Wieder mal Kurzkommentare zu meinen zuletzt gesehenen Filmen, wobei der erste großartig war, während die anderen alle - auf ganz verschiedene Weise - hinter meinen Erwartungen zurückblieben.
Die Austernprinzessin: Die Tochter eines mit Austern zum Milliardär gewordenen Amerikaners (der riesige Zigarren raucht, die an ein Luftschiff erinnern) randaliert, als sie liest, daß die Tochter eines Schuhfabrikanten sich vornehm verheiratet hat - denn natürlich will sie die Dame übertreffen! Da muß dann schon wenigstens ein Prinz her, und in dem völlig abgebrannten Prinz Nucki ist bald der richtige Kandidat gefunden; der schickt aber erst mal seinen Diener in den Milliardärspalast, was zu etwas Verwirrung führt, da dieser dann für Nucki gehalten wird.
Der Film steht wohl noch nicht ganz auf der Höhe von Lubitschs besten Tonfilmkomödien, trotzdem ist Die Austernprinzessin ausgesprochen amüsant und ideenreich. Dabei erweist sich die Titelfigur als äußerst selbstbewußt und emanzipiert, die schließlich den richtigen Prinzen sogar in einem von Milliardärstöchtern ausgetragenen Frauenboxkampf gewinnt. Lubitschs Inszenierung ist reich an visuellem Witz (wenn etwa Nuckis Diener auf einem komplizierten Muster auf dem Fußboden herumzulaufen beginnt, als man ihn im Palast ewig warten läßt), aber auch die Zwischentitel sind ungewöhnlich witzig. Ein sehr gelungener und vergnüglicher Film.
Boxhagener Platz: Die DDR im Jahr 1968: die Großmutter des 12jährigen Holger übt immer noch große Anziehungskraft auf Männer ihres Alters aus; einer davon, der alte Spartakusbund-Kämpfer Karl Wegner, gewinnt ihr Herz und freundet sich auch ein wenig mit Holger an, während ein anderer, ein alter Nazi, schon bald erschlagen gefunden wird, und es deutet sich an, daß Karl etwas damit zu tun hat...
Boxhagener Platz, der weitgehend aus Holgers Perspektive erzählt wird, hätte verschiedenes werden können: ein politischer Film über das Leben in der DDR, ein Jugendfilm, oder sogar ein Kriminalfilm mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Letztlich entscheidet er sich für die erste der genannten Möglichkeiten, braucht aber über eine Stunde dazu, wodurch der Film während seiner ersten zwei Drittel ein wenig unentschlossen wirkt und nur wenig fesselnd vor sich hin plätschert. Erst das letzte Drittel ist dann recht überzeugend und vermochte mich so aus der Langeweile, die der Film zunächst verbreitet, wieder herauszureißen. Letztlich aber zu spät, um noch einen wirklich eindringlichen Film daraus zu machen. Zudem muß ich leider noch anmerken, daß auch die formale Gestaltung des Films reichlich bieder ist. Es gibt manche Fernsehproduktionen, die wie Kino aussehen; auf der anderen Seite gibt es aber auch Kinofilme, die wie Fernsehen aussehen, und Boxhagener Platz gehört leider sehr entschieden zu dieser Kategorie. Ein (für mich zumindest) enttäuschender Film.
Oskar & Josefine: Die Beschreibung in der Programmzeitschrift ließ mich vermuten, daß der Film genau meine Baustelle sein müßte (zumindest, wenn es um einen netten kleinen Filmabend geht), denn die klang ungefähr so: zwei Kindern wird von einem Zauberer ein Amulett geschenkt (übrigens eine etwas ungenaue Beschreibung), mit dem sie durch die Zeit reisen können. So weit, so gut. Tatsächlich entsprach der Film dann aber doch nicht so recht diesen Erwartungen, aus verschiedenen Gründen: zum einen merkte ich, daß er als Fortsetzung zu einer Fernsehserie angelegt ist, deren Inhalt zu Beginn des Films in der denkbar knappsten Form zusammengefaßt wird: daher erweist sich die Unkenntnis dieser Serie als ein gewisses Manko beim Sehen des Films. Weitaus mehr hat mich aber gestört, daß diese Serie - der Titel Jesus und Josefine verrät es bereits - einen unübersehbaren religiösen Anstrich hat, und das ist auch in der Fortsetzung immer wieder zu spüren. (Iih...) Offen gestanden bin ich mir gar nicht sicher, ob ich mir den Film überhaupt angesehen hätte, wenn mir diese Dinge vorher bekannt gewesen wären.
Wenn man davon absieht, ist der Film eigentlich ganz nett anzuschauen. Er spielt auf recht unterhaltsame Weise mit den üblichen Zeitreisen-Paradoxien herum (wobei er aber logisch nicht immer konsequent ist). Über weite Strecken ist Oskar & Josefine ein vergnüglicher Kinderfilm, den ich aber letztlich doch nicht wirklich mochte, weil mir vor allem diese christlich angehauchten Untertöne enorm auf den Senkel gingen.
Nadja: Ein Vampirfilm in Schwarzweiß, der eher auf Stimmung und Atmosphäre als Schockeffekte setzt und in dessen Mittelpunkt ein Zwillingsgeschwisterpaar aus der Familie Dracula steht. Dabei spielt die Handlung auf durchaus reizvolle Weise mit den Genrekonventionen herum, ohne diese zu durchbrechen. Was mir an dem Film aber gar nicht gefallen hat, ist der Einsatz einer Videokamera; die damit aufgenommenen Teile des Films erinnern an die Aufnahmen, wie man sie von Überwachungskameras in U-Bahnhöfen kennt, und die Bildqualität ist dementsprechend mies. Leider macht der Film davon sehr reichlichen Gebrauch, was mir Nadja dann doch mehr als nur ein wenig verdorben hat. Die Verbindung von allerlei Geräuschen mit der Filmmusik, welche die Tonspur prägt, fand ich dagegen reizvoll, doch alles in allem gefällt mir Abel Ferraras ungefähr zur gleichen Zeit entstandener The Addiction deutlich besser. Executive Producer des Film ist übrigens David Lynch, der auch einen kurzen Auftritt im Film hat; von wirklicher Lynch-Atmosphäre bleibt Nadja aber trotzdem meilenweit entfernt.
Die Austernprinzessin: Die Tochter eines mit Austern zum Milliardär gewordenen Amerikaners (der riesige Zigarren raucht, die an ein Luftschiff erinnern) randaliert, als sie liest, daß die Tochter eines Schuhfabrikanten sich vornehm verheiratet hat - denn natürlich will sie die Dame übertreffen! Da muß dann schon wenigstens ein Prinz her, und in dem völlig abgebrannten Prinz Nucki ist bald der richtige Kandidat gefunden; der schickt aber erst mal seinen Diener in den Milliardärspalast, was zu etwas Verwirrung führt, da dieser dann für Nucki gehalten wird.
Der Film steht wohl noch nicht ganz auf der Höhe von Lubitschs besten Tonfilmkomödien, trotzdem ist Die Austernprinzessin ausgesprochen amüsant und ideenreich. Dabei erweist sich die Titelfigur als äußerst selbstbewußt und emanzipiert, die schließlich den richtigen Prinzen sogar in einem von Milliardärstöchtern ausgetragenen Frauenboxkampf gewinnt. Lubitschs Inszenierung ist reich an visuellem Witz (wenn etwa Nuckis Diener auf einem komplizierten Muster auf dem Fußboden herumzulaufen beginnt, als man ihn im Palast ewig warten läßt), aber auch die Zwischentitel sind ungewöhnlich witzig. Ein sehr gelungener und vergnüglicher Film.
Boxhagener Platz: Die DDR im Jahr 1968: die Großmutter des 12jährigen Holger übt immer noch große Anziehungskraft auf Männer ihres Alters aus; einer davon, der alte Spartakusbund-Kämpfer Karl Wegner, gewinnt ihr Herz und freundet sich auch ein wenig mit Holger an, während ein anderer, ein alter Nazi, schon bald erschlagen gefunden wird, und es deutet sich an, daß Karl etwas damit zu tun hat...
Boxhagener Platz, der weitgehend aus Holgers Perspektive erzählt wird, hätte verschiedenes werden können: ein politischer Film über das Leben in der DDR, ein Jugendfilm, oder sogar ein Kriminalfilm mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Letztlich entscheidet er sich für die erste der genannten Möglichkeiten, braucht aber über eine Stunde dazu, wodurch der Film während seiner ersten zwei Drittel ein wenig unentschlossen wirkt und nur wenig fesselnd vor sich hin plätschert. Erst das letzte Drittel ist dann recht überzeugend und vermochte mich so aus der Langeweile, die der Film zunächst verbreitet, wieder herauszureißen. Letztlich aber zu spät, um noch einen wirklich eindringlichen Film daraus zu machen. Zudem muß ich leider noch anmerken, daß auch die formale Gestaltung des Films reichlich bieder ist. Es gibt manche Fernsehproduktionen, die wie Kino aussehen; auf der anderen Seite gibt es aber auch Kinofilme, die wie Fernsehen aussehen, und Boxhagener Platz gehört leider sehr entschieden zu dieser Kategorie. Ein (für mich zumindest) enttäuschender Film.
Oskar & Josefine: Die Beschreibung in der Programmzeitschrift ließ mich vermuten, daß der Film genau meine Baustelle sein müßte (zumindest, wenn es um einen netten kleinen Filmabend geht), denn die klang ungefähr so: zwei Kindern wird von einem Zauberer ein Amulett geschenkt (übrigens eine etwas ungenaue Beschreibung), mit dem sie durch die Zeit reisen können. So weit, so gut. Tatsächlich entsprach der Film dann aber doch nicht so recht diesen Erwartungen, aus verschiedenen Gründen: zum einen merkte ich, daß er als Fortsetzung zu einer Fernsehserie angelegt ist, deren Inhalt zu Beginn des Films in der denkbar knappsten Form zusammengefaßt wird: daher erweist sich die Unkenntnis dieser Serie als ein gewisses Manko beim Sehen des Films. Weitaus mehr hat mich aber gestört, daß diese Serie - der Titel Jesus und Josefine verrät es bereits - einen unübersehbaren religiösen Anstrich hat, und das ist auch in der Fortsetzung immer wieder zu spüren. (Iih...) Offen gestanden bin ich mir gar nicht sicher, ob ich mir den Film überhaupt angesehen hätte, wenn mir diese Dinge vorher bekannt gewesen wären.
Wenn man davon absieht, ist der Film eigentlich ganz nett anzuschauen. Er spielt auf recht unterhaltsame Weise mit den üblichen Zeitreisen-Paradoxien herum (wobei er aber logisch nicht immer konsequent ist). Über weite Strecken ist Oskar & Josefine ein vergnüglicher Kinderfilm, den ich aber letztlich doch nicht wirklich mochte, weil mir vor allem diese christlich angehauchten Untertöne enorm auf den Senkel gingen.
Nadja: Ein Vampirfilm in Schwarzweiß, der eher auf Stimmung und Atmosphäre als Schockeffekte setzt und in dessen Mittelpunkt ein Zwillingsgeschwisterpaar aus der Familie Dracula steht. Dabei spielt die Handlung auf durchaus reizvolle Weise mit den Genrekonventionen herum, ohne diese zu durchbrechen. Was mir an dem Film aber gar nicht gefallen hat, ist der Einsatz einer Videokamera; die damit aufgenommenen Teile des Films erinnern an die Aufnahmen, wie man sie von Überwachungskameras in U-Bahnhöfen kennt, und die Bildqualität ist dementsprechend mies. Leider macht der Film davon sehr reichlichen Gebrauch, was mir Nadja dann doch mehr als nur ein wenig verdorben hat. Die Verbindung von allerlei Geräuschen mit der Filmmusik, welche die Tonspur prägt, fand ich dagegen reizvoll, doch alles in allem gefällt mir Abel Ferraras ungefähr zur gleichen Zeit entstandener The Addiction deutlich besser. Executive Producer des Film ist übrigens David Lynch, der auch einen kurzen Auftritt im Film hat; von wirklicher Lynch-Atmosphäre bleibt Nadja aber trotzdem meilenweit entfernt.