Das Turiner Pferd
A Torinoi Lo
(Bela Tarr)
Eine Warnung vor diesem Film vorab ist angebracht: "A Torinoi Lo" fordert seinen Zuschauer, so wie es kaum ein anderer Film in unserer heutigen Zeit tut. Ist es das letzte große Aufbäumen der Filmkunst am Ende seiner Tage, bevor die bewegten, digitalen Unterhaltungsbilder vollends unsere Kinos übernehmen? Wir stecken schon mittendrin in dieser unumkehrbaren Wende, im Übergang vom handgemachten Film auf digital gefilmte und computerbearbeitete Pixelbilder.
Bela Tarr kehrt in der ihm eigenen filmischen Weise den Schöpfungsakt um. In nur 6 Tagen nimmt er seinen beiden einsamen Protagonisten, einem Bauern und seiner Tochter, die Außenwelt, die Arbeit, die Nahrung, das Licht. Das ausbleibende Ticken der Holzwürmer kündigen die Apokalypse als erstes an, danach verweigert das titelgebende Pferd seinen Dienst. Mit ihm stirbt die uns bekannte Welt, die in einem unerbittlich fauchenden Inferno untergeht. In nur 29 Einstellungen voller Monotonie und Wiederholung fesselt Bela Tarr auf unglaublich stoische Weise zweieinhalb Stunden lang durch intensive Schwarzweißbilder, ausgefeilte Kamerabewegungen und mit schmerzhaft-melancholicher Musikunterlegung, die gegen das Tosen eines ewigen Sturmes ankämpft. Kompromissloser kann man einen Film nicht machen, von dem ich keine Sekunde missen will. Bela Tarr hat erklärt, "A Torinoi Lo" sei sein letzter Film als Regisseur, denn er will sich in seinem Werk nicht wiederholen. Das ist zum einen schade aber auch sehr konsequent. Denn "A Torinoi Lo" ist ein sehr würdiger letzter Film. Wie ein letzter Film überhaupt.
Fred Kelemen führt die starke Kamera perfekt und souverän wie bereits in "The Man from London". Noch länger reicht die Zusammenarbeit von Bela Tarr mit seinem Stammkomponisten Mihaly Vig zurück, der seit "Öszi almanach" die langen Einstellungen mit einem hypnotischen Musikteppich unterlegt. Und mit dem Autor Laszlo Krasznohorkai verbindet den ungarischen Regisseur eine gewisse Seelenverwandschaft, die sich über nunmehr fünf gemeinsame Filme hinweg zeigt. Die beiden Darsteller Janos Derszsi (der mit einem eindrucksvollen, zerfurchten Gesicht das "Turiner Pferd" ebenso ausfüllt) und Erika Bok haben ebenfalls schon in früheren Filmen von Bela Tarr mitgewirkt. Man spürt in jeder Sekunde, dass hier ein perfekt aufeinander eingestimmtes Team eine kompromisslose apokalyptische Vision umsetzt.
Mit dem Begriff Meisterwerk geht man gern mal inflationär um. Aber "A Torino Lo" ist wirklich eines. Ein triumphaler Schlusspunkt von Bela Tarrs Schaffen als Regisseur. Dieser noch spürbar echte handgemachte Film hat mich nun schon zum zweiten Mal tief beeindruckt.
Gern verweise ich an dieser Stelle auch auf den sehr guten Eintrag in Ubaldos FTB.
A Torinoi Lo
(Bela Tarr)
Eine Warnung vor diesem Film vorab ist angebracht: "A Torinoi Lo" fordert seinen Zuschauer, so wie es kaum ein anderer Film in unserer heutigen Zeit tut. Ist es das letzte große Aufbäumen der Filmkunst am Ende seiner Tage, bevor die bewegten, digitalen Unterhaltungsbilder vollends unsere Kinos übernehmen? Wir stecken schon mittendrin in dieser unumkehrbaren Wende, im Übergang vom handgemachten Film auf digital gefilmte und computerbearbeitete Pixelbilder.
Bela Tarr kehrt in der ihm eigenen filmischen Weise den Schöpfungsakt um. In nur 6 Tagen nimmt er seinen beiden einsamen Protagonisten, einem Bauern und seiner Tochter, die Außenwelt, die Arbeit, die Nahrung, das Licht. Das ausbleibende Ticken der Holzwürmer kündigen die Apokalypse als erstes an, danach verweigert das titelgebende Pferd seinen Dienst. Mit ihm stirbt die uns bekannte Welt, die in einem unerbittlich fauchenden Inferno untergeht. In nur 29 Einstellungen voller Monotonie und Wiederholung fesselt Bela Tarr auf unglaublich stoische Weise zweieinhalb Stunden lang durch intensive Schwarzweißbilder, ausgefeilte Kamerabewegungen und mit schmerzhaft-melancholicher Musikunterlegung, die gegen das Tosen eines ewigen Sturmes ankämpft. Kompromissloser kann man einen Film nicht machen, von dem ich keine Sekunde missen will. Bela Tarr hat erklärt, "A Torinoi Lo" sei sein letzter Film als Regisseur, denn er will sich in seinem Werk nicht wiederholen. Das ist zum einen schade aber auch sehr konsequent. Denn "A Torinoi Lo" ist ein sehr würdiger letzter Film. Wie ein letzter Film überhaupt.
Fred Kelemen führt die starke Kamera perfekt und souverän wie bereits in "The Man from London". Noch länger reicht die Zusammenarbeit von Bela Tarr mit seinem Stammkomponisten Mihaly Vig zurück, der seit "Öszi almanach" die langen Einstellungen mit einem hypnotischen Musikteppich unterlegt. Und mit dem Autor Laszlo Krasznohorkai verbindet den ungarischen Regisseur eine gewisse Seelenverwandschaft, die sich über nunmehr fünf gemeinsame Filme hinweg zeigt. Die beiden Darsteller Janos Derszsi (der mit einem eindrucksvollen, zerfurchten Gesicht das "Turiner Pferd" ebenso ausfüllt) und Erika Bok haben ebenfalls schon in früheren Filmen von Bela Tarr mitgewirkt. Man spürt in jeder Sekunde, dass hier ein perfekt aufeinander eingestimmtes Team eine kompromisslose apokalyptische Vision umsetzt.
Mit dem Begriff Meisterwerk geht man gern mal inflationär um. Aber "A Torino Lo" ist wirklich eines. Ein triumphaler Schlusspunkt von Bela Tarrs Schaffen als Regisseur. Dieser noch spürbar echte handgemachte Film hat mich nun schon zum zweiten Mal tief beeindruckt.
Gern verweise ich an dieser Stelle auch auf den sehr guten Eintrag in Ubaldos FTB.