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Mediale Prokrastination




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Natural Born Killers (Oliver Stone, 1994)



Im selben Ramsch wie einen Exorzistenkarton, der mir in den letzten Tagen einiges an Ungemach bereitet hat, fand ich vor ein paar Jahren auch einen Stonekarton, der seine fünf vielleicht uninteressantesten Filme vereint (ob das wirklich so ist, weiß ich natürlich nicht, diejenigen, die mich von Stone interessierten (PLATOON und WALL STREET), sind jedenfalls nicht dabei). Wird nun Zeit, auch diesen Krempel abzuarbeiten, mit dem einzigen Film der Box startend, den ich schonmal gesehen habe. Und dies in früheren Jahren auch nicht zu knapp, denn einer immer wieder (aus irgendwelchen Skandalgründen) verschobenen TV-Ausstrahlung sei Dank, durfte NATURAL BORN KILLERS der erste Film sein, den ich von einem dieser für mich als Landei damals neuen TV-Sendern (ProSieben!!), anno '99 aufzeichnen durfte (klar, an sowas erinnere ich mich (könnte aber auch RTL und ein Jahr früher gewesen sein, meine Jugend war manchmal etwas öd)). Ich fand ihn früher eher langweilig, hab ihn aber trotzdem immer wieder geschaut; ob ich das Genie dahinter finden oder mich an dem bisschen Blut erfreuen wollte, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen, doch trotz der vielen Sichtungen blieb mir NATURAL BORN KILLERS immer etwas fremd. Klar, in meinem jugendlichen Geist funktionierte das Konstrukt als ziemlich brutales Road-Movie mit einigermaßen geschmeidigen Sprüchen an sich schon ganz gut, aber die hektische Inszenierung, die vielen Diagonalen, die unzählbaren Stilbrüche, die Nachrichteneinspieler, die Werbespots und die widerliche bis ekelhafte Zeichnung der Figuren Sizemores, Downeys und Jones' (und damit meine ich wirklich nur ihre Körperinszenierung, insbesondere widerliche Close-Ups irgendwelcher Bärte mit lippenumsorgenden Zungen!) standen immer zwischen mir und dem Film. Zuletzt in meinen Geist geschlichen hat sich NATURAL BORN KILLERS Ende 2003, im Laufe einer zutiefst aufregenden Diskussion während eines Trink- und Musikabends, in der es darum ging, ob nun Stones Film oder EDWARD SCISSORHANDS die ultimative Liebesgeschichte erzählt (auch mein frühes Erwachsenenleben ließ zuweilen zu wünschen übrig). Während der heutigen Sichtung habe ich übrigens hauptsächlich über obige Erlebnisse nachgedacht. Wer also meine unvermeidlichen Anekdötchen übersprungen hat, weil ihm die Chose mitlerweile zum Halse raushängt, müsste nun wieder von vorn beginnen, um irgendwas über NATURAL BORN KILLERS erfahren zu können.




'widerliche Close-Ups irgendwelcher Bärte mit lippenumsorgenden Zungen' :))

Sehr gut. Und für meinen Teil: Beste Liebesgeschichte ever. Dafür muss ich mir nur die Hochzeit auf der Brücke ins Gedächtnis rufen, um das unterzeichnen zu wollen.
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Also wenn ich mir die Hochzeitsszene in Erinnerung rufe, und dafür hätte ich den Film nichtmal erneut gucken müssen, denke ich an einen seinem Menschsein völlig enthobenen Halbkahlschädel mit zu langen Haaren, der aus reiner Genügsamkeit ein paar Vorbeifahrende, die die Zeremonie gestört haben, nicht tötet, "weil ja Hochzeit ist". Mein Mitgefühl hält sich da in überschaubaren Grenzen.
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Und ich denke an einen Schleier, der von der Brücke schwebt. :love:
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Jetzt lass mal knacken: Wieso ist das die beste Liebesgeschichte ever? Dass die besagte Szene ziemlich ordentlich fotographiert ist, will ich gar nicht bestreiten, finde auch und insbesondere das kitschige Blutvermischen in ihren zusammegrepessten Händen recht ansprechend. Aber über diese Szene hinaus: Was lässt dich so tief fühlen? :)
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Erst mal relativieren, wobei ich die Aussage an sich damit nicht herunter spielen möchte: Der Ausdruck 'Liebesgeschichte' lässt mich spontan erschaudern, und ich könnte wahrscheinlich keinen Film nennen, der mit solch einem Label beworben wird, den ich wirklich gut / ertragbar finde. Das müsste dann schon eher in die melancholische / dramatische Richtung à la LOST IN TRANSLATION oder THE FOUNTAIN gehen. Aber in Bezug auf gelebte Zweisamkeit fällt mir kein schönerer Film als NATURAL BORN KILLERS ein. Hat wohlmöglich mit dem 'wir gegen den Rest der Welt'-Aspekt zu tun, gegen den Anstand, was mir da schon mal zusagt. Und es gibt auch abseits der Brücke einfach wunderbare Momente, zB der Sternenhimmel zu You Belong to Me (ich hoffe, ich vergreife mich hier nicht im OST zur bestimmten Szene), bei denen mir, ja, shame on me :blush: , warm ums Herz wird. Einfach sehr romantisch der Film; zumindest was ich mir darunter vorstelle.

Vielleicht drückt es 'schönstes Filmpaar ever' besser aus, wobei eine Liebesgeschichte damit ja verankert ist.
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Ah, ok, nun habe ich verstanden was Du meinst. Ich habe bei derartigen Einschätzungen immer damit zu kämpfen, dass ich mir einbilde, eine überzeugende Liebesgeschichte müsse stets auch für mich immer irgendwie emotional immersiv, die Charatere sympathisch sein, während ich dies willkürlicher Weise von anderen Geschichten (beispielsweise Rachegeschichten) nicht erwarte. Und da machen es mir M&M angesichts ihrer Taten natürlich ziemlich schwer. Ich bin das Problem. Zum Kübeln.
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