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Magical History Tour: The 39 Steps
von Antoine Doinel ·
22 Oktober 2013
Kategorie:
Über Filme
Aufrufe: 2.169
The 39 Steps Alfred Hitchcock SW 1935
Richard Hannay, ein Kanadier in London, lernt unter turbulenten Umständen in einer Music Hall,
der britischen Variante des Varietetheaters, eine attraktive Frau kennen. Sie bittet ihn, sie
mit nach Hause zu nehmen. Dort angekommen, faselt sie etwas von einer brandgefährlichen
Spionageorganisation namens 39 Steps, die dabei ist für GB lebenswichtige Militärgeheimnisse
aus dem Land zu schmuggeln, und dass deren diabolischer Chef im schottischen Hochland zu
finden ist. Schließlich landet sie doch noch in Hannays Bett, leider mit einem Messer im Rücken.
Womit Hannay aus seiner bürgerlichen Existenz gerissen wird, von der Polizei als Mörder
gesucht, verfolgt von den Agenten der 39 Steps, macht er sich auf den Weg nach Schottland, um
diese wiederzuerlangen.
Ich habe vor nicht all zu langer Zeit, den gleichnamigen Roman von John Buchan auf den
der Film äußerst lose (sehr zum Ärger des Autors) basiert, quergelesen. Es handelt sich dabei
um einen ziemlich trivialen und antiquiert wirkenden Abenteuerroman.
Dies alles trifft sich auf den Film nicht zu. Er ist ein fast abstraktes ja surreales und
filmtechnich innovatives Werk der
Angstlust, in dem der Held im atemberaubenden Tempo gefährliche, lustige
und auch erotische Episoden erlebt. Drei Frauen begegnet er dabei. Die erste ist bald
tot, und für sein Schlamassel verantwortlich. Die zweite rettet ihn vor der Polizei, und
auch unbewusst sein Leben. Die dritte schließlich, eine kühle Blonde, wie es sich
für Hitchcock gehört, kann er erobern.
So nebenbei gelingt Hitchcock in einer Episode auch ein geradezu herzzerreissndes Portrait
einer jungen lebenshungrigen Frau, die von ihrem weit älteren Mann schwerstens
unterdrückt wird. Ob da Alma Reville ihre Hände im Spiel hatte?
Und die absurde Episode, in der Hannay, gerade von der Polizei entkommen, in seiner
Verzweilung eine flammende, mit Begeisterung aufgenommene, Wahlrede halten muss,
die aber nur aus nichtssagenden Floskeln besteht, erinnert mich an die zeitgenössischen
Politik.
Am Ende geht es wieder nach London, und die 39 Steps und das Geheimnis, dass sie
außer Landes bringen wollen, entpuppen sich als das, was sie immer waren. Nur ein
Vorwand, ein McGuffin, um Hitchcock die Möglichkeit zu geben, mit sadistischer Lust
einem Mann die bürgerliche Existenz und die damit verbundenen Konventionen zu
rauben, und zu schaun was dann passiert.
Der Film war ungeheuer erfolgreich. Er ist auch der älteste Hitchcock den ich kenne, zählt
aber zu meinen (vielen) Lieblingsfilmen Hitchcocks. Er selbst hat später noch zwei weitere
Varianten dieses Grundschemas gedreht, Saboteur und North by Northwest.
Magical History Tour Alfred Hitchcock
Richard Hannay, ein Kanadier in London, lernt unter turbulenten Umständen in einer Music Hall,
der britischen Variante des Varietetheaters, eine attraktive Frau kennen. Sie bittet ihn, sie
mit nach Hause zu nehmen. Dort angekommen, faselt sie etwas von einer brandgefährlichen
Spionageorganisation namens 39 Steps, die dabei ist für GB lebenswichtige Militärgeheimnisse
aus dem Land zu schmuggeln, und dass deren diabolischer Chef im schottischen Hochland zu
finden ist. Schließlich landet sie doch noch in Hannays Bett, leider mit einem Messer im Rücken.
Womit Hannay aus seiner bürgerlichen Existenz gerissen wird, von der Polizei als Mörder
gesucht, verfolgt von den Agenten der 39 Steps, macht er sich auf den Weg nach Schottland, um
diese wiederzuerlangen.
Ich habe vor nicht all zu langer Zeit, den gleichnamigen Roman von John Buchan auf den
der Film äußerst lose (sehr zum Ärger des Autors) basiert, quergelesen. Es handelt sich dabei
um einen ziemlich trivialen und antiquiert wirkenden Abenteuerroman.
Dies alles trifft sich auf den Film nicht zu. Er ist ein fast abstraktes ja surreales und
filmtechnich innovatives Werk der
Angstlust, in dem der Held im atemberaubenden Tempo gefährliche, lustige
und auch erotische Episoden erlebt. Drei Frauen begegnet er dabei. Die erste ist bald
tot, und für sein Schlamassel verantwortlich. Die zweite rettet ihn vor der Polizei, und
auch unbewusst sein Leben. Die dritte schließlich, eine kühle Blonde, wie es sich
für Hitchcock gehört, kann er erobern.
So nebenbei gelingt Hitchcock in einer Episode auch ein geradezu herzzerreissndes Portrait
einer jungen lebenshungrigen Frau, die von ihrem weit älteren Mann schwerstens
unterdrückt wird. Ob da Alma Reville ihre Hände im Spiel hatte?
Und die absurde Episode, in der Hannay, gerade von der Polizei entkommen, in seiner
Verzweilung eine flammende, mit Begeisterung aufgenommene, Wahlrede halten muss,
die aber nur aus nichtssagenden Floskeln besteht, erinnert mich an die zeitgenössischen
Politik.
Am Ende geht es wieder nach London, und die 39 Steps und das Geheimnis, dass sie
außer Landes bringen wollen, entpuppen sich als das, was sie immer waren. Nur ein
Vorwand, ein McGuffin, um Hitchcock die Möglichkeit zu geben, mit sadistischer Lust
einem Mann die bürgerliche Existenz und die damit verbundenen Konventionen zu
rauben, und zu schaun was dann passiert.
Der Film war ungeheuer erfolgreich. Er ist auch der älteste Hitchcock den ich kenne, zählt
aber zu meinen (vielen) Lieblingsfilmen Hitchcocks. Er selbst hat später noch zwei weitere
Varianten dieses Grundschemas gedreht, Saboteur und North by Northwest.
Magical History Tour Alfred Hitchcock
Die simple Idee, den Protagonisten immer dann, wenn er die Wahrheit sagt anrennen zu lassen, ihn aber die absurdesten Situationen bestehen zu lassen wenn er lügt, ist großartig umgesetzt.