...kommt die erste Hälfte über erstaunlich rumpelig daher. Nach einer durchaus feschen Einstiegssequenz (die ich auch aus TOS-Gesichtspunkten sehr mochte, weil die "Aliens" dort tatsächlich mit ein bisschen schlechterem Make-Up und ohne CGI-Blinzeln der alten Serie entsprungen sein könnten) wird ohne jede Not die Kirk-Pike-Beziehung auf Reset gestellt, mutieren sorgende Familienväter zu Terroristen, finden redundante Anhörungen mit und ohne explosiven Ausgang statt, darf der Herr Cumberbatch diabolisch in die Kamera stieren, um dann sogleich mit Hilfe des "HexHex!!!"-Transwarptransporters aus dem Vorgängerfilm auf den klingonischen Heimatplaneten transportiert zu werden, wo nach einer gefühlten halben Stunde, die sich wie auch schon der Rest davor nicht recht entscheiden will, ob das alles nun doch lustig oder ganz ganz ernst sein soll, Kirk und Konsorten nachkommen, um in einem uninspirierten Piffpaff mit Khan und Klingonen den absoluten Tiefpunkt des Filmes einzuleiten - und ich schwöre, ich fände diese Sequenz auch dann noch so richtig kacke, wenn ich in meinem Leben noch nie was von "Star Trek" gehört hätte. Aber dann...! Abrams (der es schafft, selbst die schönsten Trekkie-Anspielungen noch mit einem latent widerwilligen Achselzucken ("Raff ich nicht, aber wenn Orci meint...") runterzufilmen) hat zwar ums Verrecken keine Ahnung davon, was ein Klingone oder ein Tribble (!) ist, versteht es dann aber wenigstens, dem zuvor schon erwähnten Herrn Cumberbatch den Raum im Film zu geben, den er verdient hat, was dieser auch mit großer Freude am Deklamieren von apokalyptischen Metaphern nutzt. Ja, nachdem Khan erst einmal auf der Enterprise ist, stimmt das Timing wieder, der Film wird dichter, spannender, wendiger, auch wenn die Chemie des neu gecasteten Dreiergespanns Kirk/Spock/McCoy immer noch rein homöopathisch messbar ist (welch lässige, gar nicht groß ausgespielte und deshalb umso größer wirkende Freundschaft hingegen bei den Herren aus der alten Serie, welche ich dank Weihnachtsgeschenk der Freundin die letzten Monate über nochmal mehr lieben lernte), auch wenn Cumberbatch (ja, von mir aus, steinigt mich) in keinem Moment mit Richardo "Revenge is a dish best served cold" Montalban mithalten kann, weil der Benedict Shakespeare spielt, während letzterer Shakespeare WAR, auch wenn es auf der anderen Seite fast schon gemein ist, wie wenig Quintos Spock gegen den vom Typen her sehr ähnlichen Cumberbatch anstinken kann, der aber, das sollte fairerweise erwähnt werde, auch richtig gut in Szene gesetzt wird, während ersterer dann endgültig von einem Auftritt von Leonard Nimoy gekillt wird, der in zwei Minuten und mit drei Sätzen Stil, Flair, Klasse und - und ab hier wird es spannend - die Erinnerung an den um Welten besseren "Star Trek - The Wrath of Khan" in den Film trägt, was man so lange als eine ziemlich schlechte Idee ansieht, bis, ja bis die einzige Szene des Filmes kommt, die wirklich glänzt und schillert. Dass hier grob geschätzt 80 % der Kameraeinstellungen und gut gezählt 70 % der Sätze 1:1 aus einer der ikonischsten Szenen der Sci-Fi-Geschichte übernommen sind (bis hin zu der Tatsache, dass Scottie hier die wirklich exakt gleiche Rolle im tragischen Spiel spielen muss), ist in diesem speziellen Fall, dass es nämlich kein klassisches "Reboot" ist, sondern die andere Geschichte nebenher existiert, ja, sogar ein Augenzeuge eben dieser Geschichte dem "neuen" Spock Bericht erstattet hat, einfach nur genial. Diese Szene ist wirklich großgroßgroß, von Pine und Quinto toll gespielt, und sie ist nicht nur ebenso beklemmend wie das, was sie zitiert, sondern in ihrer Weiterführung der Motive, die man schon so lange kennt, fast noch beklemmender. Mann, habe ich innerlich gebetet, der Film möge jetzt enden. Stattdessen gibt es den gefühlt fünften "Deus ex Machina"-Moment im Film und alles implodiert. Ja, ich weiß, Kirk darf nicht sterben, weil...blubb. Ja, ich weiß, Spock kam auch wieder (aber eben erst Jahre später im Nachfolgerfilm Himmelarschundzwirn!). Ändert alles nichts daran, dass man hier zugunsten von wasauchimmer die Chance vertan hat, wirklich etwas Mutiges zu tun, mit dem nun wirklich niemand gerechnet hat. Und eingedenk der Tatsache, dass bei Spocks Tod vor Jahrzehnten kein Tribble wiederbelebt wurde, sondern Scottie mit Dudelsack "Amazing Grace" spielte, so dass man auch als durch die Gnade der späten Geburt Informierter Pippi in die Augen bekam ob dieser Gnadenlosigkeit (die sich sowieso durch meinen absoluten Lieblings-Trekfilm zieht), eingedenk ebendieser Tatsache musste ich mal wieder an die Kinowerbung in "Gremlins 2" denken, die sinngemäß lautete: "Heute in Kino 2: 'Casablanca', in Farbe und mit Happy End!" Seufz.
D.C.L.