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Restekiste

Mediale Prokrastination




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Exkurs: Vier Fäuste für ein Halleluja (Enzo Barboni, 1971)



Weil ich derzeit beim Abarbeiten meines Restestapels ein wenig schludere, aber dennoch - wie Kurzkommentar- und Abbruchthread belegen - den ein oder anderen Film sehe, sei hiermit die Restekisteregel eingeführt, hier ab und zu im Interesse eines vitalen Filmtagebuchs exkurshaft über andere Filme zu schreiben, die eben nicht seit jeher unangerührt in meinem Regal liegen, sondern unmittelbar angeschafft, im Kino gesehen oder im TV aufgechnappt wurden. In diesem Sinne widme ich mich heute der religiösen Meditationbsübung VIER FÄUTE FÜR EIN HALLELUJA.

Wirkt das sechstletzte Wort des vergangenen Satzes offenkundig wie ein dusseliger Kalauer, zumal im syntaktischen Verbund mit dem Titel eines SpencerHill, so wird bei näherer Betrachtung vielleicht doch ein unbeabsichtigter Schuh draus. Denn ich habe den Film heute insgesamt zum dritten, vollständig zum zweiten und in der alten Synchronisation sowie offenbar ungeschnitten (?) zum ersten Mal gesehen. Die Vorteile dieser Fassung liegen auf der Hand: Das Gesamtpaket wirkt weniger hektisch, lässt sich mehr Zeit und macht einen konsistenteren Eindruck, was nicht nur an den bei der späten Wiederaufführung fehleneden Szenen liegt, sondern in erster Linie an den hier fehlenden, unzählbaren Zwischenkommentaren des Duos, das insgesamt einfach wesentlich stiller daherkommt, was den Film zu einer sehr angenehmen Eierschaukelei werden lässt.

Ich würde jedoch keinesfalls der These zustimmen, der Film sei in der alten Synchronfassung wesentlich ernster. Ich halte ihn für (hypothetisch davon ausgehend, dass so etwas messbar ist) ebenso lustig wie in der neueren Fassung, jedoch auf andere Weise. Der Fokus liegt hier nicht auf den Wortwitzen der Synchronisation, sondern fast ausschließlich auf der Komik, die sich aus dem Bild heraus ergibt. Und hier ist VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA wahrlich ein Meisterstück! Beispiel: Mir ist heute erst wirklich aufgefallen, dass die Bande vom Beginn des Films auch in der abschließenden Schlacht (die Musik währenddessen ist unbedingt mit der oben eingeworfenen 'Meditationsübung' zu verbinden) wieder auftaucht; die Art und Weise wie der durch Kopfnüsse untherapierbare Bandit immer wieder im Bild platziert wird, als absurd der Welt entrückter Beobachter des Spektakels, könnte man fast schon als prätentiös bezeichnen. Ein Wort, das ich im Zusammenhang mit einem SpencerHill nie und nimmer benutzen zu müssen geglaubt habe. Wie schön!

Um Missverständnissen vorzubeugen: All dies findet sich fast alles natürlich auch in der neueren Synchronisierung wieder, doch gefällt mir die Fokussierung der Komik in der alten Fassung vorläufig erstmal besser. Was in keinem Fall bedeuten soll, dass ich die neuere Fassung nicht mag, denn die hat doch ihre ganz eigenen Qualitäten, die ich, obwohl ich den Film erst vor zwei Jahren kennengelernt habe, also keineswegs mit ihm aufgewachsen bin, keinesfalls missen möchte.