...ist in keinem Augenblick ein so unglaublich durchkomponiertes Meisterwerk wie "Sherlock" und besitzt annähernd nie dessen Stuhlkantenpotential. Damit ist auch schon alles Negative über diese Serie gesagt. Johnny Lee Miller schafft es, einen komplett anderen Menschen zu zeichnen als der Herr Cumberbatch - so könnte man sich bei letzterem niemals den Moment vorstellen, in welcher er einem Obdachlosen aus purer Empathie Geld zusteckt, während Miller, der durchaus auch unter seiner Gabe zu leiden und sich ein "normaleres" Innenleben zu wünschen scheint, komplett das narzistische Charisma des BBC-Detektives abgeht - und dennoch ist hier von Folge 1 an sonnenklar, dass auch ebendieser Mensch eindeutig Sherlock Holmes ist, der Schnüffler, der mit seiner Brillanz alle in den Schatten stellt, nur dass seine soziale Inkompatibilität hier eher als Krankheit denn als Egomanie gedeutet wird, was ihn menschlich wiederum natürlich deutlich näher an den Zuschauer heranrücken lässt. Lucy "Frau Dr Watson" Liu an seiner Seite ist einer der besten Serien-Sidekicks seit langer Zeit, weil sie ein traumwandlerisches Gespür dafür besitzt, wann sie ganz im Sinne der klassischen Figurenkonstellation Millers Holmes zurückhaltend zuspielen muss und wann sie den Raum hat, ihre eigene Geschichte zu entwickeln und voranzutreiben, was dazu führt, dass ihre Watson mit jeder Folge an Kontur gewinnt, ohne dass man sich um die wirklich rein platonische Liebe, die sich hier zwischen den beiden entwickeln darf, sorgen müsste. Auch den Rest des Casts gewinnt man schnell lieb, die Fälle sind überwiegend toll verschachtelt und ihnen wohnt nicht selten ein Kniff inne, der am Ende alles noch einmal umdreht, ohne dass es dabei forciert wirken würde (meine Trefferquote beim Mitraten war dann auch ziemlich gering). Und das Finale geht - nein, ich SPOILERE nicht, aber ich deute an - in seiner interessanten Interpretation dessen, was die Figurenkonstellation Irene Adler-Professor Moriarty-Sherlock Holmes-Dr Watson auch bedeuten könnte, tatsächlich einen komplett neuen, höchst interessanten Weg. Und auch wenn ich es von Berufswegen her eigentlich wissen und kennen müsste, aber es hat mich schon schwer beeindruckt, was für einen komplett anderen Menschen Natalie Dormer (Margaery Tyrell in "Game of Thrones") hier vekörpert.
Hat diese Serie ihr volles Potential schon ausgeschöpft? Nein, bei Weitem nicht, aber sie steigert sich bereits in der ersten Staffel kontinuierlich, so dass ich guten Mutes bin, dass sie in ein paar Jahren als ein kleiner, inzwischen geschliffener Diamant den Kultstatus erreichen wird, den ihr "großer Bruder" von der BBC bereits besitzt.
D.C.L
Hat diese Serie ihr volles Potential schon ausgeschöpft? Nein, bei Weitem nicht, aber sie steigert sich bereits in der ersten Staffel kontinuierlich, so dass ich guten Mutes bin, dass sie in ein paar Jahren als ein kleiner, inzwischen geschliffener Diamant den Kultstatus erreichen wird, den ihr "großer Bruder" von der BBC bereits besitzt.
D.C.L