Zum Inhalt wechseln


Nummer 37

oder auch: der dritte Versuch.




Foto

Wolkenkratzer in Fledermauspose



DEVIL
(John Erick Dowdle, 2010)

Das Setting gewinnt hier natürlich. Und mit der Auflösung muss der Film ganz unweigerlich verlieren. Nicht einmal, weil sie so schrecklich wäre, wie ihm allerorts vorgeworfen wird. (Es mag sein, dass sie so schrecklich ist, da kann man gerne geteilter Meinung sein, aber das ist nicht der Grund, warum die Auflösung dem Film eine Niederlage verpasst.) Es gibt einfach Filme, die nicht zufriedenstellend enden können. DEVIL gehört dazu. Was da jetzt genau im Aufzug passiert, ist im Grunde schon von Anfang an egal, und genau diese Erkenntnis ist mal wieder viel zu gut versteckt, als dass Herr Shyamalan nicht letztlich wieder ordentlich dafür einstecken müsste. Er ist aber auch ungeschickt, seine eigentlich hübschen Geschichten immer wieder in ein Whodunnit zu verpacken, bloß um dann erneut Leute damit vor den Kopf zu stoßen, dass das Who eigentlich verdammt unspektakulär ist.

Aber zurück zu den Stärken, die DEVIL ohne Zweifel hat. Da ist einmal der Fokus auf seinen Schauplatz: Der Film wird gerahmt von Panoramashots der Stadt, in gleißendem Sonnenlicht, aber zu Beginn noch auf den Kopf gestellt. Die Wolkenkratzer zeigen hier nach unten, so wie die Aufwärtsbewegung der aufstrebenden Opfer im Fahrstuhl eben so gar nicht himmelwärts gerichtet ist. Dass dann der humanistische Schluss erlaubt, diese Kamerafahrt versöhnlich richtigherum zu wiederholen, liegt auf der Hand. Und mittendrin ist dieser Schauplatz immer so strahlend hell gezeichnet, Großstadt-Häuserschluchten reduzieren sich zu Wänden aus Glas und Spiegeln und Licht, alles schimmert und ist astrein, die pure Oberfläche, durch die der Fahrstuhl des Films fährt. Solche strahlende Großstadt-Inszenierung habe ich zuletzt in STREET KINGS gesehen, wenn es darum ging, die falsche Integrität des Polizeipräsidiums zu zeigen. Und warum hatte ich bei DEVIL die ganze Zeit das Computerspiel MIRROR’S EDGE im Kopf?

Ignorieren wir außerdem mal den etwas moralisch-religiösen Plot und ärgern uns nicht darüber. Bei einem Film, der den Okkultismus schon im Titel trägt, ist das auch eigentlich etwas albern. Ästhetisch jedenfalls hat DEVIL einiges zu bieten, und mit der strikten räumlichen Trennung zwischen den Opfern im Aufzug und den Helfern-turned-hilflose-Zuschauer in der Überwachungszentrale ist auch ordentlich Luft für suspense, die Regisseur Dowdle auch ganz beachtlich nutzt. Die schön getimeten Gewaltausbrüche, die sich schon beinahe subtil steigern, sind da ebenfalls gelungen, da verzeihe ich auch die albernen Eindeutigkeiten mit der Teufelsfratze auf dem Videobild.

So oder so, DEVIL ist deutlich besser, als er gemacht wird. Er gehört halt zu den Filmen, die man am Besten 15 Minuten vor Schluss ausmachen sollte. Und nicht einmal, weil der Schluss so doof wäre, sondern weil bei solcherart abstrakten Konzepten jegliche Konkretisierung nur scheitern kann. Bleibt vor allem der Vorwurf, dass ein Kurzfilm dem Plot vielleicht besser gestanden hätte. Gut möglich.

M. Night Shyamalan Himmel Hölle