbst Schauspieler existieren in dieser Welt nicht –, und dessen Karriere dabei auf Gedeih und Verderb dem Spektakel-Gehalt der Vorlage ausgeliefert ist.
Warum die Einschränkung im ersten Satz? Ganz einfach: THE INVENTION OF LYING ist kein Film. Das Medium ist für den Transport der Geschichte komplett egal. Selbst die wenigen Gags und Ideen, die sich in Bildern manifestieren, sind im Grunde nicht mehr als abgefilmte Schrift. Das schmälert das Vergnügen zwar keineswegs, aber ein wenig billig ist es schon. Gerade, wo sich INVENTION OF LYING als große Laudatio auf die Kreativität versteht, fällt diese Uninspiriertheit auf: Seine Macher sind leider nichts außer Schriftsteller, aber keine Filmemacher. Insofern ist die Spiegelung an den bizarren History-Schinken schon vielleicht wieder ein kleiner, selbstreflexiver Geniestreich. Nächstes Mal jedenfalls gerne auch als Hörbuch.
Ricky Gervais