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und die Erde ist doch eine Scheibe ...

Sehen, ob das FTB gegen den Alzheimer hilft ...

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Blancanieves - Ein Märchen von Schwarz und Weiss (Spanien, 2012)


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Blancanieves (Spanien, 2012): der berühmte Stierkämpfer, Antonio Villalta wird in der Arena bei einem Stierkampf schwer verletzt und ist seitdem vom Hals an abwärts gelähmt. Unmittelbar nach dem Stierkampf stirbt seine hochschwangere Frau, nachdem sie Tochter Carmencita gebärt. Da Villalta seine Tochter nicht annehmen kann, wächst sie bei der Oma auf. Bis die Oma stirbt und Carmencita bei der neuen Frau Villaltas, also bei ihrer Schwiegermutter Encarna, einziehen muß ...

Der spanische Stummfilm erzählt eine bittere Variante des Schneewittchen-Märchens. Bei diesem virtuosen Meisterwerk kommt man bei dem Zusammenspiel von Licht und Schatten, von den fundierten Kameraeinstellungen und der mimischen Ausdruckskraft der Akteure, von der bekannten und dennoch spannend erzählten (Liebes-)Geschichte und der genialen Filmmusik, nicht aus dem Staunen heraus!
Besondere Erwähnung verdient vor allem die Musikuntermalung: in jeder Sekunde verstärkt und perfektioniert jeder einzelne Ton, die ohnehin kraftvollen Bilder. Ich habe den Film am Donnerstag gesehen und seitdem frage ich mich, wann ich zuletzt einen so brillanten Filmsound genossen habe? Ich erinnere mich nicht daran, daß ich je von einer Filmmusik dermaßen begeistert war!

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Zudem sind die Schauspielerinnen Maribel Verdú in der Rolle der bösen Schwiegermutter, bildhübsche Macarena García mit unvergesslicher Aura und der spanische Filmstar aus den 70ern und 80ern Ángela Molina („Dieses obskure Objekt der Begierde“) zu bewundern. Blancanieves (Gewinner von zehn Goyas) ist das, was „The Artist“ gerne sein wollte: Eine angemessene, poetische Huldigung der Stummfilmära und deren Wiederbelebung zugleich. Für mich: der Beste Film 2013! Note: 9,5/10 Punkte

PS: Geht bitte ins Kino! Wer diesen kunstvollen Film auf großer Leinwand verpasst, bereut es vermutlich lebenslang!


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Dans la maison - In ihrem Haus (2012)


In Ihrem Haus (Frankreich, 2012)

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Inhalt: Ein Schüler in der letzten Reihe, Claude, weckt durch seine präzise Beobachtungsgabe und sein Erzähltalent das Interesse seines Klassenlehrers Germain. Angespornt durch die Hausaufgabe "Was habt ihr am Wochenende gemacht?" beobachtet/studiert Claude die Familie eines Mitschülers. Der Lehrer versucht ihm mit Hilfe von großen Literaturwerken und Tipps die Erzähltechnik beibringen. Germain merkt es zu spät, daß nicht er den Blick von Claude lenkt, sondern umgekehrt …

Ich habe selten einen Film gesehen, der mich dermaßen sinnlich angesprochen hat, ein Film, der Geist und Verstand gleichermaßen anregt. Unglaublich schön, feinsinnig, tiefgründig, humorvoll und charmant. Ein Film über die Literatur und die Kunst, über die Macht des Wortes und über das Leben mit und das Leben ohne Leidenschaft, Leidenschaft für die Erzählkunst, Leidenschaft für die Schönheit der Frauen und Leidenschaft für das, was das Leben lebenswert macht: die Leidenschaft zur Phantasie und Poesie. Eine Phantasie, die durch die Neugier auf die Menschen und ihre Geschichten beflügelt wird, eine Neugier, die dem menschlichen Dasein einen Sinn verleiht. Aber auch eine Neugier, die in ihrer extremen Form, dem Voyeurismus, die erweckte Begierde auf das Lustobjekt nicht stillen kann und somit es fatalerweise unnahbar macht. Eine Leidenschaft, die nur Leiden schafft. Jedoch die Melancholie und das Tragische gehörten immer zur großen Literatur.

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Die in diesem Film indirekt gestellte verwirrende Frage, ob Literatur und Film Segen oder Fluch sind und ob sie lebensbereichernd oder doch nur Flucht vor der Realität sind, muß jeder Zuschauer alleine beantworten!

Gleichzeitig ist "In ihrem Haus" eine kluge Sozialstudie über die Banalität und die Idylle der Mittelschicht-Existenz und die Sehnsucht und die Bosheit der Unterschicht, die diese Idylle vermisst. Nebenbei ist der Film eine herrlich böse Satire auf die moderne Kunst.

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Aber vor allem wird hier gezeigt, nein wird hier erwünscht, daß Kunst und Literatur nicht nur von den menschlichen Schicksalen inspiriert werden, sondern auch Schicksale schreiben! Literatur nicht nur als bloße Projektion der Wirklichkeit, sondern als Anregung zur Liebe und Wahrnehmung der Ästhetik. Ein intelligentes Psychospiel zwischen dem Lehrer und dem Schüler, zwischen dem Meister und dem Lehrling, zwischen Kino als "Schlüsselloch" und Publikum als "Voyeure". Ein erotisches Kunstwerk vom Regiegenie François Ozon mit einem famosen Fabrice Luchini, mit den sinnlichen Schauspielerinnen Emmanuelle Seigner und Kristin Scott Thomas, dem begnadet charismatischen Jungstar Ernst Umhauer und in der Nebenrolle mit dem immer gern gesehenen, großartigen Schauspieler Jean-François Balmer (als Schuldirektor). Jeder dieser Namen ist ein Grund für einen Kinobesuch! Alle zusammen: ein Meisterwerk! Zwar macht der Film sich ein bißchen schwer, ein kongeniales, würdiges Ende zu finden, trotzdem muß man diesen Geniestreich unbedingt im Kino genießen! Note: 9,5/10 Punkte

PS:
1. Neben Hanekes "Amour", der beste Film 2012!
2. Wer diesen Film im Kino verpasst, wird es lebenslang bereuen! Geht ins Kino!


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Von: Kurzkommentare April 2012


Beitrag anzeigenKeitel sagte am 18. April 2012, 21:38:

Recherche dans l'Intérêt des Familles (R.I.F. - Ich werde dich finden!) - Frankreich, 2011:

Zwischen dem durch seinen Beruf gestreßten Polizisten Stéphane (glaubhaft gespielt von Yvan Attal) und seiner Frau Valerie (sexy Valentina Cervi) herrscht keine Harmonie mehr ... Der gemeinsame Urlaub soll das Paar wieder versöhnen. Nach einer Autopanne wartet Valerie allein an einer Tankstelle, während Stéphane mit dem gemeinsamen Sohn das Auto abholen ... Als Stéphane und Sohn zurück sind, ist Valerie spurlos verschwunden ...

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Wer "Spoorloos" oder "Breakdown" (mit Kurt Russel) schon gesehen hat, erlebt bei R.I.F. zwar keine Überraschungen, hat aber an einem sehr soliden Krimi mit realistischer Darstellung der Polizeiarbeit und hervorragenden Schauspielerleistungen seine helle Freude. Der Film ist während der gesamten Laufzeit spannend und ist von Regisseur Franck Mancuso (ehemaliger Polizist) schnörkellos insziniert (keine Einstellung zu viel). Die Handkamera sorgt zwar für eine unruhige, besorgniserregende Stimmung ist jedoch nie hektisch. Schwächen des Filmes: 1. Der zu frühe und eindeutige Hinweis auf den/die Täter reduziert die Spannung an der finalen Auflösung. 2. Man merkt das geringe Budget des Filmes manchmal an seinem TV-Look, was mich nicht stört. Keitel war zufrieden mit dem Film: Note 7/10 Punkte


Quelle: Kurzkommentare April 2012

Frankreich 2011 Franck Mancuso Yvan Attal Valentina Cervi


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Jodaeiye Nader az Simin - Nader und Simin – Eine Trennung


Nader und Simin – Eine Trennung (Iran, 2011)

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Inhalt: Vor dem Scheidungsrichter: Simin (eine Lehrerin) will sich sofort scheiden lassen, weil ihr Mann Nader (ein Bankangestellter) nicht mit ihr und der Tochter nach Ausland auswandern will, Nader will in Teheran bleiben, damit er sich um den an Alzheimer erkrankten Vater kümmern kann. Simin meint die 11 jährige Tochter hat im Iran ("unter diesen Bedingungen") keine Zukunft, der Richter kann das als Scheidungsargument nicht gelten lassen. Keine sofortige Scheidung aber eine Trennung – Simin zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus, Nader sucht für die Betreuung vom Vater tagsüber eine Pflegekraft …

Mit "Nader und Simin – eine Trennung" ist dem Regisseur Farhadi ein Geniestreich gelungen. Wie rund und ohne erzählerische Brüche sich aus einem tragischen Ehedrama ein kritisches Sozialdrama, und daraus wiederum ein packendes Kriminaldrama, und daraus wiederum ein kafkaeskes Gerichtsdrama entwickelt, bewundert man im Kino nicht jeden Tag. Nebenbei erfährt man viel über die Zustände in der iranischen Gesellschaft. Hier gibt es kein Gut und Böse, niemand ist im Recht oder Unrecht. Man hat für alle Protagonisten Verständnis. Farhadi nimmt alle Figuren gleich ernst, zeigt wie sie alle in einem unmenschlichen Rechtssystem zurechtkommen versuchen, dabei wollen alle ihre Würde bewahren und trotz den Eigeninteressen gerecht bleiben. Da aber jeder aus seiner subjektiven Sicht die Ereignisse wahrnimmt und man mit einem inhumanen System konfrontiert ist, kommt es zwangsläufig zu Halbwahrheiten und Notlügen.

Alle Figuren im Film sind präzise charakterisiert: Nader ist ein überforderter Ehemann, fürsorglicher Sohn und liebevoller Vater und doch zu stolz um des (Familien-)Friedens willen kompromissbereit zu sein.
Simin ist die praktisch denkende, moderne Ehefrau, die zwar pragmatisch auf jede Situation reagiert, aber ihr Ziel, nämlich das Auswandern aus dem Iran nie aufgibt.
Razieh ist die religiöse und (gut-)gläubige Pflegehilfe, die mehr als Recht und Gesetz und Zorn ihres Mannes, Gottes Ungnade fürchtet … sie ist zwar zum Festhalten an Teilwahrheiten bereit aber nicht zum falschen Zeugnis-Ablegen vor Gott.
Hodjat ist der jähzornige Ehemann von Razieh, der von Armut und Ungerechtigkeit geplagt, voller Zweifel, Wut und Minderwertigkeitskomplexe schwer rational handeln kann.
Termeh, die Tochter von Nader und Simin, ist zwar noch ein Kind, aber sehr intelligent und aufgeweckt. Sie glaubt an die moralische Integrität ihrer Eltern und wünscht sich nichts anderes als eine intakte Familie. Die Trennung ihrer Eltern zwingt sie zu Entscheidungen, die sie schwer verkraften kann.

Der Vorwurf an dem Film, daß er unpolitisch oder nicht genügend systemkritisch sei, halte ich für absurd: Außer der deutlichen Kritik an den Verhältnissen im Iran, die die Auswanderung aus dem Land notwendig machen, und an einem Rechtssystem, das ehrbare Bürger zu Notlügen zwingt, gibt es auch einige "versteckte" Kritiken an dem Mullah-Regime, die für Nicht-Iraner wahrscheinlich unsichtbar bleiben:
1. Bei einer Szene sieht man nebenbei wie ein Techniker in dem Haus von Simins Mutter eine TV-Satelliten-Anlage in Betrieb nimmt. Besitz von Satelliten und Empfang von "feindlichen" Auslandssendern ist im Iran verboten! Jedoch in allen iranischen Haushalten (selbst in den abgelegenen Dörfern) gucken die Menschen per Satellit Nachrichten und Unterhaltungsprogrammen der persisch-sprachigen Sender aus den USA und England, denn die Iraner trauen den offiziellen staatlichen Berichten nicht.
2. Seit der Revolution lernen die Schüler im Iran, daß vor der (Zwangs)-Islamisierung des Landes vor ca. 1360 Jahren, im Sassanidenreich die Menschen unter einer strengen Klassengesellschaft gelitten haben und daher überglücklich waren als die Araber mit ihrer Religion die Perser aus dem ungerechten in Klassen konstruierten Gesellschaftsstruktur befreiten, denn im Islam sind angeblich alle Menschen gleich. Das gerade im Islam laut Quran Reichen und Armen, Männer und Frauen, Sklaven und Herren, Muslime und Nicht-Muslime eben nicht gleich sind, wird gerne totgeschwiegen. In "Nader und Simin" wird gezeigt, wie eine Schülerin im Warte-Gang vor dem Gerichtssaal ihre Hausaufgaben machen möchte und dabei aus dem Geschichtsbuch liest, wie ungerecht es in der Sassanidenzeit gewesen war, während im Gerichtssaal selbst die armen Angeklagten, weil sie eben arm und nicht redegewandt sind, keine faire Verteidigung erfahren und da sie keine Kaution hinterlegen können, ins Gefängnis landen!

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Überhaupt wird in diesem Film deutlicher als sonst in Farhadis Filmen, die schlimme Situation der sozial schwachen Menschen im Iran zum Thema gemacht: Ein Arbeiter, der nach zehn Jahren Arbeit ohne Vorwarnung entlassen wurde, vor Arbeitsgericht keine Gerechtigkeit erfahren habe, keine Miete und laufende Kosten zahlen konnte und von Gläubiger angeklagt und verhaftet wurde und sein Glauben an Gerechtigkeit und Menschlichkeit verloren hatte und voller Wut und Komplexe jetzt auf sein vermeintliches Recht pocht …

Eine Schlüsselszene im Film, die doch gegen alle diese tragischen Schicksale und die inhumane Politik ein positives Zeichen setzt: Nader, der selbst angeklagt ist und mit Haft bedroht wird, bittet den Richter um Erbarmen für die Gegenseite, als er sieht, daß Razieh weinend um die Haftverschonung für ihren Mann bettelt. Ein Akt der Barmherzigkeit, die sonst außerhalb vom Iran schwer vorstellbar ist.

Nicht nur das geniale Drehbuch und die kluge Inszenierung mit ruhiger Handkamera von Farhadi, auch und vor allem der unauffällige jedoch effektive Schnitt von Hayedeh Safiyari und die famosen Schauspieler sind besondere Erwähnung wert.

Farhadi gibt keine Antworten auf die gestellten Fragen und ergreift keine Partei in seinem Film, was die Zuschauer zum Nachdenken anregt und den Film zur bitteren aber gesunden Kost macht. Und gerade die dezente, brillante Schlußszene macht den Film für den Cineasten anbetungswürdig. (Ähnlich wie die Schlußszene in Michael Hanekes "Caché")

Fazit: spannendes Porträt einer Klassen-Gesellschaft voller Kontraste zerrissen zwischen Moderne und Religiosität, Armut und Wohlstand, Moral und Gesetz, Gerechtigkeitsverlangen und Unrechtsstaat, Unterdrückung und Freiheitsdrang, Männerstolz und Frauenpragmatismus, Jungend und Alter, Verantwortung und Eigensinn, Schuld und Tugend, Ehe und Scheidung. Der Gewinner des Goldenen Bären 2011 ist ein Gewinn für jeden Humanisten. Grandioses Kino: 10/10 Punkte

Edit: Korrektur! - Etwas was sowohl in meiner obigen Besprechung als auch in vielen Reviews und Kritiken im Internet falsch wiedergegeben wurde: Der Streit zwischen den beiden Familien findet nicht im Gericht vor einem Richter statt! Was Farhadi in einem Interview dazu sagt:
"...Man muss dazu bemerken, dass in meinem Film nur zu Anfang und am Ende eine Gerichtsszene steht, wenn die beiden vor dem Scheidungsrichter stehen. Die anderen Szenen, die Sie meinen, finden vor einem Polizei-Inspektor statt, das ist ein Beamter, der der Sache nachgeht und dann die Unterlagen weiterleitet an die zuständigen Behörden und Richter." Quelle: planet-interview.de

Leila Hatami Peyman Moadi 2011 Asghar Farhadi Sareh Bayat Iran


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Darbareh-ye Elly - Alles über Elly


Alles über Elly (Iran, 2009)

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Inhalt: Der in Deutschland lebende, frisch geschiedene Iraner Ahmad verbringt ein Wochenende mit einigen befreundeten Paaren (und deren Kindern) am Kaspischen Meer. Dabei hat Sepideh (eine Freundin von Ahmad) die Grundschullehrerin ihrer Tochter, Elly zu dem Wochenend-Ausflug eingeladen, um sie mit Ahmad zu verkuppeln. Die unverheiratete Elly ist jung, schön, seriös und anständig. Der Plan ist, daß Ahmad und Elly sich an diesem Wochenende kennen- und lieben lernen. Außer Elly, die unter den fremden Leuten sich etwas zurückhaltend benimmt, sind alle Anwesenden in Urlaubstimmung: lustig, lässig, locker. Selbst die schief gelaufene Landhaus-Reservierung kann die Stimmung nicht trüben. Sie weichen einfach auf ein heruntergekommenes, verschmutztes Appartement am Strand aus. Zwar ist Elly nicht uninteressiert, aber sie verhält sich doch etwas unsicher und möchte am nächsten Tag nach Teheran zurückfahren (angeblich ist ihre Mutter herzkrank). Sepideh läßt es nicht zu und versucht mit allen möglichen Überredungskünsten Elly das gesamte Wochenende bei sich zu behalten. Die Leute gehen sehr freundlich und liebevoll miteinander um, bis eins von den am Strand spielenden Kindern die Eltern alarmiert: Ein Kind ist im Meer verschwunden, nach dem es im Wasser schreiend Hilfe gesucht hatte. Von Elly fehlt auch jede Spur … ist Elly doch nach Teheran zurückgefahren? …

Nach dem es bekannt wurde, daß der Film "Alles über Elly" auf der Berlinale 2009 den Silbernen Bären gewonnen hatte, waren die Macher des Films allen voran der Regisseur Asghar Farhadi ziemlich verblüfft. Nicht daß sein Film den Preis nicht verdient hätte, (der ist sogar ein kleines Meisterwerk geworden), sondern der Film ist so typisch persisch, verbunden mit den iranischen Eigenarten, Denk- und Verhaltensweisen, konfrontierend mit Widersprüchen in der iranischen Kultur, daß es unvorstellbar scheint, daß der Film in seiner Komplexität und Vielschichtigkeit von den Europäern gänzlich verstanden wurde.
Beispiel: Als die Reisenden die Einheimischen nach den Alternativen für die Übernachtung fragen (Landhausmieten klappte nicht), lügt Sepideh sie an: sie behauptet, daß Ahmad und Elly frisch verheiratet sind, denn: 1. Die traditionsbewußten Bauern im Iran es anstößig finden, wenn ein junges unverheiratetes Pärchen ohne Anwesenheit der Eltern vom Mädchen miteinander flirten. 2. Einem frisch vermählten Paar auf der Hochzeitsreise hilft man eher bei der Problemlösung, als den normalen Paaren. Eine Notlüge, die wie die anderen Notlügen nicht ohne Konsequenzen bleibt.

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Auch wenn die Hauptpersonen in diesem Film aus der Mittelschicht stammen, erkennt man in feinen Nuancen die Grenzen zwischen arm und reich: Bei einer kurzen Einstellung sieht man es, wie befremdlich und geschmacklos ein einheimisches armes Bauernkind das ausgelassene Tanzen und Feiern der Männer aus Teheran findet. Auch Elly gehört eher zu der unteren Mittelschicht. Dies erkennt man an ihrer Aufmachung.
Hauptsächlich thematisiert aber der Film die Diskrepanz zwischen Herzlichkeit, Höflichkeit, Freundschaftlichkeit, respektvollem Umgang, Entgegenkommen bei den Kleinigkeiten, Humor und Gelassenheit der Iraner stammend aus der alten persischen Hochkultur einerseits und Mißtrauen, Egoismus, Verlogenheit, Feigheit, Argwohn und Verdruß verursacht durch die ökonomischen Nöten, politische Unterdrückung, misanthropische islamische Verbote/Gebote und nicht zuletzt die menschliche Natur andererseits.
Um diese Diskrepanz zu überdecken und die Rücksichtnahme auf die Würde der Anderen ("das Gesicht wahren") mit dem eigenen egoistischen Interessen zu vereinen, greift man zu Notlügen, die bekanntlich kurze Beine haben, und die Lage nur noch komplizierter machen. Das was für Nicht-Iraner schwer verständlich sein kann, sind diese übertriebene Höflichkeit und der vorsichtige Umgang mit der Ehre der Mitmenschen, aber auch die Feigheit vor der Verantwortung und die Unfähigkeit zur Sühne.
Beide diese Verhaltensmuster werden den Europäern maßlos vorkommen. Daß dieselben hochkultivierten, sympathischen Menschen nach einem Unfall die Fassung verlieren und nichts wissen was als nächstes getan werden muß, gar sich ungebührlich benehmen, hat meiner Meinung nach nichts mit Heuchelei bzw. Entlarvung vom dekadenten bourgeoisen Mittelstand zu tun, sondern mit der gespaltenen Seele der Iraner an sich. Denn alle diese Gefühle werden nicht vorgespielt, sondern glaubhaft gelebt. Das ist natürlich auch Verdienst von den hervorragenden Schauspielern, die allesamt phänomenal ihre Figuren verkörpern. Erwähnenswert sind dabei:
Taraneh Alidousti, die bei " Fireworks Wednesday" die naive Putzfrau darstellte und hier die verunsicherte, zwielichtige, scheue und doch stolze Elly spielt; Die bildhübsche Golshifteh Farahani (iranische Schauspielerin und Pianistin), die ziemlich famos die Rolle der zuerst mutigen und dann kleinmütigen Sepideh spielt und mittlerweile eine internationale Karriere vor sich hat (u.a. spielte sie an der Seite von Leonardo DiCaprio in "Der Mann, der niemals lebte" Fotos: hier); Peyman Moadi, der zuerst den lustig fröhlichen und dann den schäbigen Peyman mimt und in "Nader und Simin – Eine Trennung" sogar die Hauptrolle übernahm und nicht zuletzt Mani Haghighi (studierte Theaterwissenschaft und Philosophie in Kanada und ist selbst Theaterregisseur und Filmemacher), der zuerst den nörglerischen und dann den zornigen Ehemann von Sepideh spielt.

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Bemerkenswert ist auch die Rolle der Frauen innerhalb der Mittel-/Oberschicht im Iran. Gegen die allgemeine Meinung in Europa, daß alle Frauen im Iran rechtlose Sklavinnen seien, die ihren Männern ausgeliefert sind, zeichnet Asghar Farhadi ein realistisches Bild der selbstbewußten, gebildeten, berufstätigen Ehefrauen, die im Streit ihre Meinung standhaft vertreten. In "Alles über Elly" sieht man an Hand der Figur von Sepideh, daß die Initiative für und die Organisation von Unternehmungen und das Treffen der wichtigen Entscheidungen von den Frauen übernommen werden. Natürlich wenn etwas schief läuft, dann werden sie fürs Scheitern verantwortlich gemacht. Die Frauen im Iran sind keinesfalls das willenlose unterdrückte Geschlecht, politisch und sozial werden in der Diktatur alle Menschen unterdrückt, unabhängig von ihrem Geschlecht. Da aber selbst die Journalisten und Intellektuelle im Westen gerne an ihre Vorurteile festhalten, wollen sie in jedem iranischen Film, in dem die Frauen eine Rolle spielen, irgendwie die Unterjochung der Frauen interpretiert wissen. Was dem Regisseur Farhadi ziemlich auf den Senkel geht (lese das Kurzinterview).

Fazit: Was als fröhlicher Wohlfühl-Film beginnt, entwickelt sich zu einem hoch spannenden, intelligenten Seelenstriptease der iranischer Mittelklasse; Die Kunst dabei: der Plot, die Schauspieler und die krimihafte Inszenierung sind so genial, daß selbst der wenig an der iranischen Lebensart interessierte Zuschauer gefesselt die Erzählung bis zum Ende verfolgt, auch wenn er nicht jede Motivation hinter jeder Aktion begreift. Note: 8,5/10 Punkte

PS: 1. Farhadi dreht seine Filme mit der relativ ruhig gehaltenen Handkamera. Es ist ratsam, daß in allen Filmhochschulen der Welt seine Filme in den Vorlesungen gezeigt werden, damit die angehenden Regisseure kapieren, daß man für eine authentische Erzählung keinen alkoholisierten epileptischen Kameramann benötigt. Wie heftig und wann eine Handkamera wackelt, sollte gut überlegt und mit gesundem Verstand entschieden werden. 2. Die Ingeniosität des Drehbuchautors von "Alles über Elly" kann erst bei der 2.Sichtung des Filmes gänzlich bemerkt werden, denn die Doppeldeutigkeit vieler Dialoge und Gesten erst in Nachhinein einem klar wird.

Peyman Moadi 2009 Taraneh Alidousti Golshifteh Farahani Iran Asghar Farhadi Mani Haghighi


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Chaharshanbe-soori - Mittwochsfeuer


Mittwochsfeuer (Iran, 2006)

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Inhalt: Am Vorabend des letzten Mittwochs des Jahres (nach persischem Kalender), an dem Mittwochsfeuerfest gefeiert wird, kurz vor Frühlingsbeginn, widmen sich die Menschen im Iran dem Frühjahrputz. Zu diesem Zweck engagiert Morteza, ein Mann aus der oberen Mittelschicht, eine junge, hilfsbereite, aus armen Verhältnissen stammende Putzfrau namens Rouhi (Taraneh Alidousti). Rouhi ist ein lebensfrohes jedoch naives Mädchen um die 20 Jahre, das in Kürze seinen Verlobten heiraten will. Als Rouhi am Arbeitsplatz erscheint, entdeckt sie sofort, daß in dieser unaufgeräumten Wohnung keine intakte Familie lebt. Mortezas Ehefrau, Mojdeh leidet unter akuter Eifersucht. Sie beschäftigt sich nur noch mit dem Gedanken, ob ihr Ehemann sie mit der Nachbarin (eine geschiedene Friseurin) betrügt. Dabei vernachläßigt sie sogar den gemeinsamen Sohn und ist während des ganzen Tages hysterisch. Ihre Eifersucht weist nahezu krankhafte Züge auf: sie instrumentalisiert Rouhi um den beiden angeblichen Ehebrechern auf die Schliche zu kommen …

"Mittwochsfeuer" ist der dritte Spielfilm des iranischen Regisseurs und Drehbuchautors Asghar Farhadi. Während im "Westen" meist ein pauschalisiertes, simplifiziertes Bild vom Iran vorherrscht, zeichnet Farhadi in seinen Filmen mit einer differenzierten Sicht ein höchst komplexes, in seiner Dissonanz verstörendes und doch spannendes Bildnis der iranischen Gesellschaft auf.

In "Mittwochsfeuer" kämpfen vier Personen ums individuelle Glück oder was sie subjektiv dafür halten. Da ist eine Friseuse, die seit einem Jahr geschieden ist und in ihrer Wohnung die Kunden empfängt. ("Schwarzarbeit", die im Iran nicht geahndet wird, solange sich niemand beschwert). Sie möchte ihre neu gewonnene finanzielle und private Unabhängigkeit bewahren. Dann ist der Ehemann, der sich zwischen seinen Pflichten als Vater, Ehemann und Geschäftsführer einer Media-Produktionsfirma eingeengt fühlt und sich nach Freiheit oder zumindest einer stressfreien Nische im Leben sehnt. Die Ehefrau dagegen ist absolut auf Sicherheit bedacht. Die Angst, daß ihr Mann sie nicht mehr liebt und trotz seinen Treueschwuren fremdgeht, hat sie psychisch krank gemacht. Ihr Mann schreit sie mal bei einem Streit an: "Du bist nicht mehr normal, du musst zu einem Psychiater gehen!".

Die Hauptrolle in diesem Drama spielt jedoch die Putzfrau Rouhi, die zwischen allen Stühlen sitzt. Sie ist in ihrer der Jugend (und Armut?) geschuldeten Naivität, der Überzeugung, daß man alle diese Wünsche nach Unabhängigkeit, Freiheit und Sicherheit im Einklang bringen kann, nämlich wenn man wirklich liebt. Sie versucht zwischen den Streitenden zu schlichten, denn sie glaubt an die Unkompliziertheit und Wahrhaftigkeit der Liebe und dem zufolge, daß alle eheliche Konflikte auf Missverständnisse basieren, bei deren Beseitigung sie sich bemüht.
Da es sich aber bei diesem Film nicht um eine Komödie aus Hollywood, sondern um eine Tragödie aus dem Iran handelt, ist nicht Rouhi diejenige, die nach diesem Arbeitstag das Eheleben ihrer Arbeitsgeber rettet, sondern sie ist am Ende die Frau, die eine gehörige Portion reifer und erwachsener, nicht mehr ganz unbekümmert in die Dunkelheit der Nacht entlassen wird.

Es gibt einen weiteren sozialkritischen Aspekt, der hier wie auch sonst in den Filmen von Farhadi angerissen wird: Die Ausnutzung der Armen durch die Reichen. Obwohl Rouhi nur als Putzfrau eingestellt wurde, wird sie rücksichtlos von der Bourgeoisie in ihren Plänen und Intrigen hineingezogen und instrumentalisiert.

Für die Kenner der iranischen Gesellschaft ist auch eine grenzwertige (im Sinne der Zensur) Kritik an den unsinnigen religiösen Vorschriften im Iran wahrnehmbar: Vor der Revolution trugen die meisten Frauen (zumindest in Teheran) keinen Hidschab (oder Hijab: islamisch vorgeschriebene Körperbedeckung für Frauen). Nach der Revolution wurde Hidschab den Frauen aufgezwungen und gesetzlich angeordnet. Seit dem gibt es grob unterteilt drei Arten wie die Frauen im Iran mit der Bedeckung umgehen: 1. Junge Frauen aus der Mittel- und Oberschicht, die Männerbekanntschaft machen möchten: die tragen das Kopftuch max. bis zur Kopfmitte, so daß ihre gesamten Haare gegen islamischen Vorschriften beinahe unbedeckt bleiben, dazu sind sie extrem geschminkt und gestylt. (so sind sie ja fast erotischer als halbnackte Mädchen in Europa) 2. Normale Frauen, die das Kopftuch bis zum vorderen Kopfbereich tragen, wo man zwar die Haare gut sehen kann aber sie sind nicht auffällig und provozierend. 3. Die Frauen, die Tschador (langes schwarzes Tuch zur Ganzkörperbedeckung) tragen und je nachdem zeigen sie höchstens das Gesicht bis zu der Nase oder bis unter den Lippen und somit entsprechen sie 100%ig den islamischen Vorschriften! Aber mittlerweile in Teheran tragen nur noch Prostituierte solche Tschadors, damit sie unbehelligt und "vermummt" ihre "Arbeit" nachgehen können! Also islamsicher Hidschab als Arbeitskleidung für die Huren und nicht Beachtung der islamischen Vorschriften für die "anständigen" Frauen! Im Film "Mittwochsfeuer" trägt die Ehefrau Mojdeh bei der heimlichen Verfolgung ihres vermeintlich untreuen Mannes Tschador, damit sie von ihrem Mann unerkannt bleibt. Als der Mann sie dennoch entdeckt, schlägt er sie im Reflex. Nicht nur weil die Eifersucht der Ehefrau ihm unerträglich wurde, er sagt sinngemäß im Film: "Sie ist selbst schuld, daß ich sie geschlagen habe, schlimm genug, daß sie mich mit ihrem Mißtrauen um den Verstand bringt, sie trägt auch noch einen Tschador wie eine Hure!".

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Trotz der hervorragenden Schauspieler und der einwandfreien cleveren Regie (die Frage nach der Treue des Ehemannes bzw. dem Wahnsinn der Ehefrau wird wie ein Krimi inszeniert) sieht man dem Film das geringe Budget leider an.

Fazit: kleine spannende Filmperle, die das universale Thema nämlich die Unvollkommenheit des Menschen und dadurch sein Scheitern in der Institution Ehe genauso raffiniert behandelt wie das spezifische Thema, das Verhältnis zwischen Mann und Frau sowie zwischen arm und reich im Iran. Für die aufgeschlossenen, interessierten Zuschauer sehr empfehlenswert: 8/10 Punkte

PS: "Taraneh Alidousti's einziger Bruder Pouyan starb im März 2005 im Alter von 16 Jahren beim jährlichen persischen Feuerfestival Chaharshanbe Suri (Fireworks Wednesday) an den Folgen einer Explosion; ironischerweise arbeitete sie zu der Zeit gerade an den Film Fireworks Wednesday, der vor dem Hintergrund eben dieses Festivals spielt." Quelle Wikipedia

Asghar Farhadi Iran 2006 Taraneh Alidousti


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Jûsan-nin no shikaku - 13 Assassins (2010)


13 Assassins (Japan, 2010)

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Inhalt: Japan, 100 Jahre vor dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Magasaki: der unter Immunität stehende, sadistisch veranlagte Halbbruder des Shogun (Großherzog; 2.Mann nach dem Kaiser), Lord Naritsugu foltert, vergewaltigt und tötet seine Untertanen aus purem Vergnügen. Als bekannt wird, daß er eine Stimme im Rat erhält, bleibt Sir Doi, der alte und kluge Berater des Shoguns, nichts anderes übrig als ein Attentat auf den Lord zu organisieren. Dafür beauftragt er den ehrenwerten Samurai Shinzaemon (Kôji Yakusho), der mit weiteren ausgesuchten, mutigen Samurais den von einer 200 Mann starken Leibgarde beschützten Lord töten soll. Unterwegs zur Schlacht begegnet Shinzaemon einen tapferen, ausgeflippten Landstreicher (Yûsuke Iseya), der gerne mitkämpfen möchte. Somit sind sie insgesamt 13 Assassins, die eine unmögliche Mission zu erfüllen haben…

In diesem klassischen Samurai-Film (Remake von 13 Assassins-1963) nimmt Regisseur Takashi Miike (Audition; Ichi the Killer) sich genügend Zeit für die Vorstellung der Charaktere. Die erste Hälfte wurde kammerspielartig in finsteren Gemäuern gefilmt, hier werden die Zuschauer emotional auf die Schlacht in der zweiten Hälfte des Films vorbereitet. Die Schlacht ist auch ziemlich aufwendig in düsteren Bildern (Rauch, Schlamm, Schmutz, Blut) in Szene gesetzt. Das Ganze erinnert sehr stark an "Die Sieben Samurai", wobei wer hier von Takashi Miike eine spektakuläre, übermäßig blutige Version erwartet, wird ein bißchen enttäuscht. Zwar gibt es auch hier einige schockierende harte Bilder zu sehen, aber die Inszenierung ist insgesamt untypisch für Takashi Miike relativ moderat ausgefallen. Ich hätte bei einigen Szenen ("brennender Körper") effektvollere Umsetzung mir gewünscht. Die Schauspieler sind allesamt überzeugend und vor allem Kôji Yakusho kann durch sein ruhiges, lässiges Exterieur einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Im Vergleich zu "Die Sieben Samurai" bleiben jedoch die charismatischen Erscheinungen der Ausnahme-Leinwandlegenden wie Seiji Miyaguchi, Takashi Shimura, Toshirō Mifune unerreichbar.

Fazit: Mit der Neuinterpretation von 13 Assassins aus dem Jahr 1963 ist Takashi Miike nicht nur eine Huldigung an das Akira Kurosawas Meisterwerk "Die Sieben Samurai" gelungen, sondern eine Parabel über die Macht sowie über das Verhältnis zwischen der Verantwortung der Mächtigen und der Treue der Untergebenen und nebenbei eine wunderbare Hommage an Samurais Weltanschauung: ehrenhaft leben, ehrenhaft kämpfen, ehrenhaft sterben! 8,5/10 Punkte

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PS: die CGI-Fans: In dem Film sieht man einen ziemlich lustigen CGI-Effekt: flambierte Ochsen!

2010 Japan Takashi Miike Samurai


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Incendies - Die Frau die singt


Incendies - Die Frau die singt (Kanada/Frankreich, 2010)

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Inhalt: Nach dem Tod Ihrer aus Nah-Osten-stammenden Mutter Nawal (Lubna Azabal) erfahren die Geschwister Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon (Maxim Gaudette) bei dem befreundeten Notar Jean Lebel, bei dem Nawal gearbeitet hatte, daß ihr Vater noch lebt und sie noch einen Bruder haben. Nawals letzter Wille ist, daß die Geschwister ihren Vater und ihren Bruder ausfindig machen, um ihnen jeweils einen Abschiedsbrief von Nawal zu übergeben. Während Simon gar nichts unternehmen möchte, will Jeane unbedingt nach Nah Osten reisen, damit sie den Vater kennenlernt und den Mutters letzten Wille erfüllt … In dem Herkunftsland ihrer Mutter angekommen, wird sie mit der traurigen Vergangenheit ihrer Mutter und mit dem Grauen des zwei Jahrzehnt zurückliegenden Bürgerkrieges konfrontiert …

In dem Antikriegsdrama "Incendies" werden am Beispiel eines Frauenschicksals die langfristigen Auswirkungen eines menschenverachtenden Krieges aufgezeigt. Auch wenn kein konkretes Land genannt wird, man weiß um welches Land und um welchen Krieg es hier geht: Es geht um den Bürgerkrieg in Libanon von 1975 bis 1990. Dabei haben u.a. christliche Milizeinheiten Muslims massakriert. Nawal stammte aus einem christlichen Dorf in Südlibanon, verliebte sich verbotenerweise in einen Muslim. Und ab da fängt ihr erbarmungsloses Schicksal an. Der Film zeigt ziemlich glaubhaft den dummen Hass zwischen den bewaffneten Volksgruppen und wie daraus ein unerbittlicher Bürgerkrieg entstehen kann. Die Schauspieler, allen voran die beiden Schauspielerinnen Lubna Azabal und Mélissa Désormeaux-Poulin imponieren mit ihrem leisen Spiel. Rémy Girard, den ich noch in "7 Days" kritisiert habe, konnte hier mich in der Nebenrolle als Notar überzeugen. Auch wenn der Oscar-nominierte Film sowohl von den Kritikern als auch vom Publikum überall hochgelobt wurde, halte ich ihn für kein Meisterwerk.

Zum Einen versucht der Regisseur Denis Villeneuve das Friedvolle, die Stille und die Schönheit der öden Landschaft als Kontrast zum grauenhaft lauten Krieg zu setzen, um die Wirkung der Schreie der Gefolterten und des Sounds der Sturmgewehre zu verstärken, die das Leid der Opfer dem Zuschauer spürbar machen. Dies gelingt dem Regisseur nur bedingt. Wenn ich an die Filme von z.B. iranischen Regisseuren (Abbas Kiarostami, Bahman Ghobadi, Majid Majidi …) denke, in denen die Landschaftsbilder höchst poetisch, paradiesisch und harmonisch anmuten, dann weiß ich was in "Incendies" suboptimal inszeniert wurde: Denis Villeneuve verpasst es, mit langer Einstellungen die Schönheit des Landes Libanon geziemend zu illustrieren. Statt minutenlangen Aufnahmen von Landstraßen und von kargen Landstrichen mit Sonnenuntergang (zum Beispiel aus dem Busfenster gefilmt) oder auch von den traurigen aber würdevollen Gesichtern der einfachen Bürger, zeigt "Incendies" nur in kürzen Einstellungen (unter einer Minute) ein paar Mal die Land/Dorf-Straßen. Das ist zu wenig für so einen Film. Im Zuschauer baut sich kein echtes positives Gefühl zum Land auf, sondern nur zu den Hauptcharakteren. Das Land wird relativ vereinfacht und klischeehaft dargestellt: korrupt, gewaltfördernd in seinem Kultur, arm, bedingt gastfreundlich.

Zum Anderen ist das Ende des Filmes arg konstruiert. Diese Konstruktion soll die Tragik der Geschichte unterstreichen, läßt aber die Zuschauer statt traurig oder wütend eher fragend und verwirrt zurück. Was in dem satirischen, brutalen, in seiner Überdrehtheit schockierenden Film "A Serbian Film" auf Ablehnung der meisten Kritiker und Zuschauer stößt, wird erstaunlicherweise hier von keinem Kritiker bemängelt, denn hier werden keine präzise Bilder gezeigt. Beide Filme behandeln die Folgen eines Bürgerkrieges auf die Menschen. Der eine ist ein grotesker Horrorfilm, der sich mit der Manipulierbarkeit und der Verfügbarkeit der Menschen beschäftigt, die zu Bestien werden, der andere ist ein tragisches Drama, das die Gnade und die Vergebung als einzige Ausstiegsmöglichkeit aus dem Teufelskreis des Hasses offenbart. Beide Filme sind trotz ihrer Schwächen und Unzulänglichkeiten in Ihrer Relevanz nicht zu ignorieren.

Fazit: tragisches Antikriegsdrama, das zwar die Zuschauer zutiefst bewegt jedoch in seiner Inszenierung nicht vollends überzeugt. Die christliche Botschaft von Liebe und Vergebung wurde selten so wahrhaftig, ehrlich und eindringlich vermittelt. Ein Film, der Mut macht, in einer trostlosen Welt. 7,5/10 Punkte

PS: Bitte keine Trailer oder andere Werbesendungen zum Film anschauen, denn nach den Spoilern in diesen Sendungen, der Film nicht mehr so bewegend wirkt!

Denis Villeneuve 2010 Antikriegsdrama Kanada Frankreich


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Secuestrados - Kidnapped


Kidnapped (Spanien/Frankreich 2010)

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Inhalt: Jaime und Marta ziehen mit ihrer 16 jährigen Tochter Isa in ein neues, luxuriöses Haus ein. Die Eltern wollen bei dem Abendessen den Einzug mit Champagner begießen, aber die Tochter möchte zu einer Teen-Party. Nachdem die Möbelpacker ihre Arbeit erledigt haben, streitet sich Isa mit ihrer Mutter und sie wiederrum mit ihrem Mann über die Erziehung der Tochter, bis der Streit abrupt durch drei Einbrecher beendet wird. Die brutalen Geiselnehmer terrorisieren die Familie gnadenlos …

Das Subgenre Torture Porn hat sich in den letzten 20 Jahren im Bereich Horror etabliert. Hierbei geht es um die Übertragung des seelischen Schmerzes auf die Zuschauer infolge eines dargestellten physischen Schmerzes (Präsentation der Verletzung). Man kann den Zuschauern eines Torture Porns, sadistische oder masochistische Gelüste vorwerfen, Fakt bleibt, daß viele Menschen dieses intensive Seherlebnis, das ihre Aufmerksamkeit voll beansprucht und ihr Herz höher schlagen läßt, nicht widerstehen können. Vielleicht ist es auch einfacher, sich an dem Leid der anderen Menschen teilhaben lassen, als an dem Glück! Denn hierbei die Gefühle wie Neid und Eifersucht nicht hinderlich wirken. Vielleicht ist auch Angst ein ansteckendes Gefühl, das den Menschen bei der Arterhaltung mehr Dienste erwiesen hat als Freude. Umgekehrt in der realen Welt ist auch die Bereitschaft der Menschen bei dem Überlebenskampf hilfesuchend ihr Leid mit den anderen zu teilen höher als ihr Glück im Normalfall. Das ist wahrscheinlich nicht alles angeboren, sondern vieles kulturell und sozial bedingt anerzogen. Im Bezug auf die Filmwelt könnte man den Schluß ziehen, daß das Publikum mit einem Torture Porn schneller und einfacher zu beeindrucken wäre als mit einer Liebeskomödie.

Daß es nicht so einfach funktioniert, merkt man bei den mißlungenen Genre-Vertretern wie „Mother's Day". Denn vor allem bei einem Torture Porn ist die Glaubwürdigkeit der Handlung extrem wichtig, damit die Identifikation des Zuschauers mit dem Opfer oder dem Täter auf der Leinwand gelingen kann. Diese Glaubwürdigkeit setzt handwerkliches Können der Filmemacher (Schnitt, Ton, Erzähltempo, Kamera,…) voraus. Bei einer Liebeskomödie fallen Schnittfehler i.d.R. kaum auf, bei einem Horrorfilm aber sofort! (Denn die Zuschauer hier aufgeregter/aufmerksamer sind und solche Störungen weniger verzeihen!).

Es gibt auch viele Autorenfilmer, die die Elemente von Torture Porn in ihren Meisterwerken einbauen, um die Wirkung des Geschehens und somit die Eindringlichkeit ihrer Botschaft zu intensivieren. Beispiele: "Die 120 Tage von Sodom", "Antichrist", "A Serbian Film" oder "Funny Games".
Das darf aber nicht die Funktionalität von Torture Porn in Frage stellen! Die Aufgabe eines Torture Porns , in seiner "reinen" Form, ist nicht sich mit einem relevanten Thema auseinanderzusetzen, sondern nur zu schocken! Daher auch einem Terrorfilm wie "Kidnapped" vorzuwerfen, daß er anspruchslos oder gar minderwertig sei, weil er bloß auf Gewaltdarstellung setzt und die Hitergründe der menschlichen Beziehungen nicht aufleuchtet oder die Charaktere nicht präzise analysiert, halte ich für genauso absurd, wie das Rügen eines Pornofilmes nur weil die Akteure vor dem Sex nicht kirchlich heiraten! Entweder man lehnt die Filme mit Gewalt prinzipiell ab, oder man macht sich bewußt, daß sowohl ein Film wie "Kidnapped" als auch ein Film wie "Funny Games" 100%ig gelungen sind, jeweils in ihrer eigenen Anspruchswelt!

Zum Film: Dem Regisseur Miguel Ángel Vivas ist mit seinem zweiten Spielfilm "Kidnapped" ein sehr effektiver und eindrucksvoller Terrorfilm gelungen. Der Film revolutioniert das Genre Terrorfilm genauso wenig, wie jeder Pornofilm, die Porno-Welt, aber er kann seine Schock-Wirkung voll entfalten. Es ist nicht zu übersehen, daß der Regisseur viele Genre-Highlights als Vorbilder genommen hat, er schafft aber gekonnt aus diesen Vorbildern, gewürzt mit einigen technischen Raffinessen (geile Splitscreen-Zusammenfügung), so zu zitieren, daß selbst die Genre-Kenner sich keine Sekunde langweilen. Vivas wurde zu Recht beim Austin Fantastic Fest als bester Regisseur ausgezeichnet.

Vivas drehte den Streifen innerhalb von zwölf Tagen und Nächten mit genauso vielen Szenen. Jede Szene kommt angeblich ohne Schnitt aus, was dem Zuschauer den Eindruck vermittelt dem Geschehen in Realzeit beizuwohnen. Die fundierte Kameraführung (immer nah an den und schnell reagierend auf die Bewegungen der Akteure) trägt zur Effizient des Horrors bei.

Die Schauspieler sind keinesfalls so gefordert oder überragend wie die Schauspieler in "Funny Games", aber sie machen ihre Arbeit mehr als solide. Man könnte es zwar bemängeln, daß die Tochter nicht immer logisch handelt oder mit ihrem Geschrei an den Nerven sägt, ich halte dies jedoch nicht für einen Kritikpunkt, denn in so einer Extremsituation, wenn es ums nackte Überleben geht, erwarte ich von einem 16 jährigen Teen-Mädchen nicht, ständig abgeklärt und logisch zu agieren. Authentisch heißt hier verständlich, nachvollziehbar und realitätsnah und nicht logisch oder vernünftig!
Obwohl das Ende des Films besonders hart den Zuschauer in die Magengrube schlägt und das Drehbuch sehr stimmig ist, gibt es von mir wegen mangelnder Innovation in der Story einen Punktabzug. Es ist zu hoffen, daß Vivas nach diesem Erfolg nicht wie sein Kollege Alexandre Aja (nach dem High Tension) von Film zu Film abbaut, sondern sein hohes Horror-Niveau beibehält.

Fazit: Perfekter Terrorfilm mit dichter Atmosphäre und maximaler Schockwirkung. Die Mischung aus "Funny Games (1997)", "Irreversibel (2002)" und "The Collector (2009)" hat genug ei­gen­e Einfälle um bei den Horrorfans zu einem Kultfilm zu avancieren. 9/10 Punkte

Frankreich Spanien Miguel Ángel Vivas 2010


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L'Avion - Das Zauberflugzeug


Das Zauberflugzeug (Frankreich 2005)

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Inhalt: Charly (Roméo Botzaris) ist acht Jahre alt und wünscht sich zum Weihnachten ein neues Fahrrad. Sein Vater Pierre (Vincent Lindon), ein Flugzeugingenieur bei den Streitkräften, schenkt ihm aber ein selbstgebautes Modelflugzeug. Da Charly mit dem Modelflugzeug nichts anfangen kann, ist er sehr enttäuscht und bedankt sich nicht bei dem Vater. Der Vater verspricht Charly zu seinem Geburtstag ein neues Fahrrad zu schenken, es kommt aber nicht dazu, denn Pierre kommt bei einem Unfall ums Leben. Der kleine Charly bereut seine Undankbarkeit. Da er nicht richtig trauern kann, verdrängt er die Realität und sehnt sich nach einem Zeichen vom Vater … Über Nacht entwickelt das Flugzeug magische Kräfte, es kann in Gegenwart von Charly fliegen. Zuerst glaubt aber seine überforderte Mutter (Isabelle Carré) dem Jungen nicht …

Regisseur Cédric Kahn realisiert mit „das Zauberflugzeug" einen märchenhaft poetischen Kinderfilm, der das Herz von Erwachsenen nicht unberührt läßt. In dem Film werden Themen wie Freundschaft, Liebe, Tod und Trauer behutsam und kindergerecht behandelt. Die Geschichte wurde trotz den geringen Produktionskosten eindrucksvoll inszeniert. Den Erwachsenen fallen wahrscheinlich wenige überflüssige, repetitive Stellen im Film auf, sie stören aber nicht sonderlich den positiven Gesamteindruck.

Die beiden bekannten französischen Leinwandstars, Vincent Lindon und Isabelle Carré spielen wie immer sehr souverän, einen bleibenden Eindruck hinterläßt jedoch der kleine Romeo Botzaris. Er Spielt den trauernden Charly sehr sensibel und gewinnt durch sein scheues Lächeln und seine unauffällige Art die Zuneigung der Zuschauer.

Fazit: Gefühlvolles, modernes Kindermärchen, das sehr zart die Themen Tod, Trauer und Abschied in einem fantasievollen Film behandelt. Auch wenn das erwachsene Publikum einige Längen im Film wahrnehmen kann, dem hilft der einfühlsame Film ebenfalls bei dem Umgang mit den verdrängten aber unausweichlichen Tatsachen. Ein Film für Klein und Groß: für die "Großen": 6/10 Punkte, für die "Kleinen" (zwischen 8 und 14 Jahren): 8,5/10 Punkte

Frankreich Vincent Lindon 2005 Cédric Kahn Roméo Botzaris Isabelle Carré


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Quatre étoiles - Manche Mögen’s Reich


Manche Mögen's Reich (Frankreich 2006)

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Inhalt: Die Lehrerin Franssou (Isabelle Carré) erbt unerwartet von ihrer Großtante 50,000€. Zwar nicht genug Geld um damit ein völlig neues Leben anzufangen aber Geld genug, um aus ihrem langweiligen Leben für ein paar Wochen auszubrechen, und zwar nach Südfrankreich an die Côte d'Azur. Sie residiert im Luxushotel Carlton in Cannes, wo sie den charmanten Stéphane (José Garcia) kennenlernt, der sich als der Manager von Elton John ausgibt. In Wahrheit ist er aber ein exzentrischer Hochstapler, der der örtlichen Mafia 30,000€ Spielgeld schuldet. Fasziniert von seinem fraudulenten Einfallsreichtum und seiner Dreistigkeit will Franssou ihm das nötige Geld leihen, vorausgesetzt er akzeptiert zwei Bedingungen: 1.Sie bleibt die nächsten Wochen bei ihm, bis er seine Schulden zurückzahlt 2.Er zahlt das Doppelte, 60,000€ zurück …

"Wer kann, der Cannes". Mit dem Spruch auf dem DVD-Cover macht der deutsche Filmverleih Lust auf den Film. Dementsprechend habe ich eine beschwingte, in pittoresken, sonnigen südfrankreich-typischen Landschaftsbildern eingebettete Komödie-Romanze erwartet. Stattdessen bekam ich eine mißlungene Boulevard-Komödie zu sehen. Unter den DVD-Extras, im Drehtagebuch wird auch dokumentiert, woran dieser Film gescheitert ist: 1. An dem nicht ausgereiften, konfusen Drehbuch 2. An dem geringen Budget 3. An einem lustlosen, depressiven, überforderten Regisseur, der gelangweilt nur rumsteht und den Film schon beim Dreh aufgegeben hat!

Erwähnenswert bleiben die französischen Stars Isabelle Carré, José Garcia, Francois Cluzet, die allesamt vergeblich bemüht sind, den Film zu retten. Sie sind beim Dreh ziemlich gestresst, denn sie haben für jede Einstellung nur einen Versuch zur Verfügung. Kaum eine Szene wird wiederholt. Wahrscheinlich merkten die Stars auch, daß das Drehbuch absoluter Dünnschiss ist, und versuchten durch Improvisationen das Ganze ein Stück erträglicher zu machen, z.B. Garcia gibt unerwartet einen Klaps auf den Carrés Po, oder Isabelle Carré zieht völlig widersinnig mitten in einer Szene ihr Höschen aus. Auch wenn François Cluzet durch sein typisches Spiel den unsicheren, stotternden Dussel überzeugend mimt, fragt man sich was eine Schauspielgröße wie er in so einem Film verloren hat.
Immerhin waren die beiden französischen Stars Isabelle Carré und José Garcia selten so attraktiv wie in diesem Film. (die schöne Carré stets lächelnd in sexy Kleidern und Garcia grob machohaft und zugeleich gehetzt knuddelig wie viele Frauen es mögen).

Fazit: Eine platte Boulevardkomödie basierend auf einem miesen Drehbuch, dazu hölzern inszeniert. Wenigstens die französischen Stars liefern solide Leistungen und für die Fans von Isabelle Carré und José Garcia ist der Film nicht die totale Zeitverschwendung, denn die beiden präsentieren sich hier betonnt verführerisch und sexy: 3/10 Punkte

Frankreich José Garcia 2006 Isabelle Carré François Cluzet


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Le renard et l'enfant - Der Fuchs und das Mädchen


Der Fuchs und das Mädchen (Frankreich 2007)

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Inhalt: Ein 10 jähriges Mädchen begegnet auf dem Schulweg durch den Wald einen Fuchs. Es beschließt den Fuchs wieder zu finden, um ihn zu zähmen …

Ich war von der Schönheit und der Schauspielkunst von Isabelle Carré so begeistert, daß ich vor etwa zwei Jahren mir vornahm, die besten Filme mit ihr zu sehen. "Der Fuchs und das Mädchen" hatte sehr gute Kritiken und Bewertungen. Als ich den Film vor mir hatte, glaubte ich, daß es sich dabei um einen Kinderfilm handelt. Da ich Kinderfilme hasse, verstaubte der Film bei mir ca. ein Jahr lang, bis ich vor etwa zwei Monaten mich dazu zwang, den Film mir doch anzusehen.

Die hübsche Isabelle Carré (meiner Meinung nach viel schöner als N.Kidman) spielt hier nur eine Nebenrolle von etwa 3 Minuten. Das schmälert aber nicht die Freude an dem Film. Denn was hier gezeigt wird ist viel mehr als ein "Kinderfilm". Vielmehr ist er eine höchst ästhetische, kontemplative Bilderflut, die alle Zuschauer zwischen 8 und 98 Jahren bezaubert. Zugegeben ist die Geschichte etwas zu dünn geraten, aber selbst die erwachsenen Zuschauer langweilen sich dank den betörenden Bildern keine einzige Sekunde. Ich finde selbst die erklärten Filmhasser dürfen sich dieses einmalige visuelle Erlebnis nicht entgehen lassen.
Übrigens wenn es einen Preis für die tierischen Darsteller bzw. ihre Trainer gäbe, dann sollten alle in "Der Fuchs und das Mädchen" beteiligten Tiere bzw. ihre Trainer den Preis erhalten haben.

Fazit: Von wegen ein Kinderfilm! Einer der schönsten Natur-Abenteuer-Filmen aller Zeiten, in dem eine kluge Geschichte in den grandios aufgenommen Naturlandschaften eingebettet ist. Ein Film, der gleichzeitig eine Wohltat fürs Auge, fürs Ohr und nicht zuletzt für das Herz und den Verstand ist! Unbedingt ansehen! 9,5/10 Punkte

PS: Bitte auf möglichst großer Leinwand mit guter Sound-Anlage genießen!

Frankreich Isabelle Carré 2007 Luc Jacquet Bertille Noël-Bruneau


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Dans ma peau - In My Skin


In My Skin (Frankreich 2002)

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Inhalt: Esther, eine Karrierefrau um 30 verletzt sich unbemerkt auf einer Party. Erst Stunden später merkt sie die Fleischwunde an ihrem Bein, worauf sie einen Arzt aufsucht. Verwundert über ihre mangelnde Schmerzempfindlichkeit fummelt sie an den Verletzungen herum. Die anfänglichen Spielereien um die Wunde, die deren Verheilung verhindern, schaffen Esther ein neues Bewusstsein zu ihrem Körper. Sie entdeckt eine Art sexueller Lust an Selbstverstümmelung. Sie findet ihre eigene Haut, ihr eigenes Fleisch und ihr eigenes Blut höchst anregend. Diese perverse Selbstverliebtheit zerstört nicht nur ihren Körper, sondern ihre berufliche Zukunft und ihre Beziehung zu ihrem Freund Vincent (gespielt von Laurent Lucas) sind durch diese Perversion ernsthaft gefährdet, denn die Umgebung von Esther nur mit Entsetzen auf diese Obsession reagieren kann …

Marina de Van, die bis dahin als Schauspielerin und Drehbuchautorin aus den Kultfilmen von François Ozon bekannt war, drehte hier ihren ersten abendfüllenden Film, wobei sie nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch gleich die Hauptrolle übernahm.

In dem Film wird den Ausbruch eines seltenen Selbstverletzendes Verhaltens (SSV) beobachtet, der Film liefert aber keine sichtlichen Gründe für diese Krankheit. Da aber das was man sieht, extrem bizarr und fremd dem "normalen" Zuschauer scheint, möchte er unbedingt herausfinden, was eine erfolgreiche glückliche Frau dazu bringt, zwanghaft solche abartige Handlungen auszuüben. Marina de Van läßt aber diese Frage konsequent bis zum Schluß unbeantwortet. Die Erklärungsversuche, die Esthers Verhalten allein auf ihrer beengenden Beziehung zu ihrem Partner oder auf dem Streß bei ihrer Arbeit zurückführen, halte ich für unzureichend. Obwohl bei einer Szene ("das Geschäftsessen") verdeutlicht wird, daß Esther ernsthaft krank ist und unter einer Psychose mit Wahrnehmungsstörung leidet, erfährt man gleichzeitig, daß Esther die Selbstverletzung nicht nur aus der Depression heraus oder zwecks Streßabbau sich zufügt, sondern zunehmend aus purer Triebhaftigkeit. Da aber bei anderen Filmen über andere sexuelle Abnormitäten wie z.B. Nekrophilie (Nekromantik, Aftermath, …) auch die Hintergründe verschwiegen bleiben, kann ich auch bei "In My Skin" es verschmerzen, daß die Ursachen der Krankheit nicht explizit erklärt werden. Nur im Gegensatz zu den erwähnten Filmen handelt es sich bei "In My Skin" nicht um einen Horrorfilm. Hier weigert sich Marina de Van konsequent Kompromisse zu Gunsten eines "Unterhaltungsfilms" zu machen. Dem Film fehlt jegliche Spannungskurve, trotz vielen angedeuteten oder gezeigten drastischen Bildern gibt es aufgrund der sehr ruhigen und unspektakulären (jedoch durchdachte) Inszenierung keine voyeuristische Perspektive aus dem Schlüsselloch. Das Schauspiel von Marina de Van ist sehr zurückhaltend und dadurch sehr intensiv und glaubhaft. Während die Karrierefrau bei der Arbeit sehr diszipliniert und streng erscheint, ihre Verzweiflung ja gar ihre Angst gegenüber den Mitmenschen bei der Geheimhaltung ihrer Perversion bzw. ihr Ausgeliefertsein gegenüber dem zwanghaften SSV werden überzeugend dargestellt.

Man kann natürlich am Ende nach dem Sinn eines solchen Filmes fragen? Spannend ist er nicht, den Voyeurismus befriedigend ist er auch nicht und ein Thema, das den normalen Zuschauer betrifft, behandelt er auch nicht.
In einer Zeit, in der die vollkommene Kontrolle über das eigene Leben gepriesen wird, und den Menschen den Eindruck vermittelt wird, daß jeder (durch seine Leistungsbereitschaft) seines Glückes Schmied ist, verdeutlicht Marina de Van in "In My Skin" wie brüchig und unbeherrschbar das Leben sein kann, und wirbt damit fürs Verständnis und fürs Mitgefühl für die Kranken und andere Leute, die die Kontrolle über ihr Leben und somit ihr Schicksal verloren haben.

Auch wenn der Debütfilm "In My Skin" nicht jedermanns Sache ist, er wird sein Publikum finden und er weckte jedenfalls meine Neugier für die zukünftigen Filme von Marina de Van.

Fazit: Kein Horrorfilm, sondern eine Psycho-Studie, die den unaufhaltsamen Verfall einer Frau infolge einer psychischen Erkrankung, eindringlich jedoch spannungsarm dokumentiert: schwermütig, ehrlich und unbegreiflich aber ohne erzählerische Höhepunkte. 7,5/10 Punkte

Frankreich 2002 Marina de Van


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Le Mac - Doppelt knallt's besser


Le Mac - Doppelt knallt's besser (Frankreich 2010)

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Inhalt: Der harte Ace ist Zuhälter und Polizei-Spitzel zugleich. Er soll seinen Chef, den Mafia-Pate Tiago Mendés (Gilbert Melki) hochgehen lassen. Als er kalte Füße bekommt, inszeniert er seinen eigenen Tod und verschwindet danach spurlos. Nun ist die Polizei auf die Hilfe seines bis dahin unbekannten eineiigen Zwillingsbruders Gilbert angewiesen. Der Bankangestellte ist jedoch das komplette Gegenteil seines Bruders: er ist verklemmt und eine Angsthase …

In Sachen Klamauk hat Frankreich viele erfolgreiche Filme u.a. Filme mit Louis de Funès und „Der große Blonde" Pierre Richard aus den 70er und 80er Jahren anzubieten. Le Mac gehört leider nicht zu den Highlights dieses Genres. Einerseits ist José Garcia, zwar ein guter und in Frankreich ein beliebter Schauspieler, nicht gerade der geborene Komiker wie Pierre Richard, andererseits fehlt ihm an der Seite ein Gegenpol wie Gérard Depardieu in "Les fugitifs-Zwei irre Typen auf der Flucht".

Die Doppelrolle spielt Garcia zwar solide aber den Volltrottel kauft man ihm nicht immer ab. Auch die Gags sind größtenteils abgedroschen und wollen nicht richtig zünden. Ich will nicht den Film jetzt als Zeitverschwendung bezeichnen, denn einige Lacher sind durchaus vorhanden und das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern wie Carmen Maura (herrlicher Auftritt als durchgeknallte, geldgierige Mutter) und Jo Prestia (festgelegt auf böse, mitleidlose, stumme Charaktere, die er hier spöttisch wiedergibt) macht durchaus Spaß.

Kino-Debütant Pascal Bourdiaux zitiert in "Le Mac" dezent aus vielen bekannten Filmen wie z.B. "Der Pate", "Reservoir Dogs", "Rocky", "Saturday Night Fever" u.a. und karikiert die klischeehaften Männerbilder in den Gangsterfilmen. Er verpasst jedoch das Potential der netten Grundidee ausgiebig auszuschöpfen. Da wär mehr drin gewesen.

Fazit: harmlose Doppelgänger-Komödie ohne neue Ideen und mit wenig guten Gags. Klamauk-Fans können bei einem TV-Abend einen Blick riskieren, denn amüsante Momente bietet der Film gewiß, mit dergleichen Gewissheit läßt er jedoch geniale Komiker wie Peter Sellers oder Pierre Richard schmerzlich vermissen. 5/10 Punkte

Frankreich 2010 José Garcia


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Dreamhome


Dream Home (Hong Kong 2010)

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Inhalt: Eine Telefonverkäuferin für Banking-Produkte hat nur einen Traum. Sie will eine schöne Wohnung mit Hafenblick in ihrer Heimatstadt Hongkong. Da dieser Wunsch mit der Zeit zur Besessenheit wird und sie trotz Fleiß und harter Arbeit nicht genug Geld für solche Wohnung sparen kann, hilft ihr nur eine Preissenkung der Wohnanlagen durch Serienmord in der gewünschten Wohngegend …

Regisseur Ho-Cheung Pang möchte mit "Dream Home" einen anspruchsvollen Horrorfilm inszenieren. Genau da liegt auch die Schwäche des Filmes. Die Mischung aus Sozialkritischem Drama, Tragödie und blutigem Splatter will nicht sich zu einem Ganzen formieren. Er kann keinem Genre richtig gerecht werden. Vor allem die Rückblende in die Kindheit der Serienmörderin, die aus armen Verhältnissen stammt, sind sehr kitschig und nervtötend. Auch die Darstellung der Männer, die alle neben der Familie, eine Sex-Gespielin haben, und somit als verlässlicher Partner nichts taugen bzw. die neokapitalistischen Arbeitsbedingungen in den Banken, vermögen nicht als Erklärung für die Morde oder für den psychisch labilen Zustand der Mörderin überzeugen. Der Zuschauer hat einfach kein Verständnis für die Täterin. Da die Opfer auch allesamt unsympathische Personen sind, empfindet man auch für sie kein Mitleid.
Lediglich bei einer Szene /Spoiler am Bett ihres kranken sterbenden Vaters Spoilerende/ konnte mich der Film emotional etwas berühren.

Der Film hat seine Stärken in seinen Kill-Szenen, die zwar nicht immer aber meist überzeugen. Zwar auch hier kommt nicht Hochspannung auf, da die Attacken nicht überraschend daher kommen, aber die Gore-Effekte sind weitestgehend gelungen.

Loben muß man noch den Kameramann Nelson Yu Lik-wai. Bei manchen Szenen schwebt die Kamera in den Gängen und den Räumen aus den Ecken heraus und erzeugt eine unheimliche Stimmung.

Die Hauptdarstellerin Josie Ho ist in Hong-Kong eine beliebte Sängerin. Ihr kann man zwar ein gewisses schauspielerisches Talent und ein niedliches Aussehen nicht absprechen, ich halte sie jedoch für eine Fehlbesetzung, da ihr zu keinem Zeitpunkt gelingt, einen diabolischen Eindruck zu hinterlassen.


Fazit: mittelmäßiger, teils spannender, um Sozialkritik bemühter, brutaler Horrorfilm mit schnulzigen Passagen, der in den letzten 20 Minuten an Fahrt gewinnt und somit für die Splatterfans einen Blick wert ist: 5,5/10 Punkte

PS: Der Vater von Josie Ho heißt Stanley Ho; Er gehört zu den 10 reichsten Chinesen. Er besitzt zahlreiche Casinos und Wettbüros und ist ein Polygamist (vier Ehefrauen).

Hong Kong 2010


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Mother's Day (USA 2010)


Mother's Day (USA 2010)

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Inhalt: Drei Bankräuber wollen sich in ihrem alten Haus verstecken. Das Haus wurde aber vor Jahren an einem Yuppie-Paar verkauft, welches gerade eine Party mit einigen Gästen feiert. Die drei Bankräuber gehören zu einer gestörten Familie. Als die dominante Mutter und die labile Schwester der Familie dazu stoßen, fängt der psychische und physische Terror erst an … bis zu dem Show-down zwischen zwei "Müttern" …

Hier werden sämtliche dummen Klischees aufgetischt, die man in einem skrupellose-Geiselnehmer-terrorisieren-unschuldige, dumm agierende-Gutmenschen-Film befürchten kann. Ausnahmen: 1. Hier schreit keine acht jährige Göre ständig "Daddy, daddy, ..." 2. Die Geisel sind alles andere als sympathische Gutmenschen ... mit denen hat man eigentlich kein Mitleid! ich muß zugeben, daß ich eher Sympathie für einige von Geiselnehmer hatte. Was Funxton nicht genügend in seinem FTB würdigt: die Präsenz und die wie immer beeindruckende Leistung von Rebecca De Mornay. Die Frau hat mit 50 immer noch ihre Aura wie früher. Daß sie nicht die verdiente Karriere in Hallywood machen konnte, liegt wahrscheinlich daran, daß sie viel zu gut für Hollywood ist: viel zu weiblich und sexy, viel zu formidabel ihre Schauspielkunst, viel zu intelligent ihre Art...

Bei diesem Popcornfilmchen sollte man den Verstand vollständig ausschalten können (auch wenn es hier sehr schwer fällt), damit die unzähligen unlogischen Handlungen der Akteure und die klischeehafte Darstellung der Geiselnehmer den kleinen Spaß an diesem bedeutungslosen Film nicht verderben können. Wer das nicht kann, der sollte lieber Filmklassiker dieses Genre wie "The Desperate Hours (1955) mit Humphrey Bogart", "Cry Terror! (1959)", "Ransom! (1956)" oder das Remake "Desperate Hours (1991)" oder "Funny Games (1997)" sich ansehen.
Der Film langweilt trotz seiner dummen Charaktere, aufgrund seiner temporeichen Erzählweise keine Sekunde.

Fazit: Terrorkino mit einer unorigineller Story und den stereotypischen unterbelichteten Figuren, in dem nur Rebecca De Mornay zu glänzen versteht. Ihretwegen die Note: 4,5/10 Punkte

PS: Leider kenne ich Charles Kaufmans Original von 1980 nicht! Daher fehlt meinerseits eine richtige film-historische Einordnung.

Rebecca De Mornay 2010 USA


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Bedevilled - Zeit der Vergeltung


Bedevilled - Zeit der Vergeltung (Südkorea 2010)

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Inhalt: Eine schöne, gefühlskalte, egoistische Bankangestellte wird Zeuge eines Mordversuchs. Aus purer Herzlosigkeit verweigert sie bei der Gegenüberstellung die Täter zu identifizieren. Da sie ansonsten auch nervlich am Ende ist und bei den Kollegen unangenehm auffällt, verordnet ihr Chef ihr einen Zwangsurlaub. Sie beschließt die Zeit zu nutzen und ein paar Tage auf der abgelegenen Insel "Moo-do", wo sie geboren ist, zu verbringen. Dort angekommen stellt sie fest, daß ihre ehemalige Freundin wie eine Sklavin gehalten wird. Sie wird ständig gedemütigt, vergewaltigt und als Arbeitstier missbraucht. Die einzige Freude in ihrem ansonsten unerträglichen Leben ist ihre kleine Tochter …

Was für ein Spiegelbild unserer Zeit: Einerseits die Einsamkeit, die Kälte, die Gerissenheit und die Existenzängste in den modernen Großstädten andererseits der Stillstand, die Armut, die archaischen erbarmungslosen Strukturen und die sexuellen Abartigkeiten in der zivilisationsentfernten Provinz. Und der einzige Hoffnungsschimmer in dieser grausamen Welt ist eine einfältige, selbstlose, unschuldige Bäuerin, die ein Martyrium auszuhalten hat, das an die Passion des Messias, Jesus Christus erinnert.

Wenn das Leid unerträglich und die letzte Hoffnung erlöscht scheinen, erst dann erlöst sich die Bäuerin und befreit sich von allen Leiden und Ängsten und wird zum Rache-Engel im Auftrag des Himmels, schreitet unaufhaltsam auf dem Weg des Märtyrertums. Während Lars von Trier im schematisch ähnlich angelegten Film „Dogville" extrem minimalistisch auf jegliche Utensilien verzichtet, benutzt der Regisseur Chul-soo Yang hier sämtliche Gegenstände (Häuser, Motorboot, Sichel, …) und Naturlandschaften um den Seelenzustand der Charaktere zu beschreiben. Während das traumhaft blau schimmernde jedoch isolierende Meer, das trockene unnachgiebige Ackerland, die erbarmungslos helle Sonne, allesamt die hässlichen Feindseligkeiten unter den Menschen bezeugen und sich gegen das Glück der Bäuerin verschwören scheinen, werden sie, nach dem sie die Stimme der Sonne wahrnimmt, zu ihrer Verbündeten!

Auch wie der Film sich Zeit nimmt und die Entwicklung der Beziehungen, vor allem das Verhältnis zwischen beiden „Freundinnen" und dessen Einfluß auf die Umgebung und auf die Reifung der Frauen zu neuen erwachseneren Menschen beleuchtet, ist beeindruckend.

Der Film weist aber leider auch kleine Schwächen auf: 1. Gerade am Anfang werden einige Nebenfiguren, wie die Männer auf der Insel klischeehaft dargestellt. (sie sind nicht nur böse und dumm, sondern die gucken auch ständig böse und dumm aus der Wäsche) 2. Da Horrorfilme sich besser verkaufen als anspruchsvolle Dramen, hat der Regisseur hier einige harte Splatter-Szenen einbauen müssen, die vor allem bei den Geschehnissen in der "Haftzelle" eher störend und deplatziert wirken und anstatt die verstörende Wirkung der Geschichte zu verstärken eher davon ablenken.

Fazit: verstörendes Meisterwerk über die existenziellen Nöte und die daraus resultierenden Abhängigkeiten, die Zivilcourage und den erlösenden Märtyrerweg mit kleinen Kompromissen zugunsten des kommerziellen Revenge-Genre. Ein Pflichtfilm für jeden Filmfan!
8,5/10 Punkte

Südkorea 2010 Chul-soo Jang


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Vorne ist verdammt weit weg


Vorne ist verdammt weit weg (Deutschland 2007)

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Inhalt: Erwin Pelzig verletzt versehentlich seinen Nachbar, der alleine fürs Einkommen einer sechs-köpfigen Familie sorgt. Damit der Nachbar seinen Job als Fahrer eines Regenschirm-Fabrikants nicht verliert, übernimmt er den Job provisorisch, bis der Nachbar wieder geheilt ist. Durch seine Wachsamkeit und seine gute Beobachtungsgabe bekommt er mit, daß die gewieften Unternehmensberater und die gierigen Fabrikerben die Fabrik ruinieren und dann ins Ausland verlegen wollen. Er nimmt den Kampf gegen die Globalisierung an, dabei steht ihm die Edelprostituierte Chantal (gespielt von Christiane Paul) zur Seite …

Gewohnt satirisch und bissig in der Pelzig-Manier übt hier der Kabarettist Frank-Markus Barwasser Kritik an der Politik und an den gesellschaftlich/wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre. Daß dem Story-Verlauf an Rhythmus fehlt, stört den Pelzig-Fan wie mich weniger, denn hierbei nicht die Geschichte im Vordergrund steht, sondern die kabarettistischen Einlagen von Pelzig.

Trotzdem wie am Ende Pelzig /Spoiler: durch eine naive Rede vor gesammelten Aktionären Spoilerende/ alles ins Lot bringt, trübt den Gesamteindruck des ansonsten unterhaltsamen Filmes. Hier hätten die Drehbuchautoren Thomas Heinemann und Frank-Markus Barwasser raffinierter den Film abschließen sollen. 6,5/10 Punkte

PS: der Satz lautet vollständig: "Vorne ist verdammt weit weg, wenn man ganz hinten steht!"

Deutschalnd 2007 Frank-Markus Barwasser


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Hetzjagd - Lauf um dein Leben


Hetzjagd - Lauf um dein Leben (Rußland 2008)

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Inhalt: Eine neue Reality Show im russischen Fernsehen. Fünf Jungs und fünf Mädchen um 20 Jahre, konkurrieren um das sechsstellige Preisgeld. Das Geld bekommt die Person, die bis zum Schluß in "Pionierlager" durchhält und nicht raus gewählt wird. Zu spät merken sie es, daß im Lager nicht der TV-Regisseur die Anweisungen gibt, sondern ein Psychopath, der die Teenies eins nach dem anderen nach bekannten Mustern abmurksen will …

Der Film fängt viel versprechend an. Man glaubt hier eine spannende Mischung aus Splatter und Medienkritik mit hübschen, sexy Teenagern zu sehen bekommen. Nach etwa 30 Minuten schleicht sich allmählich die Ernüchterung ein. Der Film wird zunehmend unlogisch, langweilig, unoriginell und somit nervig. Am Ende begreift man die wahre Intention des Filmes, nämlich zu zeigen:

Die Russen können genauso überflüssigen, spannungsarmen Teenie-Horror produzieren wie die Amerikaner. Immerhin wird hier nicht zu oft zu laut gekreischt: 4/10 Punkte

Rußland 2008


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El día de la bestia


El día de la bestia (Spanien 1995)

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Inhalt: Ein Priester ist davon überzeugt, daß der Antichrist am 25. Dezember in Madrid geboren wird. Um das zu verhindern bleibt ihm nicht viel Zeit übrig. Nachdem seine Versuche, den Teufel mittels böser Taten heraufzubeschwören, alle kläglich scheitern, holt er sich Unterstützung bei einem Death-Metal-Jünger und einem Fernseh-Hellseher …

Der spanischer Regisseur Álex de la Iglesia möchte hier einen rabenschwarze Komödie kreieren. Dies gelingt ihm aber nur bedingt. Obwohl die Figuren sehr sympathisch sind und von ziemlich guten Schauspielern präsentiert werden, sind leider die Gags selten boshaft genug, um das ganze Potential der Grundidee auszuschöpfen. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, daß hier das Salz in der Suppe fehlt. Man hat die Figuren gern, sieht ihnen bei ihren Tollpatschigkeiten gerne zu, schmunzelt über die Situationskomik, aber echte Lacher gibt es kaum im Film. Hier wünschte ich mir mehr Respektlosigkeit, mehr Slapstick-Gewalt, gruseligere Schock-Momente und schärfere Medien- und Kirchenkritik, ähnlich wie man es bei Monty Python gewohnt war.

Fazit: Groteske Satanhatz mit satirischen Ansätzen, die für einen schwarzhumorigen Kultfilm zu brav geraten ist. Dank den liebenswürdigen, schrägen Figuren und der charmanten Inszenierung ist der Film nett genug für einen unterhaltsamen Kinoabend: 5,5/10 Punkte

Spanien 1995 Álex de la Iglesia