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Gernguckers Filmtagebuch





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Die Mühle und das Kreuz (und etwas mehr)



Die Mühle und das Kreuz (Lech Majewski)

Eine bildgewaltige, ausstattungsfreudige, dimensionenauflösende Installation, die ein Gemälde von Peter Bruegel dem Älteren samt diesem selbst nachstellt und zu erklären versucht. Die Figuren darin, über die man flüchtig hinwegschweift, bleiben so künstlich und unerklärt wie auf dem Bild. (Ganz schlimm empfand ich das aufgezwängte Spiel der Kinder).
Im Endeffekt wird zwar die historische Epoche lebendig aber nicht das Gemälde und seine Figuren. "Die Mühle und das Kreuz" ist so interessant wie sperrig zugleich, holt gewaltig aus, aber schlägt dann ins Leere. Ich erinnere mich gern an die beeindruckende Inszenierung/Ausgestaltung der Mühle und an die Idee, den Müller zum Herrscher über die Zeit zu krönen, aber viel mehr wird mir vermutlich nicht dauerhaft in Erinnerung bleiben.



Eine dunkle Begierde (David Cronenberg)
Zu viel reines Nacherzählen einer historischen Begegnung der Psychoanalysebegründer, zu wenig Film, zudem etwas langatmig und innerlich zerrissen.

Der Gott des Gemetzels (Roman Polanski)
Ein satirisches Drama auf durchweg hohem Niveau, tolle Dialoge und Figuren, und ein wahnsinnig gutes, sich gegenseitig herausforderndes Schauspielerensemble. Ich verweise gern auf Settembrinis FTB-Eintrag.




@Die Mühle und das Kreuz
Wie hat dir die Musik gefallen? Swantje Karich schrieb neulich (25.11.) in der FAZ, dass die Filmmusik für sich schon ein Kunstwerk sei. Das hat mich veranlasst mal zu nachzugucken, wer die überhaupt gemacht hat. Die Zusammenarbeit zwischen Majewski und Jósef Skrzek dauert scheinbar schon länger an. Mir war der Name nur im Zusammenhang mit der Gruppe SBB ein Begriff.
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Hallo Nemo.
Der Name Skrzek ist mir bislang kein Begriff gewesen, das muss aber nichts bedeuten, denn ich bin bzgl. Kenntnisse über einzelne Musiker nicht ganz so bewandert.
Hast Du "Die Mühle und das Kreuz" gesehen? Mit meinem Vergleich mit einer Installation wollte ich ausdrücken, dass der Film von der Sinneswahrnehmung her ein sehr tolles und beeindruckendes Konstrukt ist. Dazu gehören neben den Bildern, Kulissen und Kostümen auch der Klang des Filmes insgesamt. Ich möchte da auch gar nicht zwischen der wirklich sehr schönen, unterschwelligen und leicht dramatisierenden Musik und den Filmgeräuschen unterscheiden, denn das war in meinen Augen (besser: Ohren) sehr gut miteinander verwoben. Schon allein, wenn der Müllersknecht die riesige Treppe hinauf"klappert" und dann die Mühlenflügel sich in Bewegung setzen.
"Die Mühle und das Kreuz" ist optisch und akkustisch ein echtes Erlebnis. Aber erzählerisch hat mir der Film zu wenig geboten.
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PS: Ich höre gerade in die Musikproben auf der Website rein. Klingt wirklich gut. Sein "Metropolis" hat schon einen starken Einschlag von Jean Michel Jarre, dessen Werke ich sehr mag.
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Nein, ich habe weder den Film gesehen noch die Musik dazu gehört - bisher. Allerdings habe ich vor einigen Jahren mit Interesse einen bestimmten Trend in der polnischen Popmusik verfolgt, den Diederichsen in einem Nachruf auf Czesław Niemen mal als Polen-Soul bezeichnet hat. Es ging um die Verbindung von kirchenmusikalischen und Rockmusikelementen. Niemen, der in den Jahren 71-73 mit Skrzeks Band SBB musizierte, war da nur das populärste Beispiel.
Als ich neulich versuchte, Filmmusik von Skrzek zu hören, fiel mir vor allem auf, dass der Mann in vielen seiner Youtube-Aufnahmen in Kirchen zu sehen ist und dass auch in den früheren Aufnahmen, die man von Skrzek/Majewski hören kann, ein bestimmter sakraler Charakter eine Rolle spielt. Ich habe mich gefragt, wie dieser Zusammenhang beim aktuellen Film auftaucht.

Hier Niemens Schlussmusik zu Wajdas WESELE:
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So tief wie Du hier schon in der Materie steckst, ist deine Fragestellung schon sehr speziell. Die komplette Inszenierung, zu der ich die Musik mit einbeziehe, ist schon sehr erhaben und respektvoll gewesen. Ja, man kann zum Teil durchaus von einer sakralen musikalischen Tendenz sprechen. Eine filmische Umsetzung eines religiös intendierten Gemäldes bietet sich da ja geradezu an. Wenn Du Dir den Trailer ansiehst/anhörst bekommst Du schon einen guten Eindruck über die Musik. Die ersten 50 Sekunden des Trailers sind mit der von Dir erwarteten sakralen Musik unterlegt, doch das musikalische Leitmotiv, welches sich im Trailer kurz nach den ersten 50 Sekunden anschließt, ist eher ein neutrales spannungs- und atmosphäreaufbauendes Element.

Wajdas Wesele habe ich leider noch nicht gesehen (bislang nur Pokolenje, Asche+Diamat, Das gelobte Land, Korzak, Katyn), bin aber sehr an allen Wajda-Filmen interessiert. Dein Wesele-Abspann macht da auch einen sehr interessanten Eindruck. Die Kamerafahrt ist schon mal sehr gut.
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Vielleicht bist Du ja aus Berlin/Brandenburg. Ich habe mir Wesele (andere Wajda-Filme auch) hier zugelegt. Da gibt es in puncto DVD eine Menge zu entdecken, aber auch sonst lohnt ein Besuch. Im Keller betreibt das Inhaber-Paar eine Galerie, die sich seit zirka einem Jahr dem ausländischen Film im polnischen Plakat widmet. KotJana postet regelmäßig die Termine. Es werden im Laden auch sehr schöne Exemplare aus der bewundernswerten Tradition polnischer Gebrauchsgrafik verkauft. Allerdings läuft der Mietvertrag der Pigasus-Galerie im März 2012 aus.
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Nein. Ich bin weder aus Berlin noch Brandenburg. Aber aus dem dann gleich südlich angrenzenden Bundesland. Dein empfohlenes Spezial-Geschäft ist also nicht spontan erreichbar. Aber beim nächsten Berlin-Aufenthalt (vermutlich die kommende Berlinale) werde ich einen Abstecher einplanen, wobei das für die Ausstellung zu spät ist. Danke jedenfalls für den Hinweis.
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Gerngucker
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