Zhang Yimou
Zhang Yimou ist einer jener Filmemacher der sogenannten 5. Generation, der es erstmals gelang, nach der Ära von Mao Zedong neue filmische Stile, erzählerische Formen und Freiheiten zu wagen und finden, um die nach wie vor bestehenden strengen Reglementierungen zu unterwandern und mit bestehenden Verboten und Fesseln so zu jonglieren, dass deren Filme vor dem Hintergrund der politischen Situation Chinas im 20. Jahrhundert als gesellschaftskritisch gelesen werden können. Als ein solcher systemkritischer Filmemacher wurde Zhang Yimou gleich mit seinem sehr guten Erstling "Rotes Kornfeld" international bekannt. Zunächst musste er seine Botschaften noch versteckt formulieren (welche ein wachsames internationales Publikum intensiv dechiffrierte), erst mit "Leben!" wagte er offene Kritik und bekam gleich wieder Schwierigkeiten mit den Zensoren des Landes und der Film wurde in China verboten. Der Regisseur ist gelernter Kameramann, was man seinen bildbewussten Filmen stets ansieht. Gern spielt er auch mit Farben, so wurde die Farbe Rot zum Auszeichnungsmerkmal seiner frühen Filme, so wie auch seine mit ihm bekannt gewordene Hauptdarstellerin Gong Li. Aber Zhang Yimou will als Filmemacher nicht auf bestimmte Filme bzw. Themen festgelegt werden und sucht die Abwechslung. So entstanden neben den großartigen gesellschaftskritischen bzw. historischen Dramen auch kleine intime Filme wie "Heimweg", Genreanlehnungen wie "Shanghai Serenade", formvollendete, weit in die chinesische Geschichte zurückverweisende Kampfkunstfilme wie "Hero", alberner Klamauk wie "A Woman, a Gun and a Noodleshop" oder auch ein Brückenschlag zur chinesisch-japanischen Annäherung "Riding Alone for Thousands of Miles". Häufig stellt er eine Frau in den Mittelpunkt seiner Filme und lässt sie zu einer emanzipatierten Protagonistin reifen, die sich von den Fesseln der Tradition und Fremdbestimmung befreit. Mehrmals greift er das Thema der Stadt/Land-Gegensätze auf, oder er verankert die jahrhundertealte chinesische Kultur (chinesische Oper, Schattenspiel, Kampfkunst, Tanz, Kaligraphie) in seine Filme.
Viele mögen seine späteren Filme weniger als die früheren, oder auch gar nicht. Ich selbst mag fast alle seine Filme und freue mich über seine Ambitionen zur Vielfalt, wobei mir seine gesellschaftskritischen Filme aber auch am besten gefallen. Dass er zu den Themen seiner international geschätzten frühen Filme zurückzufinden mag, hat er zuletzt mit "Under the Hawthorn Tree" bewiesen.
Von seinen Filmen kenne ich derzeit nur "Deckname Puma", "Keep Cool" und "Happy Times" nicht. Und man darf gespannt sein, wie das Wagnis seines großen nationalen Kriegsdramas ("The Flowers of War") ausfallen wird, welchem ich selbst mit einiger Skepsis entgegensehe.
(01) Leben! - Huozhe (1994)
(02) Hero - Ying xiong (2002)
(03) Rote Laterne - Da hong deng long gao gao gua (1991)
(04) Rotes Kornfeld - Hong gao liang (1987)
(05) Heimweg - Wo de fu qin mu qin (2000)
(06) Die Geschichte der Qiu Ju - Qiu Ju da guan si (1992)
(07) Keiner weniger - Yi ge dou bu neng shao (1999)
(08) Ju Dou - Ju Dou (1990)
(09) Under the Hawtorn Tree - Shan zha shu zhi lian (2010)
(10) House of Flying Daggers - Shi mian mai fu (2004)
(11) Der Fluch der goldenen Blume - Man cheng jin dai huang jin jia (2006)
(12) Riding Alone for Thousands of Miles - Qian li zou dan qi (2005)
(13) Shanghai Serenade - Yao a yao yao dao weipo qiao (1995)
(14) A Woman, a Gun and a Noodle Shop - San qiang pai an jing qi (2009)
An der Spitze stehen eigentlich "Leben!", "Hero" und "Rote Laterne" gemeinsam. Da mag ich nur schwerlich eine Reihenfolge zu finden, sie sind alle drei sehr meisterhaft. Ohnehin: Kaum ein Film rechtfertigt es, ihn erst in der zweiten Hälfte der Liste aufzuführen. Nur die letzten beiden Plätze stehen da mit großer Sicherheit. "Shanghai Serenade" ist formal sehr gelungen, aber dramaturgisch weniger ausgefeilt. Und das grelle "Blood Simple"-Remake ist zwar visuell und effektös außergewöhnlich, aber war dann wirklich recht deutlich nicht mein Fall. Und ist damit bislang die Ausnahme im Werk von Zhang Yimou.
Zhang Yimou ist einer jener Filmemacher der sogenannten 5. Generation, der es erstmals gelang, nach der Ära von Mao Zedong neue filmische Stile, erzählerische Formen und Freiheiten zu wagen und finden, um die nach wie vor bestehenden strengen Reglementierungen zu unterwandern und mit bestehenden Verboten und Fesseln so zu jonglieren, dass deren Filme vor dem Hintergrund der politischen Situation Chinas im 20. Jahrhundert als gesellschaftskritisch gelesen werden können. Als ein solcher systemkritischer Filmemacher wurde Zhang Yimou gleich mit seinem sehr guten Erstling "Rotes Kornfeld" international bekannt. Zunächst musste er seine Botschaften noch versteckt formulieren (welche ein wachsames internationales Publikum intensiv dechiffrierte), erst mit "Leben!" wagte er offene Kritik und bekam gleich wieder Schwierigkeiten mit den Zensoren des Landes und der Film wurde in China verboten. Der Regisseur ist gelernter Kameramann, was man seinen bildbewussten Filmen stets ansieht. Gern spielt er auch mit Farben, so wurde die Farbe Rot zum Auszeichnungsmerkmal seiner frühen Filme, so wie auch seine mit ihm bekannt gewordene Hauptdarstellerin Gong Li. Aber Zhang Yimou will als Filmemacher nicht auf bestimmte Filme bzw. Themen festgelegt werden und sucht die Abwechslung. So entstanden neben den großartigen gesellschaftskritischen bzw. historischen Dramen auch kleine intime Filme wie "Heimweg", Genreanlehnungen wie "Shanghai Serenade", formvollendete, weit in die chinesische Geschichte zurückverweisende Kampfkunstfilme wie "Hero", alberner Klamauk wie "A Woman, a Gun and a Noodleshop" oder auch ein Brückenschlag zur chinesisch-japanischen Annäherung "Riding Alone for Thousands of Miles". Häufig stellt er eine Frau in den Mittelpunkt seiner Filme und lässt sie zu einer emanzipatierten Protagonistin reifen, die sich von den Fesseln der Tradition und Fremdbestimmung befreit. Mehrmals greift er das Thema der Stadt/Land-Gegensätze auf, oder er verankert die jahrhundertealte chinesische Kultur (chinesische Oper, Schattenspiel, Kampfkunst, Tanz, Kaligraphie) in seine Filme.
Viele mögen seine späteren Filme weniger als die früheren, oder auch gar nicht. Ich selbst mag fast alle seine Filme und freue mich über seine Ambitionen zur Vielfalt, wobei mir seine gesellschaftskritischen Filme aber auch am besten gefallen. Dass er zu den Themen seiner international geschätzten frühen Filme zurückzufinden mag, hat er zuletzt mit "Under the Hawthorn Tree" bewiesen.
Von seinen Filmen kenne ich derzeit nur "Deckname Puma", "Keep Cool" und "Happy Times" nicht. Und man darf gespannt sein, wie das Wagnis seines großen nationalen Kriegsdramas ("The Flowers of War") ausfallen wird, welchem ich selbst mit einiger Skepsis entgegensehe.
(01) Leben! - Huozhe (1994)
(02) Hero - Ying xiong (2002)
(03) Rote Laterne - Da hong deng long gao gao gua (1991)
(04) Rotes Kornfeld - Hong gao liang (1987)
(05) Heimweg - Wo de fu qin mu qin (2000)
(06) Die Geschichte der Qiu Ju - Qiu Ju da guan si (1992)
(07) Keiner weniger - Yi ge dou bu neng shao (1999)
(08) Ju Dou - Ju Dou (1990)
(09) Under the Hawtorn Tree - Shan zha shu zhi lian (2010)
(10) House of Flying Daggers - Shi mian mai fu (2004)
(11) Der Fluch der goldenen Blume - Man cheng jin dai huang jin jia (2006)
(12) Riding Alone for Thousands of Miles - Qian li zou dan qi (2005)
(13) Shanghai Serenade - Yao a yao yao dao weipo qiao (1995)
(14) A Woman, a Gun and a Noodle Shop - San qiang pai an jing qi (2009)
An der Spitze stehen eigentlich "Leben!", "Hero" und "Rote Laterne" gemeinsam. Da mag ich nur schwerlich eine Reihenfolge zu finden, sie sind alle drei sehr meisterhaft. Ohnehin: Kaum ein Film rechtfertigt es, ihn erst in der zweiten Hälfte der Liste aufzuführen. Nur die letzten beiden Plätze stehen da mit großer Sicherheit. "Shanghai Serenade" ist formal sehr gelungen, aber dramaturgisch weniger ausgefeilt. Und das grelle "Blood Simple"-Remake ist zwar visuell und effektös außergewöhnlich, aber war dann wirklich recht deutlich nicht mein Fall. Und ist damit bislang die Ausnahme im Werk von Zhang Yimou.