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The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer

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"You're allright?" "Yeah." "But you should not..."


Ich kann nicht behaupten, dass der Tod von Tony Scott ein besonderer künstlerischer Verlust für mich ist. Ich liebe "Beverly Hills Cop II" (wobei die Hauptarbeit hier ein brillant herumimprovisierender Eddie Murphy machte), ich mag "True Romance" (weil er ein typischer Tarantino ohne die typischen "Hey, ich bin Tarantino, schaukelt meine Eier"-Momente und weil er hoffnungslos romantisch ist), ich finde den "Staatsfeind Nummer 1", "Spy Game" und "Déjà Vu" unterhaltsam. Ansonsten war mir Scott immer zu desinteressiert am Menschen, zu selbstbezweckt brutal und richtete sich in den letzten Jahren auf so eine ganz bestimmte Michael Bay-Optik ein, die mir gar nicht gefiel und die jeden seiner Filme gleich aussehen ließ - was aber auch daran liegen mag, dass in den meisten dieser Filme Denzel Washington die immergleiche Rolle spielte.
Trotzdem natürlich ein Regisseur, der handwerklich ein Vollprofi war und der zudem als Produzent einigen richtig tollen Filmen auf die Beine geholfen hat.
R.I.P.


D.C.L.


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Vertigo...


......ist und bleibt mein liebster Hitchcock.
Ob es der beste Film aller Zeiten ist, wie das British Film Institute behauptet, maße ich mir nicht an zu beurteilen. Ein durchweg perfekter Film ist er für mich nicht. Ich finde die Nonnen-Nummer im Turm ganz zum Schluss immer noch zu schnell und...ja...doch...lächerlich, der Einstieg dauert mir immer noch zu lange, wenn er sich auch längst nicht mehr so hinzieht, wie in der deutschen Fassung. Jimmy Stewart ist im Englischen um einiges jünger, kindlicher, jungenhafter, kecker, dabei aber auch treudoofer, was seine Figur um einiges glaubwürdiger und seinen Wahnsinn schleichender, unerwarteter werden lässt. Hach, überhaupt Stewart: was für ein phä-no-me-na-ler Schauspieler! Eine wirklich durchgehende Lust, ihm zuzuschauen! Es heißt ja, wenn Hitchcock eine Figur erzählen wollte, die er gerne gewesen wäre, nahm er Cary Grant, wenn er jemanden brauchte, der so war wie er, James Stewart (deshalb bekommt dieser auch in jedem Hitchcock irgendein Handycap (hier die Höhenangst)). In beiden Fällen eine phantastische Wahl, denn während Grant mit 50 Lenzen auf dem Buckel lattenstramm in der Polizeiwache saß, seine Mama anrief und dabei immer noch purer Sex war ("North by Northwest"), genügten bei Stewart, welcher ja eigentlich auch keine Vogelscheuche war, minimalste Gesten, um aus ihm den linkischen Losertypen zu machen, als den sich die Figur aber gar nicht sieht. Wie er da versucht, lässig an eine Vitrine zu lehnen, bald darauf wieder wie ziellos durch den Raum irrt, sich dann hinsetzt und die Beine übereinanderschlägt, dabei aber doch nur wie das missglückte Zitat eines coolen Menschen wirkt, das ist einfach brillant. So gesehen hat mir die Exposition dann doch Freude bereitet, zumal mit der Figur von Stewarts Freundin mal wieder gezeigt wird, wie weit Hitch auch inhaltlich seiner Zeit voraus war. Eine derart modern wirkende Frauenfigur könnte man in so ziemlich jeden heutigen Film einbauen, und keine Sau würde merken, dass sie aus einem Werk von vor einem halben Jahrhundert stammt. Und wunderschön gefilmt ist das Ganze natürlich von Beginn an, der Zoomeffekt, den Hitchcock hier erfand und der bis heute in jedem zwanzigsten Film benutzt wird, ist hier nur die Spitze des Eisbergs. Bilder die sich einbrennen, aber sowas von. Der optisch schönste, suggestivste Hitchcock, wobei an letzteres Attribut überhaupt nur die Dalí-Traumsequenz in "Ich kämpfe um dich" ranzureichen vermag.
Nützt aber nichts, zu lang ist der Anfang trotzdem.
Aber dann! Wie James Stewarts Blick zum allerersten Mal auf Kim Novak wandert, diese Kamerafahrt auf ihren Rücken, wie sie aufsteht und sich alle Farben im Raum verändern! Wer das aufgeblasen findet, versteht einen feuchten Fick von Liebe, von großem Kino ganz zu schweigen. Ab dem Wassersprung vor der Golden Gate-Bridge bin ich dann endgültig wieder voll dabei (nicht nur, weil Roger Ebert kürzlich eine spannende Bemerkung bzw. Begründung dafür ablieferte, warum Novak sich in genau diesem Moment in Stewart verliebt), gehe mit Stewart mit, während mein Hirn vollkommen automatisch ausklammert, dass ich noch nie so wirklich auf Kim Novak stand und sogar immer wieder vergisst, dass ich eigentlich genau weiß, was hier gespielt wird. Ersteres wird zum einen durch die liebenden Augen Stewarts verklärt, zum anderen durch Novaks meisterhaftes Spiel - wie sie eine Rolle spielt, dabei immer wieder echte Emotionen durchkommen lässt und irgendwann selbst nicht mehr zu wissen scheint, welche Gefühlswelt in ihr nun real ist und welche nicht, das ist schon ganz großes Kino, und irgendwann himmelt man sie dann doch auch wieder genauso an wie bei der/den Sichtung/en zuvor -, Letzteres setzt eigentlich erst wieder so richtig bei der alten Mexikanerkapelle ein. Es ist mir fast peinlich, es zu sagen, aber mir fiel heute zum allerersten Mal auf, dass sie ihm, nachdem sie aus dem Pferdestall gerannt ist, bis zum Sprung zum ersten Mal durchgehend die Wahrheit sagt.
Es folgen der Schmerz, die Wiedergeburt, die Obsession und die vergeigte Katharsis, alles das wird in der zweiten Hälfte abgehandelt und in dieser zweiten Hälfte finde ich alles (bis auf das erwähnte Bimmelbammel in den letzten drei Sekunden) einfach nur phantastisch, mitreißend, emotional überschwemmend. Ich stehe ja zu meiner Behauptung, dass "Vertigo" für mich der drittbeste Liebesfilm ist. Er erzählt eine verdammte Menge über die Liebe, nur eben nicht über die Aspekte, die viele für interessant halten und die ich in der Kunst zumeist nicht so prickelnd finde. Ich kenne keinen Film, der derart poetisch, derart wuchtig die destruktive Kraft von Amor eingefangen hat wie "Vertigo" (gut, von mir aus noch die Schwimmbadszene in "Let the right one in" (wer kichert hier? Ich mein das ganz ernst!)). Seine Bildsprache für Liebeskummer, Nichtwahrhabenwollen bis hin zur Verleugnung und dem verzweifelten Versuch, Vergangenes zurückzuholen, geht mir noch jedes Mal mittendurch - wobei hier natürlich das Perverse ist, dass sich der Liebeskummer eigentlich wirklich nicht lohnen würde, das Nichtwahrhabenwollen und die Verleugnung hier absolut ihre Berechtigung hätten und das der Versuch von Erfolg gekrönt worden wäre, hätte es Stewart dabei belassen und nicht noch versucht, die Zeit zurückzuholen, in der er ein schwindelfreier (!) Schnüffler (!) war. Ja, doch, Wahnsinnsstreifen. Freue mich schon auf die nächste Begegnung in ein, zwei Jahren.

D.C.L.

P.S. Die Farben! Erwähnte ich die Farben? Nein, gell? Also: die Farben!
hach...


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Cabin in the Woods...


...ist mein neuer Lieblingshorrorfilm (neueren Datums, die Hammerfilme haben noch einen ganz eigenen Platz im Herzen...)
Ganz ehrlich, mich juckt es in den Fingern, einen Dreißigzeiler darüber zu schreiben, warum der Film so gut ist, genügend Hirnfickmaterial ist definitiv vorhanden. Aber das wäre nicht rechtens, denn alles, was man im Vorfeld darüber weiß, die allerkleinste Andeutung - selbst solche, die man sonst so salopp über einen Film hinschreibt - kann vor der Leinwand gegen einen verwendet werden (ich weiß, wovon ich schreibe). Insofern mein deutlicher Tipp: nichts darüber lesen, keine Trailer schauen (!!!), einfach reingehen (!!! und das schreibe ich nicht nur, weil ich mir auf einer Filmstreamseite vor ein paar Tagen einen fiesen "Sie haben Kinderpornographie auf dem Rechner und müssen sterben, wenn sie uns nicht 50 € überweisen. Ihr Rechner ist btw. zu nichts mehr zu gebrauchen. Schönen Tag und fick dich ins Knie, deine Fake-GVU"-Trojaner geholt habe, sondern weil er im Kino einfach noch viel mehr rockt), einfach hin- und wegschauen, einfach kichern und schweinegruseln, einfach Joss Whedon huldigen, zu dessem Fan ich Buffy-Kostverächter auf meine alten Tage langsam aber sicher werde.

D.C.L.


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Infestation...


...ist ein wirklich putziger Riesenkäfer-Horror-B-Streifen mit herrlich schlechten Effekten, sympathisch morbidem Humor und Ray Wise. Merke: ein Film mit Ray Wise kann gar nicht wirklich schlecht sein.

D.C.L.


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Ted...


‎...beginnt mit einer typischen Kinderfilmprämisse, um sich ziemlich schnell auf eine Coming of Age-Komödie mit erfreulich aufrichtiger, unerwartet empathischer Figurenzeichnung einzupendeln, garniert mit jeder Menge streckenweise grenzwertig nerdigen Insidergags und einem noch grenzwertigeren, sehr bösen, sehr derben Humor. Es spricht sehr für den Film, dass dies aus mir unerfindlichen Gründen tatsächlich ein homogenes Ganzes ergibt und sich die Ernsthaftigkeit der menschlichen Probleme nicht ein einziges Mal mit den krassen Infantilitäts-, Vulgaritäts- und Brutalitätsexzessen beißt, die eben das Markenzeichen von Seth Macfarlane sind. Noch mehr freilich spricht für den Film, dass ich im Kino so oft so laut lachen musste, wie schon lange nicht mehr.

D.C.L.


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Prometheus...


‎...ist ein ganz wunderbarer Film, und all die ach so tollen Kritiker, die das anders sehen und Sachen schreiben wie: "handwerklich brillant, aber [übliches präpotentes Gewäsch, dass wenig mit dem Film und viel mit dem Wunsch des Autors zu tun hat, dass irgendjemand sein geballtes Wissen über die griechische Mythologie auffällt]", die haben nicht den Furz einer Ahnung von epischem Kino und sollten gezwungen werden, für den Rest ihres Lebens ausschließlich das Spätwerk von George Lucas ansehen zu dürfen. - fin -

D.C.L.


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The Help...


‎...ist auf formaler Ebene ein schörkellos inszeniertes, durch die Bank weg blendend gespieltes Melodram, dass trotz 2 Stunden Laufzeit niemals langweilig wird und auf inhaltlicher Ebene ein Unding.
Vorsichtig ausgedrückt bin ich es leid, Filme zu sehen, die mich für absolut blöde halten und mir im Stile des Erklärbären erzählen wollen, dass Rassismus ganz ganz böse ist und Zivilcourage ganz ganz gut. Danke, das weiß ich, und es wird nicht besser, sondern schlechter, wenn ein Film so ambitioniert ist, seine banale Botschaft zu predigen, dass genau diese Ambition durchgehend sichtbar und - schlimmer - spürbar ist und im Gegenteil sogar dann noch dazu führt, dass...doch dazu später mehr. Da ist mir die beiläufige, unkommentierte Schilderung in deutlich intelligenteren Kunstwerken wie "Mad Men" doch tausendmal lieber, weil man sich dort nicht hinter irgendwelchen klar getrennten gut-böse-Mätzchen verstecken kann, wie es hier ohne Weiteres möglich ist - man hat angesichts der lebensfrohen Guten und den hinterfotzigen, durchtriebenen Bösen nicht eine Sekunde lang das Dilemma, meinen zu müssen, man wäre in dieser Situation doch womöglich auf der falschen Seite gestanden - sondern ambivalente Figuren vorgesetzt bekommt, die einem durchaus nicht unsympathisch sind und die dann Minstrel-Shows abfeiern und den schwarzen Pagen beschimpfen, was so dermaßen viel widerlicher, unangenehmer ist, weil man zuvor streckenweise gar nicht anders konnte, als sich mit ihnen zu identifizieren und infolgedessen gar nicht anders kann, als die eigenen Dämonen zu hinterfragen, was viel spannender und zweckdienlicher ist, als eine enervierend eindimensionale Lehrstunde darin, was an Rassismus alles scheiße ist. Aber das ist ja noch gar nicht das Schlimmste.
Nicht vorsichtig, sondern aufgewühlt und polemisch ausgedrückt ist dieser Film so versucht, auch ja alles "richtig" zu machen, dass es in zweierlei Hinsicht unweigerlich im Rassismus mündet. Da wäre zum einen die Tatsache, dass sämtliche weiße Figuren schillernde Typen mit unheimlichen Macken und Abgründen, lies: Menschen, sind, während man derart vorsichtig mit den Schwarzen umging, dass dadurch immergleiche Schablonen entstanden, die auch das wirklich richtig tolle Spiel nicht verdecken konnten. Schwarze (Frauen) sind durch die Bank weg leidende, aber herzensgute, weise Opfer, die ihre Rollen im Haus der Unterdrücker perfekt ausfüllen, in der Küche sympathisch lästern und zu Hause die (Pseudo-)Revolution planen. Irgendwelche wirklich arschigen Züge? Fehlanzeige - und man komme mir nicht mit der Scheißekuchen-Nummer, die war nämlich, wie alles bei diesen wunder-wunder-wunderbaren Figuren, originell, witzig und hat die Goldrichtige getroffen. Ich übertreibe? Das Thema hier war nunmal die Unterdrückung von Menschen und der Widerstand dagegen und nicht die Ambivalenz, die in uns allen steckt? Dann hätte ich nur eine Frage: der Drecksack von Ehemann, der Octavia Spencer im Film regelmäßig blutig schlägt, wie bitteschön sah der aus? Antworten bitte unter der Überschrift "positiver Rassimus" an wen auch immer.
Aber das alles ist ja noch nichtmal das Schlimmste. Viel blöder ist ja, und hier wird es eklig, dass dieser Film zum x-ten mal das Hollywood-typische, oft genug geschichtsklitternde und grenzrassistische Klischee vom schwarzen/gelben/blauen Opfer, dass es ohne den schillernden weißen Helden (hier: der Heldin) niemals aus der wenn schon nicht selbstverschuldeten, so doch schweigend geduldeten Unmündigkeit geschafft hätte, munter weiterspinnt und somit mal wieder einen Film produziert hat, aus dem am Ende alle ein bisschen selbstzufriedener und viele ein bisschen gehirngewaschener und dümmer rausgehen als vorher. Peinlich ist es vor allem dadurch, weil man hier im Gegensatz zu anderen Werken gleicher Struktur nun wirklich kein Genie sein muss, um zu durchschauen, dass vom dramaturgischen Standpunkt her Emma Stone KEINE SAU braucht. Klar hätten es die schwarzen Frauen als schwarze Frauen zur damaligen Zeit schwer gehabt, einen Verleger zu finden, es sei denn, sie hätten am Telefon geschwindelt, und...öhm, ja, genau das hätten sie machen können. Wir reden ja hier weder von einer Geschichte, die sich wirklich so zugetragen hätte, noch von einem Film, der sich allzu viel Mühe um ein wirklich authentisches Setting gibt, also: warum nicht?
Die Antwort auf diese Frage ist so einfach wie traurig: weil Hollywood (beziehungsweise die Autorin der Buches) immer noch glaubt, dass die weiße Konsumentenmehrheit weiße Identifikationsfiguren braucht, dass niemand beim Überlebenskampf der Samurai mitfiebert, keiner die amerikanischen Ureinwohner beweint und keiner mit dem Schicksal von schwarzen Dienstmädchen in den 60ern mitfiebert, wenn nicht Tom Cruise, Kevin Costner und Emma Stone in die Kamera starren und die edlen Wilden ins gelobte Land führen. Das Traurigste dabei ist, dass bei Hollywood immer schon weniger ideologische als ökonomische Gesichtspunkte eine Rolle spielen, sie also mit ihrer Theorie in irgendeiner Form recht haben müssen, weil sich sonst dieses ungute Schema niemals so lange hätte halten können.

D.C.L.


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Merida aka Brave...


‎...ist, um das Negative schnell abzuhandeln, nicht einen Moment lang so brillant vielschichtig wie "Toy Story 3", nicht eine Sekunde lang so mutig wie die erste Hälfte von "Wall-E", kein bisschen so anarchisch-bescheuert wie die "Monster AG" und findet nicht eine Szene, die in ihrer alles in einem aufsaugenden Poesie an DIE Szene in "Up" ranreichen könnte, die diesen Film die restlichen anderthalb Stunden Laufzeit mühelos trägt, kurz, ist für Pixar-Verhältnisse kein großer Wurf, sondern eine sehr klassisch durchgezogene Emanzipationsgeschichte. Aaaaber: WIE das ganze durchgezogen ist, mit welchen traumwandlerisch schönen Bildern, die es irgendwie schaffen, trotz all dem Bunten niemals kitschig zu wirken, mit was für wundervollen Figuren, die bis in die Nebenrollen ein so wunderbar authentisches Eigenleben führen dürfen, das ist schon ganz große Kunst. Kein Vergleich also mit Rohkrepierern wie die beiden Auto-Filmchen, sondern eine schöne Straight Story auf Disney-Niveau und ganz ganz toller inszenatorischer Umsetzung.
Und wer es irgendwie schaffen sollte, ein Kino zu finden, dass kein 3D anbietet, spart Geld und verpasst überhaupt nichts.

D.C.L.


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The Raid...


...ist ein furios komponierter Gewaltporno, ultrabrutal (!) und doch ob seiner Virtuosität wunderschön anzusehen. Wer knallharte Action im Hochhaus mit einem tollen Bösewicht, einem noch tolleren Protagonisten und einer trotzdem nachvollziehbaren, spannendenden Handlung will, der - öhm...sollte sich zum x-ten Mal den formidablen, unerreichten "Stirb langsam" ansehen. Wer aber die berühmte Flurkampfszene in "Oldboy" (ein Mann, ein Hammer, dreißig Gegner) auf Speed und auf 100 Minuten ausgebreitet erträgt wo nicht goutiert, der ist hier bestens bedient. Und ohne wirklich viel davon zu verstehen, möchte ich doch behaupten, dass der Film die Grenzen dessen, was an Stuntchoreographien möglich ist, mit großem Karacho sprengt, was nicht zuletzt an Iko Uwais liegt, der zwar ums Verrecken nicht Schauspielern kann, der aber zu Bewegungen imstande ist, die den Vergleich mit den (jungen) Chans, Van Dammes und Jaas dieser Welt nicht scheuen müssen und der auch beim hundertsten Kampf noch neue, fesche Tricks auf Lager zu haben scheint.

D.C.L.


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The Dark Knight Rises...


...ist kurz und spoilerfrei gesagt in allen Belangen schlechter als sein direkter Vorgänger und in allen Belangen besser als das Allermeiste, was einem derzeit als Blockbusterkino verkauft wird.

MIT LEICHTEN SPOILERN UND ETWAS LÄNGER:
Die Exposition ist ziemlicher Murks. Zu lange, zu viel erklärt, und während Nolans sprunghafter Erzählstil in meinen Augen wunderbar zu "The Dark Knight" gepasst hat, weil dort von Anfang an im wahrsten Sinne der Punk abging und das Ganze so noch mal nervöser, spannender anmutete, wirkt es hier, wo er sich eigentlich langsam in die Geschichte eingrooven will, deplaziert und ungekonnt. Wenn der Film aber dann mal an Fahrt aufgenommen hat, dann läuft der Laden, weil halt der Nolan immer wieder zwei große Trümpfe in der Hand hat, die essentiell für episches Krawummkino sind:
1. er hat formidable Darsteller. Michael Caine kann selbst die abgenudeltsten Allgemeinplätze noch verkaufen, als enstammten sie einem Königsdrama, Christian Bale ist und bleibt der zweitbeste Batman, Tom Hardy darf als Fleischberg mit - erstaunlicherweise überhaupt nicht lächerlich anmutender - Märchenonkelstimme einmal mehr zeigen, dass man schon deutlich mehr von ihm verdecken müsste, um ihm die Präsenz zu nehmen, Joseph Gordon-Levitt gefällt mir mit jedem Film besser, Marion Cottilard ist eine der bezauberndsten Frauen der Welt, Anne Hathaway macht den letzten Catwoman-Kack mit Halle Berry schnell vergessen, man wünscht sich zum x-ten Mal, Morgan Freeman als Patenonkel zu haben und allein schon die kurze Sequenz am Ende, in welcher Gary Oldman eine eigentlich 08/15-Actionsequenz absolviert, als würde die ganze Last der Welt auf seinen Schultern lasten, zeigt (wie verdammt nochmal immer), dass hier ein Schauspieler am Werk ist, wie sie nur ganz selten gebaut werden.
2., und ich werde nicht müde, es zu betonen: ich kenne KEINEN Blockbuster-Regisseur, der derart vernünftig mit dem Computer umgeht wie Nolan, der ein derart traumwandlerisches Gespür dafür hat, was echt sein muss und was CGI sein darf (häufig, um es dann trotzdem echt zu machen, wie auch die erstaunlich geringe Zahl an Programmierern im Abspann verrät), bei welchem man nie - ja, wirklich nie - den PC spürt, was mich leider immer aus jedem noch so guten Film raushaut (ich scheine da aber auch ein wenig überempfindlich zu sein...). Außerdem: 2D!!! Bilder, die man betrachten, die man auf sich wirken lassen kann!!! Eine Wahnsinnstechnik!!!
Insofern spielt "DTKR" als Actionfilm mal wieder in einer ganz eigenen Liga, wenn auch, und hier beginnen die Wehrmutstropfen zu tröppeln, nicht ein einziges Mal ein WTF-Moment erreicht wird wie derjenige im Vorgängerfilm, als Nolan mal eben in Chicago einen Laster hinten umkippen hat lassen (und man spürtspürtspürt einfach, dass das echt war!). Die Sprengung des Stadions ist nett anzusehen, wurde aber leider im Trailer schon verheizt (was interessanterweise viel mehr ausmacht als bei besagter Laster-Szene, die man auch aus dem Trailer kannte, die aber trotzdem im Kino den Atem stocken ließ). So geht es auch mit allem anderen: dem Vollchaoten Joker, bei welchem man nie wusste, wann er auftaucht und was er dann macht und dem Heath Ledger eine Performance schenkte, die bis zum Äußersten ging, weswegen seine Figur wie ein leiser Zahnschmerz auch immer dann noch präsent war, wenn sie gar nicht im Bild war, steht nun der klobige Bane gegenüber, der alle paar Minuten ein paar Leute zu Brei kloppt, den man als Zuschauer respektiert - was vor allem an Hardys oben erwähntem Spiel liegt - aber im Gegensatz zum Nihilisten-Clown nicht eine Sekunde fürchtet, weil sein Plan, so grausam und massenmörderisch er auch sein mag, eben klar nachvollziehbar ist und man die Dinge die man begreifen, fassen kann, weniger fürchtet als blablabla...
Während "The Dark Knight" gefühlt alle 10 Minuten einen Haken schlug und dem Zuschauer eine Schelle verpasste, die sich gewaschen hatte, außerdem viel düsterer, abgründiger, dabei aber auch schneller und wendiger war, marschiert hier ein ungelenker Handlungskoloss los, der eine ganze Weile braucht, um in Fahrt zu kommen, dann aber natürlich doch wieder eine echte Wucht ist. Ich für meinen Teil habe das Kino gestern trotz aller berechtigten Kritik sehr zufrieden und versöhnt verlassen.

D.C.L.


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Men in Black III...


...weist dahingehend Parallelen mit "Dark Shadows" auf, dass der Regisseur, Barry Sonnenfeld, dessen Filme ja sowieso immer eine gewisse Deckungsgleichheit mit den Werken Tim Burtons aufwiesen, stur seinem Stil, seinem Humor, seinen inszenatorischen Mätzchen treu bleibt. Nur: anders als bei Burton (der btw. einen kleinen, schnell übersehbaren und wahrscheinlich unfreiwilligen Kurzauftritt hat) funktioniert dieses Konzept immer noch prächtig und wirkt nicht angestaubt, was wohl dafür spricht, dass Sonnenfeld in den 90ern seiner Zeit voraus war. Das Wichtigste zuerst: der Film schafft es immer wieder, sehr witzig zu sein, ein Verdienst, der zum einen einem sehr gut aufgelegten Will Smith (der wahrscheinlich durch irgendeinen tollen Scientologie-Gedankentrick wieder so aussieht, wie Agent J im ersten Teil von 1997), dem herrlich grumpigen Tommy Lee Jones und Josh Brolin mit der überzeugendsten Charakter-Kopie seit Jamie Foxx als Ray Charles zu verdanken ist, zum anderen aber auch ganz klar Sonnenfelds Gespür für Situationskomik und absurdem Humor, wobei mich die vielen optischen Gags, die eigentlich keine Pointe besitzen und auch meistens im Hintergrund des Geschehens anzutreffen sind, am meisten erheitert haben. Außerdem mochte ich die rasante Action, den ganzen Zeitreiseunsinn, der sogar immer wieder einige echt clevere Fragen aufwarf, sowie die beiden "Benjamin Button"-Momente (Football-Schicksalsgeschichte in der Mitte des Filmes, ein Bild am Ende, welches mein absolutes Lieblingsbild am Ende von "Button" zitiert), wobei vor allem der zweite erstaunlich anrührend war. Braucht diese Fortsetzung irgendjemand? Nö. Aber als jemand, der weder Fan des ersten Teils noch des Franchises insgesamt ist, darf ich anmerken, dass ich diesen Film hier genauso gut, bisweilen sogar besser finde, als die Vorgänger.

D.C.L.


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Dark Shadows...


‎...ist bei Weitem kein kapitaler Reinfall wie "Alice im Wunderland", aber leider auch kein guter Film. Wie ich nicht müde werde zu betonen tut Tim Burton der Computer überhaupt nicht gut. Während ich in all seinen Modellen und Stop Motion-Animationen versinken möchte, sind seine PC-Welten immer unausgereift und sehr unmagisch. Zudem kommt hier noch ein Weichzeichner, der mehr und mehr den Eindruck erweckt, er wolle die miesen Effekte kaschieren. Aber die eigentliche Wahrheit, warum dieses Werk gescheitert ist, ist deutlich trauriger. Denn "Dark Shadows" fühlt sich im allerschlechtesten Sinne altmodisch an. Wirklich nichts gegen nostalgische Filme, die sich der Mittel aus vergangenen Kinozeiten bedienen, die ihre geliebten Vorbilder zitieren, die von mir aus gerne auch so tun, als hätte man noch nie zuvor ein Alien, einen Vampir, einen Superhelden auf der Leinwand gesehen - nur so wird's episch, magisch. "Super 8" war so ein Film. Nur gibt es leider bei Burton inzwischen nur noch ein Vorbild, dass er zitiert, dem er nacheifert, aus dessen Stilmittelsammlung er sich bedient. Dieses Vorbild heißt Tim Burton. Und keine Frage: dessen Bandbreite an inszenatorischen Möglichkeiten ist beachtlich, und so gibt es auch hier wundervolle Momente zu entdecken: so putzig, wie hier eine Hippie-Kommune abgeschlachtet wird, kann es wohl nur der Regisseur von "Mars Attacks!" in Szene setzen, der Alice Cooper-Auftritt ist auf so vielen Ebenen so dermaßen bescheuert, dass es eine reine Freude ist, und bei seinem Meisterstück im Film, einer grob geschätzt 10 sekündigen (!!!) Sequenz, in welcher Burton in nur drei, vier Einstellungen die Geschichte einer seelischen Vernichtung eines kleinen Mädchens schildert, wird es im Kinosaal plötzlich sehr, sehr kalt. Es gibt noch mehr solcher Lichtblicke, aber sie sind zu selten. Ansonsten ist dies ein mal mehr, mal weniger gelungener Burtonfilm-Zitatereigen, der wirklich Lust macht die älteren Burtonfilme mal wieder anzusehen, der aber einfach nicht zu einem homogenen Ganzen zusammenwachsen will und zudem über weite Strecken zeigt, dass sich seit den 80ern und frühen 90ern dann doch die ein oder andere Sache getan hat und ein Film, der das ignoriert, eben im schlechtesten Sinne altmodisch wirkt. Und das ist tatsächlich ein bisschen traurig.

D.C.L.


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The Avengers...


‎...ist ein Bombenfilm, der zeigt, dass Joss Whedons Konzept (ja, er hat nur eins) auch auf der großen Leinwand wunderbar funktioniert, dem das Kunststück gelingt, unheimlich albern zu sein und trotzdem nie das Drama aus den Augen zu verlieren, der durch die Bank weg blendend gelaunte Darsteller, tolle Action und prächtige Effekte zeigen darf, der sogar so gechillt ist, eine durch und durch lässige Botschaft an den baldigen großen Konkurrenten Ridley Scott zu senden (Stichwort "Bist du ein Alien?", vor allem: WER dieses Frage stellt..) und bei dem allein der Aufpreis für 3D negativ angemerkt werden sollte, weil es ausnahmsweise mal nicht nervt, aber auch überhaupt nichts bringt.

D.C.L.


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Superclassico...


...zeigt, dass die Dänen einfach egal welches ausgelutschte Genre nehmen und daraus was wirklich Tolles zaubern können, hier stand die klassische Beziehungskomödie Modell. Allein schon, wie hier Klischees zunächst bedient und dann so lange ausgedappt werden, bis es ein wahres Fest ist, lohnt eine Sichtung. Als kleine Kostprobe eine meiner Lieblingsszenen: der gehörnte Ehemann ist seiner Frau nach Argentinien nachgereist und hat zusammen mit seinem Sohn das Haus ihres neuen Lovers, natürlich ein stinkreicher Fußballspieler, betreten, die Hausangestellte führt ihn herum. Sein Blick wandert in das Schlafzimmer. Schnitt auf das Bett mit den zerwühlten Laken. Lange Einstellung. Schnitt auf bedeutungsschwangeren Blick des Ehemannes. Lange Einstellung. Schnitt auf Bett. Schnitt auf Blick. Die Hausangestellte schiebt sich ins Bild. "This is the bedroom." Pause. "You know, where they...". Pause. Eindeutige Geste. "...fuck."

D.C.L.


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The cold Light of Day...


...zeigt uns die ersten zehn Minuten den immer noch auf Leinwand un-heim-lich charismatischen Bruce Willis, lässt ihn dann sterben und seinen Sohn den Rest des Filmes gegen Sigorney Weaver kämpfen. Finde die fünf Schnapsideen in diesem Satz und rede darüber mit deinem Nachbarn.

D.C.L.


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Lockout


‎...hat Guy Pearce mit Oneliner-Munddurchfall, der ein etwas müdes Piffpaff auf einer Raumstation machen darf, dafür aber immerhin die wohl coolsten ersten Filmminuten des Kinojahres.

D.C.L.


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Die Tribute von Panem...


‎...besitzt eine ganz ganz wunderbare Hauptdarstellerin, lässt sich mit der Exposition erfreulich viel Zeit und ist trotzdem durchgehend kurzweilig. Soviel zum Positiven. Ansonsten überwiegt der Ärger. Es kann doch nicht sein, dass man bei einem Film, in welchem der Staat Kinder dazu zwingt, sich gegenseitig niederzumetzeln, das Gefühl nicht los wird, dass das größte Verbrechen dieser degenerierten Upper-Class immer noch ihre unbeschreiblich scheußlichen Frisen, Schminkereien, Anzüge und Innendekorationen sind, und dass diese mitunter zwar sehr abstoßend wirken, aber ansonsten NICHT EIN GOTTVERDAMMTES in irgendeiner Form beklemmend stimmendes Bild gefunden wird, und das, ich wiederhole mich, bei DIESER Thematik. Gestorben wird, wo nicht Off-Camera, dermaßen sauber und steril, dass dagegen jeder Mantel- und Degenfilm aus den 30ern wie ein Splatterfest wirkt. Und damit man auch ja keine Probleme damit haben könnte, sich als Zuschauer irgendwann auf der falschen Seite wiederzufinden, wird mit grobem Pinsel und Holzhammer auf Disneyfilmniveau ein Bild der Bösen und der Guten gezeichnet, das für alle klar verständlich und abnickbar ist: die Kacklappen unter den Erwachsenen erkennt man daran, dass sie unheimlich scheiße aussehen, diabolisch in die Kamera grinsen oder stieren und sonst alles tun, damit man als Zuschauer "igittigitt, die da oben!" ruft, die Guten wiederum daran, dass sie Lenny Kravitz und Woody Harrelson sind, zwei gestandene Männer, die ab 30 bzw. 40 keine Lust mehr hatten, älter zu werden und auf Leinwand so gut aussehen und die Hauptdarstellerin so herzlich in den Arm nehmen, dass man keine Sekunde darüber nachdenkt, dass sie beide eigentlich äußert willige Vollstrecker im Schweinesystem sind - wozu auch, lässt der Film doch keinen noch so subtilen Hinweis los, dass ihn eine derartige Ambivalenz in irgendeiner Form interessieren würde. Und scheiße, ja, von mir aus, dann ist es halt unfair, elitär und doof, aber wer "Battle Royale" und diesen Film hier gesehen hat, MUSS sie einfach vergleichen. Weil die Grundgeschichte so ähnlich ist, weil die Liebe eine beinahe identische Rolle spielt, und weil der Japaner auf allen Ebenen so viel besser ist. Weil man da wirklich in aller Konsequenz glaubt, dass sich hier Kinder aufschlitzen und nicht wie bei den Tributen, dass man der dritten Cotcha-Folge von "Community" beiwohnt (ja, ich bin ein Nerd). Weil er sich einen feuchten Scheißdreck um falsche (!) Political Correctness schert, streckenweise extrem gewaltverherrlichend ist und man irgendwann vor sich selbst erschrickt, weil man genau dem Voyeurismus verfallen ist, der hier so dermaßen unsubtil und, ja, doch, doof angeprangert wird. Weil man dort irgendwann Gut und Böse nicht mehr auseinanderhalten kann, während man sich hier in einem pseudomoralisch-behaglichen "Genau so isses!" suhlen darf. Ändert aber nichts daran, dass die Hauptdarstellerin wirklich ganz ganz toll ist! :-)

D.C.L.


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John Carter...


...ist dank des "Wall-E"-Regisseurs Andrew Stanton ein effektvoller, kurzweiliger Spaß geworden, der mir ausnehmend gut gefallen hat. Ließen die wirren ersten 5 Minuten noch das Schlimmste befürchten (optisch schale CGI-Effektorgie, dazu noch in 3D, welches mal wieder keinen Mehrwert bringt), ist ansonsten auf Stantons Gespür Verlass, seine Geschichte "atmen" zu lassen, ihr und ihren Protagonisten Zeit zu gönnen, was immer noch der einzige vernünftige Weg ist, um die Illusion von Monumentalität und Größe zu erschaffen, was wiederum 98 % der Filme gleicher Bauart derzeit ignorieren. So aber lässt man sich gerne auf die hanebüchene Geschichte ein, freut sich über den vergleichsweise maßvollen Einsatz an Effekten, die dadurch tatsächlich beeindruckend sind - wenngleich der einfachste Effekt, John Carters erste "Begegnung" mit der niedrigen Schwerkraft, zugleich der schönste ist, freut sich zudem dann doch auch wieder über die wuchtige Action, den netten Gastauftritt des wie immer großartigen Bryan Cranston, den sparsam gestreuten, weitgehend gelungenen Humor, die kleine, tolle Montagesequenz "Bestattung der Familie-Metzeln im Sand", die aufrichtig traurig stimmt und ignoriert den Fakt, dass der als Oberbösewicht heutzutage unvermeidbare Mark Strong mal wieder heillos unterfordert wirkt (wer wissen will, was der wirklich draufhat, möge sich den in allen Belangen grandiosen "Dame, König, As, Spion" ansehen). Doch, wirklich großer Spaß für den verregneten Sonntag Nachmittag.

D.C.L.


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Sherlock, Staffel 2...


...ist fantastisch. Zwar reichen die beiden anderen Episoden nicht an die in ALLEN Belangen meisterhafte erste ran - weil der Baskerville-Hund schon in der Vorlage keine wirklich gute Geschichte war und weil die Reichenbach-Fälle dann doch ein wenig arg konstruiert wirken - aber trotz allem ist dies eine Serie, die in ihrer Versiertheit ziemlich alleine ganz oben thront. Mal im Ernst: wer sonst schafft es, eine Staffel mit einem Cliffhanger zu beenden, der seine Spannung nicht aus einer "was wird wohl noch passieren?"-Schwebe zieht, sondern aus einer, bei der man sich tagelang erfolglos den Kopf zermartert "wie um alles in der Welt kann das sein?". Großes Kino.

D.C.L.


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Was weg is, is weg...


...ist der Film, den Markus Rosenmüller mit "Wer früher stirbt ist länger tot" versprochen hat, bevor seine eigenen Werke immer vorhersehbarer, abgeschmackter, inszenatorisch rumpeliger und deutschtümelnder wurden. So muss es halt der damalige Co-Autor Christian Lerch mit seinem Regiedebüt richten. Und wie er's richtet. Selten einen deutschen Film gesehen, der ein solches Gespür für Timing und Stimmungen mit sich bringt. Natürlich sind die ganzen Elemente noch drin, die sich auch durch Rosenmüllers Werke ziehen - bayrische Folklore, überzeichnete Figuren, dezent schwarzer Humor und ein magisches Happy End, das alles nur eben um Welten doppelbödiger, abgründiger und gekonnter. Wenn man allein das Ende nimmt, welches sämtliche Handlungsstränge sinnvoll auflöst - selbst die, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren - und scheinbar so in Wohlgefallen versinkt, dass man erst auf den zweiten Blick merkt, welche krassen Hämmer einem da am Ende mal so ganz nebenbei serviert wurden - das ist schon große Klasse. Gilt nebenbei bemerkt auch für die for-mi-da-blen Schauspieler, unter denen Maximiliam Brückner besondere Erwähnung verdient. Wo mir sonst immer schleierhaft war, warum der so gehypt wird, zeigt er sich hier von einer derartig absurden, hässlichen, urkomischen Seite, dass es wirklich zum Niederknien ist - hatte ihn die erste halbe Stunde schlicht nicht erkannt. Große Sehempfehlung!

D.C.L.