...erweckt die große Lust, sich bald mal wieder den Ur-"Affen" mit Charlton Heston anzusehen, und sei es nur, um zu realisieren, wie viel überlegener der in allen Belangen ist. Wurde damals zuallererst eine spannende (und visuell ungemein atmosphärische) Geschichte erzählt und war die Moral so lange ganz klares Nebenthema, bis man dann plötzlich am Strand lag, die Kronenfresse mit der Fackel sah, auf das Wasser eindrosch, alle verfluchte und bestimmt oder vielleicht oder auch nicht sein Leben und die Sozialstrukturen, in denen man sich bewegte, überdachte, brüllt dieser Film die ganze Laufzeit von über zwei Stunden lang so laut und so penetrant "ORWELL! HOBBES!! WICHTIG!!!", dass es selbst die spärlich gesäten Actionsequenzen übertönt. Wenn er dann wenigstens in Ansätzen als Parabel so relevant und elegant wäre wie beispielsweise "Animal Farm", hätte ich damit kein Problem. Aber hier ist alles so dermaßen schlicht, banal und vorhersehbar, dass man streckenweise die Dialoge von Szenen mitsprechen kann, die noch gar nicht durch den Kinoprojektor liefen. Und um nicht missverstanden zu werden: die quälende Gewissheit der Unausweichlichkeit von Ereignissen ist eines der Kernelemente der Tragödie. Dann aber bitte einen so stringenten und unerbittlichen Film wie "Mystic River", der einen die grausligen nächsten Handlungsschritte allesamt vordenken lässt, bevor er sie einem nüchtern, kalt und sachlich in die Fresse wirft, der aber - welch raffinierte Überleitung ins nächste Thema - so toll gespielt ist, dass man wider besseren Wissens mitgeht in den Abgrund. Die CGI-Affen hingegen sehen zwar so fesch aus, dass Nerds auf der ganzen Welt Pippi in die Augen kriegten - und die absurde Behauptung einiger, hier würde endlich eine perfekte Illusion geschaffen (absoluter Blödsinn) stört mich aufgrund der Tatsache, dass sie gut genug animiert sind, um mich wenigstens nur ganz selten im altgehassten sogenannten "uncanny valley" zu lassen, nicht wirklich. Jedoch ist es womöglich genau diese technische Brillanz auf der einen und der immer zum scheitern verurteilte Vergleich mit der Realität auf der anderen Seite, der mich emotional nur äußerst selten - und eben in Anbetracht der banalen Handlung zu selten - mitgehen ließ. Als jemand, der heute noch Alpträume von den "letzten Glühwürmchen" hat und der "Wall-E" stundenlang beseelt beim Feuerlöscherflug durchs All zusehen könnte, wehre ich mich gegen den Verdacht, von Nichtrealfilm nicht erschüttert sein und mich von CGI nicht rühren lassen zu können. Aber hier springt der Funken viel zu selten über, und ich muss mich doch sehr wundern ob der vielen Kritiken, die schreiben, die Primaten wären in diesem Werk spielerisch den Menschen überlegen. Ich für meinen Teil sehe selbst einem halb involvierten, halb an den fetten Scheck denkenen Gary Oldman noch tausendmal lieber zu als Andy Serkis tricktechnisch umgewandelten Bewegungen, die zudem teilweise so hart an der Grenze zur Masturbation animiert sind, dass sie den Unterschied zwischen gewollter und realer Größe allzu transparent machen - bei ersterem denkt man währenddessen: "boah, ist das groß!", bei letzterem denkt man gar nichts, sondern staunt einfach. Das alles ist besonders schade, weil der erste Teil der Vorgeschichte die meisten der hier beschriebenen Fehler schlicht nicht gemacht hat. Er war zuerst Familiendrama, dann Prequel und erst dann wandelnder Aphorismus. Und er hatte mit der allerletzten Kameraeinstellungen ein auf so vielen Ebenen dermaßen geiles Ende, dass ich mich damals schon skeptisch äußerte, ob ein weiterer Film nicht schiefgehen könnte. Nicht immer bin ich froh, wenn ich ausnahmsweise mal recht behalte.
D.C.L.
D.C.L.