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Herr Settembrini schaltet das Licht an

Oberlehrerhafte Ergüsse eines selbsternannten Filmpädagogen

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Im DVD-Regal gestöbert... (Teil 2)


Auch während der letzten Tage habe ich wieder so einige meiner DVDs angeschaut und hier sind nun die bereits verprochenen Kurzkommentare dazu:

Sanjuro
Ein erfahrener, aber mittelloser Samurai hilft neun jungen, naiven, mitunter sogar ein wenig tollpatschigen Samurai dabei, den von einem korrupten Beamten entführten Onkel eines der jungen Männer zu befreien. Der Film gehört zu Kurosawas humorvollsten und "leichtesten", wobei Spannung und Ironie in einem sehr ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Dabei berührt der formal gewohnt vorzügliche Film auch ethische Fragestellungen, und der Ronin muß am Ende einer Dame zustimmen, die sagte: "Die guten Schwerter sind die, die nicht gezogen werden".

Die verborgene Festung
Zwei Bauern haben (natürlich vergeblich) ihr Glück im Krieg gesucht und helfen nun eher unfreiwillig einem General dabei, eine Prinzessin und jede Menge Gold auf sicheres Territorium zu führen. Immer wieder versuchen sie dabei, möglichst viel für sich selbst herauszuschlagen, bringen sich aber meistens nur in Schwierigkeiten. Dadurch, daß der Film zum großen Teil aus der Sicht dieser beiden Antihelden (die zum Vorbild für R2D2 und C3PO wurden) erzählt ist, nimmt er unter den Samurai-Filmen Kurosawas eine Sonderstellung ein. Dabei ist Die verborgene Festung zum einen ein sehr unterhaltsamer (und spannender) Film, zugleich aber auch eine vorzügliche Charakterstudie der verschiedenen Figuren.

Alien
Ein Klassiker gleich zweier Genres. Die Besatzung eines Frachtraumschiffs wird von einem schleimigen Monster zunehmend dezimiert. Zum Meisterwerk wird der Film nicht so sehr durch die simple Story, sondern deren Umsetzung: das filmästhetische Niveau kann durchaus mit einem Film wie 2001 mithalten, die Ausstattung ist perfekt (wobei das von H.R. Giger entworfene Alien besonders hervorzuheben ist), und zudem versteht Ridley Scott es äußerst geschickt, Spannung zunächst zu erzeugen und diese dann zu halten: so zeigt er etwa das voll ausgewachsene Schreckensgeschöpf nur vergleichsweise selten (ähnlich wie Spielberg es mit dem Hai in Jaws tut), und den drastischsten Schockmoment platziert er in der Mitte des Films (hierin mit Hitchcocks Vorgehensweise in Psycho vergleichbar). Zur düsteren Atmosphäre des Films tragen aber auch seine dystopischen Qualitäten bei, denn der Konzern, in dessen Auftrag die Raumfahrer unterwegs sind, ist noch viel schrecklicher als das Alien.

Erbarmungslos
Nachdem ein Cowboy das Gesicht einer Prostituierten zerschlitzt und der Sheriff die Angelegenheit eher geschäftsmäßig und sehr zur Unzufriedenheit der Huren geregelt hat, setzen diese ein Kopfgeld auf den Cowboy und seinen (eigentlich weitgehend unschuldigen) Begleiter aus, das zahlreiche Revolderhelden anzieht. Einer von ihnen ist der alternde William Munny, der mit seiner von Mord, Gewalt und Suff geprägten Vergangenheit eigentlich schon gebrochen hat, aber das Geld braucht...
Ein meisterhafter und desillisionierender Spätwestern, in dem Gewalt keinerleich heroische Note mehr hat, sondern nur noch furchtbar ist: konsequenterwesie steht kein strahlender Held im Mittelpunkt, sondern ein alternder, von seinem spät erwachten Gewissen gepeinigter Mann, der von einem Freund, der zum schmutzigen Geschäft des Tötens nicht mehr in der Lage ist, und einem ebenso großmäuligen wie kurzsichtigen jungen Mann begleitet wird. Und wenn Munny sich am Ende wieder in den Revolverhelden von einst verwandelt, ist das keine Wiedergeburt eines Westernhelden, sondern ein grauenvoller Rückfall, und so reitet er schließlich auch konsequenterweise nicht in eine weite Landschaft unter einem Abendhimmel, sondern in regenverhangene Finsternis hinein. Auch sonst sind vor allem die Figuren des Films durchweg gelungen, wobei die verletzte Hure Delilah besondere Erwähung verdient: obwohl sie das eigentliche Opfer ist, ist ihr Auftreten viel versöhnlicher als das der anderen Prostituierten, wodurch sie eine Würde ausstrahlt, wie sie wohl keine andere Figur des Films besitzt. Ein düsteres Meisterwerk, in dem es aber trotzdem noch Raum für schwache Hoffnungsschimmer gibt: für mich Clint Eastwoods bester Film.

Rio Bravo
Innerhalb des Genres wohl der größte denkbare Gegensatz zu Erbarmungslos, ohne daß ich den Film deshalb weniger mögen würde: Rio Bravo stellt für mich vielmehr den glanzvollen Höhepunkt des klassischen Western dar. Die Story ist simpel und an sich nicht besonders interessant, doch Howard Hawks versteht es, eine gute Szene an die andere zu reihen und die einzelnen Episoden obendrein noch so gut miteinander zu verknüpfen, daß der Film nie abfällt und zu keinem Zeitpunkt langweilig wird: er kann es sich sogar erlauben, die Handlung einmal ganz stillstehen und zwei seiner Darsteller in einer Szene singen zu lassen, denn diese Szene paßt so gut zur Atmosphäre des Films, daß sie keinesfalls als Leerlauf erscheint. Ohnehin lebt Rio Bravo zum nicht geringen Teil von den vorzüglich (und teilweise geradezu liebevoll) gezeichneten Charakteren, und letztlich geht es auch gar nicht darum, ob Sheriff John T. Chance mit der bedrohlichen Situation fertig wird, sondern um seine Freundschaft mit seinem zum Trinker gewordenen Hilfssheriff, der die eigentlich zentrale Gestalt des herausragenden Films ist. Daß Hawks es dabei nicht nur versteht, die Spannung stets aufrecht zu erhalten, sondern in vielen Szenen zugleich noch zeigt, daß er auch einer der besten Komödienregisseure ist, steigert den Genuß an Rio Bravo noch: ein makelloser Film wie aus einem Guß, der im besten Wortsinn klassisch ist.


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Im DVD-Regal gestöbert...


In der letzten Zeit habe ich endlich mal wieder in meinem DVD-Sortiment herumgestöbert und so einige Filme gesehen. Weil ich zu den meisten davon schon früher recht viel geschrieben habe (auch wenn etliche dieser Texte jetzt futsch sind), werde ich mich eher kurz fassen. Es handelt sich um die folgenden Filme:

Fight Club
ist visuelles Feuerwerk, Gesellschaftssatire und Menetekel zugleich: ein Film, der die Sinnentleerung einer Gesellschaft zeigt, in der der einzelne nur noch als Arbeitnehmer funktionieren und als Verbraucher konsumieren soll, wobei er freilich insofern pessimistisch ist, daß er keinen Ausweg aus der Misere zeigt: denn der vermeintliche Ausweg, das zunächst anarchische Aufbegehren des Erzählers führt geradewegs in den faschistoid-sektiererischen Schrecken hinein. Für mich David Finchers bester Film.

Der dunkle Kristall
ist ein, vielleicht sogar das Meisterwerk des Fantasyfilms und nimmt mich allein schon durch seine wunderbaren Bilder ein. Außerdem ist der Film natürlich ein künstlerischer Triumph des Puppetismus. Sehr, sehr schön.

Dann stand ein schönes Vaclav-Vorlicek-Double-Feature an:

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Die mittlerweile zum Kultfilm gewordene Verfilmung der (im Vergleich mit der Grimmschen Version deutlich emanzipierteren) tschechischen Aschenbrödel-Variante. Ein immer noch sehenswerter Film, der einerseits ein wenig frech ist, andererseits aber auch den Märchenton wunderbar trifft und eine wirklich schöne Filmmusik hat.

Das Mädchen auf dem Besenstiel
Eine junge Hexe, die wegen ihrer mangelhaften Leistungen in der Hexenschule zu 300 Jahren Nachsitzen verdonnert worden ist, reißt in die Menschenwelt aus und verliebt sich in einen Schüler, der außerdem der Sohn des Zoodirektors ist. Ein witziger und verspielter Film voller verrückter und amüsanter Einfälle, der zwar nicht so bekannt wie der Aschenbrödel-Film ist, mir persönlich aber noch besser gefällt.

Danach entschloß ich mich zu einer kleinen Kubrick-Reihe:

Eyes Wide Shut
Optisch ist der Film ein Hochgenuß, nicht allein die Farben sind fantastisch, sondern Kubricks Spielereien mit ihnen sind es ebenfalls (ein schwarzer Umhang wird dunkelblau, ein roter Billardtisch taucht auf...). Trotzdem hat der Film so einige Längen, die fast immer in den Szenen auftreten, die der Film hinzugefügt hat und in Schnitzlers (wesentlich dichterer) "Traumnovelle" fehlen. Insbesondere die lange Szene kurz vor Schluß mit Sidney Pollack mag ich überhaupt nicht. Trotzdem gehört "Eyes Wide Shut" alles in allem zu jenen Kubrick-Filmen, die ich zu schätzen weiß; ich halte ihn zwar nicht wirklich für ein Meisterwerk, aber immerhin für einen hervorragenden und auch schönen Film, der zudem längst nicht so misanthropisch ist wie viele andere Kubrick-Filme.

2001 - Odyssee im Weltraum
Ein Meisterwerk, bei dem die Ausführung tatsächlich einmal mit dem Willen mithalten kann. 2001 ist zum einen ein visuell herausragendes Werk (am weitaus größten Teil des Films prallt die derzeit laufende Synchonisation-versus-Untertitel-Debatte einfach ab...), weiterhin ein Meilenstein der Tricktechnik (heute kann man zwar Sachen machen, die damals noch nicht gingen, aber die Tricks, die in 2001 vorkommen, sehen immer noch fantastisch aus, und ein heutzutage mit allen Mitteln der Computeranimation etc. gedrehtes Remake sähe bestimmt nicht besser aus) und zeichnet zugleich mit bitterer Skepsis die Geschichte der Nicht-Entwicklung der Menschheit nach. Ganz interessant auch meine persönliche "Evolutionsgeschichte" mit diesem Film: als ich ihn das erste Mal, schätzte ich auf Anhieb den langen Mittelteil mit HAL 9000 und den Ereignissen auf der "Discovery", mochte die Jupiter-Episode am Ende aber nicht besonders, während ich heute eher zur Auffassung neige, daß gerade diese den Film (noch) mehr als die anderen aus seinem Genre herausragen läßt. Freilich ist 2001 über die Jahre hinweg mit den neuerlichen Sichtungen für mich auch immer kälter und pessimistischer geworden - was aber auch an mir liegen kann, da der Film selbst natürlich immer derselbe geblieben ist. Trotzdem bleibt es auch nach dem sechsten Sehen ein vieldeutiger (und geheimnisvoller) Film, aus dessen Schluß sich vielleicht auch ein Hoffnungsschimmer herauslesen läßt, auch wenn diese Deutung zunehmend schwieriger wird.

Barry Lyndon
Vielleicht nicht so groß wie 2001, trotzdem aber ein meisterhafter Film, der sich an den Gemälden alter Meister orientiert und dies so gut tut, daß man nahezu jedes Einzelbild im Museum aufhängen könnte. Leider habe ich Thackerays Roman nie gelesen, aber da ich seinen Jahrmarkt der Eitelkeit kenne, wage ich einfach mal die Behauptung, daß Barry Lyndon durchaus ein Film im Geiste Thackerays ist: mit satirischer Schärfe werden menschliche Schwächen und Mängel der Gesellschaft entlarvt, und doch ist dieser Schärfe auch eine Spur von Nachsicht beigemengt, und so ist Barry Lyndon zwar ein pessimistischer und von Resignation geprägter, aber (ganz im Gegensatz zum widerwärtigen Uhrwerk Orange) kein zynischer Film. Wobei das vielleicht erstaunlichste an diesem optisch so schönen Film der Umstand ist, daß er einerseits ungeheuer artifiziell und distanziert wirkt und trotzdem zu Kubricks bewegendsten Werken gehört.

Danach habe ich noch einen weiteren Film gesehen, aber den Kommentar zu diesem verschiebe ich in den Fortsetzungsbeitrag zu diesem hier. Also: Fortsetzung folgt!


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So (ungefähr) hätte meine kino.ED-Liste ausgesehen...


Den kino.de-Emigranten muß ich sicher nicht erklären, was der kino.ED ist bzw. war, für andere sei dies hier kurz erläutert: der kino.ED war ein von der kino.de-Community vergebener Filmpreis, der in einer Reihe von Kategorien verliehen wurde (auch wenn wohl kein Preisträger jemals von seinem Glück erfahren hat...). Dabei haben alle Forenmitglieder, die an der Wahl teilnahmen, Listen mit ihren Favoriten in den einzelnen Kategorien unter den Filmen eines Jahres, die einen regulären Kinostart geschafft hatten oder auf DVD veröffentlich worden waren, zusammengestellt (Festivalfilme blieben also für gewöhnlich außen vor, was zu ständigen Diskussionen führte), und nach einem ausgeklügelten Punktesystem wurden aus diesen Listen dann Nominierungen für die einzelnen Kategorien erstellt, und in einem zweiten, geheimen Wahlgang wählten die Mitglieder des Forums dann unter den Nominierten die Preisträger aus. Ungefähr wie beim Oscar eben...

Ich gehörte zu denjenigen, die sich immer mehr für die einzelnen Listen als für das Endergebnis interessiert haben, und so habe ich auch dieses Jahr eine kleine Liste zusammengestellt. Dabei habe ich wieder einmal nur recht wenige der aktuellen Kinofilme gesehen, doch soweit eine solche Stichprobe Rückschlüsse auf das Filmjahr insgesamt zuläßt, kann ich durchaus sagen, daß es ein ungewöhnlich gutes Jahr war. Dies gilt ganz besonders für die Spitzenwerke: so hätte etwa mein drittplatzierter Film in vielen schwächeren Jahren eine hervorragende Nummer 1 abgegeben. Umgekehrt ist mir der wirkliche Bodensatz erspart geblieben (was wohl mit meiner Auswahl zusammenhängt, denn Schrott hat es ganz bestimmt wieder gegeben).

Nun aber genug der Vorrede, ich will vielmehr gleich auf die ED-relevanten Filme dieses Jahres, die ich gesehen habe, kurz eingehen.

So hätte meine Liste ausgesehen:

1. MELANCHOLIA
Schon der Titel ließ mich vermuten, daß der Film mir sehr gefallen würde, benennt er doch das Gefühl, das zum beherrschenden meines Lebens geworden ist. Ich scheine seit Jahren auf diesen Film gewartet zu haben (auch wenn ich wohl nicht wußte, daß ich gerade auf diesen warte), und so ist "Melancholia" der äußerst seltene Fall eines Films, der ohnehin schon hohe Erwartungen noch übertrifft: ein atemberaubender Film über Depression, Todessehnsucht und Todesangst, ein Todestanz, dessen Ende niederschmetternd und befreiend gleichzeitig ist und der als Katastrophenfilm betrachtet wohl weiter geht als irgendein Film zuvor und zugleich souverän auf so gut wie alles, was Katastrophenfilme ausmacht, verzichtet und sich ganz auf seine Hauptfiguren konzentriert, ein Meisterwerk, dessen Bilder, Töne und Stimmungen auch nach über zwei Monaten noch so präsent in meinem Kopf sind, wie es nur ganz selten einmal passiert. Ich weiß nicht, ob es am Ende des 21. Jahrhunderts die Menschheit noch geben wird und halte es eigentlich für unwahrscheinlich - wenn es sie (und das Kino) noch geben wird, dann wird nach meiner Überzeugung "Melancholia" zu den großen Filmen dieses Jahrhunderts gezählt werden.


2. The Tree of Life
Als Bilderrausch hinreißend und auch als Familiendrama gut - und doch habe ich es (wie ich schon direkt nach dem Kinobesuch schrieb) nur knapp geschafft, Terrence Malicks Film großartig zu finden, denn er schrammt nur um Haaresbreite am Esoterikquark vorbei. Aber da er die Kurve irgendwie doch kriegt, ist er summa summarum nicht nur ein großer, kraftvoller Film, sondern auch einer der Höhepunkte des Filmjahres 2011. Aber so sehr ich den Film auch bewundere, muß ich doch anmerken: in der Richtung, die er zuletzt eingeschlagen hat, sollte Malick lieber nicht noch weiter gehen. Das war ganz toll, aber mach das bloß nicht noch mal!

3. Nader und Simin
Ein überaus eindringliches Drama, getragen vor allem von einem klugen Drehbuch und einer durchweg überzeugenden Darstellerriege. Ein bewegender Film, der außerdem auf subtile Weise auch die Zustände in der iranischen Gesellschaft kritisiert.

4. Almanya - Willkommen in Deutschland
Ein überaus sympathischer Film, der allerlei Klischees aufs Korn nimmt und dabei auch formal einige reizvolle Einfälle vorzuweisen hat. Wobei der Film dann freilich keine reine Komödie ist, sondern besonders in der zweiten Hälfte doch einen ernsthafteren Ton anschlägt. Ich mochte diesen Film jedenfalls sehr, allein schon für die hinreißende Erklärung, was man unter "deutscher Leitkultur" zu verstehen hat.

5. Der Gott des Gemetzels
Ein zum Teil beklemmender, zum Teil aber auch zum Schreien komischer Kleinkrieg im Wohnzimmer, und vor allem wunderbar gespielt.

6. Midnight in Paris
Woody Allen nimmt den Zuschauer auf eine vergnügliche Zeitreise in die 20er mit und läßt allerlei Künstlergrößen jener Zeit auftreten. Für mich einer der besseren Allen-Filme und unbedingt einer der gelungensten von seinen jüngeren. Warum er trotzdem nur auf Platz 6 liegt? Ganz einfach, weil, dies (nach meinem Empfinden) eben ein starker Jahrgang war!

7. Jane Eyre
Eine ansprechende Literaturverfilmung, die nur wenig falsch und das meiste richtig macht.

Dann noch die weiteren Filme des aktuellen Kinojahres ohne Platzierung:

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2
Der zweite Teil konnte leider, jedoch erwartungsgemäß, das Niveau des ersten Teils nicht halten, sondern wird vor allem von Effekten geprägt, während manches von Reiz (besonders die Snape-Geschichte) im Schnelldurchgang abgehakt wurde. Einige gute Momente gab es aber trotzdem, und alles in allem entsprach der Film ungefähr meinen Erwartungen.

Source Code
Ein ordentlicher Science-Fiction-Film, der Realität hinterfragt und ethische Fragestellungen anschneidet, aber trotzdem so gut wie gar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Tom Sawyer
Eine weitere Literaturverfilmung, die einiges richtig, aber leider auch jede Menge falsch macht. Und das ist vor allem auch deshalb schade, weil ich besonders von den beiden Jungen, die Tom und Huck spielen, wirklich angetan war.

Eine vernünftige Lösung
Ein tragikomisches Beziehungsdrama um zwei Ehepaare, wobei es zu einer Affäre zwischen zwei der vier Beteiligten kommt. Kein wirklich schlechter Film, aber einer, der so gar keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Schon im letzten Jahr sah ich außerdem noch

Bibliotheque Pascal,
der mich aber damals recht ratlos zurückgelassen hat, und ich hatte auch nie wirklich Lust auf einen zweiten Anlauf.

Das waren dann die Filme, die für den kino.ED 2011, wenn es ihn denn gegeben hätte, relevant gewesen wären. Traditionsgemäß habe ich an dieser Stelle auch immer noch meinen sonstigen Kinobesuchen entsprechenden Raum eingeräumt. Diese Mühe schenke ich mir dieses Jahr, und fasse mich in der Beziehung eher kurz.

Bei der Berlinale habe ich diesmal 16 Filme gesehen, mehr als je zuvor; allein sechs davon in der Bergman-Retrospektive. Im Rahmen dieser lief auch mein diesjähriger Berlinale-Favorit Skammen (Schande), den ich herausragend fand; aber auch Nattvardsgästerna (Licht im Winter) (der deutsche Titel ist übrigens idiotisch) und En lektion i kärlek (Lektion in Liebe) gefielen mir sehr.
Von den aktuellen Filmen, die ich bei der Berlinale sah, waren die folgenden drei meine persönlichen Favoriten:

Shanzha shu zhi lian (Under The Hawthorn Tree)
Wohl mein Liebling unter den aktuellen Berlinale-Filmen, ein Film, den ich so von Zhang Yimou gar nicht mehr erwartet hätte, und der mir den Glauben an seine Filme zurückgegeben hat. Eine ungemein zart erzählte Liebesgeschichte in den Zeiten der Kulturrevolution, womit dies auch Zhangs politischster (und kritischster) Film seit langem ist.

A Torinoi Lo (Das Turiner Pferd)
ist künstlerisch vielleicht noch wertvoller, hat mich persönlich aber weniger angesprochen als der zuvor genannte Film. Vom rein filmästhetischen Standpunkt aus ist der Film freilich eine Augenweide, er verlangt dem Zuschauer aber auch eine Geduld ab, die ich nicht immer aufbringen konnte.

Sehr stark fand ich auch noch:

On the Ice
Ein Drama über Schuld und Sühne im eisigen Alaska: sehr packend und dicht, mit hoher äußerer, mehr noch aber innerer Spannung.

(Zusammen mit den sieben "numerierten" Filmen aus dem regulären Kinoprogramm ergäbe das denn eine Top Ten für 2011, wobei ich bei der Reihenfolge unsicher bin. An den ersten beiden Plätzen würde sich aber nichts ändern).


Schwach fand ich dagegen Coriolanus, und Vampire war von allen 16 Filmen, die ich sah, der, auf den ich am leichtesten hätte verzichten können. Das freundlichste, was ich über diesen Film sagen kann, ist, daß ich bei Berlinale-Besuchen in früheren Jahren Filme gesehen habe, die ich noch schlimmer fand.

Sonstige Kino-Höhepunkte waren dann:

Blaubarts achte Frau

The Circus

Eine Landpartie

Der streunende Hund


Soweit also mein diesmal stark gekürzter Jahresrückblick.


Zum Abschluß noch ein paar Worte zu den einzelnen ED-Kategorien: Hier habe ich zwar auch ein wenig damit begonnen, Listen zusammenzustellen, aber da eben dies im Bewußtsein geschah, daß es einen richtigen ED diesmal wohl nicht geben wird, habe ich mir in den meisten Fällen auch nicht lange den Kopf über Platzierungen zerbrochen, sondern meistens nur überlegt, welcher Film bei mir den Spitzenplatz einnähme. Das Ergebnis sähe in etwa so aus:

BESTE REGIE:

1. Melancholia (natürlich, was sonst)
2. The Tree of Life
3. da bin ich schon unsicher: "Nader und Simin", "Almanya" oder vielleicht doch "Der Gott des Gemetzels"???

BESTES DREHBUCH:

Hier war es gar nicht so einfach, aber letztlich setzte sich auch hier mein Jahresfavorit knapp durch:

1. Melancholia
2. Nader und Simin
3. Midnight in Paris

Beim "Gott des Gemetzels" weiß ich letztlich nicht, inwieweit das Drehbuch sich vom Bühnenstück unterscheidet, deshalb tat ich mich hier auch mit einer Einschätzung schwer...

BESTER HAUPT- UND NEBENDARSTELLER:

Hier wäre ich wohl auch bei einem regulären ED in die Bredouille gekommen, da mir eine Entscheidung sehr schwer gefallen wäre. Daher nur mal kurz: ich fand Christoph Waltz als zynischen Anwalt in "Der Gott des Gemetzels" toll, ich fand Michael Fassbender in "Jane Eyre" ausgezeichnet (aber ist das eine kleine Hauptrolle oder eine große Nebenrolle?), ich war beeindruckt von Peyman Moaadi in "Nader und Simin", und ich war auch noch äußerst angetan von Louis Hofmann in "Tom Sawyer", um nur einige Darsteller zu nennen, die einen guten Eindruck bei mir hinterließen - aber eine Abfolge zu erstellen wäre mir schwer gefallen, und daher hätte ich hier vermutlich ohnehin kein Votum abgegeben, sondern mich auf die Ensemble-Sparte konzentriert.

BESTE HAUPTDARSTELLERIN:

1. Kirsten Dunst für "Melancholia"
Überragend. Und so überraschend, denn ich hatte vorher keine Ahnung, daß Frau Dunst zu einer solchen Leistung in der Lage ist.

2. Charlotte Gainsbourgh, ebenfalls "Melancholia"
3. wäre schon wieder schwierig: Leila Hatami, Jodie Foster, Kate Winslet oder Mia Wasikowska wären hier wohl alle in Frage gekommen.

BESTE SZENE:
wegen meines nicht so tollen Szenengedächtnisses tat ich mich mit der Sparte ohnehin immer schwer, auch hier nur zwei Favoriten:

1. Melancholia: Schlußszene
Überwältigend, insbesondere auch emotional überwältigend, eine Szene, die ganz widersprüchliche Gefühle in mir hervorrief, zermalmend und erlösend

2. Melancholia: Prolog
Filmkunst in höchster Vollendung

Ansonsten hätte ich vermutlich mit Szenen nur aus diesem Film eine Top Ten füllen können...

BESTES ENSEMBLE:
Hier gab es nun so einige vortreffliche Filme, auch durchaus typische Ensemblefilme. Insbesondere wären zu nennen:

1. Nader und Simin (Ensemble-Film par excellense)
2. Der Gott des Gemetzels
3. Melancholia
4. Almanya
5. The Tree of Life (besonders wegen der drei Jungs - so was von natürlich! Aber Brad Pitt ist auch sehr gut)

BESTE KAMERA:

außer Konkurrenz, aber "eigentlich" an der Spitze: A Torinoi Lo

1. The Tree of Life
2. Melancholia

Einen ZELLULOIDVERSCHWENDER habe ich im regulären Kinoprogramm nicht gesehen, der einzige Film, den ich so schlecht fand, daß ich in Versuchung hätte kommen können, war "Vampire" - aber der lief ja nicht im regulären Kinoprogramm, soweit ich weiß.

Mit Der GRÖSSTEN ENTTÄUSCHUNG sieht es ähnlich aus: "Tom Sawyer" war zwar eine Enttäuschung, aber ich war schon mit einer gesunden Prise Skepsis in den Film hineingegangen, und als Katastrophe empfand ich ihn nun auch wieder nicht.
Die wirklich größte Enttäuschung dieses Jahres war für mich DREILEBEN. Es ist mir unbegreiflich, warum es dafür soviel Lob von den professionellen Kritikern gibt. Haben die etwa alle die viel bessere Grenoble-Trilogie von Lucas Belvaux nie gesehen?

So ungefähr hätte also mein kino.ED-Votum ausgesehen!


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Gernguckers Gaben


Der geschätzte Kollege Gerngucker hat mir die Möglichkeit eröffnet, die folgenden Filme einmal kennenzulernen (was ich im Verlauf der Woche dann auch getan habe), wofür ich mich auch an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken möchte.


Die Wanderschauspieler
haben mich, ehrlich gesagt, wohl ein wenig überfordert... Jedenfalls tat ich mich unheimlich schwer damit, erst einmal richtig in den Film hineinzufinden, der dem Zuschauer ein sehr hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration abverlangt. Erzählt wird das Schicksal eine Gruppe von Wanderschauspielern, die immer dasselbe Schäferspiel aufführen, in den Wirren der Jahre von 1939 bis 1952. Dabei schildert der Film aber nicht nur deren deren Einzelschicksale, sondern ist auch als Historienfilm, oder wie man vielleicht besser sagen sollte, historisches Fresko angelegt, das ein wechselvolles Stück griechischer Geschichte selbst darstellt. Zudem lehnt sich der Familienkonflikt, zu dem es innerhalb der Schauspielergruppe kommt, an die Orestie des Äschylos an. Rein inhaltlich also schon mal ziemlich schwere Kost, und die komplexe, freilich auch virtuose Erzählweise von Theo Angelopoulos erleichtert den Zugang auch nicht gerade. Jedenfalls muß ich eingestehen, daß es doch eine Weile gedauert hat, bis ich mich in dem Film zurechtfand.
Auch mit dem Stil des Films mußte ich mich erst allmählich befreunden. Wie mir selbst vor kurzem bewußt geworden ist, ziehe ich die Werke der Regisseure, die den Schnitt als wesentliches Gestaltungsmittel einsetzen (dabei denke ich natürlich zunächst einmal an Hitchcock und sein Montage-Kino, wobei es schon kurios ist, daß ausgerechnet Hitch sich auf das Experiment Rope eingelassen hat), zumindest tendentiell den Werken jener Regisseure vor, die mit zum Teil extrem langen Einstellungen und insbesondere Plansequenzen arbeiten, wie Tarkowski, Tarr, in früheren Zeiten auch Renoir, oder eben Angelopoulos. Was zwar nicht heißt, daß ich mich nicht auch dafür begeistern könnte (schließlich mag ich ja z.B. die frühen Tarkowski-Filme sehr), aber es passiert deutlich seltener, und für gewöhnlich tue ich mich mit solchen Filmen deutlich schwerer. Woran das liegt? Vermutlich daran, daß ich ein ungeduldiger Mensch bin, der sich nicht leicht auf die Langsamkeit, die den eben angesprochenen Werken oft anhaftet, einlassen kann. Wie auch immer: Die Wanderschauspieler haben noch ein weiteres Stilmittel zu bieten, das mir nicht besonders zusagt: drei der Hauptfiguren sprechen längere Monologe (jeweils so sechs bis sieben Minuten, wenn ich es richtig mitbekommen habe) fast direkt in die Kamera; das erinnerte mich doch etwas an das mir (innerlich fremde) Konzept des epischen Theaters. Was sie da erzählen, ist allerdings sehr eindringlich, wie ich dann auch betonen möchte.
Nachdem ich dann endlich in den Film hineingefunden hatte, betrachtete ich ihn doch mit gewisser Faszination, da er fraglos formal makellos ist und es außerdem bemerkenswert ist, wie er seine verschiedenen Ebenen miteinander verflechtet, wobei es viele starke, bisweilen auch große Szenen gibt (ich denke da etwa an den Rachemord auf offener Bühne, der vom Theaterpublikum beklatscht wird); besondere Erwähnung verdient auch, wie Angelopoulos es (mehrmals) schafft, innerhalb einer Einstellung den fließenden Übergang zwischen verschiedenen Zeiten der Handlung herzustellen.
So fühlte ich mich am Ende der fast vier Stunden zwar einerseits restlos erschöpft, hatte aber doch das Gefühl, einen großen (und sehr vielschichtigen) Film gesehen zu haben. Ein Film, der Bewunderung verdient? Gewiß. Ein Meisterwerk? Ja, wohl auch dies. Ein Film, den ich fortan zu meinen persönlichen Favoriten rechnen werde? Sicher nicht.
Um den Film aber besser zu verstehen und gerade auch seine verschiedenen Ebenen tiefer zu durchdringen, muß ich ihn fraglos noch ein zweites Mal sehen. Irgendwann werde ich das wohl auch tun, es könnte aber sein, daß ich mir Zeit damit lasse.

Vor dem Regen
thematisiert die ethnischen Konflikte auf dem Balkan in den 90er Jahren, die sich bekanntermaßen in grauenhaften Kriegen und Massakern entluden, ist aber nicht so sehr ein Kriegsfilm, sondern eher ein Film über die zerstörerische Wirkung von Gewalt an sich, die sich wie eine ansteckende Krankheit immer mehr ausbreitet. Dabei erzählt der Film drei Episoden mit unterschiedlichen Hauptfiguren, die sich aber trotzdem zu einer Geschichte zusammenfügen, wobei die Episoden so angeordnet sind, daß der Film eine geradezu kreisförmige Struktur gewinnt (worin ich einen seiner größten Vorzüge sehe, da der Film letztlich einen tödlichen Kreislauf, aus dem es kein Entkommen gibt, darstellt). Dabei sind diese drei Episoden nicht gleichermaßen überzeugend, die mittlere, die in London spielt, fand ich deutlich schwächer als die beiden anderen. Insgesamt ist dies aber ein kraftvoller, freilich auch sehr bedrückender Film, der deutlich macht, wie überkommenene (und vor allem patriarchalische) Gesellschafstrukturen das Kilma schaffen, das dann zum Nährboden von (ethnischen) Konflikten und Gewalt wird. Ein sehenswertes (wenn auch stellenweise nur schwer erträgliches) Erstlingswerk, das Beachtung verdient hätte, tatsächlich aber wohl so gut wie überhaupt nicht mehr zu sehen ist.

Woody - Der Unglücksrabe
bzw. Take the money and run, wie der Film sehr viel passender im Original heißt, ist dagegen ein sehr vergnügliches Werk. Allens erste eigentliche Regiearbeit (vorher hatte er schon einen japanischen Film umgestaltet) enthält eigentlich schon alles, was sein weiteres Werk ausmacht: die Hauptfigur, der nichts im Leben so richtig gelingen will, die typischen Themen und auch die wesentlichen Stilmittel. In seinen späteren Filmen hat Allen das alles noch weiterentwickelt, verfeinert und letztlich verbessert, doch im Grundsatz ist hier schon alles Wesentliche vorhanden. Dabei wird im Stil einer Reportage die Geschichte eines Verlierers, der eher notgedrungen zum Verbrecher wird, obwohl das gar nicht seinem Naturell entspricht, mit viel Witz erzählt, wobei auch immer wieder mal Kriminal-, Gefängnis- oder Gangsterfilme parodiert werden. Ein Auftakt nach Maß, an dem ich meinen Spaß hatte.


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Jane Eyre (2011)


Charlotte Brontës Klassiker Jane Eyre gehört zwar nicht wirklich zu meinen Lieblingsbüchern, aber fraglos hat das Buch etwas, und so war ich auch sehr gespannt auf die neueste Verfilmung des Werkes (schon deshalb, um endlich mal rauszufinden, wie der Nachname der Hauptfigur ausgesprochen wird...).
Ich kenne keine der früheren Adaptionen des Werkes und weiß daher auch nicht, wie genau diese sich an den Roman gehalten haben, Cary Fukunagas Film jedenfalls folgt der Vorlage weitgehend getreu. Nun gibt es ja Leute, die es offenbar ganz entsetzlich finden, wenn eine Literaturverfilmung sich durch Werktreue auszeichnet (so wie es Leute gibt, die eine Operninszenierung um so besser finden, je weniger sie mit der eigentlichen Oper zu tun hat), während ich das (bekanntermaßen) ganz anders sehe. Insofern fand ich es sehr angenehm, mal einen Klassiker ohne "modernisierenden" Schnickschnack auf der Leinwand zu sehen. Allerdings erzählt der Film den größten Teil der Geschichte in einer Form einer Rückblende, in Abweichung vom Roman: immerhin, das funktioniert soweit ganz gut. Wirklich bedauerlich fand ich aber, daß von Janes Kindheit im Film nur ziemlich wenig zu sehen ist. Natürlich sind bei einem 650 Seiten langen Buch Ver(kürzungen) unvermeidlich, doch es sind einige der eindringlichsten und stärksten Passagen der Kindheitskapitel, die hier unter den Tisch gefallen sind - und da hätte ich eine um vielleicht 15 bis 20 Minuten längere Laufzeit gern in Kauf genommen.
Die darstellerischen Leistungen sind durch die Bank ausgezeichnet. Mia Wasikowska war mir vorher noch gar nicht bekannt, hat aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, Michael Fassbender ist ein ausgezeichneter Mr. Rochester, und Jamie Bell ist gut wie immer. Und Judy Dench entwickelt sich ohnehin mehr und mehr zur Königin der Nebenrollen.
Allerdings war mir der Film eine Spur zu düster, und dabei spreche ich nicht vom Ablauf der Handlung, sondern von der Fotografie (da passen dann die angeblich letzten Worte Goethes "Mehr Licht!"). Ansonsten ist am Film eigentlich alles stimmig, große inszenatorische Höhepunkte fehlen ein wenig, wirkliche Schwachpunkte aber auch. Eine wohl nicht überragende, aber durchaus ansprechende Literaturverfilmung, die vor allem von ihren ausgezeichneten Darstellern getragen wird.


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Anmerkungen zu zwei Filmen


Wieder mal zwei Kurzbesprechungen, eine davon zu einem meiner 100 Lieblingsfilme:

Die Zärtlichkeit der Wölfe
greift den authentischen Fall Fritz Haarmanns auf, der zwischen 1918 und 1924 zahlreiche Jungen bzw. junge Männer ermordete. Der Film orientiert sich aber nicht allein am realen Kriminalfall, sondern mindestens ebensosehr an diversen filmischen Vorbildern, neben manchen Vampirfilmen wäre hier auch Fritz Langs M (der seinerseits vom Fall Haarmann beeinflußt wurde) zu nennen, auf den in einer Szene sehr deutlich angespielt wird; dazu paßt auch die äußerliche Erscheinung Kurt Raabs in der Hauptrolle, in der er ein wenig wie eine Mischung aus Max Schreck in Murnaus Nosferatu und eben Peter Lorre im schon erwähnten M wirkt, während er dem historischen Fritz Haarmann überhaupt nicht ähnlich sieht. Das ist durchaus interessant anzuschauen, wobei sich mir aber doch nicht erschlossen hat, warum die Geschichte aus der Weimarer Zeit in die frühe Nachkriegszeit (und außerdem ins Ruhrgebiet) verlegt wurde. Die Zärtlichkeit der Wölfe ist mit Sicherheit kein Thriller, denn er reiht in einer spröden und eliptischen Erzählweise einzelne Szenen aneinander, die nicht wirklich dramatischen Höhepunkten entgegensteuern. Zumindest stellenweise beklemmend ist der Film trotzdem, weniger durch das, was er zeigt (obwohl es eigentlich nur zwei vergleichsweise drastische Szenen gibt), sondern mehr noch durch geschickte Aussaprungen im richtigen Moment. So sucht etwa in einer Szene ein kleiner Junge mit einer Mütze Haarmann auf; in der nächsten Szene verschenkt dieser die Mütze an andere Kinder, und man begreift dadurch, was mit dem Jungen geschehen ist - es ist der schrecklichste Moment des Films.
Insgesamt fand ich den Film schon interessant und auf seine Weise auch sehenswert, auch wenn ich ihn sicher nicht als Meisterwerk bezeichnen würde.

Lost Highway halte ich dagegen sehr wohl für ein Meisterwerk, wobei ich früher (und andernorts) schon so viel zu dem Film geschrieben habe, daß ich mich kurz fassen möchte. Auch beim fünften Sehen hat mich Lynchs filmisches Möbiusband erneut in seinen Bann geschlagen, und wieder einmal sind mir neue, kleine Details aufgefallen, die ich zuvor nicht bemerkt habe. Was die Frage der Interpretation betrifft, so scheint mir die Deutung, daß ein Mörder, der seine Schuld nicht ertragen kann, sich eine neue Identität erfindet, in dieser aber neuerlich in einen Abgrund aus Sex und Gewalt hineingezogen wird, noch immer eine der überzeugendsten zu sein; aber es gibt sicherlich auch noch andere Ansätze, so könnte sich der ganze Film an einem ähnlichen Ort wie der "Schwarzen Hütte" aus Twin Peaks abspielen, mit dem Mystery Man als dämonischem Hausherren. Auf alle Fälle ist dies wohl der Film im Lynch-Kosmos, der sich am stärksten mit dem filmischen Medium selbst auseinandersetzt (und vielleicht hat das Motiv der geheimnisvollen Videobänder ja Michael Hanekes ausgezeichneten Caché beeinflußt?), zugleich der wohl kälteste und trotz des schwarzen Humors, mit dem der Film gespickt ist, auch der finsterste. Ein Alptraum, der nach wie vor eine enorme Sogwirkung hat.


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Einmal Fernsehen, einmal Kino


Und hier meine neuesten Anmerkungen zu zwei kürzlich gesehenen Filmen, einmal im Fernsehen, einmal im Kino.

Die Schneekönigin
ist ein Film "nach Motiven" von Hans Christian Andersen, der einige Episoden aus dem berühmten Märchen enthält, diese aber in recht freier Form gestaltet. Außerdem erfindet der Film noch jede Menge hinzu, unter anderem einen kaltherzigen und geldgierigen Kommerzienrat, den es meines Erachtens nicht wirklich gebraucht hätte, und, schlimmer noch, einen Märchenerzähler, der zugleich eine der an der Handlung beteiligten Figuren ist, mich aber von Anfang an gestört hat. Aber nicht nur der Umgang des Films mit Andersens Märchen gefiel mir nicht so besonders, auch mit dem filmischen Stil konnte ich mich nicht wirklich anfreunden, da werden einzelne Zeichentrickeinstellungen (oder solche, in denen Realfilm und Zeichentrick kombiniert sind) eingestreut (etwas, was ich noch nie leiden konnte), und manches wirkte auch eher albern als märchenhaft. Ein paar starke Bilder gibt es dann zwar auch, aber zu wenig, um mich mit dem Film zu versöhnen. Russische bzw. sowjetische Filme haben mich schon oft schwer beeindruckt - dieser nicht.

Der Gott des Gemetzels
hat mir dagegen deutlich mehr zugesagt. Es gibt ja Cineasten, für die es kein schlimmeres Urteil über einen Film gibt als jenes, er sei "theaterhaft", und die demzufolge bei der Verfilmung von Bühnenstücken stets den Verrat am Kino wittern. Ein solcher Cineast bin ich nicht, schließlich basieren manche von mir heiß und innig geliebte Filme auf Bühnenstücken. Ein starkes Schauspiel aber gut zu verfilmen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben überhaupt, denn es gilt, zwei Gefahren gleichermaßen zu vermeiden: auf der einen Seite kann eine Filmversion eines Bühnenwerks schnell zum sterilen Abfotografieren sprechender Köpfe werden; will der Regisseur andererseits das Filmische seines Werks besonders betonen, etwa durch möglichst bizarre Kamerapositionen oder wilde Kamerafuchteleien, werden die wohlgesetzten Worte der Vorlage schnell von Bildern erschlagen, denen es an Substanz fehlt.
Diesen Balanceakt beherrschte wohl kein Regisseur besser als der große Sidney Lumet; aber auch Roman Polanski hat schon bewiesen, daß er dies sehr gut kann. Und er kann es, wie Der Gott des Gemetzels zeigt, immer noch. Ein Elfjähriger hat einen gleichaltrigen Jungen mit einem Stock geschlagen, wobei zwei Zähne draufgegangen sind. Die Eltern treffen sich, es wird eine einvernehmliche Erklärung abgefaßt, und das eine Paar ist im Begriff, wieder aufzubrechen, bleibt aber doch noch bei den Gastgebern hängen. Und dann kommt es zum immer heftiger werden Streit, der (besonders nach der Einnahme von Alkohol) chaotische Züge gewinnt, und hinter der rasant zusammenbrechenden kultiviert-zivilisatorischen Fassade werden Aggressionen, Raubtierinstinkte und die Lust an der Zerstörung sichtbar, wobei die ausgetauschten Gemeinheiten es durchaus mit denen in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? aufnehmen können. Doch so schlimm es auch ist, diese Entladung von Gehässigkeiten mitanzusehen, so komisch ist es auch, denn während sie ausrasten, demolieren alle vier Hauptfiguren, deren größte Gemeinsamkeit ihre Selbstgerechtigkeit ist, das Bild, wie sie von anderen gesehen werden wollen (und damit ihr Selbstbild), und aus Mücken werden ganze Elefantenherden gemacht. Dabei wechseln die sich bildenden Bündnisse ständig (die Ehepaare gegeneinander, die Männer gegen die Frauen, drei gegen einen...), alle reden viel Unsinn und streuen bisweilen etwas Vernünftiges ein, und man weiß auch als Zuschauer nicht so recht, auf wessen Seite man sich noch am ehesten stellen möchte, bis man am Ende zum Ergebnis kommt: die sind alle gleich schlimm, jeder auf seine (oder ihre) Weise. Das ist höchst amüsant, aber man sollte als Zuschauer nicht dem Fehler verfallen, sich über diese vier Figuren mit ihrem Zynismus, ihrer Selbstgerechtigkeit, ihrer Falschheit und ihrer lustvoll ausgelebten Bosheit zu stellen, den wer kann schon von sich behaupten, besser zu sein? Ich jedenfalls nicht!

Fazit: Eine wunderbar garstige, von vier fantastischen Darstellern getragene Satire.


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Tom Sawyer (2011)


Was Samuel Langhorne Clemens, besser bekannt als Mark Twain, wohl davon gehalten hätte, daß ausgerechnet die Deutschen, über deren "schreckliche Sprache" er sich mokiert hat, seinen Tom Sawyer verfilmen? Darauf läßt sich natürlich keine seriöse Antwort geben, ich für meinen Teil aber war zumindest neugierig, auch wenn ich von anderen Filmen der Regisseurin Hermine Huntgeburth bislang selten etwas gutes gehört hatte. Allerdings hatte ich auch noch keinen davon selbst gesehen, wollte mich davon also nicht zu sehr beeinflussen lassen, und da ich momentan gerade auch noch Mark Twains Autobiographie lese, war ich interessiert genug für einen Kinobesuch.
Ein paar Bedenken hatte ich natürlich schon: eine verjüngte Tante Polly etwa - würde das wirklich funktionieren?
Um es gleich zu sagen: ich fand den Film ziemlich schwach, bestenfalls mäßig. Das liegt aber nicht an den Darstellern, die machen ihre Sache nämlich recht gut, und Louis Hofmann als Tom Sawyer sowie Leon Seidel als Huckleberry Finn sind sogar ein ausgesprochener Glücksgriff, denn die beiden Jungen überzeugen von Beginn an in ihren Rollen. Daß Neuruppin nicht wirklich wie Missouri aussieht, ist auch kein allzu gravierendes Problem - das "Amerika" in Dancer in the Dark sah auch nicht echt aus, und wen hat das schon gestört? Nein, für die gravierenden Schwächen dieses neuen Tom Sawyer tragen von allem Huntgeburth und der Drehbuchautor Sascha Arango die Verantwortung.
Daß die Leinwandadaption eines Romans fast immer mit manchen Änderungen (vor allem Kürzungen) verbunden ist, ist klar. Daß ein Film auch seine eigenen Akzente setzen kann, ist auch klar. Die Frage ist eben immer, wie umsichtig ein Film(regisseur) dabei vorgeht und ob die eigenen Wege, die er einschlägt, sich als sinnvoll erweisen.
Tom Sawyer erweist sich dabei als typischer Fall der Verfilmung eines großartigen Buches, bei dem genau dieser Versuch ziemlich danebengeht. Daß der Film versucht, der Figur des Indianer-Joe mit Verständnis zu begegnen (und auch ein wenig Mitleid zu erwecken), ist durchaus lobenswert (zumal die Stellen bei Mark Twain, in denen er über Indianer schreibt, wohl die unangenehmsten seines Werkes sind); aber paßt es wirklich zu der Figur, daß er Tante Polly zu Hilfe eilt, wenn ihr gerade allerlei Dinge von einem Handkarren heruntergefallen sind? (Rhetorische Frage: ich finde, nicht.) Oder, um ein anderes Beispiel aufzugreifen: im Buch gibt es einige Szenen in der Schule, daneben noch eine in der Sonntagsschule. Das sind aber zwei verschiedene Sachen. Im Film ist davon nichts zu sehen (da verschmelzen der Reverend aus der Sonntagsschule und Mr. Dobbins, der im Film gar nicht auftaucht). Da Arango und Huntgeburth der Unterschied sicherlich bekannt ist, muß ich annehmen, daß sie ihn offenbar für nicht besonders wichtig hielten - das sehe ich aber anders, denn solche Ungenauigkeiten, um nicht zu sagen Schlampigkeiten gehen zu Lasten der Authentizität. Es ist ja auch ganz hübsch, wenn man einem Literaturklassiker einen emanzipatorischen Anstrich verpassen will, aber das sollte dann trotzdem noch stimmig sein. Wenn Becky Thatcher im Unterricht bei der Frage, was Männer und Frauen unterscheidet, danach fragt, warum Frauen nicht wählen dürfen, dann ist das einfach nicht glaubwürdig, denn ein Mädchen in Missouri kurz vor 1850 hat bestimmt nicht solche Fragen gestellt (wenn überhaupt, dann haben das allenfalls erwachsene Frauen getan, und bestimmt auch nur sehr wenige).
Es ließen sich noch mehr solcher Details erwähnen, Nuancen, die in ihrer Summe so zusammenwirken, daß einfach keine Atmosphäre entstehen will, die zu einer amerikanischen Kleinstadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts passen würde. Daß auch einige der schönsten Episoden des Romans verkürzt sind oder ganz oder den Tisch fallen, ist hinnehmbar, daß aber die meisten der neu erfundenen Szenen, von denen es mehrere gibt, recht aufgesetzt wirken, ist schon schlimmer. Auch von der Ironie und dem satirischen Biß des Romans ist kaum etwas zu spüren, Tom Sawyer ist eher als Mischung aus Abenteuer- und Familienfilm angelegt.
Insgesamt hat mich der Film, trotz einiger reizvoller Details, weitgehend unbefriedigt zurückgelassen, und ich fürchte sehr, daß der bereits abgedrehte Huck Finn ganz ähnliche Macken haben wird. Das ist sehr schade, weil hier eine gute Chance vertan wurde. Die beiden erfrischenden Hauptdarsteller würde ich allerdings gern in anderen (und hoffentlich besseren) Filmen wiedersehen.


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Mal wieder drei Filme...


Mal wieder Kurzkommentare zu drei Filmen, die gar nicht so kurz ausgefallen sind. Das muß sich (wegen des Zeitaufwands) mal wieder ändern...

Zoomer: Tim und Alex sind zwei recht verschiedene Freunde: Alex hat eine große Klappe und kommt gut bei den Mädchen an, ist dafür aber ein lausiger Schüler und wird von seinem ehrgeizigen Vater unter Druck gesetzt, während Tim zwar eine Menge von Mathe und Technik versteht, ansonsten aber eher schüchtern ist. Als Tims Mutter, die für ein Sicherheitstechnikunternehmen arbeitet, auf Dienstreise ist, bringen die beiden Jungs einige Überwachungskameras an sich und verteilen sie an allen möglichen Stellen in ihrer Schule: Alex hofft darauf, in einem wichtigen Test gut abzuschneiden, und außerdem spionieren sie ein Mädchen aus, an dem Tim interessiert ist.
Daß ihr Handeln natürlich zutiefst unmoralisch ist, ist den beiden Jungen zunächst kaum bewußt bzw. sie verdrängen den Gedanken daran. Erst die Ereignisse im weiteren Verlauf der Handlung führen sie allmählich zu dieser Erkenntnis, wozu auch beiträgt, daß sie manche Dinge erfahren, die sie lieber gar nicht gewußt hätten.
Obwohl im Zentrum von Zoomer also ein moralisches Problem steht, ist dies doch kein pädagogisierender Film mit erhobenem Zeigefinger, denn Zoomer ist durchaus temporeich inszeniert, es gibt mehrere Spannungssequenzen, die geschickt mit Mitteln wie Parallelmontage arbeiten; am Ende, wenn Tim in höchster Eile unterwegs ist, gibt es sogar so etwas wie eine kleine Actionszene. In der Summe ist dies ein Film, der Themen wie Privatsphäre und Überwachung(stechnik) kindgerecht aufgreift und dabei auch recht spannende Unterhaltung bietet.

Eine zauberhafte Nanny: Ein Witwer hat seine sieben Kinder nicht im Griff (und daß er mit ihnen über wichtige Dinge wie den Umstand, daß er kein Geld mehr hat und am Tropf der unsympathischen Tante seiner Frau hängt, nicht redet, verschlimmert die Sache). Nachdem sie die 17. Nanny vergrault haben, wird die Lage ernst, doch plötzlich steht Nanny McPhee vor der Tür, die im Vergleich mit ihren Vorgängerinnen den entscheidenden Vorteil auf ihrer Seite hat, daß sie zaubern kann. Schon bald müssen die Kinder einsehen, daß sich diese Nanny nicht so einfach loswerden läßt, und recht bald wird ihnen dann auch klar, daß es gar nicht so schlecht ist, eine solche Nanny zu haben.
Mich hat der Film recht gut unterhalten; mit Klamauk wird hier zwar nicht gerade gegeizt, aber das Maß läßt sich noch aushalten. Und durchaus reizvoll ist, wie sich das Verhältnis zwischen Nanny McPhee und der Rasselbande entwickelt. Wenn sie anfangs sagt, was für Lektionen sie ihnen beibringen werden, dann klingt das erst mal recht autoritär, doch wie sich im Verlauf des Films herausstellt, haben diese Lektionen fast immer eine andere Bedeutung als man zunächst annimmt. Und schließlich bringt diese Nanny die Kinder dazu, auch über Konsequenzen ihrer Handlungen nachzudenken und ihre Probleme sogar weitgehend selbst zu lösen - was dann das vielleicht großartigste Zauberkunststück ist.

WALL-E ist ein sehr gelungener und trotz stark dystopischer Züge auch schöner Animationsfilm mit einer stellenweise poetischen ersten Hälfte, die praktisch ohne Dialog auskommt, und einer sehr tempo- und ereignisreichen zweiten; der Film besteht also eigentlich aus zwei sehr verschiedenen kurzen Filmen. Dabei ist die erste Hälfte, die auf anrührende Weise das Leben des titelgebenden Müllroboters auf der verlassenen Erde und seine erwachende Liebe zu EVE, einem weiteren Roboter, der nach Lebensspuren auf der Erde sucht, schildert, die wohl außergewöhnlichere; dafür besticht die zweite Hälfte durch ihre bissige Darstellung einer im Zuge vollständiger Automatisierung degenerierten, untätigen und verfetteten Menschheit, die erst wieder lernen muß, etwas selbst zu erledigen, wobei dieser Teil auch mit sehr reizvollen Anspielungen auf berühmte Filme, allen voran Kubricks 2001 gespickt ist. So haben letztlich beide Teile des Films ihren besonderen Reiz: WALL-E gehört sicherlich zu den überzeugendsten Animationsfilmen der letzten Jahre.


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100 Lieblingsfilme


Wer mich kennt, kennt auch meinen immer wieder mal anfallartig ausbrechenden Listenwahn, und jetzt hat es mich gerade mal wieder erwischt, so daß ich - zum wiederholten Mal - eine Filme meiner 100 Lieblingsfilme zusammengestellt habe. Diejenigen, die mich schon aus meinen kino.de-Jahren kennen, haben vermutlich schon die eine oder andere meiner früheren Listen zu sehen bekommen und werden auch mit dieser neuesten Version eher wenige Überraschungen erleben, da meine Vorlieben im großen und ganzen zumindest über die Jahre hinweg doch ziemlich stabil sind. Trotzdem hat sich natürlich im Vergleich zur vorigen Version durchaus manches verändert, und wenn es dabei zu einzelnen Überraschungen kommen sollte, habe ich gewiß nichts dagegen. Interessanter ist die Liste sicher für diejenigen, die noch keine frühere Liste von mir gesehen haben.
Nun aber zur Frage: was genau ist letztlich ein Lieblingsfilm? Diese Liste ist nicht die Liste der besten oder bedeutendsten Filme (bzw. der Filme, die ich für die besten oder bedeutendsten halte); obwohl es mit einer Bestenliste sicherlich viele Überschneidungen gäbe, sähe dies insgesamt doch sehr deutlich erkennbar anders aus.
Ich habe für meine Liste Filme ausgewählt, die mir entweder auch bei mehrmaligem Sehen immer wieder gefallen haben (manche haben beim erneuten Sehen sehr gewonnen, so daß dies eher Fälle von Liebe auf den zweiten Blick sind), oder solche, die ich sehr gern noch einmal sehen würde. Dies macht vielleicht den Hauptunterschied zu früheren Listen aus: dort habe ich noch häufiger sehr beeindruckende Filme aufgeführt, die anzusehen aber eine solche Belastung bedeutet, daß ich mich dem nicht noch einmal aussetzen wollte (der Dokumentarfilm "Nacht und Nebel" wäre ein Beispiel dafür). Auch die neue Liste enthält so manchen Film, der alles andere als leichte Kost ist, aber keine guten Filme, die ich nicht noch einmal sehen möchte (war mal ein Diskussionsthema, das ich bei kino.de begonnen habe) mehr.
Die Auswahl zu treffen, war alles andere als einfach. Äußerst schwer etwa fiel es mir, Filmen gerecht zu werden, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe, und mancher ist wohl vor allem aus diesem Grund herausgefallen. Auch die Frage, ob man einen Film im Kino oder im Fernsehen gesehen hat, spielt eine Rolle. "Lawrence von Arabien" habe ich zwar schon mal gesehen, aber nur im Fernsehen, und das bedeutet, daß ich ihn nicht wirklich gesehen habe (und es ist sehr gut möglich, daß er daher auch eine Nennung in meiner Liste letztlich verpaßt hat).
Ansonsten spiegelt die Liste recht deutlich meine Vorliebe für manche Lieblingsregisseure wieder, und es wird wohl auch ein wenig sichtbar, welche Genres mich mehr interessieren und welche weniger. Manches an der fertigen Liste hat mich aber auch selbst überrascht, so etwa der Umstand, daß von allen Dekaden die 70er des vorigen Jahrhunderts zahlenmäßig am stärksten vertreten sind, obwohl ich nach meinem liebsten Filmjahrzehnt gefragt bestimmt nie die 70er genannt hätte. Ab und zu überrascht man sich eben selbst...
Im folgenden habe ich meine 100 Lieblingsfilme zweimal aufgeführt: einmal alphabetisch sortiert, und einmal chronologisch. Eine chronologische Sortierung finde ich auch daher besonders reizvoll, weil dann das Lesen der Liste gleich zum kleinen subjektiven Streifzug durch die Filmgeschichte wird.


Hier nun die aktuelle Liste meiner 100 Lieblingsfilme in alphabetischer Reihenfolge und unter Angabe der jeweiligen Regisseure:


Alexis Sorbas (Michael Cacoyannis)
Alien (Ridley Scott)
Amadeus (Milos Forman)
Die amerikanische Nacht (François Truffaut)
Andrej Rubljow (Andrej Tarkowski)
Ärger im Paradies (Ernst Lubitsch)
Arsen und Spitzenhäubchen (Frank Capra)
Auf Wiedersehen, Kinder (Louis Malle)
Das Auge (Claude Miller)
Eine auswärtige Affäre (Billy Wilder)
Avanti, Avanti (Billy Wilder)
Blaubarts achte Frau (Ernst Lubitsch)
Blue Velvet (David Lynch)
Casablanca (Michael Curtiz)
Charade (Stanley Donen)
Citizen Kane (Orson Welles)
Der Club der toten Dichter (Peter Weir)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Luis Buñuel)
Der dritte Mann (Carol Reed)
Einmal wirklich leben (Akira Kurosawa)
Der eiskalte Engel (Jean-Pierre Melville)
Ekel (Roman Polanski)
Der Elefantenmensch (David Lynch)
Eraserhead (David Lynch)
Erbarmungslos (Clint Eastwood)
Es war einmal in Amerika (Sergio Leone)
Die fabelhafte Welt der Amelie (Jean-Pierre Jeunet)
Fahrraddiebe (Vittorio De Sica)
Fanny und Alexander (Ingmar Bergman)
Fellinis Casanova (Federico Fellini)
Das Fenster zum Hof (Alfred Hitchcock)
Die Ferien des Monsieur Hulot (Jacques Tati)
Fight Club (David Fincher)
Gattaca (Andrew Niccol)
Goldrausch (Charles Chaplin)
GoodFellas (Martin Scorsese)
Der große Diktator (Charles Chaplin)
Große Vögel, kleine Vögel (Pier Paolo Pasolini)
Harold und Maude (Hal Ashby)
Hodder rettet die Welt (Henrik Ruben Genz)
I wie Ikarus (Henri Verneuil)
Im Westen nichts Neues (Lewis Milestone)
Immer Ärger mit Harry (Alfred Hitchcock)
Infernal Affairs (Andrew Lau, Alan Mak)
Is’ was, Doc? (Peter Bogdanovich)
Kagemusha (Akira Kurosawa)
King Kong und die weiße Frau (Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack)
Eine Komödie im Mai (Louis Malle)
Der Kontrakt des Zeichners (Peter Greenaway)
Leben! (Zhang Yimou)
Das Leben des Brian (Terry Jones)
Leoparden küßt man nicht (Howard Hawks)
Die letzte Flut (Peter Weir)
Lichter der Großstadt (Charles Chaplin)
Lost Highway (David Lynch)
M (Fritz Lang)
Manhattan (Woody Allen)
Marokko (Josef von Sternberg)
Mein Onkel (Jacques Tati)
Melancholia (Lars von Trier)
Der Mieter (Roman Polanski)
Panzerkreuzer Potemkin (Sergej Eisenstein)
Die Passion der Jungfrau von Orleans (Carl Theodor Dreyer)
Psycho (Alfred Hitchcock)
Ran (Akira Kurosawa)
Rashomon (Akira Kurosawa)
Rio Bravo (Howard Hawks)
Rom, offene Stadt (Roberto Rossellini)
Rosemaries Baby (Roman Polanski)
Die Rückkehr (Andrej Swjaginzew)
Schande (Ingmar Bergman)
Schindlers Liste (Steven Spielberg)
Das Schloß im Spinnwebwald (Akira Kurosawa)
Der schmale Grat (Terrence Malick)
Schreie und Flüstern (Ingmar Bergman)
Das Schweigen (Ingmar Bergman)
Das Schweigen der Lämmer (Jonathan Demme)
Sein oder Nichtsein (Ernst Lubitsch)
Short Cuts (Robert Altman)
Die sieben Samurai (Akira Kurosawa)
So finster die Nacht (Tomas Alfredson)
Solaris (Andrej Tarkowski)
Spiel mir das Lied vom Tod (Sergio Leone)
Die Spur des Falken (John Huston)
Stagecoach (John Ford)
The Straight Story (David Lynch)
Sunset Boulevard (Billy Wilder)
Tod in Venedig (Luchino Visconti)
Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone (Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker)
Der unsichtbare Dritte (Alfred Hitchcock)
Die Verachtung (Jean-Luc Godard)
Vertigo (Alfred Hitchcock)
Die Vergessenen (Luis Buñuel)
Viridiana ( Luis Buñuel)
Die Vögel (Alfred Hitchcock)
Wilde Erdbeeren (Ingmar Bergman)
Zeugin der Anklage (Billy Wilder)
Zombie (George A. Romero)
2001 - Odyssee im Weltraum (Stanley Kubrick)
Die zwölf Geschworenen (Sidney Lumet)

Hier noch einmal dasselbe in chronologischer Reihenfolge (wobei ich für die exakte Reihenfolge nicht die Hand ins Feuer legen möchte, und auch bei den Jahreszahlen gibt es teilweise abweichende Angaben, je nachdem, in welches Nachschlagewerk man hineinschaut):


Goldrausch (1925)
Panzerkreuzer Potemkin (1925)
Die Passion der Jungfrau von Orleans (1928)
Im Westen nichts Neues (1930)
Marokko (1930)
Lichter der Großstadt (1931)
M (1931)
Ärger im Paradies (1932)
King Kong und die weiße Frau (1933)
Blaubarts achte Frau (1938)
Leoparden küßt man nicht (1938)
Stagecoach (1939)
Der große Diktator (1940)
Die Spur des Falken (1941)
Citizen Kane (1941)
Sein oder Nichtsein (1942)
Casablanca (1942)
Arsen und Spitzenhäubchen (1944)
Rom, offene Stadt (1945)
Fahrraddiebe (1948)
Eine auswärtige Affäre (1948)
Der dritte Mann (1949)
Sunset Boulevard (1950)
Rashomon (1950)
Die Vergessenen (1950)
Einmal wirklich leben (1952)
Die Ferien des Monsieur Hulot (1953)
Das Fenster zum Hof (1954)
Die sieben Samurai (1954)
Immer Ärger mit Harry (1955)
Das Schloß im Spinnwebwald (1957)
Wilde Erdbeeren (1957)
Zeugin der Anklage (1957)
Die zwölf Geschworenen (1957)
Mein Onkel (1958)
Vertigo (1985)
Rio Bravo (1959)
Der unsichtbare Dritte (1959)
Psycho (1960)
Viridiana (1961)
Die Verachtung (1963)
Charade (1963)
Die Vögel (1963)
Das Schweigen (1963)
Alexis Sorbas (1964)
Ekel (1965)
Große Vögel, kleine Vögel (1966)
Andrej Rubljow (1966)
Der eiskalte Engel (1967)
Schande (1968)
Rosemaries Baby (1968)
2001 - Odyssee im Weltraum (1968)
Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
Harold und Maude (1971)
Is’ was, Doc? (1971)
Tod in Venedig (1971)
Avanti, Avanti (1972)
Solaris (1972)
Der diskrete Charme der Bourgeoisie (1972)
Schreie und Flüstern (1972)
Die amerikanische Nacht (1973)
Der Mieter (1976)
Fellinis Casanova (1976)
Eraserhead (1977)
Die letzte Flut (1977)
Zombie (1978)
Manhattan (1979)
Das Leben des Brian (1979)
I wie Ikarus (1979)
Alien (1979)
Der Elefantenmensch (1980)
Kagemusha (1980)
Der Kontrakt des Zeichners (1982)
Fanny und Alexander (1982)
Das Auge (1983)
Amadeus (1984)
Es war einmal in Amerika (1984)
Ran (1985)
Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone (1986)
Blue Velvet (1986)
Auf Wiedersehen, Kinder (1987)
Der Club der toten Dichter (1989)
Eine Komödie im Mai (1990)
GoodFellas (1990)
Das Schweigen der Lämmer (1991)
Erbarmungslos (1992)
Short Cuts (1993)
Schindlers Liste (1993)
Leben! (1994)
Lost Highway (1997)
Gattaca (1997)
Der schmale Grat (1998)
The Straight Story (1999)
Fight Club (1999)
Die fabelhafte Welt der Amelie (2001)
Infernal Affairs (2002)
Hodder rettet die Welt (2003)
Die Rückkehr (2003)
So finster die Nacht (2008)
Melancholia (2011)


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