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Restekiste

Mediale Prokrastination




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Serial Experiments Lain [Ep.5-7] (Ryutaro Nakamura, 1998)



Wer ein paar Folgen LAIN hintereinander anschaut, wird ca. alle 23 Minuten von einer metallenen männlichen Stimme höhnisch ausgelacht, die zum Auftakt jeder Folge die Angaben "Present Day. Present Time." durchgibt, um danach in eben jenes Lachen zu verfallen. Aber über wen wird hier eigentlich gelacht? Über die Zeitangabe, mit deren Geordnetheit die Sendung nun wirklich nichts zu tun hat? Über den Zuschauer, der in diesem Bilder- und Informationswust eine räumliche wie zeitliche Ordnung zu finden sucht? Oder vielleicht doch über den anderen Zuschauer, den nämlich, der keine Lust hat, eine Ordnung ins Durcheinander zu bringen, sich stattdessen darüber freut, dass seine Posthumanismus-Prognose aus dem letzten Eintrag einigermaßen einzutreffen scheint, der desweiteren froh ist, dass bereits anno 1998 über den semantischen Verfall des Wortes 'Freund' nachgesonnen wurde (einen ähnlichen Absturz hat wohl nur 'genial' hingelegt), und sich ansonsten mit der Erklärung zufrieden gibt, dass die Räume der Erzählung ('Wired' und 'Realworld') unaufhaltsam miteinander verschmelzen und gespannt ist, ob das Ganze noch ein bisschen mehr Biss bekommt und LAIN in den restlichen sieben Folgen den Zuviel-Internet-Und-Fernsehen-Ist-Schlecht-Zeigefinger ein wenig besser umschifft. Doch jener Zuschauer ist trotz seiner Bedenken nicht allzu voreingenommen, was den noch bevorstehenden Rest der Serie betrifft und gibt durchaus zu bedenken, dass aus den Gedanken zur Virtualität des menschlichen Daseins innerhalb der Serie an sich noch was werden könnte. Mal sehen. Visuell bleibt LAIN so oder so ein Traum.