CARRIERS
(Alex & David Pastor, 2009)
Das Prequel zu RIGHT AT YOUR DOOR, gleicher Tunnelblick darauf, wieder Foucault, wieder "Geschichte der Gouvernementalität".
Hier also voll drauf in die binäre Medizingesellschaft, strikte Trennung zwischen Kranken und Gesunden, ohne Chance auf Heilung, Quarantäne ist nicht genug, Isolation die einzige Überlebenschance. Bemerkenswert ist der Regress, den der Film subtil zeichnet. Während Foucault von einer medizingeschichtlichen Entwicklung ausgeht, die in diesem Isolationsprinzip ihren Anfang nimmt, sieht "Carriers" darin einen Endpunkt. Offenbar ist Quarantäne erfolglos versucht worden, sogar mit statistischen/demographischen Mitteln wurde die Bedrohung zuvor bereits analysiert. "Carriers" wird damit auch ein wenig ein Film über das Scheitern von all dem, was wir glauben, uns erarbeitet zu haben. Im verzweifelten Versuch, die Grippeepidemie zu bekämpfen, hat sich die Wissenschaft von den Pocken der Neuzeit über die Pest im Spätmittelalter hin zur Lepra davor entwickelt - und dabei sind ganz nebenbei auch alle weiteren kulturgeschichtlichen Errungenschaften auf der Strecke geblieben.
Denn - das ist ohnehin der sehr viel offensichtlichere Subtext, der auch ohne den Foucault auf der Tastatur klar durchscheint - "Carriers" ist natürlich auch ein Film über das Menschsein, so pathetisch das auch klingen mag. Wenn Danny einmal abwiegelt und schnell erklärt, dass das Blut auf seinem Hemd nicht ansteckend sei, weil es ja nur von einem Hund stammt, dann ist schon die Bedrohung des Films als spezifisch menschliches Problem definiert. Und immer wieder stehen seine Protagonisten weniger vor materiellen als vielmehr ethisch-normativen Entscheidungen. Jeder weitere Akt der Isolation oder Euthanasie eines Kranken, jede weitere Anwendung des Hobbes'schen Naturrechts auf Überleben kosten die Beteiligten ein Stück Zivilisation, Kultur und Menschlichkeit. So wenig "Carriers" auch Wert auf schwülstige Heldentode legt, sind es doch genau sie, welche der Film insgeheim bevorzugt: All der verzweifelte Selbstschutz ist doch nur denial der Erkenntnis, dass jede Hilfe bereits zu spät kommt.
Alex Pastor David Pastor Foucault Biomacht juridisches Prinzip
(Alex & David Pastor, 2009)
Das Prequel zu RIGHT AT YOUR DOOR, gleicher Tunnelblick darauf, wieder Foucault, wieder "Geschichte der Gouvernementalität".
Hier also voll drauf in die binäre Medizingesellschaft, strikte Trennung zwischen Kranken und Gesunden, ohne Chance auf Heilung, Quarantäne ist nicht genug, Isolation die einzige Überlebenschance. Bemerkenswert ist der Regress, den der Film subtil zeichnet. Während Foucault von einer medizingeschichtlichen Entwicklung ausgeht, die in diesem Isolationsprinzip ihren Anfang nimmt, sieht "Carriers" darin einen Endpunkt. Offenbar ist Quarantäne erfolglos versucht worden, sogar mit statistischen/demographischen Mitteln wurde die Bedrohung zuvor bereits analysiert. "Carriers" wird damit auch ein wenig ein Film über das Scheitern von all dem, was wir glauben, uns erarbeitet zu haben. Im verzweifelten Versuch, die Grippeepidemie zu bekämpfen, hat sich die Wissenschaft von den Pocken der Neuzeit über die Pest im Spätmittelalter hin zur Lepra davor entwickelt - und dabei sind ganz nebenbei auch alle weiteren kulturgeschichtlichen Errungenschaften auf der Strecke geblieben.
Denn - das ist ohnehin der sehr viel offensichtlichere Subtext, der auch ohne den Foucault auf der Tastatur klar durchscheint - "Carriers" ist natürlich auch ein Film über das Menschsein, so pathetisch das auch klingen mag. Wenn Danny einmal abwiegelt und schnell erklärt, dass das Blut auf seinem Hemd nicht ansteckend sei, weil es ja nur von einem Hund stammt, dann ist schon die Bedrohung des Films als spezifisch menschliches Problem definiert. Und immer wieder stehen seine Protagonisten weniger vor materiellen als vielmehr ethisch-normativen Entscheidungen. Jeder weitere Akt der Isolation oder Euthanasie eines Kranken, jede weitere Anwendung des Hobbes'schen Naturrechts auf Überleben kosten die Beteiligten ein Stück Zivilisation, Kultur und Menschlichkeit. So wenig "Carriers" auch Wert auf schwülstige Heldentode legt, sind es doch genau sie, welche der Film insgeheim bevorzugt: All der verzweifelte Selbstschutz ist doch nur denial der Erkenntnis, dass jede Hilfe bereits zu spät kommt.
Alex Pastor David Pastor Foucault Biomacht juridisches Prinzip