...hat im Grunde ein einziges Problem, welches aber leider schwerer ins Gewicht fällt, als ich hoffte - der Film lässt sich nicht mehr von dem Universum trennen, dass sich um ihn herum aufgebaut hat. Als eigenständiges Werk gäbe es kaum etwas zu meckern: eine vor Charisma, Charme und Witz strotzende Truppe tritt zweieinhalb mitunter etwas lange Stunden lang in so noch nie gesehener technischer Brillanz einem James Spader, der auch gemotion-captured noch wunderbar arrogant, blasiert und allen überlegen wirkt, in den metallenen Arsch, ohne dass dabei Herz und Humor zu kurz kommen. Ja, hätten wir noch 2012 oder wären die "Avengers"-Werke das einzige, was Marvel alle drei Jahre raushauen würde, so wäre meine Resonanz wahrscheinlich pure Begeisterung. Doch in drei Jahren hat sich einiges getan, und es ist im Grunde erstaunlich, wie ein Erfolgskonzept in so kurzer Zeit obsolet wirken kann angesichts der Nachfolger und Ableger, die dann leider in vielen, für mich entscheidenden Belangen besser sind. Die Welt um Tony Stark & Co. kann noch so bunt, abgedreht und selbstreferenziell daherkommen, gegen Chris Pratt, der sich mit seiner Waschbär- und Baumbande plus grenzgenialem Soundtrack ein paar Lichtjahre entfernt in einem komplett unbekannten, neuen, verrückten Universum austoben darf, wirkt das Erdgeschehen ziemlich brav. Und die inneren Konflikte, welche die Supermenschen untereinander austragen müssen, und die vermeintlich die Gemeinschaft zu zerreißen drohen, sind im Vergleich zum astreinen 70er-Jahre Politthriller "Captain America - The Winter Soldier" (erwähnte ich schon, wie grandios ich den Redford-Casting-Coup fand?), und seiner alles auf den Kopf stellenden Geschichte, die dann wiederum bei den "Agents of S.H.I.E.L.D." im Fernsehen klug und gut weitergeführt wurde, fast schon putzig anzusehen. Und so schön Whedons Versuche sind, die "Avengers" mit einer kleinen Familiengeschichte zu erden und auf der anderen Seite mit gedimmtem Licht und dem ein oder anderen düsteren Ton die Stimmung etwas gruseliger zu gestalten, kommt er dahingehend doch nicht einmal an Marvels großes Serienmeisterwerk "Daredevil" heran, in dem echte, unfassbar müde Menschen um die Wette fluchten und bluteten, und das in einer Welt, in der niemand aussprechen musste, wie kaputt sie war, weil das schon alle in jeder Einstellung sehen konnten. Das klingt bös und erbsenzählerisch und ist wirklich Jammern auf allerhöchstem Niveau, außerdem sollte ich im Grunde froh sein, dass jemand alle diese genannten Aspekte in einen Film packen kann und trotzdem noch ein so kohärentes, spannendes Werk herauskommt, aber gerade von Whedon hatte ich, vielleicht auch angesichts des riesengroßen Hypes um die formidablen Trailer, doch mehr erwartet.
D.C.L.
D.C.L.