Zum Inhalt wechseln


The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer

Foto

Monsieur Claude und seine Töchter...


...ist die Art von hart an der Grenze zwischen Utopie und Verlogenheit laborierendem Eine-neue-Welt-ist-möglich-Gute-Laune-Film, die ich wenn's hoch kommt alle zwei Jahre ertrage. Immerhin stimmt im Gegensatz zu den meisten deutschen Beiträgen zu diesem Genre fast durchgehend das Timing. Und der Running Gag mit den schaurig-scheußlichen Bildern der einen Tochter, die in den anderen Haushalten drohend im Hintergrund hängen, hat mich wiederholt erheitert.

D.C.L.


Foto

Godzilla...


macht genau eine Sache sehr gut: das Monster ist so realistisch, wie es obligatorische CGI-Echsen seit "Jurassic Park" sein können, trotzdem verliert es nicht den "Mann im Kostüm"-Charme, der das Originalviech so liebenswert machte. Der Rest ist eine Frechheit, angefangen bei den Dialogen, die immer, wenn es um Liebe geht, von George "Anakin-Padme-Fremdschamszenen" Lucas und bei allem anderen von einem Setzbaukasten geschrieben worden zu sein scheinen, über die Tatsache, dass alle heillos unterforderten charismatischen Darstellerinnen und Darsteller minus Ken Watanabe sehr bald weg vom Fenster sind, während der Rest dem uncharismatischen Rest gehört, der wiederum vom verheerenden Drehbuchkehricht antiunterstützt wird, endend bei den Actionsequenzen, die zigmal groß vorbereitet werden und dann unter Ausschluss des Zuschauers stattfinden, weil, mal ehrlich: wer will schon prähistorische Riesendinos sehen, die sich gegenseitig zu Pampe kloppen, wenn man doch dem viel spannenderen Plot des Hauptdarstellers folgen kann, der in einer japanischen U-Bahn sitzt und U-Bahn fährt (ja, genau DAS passiert im Film!). Selbst der fesche, gefühlt fünfminütige finale Showdown wird immer wieder gestört vom Bombenentschärfungstrupp, der eine MacGuffin-Atombombe entschärfen muss, die ohne ihn gar nicht da wäre. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreiben würde, aber: da war der Emmerich unterhaltsamer.

D.C.L.


Foto

X-Men 4...


...macht eingedenk seines fast durchgehenden Gespürs für die richtige Dosierung von Humor, Action, Drama und soziokulturellen Diskursen großen Spaß. Hoch anzurechnen ist Bryan Singer auch das Kunststück, fast alles Bekannte auf Reset zu schalten, ohne die zahlreichen Fans zu verärgern (*hust*gellJJ?*hust*).

D.C.L.


Foto

Captain America 2


...ist der meiner Meinung nach bislang beste, in jedem Fall aber originellste Film um die "Avengers"-Crew, weil der Superheldenanteil hier so klein wie noch nie ist und einem stattdessen eine abgefahrende Mischung aller großen Politthriller der letzten 40 Jahre präsentiert wird, endend bei "Bourne"-Verfolgungsjagden (die erstaunlich handgemacht wirken) und angefangen beim guten (!) alten "Die drei Tage des Kondors", dessen Hauptdarsteller hier gleich auch in tragender Rolle dabei sein darf. Mal ehrlich, wie geil ist das denn: da reden sich die Nerds in den Foren monatelang den Mund fusselig, wer denn nun den Alexander Pierce spielen könnte, stapeln dabei allesamt tief ("da gab es doch den einen Typen aus der einen Serie..."), bis sich Marvel irgendwann bescheiden räuspert und meint: "Ja, schön, eure Vorschläge, wir hätten eher an Robert fucking Redford gedacht!" Ein solcher Casting-Coup ist auch sehr sinnstiftend, denn noch nie war die Geschichte so elementar wichtig wie hier. Wo der letzte "Thor" (der mir btw. großen Spaß bereitet hatte) zwei Stunden lang um einen MacGuffin kreiste, der an Lieblosigkeit nun wirklich nicht mehr zu unterbieten war, geht dieser Film hier narrativ in die Vollen und erzählt eine dichte, traurige Mär von Vertrauen und Verrat, bei welcher man nicht übersensibilisiert sein muss, um klare Kommentare auf Überwachung und Sicherheitswahn im sogenannten "Real Life" (Aktion: Save the Anglizism) zu finden. Natürlich liefen allerspätestens am Ende die Rechner wieder auf Hochtouren und es gibt noch eine Menge altbekanntes Superheldenbummbumm, aber selbst hier wird der Plot nie verloren und die Story klug und clever zu Ende gebracht. Schön auch, dass Samuel L. Jacksons Nick Fury endlich sein Stichwortgeberdasein beendet und als tragende Figur seinem Nachnamen mitunter alle Ehre macht. Als jemand, der das Marvel-Filmuniversum schätzt und gut gemachte Politthriller liebt, war mir dieser Film eine große Freude.

D.C.L.


Foto

American Hustle...


...ist ein so lustiger, schwerelos leichter Spaß, dass es eine durchgehende Wonne ist, ihm und seinem formidablen Cast beiwohnen zu dürfen, allen bis auf der wunderwunderbaren und ebenbürtigen Amy Adams voran ein Christian Bale, dessen erneutes Herumexperimentieren mit dem eigenen BMI hier nicht zur Show verkommt, sondern einfach ein nettes Anhängsel ist für eine Figurenzeichnung, die so erzsympathisch anmutet, wie es dem zweitbesten Film-Batman wohl die wenigsten zugetraut hätten. Die anderen Spielerinnen und Spieler in diesem munteren Reigen folgen auf dem Fuße, mein kleines Highlight ist Louis CK, dessen farbloser Polizeivorgesetzter das genaue Gegenteil zu dem Kerl ist, der derzeit (wahrscheinlich mit Recht) als bester amtierender Standup-Comedian der USA gefeiert wird. Und wie hier angefangen von Kostümen und Ausstattung über Kameraführung, Spielweise und Retro-Gags einer Epoche einerseits gehuldigt, sie andererseits aber auch mit "loving disrespect" verarscht wird, garniert mit einer mal unterschwelligen, mal ziemlich offensiven, aber niemals anbiedernden Erotik, das ist schon sehr formvollendet. Großer Film, der gegen die größere Konkurrenz bei den letzten Preisverleihungen leider unterging.

D.C.L.


Foto

The Wolf of Wall Street (OmU)...


...bleibt einmal mehr Martin Scorseses altem Credo "Ich mache Filme über Leute, die ich nicht kennenlernen möchte" treu, und so überrascht es einmal mehr, dass man sich von einem Werk, dass fast ausschließlich von arschlöchrigen Tätern bevölkert ist, dermaßen gut mitgezogen fühlt. Nun hat besagter Scorsese aber auch mit nunmehr 70 Jahren nichts von seinem virtuosen Gespür beim Einsatz von Kameratricks, Timing und Musik verloren und so wirkt seine Dekadenzoper allein schon durch den Umstand regelrecht frisch, dass er sich vom knallharten Thrillergenre, in welchem sich seine italienischen und irischen Mafiosi sehr blutig austoben durften, zugunsten der Groteske verabschiedet, die auch mehr zu den Broker-Gangstern passt, bei welchen zwar weniger Menschen ermordet, aber nicht minder viele Existenzen zerstört werden. Ja, der Herr kann auch böse Komödie, und so ist wie in jeder guten Satire der Film immer dann am komischsten, wenn es eigentlich am wenigsten zu lachen gibt. Tragen darf das einmal mehr sein zweiter Frühling Leonardo di Caprio, der seine zutiefst leere Figur mit so viel Leben zu füllen weiß, dass einem der Widerspruch erst hinterher auffällt, dem dann aber - und damit hätte ich nun wirklich nie gerechnet - um ein Haar die Show gestohlen wird von einem Jonah Hill, der einen so eigenständigen, lustigen, ekelhaften Menschen auf die Leinwand zaubert, dass man ihn in der ein oder anderen Einstellung trotz sehr sporadischem Maskeneinsatz kaum wiedererkennt. Wie gut wiederum der Altmeister beim Ziehen der emotionalen Trigger des Publikums ist, fiel mir persönlich spätestens auf, als ich realisieren musste, dass mich die "Abschiedsrede" von di Caprio vor versammelter Belegschaft wider besseren Wissens dessen, was man in den zweieinhalb Stunden zuvor an Scheiße hat serviert bekommen, anzurühren wusste - die Sehnsucht nach Verlogenheit schlummert schließlich mal mehr, mal weniger in jedem von uns. Chapeau.

D.C.L.


Foto

All is lost...


*tilt*

Glatter Durchschuss.

Zielt mit stoischer Gelassenheit immer wieder auf's Herz, bis er irgendwann mitten durch trifft. Treffer. Versenkt.

Diese Meditation über's Sterben ist ein Geschenk, wie es das Kino mir schon lange nicht mehr gemacht hat.

Und Robert Redford, dieser zeitlos schöne Mann, dessen Alter hier nicht wirklich greifbar wird, weil er manchmal wie ein junger agiler Mensch in die Sonne blickt und sich dann plötzlich wieder Erfahrung und Last seiner 78 Jahre in seinem Gesicht abzeichnen, ist eine Naturgewalt für sich. Objektiv gesehen mag es dieses Jahr Preiswürdigeres geben, ich persönlich wage nicht zu hoffen, 2014 noch einmal etwas derartig Bewegendes auf der Leinwand sehen zu dürfen.

Wäre ich imstande, eine zusammenhängende Kritik zu schreiben, und hätte diese Kritik eine Überschrift, so würde sie "Der alte Mann und das Weniger" lauten. Kein Tiger, kein Clooney, nicht einmal ein alter Ball. Nur ein Mensch, ein Boot, das erfreulich pixelfreie Meer und das Schicksal. Wow. Kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas derartig Schlichtes gesehen habe, das derartig viel zu erzählen hat.

D.C.L.


Foto

Twelve Years a Slave...


...ist ein beklemmender Höllentrip, der wie für Steve McQueens Arbeiten üblich keinerlei Scheu besitzt, in menschliche Abgründe zu blicken, die bisweilen so tief liegen, dass der Verstand zum Wegsehen drängt, auf der anderen Seite aber so toll gespielt sind, dass man keine Sekunde davon verpassen möchte.

D.C.L.


Foto

Only Lovers Left Alive...


...ist ein bezaubernd schöner Film über Langeweile, Melancholie und Liebe angesichts der Ewigkeit. Jarmuschs bestes Werk im nicht mehr neuen Jahrtausend kommt ohne nennenswerte Handlung aus und lässt sich mit seinen beiden annähernd unsterblichen Hauptfiguren, toll gespielt von Frau Swinton und Herrn Hiddleston, durch ein Meer an scheinbaren Nebensächlichkeiten, die aber aufgrund ihrer Fremdartigkeit schon wieder unheimlich sexy sind, treiben. Und man selbst treibt mit und ist so gebannt von dieser ureigenen Welt(anschauung), dass der Auftritt von Mia Wasikowska, der tatsächlich etwas mehr Aktion in das Ganze zu bringen droht, als echte Störung wahrgenommen wird. Unbedingt noch zu erwähnen: der blutjunge Anton Yelchin, den ich nunmehr in zigdutzend Filmen sah, immer anders, immer gut.

D.C.L.


Foto

Der Hobbit - Smaugs Einöde...


..."Der Hobbit - Smaugs Einöde" zu betiteln ist ungefähr so sinnig, als würde man "The Dark Knight" in "The Adventures of Alfred, the Butler" umbenennen. Ansonsten besser, weil stringenter als der erste Teil und mit Sets, Figuren und Plotdetails ausgestattet, die zum allerersten Mal nicht wirken, wie schlechtere Versionen von LotR. Und Legolas ist der erste "Wiederkehrer" neben Gandalf, der nicht wie eine pure Nostalgienummer wirkt, sondern deutlich mehr "Fleisch" bekommt als in der ersten Trilogie. Alles freilich immer noch zu lang und zu aufgeblasen.

D.C.L.


Foto

Last Vegas...


...lebt ausschließlich und einzig und allein von Namen, Geschichte und Talent der vier Hauptdarsteller und maßt sich denn auch nicht an, diese durch eine allzu sinnstiftende Geschichte oder überragend gute Einfälle zu stören. Erfreulich zu sehen, dass Kevin Kline auf seine alten Tage nichts von seinem komödiantischen Timing verloren hat, dass Michael Douglas sein ihn während seiner schweren Krankheit umgebendes Todesschimmern verloren hat, dass Morgan Freeman so exzellent tanzen und Robert De Niro tatsächlich noch gut spielen kann, wenn er will (warum er sich ausgerechnet für dieses Filmchen von seiner Paraderolle der letzen Jahre ("gelangweilter Mann") verabschiedet und bisweilen richtiggehend anrührt, bleibt dabei sein Geheimnis). Die Chemie untereinander stimmt, Mary Steenburgen fügt sich da gut ein, Curtis Jackson hat einen wirklich putzigen Miniauftritt, nichts tut weh, alles plätschert dahin wie die Fontänen vor den Vegas-Hotels. Dass Kline der einzige ist, der sich nicht damit begnügt, sich selbst zu spielen und sogar so etwas wie eine neue, nicht unoriginelle Figur präsentiert, stört dabei ebenso wenig wie die andauernden Zufälle, die mit nichts anderem als "der Story zuträglich" zu rechtfertigen sind. Zu sagen, man müsse diesen Film gesehen haben, wäre eine Frechheit gegenüber all den Filmen, die man gesehen haben muss, aber wer sowieso gerade etwas nostalgisch unterwegs ist, einen alten Freund aus Kindertagen an seiner Seite und an einem Abend mal nicht wirklich was zu tun hat, der kann durchaus Freude an dem hier kredenzten Altherrengedeck haben.

D.C.L.


Foto

Thor 2...


...steht eine große zweite Karriere in Filmhochschulen der Zukunft als Lehrfilm zum Thema "Was ist ein MacGuffin?" bevor. Wirklich, bei dem CGI-Dingsbums "Äther" stellt man sich am Ende unwillkürlich die Frage, was von beidem liebloser war: seine Animation oder seine Geschichte. Das würde enorm stören, hätte man nicht den positiven Eindruck, dass der Film sich durch das Fehlen jeglicher interessanter narrativer Grundvoraussetzungen einen Freiraum schuf, um seine Figuren darin wie in einem klassischen Familiendrama munter miteinander interagieren zu lassen. Am meisten darf dies der famose Herr Hiddleston nutzen, dessen Loki man bei allen von ihm verübten Garstigkeiten immer noch nicht hassen kann, weil er durch sein einnehmendes Spiel einfach mal wieder der kleine, sich ungerecht behandelt fühlende Bruder ist, den man noch nicht einmal in Wirklichkeit besitzen muss, um sich an ihn zu erinnern und von ihm doch auch wieder etwas gerührt zu sein. Dass diese "ungleiche Brüder"-Konstellation auch im dritten Film mit Thor-Beteiligung immer noch wunderbar aufgeht und spannend bleibt, ist der größte Verdienst der verschiedenen Kräfte hinter und von Chris Hemsworth vor der Kamera. Aber auch den Nebenfiguren wird mehr Freiraum gewährt, allen voran Rene Russo, die im letzten Film als Hopkins-Anhängsel kaum Erinnerungen weckt und deren ambivalente Gefühle ihren beiden Söhnen gegenüber zum spannendsten menschlichen Aspekt inmitten der bunten CGI-Welten gehört, welche wiederum um (haha) Welten besser gelungen sind als im ersten Teil, weil Asgard damals ein kryptisches Etwas war und hier ein wirkliches Land mit fremden, aber nachvollziehbaren Strukturen. Hinzu kommt ein Humor, der nicht immer ins Schwarze trifft, dann aber so unverblümt zuschlägt, dass ich mich nicht erinnern kann, bei einem "Marvel"-Film schonmal so oft so laut gelacht zu haben (jaja, leicht zu erheitern, ich weiß). Als Blockbuster meilenweit unterhalb von "Gravity" zu verorten, als Wiedersehen mit bekannten Figuren und Elementen aus dem Universum von Hulk und Iron Man ein absolut annehmbares Werk.

D.C.L.


Foto

Gravity...


...ist der erste Blockbuster seit Jahren, wo nicht Jahrzehnten, wo sich optisch endlich mal wieder die grüne Neune mit der heiligen Scheiße paart, um gemeinsam den Choral "Leck mich fett" anzustimmen. Die visuelle Brillanz von Lubezki in Verbindung mit dem narrativen Gespür und dem Hang zu Plansequenzen ohne erkennbaren Schnitt von Cuaron vermengen sich zu einem packenden Ritt, der nicht nur den obligatorischen 3D-Effekt perfekt zu nutzen weiß, sondern auch sonst alles verdammt richtig macht und die Grenzen dessen, was technisch machbar und somit zeigbar ist, munter vor sich herschiebt, dass man fast durchgehend mit debil offenem Mund dasitzt und zwischendurch nur deswegen aussteigt, um sich zu freuen, dass der Kinosaal so Fresse haltend wirkt wie schon lange nicht mehr. Und die Bullock als Ripley ohne Alien ist toll.

D.C.L.


Foto

The Worlds End (nicht zu verwechseln mit "Das ist das Ende")...


...ist das volle Paket an Humor, Action, SciFi, Albernheit, Ernsthaftigkeit, Monty Python, Doctor Who, ja, überhaupt an allem, was bewegte Bilder aus UK großartig macht. Der eins zu eins übernommene "Sean of the Dead"-Plot ist hier nur der Aufhänger für ein Feuerwerk an großartigen Ideen, die für zwei Filme gereicht hätten und die mit einem so wunderbar traumwandlerischen Gespür für das richtige Maß gedreht, geschnitten und gespielt sind, dass dieser Film nicht nur ein Instant-Klassiker ist, sondern auch noch Jahre später als Lehrfilm über die Virtuosität und Vielseitigkeit des britischen Humors herhalten wird. Ja, bin schwer begeistert.

D.C.L.


Foto

Das ist das Ende (nicht zu verwechseln mit "The Worlds End")...


...nimmt das altbekannte Schema, dass Schauspieler übertriebene Versionen ihrer selbst spielen und vermischt dies mit dem Tag des Jüngsten Gerichts. Klingt erstmal spannend, funktioniert aber erstens nur beim Cameo von Michael Cera als zugekokstem Arschloch und beim Sensibelchen Jonah Hill durchgehend gut, hat zweitens außer dem unglaublich redundanten Wiederkäuen von Vergewaltigungs- und Kastrationswitzen nicht arg viel mehr auf der Pfanne und wirkt drittens und letztens leider einmal zu oft so, als hätten die Herren um James Franco hier unheimlich großen Spaß beim und am Drehen gehabt, ohne sich allzu viel darum zu scheren, ob es dem Zuschauer vielleicht anders geht, was nicht selten unsympathisch wirkt, wo es doch eigentlich charmant wirken sollte. Die mäßige deutsche Synchro ist hier sicher keine Hilfe.

D.C.L.


Foto

Elysium...


...ist grundsolide Action in fescher, in Ansätzen durchaus innovativer Optik, dessen Plot und Story leider von der heeren Botschaft gefressen werden, die der Regisseur dem Zuschauer nahebringen will - also dem Zuschauer, welcher die Schere zwischen Arm und Reich für einen realen Gegenstand und Occupy Wallstreet für den neuen besten Freund von Spongebob hält, alle anderen MÜSSEN sich von diesem in seiner Unsubtilität fast schon bewundernswerten Bild unterfordert fühlen. Was um Gottes Willen nicht heißt, dass man die Dinge nicht einfach und klar verständlich halten soll, vor allem auch gerade dann nicht, wenn einem das, was man damit mitteilen will, wichtig ist. Nur sollte man dann halt trotzdem noch die Figuren im Auge behalten und sie nicht zu puren Agitprob-Staffagen werden lassen. Es ist bezeichnend, dass während der Held Matt "der gute Arme" Damon und seine Antagonistin Jodie "die böse Reiche" Forster so damit beschäftigt sind, die Takehome-Message nicht zu verwässern, dass der Mensch dabei in den Hintergrund gerät, die grau gezeichneten Figuren richtiggehend aufblühen, allen voran der phantastische Sharlto Copley, dessen Arschloch-Outlaw Kruger vom Fleck weg Kultstatus verdient hat, weil er ein echtes Bösewicht-Original mit Wiedererkennungswert ist, welches man bei all den Garstigkeiten, die er von sich gibt und tut, immer auch ein bisschen mögen muss. Copley rettet diesen Film vor der Belanglosigkeit, immer wenn er auftaucht, wird es wuchtig, krawummig, spannend, außerdem verschwindet er so mimikrisch in seiner Rolle, dass man während des ganzen Filmes nicht eine Sekunde lang auf den Trichter kommt, dass dieser gefühlte drei-Meter-Hühne die Hauptfigur in "District 9" vom gleichen Regisseur war, welcher wiederum allerdings auf so vielen Ebenen hanebüchener, grenzwertiger und...ja, doch: schlechter war als sein Nachfolger, dass er diesen dadurch fast schon wieder adelt.
Und eine Sache gab es dann doch noch, die mich inszenatorisch nachhaltig beeindruckte: die ersten Sekunden des Filmes, in welchen eindeutig echte, weil altbekannte Aufnahmen von überfüllten Slums in eindeutig compuergenerierte Aufnahmen von ihren "Nachfolgern" mündeten, die sich bei aller Künstlichkeit von dem zuvor Gesehenen nur in der Dimension, nicht aber in der Grundstruktur unterschieden, diese erste Sekunden sorgten bei mir für genau das ungute Gefühl in der Magengegend und im Hirnkasterl, welches Blomkamp wohl gerne öfter erzeugt hätte.

D.C.L.


Foto

Die letzten Glühwürmchen...


...stieg vom Fleck weg auf meinen persönlichen Platz 1 der depremierendsten Filme. Ein Werk, dass ich jedem und niemandem empfehlen kann. Schonungslos, beklemmend, authentisch. Dass dies alles mit dem Studio Gibli-typischen "Heidi"-Stil gezeichnet wurde, macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer, da sich die kindliche Naivität der Machart mit der tieftraurigen, furchtbaren und hoffnungslosen Geschichte zu einer Symphonie der Dunkelheit verbindet. Ein Film, den ich lange im Herzen tragen werde, auch wenn er stellenweise hart daran gearbeitet hat, es mir herauszureißen.

D.C.L.


Foto

Only God forgives...


...ist Wong Kar-Wai ohne Magie, Takeshi Kitano ohne zum Wegsehen zwingende Rohheit, Michael Mann ohne Stil, Sex ohne Geilheit, Musik ohne Seele, "Community" ohne Dan Harmon, Gosling ohne Plan. In der Hauptrolle: Nicolas Winding Refn, der hier in der Art und Weise der Selbstdemontierung im Folgewerk eines tollen Filmes einen besseren Richard Kelly gibt, als es der begabteste Schauspieler der Welt jemals darstellen könnte. Das kann noch nicht mal eine fulminant und mit großer Hingabe zur inneren und äußerlichen Hässlichkeit aufspielende Kristin Scott Thomas retten, zu welcher man als einzige Person im ganzen Film eine Bindung aufbaut - auch Hass ist schließlich ein Gefühl. Und weil das bestimmt noch kommen wird: ja, tatsächlich, ich habe diesen Film in seiner in jeder Hinsicht unbefriedigenden Inszenierungsform nicht verstanden. Aber ich verstehe bis heute nicht, was die Unterbrechungen mit selbstgemalten Blumenbildern vom oben erwähnten Herrn Kitano in seinen Blutorgien, geschweige denn Motivation und Sinn ebendieser Schlachtplatten sollen, und trotzdem haut es mich noch jedesmal um. Soll heißen: ich bin jederzeit bereit, meinen beschränkten Intellekt nicht als Maßstab für Größe zu nehmen und mich in Demut vor Dingen zu verneigen, die meinen Horizont überschreiten. Ich bin nur eben nicht mehr bereit, mich wie Gosling im Film an einen Stuhl binden zu lassen und dabei zusehen zu müssen, wie mein Gegenüber masturbiert.
Wobei ich das Gefühl nicht loswerde, dass der Höhepunkt hier doch recht überschaubar ausfiel...

D.C.L.


Foto

Oh Boy...


...vermeidet leider nicht ganz die deutschen Untugenden des Filmemachens, was ihn immer dann, wenn er auf Deubel komm raus versucht, originell und clever zu sein, gestelzt, gestemmt und aufgesetzt wirken lässt (die einzige wirkliche "lustige Idee", die super funktioniert und dann auch voll ins Schwarze trifft, ist die grenzgeniale Episode mit dem geschichtsklitternden Nazifilm-Dreh). Scheißt der Film aber auf "funktionierende" Sequenzen aus dem deutschen Setzbaukasten und auf Enden mit Moral und Sinn und lässt sich zusammen mit seiner Hauptfigur, dem fantastischen Tom Schilling treiben - und das tut er zum Glück oft genug - dann entwickelt er eine Sogkraft, der man sich schwer entziehen kann. Und dann sind da noch die Aufnahmen von Berlin. Hach. Ich weiß, man soll den Namen Michael Mann nicht unbedarft gebrauchen, aber zumindest in der fast schon haptischen Liebe zur Stadt, die hier aus jeder Einstellung strahlt, ist dieser Film ebenbürtig mit Manns optischen Wolkenkratzer- und Straßenschlucht-Huldigungen. Und wenn dann am Ende der Herr Gwisdek eine Kneipe betritt und quasi im Alleingang eine Szene spielt, die man als so oft vom deutschen Kino Enttäuschter umarmen und gleichzeitig anschreien möchte: "Wo warst du all die Jahre?", spätestens dann fängt man an, "Oh Boy" ein bisschen zu lieben.

D.C.L.


Foto

Now you see me...


...ist ein aberwitzig hirnrissiger Schrott, dabei aber ungemein unterhaltsam, was freilich vor allem an dem wirklich formidablen Cast liegt: neben den Altmeistern Caine und Freeman, die sich gegenseitig angehen, dass es eine reine Freude ist und den "Zombieland"-Buddies Harrelson und Eisenberg tragen den Unfug vor allem Madame Laurent und Herr Ruffolo, die die teilweise unerhört schlechten Wendungen in und um ihre Figuren mit preisverdächtiger Leichtigkeit und Charme wegspielen. Und die ersten drei Minuten, in welchen mit den Kinobesuchern ein Zaubertrick probiert wird, der dann auch noch frecherweise funktioniert, sind toll.

D.C.L.