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Restekiste

Mediale Prokrastination




Foto

Any Given Sunday (Oliver Stone 1999)



Ziemlich starke erste zwanzig Minuten: Der Football beim Filmauftakt stets im Bildzentrum, das rohe Spielgerät, das in diesen wenigen Einstellungen noch nicht als pars pro toto für eine ganze Unterhaltungsindustrie herhalten muss. Nur der Ball und die Körper der Spieler, die in satten Toneffekten aufeinanderprallen. Schön auch, wie ANY GIVEN SUNDAY vom Lombardi-Zitat der Exposition an das Footballspiel immer wieder mit Kriegsschlachten parallelisiert (im letzten Drittel des Films sogar einmal mit Ethno-Mucke, und das zeitlich noch vor GLADIATOR!). Es bietet sich aber auch an: Die klare Struktur des Spiels in eine Aneinanderreihung von Erst- und Vergeltungsschlägen, die Feldherren ähnlich angeordneten Trainer außerhalb des Spielfeldes, die noch weiter hinten und mit Überblick postierten Taktik-Coaches in ihren Boxen, die einem Marinefunker ähnlich ihre Anweisungen durch die gegend senden. Sehr fein.

Schade nur, dass der Rest des Films für meine Begriffe ein wenig zu zahm und extrem vorhersehbar verläuft. Auch und insbesondere der schlussendliche Sinneswandel der Teambesitzerin ist so völlig ohne Biss präsentiert, dass es nur so vor sich hin peinlicht. Ich kann mir nicht helfen, doch es scheint mir so, als könne sich ANY GIVEN SUNDAY nicht zwischen hemmungsloser Glorifizierung von sportlichen Tugenden und nagender Kritik am Establishment, das diese zu unterminieren droht, entscheiden. Alles läuft letztlich einfach zu glatt. Und das stört mich ein wenig.