Zum Inhalt wechseln


The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer

Foto

Mad Max - Fury Road (OV, 2D)...


...wird, was das Setzen neuer Maßstäbe im Actiongenre angeht, nicht weniger sein als der "Die Hard" des 21. Jahrhunderts.
Dieses manische Meisterwerk ist nicht nur der erste Blockbuster mit massivem CGI-Einsatz seit Jahrzehnten, dem ich optisch wirklich alles glaube (weil ich nie das Gefühl hatte, dieser handgemachte Wahnsinn bräuchte den Computer, aber mich doch freute, wie dieser unterstützend mitwirkte (böse Zungen könnten das gleiche von Hardys Max behaupten), sondern auch die erste rundum und in jeder Hinsicht gelungene Wiederbelebung eines Franchises durch das Hirn, dass es einst erdachte.
Im Grunde hat Millers Symphonie der Zerstörung nur einen Nachteil: ich möchte nie wieder zurück zu all den lieb- und leblosen Krawummorgien, die sonst so über die Leinwand flimmern.

D.C.L.


Foto

"Lebt wohl, ihr Trottel!", oder: kurzes Statement zur persönlichen Schreibe-Zukunft


So langsam kommt es auch bei mir an, dass ich hier nicht mehr lange werde schreiben können.
Für nicht ausreichend moderierte Foren, in denen meine Beiträge lose herumfliegen bin ich inwzischen zu alt und die Gesprächskultur im Internet zu scheiße.
Habe nun das kleinste Übel gewählt und werde schlappe 15 Jahre, nachdem es das letzte Mal cool war, zum Blogger:

http://dcl.blogsport.de/

Freue mich über jeden, der vorbeischaut.

D.C.L.


Foto

Ex Macchina...


...ist Denkkino der feinsten, dabei aber auch unterhaltsamsten Sorte und in Zeiten, in denen selbst bildgewordene Ethik-Vorträge wie "Star Trek" zu reinen Krawumm-Epen verkommen sind, eine echte Wohltat für das Sci-Fi-Genre und dessen Fans.

D.C.L.


Foto

Avengers - Age of Ultron...


...hat im Grunde ein einziges Problem, welches aber leider schwerer ins Gewicht fällt, als ich hoffte - der Film lässt sich nicht mehr von dem Universum trennen, dass sich um ihn herum aufgebaut hat. Als eigenständiges Werk gäbe es kaum etwas zu meckern: eine vor Charisma, Charme und Witz strotzende Truppe tritt zweieinhalb mitunter etwas lange Stunden lang in so noch nie gesehener technischer Brillanz einem James Spader, der auch gemotion-captured noch wunderbar arrogant, blasiert und allen überlegen wirkt, in den metallenen Arsch, ohne dass dabei Herz und Humor zu kurz kommen. Ja, hätten wir noch 2012 oder wären die "Avengers"-Werke das einzige, was Marvel alle drei Jahre raushauen würde, so wäre meine Resonanz wahrscheinlich pure Begeisterung. Doch in drei Jahren hat sich einiges getan, und es ist im Grunde erstaunlich, wie ein Erfolgskonzept in so kurzer Zeit obsolet wirken kann angesichts der Nachfolger und Ableger, die dann leider in vielen, für mich entscheidenden Belangen besser sind. Die Welt um Tony Stark & Co. kann noch so bunt, abgedreht und selbstreferenziell daherkommen, gegen Chris Pratt, der sich mit seiner Waschbär- und Baumbande plus grenzgenialem Soundtrack ein paar Lichtjahre entfernt in einem komplett unbekannten, neuen, verrückten Universum austoben darf, wirkt das Erdgeschehen ziemlich brav. Und die inneren Konflikte, welche die Supermenschen untereinander austragen müssen, und die vermeintlich die Gemeinschaft zu zerreißen drohen, sind im Vergleich zum astreinen 70er-Jahre Politthriller "Captain America - The Winter Soldier" (erwähnte ich schon, wie grandios ich den Redford-Casting-Coup fand?), und seiner alles auf den Kopf stellenden Geschichte, die dann wiederum bei den "Agents of S.H.I.E.L.D." im Fernsehen klug und gut weitergeführt wurde, fast schon putzig anzusehen. Und so schön Whedons Versuche sind, die "Avengers" mit einer kleinen Familiengeschichte zu erden und auf der anderen Seite mit gedimmtem Licht und dem ein oder anderen düsteren Ton die Stimmung etwas gruseliger zu gestalten, kommt er dahingehend doch nicht einmal an Marvels großes Serienmeisterwerk "Daredevil" heran, in dem echte, unfassbar müde Menschen um die Wette fluchten und bluteten, und das in einer Welt, in der niemand aussprechen musste, wie kaputt sie war, weil das schon alle in jeder Einstellung sehen konnten. Das klingt bös und erbsenzählerisch und ist wirklich Jammern auf allerhöchstem Niveau, außerdem sollte ich im Grunde froh sein, dass jemand alle diese genannten Aspekte in einen Film packen kann und trotzdem noch ein so kohärentes, spannendes Werk herauskommt, aber gerade von Whedon hatte ich, vielleicht auch angesichts des riesengroßen Hypes um die formidablen Trailer, doch mehr erwartet.

D.C.L.


Foto

Daredevil (Staffel 1)...


...ist die durch und durch und in jeder beschissenen Hinsicht brillante logische Konsequenz aus der Frage: "Was ist mit den einfachen Leuten, wenn der Hulk, Black Widow und Iron Man mitsamt den ganzen Aliens und gepimpten Übermenschen und Göttern nach Hause gegangen sind." Müde sind sie allesamt, die einfachen Leute, und sie fluchen und bluten mehr als diejenigen, die sich schillernd auf der Leinwand austoben dürfen, weswegen es schlicht genial ist, ihre Geschichte auf einem Kanal zu erzählen, in dem ausgesprochene Fucks und herausragende Knochen keine Tabus darstellen. In einer Zeit, in der DC nicht müde wird, selbst aus erzpositiven Helden wie Superman düstere, schmutzige Krieger zu machen und dabei völlig zu verkennen, dass "gritty" eben nur dort cool ist, wo es passt, hat man hier nicht eine Sekunde Schwierigkeiten, sich vorzustellen, dass diese Ansammlung von unheimlich authentischen Menschen, die dreizehn bisweilen wahnsinnig abgründige Folgen lang durch die Scheiße robben, in der selben Welt zu Hause ist, in der Lichtjahre entfernt ein Waschbär und ein Baum für das Gute kämpfen.
Sowas geht natürlich nur mit einem guten Cast, und du grüne Neune, ist dieser Cast gut.
Ich habe noch nie einem Helden so sehr die inneren und äußeren Wunden abgenommen wie Charlie Cox, bin fasziniert von der Authentizität, mit der Deborah Ann Wolf die Wandlung vom genretypischen Opfer zur starken Kämpferin für die Rechtschaffenheit vollziehen darf, glaube sofort, dass die wunderschönen Furchen in Vondie Curtis-Halls Gesicht allesamt dem jahrelangen aussichtslosen Widerstand gegen die Lüge geschuldet sind und dass Rosario Dawson als Krankenschwester eine Leiche zu viel gesehen hat und möchte schließlich nur noch niederknien vor einem Vincent D'Onofrio, der hier den Antagonisten zu enden alle Antagonisten spielt, denn ganz ehrlich, was soll da noch kommen nach diesem Kerl, der es schafft, durchgehend ekelerregend, fürchterlich und angsteinflößend zu sein, ohne auch nur eine Milisekunde lang den "Bösewicht" zu geben, sondern stattdessen immer MENSCH bleibt. Sie alle und eine ganze weitere Reihe von formidablen Darstellenden erwecken eine Serienwelt zum Leben, die voll ist mit sehr echt wirkenden, virtuosen, für Marvel grenzwertig brutalen Kampfchoreographien, großen Geschichten von Freundschaft, Liebe und Verrat, und einem unerschütterlichen Willen, an das Licht in der Finsternis zu glauben, der bei allem Pessimismus und, ja, doch, auch Sadismus, der beim Regisseur von "Cabin in the Woods" niemanden groß verwundern sollte, immer wieder durchscheint. Wow, was für eine tolle Serie!

D.C.L.


Foto

Shaun das Schaf - der Film...


...vereint wie bei Aardman gewohnt Charme, Herz, Witz und Spannung zu einem durchgehend feinen Film, bleibt dabei natürlich bei allen diversen Anspielungen für die Großen durchgehend kindgerecht und war somit bestens geeignet als allererstes Kinoerlebnis des Sohnes eines Filmfans, dessen Liebe zum Medium mit den Jahren eher noch wächst.

D.C.L.


Foto

The Imitation Game...


...funktioniert als Schema-F-Politthriller, der zwischen echt spannender Geschichtstunde und haarsträubend hanebüchenen Hinzudichtungen hin und her pendelt, sehr bis ganz gut und ist als Turing-Biopic misslungen, was nicht wirklich am Cumberbatch liegt, der sich redlich, aber umsonst müht, inmitten von zahnschmerzfördernden Kalendersprüchen ("oft sind es die, von denen man es am wenigsten vermutet, die Großes vollbringen können") und einer Inszenierung, die penibel darauf achtet, bloß keine Schlüsselszenen aus Turings männerliebendem Privatleben zu präsentieren und sich im Ergehen in uraltbekannten Klischees bloß keine "Ausrutscher" zu erlauben, noch so was wie einen Menschen zu zeigen. Sehenswert wegen des immer wieder faszinierenden Enigma-Themas und durch die Bank weg tollen Spielenden ist der Film allemal, aber Turings zutiefst gebrochenes Leben hätte ein deutlich weniger braves Werk als dieses hier, wo Homosexualität nur in Blicken, Hormontherapien nur in zuckenden Fingern und Selbstmorde nur in Abspannstexten erzählt werden, gebraucht.

D.C.L.


Foto

John Wick...


...könnte sich als niedere Krawumm-Instinkte vollauf befriedigendes Keanu Reeves-Vehikel schon komplett genügen, erschafft aber lieber nebenbei noch eine der komplexesten und stylischsten Film-Unterwelten seit langer Zeit und lässt sie von einem Edelcast zum Leben erwecken, so dass die sehr wuchtigen, brillant choreographierten Schießorgien nie zum Selbstzweck verkommen. Hatte große Freude an dieser mal grimmigen, mal albernen Räuberpistole.

D.C.L.


Foto

Birdman...


...schafft das Kunststück, gleichzeitig eine schonungslos brachiale Abrechnung mit Leere und Hybris im Kunstbetrieb und zudem die absurd-traurige Geschichte eines Menschen, der sich selbst nicht genügt, zu sein. Eingefangen von der wie immer virtuosen Steady-Cam-Optik von Kameragenie Lubezki, der ohne erkennbare Schnitte wie eine eigenständige Figur mal ganz nahe an den Menschen dran ist, mal hemmungslos in der Schönheit von Häuserschluchten und Theatergarderoben schwelgt, treffen hier Figuren aufeinander, deren Eitelkeit genauso abstoßend ist, wie ihre Sehnsucht nach Anerkennung anrührt - und deren Authentizität bisweilen geradezu erschrickt. So ist Edward Nortons Method-Arschloch (btw. mein persönlicher Favorit inmitten von Favoriten) keine überzogene Farce, sondern einfach nur die konsequent ausgepielte Summe von fürchterlichen Schauspieler-Angewohnheiten, die jemand, der mal am Theater gearbeitet hat, allesamt kennt - wenngleich eben nicht unbedingt nur in einer Person vereint und leider nicht alle nur bei anderen. Man KENNT diesen Sack einfach, und das macht es so schwierig, ihn nicht auch ein bisschen zu mögen, obwohl es so unheimlich auf die Nerven geht, wie wichtig und relevant sich da einer nimmt, der vor ein paar hundert Leuten allabendlich ein paar Zeilen zum Besten gibt und außerhalb der Bühne eine vor Nichts triefende, phrasendreschende Witzfigur ist, genauso wie es unheimlich anstrengend ist, Andrea Riseborough und Naomi Watts beim sich gegenseitig rauf und runterkomplimentieren und -trösten in der Umkleide zuzuschauen, wobei die Behauptung, sowas sei einem völlig fremd, entweder gut verdrängt oder schlecht gelogen wäre. Überhaupt ist Alejandro G. Iñárritus größter Verdienst (neben vielen anderen) für mich immer noch, wie unheimlich echt er die Athmosphäre und den latenten Wahnsinn einer Endprobenwoche abbilden kann - nur, dass ebendieser Wahnsinn dann eben in der Größenordnung Broadway beziehungsweise Hollywoodfilm stattfindet.
Und dann ist da natürlich noch Michael Keaton.
Angesichts der reinen Kalkleistenparade unter den Schauspielnominierungen bei den diesjährigen Oscars wurde mal wieder der Umstand kritisiert, dass die einzigen wirklich spannenden, starken Rollen derzeit fast ausschließlich für weiße Männer geschrieben werden, eine Feststellung, bei welcher ich weniger das Existieren von interessanten weißen Männergeschichten als das Fehlen von interessanten schwarzen Frauengeschichten u.v.a. bekackt finde. Gerade in Bezug auf "Birdman", welcher in diesen Schriften oft auftauchte, finde ich die Kritik aber nicht weit genug gedacht, denn Iñárritu ist sich sehr wohl bewusst, wen er da in die Hauptrolle setzt und mit welchen klassischen Alphamännchenthemen er ihn konfrontiert - und wie er ihn sich schließlich daran abarbeiten und letzten Endes scheitern lässt. Natürlich ist das hier ein privilegierter Mensch, der zudem auch noch eine ihn liebende Familie und eine große Fangemeinde vorzuweisen hat, aber, und hier wird die Tragik dank Keatons weltmeisterlichem Spiel dann tatsächlich über Umwege doch noch sehr sehr greifbar und beklemmend: er sieht es nicht. In einer Zeit, in der Serien und Kinos überschwemmt sind von Männern, die allesamt einen Knacks haben, aber in irgendetwas genial sind (Dexter, Sherlock, House, Tony Stark, Hannibal, Monk, Psych undundund (diese Liste schrieb ich spontan und ohne abzusetzen)), in einer Zeit, in der trotz allen echten und vermeindlichen Verdiensten in Punkto Diversität immer noch der tragische, weiße Held hochgehalten wird (wie viele Marvelhelden sind kein Mann? Oder nicht weiß?), in dieser nicht enden wollenden Blütezeit des Abfeierns des schwierigen Genies mit Pimmel ist da einer, der in der Tat einen veritablen Knacks, aber nicht einen Anflug von Genialität vorzuweisen hat. Der in der ersten Hälfte des Films grob geschätzt die Hälfte der Namen der größten amtierenden Superstars von Downey Jr. bis Gosling zu hören bekommt, und dessen Ahnung, dass er mit diesen niemals oder nicht mehr wird mithalten können, er aber auf der anderen Seite auch ums Verrecken nicht die Tiefe besitzt, um als richtiger Künstler anerkannt zu werden, ihn langsam aber sichtbar in den Wahnsinn treibt. Somit ist dieser Film thematisch viel weniger beim viel in dem Zusammenhang erwähnten "Black Swan" anzusiedeln als bei James Gunns finsterem Meisterwerk "Super". Und Keaton als ehemaliger (bester) "Batman" natürlich die Idealbesetzung. Und er schafft etwas, worauf ich immer total stehe, was aber viel zu selten gelingt: immer wieder gibt es Momente, in denen ich erst im Nachhinein begriffen habe, was Keaton da fünf Minuten vorher gespielt hat. Und das ist dann wiederum oftmals deswegen so beklemmend, weil es einem das Gefühl gibt, man hätte es merken müssen und ihn aufhalten können - was wieder für die unerhörte Nähe spricht, die einen mit Iñárritus eigentlich nicht wirklich liebenswerten Figuren - mit Ausnahme vielleicht von einer großartigen Emma Stone als Keatons klartextredende Tochter - verbindet. Wenn es dieser etwas verworrene Text noch nicht ausreichend zum Ausdruck brachte: richtig toller Film, der noch Tage nach der Sichtung im Kopf herumspukt.

D.C.L.


Foto

St. Vincent...


...ist die Außenseiterkomödie zu enden alle Außenseiterkomödien. Hier sind sie wirklich alle versammelt, der bruddelige Alte, der schwächliche, aber blitzgescheite Junge, die überforderte Mama, die Prostituierte mit dem Herz auf dem rechten Fleck, der missverstandene Schulrowdy, der Lehrer, der seine Fürsorglichkeit und Herzlichkeit hinter gut platzierten Pointen zu verstecken weiß u.a. Und so wundert es auch nicht, dass die Handlung derart vorhersehbar vor sich hinplätschert, dass man jede noch so kleine Wendung zumindest in ihrer positiven und negativen Auswirkung auf die Figuren punktgenau vorhersagen kann. "St. Vincent" ist auf der Drehbuchebene auf extrem schale Weise ein extrem grundsolider Film, und man müsste wieder einmal den Kopf schütteln ob der obligatorischen Beweihräucherung eines netten Filmchens unter den Fittichen der Herren Weinsteins bei den Globes u.a., wenn dieses Filmchen nicht (allein) durch einen durch die Bank weg formidablen Cast vor der Mittelmäßigkeit gerettet würde. Bill Murray spielt den versoffenen Grantler dermaßen unprätentiös, unsentimental und im allerallerbesten Sinne aus dem Arsch heraus, dass man ihm auch dann noch stundenlang zusehen will, wenn er nichts weiter zum Besten gibt als eine nur halb funktionierende Impro mit einem Wasserschlauch - so ges(ch)ehen beim Abspann. Melissa McCarthy, deren Erfolgs-Sitcom ich seinerzeit nicht länger als fünf Minuten aushielt, passt ihr Spiel Murrays Reduktion an, was sie wahnsinnig sympathisch macht, und schafft das Kunststück, in einer Zusammenbruchszene, die eigentlich meterweit nach Oscargeschiele riechen müsste, so klein, natürlich und echt zu bleiben, dass man sie allerspätestens da nur noch umarmen möchte. Die anderen folgen auf dem Fuße und bilden zusammen eine lakonische Welt, bei welcher es ein Euphemismus wäre, zu schreiben, sie käme einem bekannt vor, die aber am Ende zu viel richtig macht und vor allem Dank Murray zu sehr anrührt, um nicht doch als zumindest sehenswert eingestuft zu werden.

D.C.L.


Foto

Interstellar...


...ist, wenn man denjenigen, die klugscheißen und zeigen wollen, wie ach so besehen sie in der Filmgeschichte sind, glauben schenken darf, nicht "2001 - Odyssee in Space". Stimmt, ist er doch wesentlich stringenter, kurzweiliger und spannender als Kubricks Meisterwerk, dass seit zig Jahren niemand mehr ein zweites Mal in Gänze geschaut hat, das aber wie der "Godfather" (Gangsterfilm), das "Texas Chainsaw Massacre" (Horror) und die Zucker-Abrahams-Zucker-Komödien u.v.a. immer dann aus der Mottenkiste geholt wird, wenn KritikerInnen eigentlich schreiben wollen, dass sie den Film schlicht nicht gut finden, aber meinen, ihn noch durch unfaire und/oder unpassende Vergleiche zusätzlich schlechtreden zu müssen. Erstaunlicherweise ist eines der Hauptopfer dieses Trend immer wieder Christopher Nolan, dessen Arbeit ich von ganz toll ("Dark Knight") über gut ("Inception") über mich gar nicht ansprechend ("The Prestige") von Film zu Film sehr unterschiedlich bewerten würde und deshalb weit davon entfernt bin, ein Fan zu sein, bei dem mir aber nie so ganz einleuchtet, mit welcher Vehemenz viele meinen, klarstellen zu müssen, dass sie alle seine Tricks durchschaut haben und er ein "Blender" ist (als gäbe es irgendjemand unter den Filmschaffenden, bei welchem das streng genommen anders wäre). Die Arthouse-Fans heulen heute noch in ihr Godard-Schnuffeltuch, dass sich die gemeinen Kinoaffinen mehr über Leos Kreisel als über Revolutionstheorien in "Weekend" unterhalten, statt sich zu freuen, dass hier einer mit sturem Eigensinn sein Ding durchzieht, was natürlich manche mit großer Kunst verwechseln könnten. Und nein, klar, Nolan ist auf der anderen Seite auch kein Spielberg, der eigentlich in vielerlei Hinsicht viel angreifbarer wäre, der aber ein begnadeter Geschichtenerzähler ist. Was dabei gerne übersehen wird, ist, dass sich inmitten Nolans fragmentarischem Erzählstil, der mir zuletzt bei "Dark Knight Rises" tierisch auf den Keks ging, immer wieder kleine Parabeln verstecken, die in der Schlichtheit ihrer Inszenierung eine Größe und Virtuosität besitzen, die ich persönlich umwerfend finde. Und ich finde es beinahe komisch, dass ausgerechnet Nolan, dem so viele häufig eine "sterile" Optik vorwerfen, durch seinen Konsequenten Einsatz von echten Dingen, wo echte Dinge den Computer ersetzen können, dem Weltraum auf der Leinwand das wiedergibt, was ihm spätestens seit Lucas "Star Wars"-Schändungstrilogie genommen worden war: das Dreckige, Unperfekte, Kalte, nicht Glattgerenderte. Wo "Gravity" eine Achterbahnfahrt war, ist das hier der Flugsimulator. Wo bei ersterem dank des Genies des Duos Cuaron/Lubezki jedes Bild durchkomponiert war, ist hier eine Explosion nicht dafür da, schön auszusehen, sondern um zu zerstören. Der Bilderfetischist in mir weiß ersteres zu schätzen, der "Wrath of Khan"-Fan, der ich auch bin und der seit Jahren davon hofft, den Weltraum wieder so zu FÜHLEN, wie er im eigenen, unwissenden Hirnkasterl herumspukt, ist sehr dankbar für diese sehr erwachsene, schnickschnacklose Optik. Und ja, am Ende verlässt sich Nolan schon sehr darauf, dass seine Darsteller diese Geschichte, die mancher ablehnen mag, die ich in ihrem erfrischenden Optimismus aber toll finde, zu einem befriedigenden Schluss bringen. Aber meine Fresse, da ist doch nicht irgendwer am Werk, sondern die wunderbare Jessica Chastain und ein Matthew McConaughey auf seinem absoluten Leistungshoch! Ganz ehrlich: wer die Szene mit den Familienvideos und seiner Reaktion gesehen hat und davon irgendetwas nicht großartig fand, sollte gezwungen werden, einen ganzen Tag lang die Sandrede von Anakyn Skywalker aus Episode II in der Endlosschleife sehen zu müssen. Ganz großes Kino, wie überhaupt dieser Film ganz großes Kino ist, nur eben auf Nolans Art und Weise, die nicht gefallen muss, die aber eine ganz klare Handschrift trägt, die mir persönlich, wenn er weiß, was er erzählen will und die richtigen Spielenden um sich versammelt, ausgesprochen gut gefällt. Viele Regisseure haben wir nicht mehr, die so etwas können, und wenn ich auch den Teufel tun werde, mir Ridley Scotts weißgewaschenen "Exodus"-Scheißdreck anzusehen und mir Terence Malick gesinnungstechnisch auch immer suspekter wird, so sehr werde ich sie bis zuletzt für "Prometheus" und den "Tree of Life" verteidigen, weil großes Kino immer einen Platz in meinem Herzen haben wird (ich glaube, ich habe nun oft genug "großes Kino" geschrieben...). Und, um diesen etwas verworrenen Unsinnstext mit einem geschickten Verweis auf seinen Anfang noch zu einem befriedigendem Ende zu bringen: viele von denen, die hier den Kubrick rausgeholt haben, wären heutzutage die ersten, die, wäre er erst gestern angelaufen, nicht eher ruhen würden, bis sie ihn in Grund und Boden getwittert und geblogt hätten.

D.C.L.


Foto

Pride...


...ist einer der gelungeneren Beiträge unter den "Motivational Movies", was weniger an der eher konventionellen, vorhersehbaren Inszenierung liegt und mehr an der ungewöhnlichen Geschichte (Lesben und Schwule sammeln im Großbritannien der 80er für die dort streikenden Bergarbeiter), sowie einem gut aufgelegten Cast, der spielerisch keine Wünsche offen-, jedoch die Vermutung zulässt, dass die Gemeinschaft der Film- und Fernsehschaffenden auf der Insel auch nur ein Dorf ist, so bekannt sind die Gesichter, die sich hier tummeln - darunter neben dem obligatorischen, wie immer großartigen Bill Nighy und einem sehr coolen Dominic West auch Cumberbatchs "Sherlock"-Gegenspieler Andrew Scott und Simon Peggs Kumpel Patty Considine u.v.a.
Filmisch kein Meisterwerk, aber als Parabel für den Sieg von Solidarität über Vorurteile durchaus gelungen.

D.C.L.


Foto

The Riot Club


...ist eine mal wütende, mal bitter zynische Parabel auf die Strukturen, die dafür sorgen, dass die Arschlöcher von heute die Lenker von morgen werden. Nun könnte man krittelig anmerken, dass hier der Holzhammer subtiles Nachforschen ersetzt und in eindreiviertel zu Beginn zu langen Stunden das durchexerziert wird, wofür David Fincher in seinem visuellen Genie nur einen Bus voller Frauen, ein Haus voller Männer, Trent Reznors unerbittliche Technomucke und grob geschätzt dreißig Sekunden gebraucht hat (immer noch der beste Moment in "The Social Network"), aber das wäre nicht nur unfair, sondern würde den Fakt unterschlagen, dass ebendieser Holzhammer vonnöten ist, um Scheiße kompromisslos als das zu benennen was sie ist und zudem gegen Ende dermaßen heftig und zielsicher die Magen- und Nierengegend trifft, dass einem auch eine halbe Stunde danach noch zum Heulen ist. Glänzend gespielt und vom Casting her formidabel besetzt bis in die kleinste Nebenrolle - wer auch immer auf die Idee kam, für einen Wimpernschlag-Kurzauftritt einer Prostituierten die fantastische Natalie Dormer zu besetzen, sie oder er hatte vollkommen recht. Wahrscheinlich das beklemmendste, am hilflosesten stimmende Werk meines Kinojahres 2014.

D.C.L.


Foto

Guardians of the Galaxy (O-Ton)...


...ist Blockbusterkino von solcher Virtuosität, Perfektion und Lässigkeit, dass beim Verlassen des Kinos die Plakate anderer Filme ähnlichen Genres allesamt schamrot zu schimmern schienen. James Gunn kennt seine Lucas- und Spielberg-Pappenheimer auswendig, aber anders als beispielsweise JJ Abrams mit seinen zahnlosen Huldigungen nimmt sich dieser Ausnahmeregisseur von den großen Vorbildern (Han Solo und sein Falke waren schon lange nicht mehr derart auf der Leinwand präsent) nur die Elemente heraus, die wirklich gut sind, um dem ganzen Rest mit "loving disrespect" einen gehörigen Arschtritt zu verpassen. Spannend ist bei Gunns Feuerwerk an Action, Abenteuern und hemmungslosen Albernheiten auch die kleine traurige Rahmenhandlung, die wie schon bei seinem abartigen Meisterstück "Super" dem Ganzen eine heimliche Abgründigkeit verleiht, die man angesichts all der Buntheit übersehen kann, aber nicht muss. Ansonsten stimmt hier einfach alles, angefangen beim sehr stylischen Soundtrack, der ganz nebenbei auch noch stimmig ins Geschehen eingebaut wird, über den ersten "lustigen" CGI-Sidekick, der nicht nervt (weil der Waschbär eben nicht nur Sprüche klopft, sondern auch ein ernstzunehmendes Mitglied der Gruppe ist, das bisweilen an Raffinesse die anderen übertrifft), über die wunderwunderwunderschöne Optik, über die Tatsache, dass sich Harmlosigkeiten und Grausamkeiten sowie Ernst und Quatsch perfekt die Waage halten, bis hin zu den Figuren, die bis in die kleinsten Nebencharaktere unheimlich liebevoll und lebendig gezeichnet sind. Womit wir auch beim größten Pluspunkt dieses Werkes angelangt wären: ich kenne keinen einzigen Film, der Reales und CGI so dermaßen organisch und homogen zu verbinden weiß, und das eben nicht nur in visueller Hinsicht, sondern auch, was die Gewichtung beider Elemente angeht. Während beim letzten "Planet der Affen"-Theater die Animationen einmal zu oft wie Masturbationen anmuteten (welche zwar beeindruckend, aber eben nicht "echt" genug waren, um so viel Wichserei zu rechtfertigen) und die Menschen auf der anderen Seite komplett unter "ferner liefen" gehandelt wurden (was doch einen Oldman nicht erschüttern kann, andere hingegen schon), haben hier alle gleich viel Raum und Bedeutung, so dass der altmodische Wort- und Körperslapstick eines Chris Pratt mit den pixarigen Gags eines "Groot" nicht nur koexistieren, sondern sogar eine unerwartete Einheit bilden kann und man sich über den atemberaubend schönen Weltraum aus dem Rechner exakt genau so freut wie über die zahlreichen Gaststars, die mit großer Spiellust ihre bekannten Gesichter in die Kamera halten.
Hatte Marvel mit dem letzten "Captain America" schon gezeigt, dass es sich nicht scheut, genretechnisch andere Wege zu gehen und zumindest in der ersten Hälfte den Agententhriller der 70er zu reanimieren ("Kondor" Robert Redford inklusive), feiert hier das Science Fiction-Epos des selben Jahrzehnts sein ganz großes Comeback, wobei Gunn genau weiß, welche Aspekte ihn aus dieser Epoche interessieren und wo es vonnöten ist, klarzustellen, dass seitdem doch ein wenig Zeit vergangen ist.
Ich weiß nicht, ob dieser Unsinnstext es deutlich genug gemacht hat, aber: ich bin schwer begeistert!

D.C.L.


Foto

Can a Song save your Life?...


...ist eine charmante Ode an die Musik und gemeinsam mit ihr durchgemachte Nächte, die in den Dialogen gelegentlich etwas klappert (mag aber durchaus auch an der deutschen Synchro liegen), aber immer dann, wenn nur gesungen oder geschwiegen wird, wunderbare, originelle und anrührende Kurzgeschichten aus dem Ärmel zaubert, die zumeist rein über Blicke erzählt werden - die virtuoseste ist wohl die, in welcher Keira Knightley und Adam Levine in der Küche stehen und innerhalb eines einzigen, nur zur Hälfte gespielten Songs Harmonie, Geständnis, Enttäuschung und Trennung durchspielen, ohne das einer auch nur ein Wort sagt. Überhaupt ist Madame Knightley hier die Königin des nonverbalen Spiels, dicht gefolgt vom wie immer sehr sehenswerten Herrn Ruffolo, der es mühelos schafft, das zum x-ten Mal wiedergekäute alternder-Loser-Klischee mit wo nicht neuem, so doch authentischem Leben zu füllen. Und dass am Ende gleich zweimal in jeweils unterschiedlichen Konstellationen das große, wuchtige RomCom-Ende vorbereitet wird, und in beiden Fällen zugunsten der Integrität von Knightleys Figur eben diese Schlüsse in die Tonne gekloppt werden, das kann ich diesem Werk, das mich streckenweise sehr berührt hat und wohl zu meinem persönlichen Lieblingswohlfühlfilm 2014 mutieren wird, gar nicht hoch genug anrechnen.

D.C.L.


Foto

Lucy...


...gibt mir die seltene Möglichkeit, Choi Min-Sik auf Großleinwand sehen zu dürfen. Merke: ein Film, der mir die seltene Möglichkeit gibt, Choi Min-Sik auf Großleinwand sehen zu dürfen, hat bereits vor der Sichtung einen Stein bei mir im Brett.
Habe ansonsten keine Ahnung, warum ich diesen hanebüchenen Schund so mag. Vielleicht, weil er es irgendwie schafft, unendlich bescheuert und supercool zugleich zu sein. Oder weil er sich weder übertrieben ernst nimmt, noch versucht, krampfhaft auf Pointen zu setzen. Oder weil er seine immer gottgleicher werdende Hauptfigur immer problemloser und unbehelligter ihren Weg gehen lässt, und es trotzdem hinkriegt, den Spannungsbogen nicht fallen zu lassen. Oder weil Morgan Freeman so schön dozieren kann, dass es völlig wurschd ist, was für einen Käse er redet. Oder weil Scarlett Johansson den Flickenteppich, genannt Handlung, mit ihrer Präsenz mühellos zusammenhält. Oder weil am Ende, wenn dann endlich die Lucy abgeht (ja, der musste sein), ein Bilderreigen getanzt wird, der so abgefahren und bunt und idiotisch und klug ist, dass er auch am Morgen danach noch auf der Netzhaut eingebrannt ist. Oder weil Bessons kleine, lässige Fingerübung mit einer Lauflänge von 89 Minuten netto genau weiß, wann Schluss sein muss.
Wie auch immer: ich habe diesen Edeltrash irgendwie lieb.

D.C.L.


Foto

Planet der Affen - Revolution...


...erweckt die große Lust, sich bald mal wieder den Ur-"Affen" mit Charlton Heston anzusehen, und sei es nur, um zu realisieren, wie viel überlegener der in allen Belangen ist. Wurde damals zuallererst eine spannende (und visuell ungemein atmosphärische) Geschichte erzählt und war die Moral so lange ganz klares Nebenthema, bis man dann plötzlich am Strand lag, die Kronenfresse mit der Fackel sah, auf das Wasser eindrosch, alle verfluchte und bestimmt oder vielleicht oder auch nicht sein Leben und die Sozialstrukturen, in denen man sich bewegte, überdachte, brüllt dieser Film die ganze Laufzeit von über zwei Stunden lang so laut und so penetrant "ORWELL! HOBBES!! WICHTIG!!!", dass es selbst die spärlich gesäten Actionsequenzen übertönt. Wenn er dann wenigstens in Ansätzen als Parabel so relevant und elegant wäre wie beispielsweise "Animal Farm", hätte ich damit kein Problem. Aber hier ist alles so dermaßen schlicht, banal und vorhersehbar, dass man streckenweise die Dialoge von Szenen mitsprechen kann, die noch gar nicht durch den Kinoprojektor liefen. Und um nicht missverstanden zu werden: die quälende Gewissheit der Unausweichlichkeit von Ereignissen ist eines der Kernelemente der Tragödie. Dann aber bitte einen so stringenten und unerbittlichen Film wie "Mystic River", der einen die grausligen nächsten Handlungsschritte allesamt vordenken lässt, bevor er sie einem nüchtern, kalt und sachlich in die Fresse wirft, der aber - welch raffinierte Überleitung ins nächste Thema - so toll gespielt ist, dass man wider besseren Wissens mitgeht in den Abgrund. Die CGI-Affen hingegen sehen zwar so fesch aus, dass Nerds auf der ganzen Welt Pippi in die Augen kriegten - und die absurde Behauptung einiger, hier würde endlich eine perfekte Illusion geschaffen (absoluter Blödsinn) stört mich aufgrund der Tatsache, dass sie gut genug animiert sind, um mich wenigstens nur ganz selten im altgehassten sogenannten "uncanny valley" zu lassen, nicht wirklich. Jedoch ist es womöglich genau diese technische Brillanz auf der einen und der immer zum scheitern verurteilte Vergleich mit der Realität auf der anderen Seite, der mich emotional nur äußerst selten - und eben in Anbetracht der banalen Handlung zu selten - mitgehen ließ. Als jemand, der heute noch Alpträume von den "letzten Glühwürmchen" hat und der "Wall-E" stundenlang beseelt beim Feuerlöscherflug durchs All zusehen könnte, wehre ich mich gegen den Verdacht, von Nichtrealfilm nicht erschüttert sein und mich von CGI nicht rühren lassen zu können. Aber hier springt der Funken viel zu selten über, und ich muss mich doch sehr wundern ob der vielen Kritiken, die schreiben, die Primaten wären in diesem Werk spielerisch den Menschen überlegen. Ich für meinen Teil sehe selbst einem halb involvierten, halb an den fetten Scheck denkenen Gary Oldman noch tausendmal lieber zu als Andy Serkis tricktechnisch umgewandelten Bewegungen, die zudem teilweise so hart an der Grenze zur Masturbation animiert sind, dass sie den Unterschied zwischen gewollter und realer Größe allzu transparent machen - bei ersterem denkt man währenddessen: "boah, ist das groß!", bei letzterem denkt man gar nichts, sondern staunt einfach. Das alles ist besonders schade, weil der erste Teil der Vorgeschichte die meisten der hier beschriebenen Fehler schlicht nicht gemacht hat. Er war zuerst Familiendrama, dann Prequel und erst dann wandelnder Aphorismus. Und er hatte mit der allerletzten Kameraeinstellungen ein auf so vielen Ebenen dermaßen geiles Ende, dass ich mich damals schon skeptisch äußerte, ob ein weiterer Film nicht schiefgehen könnte. Nicht immer bin ich froh, wenn ich ausnahmsweise mal recht behalte.

D.C.L.


Foto

Much Ado about Nothing (2012, OmU)...


...ist so tiefenentspannt und dramatisch, so altmodisch und modern, so unernst und existentiell, wie es ein guter Shakespeare nur sein kann. Oder eben ein guter Wheadon, welcher in seinem neiderweckend tollen Haus mit alten Bekannten drehte (die einzigen Gesichter, die seinen Fans unter Umständen neu vorkommen dürften, sind die beiden Youtube-Comedians von "BritANick"), und der seinen dementsprechend blendend gelaunten Cast sehr zurückhaltend und doch punktgenau inszeniert, so dass der 400 Jahre alte Wortwitz erblühen kann, als wäre das Werk gestern erst geschrieben worden.

D.C.L.


Foto

Grand Budapest Hotel (OmU)...


......ist Wes Andersons bislang schnellstes Werk, was vor allem daran liegt, dass er seine ihn stets begleitenden Themen Melancholie, Außenseitertum und Einsamkeit fast ausschließlich in der netto dreiminütigen Rahmen"handlung" (und damit meine ich streng genommen ausschließlich das Mädchen mit dem Buch) unterbringt, von wo aus sie den Erzählfluss nicht stören, aber doch immer mitschwingen. Sie äußern sich aber eben nicht wie sonst in der Sehnsucht der Figuren, die sich inmitten lakonischem äußeren und inneren Stillstands gedanklich und im Suchen nach Gleichgesinnten in andere Welten und Leben flüchten, sondern in der prächtigen Bebilderung ebendieser Welten, deren Traurigkeit zunächst kaum spürbar ist und allein dadurch entsteht, dass sie dem Publikum die Erkenntnis abverlangen, dass sie so nie existierten. Als alter Bilderfetischist ist man dann natürlich einmal mehr fasziniert ob des traumwandlerischen Gespürs Andersons für Bildgestaltung und der Tatsache, dass er der beste amtierende Verwender der Stop Motion-Technik im Realfilm bleibt, deren ihr innewohnender Anachronismus wiederum wunderbar zu dem passt, wovon er so gerne erzählt (siehe oben). Noch faszinierender bleibt der Umstand, dass er es wieder einmal geschafft hat, ein für niemand sonst mit diesem Budget bezahlbares Hollywood-A-Liga-Ensemble aufzustellen und den gestandenen Damen und Herren erneut ein Geschenk zu machen, dass in dieser Form ebenfalls niemand sonst zu vergeben weiß: pure, naive, im besten Sinne kindliche Spielfreude, die die Spielenden vergessen lässt, was für ach so große Namen sie tragen und ihnen Blicke und Bewegungen zurückgibt, wie sie von ihnen noch nie auf Zelluloid gebannt wurden, allen voran Ralph Fiennes und der blutjunge Anfänger Tony Revolori, die so zusammen und so leicht und so toll miteinander spielen, als würden sie sich seit Jahrzehnten kennen.

D.C.L.


Foto

Völlig verdrängt: The Lego Movie...


...ist zu (höhö) konstruiert, um den Hype zu rechtfertigen. Ein paar wirklich originelle Ideen (die bestimmt im O-Ton nochmal besser funktionieren) und ein echt schöner Schluss können einem nicht das Gefühl nehmen, dass man doch nur einer etwas bemühten Nummernrevue und, schlimmer, einem überlangen Werbefilm beiwohnt. Und die Stop-Motion-Ästhetik in einem Nicht-Stop-Motion-Werk geht bereits nach Minuten auf den Sack.

D.C.L.