Nun liegt mein letzter Tagebucheintrag auch schon wieder fast ein halbes Jahr zurück, und so schließt sich an die Halbjahresbilanz auch gleich mein Jahresrückblick 2013 an. Derzeit bleibt mir wenig Zeit für eine umfangreichere Forumsaktivität. Filme sehe ich nach wie vor recht viele, und bin seit geraumer Zeit ehrenamtlich selbst zu einem Kino-Mitgestalter geworden (was viel Zeit bindet aber auch Spaß bereitet). Der Austausch über gesehene Filme geschieht dabei stärker denn je im Kreise Gleichgesinnter vor Ort. Dennoch herzliche Grüße meinerseits hier in die Runde.
Mein Jahresrückblick 2013
Mein beeindruckendstes FILMERLEBNIS 2013:
10 weitere ältere ENTDECKUNGEN
(alphabetisch)
GROSSE RETROSPEKTIVE:
Alfred Hitchcock
Schon lange stand Meister Hitchcock in meiner Warteschlange umfangreich aufzuarbeitender Filmemacher, dieses Jahr schlug nun seine große Stunde. Ausschlaggebend war übrigens der Film „Hitchcock“ mit Anthony Hopkins Anfang des Jahres. 45 Filme von Alfred Hitchcock konnte ich von Frühjahr bis Herbst 2013 sehen und kenne damit nun insgesamt 46 seiner Filme (einzig „Der Mieter“ hatte ich von den zuvor schon bekannten Filmen nicht wiederholt). Nur 7 Filme aus seiner britischen Phase sind mir nun noch unbekannt (und vermutlich meist auch vernachlässigbar). Unerwarteter Weise ist Hitchcock doch ein Filmemacher der mir insgesamt sehr liegt, das war mir anfangs gar nicht so klar. Nur selten konnte er mich mit seinen Filmen nicht wenigstens im Grundsatz gewinnen (Sklavin des Herzens, Der zerrissene Vorhang, Marnie) und gar nur einen einzigen Film halte ich für richtig misslungen (Nummer Siebzehn). Aus seiner Stummfilmzeit schätze ich vor allem „The Ring – Der Weltmeister“ (den „Blancanieves“ dieses Jahr ironisch zitiert), „The Lodger – Der Mieter“ und „Blackmail – Erpressung“. Letzteren rechne ich persönlich noch den Stummfilmen zu (ich habe auch zuerst die Stummfilmfassung geschaut), Truffaut zählt ihn bereits zu den Tonfilmen, da Hitchcock durch den Nachdreh einiger Szenen ein zweite Fassung mit Ton schuf. Bei den Tonfilmen aus Hitchcocks britischem Schaffen sind meine Favoriten „Eine Dame verschwindet“, „Mord – Sir John greift ein“ und „Jung und unschuldig“.
Wie für viele andere auch stellt die „amerikanische Ära“ für mich die Zeit von Hitchcocks größtem filmischen Schaffen dar, und da besonders die Periode von „Der Fremde im Zug“ (1951) bis „Psycho“ (1960), aus der dann auch meine am meisten geschätzten Hitchcock-Filme stammen, ohne die vielen anderen tollen Filme schmälern zu wollen.
Schönstes Sichtungserlebnis in meiner Hitchcock-Retrospektive war ohne Zweifel die Wiederaufführung von „Die Vögel“ im Kino anlässlich des 50. Jahrestages seiner deutschen Kinoerstaufführung im September, eine Veranstaltung an der ich letztlich selbst aktiv beteiligt war.
Und endlich hab ich „Vertigo“ vollständig sehen können. Vor mehr als 10 Jahren war ich schon einmal zu diesem Film im Kino, nur leider war da die zerschlissene Kopie kurz vor Ende unreparabel gerissen und blieb mir die finale Auflösung schuldig. Ein echtes Trauma, das ich nun überwunden habe. ;-)
Meine Hitchcock Top 5 (ungeordnet):
KLEINE RETROSPEKTIVE:
Apichatpong Weerasethakul
Neben Hitchcock gab es nur noch Platz für eine weitere kleine Retrospektive, in der ich mich mit Sichtung von 5 Langfilmen an den geheimnisvollen Magier Apichatpong Weerasethakul und seine meditativen Erzählungen, Geister und Seelenwanderungen näher herangetastet und vor allem (die zuvor schon bekannten) „Uncle Boonmee“ und „Tropical Maladay“ gemocht habe.
Anregende TRIPLE FEATURES:
Fett markiert ist mein jeweiliger Favorit, bis auf die Dolan-Reihe ist das immer der älteste/erste der drei Filme.
Margarethe von Trotta & Barbara Sukowa
Die bleierne Zeit | Rosa Luxemburg | Hannah Arendt
Reha Erdem
Bes Vakit - Times and Winds | Hayat Var - My only Sunshine | Jin
Nikita Michalkow
Die Sonne, die uns täuscht | Die Sonne, die uns täuscht - Der Exodus | Die Sonne, die uns täuscht - Die Zitadelle
Ulrich Seidl
Paradies: Liebe | Paradies: Glaube | Paradies: Hoffnung
Richard Linklater & Julie Delpy & Ethan Hawke
Before Sunrise | Before Sunset | Before Midnight
Xavier Dolan
I Killed my Mother | Herzensbrecher | Laurence Anyways
Bela Tarr (Frühwerk)
Csaladi Tyzfeszek - Family Nest | Szabadgyalog - The Outsider | Panelkapcsolat - The Prefab People
FESTIVALFILME 2013 & PREVIEWS 2014
Starke Eindrücke, mit zeitlichem Abstand Gewachsenes, formal Bestaunenswertes, lobenswert Gewagtes, im Festivalstress Festgebissenes, Sympathisches, …
Warm up:
10. Fynbos (Harry Patramanis, Südafrika)
09. El Ultimo Elvis (Armando Bo, Argentinien)
08. Soshite chichi ni naru - Like Father, Like Son (Hirokazu Kore-eda, Japan)
07. Kinderwald (Lise Raven, USA)
06. Papusza (Joanna Kos-Krauze, Polen)
05. Tian zhu ding - A Touch of Sin (Jia Zhang-Ke, China/Japan)
04. Salvo (Fabio Grassadonia, Italien)
03. Uroki Garmonii - Harmony Lessons (Emir Baigazin, Kasachstan/BRD)
02. Das merkwürdige Kätzchen (Ramon Zürcher, BRD)
01. W Imie ... - Im Namen des (Malgorzata Szumowska, Polen)
KINOSTARTS 2013
Warm up:
10. The Broken Circle Breakdown (Felix van Groeningen, Belgien)
09. Pozitia copilului - Mutter und Sohn (Calin Peter Netzer, Rumänien)
08. Dupa dealuri - Jenseits der Hügel (Cristian Mungiu, Rumänien)
07. Csak a szél - Just the Wind (Benedek Fliegauf, Ungarn)
06. Take this Waltz (Sarah Polley, Kanada)
05. Blancanieves (Pablo Berger, Spanien)
04. Alois Nebel (Tomas Lunak, Tschechien/BRD)
03. The Congress (Ari Folman, Israel)
02. Laurence Anyways (Xavier Dolan, Kanada)
01. Paradies: Liebe, Glaube, Hoffnung (Ulrich Seidl, Österreich)
Größtes Highlight 2013 war für mich Ulrich Seidls „Paradies“-Trilogie als Gesamtwerk, als Einzelfilm gefiel mit der eröffnende „Liebe“ am meisten, gefolgt von „Hoffnung“ und mit etwas Abstand dann „Glaube“. Ich habe Ulrichs demontierenden, schonungslosen Blick auf eine Art Menschenzoo sehr fasziniert verfolgt. Als Einzelfilme betrachtet hätten sie sich nicht ganz an der Spitze wiedergefunden.
Da wäre dann „Laurence Anyways“ mein Jahresfavorit geworden - ein großer Film über eine große Beziehung. Zwei unglaublich gute Darsteller (großartig: Melvil Poupaud, noch großartiger: Suzanne Clement) ringen mit- und umeinander. Intensität die schmerzt, oder in unvergessliche Szenen gipfelt (Stichwort: Filmball). Xavier Dolan feiert das Kino, wie nur wenige es dieses Jahr zu feiern wussten. Er ist Epigone von Pedro Almodovar und Wong Kar-Wai zugleich.
„The Congress“ ist nicht ganz so stark wie „Waltz with Bashir“, aber mich hat der anregende kreative Trip sehr berührt, so dass mir das mitunter bemängelte Zuviel an Spielerei nicht negativ auffiel. Ausgehend von einer wehmütig stimmenden Betrachtung über den Niedergang der Filmindustrie, in der echte Darsteller und echtes Handwerk durch die Digitalisierung ersetzt werden, weitet Folman den Blick auf die Gegenwart/Zukunft der Menschheit, die immer fremdgesteuerter irgendwelchen flüchtigen Idealen folgt und das reale Umfeld weder wahrnehmen noch werten kann/will. Wie schon in „Waltz with Bashir“ ist der Wechsel von Real- und Animationsszenen sehr gelungen kombiniert und eröffnet eine weitere Ebene für den Film.
„Alois Nebel“ war im vergangenen Jahr mein Festival-Favorit, den ich vor wenigen Tag noch gleich zwei weitere Male im Kino sah. Der per Rotoskopie-Verfahren entstandene kontrastreiche Schwarzweiß-Animationsfilm faszinierte mich jedes Mal aufs Neue mit seinen kleinen nicht „drüberanimierten“ sondern kaum wahrnehmbaren noch realen Details.
Die kleine Renaissance des Stummfilmes geht mit dem bezaubernden „Blancanieves“ weiter, eine spanische Schneewittchen-Hommage, die ihre Heldin in der Stierkampfarena der bösen Stiefmutter aussetzt. Ich habe dieses ironiebewusste Spielen mit dem Grimmschen Märchenstoff sehr in seiner Erzählung als auch seiner Form sehr genossen.
Sehr gemocht habe ich auch Sarah Polleys zweiten Film „Take this Waltz“, erneut ein sehr reifes Werk mit viel Gespür für Rhythmus, Musik und Gefühle, ein bittersüßer melancholischer Liebesfilm, sehr fein in warmen und lichtdurchfluteten Bildern und mit einem starken Soundtrack eingefangen. Michelle Williams ist wieder einmal richtig großartig.
Abschließend meine FLOPS 2013:
05. Der Schaum der Tage
04. Papadopoulos & Söhne
03. Der Tag wird kommen
02. Nachtzug nach Lissabon
01. Fliegende Liebende (Ohje, Pedro!)
Mein Jahresrückblick 2013
Mein beeindruckendstes FILMERLEBNIS 2013:
- Die Nibelungen (Fritz Lang)
10 weitere ältere ENTDECKUNGEN
(alphabetisch)
- 12 Uhr Mittags (Fred Zinnemann)*
- Bändigung des Feuers (Daniil Jakowlewitsch Chrabrowizki)
- Calendar (Atom Egoyan)
- Extrablatt (Billy Wilder)
- The Haunting – Bis das Blut gefriert (Robert Wise)
- My Son, My Son, what have you done (Werner Herzog)
- Roter Psalm (Miklos Jancso)
- Shoah (Claude Lanzmann)
- Tanz der Vampire (Roman Polanski)
- Wenn der Klempner kommt (Peter Weir)
GROSSE RETROSPEKTIVE:
Alfred Hitchcock
Schon lange stand Meister Hitchcock in meiner Warteschlange umfangreich aufzuarbeitender Filmemacher, dieses Jahr schlug nun seine große Stunde. Ausschlaggebend war übrigens der Film „Hitchcock“ mit Anthony Hopkins Anfang des Jahres. 45 Filme von Alfred Hitchcock konnte ich von Frühjahr bis Herbst 2013 sehen und kenne damit nun insgesamt 46 seiner Filme (einzig „Der Mieter“ hatte ich von den zuvor schon bekannten Filmen nicht wiederholt). Nur 7 Filme aus seiner britischen Phase sind mir nun noch unbekannt (und vermutlich meist auch vernachlässigbar). Unerwarteter Weise ist Hitchcock doch ein Filmemacher der mir insgesamt sehr liegt, das war mir anfangs gar nicht so klar. Nur selten konnte er mich mit seinen Filmen nicht wenigstens im Grundsatz gewinnen (Sklavin des Herzens, Der zerrissene Vorhang, Marnie) und gar nur einen einzigen Film halte ich für richtig misslungen (Nummer Siebzehn). Aus seiner Stummfilmzeit schätze ich vor allem „The Ring – Der Weltmeister“ (den „Blancanieves“ dieses Jahr ironisch zitiert), „The Lodger – Der Mieter“ und „Blackmail – Erpressung“. Letzteren rechne ich persönlich noch den Stummfilmen zu (ich habe auch zuerst die Stummfilmfassung geschaut), Truffaut zählt ihn bereits zu den Tonfilmen, da Hitchcock durch den Nachdreh einiger Szenen ein zweite Fassung mit Ton schuf. Bei den Tonfilmen aus Hitchcocks britischem Schaffen sind meine Favoriten „Eine Dame verschwindet“, „Mord – Sir John greift ein“ und „Jung und unschuldig“.
Wie für viele andere auch stellt die „amerikanische Ära“ für mich die Zeit von Hitchcocks größtem filmischen Schaffen dar, und da besonders die Periode von „Der Fremde im Zug“ (1951) bis „Psycho“ (1960), aus der dann auch meine am meisten geschätzten Hitchcock-Filme stammen, ohne die vielen anderen tollen Filme schmälern zu wollen.
Schönstes Sichtungserlebnis in meiner Hitchcock-Retrospektive war ohne Zweifel die Wiederaufführung von „Die Vögel“ im Kino anlässlich des 50. Jahrestages seiner deutschen Kinoerstaufführung im September, eine Veranstaltung an der ich letztlich selbst aktiv beteiligt war.
Und endlich hab ich „Vertigo“ vollständig sehen können. Vor mehr als 10 Jahren war ich schon einmal zu diesem Film im Kino, nur leider war da die zerschlissene Kopie kurz vor Ende unreparabel gerissen und blieb mir die finale Auflösung schuldig. Ein echtes Trauma, das ich nun überwunden habe. ;-)
Meine Hitchcock Top 5 (ungeordnet):
- Das Fenster zum Hof
- Psycho
- Immer Ärger mit Harry
- Vertigo
- Der unsichtbare Dritte
KLEINE RETROSPEKTIVE:
Apichatpong Weerasethakul
Neben Hitchcock gab es nur noch Platz für eine weitere kleine Retrospektive, in der ich mich mit Sichtung von 5 Langfilmen an den geheimnisvollen Magier Apichatpong Weerasethakul und seine meditativen Erzählungen, Geister und Seelenwanderungen näher herangetastet und vor allem (die zuvor schon bekannten) „Uncle Boonmee“ und „Tropical Maladay“ gemocht habe.
Anregende TRIPLE FEATURES:
Fett markiert ist mein jeweiliger Favorit, bis auf die Dolan-Reihe ist das immer der älteste/erste der drei Filme.
Margarethe von Trotta & Barbara Sukowa
Die bleierne Zeit | Rosa Luxemburg | Hannah Arendt
Reha Erdem
Bes Vakit - Times and Winds | Hayat Var - My only Sunshine | Jin
Nikita Michalkow
Die Sonne, die uns täuscht | Die Sonne, die uns täuscht - Der Exodus | Die Sonne, die uns täuscht - Die Zitadelle
Ulrich Seidl
Paradies: Liebe | Paradies: Glaube | Paradies: Hoffnung
Richard Linklater & Julie Delpy & Ethan Hawke
Before Sunrise | Before Sunset | Before Midnight
Xavier Dolan
I Killed my Mother | Herzensbrecher | Laurence Anyways
Bela Tarr (Frühwerk)
Csaladi Tyzfeszek - Family Nest | Szabadgyalog - The Outsider | Panelkapcsolat - The Prefab People
FESTIVALFILME 2013 & PREVIEWS 2014
Starke Eindrücke, mit zeitlichem Abstand Gewachsenes, formal Bestaunenswertes, lobenswert Gewagtes, im Festivalstress Festgebissenes, Sympathisches, …
Warm up:
- Chemi sabnis naketsi - A Fold in my Blanket (Zaza Rusadze, Georgien)
- Geograf globus propil - Der Geograf, der den Globus austrank (Aleksandr Veledinsky, Russland)
- Imagine (Andrzej Jakimowski, Polen)
- Jin (Reha Erdem, Türkei)
- Mandariinid - Mandarinen (Zaza Urushadze, Georgien/Estland)
- Soguk - Cold (Ugur Yücel, Türkei)
10. Fynbos (Harry Patramanis, Südafrika)
09. El Ultimo Elvis (Armando Bo, Argentinien)
08. Soshite chichi ni naru - Like Father, Like Son (Hirokazu Kore-eda, Japan)
07. Kinderwald (Lise Raven, USA)
06. Papusza (Joanna Kos-Krauze, Polen)
05. Tian zhu ding - A Touch of Sin (Jia Zhang-Ke, China/Japan)
04. Salvo (Fabio Grassadonia, Italien)
03. Uroki Garmonii - Harmony Lessons (Emir Baigazin, Kasachstan/BRD)
02. Das merkwürdige Kätzchen (Ramon Zürcher, BRD)
01. W Imie ... - Im Namen des (Malgorzata Szumowska, Polen)
KINOSTARTS 2013
Warm up:
- La Grande Bellezza (Paolo Sorrentino, Italien)
- Gravity (Alfonso Cuaron, USA)
- Io sono Li - Venezianische Freundschaft (Andrea Serge, Italien)
- Shadow Dancer (James Marsh, Großbritannien/Irland)
- Sightseers (Ben Wheatley, Großbritannien)
- La vie d’Adèle - Blau ist eine warme Farbe (Abdellatif Kechiche, Frankreich)
10. The Broken Circle Breakdown (Felix van Groeningen, Belgien)
09. Pozitia copilului - Mutter und Sohn (Calin Peter Netzer, Rumänien)
08. Dupa dealuri - Jenseits der Hügel (Cristian Mungiu, Rumänien)
07. Csak a szél - Just the Wind (Benedek Fliegauf, Ungarn)
06. Take this Waltz (Sarah Polley, Kanada)
05. Blancanieves (Pablo Berger, Spanien)
04. Alois Nebel (Tomas Lunak, Tschechien/BRD)
03. The Congress (Ari Folman, Israel)
02. Laurence Anyways (Xavier Dolan, Kanada)
01. Paradies: Liebe, Glaube, Hoffnung (Ulrich Seidl, Österreich)
Größtes Highlight 2013 war für mich Ulrich Seidls „Paradies“-Trilogie als Gesamtwerk, als Einzelfilm gefiel mit der eröffnende „Liebe“ am meisten, gefolgt von „Hoffnung“ und mit etwas Abstand dann „Glaube“. Ich habe Ulrichs demontierenden, schonungslosen Blick auf eine Art Menschenzoo sehr fasziniert verfolgt. Als Einzelfilme betrachtet hätten sie sich nicht ganz an der Spitze wiedergefunden.
Da wäre dann „Laurence Anyways“ mein Jahresfavorit geworden - ein großer Film über eine große Beziehung. Zwei unglaublich gute Darsteller (großartig: Melvil Poupaud, noch großartiger: Suzanne Clement) ringen mit- und umeinander. Intensität die schmerzt, oder in unvergessliche Szenen gipfelt (Stichwort: Filmball). Xavier Dolan feiert das Kino, wie nur wenige es dieses Jahr zu feiern wussten. Er ist Epigone von Pedro Almodovar und Wong Kar-Wai zugleich.
„The Congress“ ist nicht ganz so stark wie „Waltz with Bashir“, aber mich hat der anregende kreative Trip sehr berührt, so dass mir das mitunter bemängelte Zuviel an Spielerei nicht negativ auffiel. Ausgehend von einer wehmütig stimmenden Betrachtung über den Niedergang der Filmindustrie, in der echte Darsteller und echtes Handwerk durch die Digitalisierung ersetzt werden, weitet Folman den Blick auf die Gegenwart/Zukunft der Menschheit, die immer fremdgesteuerter irgendwelchen flüchtigen Idealen folgt und das reale Umfeld weder wahrnehmen noch werten kann/will. Wie schon in „Waltz with Bashir“ ist der Wechsel von Real- und Animationsszenen sehr gelungen kombiniert und eröffnet eine weitere Ebene für den Film.
„Alois Nebel“ war im vergangenen Jahr mein Festival-Favorit, den ich vor wenigen Tag noch gleich zwei weitere Male im Kino sah. Der per Rotoskopie-Verfahren entstandene kontrastreiche Schwarzweiß-Animationsfilm faszinierte mich jedes Mal aufs Neue mit seinen kleinen nicht „drüberanimierten“ sondern kaum wahrnehmbaren noch realen Details.
Die kleine Renaissance des Stummfilmes geht mit dem bezaubernden „Blancanieves“ weiter, eine spanische Schneewittchen-Hommage, die ihre Heldin in der Stierkampfarena der bösen Stiefmutter aussetzt. Ich habe dieses ironiebewusste Spielen mit dem Grimmschen Märchenstoff sehr in seiner Erzählung als auch seiner Form sehr genossen.
Sehr gemocht habe ich auch Sarah Polleys zweiten Film „Take this Waltz“, erneut ein sehr reifes Werk mit viel Gespür für Rhythmus, Musik und Gefühle, ein bittersüßer melancholischer Liebesfilm, sehr fein in warmen und lichtdurchfluteten Bildern und mit einem starken Soundtrack eingefangen. Michelle Williams ist wieder einmal richtig großartig.
Abschließend meine FLOPS 2013:
05. Der Schaum der Tage
04. Papadopoulos & Söhne
03. Der Tag wird kommen
02. Nachtzug nach Lissabon
01. Fliegende Liebende (Ohje, Pedro!)
Auch freut natürlich die Würdigung von Seidls Trilogie, die hier im Forum überraschend positiv aufgenommen wurde.
Und ja: Was immer Almodovar sich dabei gedacht hat, das hat nicht funktioniert. Unsubtil, aufdringlich und in der Intention vollkommen neben der Spur.
P.S.: Wo gab es denn in Waltz with Bashir Realfilmaufnahmen? Ich kann mich an keine erinnern außer an die Dokumentarbilder am Ende. Aber vielleicht habe ich Dich auch nur falsch verstanden.