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The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer




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Sherlock, Staffel 2...



...ist fantastisch. Zwar reichen die beiden anderen Episoden nicht an die in ALLEN Belangen meisterhafte erste ran - weil der Baskerville-Hund schon in der Vorlage keine wirklich gute Geschichte war und weil die Reichenbach-Fälle dann doch ein wenig arg konstruiert wirken - aber trotz allem ist dies eine Serie, die in ihrer Versiertheit ziemlich alleine ganz oben thront. Mal im Ernst: wer sonst schafft es, eine Staffel mit einem Cliffhanger zu beenden, der seine Spannung nicht aus einer "was wird wohl noch passieren?"-Schwebe zieht, sondern aus einer, bei der man sich tagelang erfolglos den Kopf zermartert "wie um alles in der Welt kann das sein?". Großes Kino.

D.C.L.




Stimmt. :D
So betrachtet kein klassischer Cliffhanger, sondern ein Cliffjumper mit "Prestige"-Rätselfrage. "Wie zum Geier ging der Trick?"

Selbst wenn man akzeptiert, dass Holmes alles voraussehen konnte und quasi schon lange vorweg auf einem anderen Schachbrett spielte, während er noch vorgab, am Hauptbrett zu spielen....
selbst wenn man akzeptiert, dass Holmes, als er auf Mollys Türschwelle stand, mit dem "I need you now..." nicht sie als Frau wollte, sondern als Medizinerin...
es ist mir rätselhaft, wie er am hellichten Tag diesen Zaubertrick abliefern konnte und mit dem Ergebnis auch noch Watson täuschen konnte.
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Die überzeugendste Hypothese: Es ist ein Halluzinogen im Spiel, das er in der Baskerville-Episode hat mitgehen lassen. Aber bis 2013 wirds leider Spekulation bleiben ...
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Wäre wohl tatsächlich die naheliegendste Hypothese.
Und die mit Abstand schwächste.

D.C.L.
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<edit>: SPOILERGEFAHR - Nicht vor 28.5.12 gegen 23:15 Uhr lesen, falls die Episode noch unbekannt.
(Ich hatte die Daten durcheinander gebracht und angenommen, die fragliche Folge wäre schon gestern gesendet worden. Gestern abend aber war ja erst "Baskerville" an der Reihe)


Ziel muss ja sein, die Scharfschützen zu überzeugen, dass Holmes tot ist, damit sie von Watson/Molly/Mrs.Hudson ablassen.

Mit einem Halluzinogen auf Strassenebene "nur" Watson und allfällige Passanten zu manipulieren, brächte also nichts. Denn die "Falken" in erhöhter Position (wichtig für den Blickwinkel UND für die Ausbreitung des Drogengases) sähen zwar, wie sich dieser über eine Leiche beugt, die er für die seines besten Freundes hält. Sie würden aber auf der Stelle erkennen, dass Holmes nie sprang und die Leiche unten die ihres Auftraggebers ist.
Hinzu kommt, dass zwar vielleicht Watsons schlimmste Angst unter Drogeneinfluss in dieser Konstellation die wäre, dass er nach der "Exposition" mit Holmes auf dem Dach wirklich glauben will, es sei dann auch dessen Leiche am Boden.
Die Passanten auf der Strasse hätten aber wahrscheinlich total andere Ängste, die durch das Halluzinogen verstärkt würden. Die Scharfschützen bekämen also ein heilloses Chaos von exaltierten Menschen zu sehen, die unterschiedlichste Wahnvorstellungen haben.

Das mit dem Gas aus "Bakervilles" geht meines Erachtens nicht ganz auf.

Beachtenswerter erscheint mir, dass man zu Beginn Markierungen auf dem Gehsteig sieht, die vom Haus hin zum geparkten Lastwagen führen. Anfangs liegt natürlich noch nichts innerhalb dieser Markierung ... sonst hätte Moriarty beim Blick nach unten sofort gesehen, was Holmes plant.
Für die weitere Ausführung nach meiner mit massgeblicher Hilfe einer Freundin entwickelten Theorie (ja: wir haben uns den Scheiss sechsmal vor und zurück angesehen und die ganze Episode zweimal in Folge) bräuchte Holmes zusätzlich zu seiner zweifellos schon bewiesenen analytischen Brillanz auch eine ganze Menge aussenstehender Helfer.

a) er braucht mindestens vier Helfer, die eine Plane vom geparkten LKW ziehen, sobald Moriarty hinunter gesehen hat. Vom LKW müssten sie eine Matte ziehen, die sie genau in der Markierung platzieren, die Holmes vorher für einen Sprung ballistisch berechnet hat.
Die Aufbauten des LKW blockieren für den entscheidenden Moment den Blick sowohl auf die am Boden liegende Matte als auch auf die letzten vier Meter des Sturzes. Weder Watson noch der Schütze können den eigentlichen Aufschlag sehen, weil der Lastwagen im Weg steht.

Diese Leute müssten dann Holmes im Schatten des Fahrzeugs von der Matte helfen, die Matte wieder auf den LKW laden und Holmes dabei helfen, sich als tot zu schminken. (Vielleicht reichen vier Helfer aus, wenn diese sich um die Matte kümmern und das Zurechtmachen von den Krankenschwestern übernommen wird)

Ein wenig Zeit erkaufen sie sich, während Watson auf der Strasse aufgehalten ist.

Mit den Beweisstücken fahren sie dann davon und hinterlassen nichts als eine Markierung am Boden, in der die Leiche von Holmes liegt.

B) er braucht -entweder aus seinen eigenen Experimenten, wahrscheinlich aber von Molly, die er ja vorher aufgesucht hat- ein Medikament, das den Puls soweit verlangsamt, dass der -zugegeben unter Schock stehende und daher nicht gänzlich ruhige, aber immerhin in medizinischer Notfallpraxis unter Stress und Beschuss geübte- ihn nicht mehr feststellen kann, wenn er die Erstversorgung am inzwischen am Boden liegenden Holmes ausführt.
Es ist auffällig, wie rasch die Ärztin Watsons Handgelenk ergreift und seine Untersuchung des Pulses unterbricht ... ganz so, als wolle sie vermeiden, dass er einen immer noch ganz leicht vorhandenen Blutstrom feststellt.

c) er braucht einen Komplizen, der Watson beim Überqueren der Strasse mit dem Fahrrad anfährt und ihm so ein wenig Zeit stiehlt, welche für den Abbau der Sprungmatratze und die Vorbereitung der Leiche benötigt ist.

d) er braucht mindestens zwei Krankenschwestern und eine Ärztin auf dem Heimweg (Badge noch um den Hals, aber in Zivil) (von Molly organisiert?) oder zumindest Komparsen, die als solche fungieren, die dann Watson rasch von der Leiche weg bringen, ehe er auf die Idee kommt, selbst noch zu genaue Tests zu machen und den Tod festzustellen.
Solange Watson aber einen ersten Augenschein unternehmen konnte und sich dann auf fremde medizinische Autorität stützt, *will* er glauben, was er unzweifelhaft sah.

e) Holmes braucht zusätzlich noch die beiden Sanitäter, die auf wundersame Weise aus dem Nichts mit einer Rollbahre auftauchen und (zu Fuss!) mitsamt der "Leiche" in der Einfahrt verschwunden sind, ehe Watson sich überhaupt einigermassen aufgerappelt hat.

f) ob auch alle anderen Passanten Teil des Plans sein müssen, kann man nicht beurteilen. Sie müssen eigentlich nichts machen, was nicht auch ein uneingeweihter Umstehender in dieser Situation instinktiv genauso machen würde: nachsehen was passiert ist - hilflos rumstehen, während die "Profis" am Werk sind - den Sanitätern beim Anheben der Leiche auf die Rollbahre helfen.

Das grosse Problem dieser Theorie (die aufzuschreiben ich abwartete, bis die Episode im deutschen Fernsehen war und nicht nur als UK-Import verfügbar ist)
<edit> fälschlicherweise, denn ich brachte die Daten 27.5: "Baskerville" und 28.5. "Reichenbach" durcheinander </edit>)
besteht darin, dass offenbar Holmes im Moment des Suizids von Moriarty alles umschmeissen muss:

-sein Entsetzen ist echt. Hätte er in seinen Plan einkalkuliert, dass Moriarty sich aus dem 'letzten Puzzle' auf diese Weise verabschiedet, wäre er nicht so schockiert.
-Holmes scheint augenblicklich scharf nachzudenken ... aber indem er die Häuserfronten nach (weiteren?) Scharfschützen absucht, nicht indem er auf dem Dach oder ggf. auf dem Gehsteig nach Elementen für einen veränderten Plan sucht.

Für einen zumindest teilweise adaptierten und improvisierten Plan läuft dann aber doch wieder alles in seiner Komplexität zu rund.



Zugegeben: unser Ablaufplan ist unwahrscheinlich kompliziert und bedingt das Zusammenspiel einer enormen Menge von Beteiligten. Angesichts der doch recht knappen Vorbereitungszeit und der Tatsache, dass man diesen Zaubertrick irgendwo abseits der eigentlichen Strasse bis ins Detail choreographiert einstudieren müsste, habe ich selbst meine Zweifel.

Aber was erwartet ihr was für eine Lösung herauskommt, wenn sich zweil Leute zusammensetzten und Gedankenspiele machen, von denen die eine Anglistin ist, die ihr Diplom schreibt über den Wechsel der Spielregeln dessen, was diese Wesen können/dürfen beim Übergang vom romantischen zum bedrohlichen und schliesslich zum fantastischen Vampir. Und der andere ein Jurist, der sich bei seinen Abstraktions-Stufen elektronischen Geldes in solche verhedderten Kombinationsstufen und Re-Kombinationen irrationaler Elemente verstieg, dass er selbst den Faden in seiner Masterarbeit verloren hat?
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<edit>
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ich fand bei der zweiten staffel es eh ein wenig übertrieben, wie holmes gestalt des genialen hochgejazzt wurde, aber eigentlich war das alles doch ein wenig durchschaubar. v. a. baskerville. und im letzten teil war ich mir sicher, er schmeißt moriaty herunter, schwarzen mantel an und perücke überm kopf und gut ist, wäre auch viel einfacher gewesen und er hätte nciht schon wieder seine einzigen "freunde" nciht vor den kopf stossen müssen.
aber natürlich: sehr gut gemachte serie mit prima schauspielern, nur halt die bücher im zweiten ....naja
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Ich kenn die Bücher halt nicht, insofern kann ich jetzt nicht wirklich sagen, welcher Homes den Buch Homes besser trifft.
Ich find aber Jeremy Brett immer noch besser, da er wenigstens ne leichte emotionale Ebene hat, die aber immer den anderen überlegen ist. Nicht so absolut anti-emotional wie der junge moderne Holmes. Naja ...

Was das Ende angeht,
a) sein Obdachlosen Network reicht ja aus um die Menge an Personen zu stellen, sowie die nicht tote Leiche verschwinden zu lassen ohne das Watson es checkt.

b ... Ja, wo is nur das b?
B)

c -f) siehe a)

g) Ich geh davon aus, das Holmes das Ende schon wusste bevor er aufs Dach kam. Sonst hätte er nicht die Vorbereitungen treffen koennen.

h) Warum bringt sich Moriarty um? Weil er erkannt hat, das Holmes gewonnen hat, oder mindestens ein Unentschieden hat?
Und das er jetzt nur noch durch Selbstmord gewinnen kann?
Bringt er sich überhaupt um?

i) Weitere mögliche Hinweise:
Spielen die Blickwinel eine Rolle?
Seile und doppelter Boden oder Wände?
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re: g) ... Natürlich kannte und plante er einen Ausgang der Ereignisse und traf entsprechende Vorkehrungen. Der Selbstmord von Moriarty (siehe: re: h) unten) scheint aber auch für ihn unvorhergesehen gekommen zu sein.

re: h) ... Das ist wohl so eine "The Prestige"-Sache - "gewinnen um absolut jeden Preis, und wenn es das Leben kostet".
Wohl auch, weil er erkennt, dass (auch) Holmes ernsthaft zu allen Mitteln greifen würde ... auf der Seite der Engel, aber keiner von ihnen. In letzter Konsequenz wäre Sherlock sogar zuzutrauen, dass er extremere Methoden anwendet, um den Abbruch zu erzwingen, als sich selbst Mycroft und der Geheimdienst im Verhör erlauben konnten. Die sind immer noch an einen gewissen Code of Conduct gebunden ... Holmes nicht. Und der schwankt auffällig zwischen Soziopathie und Psychopathie.

Durch seinen Tod kann er ein für alle Mal sicher stellen, dass er im "Great Game" vorne liegt, weil es für Holmes dann keinen Ausweg mehr gibt als einen Selbstmord in Schande. Klar: beide verlieren ihr Leben, aber Moriarty "gewinnt", weil sein Bild als Meisterverbrecher intakt bleibt und Holmes Ruf als Meisterdetektiv ruiniert ist.

re: i) ... Die Blickwinkel spielen m.E. eine entscheidende Rolle. Daher beharrt Holmes ja auch darauf, Watson dürfe sich nicht von der Stelle weg bewegen. Weil nur innerhalb eines bestimmten Bereiches das niedrigere Gebäude den Blick auf die Absturzstelle (...und den geparkten bzw. im richtigen Moment losfahrenden Lastwagen zwischen den beiden Häusern) verdeckt. Perspektivisch bleiben nur innerhalb dieser Bandbreite die letzten ca. 6m des Sturzes verborgen.
Und für die Phase, innert der Watson aus dem Blickschatten des Gebäudes tritt, weil er natürlich die Strasse bzw. den Platz überquert, hat Holmes mit dem Velofahrer vorgesorgt, der den guten Doktor zu Fall bringt. Damit ist nicht nur Zeit gekauft, sondern es ist auch sichergestellt, dass Watson nicht in den Spalt zwischen beiden Häusern, sondern Richtung Boden schaut bzw. im Liegen auf die gänzlich andere Seite.

Die Idee mit dem doppelten Boden erwog ich am Montag abend auch kurz, als ich noch einmal die Markierung auf dem Bürgersteig sah und mich fragte, ob vielleicht das ganze Stück nur so aussieht wie ein markiertes Strassenstück, in Wahrheit aber dort ein Loch klafft, das mit Kartons oder anderen den Sturz dämpfenden Sachen aufgefüllt und obendrüber mit einer Plane bedeckt ist, die exakt wie Strassenbelag aussieht. (Loch in der Bühne und doppelter Boden wären ja so ziemlich die klassischsten Erklärungen für Verschwindibus-Tricks.)
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Aber:
Der ganze Setup muss ja eine ganze Weile funktionieren. Viel Zeit, während der Moriarty und Holmes oben das Final Problem in ihrem Great Game lösen und während der der Gehsteig von oben für Moriarty und (von der anderen Seite) für den Scharfschützen unverdächtig aussehen muss. Zugleich aber viel Zeit, während der auch schon in den recht frühen Vormittagsstunden zahlreiche Menschen über die präparierte Stelle laufen.

Und die ganze Sache mit dem LKW legt doch nahe, dass irgendetwas schnell ausgelegt und ebenso rasch wieder abtransportiert werden muss. Vielleicht eine Sprungmatte ... vielleicht (hier nun die Synthese) ist die Markierung auf der Strasse auch ein riesiger stabiler Deckel, der vor Holmes' Sprung von dem doppelten Boden genommen und nachher wieder eingesetzt wird. Dann bräuchte man den Lastwagen nicht zum Transport, sondern um einen Kran vor Ort und wieder weg zu schaffen, der das Loch aufdeckt.

Wir werden es nächstes Jahr erfahren ... bis dahin aber macht es Spass, sich Varianten durch den Kopf gehen zu lassen.
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