Vor einigen Jahren brachte der Belgier Lucas Belvaux eine faszinierende Filmtrilogie in die Kinos: alle drei Filme spielten zur gleichen Zeit in Grenoble, in jedem gab es zwei Hauptfiguren, die in den jeweils anderen beiden Filmen als Nebenfiguren in Erscheinung traten, und die Handlungen waren raffiniert miteinander verflochten, so daß man bestimmte Szenen mehrmals aus unterschiedlichen Perspektiven erleben konnte. Dabei war ein Film eine Komödie, der zweite ein Politthriller und der dritte ein Drama, und das ganze funktionierte bemerkenswert gut: jeder Film war schon für sich sehenswert, alle zusammen fügten sich geradezu zu einem komplexen Portrait der Stadt Grenoble zusammen.
Dreileben ist ein ähnlich angelegtes Experiment: auch hier spielen drei Filme zur gleichen Zeit am gleichen Ort und berühren einander an bestimmten Stellen. Ein wesentlicher Unterschied ist, daß im Fall von Dreileben jeder Film von einem anderen Regisseur inszeniert wurde: Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler. Ich war sehr gespannt darauf, da ich die Grundidee großartig fand. Die Flucht eines Sexualstraftäters ist es, die die drei Filme miteinander verbindet, wobei Petzolds Film von der Liebe zwischen dem jungen Johannes, der im Krankenhaus arbeitet, und einer Bosnierin erzählt, während es in Grafs Film um eine Psychologin geht, die nach Dreileben kommt, wobei sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, während Hochhäuslers Film sich auf die Flucht und Verfolgung des Straftäters konzentriert.
So weit, so gut: leider hat mir keiner der drei Filme wirklich gefallen. Petzolds Film verfolgte ich zunächst noch mit einem gewissen Interesse, obwohl seine karge, distanzierte Bildersprache es nicht gerade leicht macht, einen Zugang zu seinen Figuren zu finden. Letztlich hatte ich auch eben damit ein Problem: mir blieb dieser Johannes fremd, nicht nur emotional, sondern ich hatte auch nicht das Gefühl, wirklich viel über diesen jungen Mann erfahren zu haben. Als dramatischer Höhepunkt ist eine Eifersuchtsszene während einer Party angelegt, aber diese Szene wird meines Erachtens völlig unzureichend vorbereitet. So hinterließ der Film, der vielversprechend begann, einen doch eher mittelmäßigen Eindruck.
Mit Grafs Film erging es mir ähnlich: zum einen geht es eben um die persönlichen Beziehungen der Psychologin Jo, aber es wird auch ihre Mitwirkung bei der Suche nach dem geflüchteten Straftäter gezeigt, und dann erfährt man noch, daß sie zur Aufklärung eines Falls von verbrecherischen Tätigkeiten in den Reihen der Polizei selbst beiträgt. Genau das ist aber auch ein Problem des Films: da wird etwas angerissen, erweckt Neugier - und dann läßt der Film es wieder fallen. Gerade dies habe ich als Problem der gesamten Trilogie empfunden: immer, wenn irgend etwas Interessantes geschieht, dann wird es nicht wirklich weiterverfolgt. Sollen das vielleicht bewußt gesetzte Ellipsen sein? Immerhin setzt der zweite Film das private Drama, das er auch erzählt, recht solide (wenn auch am Ende vorhersehbar) um, trotzdem fand ich auch diesen Film alles in allem nur medioker.
Der dritte Film brachte dann den endgültigen Absturz: Szenen, die den Gejagten zeigen, welchseln sich mit solchen ab, in denen es um den Kommissar geht, und das tut der Film so, daß weder Interesse für den einen noch den anderen geweckt wird. Hochhäusler setzt auf düstere Atmosphäre, die aber nicht erzeugt, sondern lediglich behauptet wird.
Auch die Verbindungen zwischen den drei Filmen treten nur sehr sporadisch auf und weiten vor allem, wenn es sie gibt, nicht annähernd so den Blick, wie das bei Belvaux der Fall war. So bleibt mir nur festzuhalten, daß Dreileben für mich eine einzige Enttäuschung war und ich die drei Filme solchen Leuten, die Vorbehalte gegenüber dem deutschen Film haben, unmöglich empfehlen kann, denn diese Trilogie würde sie wohl eher verfestigen als abbauen.
Dreileben ist ein ähnlich angelegtes Experiment: auch hier spielen drei Filme zur gleichen Zeit am gleichen Ort und berühren einander an bestimmten Stellen. Ein wesentlicher Unterschied ist, daß im Fall von Dreileben jeder Film von einem anderen Regisseur inszeniert wurde: Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler. Ich war sehr gespannt darauf, da ich die Grundidee großartig fand. Die Flucht eines Sexualstraftäters ist es, die die drei Filme miteinander verbindet, wobei Petzolds Film von der Liebe zwischen dem jungen Johannes, der im Krankenhaus arbeitet, und einer Bosnierin erzählt, während es in Grafs Film um eine Psychologin geht, die nach Dreileben kommt, wobei sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, während Hochhäuslers Film sich auf die Flucht und Verfolgung des Straftäters konzentriert.
So weit, so gut: leider hat mir keiner der drei Filme wirklich gefallen. Petzolds Film verfolgte ich zunächst noch mit einem gewissen Interesse, obwohl seine karge, distanzierte Bildersprache es nicht gerade leicht macht, einen Zugang zu seinen Figuren zu finden. Letztlich hatte ich auch eben damit ein Problem: mir blieb dieser Johannes fremd, nicht nur emotional, sondern ich hatte auch nicht das Gefühl, wirklich viel über diesen jungen Mann erfahren zu haben. Als dramatischer Höhepunkt ist eine Eifersuchtsszene während einer Party angelegt, aber diese Szene wird meines Erachtens völlig unzureichend vorbereitet. So hinterließ der Film, der vielversprechend begann, einen doch eher mittelmäßigen Eindruck.
Mit Grafs Film erging es mir ähnlich: zum einen geht es eben um die persönlichen Beziehungen der Psychologin Jo, aber es wird auch ihre Mitwirkung bei der Suche nach dem geflüchteten Straftäter gezeigt, und dann erfährt man noch, daß sie zur Aufklärung eines Falls von verbrecherischen Tätigkeiten in den Reihen der Polizei selbst beiträgt. Genau das ist aber auch ein Problem des Films: da wird etwas angerissen, erweckt Neugier - und dann läßt der Film es wieder fallen. Gerade dies habe ich als Problem der gesamten Trilogie empfunden: immer, wenn irgend etwas Interessantes geschieht, dann wird es nicht wirklich weiterverfolgt. Sollen das vielleicht bewußt gesetzte Ellipsen sein? Immerhin setzt der zweite Film das private Drama, das er auch erzählt, recht solide (wenn auch am Ende vorhersehbar) um, trotzdem fand ich auch diesen Film alles in allem nur medioker.
Der dritte Film brachte dann den endgültigen Absturz: Szenen, die den Gejagten zeigen, welchseln sich mit solchen ab, in denen es um den Kommissar geht, und das tut der Film so, daß weder Interesse für den einen noch den anderen geweckt wird. Hochhäusler setzt auf düstere Atmosphäre, die aber nicht erzeugt, sondern lediglich behauptet wird.
Auch die Verbindungen zwischen den drei Filmen treten nur sehr sporadisch auf und weiten vor allem, wenn es sie gibt, nicht annähernd so den Blick, wie das bei Belvaux der Fall war. So bleibt mir nur festzuhalten, daß Dreileben für mich eine einzige Enttäuschung war und ich die drei Filme solchen Leuten, die Vorbehalte gegenüber dem deutschen Film haben, unmöglich empfehlen kann, denn diese Trilogie würde sie wohl eher verfestigen als abbauen.
Ich werde die Warnung im letzten Absatz befolgen und auf eine Sichtung von "Dreileben" zumindest vorerst verzichten.