Zum Inhalt wechseln


Gernguckers Filmtagebuch





Foto

Sommer '12



Meine letzten FTB-Einträge liegen schon eine Weile zurück und waren zudem auch noch lückenhaft.
Viele Filme gäbe es also nachzutragen, allein es fehlt mir die Motivation, denn nicht wenige versanken recht bald nach dem Sehen im nebulösen Einerlei.

Deshalb hier nur eine kurze Nennung von Titeln, die sich in Erinnerung zu setzen vermochten.

Da war zu meiner großen Überraschung Godards “Film Socialisme” darunter, eine herausfordernde experimentelle Odyssee (nein: weder stand der Cutter unter Drogen noch war der Ton im Kino falsch eingestellt). Diese recht fruchtbare Begegnung mit dem mir sonst so schwer liegenden Godard beflügelte mich zur Sichtung einiger weiterer seiner Filme, darunter der sehr schöne “Die Verachtung”, die sich aber wieder in Luft auflöste, als ich neuerlich auf den nervigen “Weekend” traf.

Sehr stimmig fand ich das Mennoiten-Kleinod “Small Town Murder Songs”, ein ganz wunderbares Kleinstadt-Krimidrama, das auf starken Figuren aufbaut. Artverwandt und ebenso überzeugend, im Vergleich etwas leichter und spielfreudiger war “Who killed Marylin?”, der in der französischen Provinz angesiedelt ist. In beiden Fällen wird aus dem Fund einer toten jungen Frau eine Geschichte heraus entwickelt, die Ermittler sind absolut starke Protagonisten ihrer Filme (kaum wiederzuerkennen Peter Stormare, ein toller Auftritt von Jean-Paul Rouve).

Während eines kleinen Festivals sah ich meinen ersten Film von Dario Argento: “Suspiria”. Ich bin eigentlich gar kein allzu großer Fan von Genrekino, aber die Wucht der Inszenierung von “Suspiria” in Verbindung mit dieser großartigen Gänsehaut-Musik wusste mich tatsächlich stark zu begeistern.

Julie Delpy muss in diesem Sommer zwingend erwähnt werden, die mit “2 Tage New York” erneut auf den Spuren von Woody Allen wandelte und schließlich mit “Le Skylab” ein schönes, im positiven Sinne unübersichtliches und an den Rändern ausgefranstes Familientreffen inszenierte.

“We need to talk about Kevin” gefiel mir als intensives Familiendrama sehr gut, das sowohl durch seine Geschichte, Inszenierung und Figuren überzeugt und herausfordert. Schwere Kost aber verdammt gut.




Na endlich! Schön mal wieder was von Dir zu lesen. Leider hat Dein heutiger Tagebucheintrag nur einen Filmtipp für mich parat: SMALL TOWN MURDER SONGS - ist natürlich notiert!

Ansonsten kenne ich schon alles (auch wenn meine Erinnerung an POUPOUPIDOU schon recht blass ist). Freut mich natürlich besonders dass Dir LE SKYLAB gefällt. :cheers: July rulez diesen Sommer gleich zweimal.
  • Melden
Da schließe ich mich doch meinem Vorredner an: schön, mal wieder was von Dir zu lesen. Freut mich, daß Du "Die Verachtung" mochtest; bekanntermaßen mein liebster Godard. "Weekend" finde ich übrigens auch durchaus interessant, aber da ist mir schon klar, daß der einem auf die Nerven gehen kann.

Wirklich überrascht bin ich dann über "Suspiria" (den ich eher als Schlaftablette empfunden habe), da wäre ich nie darauf gekommen, daß ausgerechnet der bei Dir Anklang finden könnte. Man erlebt eben immer wieder Überraschungen.

Bei mir konnten übrigens kaum Filme während des Sommers im nebulösen Einerlei versinken, weil ich so gut wie nichts gesehen habe.
  • Melden
Danke für eure Rückmeldungen.
Hat ja wirklich auch ewig bei mir gedauert, bis ich mich endlich mal wieder zu einem Beitrag hier aufgerafft habe.

@Settembrini
Ich würde derzeit auch "Die Verachtung" als den von mir am meisten geschätzten Godard-Film einstufen. Den hatte ich schon eine ganze Weile aufgenommen da liegen, aber mich nie so recht an ihn herangetraut. Erst als ich Ende Mai (auch schon wieder über ein Vierteljahr her) seinen "Film Socialisme" im Kino gesehen habe und recht fasziniert war, habe ich gleich "Die Verachtung" nachgeschoben. Dann auch noch ein paar andere recht gute Godard-Filme wie "Eine Frau ist eine Frau", "Geschichte der Nana S." aber mit einigen weiteren Versuchen stieß ich schnell wieder an meine Grenzen.

"Suspiria" war quasi für mich selbst eine Überraschung. Fast hätte ich spontan verlängert und Argentos Hexen-Trilogie gleich am Stück weitergeschaut. Aber das hat mein Zeitplan dann nicht hergegeben und ich wollte den unverhofften positiven Eindruck nicht gefährden.
  • Melden
Film Socialisme hat auch mich positiv überrascht. Es war ein
Vergnügen ihn anzuschauen, obwohl ich nicht wirklich sagen kann, um was es dabei eigentlich geht. Das ist wie wenn man ein Buch liest, das aus lauter unverständlichen, unzusammenhängenden Sätzen besteht, aber man die Lektüre trotzdem genießt, weil sie eine eigene wunderschöne Poesie bildet. Durch diesen Film ist bei mir das Interesse an Godards
Werk nach 67 erwacht. Bis jetzt habe ich geglaubt, das ist
vollkommen ungenießbar. Godard arbeitet übrigens gerade
an einen neuen Film.(näheres auf imdb)

Le Mepris ist natürlich ein grandioer Film, aber meine
Erachtens ist Alphaville ähnlich grandios.
  • Melden

Antoine Doinel sagte am 03. September 2012, 11:21:

Le Mepris ist natürlich ein grandioser Film, aber meines Erachtens ist Alphaville ähnlich grandios.

Dem würde ich mich sofort anschließen... Gerngucker vermutlich weniger, der mag "Alphaville" nämlich nicht. Leider...
  • Melden

Settembrini sagte am 02. September 2012, 11:51:

Bei mir konnten übrigens kaum Filme während des Sommers im nebulösen Einerlei versinken, weil ich so gut wie nichts gesehen habe.

:(
  • Melden

Antoine Doinel sagte am 03. September 2012, 11:21:

Godard arbeitet übrigens geradean einen neuen Film.(näheres auf imdb)

Ja. Hab ich auch schon gelegesen. Ihm gebührt absoluter Respekt. Zumal er mit seinem neuen Film sich sogar in 3D versucht. Unglaublich. Nur ... welches 3D-fähige Multiplex wird wohl seinen Film zeigen? Das war schon bei Wim Winders' "Pina" eine seltsame Gratwanderung. Ambitionierte Programmkinos konnten ihn nur in 2D zeigen. Und in 3D-fähigen Multiplexen fühlte sich der Wendersche Stammzuschauer wie ich einfach nicht zuhause.
  • Melden

Settembrini sagte am 04. September 2012, 19:16:

Dem würde ich mich sofort anschließen... Gerngucker vermutlich weniger, der mag "Alphaville" nämlich nicht. Leider...

Meine "Alphaville"-Erinnerung ist tatsächlich sehr enttäuschend und liegt aber auch schon sehr lange zurück. Mit der Zeit kann sich natürlich der Betrachtungswinkel verändern. Mit "Film Socialisme" und "Die Verachtung" im Gepäck könnte sich womöglich eine andersartige Seherfahrung eröffnen? Wer weiß? Aber allzu große Hoffnungen mache ich mir beser nicht.
  • Melden
Danke für die Diskussion, habe gleich mal beschlossen, meine Godardbibliothek zu erweitern. Mag bisher alles, was ich aus der Zeit vor 1970 von ihm gesehen habe. La chinoise fand ich seinerzeit eine interessante Entdeckung.
  • Melden
Ich würde mich wohl an Godard lieber über seine jüngsten Werke wieder herantasten. Vielleicht sein "Notre Musique"?
Sicher bin ich mir, wäre ich bei der Trennung von Godard und Truffaut aktiv im Kino beteiligt gewesen, wäre ich auf Truffauts Spuren haften geblieben. Truffaut erscheint mir rückblickend eindeutig der mir besser liegende (weil klassischere?) Filmemacher. Kann auch sein, dass ich für das Gesamtwerk von Godard einfach noch nicht reif genug bin. Aber manchmal ist halt meine Geduld auch nur endlich.
  • Melden

Filmtagebuch von...

Gerngucker
  • Mitglied
  • PIP
  • 42 Beiträge

Neuste Einträge

Neuste Kommentare

Letzte Besucher