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Herr Settembrini schaltet das Licht an

Oberlehrerhafte Ergüsse eines selbsternannten Filmpädagogen




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Die Frau in Schwarz



Der junge, seit der Geburt seines Sohn verwitwete Anwalt Arthur Kipps soll sich um eine Nachlaßangelegenheit kümmern und für ein Haus, das in der Nähe eines ungastlichen Dorfes auf einer kleinen Insel im Watt, die nur bei Ebbe zugänglich ist, liegt, einen neuen Käufer finden. Dabei geht es auch für Kipps um viel, den sein Chef gibt ihm deutlich zu verstehen, daß er nicht mehr weit vom Rauswurf aus der Kanzlei entfernt ist. Doch nach seiner Ankunft wird Arthur alles andere als freundlich empfangen, hat bald erschreckende Erscheinungen und stößt auf ein grausiges Geheimnis...
Die Frau in Schwarz ist ein im durchaus positiven Sinn altmodischer Horrorfilm. Regisseur James Watkins setzt nicht auf spektakuläre Schockeffekte, sondern auf Atmosphäre und klassische Genrezutaten wie das wenig einladende Dorf, ein unheimliches Spukhaus, bedrohliche Geräusche und das regelmäßige Erscheinen der titelgebenden Frau in Schwarz. Das funktioniert auch weitgehend, und mitunter gelingen Watkins wirklich beklemmende Momente: so gleich zu Beginn, wenn drei spielende Mädchen in einem Kinderzimmer zu sehen sind, die plötzlich in einer Art von Trance zu den Fenstern gehen, diese öffnen und hinausspringen. So stark wie diese Eröffnungssequenz ist der Film zwar nicht durchgehend, und insgesamt fand ich die erste Hälfte etwas gelungener als die zweite, doch alles in allem ist Die Frau in Schwarz ein sehr atmosphärischer und recht spannender Film, und auch Daniel Radcliffe macht seine Sache in seinem ersten Nach-Harry-Potter-Film recht ordentlich; getragen wird der Film aber vor allem von der Kameraarbeit und der Ausstattung, wobei der Umstand, daß der Film an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert spielt, der Atmosphäre durchaus zugute kommt. Freilich ist Die Frau in Schwarz kein Film, der aus seinem Genre herausragt; er will das aber auch gar nicht sein. Freunde klassischen Grusels dürften hier auf ihre Kosten kommen.




Den hat schon Bastro in einem seiner etwa 25 Blogs gelobt. Und da ich bekanntlich mit einer Splatter-Mutti gesegnet bin, werde ich mal über Daniel Radcliffe hinwegsehen und mir "The Woman in Black" zulegen, wenn er auf DVD zu haben ist. Ihr könnt euch ja nicht alle irren. :) Auch die Tatsache, dass ausgerechnet die erwähnte Mutti seit einigen Monaten bei Horror jeder Art in Schlummer verfällt, soll uns nicht weiter stören: Sie befindet sich gerade in jener Phase, in der man sich nach jugendlicher Romantik sehnt und Daniel Brühl als Mönchlein in "Vayas con Dios" anschmachtet. :D
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Ich stimme zu dass dieser Film elegant inszeniert und ausgestattet ist und durchaus Atmosphäre in den Gruselszenen, und nicht nur da, erzeugt. Der Verzicht auf alll zu plakative Schockeffekte und das Setzen auf meist langsamen Aufbau der Gruselszenen zahlen sich durchaus aus, ebenso dass in manchen Szenen die Anwesendheit des Paranormalen nur angedeutet wird.

Gleichwohl aber fand ich die gesamte Inszenierung nicht dermaßen stark, als dass sie über die m. E. maue und althergebrachte (oder meinetwegen: klassische) Erzählung hinwegtrösten könnten. Daniel Radcliffe haben wir wohl sehr unterschiedlich wahrgenommen. Ich fand seinen Auftritt völlig unbedarft.
Insgesamt würde ich THE WOMAN IN BLACK als knapp überdurchschnittlich bewerten.
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@Zodiac: Mittlerweile habe ich übrigens auch Bastros Besprechung gelesen und konnte mich darin sehr gut wiederfinden.

@Ubaldo: So weit auseinander liegen wir glaube ich gar nicht (außer vielleicht bei Radcliffe, aber das war auch früher schon so). Besonders originell ist das alles sicherlich nicht; aber das habe ich dem Film nicht besonders übel genommen, da es ohnehin kaum noch möglich ist, eine wirklich neue Geschichte zu erzählen (weil sie einfach schon alle erzählt sind). Wobei ich "Die Frau in Schwarz" zwar schon als sehenswert einstufen würde, aber nicht als herausragend, und ein gewisse Affinität für Gespenstergeschichten sollte man auch schon mitbringen.
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Ja, da stimme ich Dir durchaus zu: Im Grunde genommen sind schon alle erdenklichen Geschichten erzählt und alle erdenklichen Themen behandelt worden in Filmen. Man kann aber vielleicht neue, kreative Wege finden, eine Spukgeschichte zu erzählen. Oder man kann so einen starken Grusel erzeugen dass es für den Zuschauer nicht mehr ins Gewicht fällt dass er eine althergebrachte Geschichte erzählt bekommt. Für meinen Geschmack wurde in diesem Film das Paranormale zu sehr versucht zu erklären und zu erforschen (im Kern betrachtet tut der Protagonist ja genau das).
OK, das ist mein persönliches Problem, nicht das Problem dieses Films, der sich ja an die Konventionen seines Genres hält. Aber etwas kehr Mysterien, weniger Erforschung hätten dem Ganzen m.E. gut getan.
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Es gibt auch in der Literatur durchaus (mühsame) Beispiele, in denen das Paranormale bis zum Überdruss erklärt, oft sogar als reine Masche eines Bösewichts aufgedeckt wird. Trotzdem ziehe ich den "Gothic Horror" mit seinem beschränkten Arsenal den den Markt beherrschenden Slasher-Filmen vor, weil er sich immer wieder der Zeit anzupassen und sich ihrer Probleme anzunehmen vermag. Ich habe darüber im alten Tagebuch mal eine unerträglich lange Abhandlung geschrieben, als ich mich über "The Innocents" hermachte. - Freilich wären auch wesentlich weniger bedeutende Filme eine eingehendere Betrachtung wert. Was mich zum Beispiel immer wieder fasziniert: Das Christentum als notwendiger Hintergrund für diese Geschichten und sein deutliches "Erscheinen" in nun wirklich nicht überragenden Werken wie "The Gathering" oder dem britischen "Doctor Sleep". Ich muss mich der Angelegenheit unbedingt mal in meinem Blog annehmen. Aber das schreibe ich ja mit einer Regelmässigkeit, die selber bald unheimliche Züge annimmt... ;)
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In diesem Film spielt auch der Aberglaube eine große Rolle.
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