...wird unter meinen Cineastenfreunden und -bekannten den Eindruck verstärken, ich sei in punkto Kino wirklich verweichlicht, aber was soll ich machen: klar musste ich beim Verlassen des Kinos Vorträgen über Logiklöcher lauschen und konnte auf Anhieb nicht viel dagegen sagen, klar will der Film immer wieder zu viel, klar muss man auf den letzten Metern einige Augen zudrücken, um über sich häufende dramaturgische Schnitzer hinwegzusehen. Ändert alles nichts daran, dass "Looper" mit all seiner überraschend kompromisslosen Rohheit, mit all seinem aufrichtigen Pathos, mit seinem Gespür für echten Suspense, mit seiner Kälte und seiner Herzlichkeit ganz großes Kino ist. Und sich letzten Endes als etwas ganz anderes herausstellt, als ich das nach Ansicht des Trailers gedacht hatte. War auf einen netten kleinen Action-Schocker mit Zeitreisegimmick, auf ein Bruce Willis-Vehikel mit stylischer Optik gefasst. Dieser Eindruck ist nach den ersten Minuten, in denen man Joseph Gordon-Levitt in einer formidablen Mimikry-Performance bewundern darf, durchaus noch vorhanden. Dann aber brechen immer mehr immer komplexere Handlungsbögen über den Film herein und man fragt sich erstens, wieso er trotzdem noch so stringend wirkt und sackespannend bleibt (zweimal Gänsehaut ist bislang mein diesjähriger Rekord) und zweitens, ob er dies alles am Ende noch im Griff hat. Dass das nicht ganz hinhaut, stört mich überhaupt nicht, denn wenn dann nach und nach die Storybrocken wieder abgebröckelt sind, bleibt zu meiner völligen Überraschung - die Liebe zurück, und dies in einer Szene, die ich als junger Vater vielleicht übersensibilisiert aufgenommen habe, die aber halt auch auf vielen Ebenen exemplarisch für vieles steht, was ich am Kino so toll finde. Lange Rede, kurzer Unsinn: mit Sicherheit kein Film, der nicht kritisierbar ist, aber einer, der bei mir mehrfach voll ins Schwarze traf.
D.C.L.
D.C.L.