Im DVD-Regal gestöbert... (Teil 2)
von Settembrini ·
20. Januar 2012, 20:54
Kategorie:
Filme
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Auch während der letzten Tage habe ich wieder so einige meiner DVDs angeschaut und hier sind nun die bereits verprochenen Kurzkommentare dazu:
Sanjuro
Ein erfahrener, aber mittelloser Samurai hilft neun jungen, naiven, mitunter sogar ein wenig tollpatschigen Samurai dabei, den von einem korrupten Beamten entführten Onkel eines der jungen Männer zu befreien. Der Film gehört zu Kurosawas humorvollsten und "leichtesten", wobei Spannung und Ironie in einem sehr ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Dabei berührt der formal gewohnt vorzügliche Film auch ethische Fragestellungen, und der Ronin muß am Ende einer Dame zustimmen, die sagte: "Die guten Schwerter sind die, die nicht gezogen werden".
Die verborgene Festung
Zwei Bauern haben (natürlich vergeblich) ihr Glück im Krieg gesucht und helfen nun eher unfreiwillig einem General dabei, eine Prinzessin und jede Menge Gold auf sicheres Territorium zu führen. Immer wieder versuchen sie dabei, möglichst viel für sich selbst herauszuschlagen, bringen sich aber meistens nur in Schwierigkeiten. Dadurch, daß der Film zum großen Teil aus der Sicht dieser beiden Antihelden (die zum Vorbild für R2D2 und C3PO wurden) erzählt ist, nimmt er unter den Samurai-Filmen Kurosawas eine Sonderstellung ein. Dabei ist Die verborgene Festung zum einen ein sehr unterhaltsamer (und spannender) Film, zugleich aber auch eine vorzügliche Charakterstudie der verschiedenen Figuren.
Alien
Ein Klassiker gleich zweier Genres. Die Besatzung eines Frachtraumschiffs wird von einem schleimigen Monster zunehmend dezimiert. Zum Meisterwerk wird der Film nicht so sehr durch die simple Story, sondern deren Umsetzung: das filmästhetische Niveau kann durchaus mit einem Film wie 2001 mithalten, die Ausstattung ist perfekt (wobei das von H.R. Giger entworfene Alien besonders hervorzuheben ist), und zudem versteht Ridley Scott es äußerst geschickt, Spannung zunächst zu erzeugen und diese dann zu halten: so zeigt er etwa das voll ausgewachsene Schreckensgeschöpf nur vergleichsweise selten (ähnlich wie Spielberg es mit dem Hai in Jaws tut), und den drastischsten Schockmoment platziert er in der Mitte des Films (hierin mit Hitchcocks Vorgehensweise in Psycho vergleichbar). Zur düsteren Atmosphäre des Films tragen aber auch seine dystopischen Qualitäten bei, denn der Konzern, in dessen Auftrag die Raumfahrer unterwegs sind, ist noch viel schrecklicher als das Alien.
Erbarmungslos
Nachdem ein Cowboy das Gesicht einer Prostituierten zerschlitzt und der Sheriff die Angelegenheit eher geschäftsmäßig und sehr zur Unzufriedenheit der Huren geregelt hat, setzen diese ein Kopfgeld auf den Cowboy und seinen (eigentlich weitgehend unschuldigen) Begleiter aus, das zahlreiche Revolderhelden anzieht. Einer von ihnen ist der alternde William Munny, der mit seiner von Mord, Gewalt und Suff geprägten Vergangenheit eigentlich schon gebrochen hat, aber das Geld braucht...
Ein meisterhafter und desillisionierender Spätwestern, in dem Gewalt keinerleich heroische Note mehr hat, sondern nur noch furchtbar ist: konsequenterwesie steht kein strahlender Held im Mittelpunkt, sondern ein alternder, von seinem spät erwachten Gewissen gepeinigter Mann, der von einem Freund, der zum schmutzigen Geschäft des Tötens nicht mehr in der Lage ist, und einem ebenso großmäuligen wie kurzsichtigen jungen Mann begleitet wird. Und wenn Munny sich am Ende wieder in den Revolverhelden von einst verwandelt, ist das keine Wiedergeburt eines Westernhelden, sondern ein grauenvoller Rückfall, und so reitet er schließlich auch konsequenterweise nicht in eine weite Landschaft unter einem Abendhimmel, sondern in regenverhangene Finsternis hinein. Auch sonst sind vor allem die Figuren des Films durchweg gelungen, wobei die verletzte Hure Delilah besondere Erwähung verdient: obwohl sie das eigentliche Opfer ist, ist ihr Auftreten viel versöhnlicher als das der anderen Prostituierten, wodurch sie eine Würde ausstrahlt, wie sie wohl keine andere Figur des Films besitzt. Ein düsteres Meisterwerk, in dem es aber trotzdem noch Raum für schwache Hoffnungsschimmer gibt: für mich Clint Eastwoods bester Film.
Rio Bravo
Innerhalb des Genres wohl der größte denkbare Gegensatz zu Erbarmungslos, ohne daß ich den Film deshalb weniger mögen würde: Rio Bravo stellt für mich vielmehr den glanzvollen Höhepunkt des klassischen Western dar. Die Story ist simpel und an sich nicht besonders interessant, doch Howard Hawks versteht es, eine gute Szene an die andere zu reihen und die einzelnen Episoden obendrein noch so gut miteinander zu verknüpfen, daß der Film nie abfällt und zu keinem Zeitpunkt langweilig wird: er kann es sich sogar erlauben, die Handlung einmal ganz stillstehen und zwei seiner Darsteller in einer Szene singen zu lassen, denn diese Szene paßt so gut zur Atmosphäre des Films, daß sie keinesfalls als Leerlauf erscheint. Ohnehin lebt Rio Bravo zum nicht geringen Teil von den vorzüglich (und teilweise geradezu liebevoll) gezeichneten Charakteren, und letztlich geht es auch gar nicht darum, ob Sheriff John T. Chance mit der bedrohlichen Situation fertig wird, sondern um seine Freundschaft mit seinem zum Trinker gewordenen Hilfssheriff, der die eigentlich zentrale Gestalt des herausragenden Films ist. Daß Hawks es dabei nicht nur versteht, die Spannung stets aufrecht zu erhalten, sondern in vielen Szenen zugleich noch zeigt, daß er auch einer der besten Komödienregisseure ist, steigert den Genuß an Rio Bravo noch: ein makelloser Film wie aus einem Guß, der im besten Wortsinn klassisch ist.
Sanjuro
Ein erfahrener, aber mittelloser Samurai hilft neun jungen, naiven, mitunter sogar ein wenig tollpatschigen Samurai dabei, den von einem korrupten Beamten entführten Onkel eines der jungen Männer zu befreien. Der Film gehört zu Kurosawas humorvollsten und "leichtesten", wobei Spannung und Ironie in einem sehr ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Dabei berührt der formal gewohnt vorzügliche Film auch ethische Fragestellungen, und der Ronin muß am Ende einer Dame zustimmen, die sagte: "Die guten Schwerter sind die, die nicht gezogen werden".
Die verborgene Festung
Zwei Bauern haben (natürlich vergeblich) ihr Glück im Krieg gesucht und helfen nun eher unfreiwillig einem General dabei, eine Prinzessin und jede Menge Gold auf sicheres Territorium zu führen. Immer wieder versuchen sie dabei, möglichst viel für sich selbst herauszuschlagen, bringen sich aber meistens nur in Schwierigkeiten. Dadurch, daß der Film zum großen Teil aus der Sicht dieser beiden Antihelden (die zum Vorbild für R2D2 und C3PO wurden) erzählt ist, nimmt er unter den Samurai-Filmen Kurosawas eine Sonderstellung ein. Dabei ist Die verborgene Festung zum einen ein sehr unterhaltsamer (und spannender) Film, zugleich aber auch eine vorzügliche Charakterstudie der verschiedenen Figuren.
Alien
Ein Klassiker gleich zweier Genres. Die Besatzung eines Frachtraumschiffs wird von einem schleimigen Monster zunehmend dezimiert. Zum Meisterwerk wird der Film nicht so sehr durch die simple Story, sondern deren Umsetzung: das filmästhetische Niveau kann durchaus mit einem Film wie 2001 mithalten, die Ausstattung ist perfekt (wobei das von H.R. Giger entworfene Alien besonders hervorzuheben ist), und zudem versteht Ridley Scott es äußerst geschickt, Spannung zunächst zu erzeugen und diese dann zu halten: so zeigt er etwa das voll ausgewachsene Schreckensgeschöpf nur vergleichsweise selten (ähnlich wie Spielberg es mit dem Hai in Jaws tut), und den drastischsten Schockmoment platziert er in der Mitte des Films (hierin mit Hitchcocks Vorgehensweise in Psycho vergleichbar). Zur düsteren Atmosphäre des Films tragen aber auch seine dystopischen Qualitäten bei, denn der Konzern, in dessen Auftrag die Raumfahrer unterwegs sind, ist noch viel schrecklicher als das Alien.
Erbarmungslos
Nachdem ein Cowboy das Gesicht einer Prostituierten zerschlitzt und der Sheriff die Angelegenheit eher geschäftsmäßig und sehr zur Unzufriedenheit der Huren geregelt hat, setzen diese ein Kopfgeld auf den Cowboy und seinen (eigentlich weitgehend unschuldigen) Begleiter aus, das zahlreiche Revolderhelden anzieht. Einer von ihnen ist der alternde William Munny, der mit seiner von Mord, Gewalt und Suff geprägten Vergangenheit eigentlich schon gebrochen hat, aber das Geld braucht...
Ein meisterhafter und desillisionierender Spätwestern, in dem Gewalt keinerleich heroische Note mehr hat, sondern nur noch furchtbar ist: konsequenterwesie steht kein strahlender Held im Mittelpunkt, sondern ein alternder, von seinem spät erwachten Gewissen gepeinigter Mann, der von einem Freund, der zum schmutzigen Geschäft des Tötens nicht mehr in der Lage ist, und einem ebenso großmäuligen wie kurzsichtigen jungen Mann begleitet wird. Und wenn Munny sich am Ende wieder in den Revolverhelden von einst verwandelt, ist das keine Wiedergeburt eines Westernhelden, sondern ein grauenvoller Rückfall, und so reitet er schließlich auch konsequenterweise nicht in eine weite Landschaft unter einem Abendhimmel, sondern in regenverhangene Finsternis hinein. Auch sonst sind vor allem die Figuren des Films durchweg gelungen, wobei die verletzte Hure Delilah besondere Erwähung verdient: obwohl sie das eigentliche Opfer ist, ist ihr Auftreten viel versöhnlicher als das der anderen Prostituierten, wodurch sie eine Würde ausstrahlt, wie sie wohl keine andere Figur des Films besitzt. Ein düsteres Meisterwerk, in dem es aber trotzdem noch Raum für schwache Hoffnungsschimmer gibt: für mich Clint Eastwoods bester Film.
Rio Bravo
Innerhalb des Genres wohl der größte denkbare Gegensatz zu Erbarmungslos, ohne daß ich den Film deshalb weniger mögen würde: Rio Bravo stellt für mich vielmehr den glanzvollen Höhepunkt des klassischen Western dar. Die Story ist simpel und an sich nicht besonders interessant, doch Howard Hawks versteht es, eine gute Szene an die andere zu reihen und die einzelnen Episoden obendrein noch so gut miteinander zu verknüpfen, daß der Film nie abfällt und zu keinem Zeitpunkt langweilig wird: er kann es sich sogar erlauben, die Handlung einmal ganz stillstehen und zwei seiner Darsteller in einer Szene singen zu lassen, denn diese Szene paßt so gut zur Atmosphäre des Films, daß sie keinesfalls als Leerlauf erscheint. Ohnehin lebt Rio Bravo zum nicht geringen Teil von den vorzüglich (und teilweise geradezu liebevoll) gezeichneten Charakteren, und letztlich geht es auch gar nicht darum, ob Sheriff John T. Chance mit der bedrohlichen Situation fertig wird, sondern um seine Freundschaft mit seinem zum Trinker gewordenen Hilfssheriff, der die eigentlich zentrale Gestalt des herausragenden Films ist. Daß Hawks es dabei nicht nur versteht, die Spannung stets aufrecht zu erhalten, sondern in vielen Szenen zugleich noch zeigt, daß er auch einer der besten Komödienregisseure ist, steigert den Genuß an Rio Bravo noch: ein makelloser Film wie aus einem Guß, der im besten Wortsinn klassisch ist.