Die Begegnung mit einer bis dato unbekannten Schnittfassung eines Films kann einem Gespräch mit einem alten Freund gleichen, der einer abgegriffenen und hundertfach angehörten Anekdote unverhofft doch noch ein paar Takte hinzuzufügen hat - sie deshalb aber noch lange nicht interessanter macht. Sicher ist THE SHINING nicht der einzige Film, von dem ich mehrere Schnitte kenne, doch vielleicht neben TERMINATOR 2 der einzige, von dem ich ewig lange Jahre lang nur eine einzige kannte und das Kennenlernen etwaiger weiterer Versionen tatsächlich oben beschriebenem Treffen nahekommen könnte. Bei anderen Filmen (z.B. DAWN OF THE DEAD oder ALIENS) habe ich die unterschiedlichen Fassungen meist einigermaßen zeitnah kennengelernt, weshalb sich noch keine familiäre Beziehung zu dieser und jener aufbauen konnte. Ich hoffe, ich fasele nicht zu kryptisch daher und ein jeder Leser hat den Unterschied verstanden. Falls nicht, ist mir das selbstverständlich völlig egal.
Nach großkotzig-pathetischem Einstieg in den Text folg nun auch schon schonungsloses Relativieren, denn mit Gewissheit habe ich nicht alle Szenen und Dialogfetzen bemerkt, die aus der US-Fassung von THE SHINING zum Europastart verschwunden sind, und das, obwohl ich mich in diesem Film an sich recht gut auszukennen glaube. Appropos: Ich habe den Film heute zum ersten Mal auf einem Bildschirm gesehen, der eine größere Diagonale als geschätzte 16 Zoll aufweist. Soviel zum Auskennen. Als ich Kubricks 2001 mal auf zumindest annähernd so etwas wie einer Kinoleinwand gesehen hatte (Beamer im Hörsaal), hatte ich erst bemerkt, wie sehr die Bilder Kubricks dazu einladen, sich in ihnen umzusehen, den Film (Sakrileg!) auch mal zu pausieren und sich am Standbild zu ergötzen. Alles bis zur Benommenheit vollgestopft. Aber so schön. THE SHINING wäre also vermutlich - welche Schnittfassung auch immer - heute in jedem Fall ein neues Erlebnis gewesen.
Bereits zwei Absätze Meta-Gequatsche, auf zum Film. Gequatsche trifft es allerdings ganz gut. Die längeren Einschübe, die der Europaversion fehlen, machen THE SHINING in meinen Augen zu einem ungemein schwatzhaften Film, der Dinge in Halbsätzen erklärt, die ich mir in der Vergangenheit über zahllose Sitzungen verteilt erarbeiten musste. Und das gilt sicherlich nicht nur für mich. THE SHINING wirkt bei weitem nicht mehr so enigmatisch, so brutal auf seinen fast einzigen isolierten Handlungsort zugeschnitten. Der Terror wirkt noch immer, doch bei weitem nicht mehr so intensiv. Ich kann da nichtmal so recht mit dem Finger drauf zeigen, doch denke ich, dass THE SHINING in dieser Form der doch etwas regelmäßigere Aufbruch des Handlungsraums nicht gut tut. Vom unnötigen Gruselkabinett zum Schluss fange ich lieber gar nicht erst an.
Klar, dass ich mich in dieser Sichtung hauptsächlich mit einem Fassungsvergleich im Geiste befasst habe (Eurofassung siegt um Längen) und die "Essenz" des Films vielleicht ein wenig an mir vorbeigeflogen ist. Dennoch ist mir heute wieder aufgefallen, wieviel Zeit sich dieses Monstrum nimmt, die Räumlichkeiten des Hotels vorzustellen. Und dies mit einer subtilen Dringlichkeit, die einem "Alles ist wichtig!" entgegenbrüllen möchte, ohne dabei aber zu laut zu werden. Ich höre gern hin.
Nach großkotzig-pathetischem Einstieg in den Text folg nun auch schon schonungsloses Relativieren, denn mit Gewissheit habe ich nicht alle Szenen und Dialogfetzen bemerkt, die aus der US-Fassung von THE SHINING zum Europastart verschwunden sind, und das, obwohl ich mich in diesem Film an sich recht gut auszukennen glaube. Appropos: Ich habe den Film heute zum ersten Mal auf einem Bildschirm gesehen, der eine größere Diagonale als geschätzte 16 Zoll aufweist. Soviel zum Auskennen. Als ich Kubricks 2001 mal auf zumindest annähernd so etwas wie einer Kinoleinwand gesehen hatte (Beamer im Hörsaal), hatte ich erst bemerkt, wie sehr die Bilder Kubricks dazu einladen, sich in ihnen umzusehen, den Film (Sakrileg!) auch mal zu pausieren und sich am Standbild zu ergötzen. Alles bis zur Benommenheit vollgestopft. Aber so schön. THE SHINING wäre also vermutlich - welche Schnittfassung auch immer - heute in jedem Fall ein neues Erlebnis gewesen.
Bereits zwei Absätze Meta-Gequatsche, auf zum Film. Gequatsche trifft es allerdings ganz gut. Die längeren Einschübe, die der Europaversion fehlen, machen THE SHINING in meinen Augen zu einem ungemein schwatzhaften Film, der Dinge in Halbsätzen erklärt, die ich mir in der Vergangenheit über zahllose Sitzungen verteilt erarbeiten musste. Und das gilt sicherlich nicht nur für mich. THE SHINING wirkt bei weitem nicht mehr so enigmatisch, so brutal auf seinen fast einzigen isolierten Handlungsort zugeschnitten. Der Terror wirkt noch immer, doch bei weitem nicht mehr so intensiv. Ich kann da nichtmal so recht mit dem Finger drauf zeigen, doch denke ich, dass THE SHINING in dieser Form der doch etwas regelmäßigere Aufbruch des Handlungsraums nicht gut tut. Vom unnötigen Gruselkabinett zum Schluss fange ich lieber gar nicht erst an.
Klar, dass ich mich in dieser Sichtung hauptsächlich mit einem Fassungsvergleich im Geiste befasst habe (Eurofassung siegt um Längen) und die "Essenz" des Films vielleicht ein wenig an mir vorbeigeflogen ist. Dennoch ist mir heute wieder aufgefallen, wieviel Zeit sich dieses Monstrum nimmt, die Räumlichkeiten des Hotels vorzustellen. Und dies mit einer subtilen Dringlichkeit, die einem "Alles ist wichtig!" entgegenbrüllen möchte, ohne dabei aber zu laut zu werden. Ich höre gern hin.