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The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer




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Stoker...



...ist eine große Freude. Park Chan-Wooks Hollywood-Debüt erscheint auf den ersten Blick natürlich etwas "westlicher", kompromissbereiter und leichter zu konsumieren als seine bisherigen Werke, aber das hindert ihn zum einen keine Sekunde daran, all seine liebgewonnenen narrativen und stilistischen Mittel auszupacken und ist zum anderen vielmehr fast umso perfider, weil man hier noch weniger als ohnehin schon bei diesem Ausnahmeregisseur merkt, was für einen vergifteten Cocktail man da gerade zusehender Weise konsumiert, was einem dann mal wieder erst hinterher beim Heimweg auffällt, weil man sich wie schon damals beim "Oldboy" berauscht und geflasht, aber eben auch zerbissen und ausgespuckt fühlt. "Stoker" ist fast schon kindlich verspielt in seinen Überblendungen, seinen optischen Motiven, seinen Kamerafahrten, seinen bedeutungsschwangeren Totalen, aber während einem solche Mätzchen bei grob geschätzt fast allen anderen irgendwann auf den Sack gehen, weil "style over substance", ist man hier umso glückseliger ob eines Filmemachers, der es sich halt scheiße nochmal einfach erlauben kann, weil er ein verdammter Virtuose ist - Wong Kar Wai und Terence Malick werde ich was das angeht ja auch bis zum letzten Atemzug verteidigen, weil sie es vermögen und sich dann halt auch trauen, echte Größe auf die Leinwand zu zaubern. Und wenn wir schon beim mehr oder weniger sinnvollen Namedropping sind: ja, Park hat seinen Hitchcock genau studiert, und es ist nur folgerichtig, dass seine Liebe zum Altmeister im ersten englischsprachigen Film so richtig zum Tragen kommt. Das fängt bei der Story an, die trotz allen altgewohnten Garstigkeiten (und davon gibt es durchaus noch genügend) im Wesentlichen auf klassischen Suspense setzt, geht über in die Figuren - Matthew Goode mimt seinen eigenen kleinen Norman Bates kongenial und die trotz ihrer zur annähernden Totalstarre gespritzten Mimik mal wieder hervorragende Nicole Kidman spielt mit dem Zuschauer zusammen das nicht immer angenehme Gedankenspiel "weibliche Hitchcock-Figuren - zwanzig Jahre später" durch - und mündet dann schließlich in zahlreichen mehr oder weniger bis gar nicht versteckten optischen "Psycho"-Anspielungen (Motel, Dusche, ausgestopfte Tiere, alles, was Goode macht...). Mia Wasikowska mit ihrer "Carrie"-esken Coming of Age-Geschichte wirkt da auf den ersten Blick fast schon wie ein Fremdkörper, aber sie fügt sich erstaunlich homogen in das klassische Flair des Filmes ein, so dass am Ende durch das Verweben von Suspense der alten Schule, der Emanzipation einer modernen jungen Frau und last but absolutely not least (Aktion "Save the Anglizism") der alptraumhaften, perversen Visionen, in die Park Chan-Wook zu entführen weiß etwas gänzlich Neues, sehr Spannendes entsteht. Auch wenn ich (noch!) zu vorsichtig bin, meine schon lange in mir schlummernde Ansicht, Park sei der Hitchcock unserer Generation, laut zu vertreten, so denke ich doch, dass der alte Alfred an seinem südkoreanischen Bruder im Geiste allerspätestens mit diesem Werk große Freude gehabt hätte.

D.C.L.




yo, den will ich mir auch angucken. text klingt schon mal gut
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